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Typisch Mann, typisch Frau

Typisch Mann, typisch Frau:

Geschlechtsspezifische Unterschiede in den Hirnstrukturen beeinflussen Persönlichkeitsbildung

Bestimmte
Hirnstrukturen können darauf hinweisen, ob Männer extrovertiert,
gewissenhaft und emotional stabil sind. Das deutet eine aktuelle Studie
an, der kürzlich im Fachblatt Cerebral Cortex erschien. Darin
hat der Neurowissenschaftler Professor Dr. med. Simon B. Eickhoff den
Zusammenhang zwischen der Persönlichkeit von Männern und der Menge an
grauer Substanz in Teilen des Gehirns untersucht. Bei Frauen, fand er
einen solchen Unterschied nicht. Die Ergebnisse könnten zukünftig dabei
helfen, Männer und Frauen mit psychischen Erkrankungen besser zu
behandeln.

Dass
sich bei Frauen kein Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und der Menge
an grauer Substanz zeigte, führt Eickhoff auf den Einfluss von
Geschlechtshormonen zurück. Während der Studie wurden Frauen in
verschiedenen Phasen des Zyklus`, sodass die Hormonkonzentrationen bei
den Untersuchungen stark variierten. Bei Männern dagegen schwankt der
Testosteronspiegel über eine längere Zeitspanne deutlich weniger.
Man
weiß seit längerem, dass Geschlechtshormone sowohl mit der
Persönlichkeit als auch der Neurobiologie verbunden sind“, erläutert
Eickhoff, der am Universitätsklinikum Düsseldorf arbeitet. Vermutlich
habe sich bei den Probandinnen wegen der unterschiedlichen
Hormonkonzentrationen kein Effekt gezeigt. „Wir vermuten außerdem, dass
bei Frauen die Persönlichkeit stärker von der Interaktion zwischen
Hirnregionen bestimmt wird und weniger durch das Volumen der grauen
Substanz in bestimmten Hirnarealen.“

Die
graue Hirnsubstanz, findet sich im Sulcus Parietooccipitalis, einer
Großhirnfurche zwischen Hinterhaupts- und Scheitellappen. Sie besteht
überwiegend aus den Zellkörpern von Nervenzellen des zentralen
Nervensystems. Die Ausläufer dieser Nervenzellen befinden sich in der
sogenannten weißen Substanz. Eickhoff entdeckte einen Zusammenhang
zwischen der Menge an grauer Substanz in der betreffenden Hirnregion und
Charaktereigenschaften wie Extrovertiertheit, Pflichtgefühl und
emotionaler Stabilität – aber eben nur bei Männern. Da die Region um den
Sulcus Parietooccipitalis im Zusammenhang gesehen wird mit Seh- und
Wahrnehmungsfunktionen sowie dem Gedächtnis und Impulskontrolle, könnten
Männer mit höherem Volumen an grauer Substanz auch in diesen Bereichen
bessere Leistungen zeigen. „Dies müsste aber noch einmal gezielt
untersucht werden“, schränkt der DGKN-Fachmann ein, dessen Studie sich
auf die Unterschiede zwischen Männern und Frauen konzentrierte.

Genderunterschiede
sind in der Vergangenheit oft vernachlässigt worden“, sagt der
Forscher. „Dabei unterscheiden sich Männer und Frauen nicht nur in Bezug
auf Verhalten und Persönlichkeitsmerkmalen. Auch die neuronalen
Korrelate von Persönlichkeitseigenschaften  weichen voneinander ab“,
hebt Eickhoff hervor, dessen Arbeit mit jeweils 182 Männern und Frauen
als Probanden die bisher mit Abstand größte ihrer Art ist. Als Verfahren
setzte er die sogenannte
Voxel-basierte
Morphometrie ein, bei der – vereinfacht gesagt – das Volumen an jeder
Stelle des Gehirns auf Basis von strukturellen MRT-Aufnahmen geschätzt
und dann analysiert wurde.

Der
Neurowissenschaftler will jetzt in weiteren Experimenten die
Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die Interaktion
zwischen Hirnregionen, die mit Persönlichkeit in Verbindung stehen,
untersuchen. Praktische Bedeutung könnten die Ergebnisse seiner Arbeit
haben bei der Frage, warum bestimmte psychische Erkrankungen häufiger
bei Männern beziehungsweise Frauen auftreten. „Psychische Erkrankungen
und Persönlichkeitsstruktur hängen eng zusammen“, sagt er. „Wenn wir
mehr darüber wissen, könnten sowohl Prävention als auch Therapie
entsprechend angepasst werden.“

Quelle:

Correlations Between Personality and Brain Structure: A Crucial Role of Gender

Laptops sind keine ideale Lernhilfe

Laptops sind keine ideale Lernhilfe
Handschriftliche Notizen fördern Verständnis eher

Princeton (pte011/25.04.2014/13:33) – Für immer mehr Studenten ist das Notebook ein Lernbegleiter, auf dem sie auch ihre Notizen währen Vorlesungen machen. Doch das ist einer aktuellen Studie zufolge gar nicht so gut. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Laptops auch bei korrekter Nutzung – also nicht zum Einkaufen auf Amazon während des Unterrichts – dennoch die akademische Leistung schmälern können", so Pam Mueller, Psychologin an der Princeton University http://princeton.edu . Um Konzepte wirklich zu begreifen und langfristig zu behalten, ist es immer noch besser, sie wirklich zu Papier zu bringen.

