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WLAN warnt Autofahrer vor Fußgängern

General Motors will Handyträger für Autos sichtbar machen
 
Ungeschützt im Verkehr: Handy schützt (Foto: pixelio.de, U. Dreiucker)

Detroit (pte011/30.07.2012/13:45) – US-Autohersteller General Motors (GM) arbeitet an einer direkten Kommunikationsmöglichkeit für Autos mit Smartphones in der Umgebung. Durch eine ad-hoc-Verbindung, die direkt ohne Umweg über einen Knotenpunkt zustande kommt, könnten Autofahrer handytragende Fußgänger und Radfahrer in einem Umkreis von rund 183 Meter erkennen. Der WiFi-Direct-Standard ermöglicht Verbindungen, die schnell genug hergestellt werden, um brenzlige Situationen zu verhindern. Auf Smartphones muss für ein funktionierendes System allerdings eine entsprechende App installiert sein, die gerade von GM entwickelt wird.

Gefährdete Verkehrsteilnehmer

"In Österreich waren 2009 rund 19 Prozent der Verletzten im Straßenverkehr Fußgänger oder Radfahrer. Der Anteil an den Verkehrstoten beträgt sogar 22 Prozent. Gerade im innerstädtischen Bereich und im Ortsgebiet ist die Gefährdung für ungeschützte Verkehrsteilnehmer hoch. Auch im Bereich von Schutzwegen kommt es öfter zu Problemen. Systeme, die das Risiko für Fußgänger und Radfahrer senken können, sind zu begrüßen", sagt Florian Schneider vom Kuratorium für Verkehrssicherheit http://www.kfv.at gegenüber pressetext.

GM plant, das System mit bestehenden Technologien zum Erkennen von Gefahrenquellen zu kombinieren. "Es gibt im Bereich Fahrerassistenzprodukte schon Anbieter, die andere Ansätze verfolgen, um Gefahrenquellen im Nahbereich von Fahrzeugen zu erkennen", weiß Florian Schneider. Durch die Kombination mehrerer Systeme verspricht sich General Motors eine lückenlosere Überwachung der Fahrzeugumgebung. Durch den Einsatz von WLAN-Verbindungen können Handyträger sehr schnell und auch bei verdeckter Sicht erkannt werden.

Kein Access Point

Durch den Verzicht auf Access-Points bei WiFi-Direct wird die Zeit, die für das Herstellen einer Verbindung notwendig ist, auf eine Sekunde reduziert. Auch die Latenz der Verbindungen soll geringer sein. Um die Systeme tauglich für den Einsatz im Alltag zu machen, müssen die Autohersteller ihre Fahrzeuge erst serienmäßig mit WLAN-fähigen Kommunikationssystemen ausstatten. Die US-Autoindustrie arbeitet mit Hochdruck an entsprechenden Technologien.

Mit Unterstützung der Regierung starten die großen US-Autohersteller nächsten Monat ein Pilotprogramm, um für die Automobilindustrie taugliche Kommunikationsnetzwerke zu testen. Die ersten Smartphone-erkennenden Systeme sollen schon bald im Straßenverkehr auftauchen.

"In vielleicht fünf Jahren, spätestens zum Ende der Dekade, wird es soweit sein", sagt Donald Grimm von der General Motors Forschungs- und Entwicklungsabteilung. "Eine Warnung für die Fahrer macht sicher Sinn. Verbesserte Technik hat einen Anteil an den sinkenden Unfallzahlen. Es ist aber schwer zu sagen, wie hoch er ist, da Infrastruktur, Bewusstseinsbildung und andere Faktoren ebenfalls Auswirkungen haben", so Schneider

