Archiv der Kategorie: Politik Gesellschaft

Scholz und Habeck räumen Blockade bei Finanzfragen ein

(FAZ) – Die Entlastung von kleinen und mittleren Einkommen durch eine Steuerreform ist laut SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und Grünen-Co-Chef Robert Habeck nur bei steigenden Steuereinnahmen möglich. Beide Politiker sagten am Sonntag in der ARD-Sendung „Anne Will“, ohne die von der FDP verhinderten Steuererhöhungen fehle dafür der Spielraum. Man werde nun in den kommenden vier Jahren sehen, welche Möglichkeiten sich noch ergäben.

Scholz zeigte sich zugleich überzeugt, dass das Bundesverfassungsgericht den noch bestehenden Soli-Zuschlag für Besserverdienende nicht kippt. Er sei sich „so sicher wie man sein kann vor Gericht“. Habeck äußerte sich vorsichtiger und verwies darauf, man müsse man eine Entscheidung Karlsruhes abwarten. Sollte der Soli komplett abgeschafft werden müssen, rechnen Experten mit einem Milliardenloch bei den Steuereinnahmen.

„Unentschieden“ in Finanzfragen

„Insofern gibt es in dem Bereich der Finanzpolitik, der die Steuern umfasst, keine große Bewegung, das muss man ehrlich sagen“, sagte Habeck zu den Ampel-Gesprächen über eine Steuerreform. Im Bereich der steuerlichen Be- und Entlastungen sei die Sondierung zwischen den drei Parteien „quasi auf Unentschieden gestellt“. Wegen der FDP und auch der Union seien Verfassungsänderungen an der Schuldenbremse nicht möglich, so dass der Spielraum durch eine Neuverschuldung begrenzt sei. Dafür habe die FDP aber auch keine Senkung der Unternehmenssteuern durchsetzen können.

Scholz und Habeck verwiesen aber auf andere verabredete Reformen und betonten, dass etwa die geplante Abschaffung der EEG-Umlage auch Privatpersonen entlaste und damit Mehrkosten für höhere Energiepreise ausgleichen könne. Scholz sprach von einem Betrag von 300 Euro für eine vierköpfige Familie.

Er verwies zudem auf die geplante Aufstockung des Mindestlohns auf zwölf Euro und die verabredete Aufstockung der Grenzen sogenannter Midi-Jobs, von der vor allem untere Einkommen profitieren würden.

Energiekosten: Trittin für höheren Grundfreibetrag

In die konkreten Koalitionsverhandlungen mit SPD und FDP gehen die Grünen mit der Forderung nach einer Erhöhung des Wohngelds und des steuerfreien Existenzminimums als Ausgleich für die stark gestiegenen Energiepreise. Der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin, der für die Grünen die Bereiche Klima und Energie verhandelt, sagte am Sonntagabend dem Sender Bild TV: „Ich persönlich bin der Auffassung, dass wir in der Tat beim Wohngeld und bei der Frage des Steuerfreibetrages hier etwas tun müssen“.

Maßnahmen in diesen Bereichen seien „zielgenau und das hilft denjenigen, die von steigenden Energiepreisen betroffen sind und die das nicht wegstecken können“, sagte Trittin. Sollte es gelingen, bis Anfang Dezember eine Ampel-Koalition zu bilden, könnten die Hilfen zum 1. Januar 2022 in Kraft treten. Er gehe davon aus, dass allein durch eine Wohngelderhöhung „für viele übers Jahr gerechnet wahrscheinlich mehr als 100 Euro“ rauskommen, sagte Trittin dem Sender.

Einer Senkung von Energiesteuern erteilte der Grünen-Politiker eine Absage: „Dann ist erstens nicht sichergestellt, dass dadurch die Preise auch wirklich sinken. Und Sie erreichen zweitens Leute, die es nicht nötig haben.“ Zudem maximiere dies „Einnahmeausfälle, die der Staat an dieser Stelle hat“. Das sei „teuer, ineffizient und sozial ungerecht“.