Wissen gehört auf Papier

Mobile Computer halten immer stärker in Hörsälen Einzug, was bisher vor allem aufgrund der potenziellen Ablenkung – durch Spiele, Shopping oder überschwänglichen Online-Medienkonsum – auf Kritik gestoßen ist. Doch die in Psychological Science http://pss.sagepub.com veröffentlichte Studie zeigt ein viel grundlegenderes Problem. Digitale Notizen scheinen nicht das ideale Mittel, wenn es darum geht, wirklich inhaltliche Konzepte zu verstehen, statt nur einfach Fakten zu behalten. Das hat ein Experiment mit 65 Studenten gezeigt, die sich Notizen zu ausgewählten TED Talks http://ted.com/talks entweder auf einem Laptop oder auf einem Notizblock machen durften.

Nach den Vorträgen, die nicht unbedingt alltägliche Informationen enthalten, mussten die Probanden Ablenkungen über sich ergehen lassen, darunter eine schwierige Gedächtnisübung. 30 Minuten nach dem eigentlichen Vortrag mussten die Studenten dann Fragen zum jeweiligen TED Talk beantworten. Ging es einfach nur um Fakten, war es egal, wie die Probanden mitgeschrieben hatten. Bei konzeptionellen Fragen ("Wie unterschieden sich Japan und Schweden in ihrem Zugang zu Gleichberechtigung in der Gesellschaft?") schnitten die Laptop-Nutzer hingegen deutlich schlechter ab.

Häufig Sinnloser Wortlaut

Die digitalen Notizen waren umfangreicher und haben Vorträge eher wörtlich wiedergegeben. Ersteres scheint zwar von Vorteil, Letzteres dagegen hinderlich für den Lernerfolg. Die Forscher vermuten, dass handschriftlich Mitschreibende Information direkt vorverarbeiten und daher Wichtigeres notieren. Daher kam etwas überraschend, dass Notebook-Nutzer auch dann merklich schlechter abschnitten, wenn sie explizit ermuntert wurden, wörtliches Mitschreiben zu unterlassen. Bei Tests eine Woche nach dem Vortrag hatten Studenten mit Notizen auf Papier erneut die Nase vorn. Wieder zeigte sich, dass wörtliche Mitschriften konzeptionellem Verständnis nicht dienlich scheinen.

"Ich glaube nicht, dass wir Menschen in Massen dazu bekommen, zum Notizblock zurückzukehren", sagt Mueller. Doch gibt es einige neue Stylus-Technologien, die vielleicht eher einen sinnvollen Zugang zu digitalen gespeicherten Notizen ermöglichen. Denn solche Geräte hätten auch den Vorteil "gezwungen zu sein, eingehende Information zu verarbeiten, statt sie nur gedankenlos aufzuschreiben". Jedenfalls sollten sich die Menschen bewusst vor Augen führen, wie sie Notizen machen – sowohl mit Blick auf das Medium als auch die Strategie.

14.11.2018: Martin Schulz bei Markus Lanz – Talkshow geht auch klug !

Lieber Markus Lanz,

ich hoffe, dass Ihre Redaktion meine Mail an Sie ausrichtet, denn mein Kompliment gilt Ihnen ganz persönlich.

Wir kennen uns, weil ich mindestens schon zweimal in Ihrer Sendung war. Eigentlich bin ich kein großer Freund dieser Talk-Sendungen, denn es erscheinen immer dieselben Figuren und man weiß vorher, wie die Diskussion ausfällt.

Gestern haben Sie mich eines besseren belehrt, denn es ist Ihnen gelungen, den waidwunden Martin Schulz in Ihre Sendung einzuladen. Ohne Schmuh, dieses Gespräch war eine der Sternstunden der deutschen Talk-Szene. Dafür bekommen Sie von mir nicht nur den virtuellen Grimme-Preis, sondern Sie haben sich an die Spitze aller Talkmaster katapultiert. Als ich noch beim WDR in redaktioneller Verantwortung war, hat Dr. Hans-Jürgen Rosenbauer, mein damaliger Hauptabteilungsleiter, die Talkrunde „Je später der Abend“ übernommen. Bisher erschien mir diese als Vorbild aller nachfolgenden Formate. Ab sofort stehen Sie an erster Stelle. Die redaktionelle Vorbereitung war enorm, was man an den vielen Einspielungen erkennen konnte, die letztlich auch Martin Schulz zu Erinnerungen führten, die er zunächst vergessen zu haben glaubte. Aber besonders imponiert hat mir Ihre knallharte Feinfühligkeit, die es Martin Schulz ermöglichte, sich endlich einmal so darzustellen, wie er wirklich ist, nämlich ein fantastischer Zeitgenosse, dem das Schicksal übel mitgespielt hat. Obwohl ich nicht unbedingt ein Freund der SPD bin, sie aber als Volkspartei unentbehrlich finde, haben Sie durch viele Nachfragen ihm ermöglicht, Hintergründe der Bredouille, in der sich die SPD befindet, objektiv darzustellen, wobei Sie die notwendige journalistische Distanz in vorbildlicher Weise gewahrt haben.