Bürgermeinung zu neuen Technologien gespalten

Bürgermeinung zu neuen Technologien gespalten 
Wie beurteilen Bürger die Entwicklung nutzenversprechender Technologien, die aber ein unbekanntes Risiko bergen? Im Wissenschaftsbarometer 2015 wägen die Befragten ab: Ein Drittel spricht sich für den Stopp solcher
Technologien aus, ein Drittel plädiert für eine Fortführung der
Entwicklung, der Rest ist unentschieden. Das Wissenschaftsbarometer
betrachtet aktuelle Einstellungen der Bürger zu Wissenschaft und Forschung. Die repräsentative Umfrage wurde zum zweiten Mal von Wissenschaft im Dialog (WiD) beauftragt.
Die Skepsis der Befragten bei der Entwicklung neuer, möglicherweise risikobehafteter Technologien wertet Markus Weißkopf, Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog,
als Hinweis dafür, �dass die Wissenschaft weiter auf Bürgerinnen und
Bürger zugehen muss. Risiken, aber auch Chancen neuer Technologien,
sollten mit Bürgern und der Zivilgesellschaft diskutiert werden.� Dies
zeige sich auch darin, dass mehr als 40 Prozent der Befragten der
Meinung sind, die Öffentlichkeit werde nicht genügend in Entscheidungen
über Wissenschaft und Forschung einbezogen.  
Einfluss der Wissenschaft auf die Politik 
Wissenschaftliche
Erkenntnisse stellen oftmals eine Basis für fakten- und wissensbasierte
Entscheidungen in der Politik dar. Das Wissenschaftsbarometer 2015
zeigt in diesem Zusammenhang, dass 54 Prozent der Deutschen den Einfluss
der Wissenschaft auf politisches Handeln für zu gering halten. Dazu
sagt Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von WiD:
�In Wissenschaftsgesellschaften müssen politische Entscheidungen fast
immer auch wissenschaftliches Wissen einbeziehen. Politik bedarf � und
vermutlich in wachsendem Umfang � wissenschaftlicher Informationen und
Deutungsszenarien. Die Einschätzung der Bundesbürger, dass der Einfluss
von Wissenschaft und Forschung auf die Politik durchaus größer sein
dürfte, zeigt jedenfalls, dass der Forschung in der deutschen
Öffentlichkeit großes Vertrauen entgegengebracht wird. Dieses Vertrauen
beruht in besonderem Maße gewiss auch darauf, dass Forschung hierzulande
über ein beachtliches Maß an Unabhängigkeit verfügt � und auch über die
nötigen Freiräume zur Entfaltung des Eigensinns wissenschaftlicher
Welterkenntnis.�
Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft 
Die
Zusammenarbeit von öffentlichen Forschungseinrichtungen mit Unternehmen
bewerten mehr als drei Viertel der Befragten positiv. Die Bundesbürger
wurden gefragt, ob eine Zusammenarbeit von öffentlichen
Forschungseinrichtungen mit Unternehmen aus ihrer Sicht eher Vor- oder
Nachteile für die Wissenschaft bringt. Nur eine Minderheit sieht in der
Kooperation mit der Wirtschaft eher Nachteile für die Wissenschaft.
Interesse und Informationsverhalten 
Wie
die Vorjahresumfrage zeigt das Wissenschaftsbarometer 2015, dass Themen
aus der Wissenschaft für die Bundesbürger spannend und wichtig sind: 36
Prozent der Befragten geben ein sehr großes oder eher großes Interesse
an wissenschaftlichen Themen an. Als Informationsquellen werden am
häufigsten Fernsehsendungen sowie Artikel in Zeitungen oder Magazinen
genannt. Zwei Drittel der Befragten informieren sich im Internet über
Wissenschaft und Forschung, am meisten über Websites und Mediatheken von
Nachrichtenmedien. Wissenschaftliche Informationen auf Videoplattformen
wie YouTube oder in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter
erreichen knapp die Hälfte beziehungsweise ein Drittel derjenigen, die
sich generell im Internet über Wissenschaft informieren.
Vertrauen in Aussagen von Wissenschaftlern 
Neben
dem Interesse an wissenschaftlichen Themen wurde � wie auch 2014 � das
Vertrauen der Bürger in die Aussagen von Wissenschaftlern zu
verschiedenen Bereichen erfasst. Zwischen Klimawandel, Erneuerbaren
Energien, der Entstehung des Universums oder Grüner Gentechnik gibt es
große Unterschiede: Das Vertrauen der Bürger in die Aussagen von
Wissenschaftlern ist wie 2014 beim Thema Erneuerbare Energien mit 52
Prozent (2014: 44 Prozent) am größten, beim Thema Grüne Gentechnik mit
18 Prozent (2014: 16 Prozent) am geringsten. 
Forschungsthemen der Zukunft und Nutzen der Wissenschaft
Nahezu
jeder zweite Deutsche hält Gesundheit und Ernährung für die zentralen
Forschungsbereiche der Zukunft. Rund ein Drittel der Bundesbürger sieht
Klima und Energie ganz vorn. Mit Abstand folgen die Forschungsbereiche
Innere Sicherheit, Kommunikation und Digitalisierung sowie Mobilität.
Insgesamt wird die Bedeutung von Forschung für die Gesellschaft hoch
eingeschätzt: Mehr als die Hälfte der Befragten spricht sich � selbst
unter einem allgemeinen Sparzwang � gegen eine Kürzung des
Forschungsetats aus. Nur vier Prozent sind der Meinung, dass bei einer
Notwendigkeit zum Sparen, die Ausgaben für Forschung als erstes
reduziert werden sollten.
Repräsentative Bevölkerungsumfrage
Die
Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2015 basieren auf 1004
Telefoninterviews (Festnetz), die vom 30. Juni bis 4. Juli 2015 im
Rahmen einer Mehrthemenumfrage von TNS Emnid im Auftrag von Wissenschaft im Dialog geführt wurden. Als Grundgesamtheit diente die deutschsprachige
Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 14 Jahren. Das
Wissenschaftsbarometer 2015 wird von der Philip Morris Stiftung
gefördert und vom GESIS � Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
unterstützt.

