An die Mitglieder der zukünftigen Akademie für Algorithmen.
Hier meine Stellungnahme zu Weg frei für den Digitalpakt
Immer
mehr habe ich den Verdacht – so erfreulich diese Entscheidung für die
Schulen sein kann – dass da mit Verzögerung eine Sau durchs Dorf
getrieben wird, die bald geschlachtet werden muss. Wenn diese Maßnahmen
nicht mit einer umfassenden didaktischen Konzeption begleitet werden,
das heißt, digitalte Hilfsmittel auf ihre Effizienz für Lernenergebnisse
der Schüler empirisch untersucht werden, dann kann das in der
Katastrophe enden. Das betrifft nicht unsere Initiative, die
möglicherweise daraus sogar Vorteile ziehen kann, aber als ehemaliger
Oberstudienrat, der sich sehr mit empirischer und pädagogischer
Soziologie beschäftigt hat, habe ich ernsthafte Bedenken. Ganz besonders
hat mich schockiert, dass jetzt schon an dem Geld herumgemmäkelt wird,
weil es nicht ausreicht, z. B. den Lehrern eine zusätzliche Ausbildung
zu bieten. Verdammt noch einmal – kann man die Lehrer nicht dazu
verpflichten, sich privat damit zu beschäftigen – was sie ja schon tun,
wenn sie nicht vom anderen Planeten stammen. Aber da spielt einmal
wieder die Hochnäsigkeit der meisten Philologen eine Rolle, die stolz
darauf sind, von Naturwissenschaft, Technik und Computer keine Ahnung zu
haben. Leider gibt es davon in der Lehrerschaft viel zu viele
Exemplare, was letztlich dazu führt, dass viel zu viele Schüler die
MINT-Fächer innerlich ablehnen. Da spreche ich aus Erfahrung und wurde
teilweise sogar während meines Schuldienstes von solchen Geistern
gemoppt.
Meine
Schüler allerdings haben davon provitiert, dass ich ihnen den extremen
Nutzen von Mathematik und Naturwissenschaft, insbesondere auch mit
Experimenten, immer wieder plausibel gemacht habe. Offenbar kennt die
moderne Pädagogik immer weniger die Bedeutung der Motivation, eigentlich
das A und O des Lernerfolgs.
Viele Grüße
Jean Pütz
Bund und Länder einigDer Weg für den Digitalpakt ist frei
Stand: 20.02.2019 20:47 Uhr
Die Digitalisierung deutscher Schulen kann
kommen: Der Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag einigte
sich auf Formulierungen für eine Grundgesetzänderung, die
Milliardenhilfen für die Länder ermöglicht.
Schüler und Lehrer an Deutschlands 40 000 Schulen
können auf neuere Computer, besseres Internet und digitale Lehrmethoden
hoffen. Bund und Länder haben sich auf die dafür nötige
Grundgesetzänderung verständigt, wie Vertreter des
Vermittlungsausschusses in Berlin mitteilten. Damit ist der Weg frei für
entsprechende Milliardenhilfen des Bundes für die Länder. "Wir haben es
geschafft", erklärte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek.
Alle Mitglieder des Ausschusses außer die
Vertreter der AfD stimmten nach Informationen der Deutschen
Presse-Agentur dafür. Die AfD lehnt die Änderung aus grundsätzlichen
Erwägungen ab, weil sie will, dass Bildung reine Ländersache bleibt.
Bei dem Kompromiss geht es unter anderem darum,
wie der Bund die Verwendung seiner Milliardenhilfen durch die Länder
künftig kontrollieren darf. Mit dem Geld soll auch der soziale
Wohnungsbau angekurbelt werden. Pendler sollen außerdem von mehr
Bundesmitteln in den Ausbau des regionalen Schienenverkehrs profitieren.
An den Schulen ist unter anderem die Ausstattung mit WLAN, digitalen
Lerninhalten und Computern vorgesehen.
Kompromisse in zentralen Streitfragen
Der Bund kann dem Kompromiss zufolge Finanzhilfen
auch für Personal in den Schulen zur Verfügung stellen, wenn es um
besondere, befristete Ausgaben geht – etwa den Einsatz von
Systemadministratoren. Wie die Geräte nach der digitalen Aufrüstung
langfristig gewartet werden, war einer der zentralen Kritikpunkte an dem
Vorhaben.
Außerdem rückt der Bund von seiner früheren
Forderung ab, bei Bundeszuschüssen den Ländern ergänzende Zahlungen in
gleicher Höhe vorzuschreiben. Stattdessen soll die Finanzierungsquote
zwischen Bund und Ländern für jedes Projekt individuell festgelegt
werden.
Schließlich sieht die geplante
Verfassungsänderung vor, dass für Investitionen in die
Bildungsinfrastruktur schwächere Kontrollrechte des Bundes als in
anderen Bereichen gelten. Der Bundesrat hatte im Dezember den
Vermittlungsausschuss angerufen. Die Länder hatten befürchtet, dass die
vom Bundestag Ende November beschlossene Grundgesetzänderung dem Bund
einen zu starken Einfluss auf die Bildungspolitik ermöglicht.
Erleichterung allenthalben
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin
Manuela Schwesig sagte nach der nur 21 Minuten dauernden Sitzung des
Vermittlungsausschusses, mit der Einigung sei es möglich, dass der Bund
nicht nur stärker in die Bildung, sondern auch stärker in den sozialen
Wohnungsbau investiert. Schwesigs Kollege aus Baden-Württemberg, der
Grüne Winfried Kretschmann, der sich lange am heftigsten gegen Eingriffe
des Bundes beim Länderthema Bildung gesträubt hatte, betonte:
"Kompromisse sind in einer Demokratie unerlässlich." Obwohl es ihm
schwer gefallen sei, habe er zugestimmt, unter anderem, weil der Bund
keine Kontrolleure in Schulen und Bildungsbehörden schicken werde, die
die Verwendung der Mittel prüfen.
Grünen-Parlamentsgeschäftsführerin Britta Haßelmann sagte, mit der
Einigung sei ein "Schritt gemacht auf einen modernen
Bildungsföderalismus hin". Nun sei der Weg frei für dringend notwendige
Investitionen, auf die Eltern, Lehrer und Schüler warteten. FDP-Chef
Christian Lindner sprach von einem "guten und besonderen Tag" nicht nur
für die Bildung, sondern auch für die politische Kultur in Deutschland.
Es sei deutlich geworden, dass "in politisch unruhigen Zeiten die
verantwortungsbewussten Parteien zusammenarbeiten". Thüringens
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, die "überragende Mehrheit"
im Vermittlungsausschuss zeige, dass Deutschland in der Lage sei,
Probleme zu lösen. Die 16 Bundesländer hätten erneut zusammengestanden.