Auch das Gespräch mit Magdalena Neuner hat mir extrem imponiert. Mit Ihrer Mithilfe konnte sie endlich auch einmal zeigen, dass auch hochgefeierte Spitzensportler Menschen sind – einfach toll, wie Sie das gemanaget haben.
Dass mein Urteilsvermögen durchaus repräsentativ ist sehen Sie darin, dass mir am Samstag der Kulturpreis der Eduard-Rhein-Stiftung für mein Lebenswerk im Deutschen Museum in München überreicht wird. Auch Eduard Rhein galt mir als großes Vorbild. Er hat seinerzeit nicht nur als Ingenieur und Techniker die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auf der analogen Langspielplatte ganze Symphonien und Musikalben wiedergegeben werden konnten (mit der sogenannten Rheinschrift),  er wurde auch großartiger Journalist. Er schuf nicht nur die HÖR ZU, sondern war  hochgeachteter Kommentator, der politischen Szene. Obwohl HÖR ZU später von Springer übernommen wurde, hat er dieser Mediengruppe später die Leviten gelesen. Er war einer der ersten unabhängigen Journalisten. Eine Entwicklung, die das Schicksal auch mir einmal geboten hat, weshalb ich mich als Glückspilz bezeichne.

Viele Grüße
Ihr Jean Pütz

PS: Kompliment auch an den Redakteur, der die besagten Einspielfilme ausgesucht und bearbeitet hat

Fettsucht: Neubeurteilung der Gefährdung gefordert

Fettsucht: Neubeurteilung der Gefährdung gefordert
Mehr als 15 Jahre der Krankheit verdoppeln Sterberisiko
 
Übergewicht: Forscher sehen schwere Langzeitfolgen (Foto: pixelio.de, D. Schütz)

Victoria (pte011/24.08.2011/10:00) – Experten argumentieren, dass die Gefährdung der Gesundheit durch Fettsucht bislang drastisch unterschätzt wurde. Denn Risikoberechnungen haben sich bis dato nur auf die Gewichtszunahme konzentriert und außer Acht gelassen, wie lange das Übergewicht bestehen bleibt. Einer Studie der Monash University http://monash.edu.au nach hat jedes weitere Jahrzehnt Fettsucht das Sterberisiko mehr als verdoppelt. Das Team um Asnawi Abdullah schreibt im International Journal of Epidemiology, dass die neue Maßeinheit "Fettsuchtjahr" nötig ist. Ähnlich wie das Packungsjahr bei Rauchern soll diese eine weitere Quantifizierung ermöglichen.

Faktor Zeit entscheidend

Allein in Großbritannien ist ein Viertel der Erwachsenen übergewichtig. Eines von zehn Kindern unter elf Jahren ist fettsüchtig. Schreitet diese Entwicklung mit der derzeitigen Geschwindigkeit voran, werden in zehn bis 15 Jahren drei Viertel der Bevölkerung an den schädlichen Auswirkungen von Übergewicht zu leiden haben, schreibt die BBC. Die Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass der Preis höher sein wird, da diese Schätzungen den Faktor Zeit nicht berücksichtigen. Die aktuelle Studie weist nach, dass das Fettsuchtjahr eine direkte Auswirkung auf das Sterberisiko hat. Faktoren wie Alter oder der Grad der Fettsucht sind davon unabhängig zu sehen.

Die Wissenschaftler analysierten den Gesundheitszustand von 5.036 Amerikanern, die an der sogenannten Framingham Cohort Study http://www.framinghamheartstudy.org/participants/original.html teilgenommen hatten. Von ihnen wurden über Jahrzehnte alle zwei Jahre aktuelle Daten gesammelt. Das Sterberisiko stieg um sieben Prozent pro zwei zusätzliche Jahre, in denen diese Personen fettsüchtig waren. Fettsucht wurde mit einem BMI von 30 oder mehr definiert. 15 bis 25 Jahre Fettsucht verdoppelten das Sterberisiko im Vergleich zu Gesunden.

Verkürzte Lebenszeit prognostiziert

Das Sterberisiko verdreifachte sich für jene Personen, die länger als 25 Jahre extrem übergewichtig waren. Die Wissenschaftler warnen nun davor, dass Fettsucht inzwischen immer früher beginnt. Das bedeutet, dass die Kinder von heute mit einer niedrigeren Lebenserwartung zu rechnen haben als frühere Generationen. Heute sei der Beginn dieser Krankheit rund zehn Jahre früher anzusetzen. Der Bericht im International Journal of Epidemiology ist unter http://www.ije.oxfordjournals.org/content/40/4/985.abstract abrufbar.