Mit google-Earth zum Umwelt-Observator

Nairobi (pte/14.09.2006/13:45) – Wie schlimm es um den Zustand unseres
Planeten bestellt ist, will das UN-Umweltprogramm UNEP
http://www.unep.org mit der Partnerschaft mit der Internet-Plattform
Google-Earth http://earth.google.com aufzeigen. 100 so genannte
"Hotspots" sollen deutlich zeigen, wie weit die Zerstörung der Umwelt
bereits fortgeschritten ist. Anhand der Satellitenbilder des
"UNEP-Atlas of Our Changing Environment" ist erkennbar, wie stark
Gletscher geschmolzen und große Seen immer kleiner geworden sind, denn
es stehen immer zwei Satellitenaufnahmen von heute und vor 25 Jahren im
Vergleich zur Auswahl.

"Diese Satellitenaufnahmen sind ein Weckruf an uns alle, um uns die
schrecklichen Bilder der Zerstörung vor Augen zu führen", so
UNEP-Direktor Achim Steiner, der mit dieser Aktion vor allem an die
Öffentlichkeit gehen will, um einer breiteren Bevölkerungsgruppe diese
Veränderungen der Erde näherzubringen. "Mehr als 100 Mio.
Google-Earth-User sollen damit einen Einblick in die Umweltsituation
der Welt bekommen und mobilisiert werden, etwas dagegen zu tun", so
Steiner. Zudem bietet die UNEP den Atlas auch in Buchform an.

Die meisten Regionen der Erde, die in dem virtuellen Atlas eingetragen
sind, wurden bereits vor 35 Jahren erstmals datenmäßig erfasst.
Generell geht es darum, die wesentlichen Veränderungen der Umwelt
aufzuzeigen. Dazu gehört etwa das Verschwinden der Mangroven an der
Westküste von Thailand und das Wachstum der einstigen Kleinstadt
Shenzhen zu einer fünf Mio.-Einwohner Industriemetropole. Auch das
Wachstum der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur kann anhand
vergleichbarer Satellitenbilder nachvollzogen werden. Besonders
drastisch sind auch die Veränderungen in Brasilien: Manaus, die
Hauptstadt des brasilianischen Staates Amazonia, ist zwischen 1993 und
2003 um 65 Prozent gewachsen. Durch die Urbanisierung sind große
Rodungen vorgenommen worden. Dramatisch wird auch der Rückgang der
beiden Binnenseen, dem Tschad-See in West-Afrika und dem Aral-See in
Zentralasien sichtbar gemacht. Für das Schrumpfen der Wasserflächen
gibt es verschiedene Ursachen – eine davon ist die nicht nachhaltige
Nutzung für die Landwirtschaft.