Skeptisch äußerte sich Trittin zu einer Erhöhung der Pendlerpauschale. Dadurch würden jene entlastet, „die viel fahren und über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügen“. Er halte es für „zielgenau und richtig“, Hilfen von der Höhe des Einkommens abhängig zu machen, wie dies auch die Franzosen machten. Rentner hätten im Übrigen „von der Pendlerpauschale überhaupt nichts, weil sie halt nicht pendeln“, sagte Trittin dem Sender. Die Erhöhung des steuerfreien Existenzminimums und des Grundfreibetrags helfe Rentnern hingegen. Dies gelte auch für das Wohngeld, wenn sie Mieter seien.

Milliardendeal: Vonovia und Deutsche Wohnen verkaufen Wohnungen an Berlin

(Manager Magazin) – Immobilienkonzerne wie Vonovia und Deutsche Wohnen stehen in Berlin in der Kritik, ihre geplante Fusion ebenfalls. Um die Gemüter zu beruhigen, wollen die Unternehmen dem Land Tausende Wohnungen verkaufen – für viele der Objekte gibt es nun offenbar eine Einigung.

Die vor einer Fusion stehenden Wohnungsriesen Vonovia und Deutsche Wohnen veräußern Immobilien in Berlin an die öffentliche Hand. Die Verhandlungen zum Wohnungsankauf des Landes Berlin aus Beständen der beiden Konzerne seien abgeschlossen, teilte die Senatsverwaltung für Finanzen Berlin am Mittwoch mit. Details zum Ankauf der Immobilien durch die drei Landesgesellschaften Howoge, Degewo und Berlinovo würden nach der notariellen Beurkundung am Freitag vorgestellt. Insidern zufolge soll das Paket für rund 2,4 Milliarden Euro die Besitzer wechseln. Vonovia-Chef Rolf Buch hatte Anfang der Woche gesagt, für einen Verkauf von 14.000 Wohnungen an die öffentliche Hand in der Hauptstadt gebe es eine Einigung.

Der Branchenprimus Vonovia steht vor einer Übernahme des kleineren Konkurrenten und bietet dessen Aktionären 53 Euro je Anteilsschein. Den beiden Immobilienriesen gehören zusammen rund 550.000 Wohnungen im Wert von mehr als 80 Milliarden Euro, der größte Teil davon in Deutschland. Der Schwerpunkt der Deutschen Wohnen liegt dabei in Berlin, dort bekam der Konzern aber auch heftigen politischen Gegenwind zu spüren. In einem Volksentscheid soll in der Hauptstadt über eine mögliche Vergesellschaftung der Wohnungsbestände großer Immobilienkonzerne abgestimmt werden.

 

Arnold Schwarzenegger rügt die deutsche Automobilindustrie seit Jahren mit einem auf die heutige Zeit angepassten Kommentar von Jean Pütz

Dieser Rüge möchte ich mich anschließen. Arnold Schwarzenegger, als ehemaliger Gouverneur Kaliforniens, hat natürlich andere Absichten. Seine Großstädte erstickten im Smog. Klar, dass dann die Idee von Elon Musk mit seinen batterie-schweren Elektroauto auf fruchtbarem Boden stieß. Musk ist Weltmeister der wirksamen Werbung und PR. Nicht mit überbordender Kreativität hat er sein Imperium geschaffen, sondern er hat für Kalifornien dringende Bedürfnisse befriedigt. Ihm ist es auf Grund seiner PR-Künste aber auch gelungen, die ganze Welt von seiner Art Elektromobilität zu überzeugen. Elektromobilität ist tatsächlich eine dringende Notwendigkeit der Automobil-Industrie, die Zukunft zu öffnen. Aber seine Art von Tonnen-schwerlastigen rein Batterie getriebenen E-Autos, war zwar für Kalifornien und überall dort, wo die Städte in ihren Abgasen erstickten, eine hervorragende Lösung. Zunächst griffen die Grün-Ideologen mit nicht zu überbietender Naivität diese Form von Elektro-Auto auf, denn in einfältiger Propagierung nach dem Motto: Wenn am Auspuff nichts rauskommt, ist das die Lösung der Zukunft. Die Nachteile und Nebenwirkungen wurden unterdrückt. Aber die Volksmeinung übernahm diesen Populismus und wurde zum Mainstream. Die Grün-Ideologen fügten noch eine unerträgliche Forderung hinzu und meinten, auf den Verbrennungsmotor in der Mobilität generell verzichten zu können. Das geht sogar so weit, dass sie sogar durchgesetzt haben, ihn zu verbieten wäre perfekte Klimarettung. Aber die Naturgesetze sind nicht einfältig, sie für menschliche Belange  zu nutzen bedarf der Vielfalt.  Gerade der Verbrennungsmotor kann helfen, mit regenerativem Treibstoff versorgt, Klimarettung aus dem Nirwana des Mainstreams in Realität umzusetzen. Aber im Moment steht der Populismus auf Realitätsverweigerung.