 

Experten-Gruppe für Fusionsrechnungen eingerichtet

Spezialisten im IPP betreuen schnelle Computercodes / Unterstützung für Forscher aus ganz Europa

Mit einer Auftaktveranstaltung am 20. Mai 2009 nimmt im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching bei München eine Experten-Gruppe für Höchstleistungsrechnungen in der Fusionsforschung ihre Arbeit auf. Das mit finanzieller Hilfe der Europäischen Union im IPP eingerichtete "High-Level-Support-Team" soll die Wissenschaftler des europäischen Fusionsprogramms dabei unterstützen, ihre Rechencodes für die Bearbeitung auf Supercomputern tauglich zu machen.

Ziel der Fusionsforschung ist es, ähnlich wie die Sonne aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie zu gewinnen. Um das Fusionsfeuer zu zünden, muss es gelingen, den Brennstoff – ein extrem dünnes, ionisiertes Wasserstoff-Gas, ein "Plasma" – stabil und gut wärmeisoliert in Magnetfeldern einzuschließen und auf Temperaturen über 100 Millionen Grad aufzuheizen. Das komplexe Plasmaverhalten erkundet man auf experimentellem Weg in zahlreichen Fusionsanlagen. Nächster großer Schritt ist der internationale Fusionstestreaktor ITER (lat. "der Weg"), der zurzeit in weltweiter Zusammenarbeit in Cadarache/Südfrankreich aufgebaut wird. Aber auch die rechnerische Beschreibung der Fusionsplasmen hat eine bemerkenswerte Leistungsfähigkeit erreicht. Langfristiges Ziel ist es, die Vorgänge in einem Fusionsplasma – darunter turbulente Bewegungen im Plasma, Vorgänge in der Plasmarandschicht oder die Wirkung verschiedener Heizverfahren – vollständig auf dem Rechner simulieren zu können.

Abgesehen vom physikalischen Verständnis sind für solche Simulationen schnelle Höchst-leistungsrechner nötig: Der HPC-FF (High Performance Computer for Fusion) mit einer Rechenleistung von 100 Teraflop/s, also rund hundert Billionen Rechenschritten pro Sekunde, wird demnächst im Forschungszentrum Jülich für Fusionsforscher aus ganz Europa verfügbar sein. Ein gut zehnfach schnellerer Petaflop-Rechner soll ab 2012 in japanisch-europäischer Kooperation für das Internationale Fusionsforschungszentrum (IFERC) in Rokkasho beschafft werden. Je schneller die Computer große Datenmengen verarbeiten können, desto anspruchsvollere Probleme lassen sich lösen: Mit einem Petaflop-Rechner sollten Simulationen über das volle Volumen des 800 Kubikmeter großen ITER-Plasmas möglich werden.

Um über 100 Billionen Rechenschritte in einer Sekunde abzuarbeiten – einige Millionen Jahre lang würde dies per Taschenrechner dauern – nutzen die modernen Superrechner zehntausende von Prozessoren gleichzeitig. Für solche "massiv parallelen Systeme" sind die Rechencodes der Plasmatheoretiker jedoch nicht von vorneherein geeignet. Um die enorme Leistungsfähigkeit der Computer richtig ausnutzen zu können, müssen daher die Spezialisten in Garching die Programmierung mit raffinierten mathematischen Methoden genau auf die verteilte Rechenkapazität zuschneiden. "Fünf Mitglieder der Expertengruppe werden im IPP und im Rechenzentrum Garching arbeiten, die beide auf dem Gebiet der Computational Physics langjährige Erfahrung besitzen. Vier weitere Mitarbeiter sind in anderen europäischen Fusionslaboratorien zu Hause", erklärt Prof. Dr. Sibylle Günter, Leiterin des IPP-Forschungsbereiches ‚Tokamaktheorie‘ und Vorsitzende des HPC-Rates.

Aufgabe des HPC-Rats ist es unter anderem, den optimalen Gebrauch des Jülicher Rechners sicherzustellen: "Mit HPC-FF in Jülich und der Expertengruppe im IPP in Garching ist die europäische Fusionsforschung mit den nötigen Werkzeugen und Kenntnissen ausgestattet, um die ITER-Experimente effektiv vorzubereiten und auszuwerten. Und wir können jetzt numerische Modelle erarbeiten, die zum Entwerfen eines Demonstrationskraftwerks gebraucht werden", meint Prof. Günter. Ziel ist es außerdem, die europäischen Fusionstheoretiker für die kommende Computer-Generation, die Petaflop-Rechner, fit zu machen: "Dazu müssen wir jetzt mit dem Training der Wissenschaftler und der Weiterentwicklung der Rechencodes beginnen."

Während der Auftaktveranstaltung am 20. Mai im IPP stellen sich die ersten Theorie-Projekte vor, die der HPC-Rat aus zahlreichen aus ganz Europa eingegangenen Anträgen zur Optimierung ausgewählt hat. Zunächst für vier Jahre wird das HPC-Projekt im Rahmen des European Fusion Development Agreement (EFDA) finanziert, dann steht die Entscheidung über eine Verlängerung an.