UNEP-Atlas of Our Changing Environment: http://www.na.unep.net/OnePlanetManyPeople/site_images.html

KI-Strategie der Bundesregierung ist nur eine Wunderkerze??

Die KI-Strategie der Regierung ist nur eine Wunderkerze

Herzinfarkt und Schlaganfall bei Rheumapatienten häufiger

Herzinfarkt und Schlaganfall bei Rheumapatienten häufiger

Wiesbaden – Die etwa 800 000 Menschen mit entzündlichem Rheuma in Deutschland sind nicht nur von Schmerzen und Schäden ihrer Gelenke bedroht. Neue Studien zeigen, dass auch ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöht ist. Eine frühzeitige Behandlung des Rheumas könnte Betroffene auch vor den Gefäßschäden und ihren tödlichen Folgen schützen. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) setzt sich für wirksame Therapien ein und rät Patienten, zusätzliche Risiken wie etwa Zigarettenrauch unbedingt zu meiden. Systemische Entzündung ist ein Hauptthema des 119. Internistenkongresses, der vom 6. bis 9. April 2013 in Wiesbaden stattfindet.

Rheumatoide Arthritis, auch Gelenkrheuma genannt, gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen die körpereigene Abwehr eigenes gesundes Gewebe angreift. Die Attacke ist zwar in erster Linie gegen die Knochen gerichtet. Es begleitet sie jedoch eine Entzündungsreaktion im gesamten Körper, die auch die Blutgefäße in Mitleidenschaft zieht. „Herzinfarkte und Schlaganfälle treten deshalb bei Rheumakranken doppelt so häufig auf wie in der übrigen Bevölkerung“, sagt Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner, Chefarzt an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim. Das Herzinfarktrisiko von Rheumapatienten ist genauso hoch wie von Diabetikern.

„Schon in den ersten Erkrankungsjahren einer entzündlichen Gelenkerkrankung lassen sich mit kardiologischen Funktionstests Veränderungen in den Arterien nachweisen“, berichtet Müller-Ladner im Vorfeld des 119. Internistenkongresses. Langfristig hätten Rheumapatienten deshalb unbehandelt ein deutlich erhöhtes Sterberisiko. Aber nicht nur bei aktivem Rheuma droht ein Herzinfarkt, so der Experte: „Auch beschwerdefreie Menschen mit positivem Rheumafaktor oder erhöhten rheumaspezifischen Autoantikörpern im Blut, sogenannten ACPA, haben bereits ein erhöhtes Atheroskleroserisiko.“ Diese Antikörper sind ein Zeichen eines überaktiven Immunsystems. Sei eine drohende entzündliche Gelenkerkrankung zu vermuten, sollten Betroffene einen interni stischen Rheumatologen aufsuchen.

Die von Rheuma ausgehenden Risiken für den Körper sind ein weiterer Grund für eine konsequente Therapie, betont DGIM Kongresspräsidentin Professor Dr. med. Elisabeth Märker-Herman, Klinikdirektorin in Wiesbaden. Hilfreich seien neuere Medikamente, die die Signale der Entzündungsreaktion ausschalten. „Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass diese Biologika die Patienten auch vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen“, sagt die Rheumaexpertin. Die Erfahrungen aus rheumatologischen Patientenregistern und epidemiologische Untersuchungen lassen hoffen, dass die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Rheumapatienten unter frühzeitiger Therapie sinkt.

Ähnlich wie bei Diabetikern ist es für Menschen mit Rheuma wichtig, dass Blutdruck, Blutzucker und Blutfette stimmen. „Angesichts des hohen Risikos sollten Ärzte etwa bei der Verschreibung von Cholesterinsenkern konsequent sein“, fordert DGIM Vorsitzende Professor Märker-Hermann. Kein Rheumapatient könne sich jedoch auf Medikamente allein verlassen. Auch wenn dies oft verwundert: Bewegung hilft. Ganz entscheidend ist bei Rheuma zudem, auf Zigaretten zu verzichten. Denn Tabakrauch wirkt hier zweifach negativ: Er fördert die Entzündung der Gelenke und setzt die Wirksamkeit der Medikamente herab.

