Fischbestände schützen, nachhaltige Fischerei stärken

Fish Dependence Day 2015: Fischbestände schützen, nachhaltige
Fischerei stärken

 

Bremen/
Berlin, 1.4.2015. Ab Ostermontag (6.4.) ist Fischverzehr in Deutschland
rechnerisch nur noch durchEinfuhren
gedeckt. Die Fänge der deutschen Fischer sind dann aufgebraucht. Auf
europäischer Ebene sieht es ähnlich aus: Schon jeder zweite in Europa
konsumierte Fisch wird außerhalb der EU gefangen. Das bedroht besonders
Kleinfischer und damit traditionell vom Fischfang lebende Küstengemeinden in
Entwicklungsländern. Darauf weisen Brot für die Welt, Fair Oceans und Slow Food
hin. Die Organisationen appellieren an die Bundesregierung, sich für ein
nachhaltiges Fischereimanagement in Europa im Rahmen der neuen Gemeinsamen
Fischereireform, einen verantwortungsvollen Fischkonsum und eine Fischerei- und
Handelspolitik einzusetzen, die die Interessen der Menschen in
Entwicklungsländern wahrt.

Über
1,1 Mio. Tonnen Fisch und Meeresfrüchte werden pro Jahr in Deutschland verzehrt,
doch nicht einmal eine Viertelmillion Tonnen werden unter deutscher Flagge
gefangen oder hier in Teichen und Aquakulturbetrieben produziert. Dieses hohe,
nur auf dem Weltmarkt zu deckende Konsumniveau trägt global zur Überfischung
bei.

Ursula
Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: �Es gibt über 25.000 genießbare Fischarten, aber nur
etwa 20 finden sich in unseren Fischtheken. Eine Alternative bieten regionale,
oft nicht so bekannte Fischsorten wie etwa die Schleie. Vielfalt auf dem Teller
kann helfen, die Vielfalt im Wasser zu schützen.� Aquakulturen, die die hohe
Nachfrage decken sollen, sind jedoch keine Lösung. Hudson: �Aquakultur ist fast
immer Massentierhaltung. Fische werden mit Fischmehl gemästet, für das Fische
verarbeitet werden. Das ist in keiner Weise nachhaltig.�

Seitdem
die Fernfangflotte der EU auf allen Weltmeeren kreuzt, verschafft sie sich über
Lizenzen einen direkten Zugang zu den lukrativsten Fischgründen und konkurriert
mit Kleinfischern um die begrenzten Bestände. Das trifft vor allem die, für die
Fisch wichtige und oft einzige Eiweißquelle ist: Küstenanrainer in
Entwicklungsländern. Francisco Marí, Referent für Fischerei und Agrarhandel bei
Brot für die Welt: �Fischereiabkommen mit Entwicklungsländern dürfen nicht dazu
führen, dass die einheimische Bevölkerung mangelernährt ist. Wir können uns auch
ohnederen Fisch ausgewogen ernähren, die
Menschen dort können das jedoch nicht.�

Von
den mehr als zwei Millionen Tonnen Fisch, Meeresfrüchten und Fischmehl, die
jährlich von der deutschen Fischereiwirtschaft verarbeitet werden, durchläuft
ein erheblicher Anteil die Betriebe des Bundeslandes Bremen. Allein die in
Bremerhaven produzierten Fischstäbchen reichen aneinander gelegt mehrmals um die
Erde. Kai Kaschinski, Projektleiter Fair Oceans: �Obwohl Bremen mit seinem
Engagement als Hauptstadt des Fairen Handels und der Initiative BioStadt für
regionalen, nachhaltigen und fairen Konsum wirbt, erfüllt die
Fischereiwirtschaft, einer der zentralen Zweige der ansässigen
Ernährungsbranche, bisher keines dieser Kriterien.�

Der
Fish Dependence Day wird jährlich von der britischen New Economics Foundation
(nef) ermittelt. Den Bericht über den aktuellen Stand der Selbstversorgung mit
Fisch und Meeresfrüchten in den EU-Mitgliedsstaaten gibt es ab dem 7.4. unter www.neweconomics.org