 

Fischbestände schützen, nachhaltige Fischerei stärken

Fish Dependence Day 2015: Fischbestände schützen, nachhaltige
Fischerei stärken

 

Bremen/
Berlin, 1.4.2015. Ab Ostermontag (6.4.) ist Fischverzehr in Deutschland
rechnerisch nur noch durchEinfuhren
gedeckt. Die Fänge der deutschen Fischer sind dann aufgebraucht. Auf
europäischer Ebene sieht es ähnlich aus: Schon jeder zweite in Europa
konsumierte Fisch wird außerhalb der EU gefangen. Das bedroht besonders
Kleinfischer und damit traditionell vom Fischfang lebende Küstengemeinden in
Entwicklungsländern. Darauf weisen Brot für die Welt, Fair Oceans und Slow Food
hin. Die Organisationen appellieren an die Bundesregierung, sich für ein
nachhaltiges Fischereimanagement in Europa im Rahmen der neuen Gemeinsamen
Fischereireform, einen verantwortungsvollen Fischkonsum und eine Fischerei- und
Handelspolitik einzusetzen, die die Interessen der Menschen in
Entwicklungsländern wahrt.

Über
1,1 Mio. Tonnen Fisch und Meeresfrüchte werden pro Jahr in Deutschland verzehrt,
doch nicht einmal eine Viertelmillion Tonnen werden unter deutscher Flagge
gefangen oder hier in Teichen und Aquakulturbetrieben produziert. Dieses hohe,
nur auf dem Weltmarkt zu deckende Konsumniveau trägt global zur Überfischung
bei.

Ursula
Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: �Es gibt über 25.000 genießbare Fischarten, aber nur
etwa 20 finden sich in unseren Fischtheken. Eine Alternative bieten regionale,
oft nicht so bekannte Fischsorten wie etwa die Schleie. Vielfalt auf dem Teller
kann helfen, die Vielfalt im Wasser zu schützen.� Aquakulturen, die die hohe
Nachfrage decken sollen, sind jedoch keine Lösung. Hudson: �Aquakultur ist fast
immer Massentierhaltung. Fische werden mit Fischmehl gemästet, für das Fische
verarbeitet werden. Das ist in keiner Weise nachhaltig.�

Seitdem
die Fernfangflotte der EU auf allen Weltmeeren kreuzt, verschafft sie sich über
Lizenzen einen direkten Zugang zu den lukrativsten Fischgründen und konkurriert
mit Kleinfischern um die begrenzten Bestände. Das trifft vor allem die, für die
Fisch wichtige und oft einzige Eiweißquelle ist: Küstenanrainer in
Entwicklungsländern. Francisco Marí, Referent für Fischerei und Agrarhandel bei
Brot für die Welt: �Fischereiabkommen mit Entwicklungsländern dürfen nicht dazu
führen, dass die einheimische Bevölkerung mangelernährt ist. Wir können uns auch
ohnederen Fisch ausgewogen ernähren, die
Menschen dort können das jedoch nicht.�

Von
den mehr als zwei Millionen Tonnen Fisch, Meeresfrüchten und Fischmehl, die
jährlich von der deutschen Fischereiwirtschaft verarbeitet werden, durchläuft
ein erheblicher Anteil die Betriebe des Bundeslandes Bremen. Allein die in
Bremerhaven produzierten Fischstäbchen reichen aneinander gelegt mehrmals um die
Erde. Kai Kaschinski, Projektleiter Fair Oceans: �Obwohl Bremen mit seinem
Engagement als Hauptstadt des Fairen Handels und der Initiative BioStadt für
regionalen, nachhaltigen und fairen Konsum wirbt, erfüllt die
Fischereiwirtschaft, einer der zentralen Zweige der ansässigen
Ernährungsbranche, bisher keines dieser Kriterien.�

Der
Fish Dependence Day wird jährlich von der britischen New Economics Foundation
(nef) ermittelt. Den Bericht über den aktuellen Stand der Selbstversorgung mit
Fisch und Meeresfrüchten in den EU-Mitgliedsstaaten gibt es ab dem 7.4. unter www.neweconomics.org

Kontrollierter Herzinfarkt

fzm – Normalerweise ist ein Herzinfarkt ein lebensgefährliches Ereignis, das die Pumpfunktion des Herzens gefährdet und eine sofortige medizinische Behandlung erfordert. Bei einer seltenen Herzerkrankung verursachen die Ärzte jedoch in voller Absicht einen Herzinfarkt, um die Herzleistung der Patienten zu verbessern. Eine jetzt in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) veröffentlichte Studie zeigt, dass diese Therapie langfristig erfolgreich ist.