Das verhängnisvolle besteht nun darin, dass sich auch die Automobil-Industrie diesen einfachen Lösungen  geöffnet hat. Man muss sich das einmal vorstellen: Die Aktien-Gesellschaft von Musk, die die zwei Typen des Tesla produziert, also diese Batterie-schweren Elektro-Autos ohne Auspuff, gelten weltweit als die Lösung der Zukunft der Mobilität. Ihr Börsenwert übersteigt den der vier deutschen Auto-Produzenten, obwohl diese mit ihren SUVs noch Milliarden Euros verdienen. Tesla aber hat erst in diesem Jahre minimalen Profit erzielt, aber nicht mit dem Verkauf von Autos, sondern mit dem Verkauf von CO2-Zertifikaten. Irgendwie scheint auch die Börse, die sonst auf Vernunft setzt, den Mondschlössern von Musk zu folgen.

Die deutsche Automobil-Industrie schaufelt damit ihr eigenes Grab. Einerseits hat sie mit ihren, mit Verlust produzierten E-Autos in China kurzfristigen Erfolg und hilft dort in den Großstädten den Dreck in der Luft einigermaßen erträglich zu gestalten, andererseits benötigt sie diese E-Autos, weil die EU wegen einer Idee der deutschen Politik CO2-Ausstoß-Grenzen eingesetzt hat, die nicht das einzelne Auto betreffen, sondern den Flottenverbrauch. Flottenverbrauch heißt, dass sämtliche Automobil-Typen, die eine Firma produziert – ob Klein-Auto oder Riesen-SUVs – zusammengefasst den Verbrauchswert bestimmen. Nun kommt der Schwachsinn: Ein E-Auto wird mit 0-Verbrauch bewertet. Dadurch sinkt der Flottenverbrauch so stark, dass die spritfressenden SUVs und Luxus-Autos ohne empfindliche Strafen weiter verkauft werden können.

Quintessenz: Die deutsche Auto-Industrie ist völlig dem Batterie-schweren Elektro-Auto verfallen und legt jegliche Technologie-offene neue Entwicklungen ab. So ist es zu verstehen, dass die Idee des Hyper/Hybrid-Autos, dessen enormen ökologische und finanzielle Vorteile offen liegen und als Prototypen realisiert sind, von den Automobil-Bossen rundweg abgelehnt werden. Unterstützt werden Sie dabei in Deutschland durch enorme staatliche Subventionen durch eine Verkaufsprämie von 9.000 Euro, sondern pro verkauftem E-Auto von 20.000 Auto, bezahlt von den Steuern der deutschen Bürger. Wenn einige Parteien sich mit Technologie-Offenheit brüsten, sollten sie hiermit beginnen, denn die Hyper/Hybrid-Elektro-Autoversion benötigt mit herkömmlichen Benzin betrieben nur maximal 2 bis 2,5 Liter auf 100 Kilometer, und betrieben mit Methanol, also CO2-neutral, unter 2 Liter auf 100 Kilometer. Dabei wäre ein Verkaufspreis auch ohne staatliche Subventionen, sofern eine Massenfertigung in Gang gesetzt wird, nicht höher als alle bisherigen mit Diesel oder Benzin Motoren ausgestatteten herkömmlichen Autos. Der Energie-Verbrauch – egal ob Elektro- oder Flüssig-Treibstoff  – wäre auch deswegen wesentlich geringer, weil nur ein Siebtel der Batterie-Kapazität der E-Autos erforderlich ist, und damit das Hyper/Hybrid-Auto 250 kg leichter wird. Je leichter ein Auto, umso weniger Reibung, was den Abrieb der Reifen damit um zigtausend von Mikroplastik verringert.