Tipp:

Über die Zusammenhänge von Rheuma und Herz spricht Professor Müller-Ladner auch in ei nem Podcast auf der Homepage des 119. Internistenkongresses unter www.dgim2013.de.

Vorsicht bei Hustenstillern

Vorsicht bei Hustenstillern: Lebensgefährliche Nebenwirkungen durch Codein

fzm, Stuttgart, Juli 2015 – Eltern sollten
ihren Kindern keine Hustensäfte mit dem Wirkstoff Codein geben. Seit
kurzem sind die Mittel für Kinder unter 12 Jahren verboten und auch für
ältere Kinder rät das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM) von der Gabe des Hustenstillers ab. Auch für
Erwachsene ist Vorsicht geboten. In der Fachzeitschrift „DMW Deutsche
Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2015)
erklären Mitarbeiter der Behörde die Gründe.

Nach Auskunft der BfArM-Vizepräsidentin, Professor Julia
Stingl, starben mehrere Kinder, darunter eines in Deutschland, an einem
plötzlichen Atemstillstand, nachdem sie codeinhaltige Tropfen gegen
ihren Husten bekommen hatten. In einem Fall erkrankte sogar ein Baby,
dessen Mutter Codein zur Schmerzstillung erhalten hatte. Daher hat sich
das BfArM zu den Einschränkungen für Kinder entschieden.

Die Gründe wurden erst in den letzten Jahren ermittelt. Sie
hängen mit dem Wirkungsmechanismus von Codein zusammen. Codein ist ein
Pro-Drug. Die Wirkung tritt erst ein, wenn das körpereigene Enzym CYP2D6
Codein in der Leber in Morphin verstoffwechselt hat. Morphin ist ein
starkes Schmerzmittel, das auch den Hustenreiz lindert. Wie aktiv CYP2D6
ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, erklärt Professor
Stingl. Bei etwa sieben Prozent der Deutschen fehle das Enzym komplett:
Bei ihnen werde kein Morphin gebildet und es trete keine
schmerzstillende Wirkung ein. Im Gegensatz dazu verstoffwechseln etwa
drei Prozent der Bevölkerung ultraschnell. Diese Menschen haben mehrere
Kopien des CYP2D6-Gens. Bei einer Familie in Schweden lag es laut
Professor Stingl sogar in 13-facher Ausführung vor. Bei diesen
sogenannten Ultraschnell-Metabolisierern steigen die
Morphin-Konzentrationen rasch an und bereits nach einmaliger Einnahme
von Codein könne es zu einer Überdosierung kommen. Morphin stoppt den
Atemantrieb im Gehirn und die Patienten ersticken. Bei Kindern kommt
hinzu, dass die Ausscheidung von Morphin über die Nieren verlangsamt
ist. Die „Atemdepression“ bei kleinen Kindern, vor allem wenn sie nachts
auftritt, ist schwer zu erkennen und daher lebensgefährlich.

Das Enzym CYP2D6 ist nicht nur in der Leber aktiv. Es wurde
auch in Hirnzellen nachgewiesen. Welche Funktion es dort hat, ist
Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojektes, das das BfARM zusammen
mit dem Karolinska Institut Stockholm und der Universität Toronto
durchführt. Bisherige Studien zeigen, dass depressive Patienten, die zu
den Ultraschnell-Metabolisierern gehören, eine erhöhte Neigung zum
Suizid haben – wahrscheinlich weil sie Antidepressiva zu schnell
verstoffwechseln. Auch bei essgestörten Patienten konnte man eine höhere
Neigung zu suizidalen Gedanken oder Handlungen beobachten. Eine
mögliche Erklärung wäre, dass CYP2D6 in den Stoffwechsel von
Botenstoffen im Gehirn eingreift und so zu impulsgesteuerten Handlungen
führen könnte.