Die Patienten, die seit 1996 am Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen mit einem "kontrollierten Herzinfarkt" behandelt werden, leiden an einer hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie. Es handelt sich um die angeborene Variante einer Herzmuskelerkrankung die Kardiomyopathie, bei der es zu einer krankhaften Vergrößerung der Wand (Septum) zwischen den beiden Herzkammern kommt. Dies hat im fortgeschrittenen Stadium eine Einengung im Ausführungsgang zur Hauptschlagader zur Folge. Sie behindert zunehmend die Herzleistung. Die Patienten leiden, zunächst nur unter Belastung, später auch in Ruhe, unter Luftnot. Außerdem leben sie in der Angst, dass Herzrhythmusstörungen jederzeit den plötzlichen Tod herbeiführen können.

Anfangs kann den Patienten noch mit Medikamenten geholfen werden, später wurde bisher eine Operation notwendig. Dabei entfernt der Herzchirurg mit dem Skalpell den Teil des Herzmuskels, der den Ausführungsgang einengt. Diese Myektomie ist eine riskante Operation, die auch heute noch ein bis zwei Prozent der Patienten nicht überleben. Früher starben bis zu 20 Prozent.

Unter der Katheterbehandlung hat es in Bad Oeynhausen seit 2000 keine Todesfälle mehr gegeben, berichten der Kardiologe Privatdozent Lothar Faber und Kollegen. Dabei ist die perkutane transluminale septale Myokard-Ablation (PTSMA), wie die Behandlung heißt, nicht ohne Risiken. Die Ärzte führen durch die Haut einen Katheter in die Schlagader ein, den sie innerhalb des Gefäßes bis in jene Arterie vorschieben, welche das Septum mit Blut versorgt. Durch Injektion weniger Milliliter reinen Alkohols wird das Gefäß verödet. Wie beim Herzinfarkt stirbt danach ein Teil des Herzmuskels ab – in diesem Fall aber mit der günstigen Folge, dass das Septum sich verdünnt, das Hindernis beseitigt und die Herzleistung verbessert wird.

Die Therapie war anfangs umstritten, doch die Langzeitergebnisse zeigen, dass der "therapeutische Herzinfarkt" effektiv und sicher ist. Bis 2005 wurden in Bad Oeynhausen 347 Patienten behandelt. Vor der Operation waren die Patienten stark in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Heute sind neun von zehn Patienten in Ruhe beschwerdefrei, schreiben die Autoren. Das Septum hat sich verdünnt, bei drei von vier Patienten ist die Verengung des Ausführungsgangs verschwunden und die Herzleistung hat sich spürbar verbessert.

Die Experten freut, dass die befürchteten Komplikationen nicht eingetreten sind. Der "therapeutische Infarkt" ist nicht zum Ausgangspunkt von tödlichen Herzrhythmusstörungen geworden. Zwar sind seit dem Eingriff 26 Patienten gestorben, davon allerdings nur zehn Patienten an einem plötzlichen Herztod. Dr. Faber gibt zu bedenken, dass die PTSMA die Kardiomyopathie nicht heilt. Die Grunderkrankung bestehe fort und die Patienten müssen weiter in kardiologischer Betreuung bleiben.

Verfassungsänderung wegen Digitalpakt Schule – Mit einer Stellungnahme von Jean Pütz

An die Mitglieder der zukünftigen Akademie für Algorithmen.

Hier meine Stellungnahme zu Weg frei für den Digitalpakt

Immer
mehr habe ich den Verdacht – so erfreulich diese Entscheidung für die
Schulen sein kann – dass da mit Verzögerung eine Sau durchs Dorf
getrieben wird, die bald geschlachtet werden muss. Wenn diese Maßnahmen
nicht mit einer umfassenden didaktischen Konzeption begleitet werden,
das heißt, digitalte Hilfsmittel auf ihre Effizienz für Lernenergebnisse
der Schüler empirisch untersucht werden, dann kann das in der
Katastrophe enden. Das betrifft nicht unsere Initiative, die
möglicherweise daraus sogar Vorteile ziehen kann, aber als ehemaliger
Oberstudienrat, der sich sehr mit empirischer und pädagogischer
Soziologie beschäftigt hat, habe ich ernsthafte Bedenken. Ganz besonders
hat mich schockiert, dass jetzt schon an dem Geld herumgemmäkelt wird,
weil es nicht ausreicht, z. B. den Lehrern eine zusätzliche Ausbildung
zu bieten. Verdammt noch einmal – kann man die Lehrer nicht dazu
verpflichten, sich privat damit zu beschäftigen – was sie ja schon tun,
wenn sie nicht vom anderen Planeten stammen. Aber da spielt einmal
wieder die Hochnäsigkeit der meisten Philologen eine Rolle, die stolz
darauf sind, von Naturwissenschaft, Technik und Computer keine Ahnung zu
haben. Leider gibt es davon in der Lehrerschaft viel zu viele
Exemplare, was letztlich dazu führt, dass viel zu viele Schüler die
MINT-Fächer innerlich ablehnen. Da spreche ich aus Erfahrung und wurde
teilweise sogar während meines Schuldienstes von solchen Geistern
gemoppt.

Meine
Schüler allerdings haben davon provitiert, dass ich ihnen den extremen
Nutzen von Mathematik und Naturwissenschaft, insbesondere auch mit
Experimenten, immer wieder plausibel gemacht habe. Offenbar kennt die
moderne Pädagogik immer weniger die Bedeutung der Motivation, eigentlich
das A und O des Lernerfolgs.

