Geplante Staudämme bedrohen Artenvielfalt akut

Geplante Staudämme bedrohen Artenvielfalt akut

Wissenschaftler analysieren Daten zu Amazonas, Mekong und Kongo

Regenwald am Amazonas: Artenvielfalt in Gefahr (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)
Regenwald am Amazonas: Artenvielfalt in Gefahr (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)

Tübingen (pte010/08.01.2016/11:30) –

Der globale Ausbau der Wasserkraft bedroht die artenreichsten Gewässer
der Erde. Darauf weisen Wissenschaftler unter Beteiligung von Experten
der Universität Tübingen http://uni-tuebingen.de in einer internationalen Studie hin, in der Daten zu den Flüssen
Amazonas, Mekong und Kongo ausgewertet wurden. Der ökonomische Nutzen
von Staudämmen wird demnach häufig überschätzt, die langfristigen
Konsequenzen für Artenreichtum und Fischerei hingegen unterschätzt,
warnen die Autoren.

Über 450 große Dämme geplant

Um die Folgen auf Umwelt und Mensch zu minimieren,
fordern die Fachleute überregionale Analysen zur Risikoabschätzung bei
Dammbauten, die sowohl soziale als auch ökologische Prozesse und ihre
Wechselwirkungen berücksichtigen. Den in "Science" http://bit.ly/1MWStqo publizierten Ergebnissen nach leben in den tropischen Einzugsgebieten
von Amazonas, Mekong und Kongo mit mehr als 4.000 Arten knapp ein
Drittel aller Süßwasserfischarten der Erde, die meisten davon sogar nur
hier. Derzeit sind diese Flüsse noch weitgehend unverbaut.

Unverbaut heißt jedoch nicht, dass es dabei bleibt.
Denn die Errichtung von mehr als 450 großen Dämmen ist geplant. Die
Realisierung hätte laut den Forschern nicht nur soziale Auswirkungen,
wie die Umsiedlung der ansässigen Bevölkerung. Die besten Stellen für
die Elektrizitätsgewinnung seien zugleich Gebiete, die eine einmalige
Artenvielfalt aufwiesen. Es besteht laut den Studienautoren demzufolge
die akute Gefahr, dass große Dämme den Fischreichtum reduzierten und
Hindernisse für wandernde Fische darstellten.

Natürliche Fluss-Dynamik eingeschränkt

"Dies kann Fischpopulationen trennen und deren
Lebenszyklen unterbrechen", so Christiane Zarfl vom Zentrum für
Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen. "Staudämme
schränken die natürliche Dynamik eines Flusses ein und schaffen somit
einheitlichere und unproduktivere Lebensräume. Das reduziert nicht nur
den Artenreichtum, es beeinträchtigt auch die Fischerei und die von der
Dynamik des Gewässers abhängige Landwirtschaft." Abwägende Auswahl der
Staudammstandorte sei für das Gewässermanagement wichtig.