Im Forschungsprojekt des BfARM wird außerdem untersucht, ob
andere Medikamente die Aktivität von CYP2D6 verändern. Eine Verstärkung
der Wirkung ist für andere Leberenzyme bekannt, schreibt Professor
Stingl. Dies würde dann die Wirkung und die Risiken von Codein noch
einmal erhöhen, vor allem bei Ultraschnell-Metabolisierern. Rauchen und
Alkohol stehen derzeit im Verdacht, eine solche Wirkung zu erzielen.
Professor Stingl rät deshalb auch Erwachsenen zur Vorsicht bei dem
Wirkstoff Codein, der zwar seit über hundert Jahren in der Medizin
eingesetzt wird, über dessen Wirkung und Wechselwirkungen aber noch
längst nicht alles bekannt ist.

Neuer Beschleuniger PETRA III

Frühling 2009 wurden die ersten Teilchenpakete aus Positronen, den Antiteilchen von Elektronen, in den neuen Speicherring PETRA III am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in der Helmholtz-Gemeinschaft eingeschossen und gespeichert. PETRA III basiert auf dem früheren Beschleuniger PETRA, an dem einst das Gluon entdeckt wurde. In nur zwei Jahren Bauzeit gelang nun der Umbau zur zurzeit leistungsfähigsten Synchrotronstrahlungsquelle der Welt. Ab 2010 sollen während des Nutzerbetriebs rund um die Uhr bis zu 960 Teilchenpakete durch den Speicherring gejagt werden und dabei ein einzigartiges Licht für die Forschung erzeugen.

"Der erfolgreiche Umbau von PETRA III zeigt, wie wir Teilchenbeschleuniger einer ganz neuen Verwendung zuführen, damit sich die Investitionen für die Forschung mehrfach lohnen", sagt Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. "Die große Erfahrung der DESY-Experten hat sich auch diesmal bewährt", so Mlynek weiter, "denn die komplexen Umbauarbeiten sind im Zeit- und Kostenplan geblieben."
"Mit PETRA III nimmt DESY eine weitere Röntgenlichtquelle für die Forschung in Betrieb, die weltweit ihresgleichen sucht", sagt Prof. Dr. Helmut Dosch, Vorsitzender des DESY-Direktoriums. PETRA III bietet vor allem den Wissenschaftlern exzellente Experimentiermöglichkeiten, die sehr kleine Proben untersuchen wollen oder stark gebündeltes, sehr kurzwelliges Röntgenlicht für ihre Analysen benötigen. "Solche neuartigen Infrastrukturen für die Forschung zu entwickeln, aufzubauen und zu betreiben, ist eine Kernaufgabe der Helmholtz-Gemeinschaft", betont Mlynek.

Der Beschleuniger PETRA wurde ursprünglich für die Teilchenphysik gebaut. Unter anderem wurde an ihm 1979 das Gluon entdeckt, das Feldteilchen, das mit der starken Wechselwirkung die Bausteine der Atomkerne zusammenhält. Zuletzt diente PETRA als Vorbeschleuniger für DESYs erfolgreichen Teilchenbeschleuniger HERA In weniger als zwei Jahren wurde PETRA jetzt komplett erneuert. Auf einem Achtel seines Umfangs wurde eine 300 Meter lange Experimentierhalle errichtet, in der bis zu 30 Experimente stattfinden können. Damit der Boden in der Experimentierhalle möglichst schwingungsfrei bleibt, besteht er aus der längsten am Stück gefertigten Betonplatte der Welt. Der Umbau kostete rund 225 Millionen Euro und wurde vom Bundesforschungsministerium BMBF, der Stadt Hamburg und der Helmholtz-Gemeinschaft finanziert.

In den nächsten Wochen wird der Beschleuniger auf die Produktion des Synchrotronlichts weiter vorbereitet: Ein erster Testbetrieb mit dem Synchrotronlicht ist im Sommer geplant, der reguläre Nutzerbetrieb wird 2010 starten.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,4 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).  www.helmholtz.de

