Chaos am Schreibtisch lässt einfacher denken

Chaos am Schreibtisch lässt einfacher denken
Gehirn räumt bei Unordnung der Umgebung Gedanken auf
Schreibtisch: Unordnung bringt auch Vorteile (Foto: Flickr/Pearson)
Schreibtisch: Unordnung bringt auch Vorteile (Foto: Flickr/Pearson)

Groningen (pte003/24.01.2012/06:10) – Chefs sollten ihre Strategie
überdenken, wenn sie von ihren Angestellten immer nur absolute Ordnung
am Schreibtisch verlangen. Denn eine chaotische Arbeitsumgebung kann
dabei helfen, einfacher zu denken, berichten Forscher der Universität
Groningen http://rug.nl in der Zeitschrift "Journal of Consumer
Research". "Chaos in der Umgebung spornt dazu an, einfache Lösungen zu
finden", erklärt die Studienleiterin Jia Liu im pressetext-Interview.

Revolte des Gehirns

Die Wissenschaftler ließen Versuchspersonen an unaufgeräumten Tischen
mit einer Flut mündlicher Anweisungen zurechtkommen oder schickten sie
zum Einkaufen in schlecht organisierte Geschäfte. Gleich mehrfach
zeigten die Probanden ein Verhalten, das Richtung Einfachheit drängte:
Sie kategorisierten Produkte im Durcheinander besser, mieden in ihrer
Auswahl das bunt Gemischte und waren zudem bereit, mehr Geld für ein
T-Shirt mit einfach gestaltetem Aufdruck zu bezahlen.

"Die menschliche Natur sträubt sich gegen Unordnung. In kulturell
unterschiedlichem Ausmaß versuchen wir stets, Organisation in unser
Umfeld zu bringen", betont Liu. Falls jedoch in einer Situation kein
Aufräumen möglich ist – was etwa beim unaufgeräumten Schreibtisch des
Bürokollegen zutrifft oder in einem unordentlichen Geschäft – schaltet
das Gehirn auf heuristische Kompensationsstrategien und schafft dabei
Ordnung auf anderer Ebene, vermutet die Psychologin.

Ordnungsliebe braucht Chaos

Unordnung sollte man laut Liu jedoch nicht selbst erzeugen, sondern
besser das Zurechtkommen mit ihr einüben. Schließlich profitierten
Versuchspersonen mit konservativer Einstellung, denen man ja
ordnungsliebend eher nachsagt, im Experiment mehr vom Chaos-Effekt als
liberal Denkende. "Unordnung macht die Arbeit nicht produktiver. Doch
sie kann zur Einfachheit und zur Fokussierung verhelfen."

Eine der Co-Autoren der Studie ist die Marketingforscherin Debra
Trampe. "Die Absicht und Durchführung der Studie waren seriös. Wir
wollten nicht den ig-Nobel 2012 gewinnen", so die Expertin auf
pressetext-Anfrage. Ihre Aussage kommt nicht von ungefähr: Erst im
Vorjahr wurde Trampe für ihren Nachweis, dass eine volle Harnblase
Testpersonen geduldiger macht und die Selbstkontrolle erhöht, mit dem
Spaßpreis geehrt.

Link zum Originalartikel unter http://repub.eur.nl/res/pub/25720/