Viele Grüße

Jean Pütz

Bund und Länder einigDer Weg für den Digitalpakt ist frei

Stand: 20.02.2019 20:47 Uhr

Die Digitalisierung deutscher Schulen kann
kommen: Der Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag einigte
sich auf Formulierungen für eine Grundgesetzänderung, die
Milliardenhilfen für die Länder ermöglicht.

Schüler und Lehrer an Deutschlands 40 000 Schulen
können auf neuere Computer, besseres Internet und digitale Lehrmethoden
hoffen. Bund und Länder haben sich auf die dafür nötige
Grundgesetzänderung verständigt, wie Vertreter des
Vermittlungsausschusses in Berlin mitteilten. Damit ist der Weg frei für
entsprechende Milliardenhilfen des Bundes für die Länder. "Wir haben es
geschafft", erklärte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek.

Alle Mitglieder des Ausschusses außer die
Vertreter der AfD stimmten nach Informationen der Deutschen
Presse-Agentur dafür. Die AfD lehnt die Änderung aus grundsätzlichen
Erwägungen ab, weil sie will, dass Bildung reine Ländersache bleibt.

Bei dem Kompromiss geht es unter anderem darum,
wie der Bund die Verwendung seiner Milliardenhilfen durch die Länder
künftig kontrollieren darf. Mit dem Geld soll auch der soziale
Wohnungsbau angekurbelt werden. Pendler sollen außerdem von mehr
Bundesmitteln in den Ausbau des regionalen Schienenverkehrs profitieren.
An den Schulen ist unter anderem die Ausstattung mit WLAN, digitalen
Lerninhalten und Computern vorgesehen.

Kompromisse in zentralen Streitfragen

Der Bund kann dem Kompromiss zufolge Finanzhilfen
auch für Personal in den Schulen zur Verfügung stellen, wenn es um
besondere, befristete Ausgaben geht – etwa den Einsatz von
Systemadministratoren. Wie die Geräte nach der digitalen Aufrüstung
langfristig gewartet werden, war einer der zentralen Kritikpunkte an dem
Vorhaben.

Außerdem rückt der Bund von seiner früheren
Forderung ab, bei Bundeszuschüssen den Ländern ergänzende Zahlungen in
gleicher Höhe vorzuschreiben. Stattdessen soll die Finanzierungsquote
zwischen Bund und Ländern für jedes Projekt individuell festgelegt
werden.

Schließlich sieht die geplante
Verfassungsänderung vor, dass für Investitionen in die
Bildungsinfrastruktur schwächere Kontrollrechte des Bundes als in
anderen Bereichen gelten. Der Bundesrat hatte im Dezember den
Vermittlungsausschuss angerufen. Die Länder hatten befürchtet, dass die
vom Bundestag Ende November beschlossene Grundgesetzänderung dem Bund
einen zu starken Einfluss auf die Bildungspolitik ermöglicht.

Erleichterung allenthalben

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin
Manuela Schwesig sagte nach der nur 21 Minuten dauernden Sitzung des
Vermittlungsausschusses, mit der Einigung sei es möglich, dass der Bund
nicht nur stärker in die Bildung, sondern auch stärker in den sozialen
Wohnungsbau investiert. Schwesigs Kollege aus Baden-Württemberg, der
Grüne Winfried Kretschmann, der sich lange am heftigsten gegen Eingriffe
des Bundes beim Länderthema Bildung gesträubt hatte, betonte:
"Kompromisse sind in einer Demokratie unerlässlich." Obwohl es ihm
schwer gefallen sei, habe er zugestimmt, unter anderem, weil der Bund
keine Kontrolleure in Schulen und Bildungsbehörden schicken werde, die
die Verwendung der Mittel prüfen.

Grünen-Parlamentsgeschäftsführerin Britta Haßelmann sagte, mit der
Einigung sei ein "Schritt gemacht auf einen modernen
Bildungsföderalismus hin". Nun sei der Weg frei für dringend notwendige
Investitionen, auf die Eltern, Lehrer und Schüler warteten. FDP-Chef
Christian Lindner sprach von einem "guten und besonderen Tag" nicht nur
für die Bildung, sondern auch für die politische Kultur in Deutschland.
Es sei deutlich geworden, dass "in politisch unruhigen Zeiten die
verantwortungsbewussten Parteien zusammenarbeiten". Thüringens
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, die "überragende Mehrheit"
im Vermittlungsausschuss zeige, dass Deutschland in der Lage sei,
Probleme zu lösen. Die 16 Bundesländer hätten erneut zusammengestanden.