„Stillen – was sonst?“

Kompaktinfo motiviert junge Paare zum Stillen

Stillen ist das Beste für Mutter und Kind. Schon vor der Geburt können werdende Eltern den Grundstein für erfolgreiches Stillen legen, indem sie sich informieren oder beraten lassen. Zur Förderung des Stillens hat das Netzwerk „Gesund ins Leben“ kompakte Informationen erarbeitet, die sich an werdende Eltern richten und gezielt Fragen aus der Lebenswelt jüngerer Paare aufgreifen. Denn sehr junge Mütter und Frauen aus sozial benachteiligten Familien stillen vergleichsweise seltener und kürzer.
Das kostenlose Kompaktinfo informiert über die Vorteile des Stillens und motiviert junge Paare dazu, die Zeit vor der Geburt für eine entspannte Vorbereitung aufs Stillen zu nutzen. Das Besondere dabei: Frauen und Männer haben jeweils ihre eigenen Seiten, die das Stillen aus der Perspektive der Schwangeren und des Partners betrachten. Im Mittelpunkt stehen bekannte und weniger bekannte Fakten zur Muttermilch und zum Stillen. Außerdem erfahren werdende Eltern, wie und wo sie sich in der Stillzeit unterstützen lassen können. Das Netzwerk „Gesund ins Leben“ (www.gesund-ins-leben.de) ist eine IN FORM-Initiative und wird vom Bundesernährungsministerium gefördert. Es vereint die relevanten Institutionen, Fachgesellschaften und Verbände aus dem Umfeld junger Familien. (aid)

aid: Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der gemeinnützige Verein löste sich 2016 auf.

Geplante Staudämme bedrohen Artenvielfalt akut

Geplante Staudämme bedrohen Artenvielfalt akut

Wissenschaftler analysieren Daten zu Amazonas, Mekong und Kongo

Regenwald am Amazonas: Artenvielfalt in Gefahr (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)
Regenwald am Amazonas: Artenvielfalt in Gefahr (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)

Tübingen (pte010/08.01.2016/11:30) –

Der globale Ausbau der Wasserkraft bedroht die artenreichsten Gewässer
der Erde. Darauf weisen Wissenschaftler unter Beteiligung von Experten
der Universität Tübingen http://uni-tuebingen.de in einer internationalen Studie hin, in der Daten zu den Flüssen
Amazonas, Mekong und Kongo ausgewertet wurden. Der ökonomische Nutzen
von Staudämmen wird demnach häufig überschätzt, die langfristigen
Konsequenzen für Artenreichtum und Fischerei hingegen unterschätzt,
warnen die Autoren.

Über 450 große Dämme geplant

Um die Folgen auf Umwelt und Mensch zu minimieren,
fordern die Fachleute überregionale Analysen zur Risikoabschätzung bei
Dammbauten, die sowohl soziale als auch ökologische Prozesse und ihre
Wechselwirkungen berücksichtigen. Den in "Science" http://bit.ly/1MWStqo publizierten Ergebnissen nach leben in den tropischen Einzugsgebieten
von Amazonas, Mekong und Kongo mit mehr als 4.000 Arten knapp ein
Drittel aller Süßwasserfischarten der Erde, die meisten davon sogar nur
hier. Derzeit sind diese Flüsse noch weitgehend unverbaut.

Unverbaut heißt jedoch nicht, dass es dabei bleibt.
Denn die Errichtung von mehr als 450 großen Dämmen ist geplant. Die
Realisierung hätte laut den Forschern nicht nur soziale Auswirkungen,
wie die Umsiedlung der ansässigen Bevölkerung. Die besten Stellen für
die Elektrizitätsgewinnung seien zugleich Gebiete, die eine einmalige
Artenvielfalt aufwiesen. Es besteht laut den Studienautoren demzufolge
die akute Gefahr, dass große Dämme den Fischreichtum reduzierten und
Hindernisse für wandernde Fische darstellten.

Natürliche Fluss-Dynamik eingeschränkt

"Dies kann Fischpopulationen trennen und deren
Lebenszyklen unterbrechen", so Christiane Zarfl vom Zentrum für
Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen. "Staudämme
schränken die natürliche Dynamik eines Flusses ein und schaffen somit
einheitlichere und unproduktivere Lebensräume. Das reduziert nicht nur
den Artenreichtum, es beeinträchtigt auch die Fischerei und die von der
Dynamik des Gewässers abhängige Landwirtschaft." Abwägende Auswahl der
Staudammstandorte sei für das Gewässermanagement wichtig.