Chaos am Schreibtisch lässt einfacher denken

Chaos am Schreibtisch lässt einfacher denken
Gehirn räumt bei Unordnung der Umgebung Gedanken auf
Schreibtisch: Unordnung bringt auch Vorteile (Foto: Flickr/Pearson)
Schreibtisch: Unordnung bringt auch Vorteile (Foto: Flickr/Pearson)

Groningen (pte003/24.01.2012/06:10) – Chefs sollten ihre Strategie
überdenken, wenn sie von ihren Angestellten immer nur absolute Ordnung
am Schreibtisch verlangen. Denn eine chaotische Arbeitsumgebung kann
dabei helfen, einfacher zu denken, berichten Forscher der Universität
Groningen http://rug.nl in der Zeitschrift "Journal of Consumer
Research". "Chaos in der Umgebung spornt dazu an, einfache Lösungen zu
finden", erklärt die Studienleiterin Jia Liu im pressetext-Interview.

Revolte des Gehirns

Die Wissenschaftler ließen Versuchspersonen an unaufgeräumten Tischen
mit einer Flut mündlicher Anweisungen zurechtkommen oder schickten sie
zum Einkaufen in schlecht organisierte Geschäfte. Gleich mehrfach
zeigten die Probanden ein Verhalten, das Richtung Einfachheit drängte:
Sie kategorisierten Produkte im Durcheinander besser, mieden in ihrer
Auswahl das bunt Gemischte und waren zudem bereit, mehr Geld für ein
T-Shirt mit einfach gestaltetem Aufdruck zu bezahlen.

"Die menschliche Natur sträubt sich gegen Unordnung. In kulturell
unterschiedlichem Ausmaß versuchen wir stets, Organisation in unser
Umfeld zu bringen", betont Liu. Falls jedoch in einer Situation kein
Aufräumen möglich ist – was etwa beim unaufgeräumten Schreibtisch des
Bürokollegen zutrifft oder in einem unordentlichen Geschäft – schaltet
das Gehirn auf heuristische Kompensationsstrategien und schafft dabei
Ordnung auf anderer Ebene, vermutet die Psychologin.

Ordnungsliebe braucht Chaos

Unordnung sollte man laut Liu jedoch nicht selbst erzeugen, sondern
besser das Zurechtkommen mit ihr einüben. Schließlich profitierten
Versuchspersonen mit konservativer Einstellung, denen man ja
ordnungsliebend eher nachsagt, im Experiment mehr vom Chaos-Effekt als
liberal Denkende. "Unordnung macht die Arbeit nicht produktiver. Doch
sie kann zur Einfachheit und zur Fokussierung verhelfen."

Eine der Co-Autoren der Studie ist die Marketingforscherin Debra
Trampe. "Die Absicht und Durchführung der Studie waren seriös. Wir
wollten nicht den ig-Nobel 2012 gewinnen", so die Expertin auf
pressetext-Anfrage. Ihre Aussage kommt nicht von ungefähr: Erst im
Vorjahr wurde Trampe für ihren Nachweis, dass eine volle Harnblase
Testpersonen geduldiger macht und die Selbstkontrolle erhöht, mit dem
Spaßpreis geehrt.

Link zum Originalartikel unter http://repub.eur.nl/res/pub/25720/

Sexuelle Täuschung erhöht die Zahl potenzieller Partner

Insektenkundler entlarven Flirt-Strategie tricksender Männchen


Dresden (pte/17.03.2005/15:50) – Um ihre Paarungschancen zu erhöhen nutzen viele Insektenmännchen einen raffinierten Trick: Denn die Männchen tun einfach so, als wären sie Weibchen. Diese überraschende Erkenntnis gab die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft http://www.bba.de bei der derzeitig stattfindenden Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DGaaE) http://dgaae.de bekannt. „So etwas war bei Insekten bisher nicht bekannt“, erklärte Joachim Ruther vom Institut für Biologie der Freien Universität Berlin http://www.biologie.fu-berlin.de .


Den neuen Erkenntnissen zufolge senden die Männchen den Duft paarungswilliger Weibchen aus und führen so ihre Konkurrenten an der Nase herum. Die Forscher konnten dieses Verhalten bei den Lagererzwespen nachweisen, die ihre Nebenbuhler bereits im Puppenstadium täuschen und somit noch bevor sie als fertige Männchen schlüpfen.


Die schwarzen Lagererzwespen (Lariophagus distinguendus) sind ein bis zwei Millimeter groß und eigenen sich zur biologischen Schädlingsbekämpfung. Die Weibchen legen ihre Eier in Getreidekörner, die von Käferlarven befallen sind. Die schlüpfenden Erzwespenlarven fressen dann die Schädlingslarve. Wenn nach der Verpuppung die Weibchen schlüpfen, senden sie ein Sexualpheromon aus, das bei den Männchen das Balzverhalten auslöst.


Die Forscher konnten nun zeigen, dass auch die sich in den Körnern entwickelnden Männchen diesen sexuellen Lockstoff produzieren. Ihre bereits geschlüpften Konkurrenten hocken dann erwartungsvoll auf diesen Getreidekörnern und warten auf das vermeintliche Weibchen, das sich dann als Männchen entpuppt. Ein genialer Schachzug, denn die Wissenschaftler nehmen an, dass sie so ihre Nebenbuhler von der Suche nach den richtigen Weibchen abhalten und ihre eigenen Paarungschancen erhöhen.