Hinzu kommt, dass die Revolution im Automobilbau zu einer Evolution reduziert wird. Hunderttausende von wegfallenden Arbeitsplätzen, die beim reinen Elektroauto unausweichlich sind, bleiben erhalten.

So, nun liebe Leser, beurteilen Sie selbst, warum die Industrie und die Politik auf den Schwachsinn des reinen Batterie-schweren Autos hereingefallen sind. Wenn Sie mich fragen: Nur die Methode des Hyper/Hybrid hat allein schon wegen seiner ökologischen Vorteile aus meiner Sicht eine Chance und rettet die E-Mobilität. Übrigens auch für Lastwagen, Busse und Baumaschinen hervorragend geeignet. Natürlich ist das Laden aus dem elektrischem Netz mit regenerativem Strom auch hier möglich, im Gegensatz zu dem Plug-in-Hybrid, der sich in der Praxis als ökologischer Betrug herausgestellt hat.

Wenn Sie jetzt noch Lust haben, lesen Sie den hervorragenden Beitrag von Gabor Steingart – ein Auszug aus seinen ‚Morning-Briefing‘. Offenbar hatte Arnold Schwarzenegger intuitiv die richtige Idee, die aber heutzutage modifiziert werden muss.

Ihr Jean Pütz

(Auszug aus Morning Briefing) – Auf der Digital X, einer Digitalmesse der Telekom, habe ich mit dem Schauspieler und früheren kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger gesprochen – über Donald Trump, den Kampf gegen den Klimawandel und seinen Blick auf die deutsche Automobilindustrie. Seine Kernaussagen:

Trump ist nicht mehr im Amt, weil er der falsche Mann war, wenn es um die Umwelt und so viele andere Themen geht. “

Über die deutschen Automobilhersteller sagt er:

Ich habe schon mit den Chefs der Autohersteller in Deutschland gesprochen, als ich noch Gouverneur war. Ich habe ihnen gesagt, dass dies die Zukunft ist. Und sie wollten es nicht hören. Sie haben mich verklagt und sie haben Kalifornien verklagt, weil der Bundesstaat strikte Standards hat. “

Gewonnen haben allerdings die Amerikaner:

Unsere kalifornischen Auspuffemissionsstandards wurden zum landesweiten Standard in Amerika. Erst dann kamen die Autofirmen auf uns zu. Sie verhandelten und sagten: Geben Sie uns etwas Zeit und lassen Sie uns diese Regelung auf 2016 verschieben. Diesem Vorschlag haben wir zugestimmt. Aber sie sind bis heute nicht in der Lage, Standards einzuhalten und müssen Strafen zahlen. “

Und der österreichisch-amerikanische Mister Klartext wird noch deutlicher. Er nennt die deutschen Autobosse der Generation Winterkorn „lazy bastards”

Antwort eines kompetenten Physik-Professors aus Dresden auf dezidierte Fake-News – verbreitet in der Wahl-Arena durch Annalena Baerbrock

Lieber Herr Thess,

die Protagonisten der Energiewende im Sinne eines beschleunigten Zubaus von Wind- und PV-Anlagen haben inzwischen erkannt, dass es nicht möglich ist, kritischen Publikationen mit Argumenten zu begegnen. Sie sehen also das Schweigekartell als einzige noch bleibende Möglichkeit,  um vorzutäuschen, dass es diese Kritik überhaupt existiert.
In den Berichten der Öffentlich-Rechtlichen findet man in letzter Zeit vermehrt Falschaussagen (FAKT: Kosten der Energieerzeuger werden verglichen, aber die Methode der Kostenberechnung nicht offengelegt).

Wahlarena mit Annalena Baerbock:

Frage: Sind Sie bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass es nicht zu einem flächendeckenden Versorgungsengpass kommt?

Antwort AB: Es wird nicht zu einem flächendeckenden Versorgungsengpass kommen, ja, das kann ich Ihnen versprechen, wenn man die Erneuerbaren ausbaut. Am 14.08. haben wir in Deutschland die Stromversorgung sichergestellt und es wird in Zukunft genau so sein wie in der Vergangenheit. Wir haben den gemeinsamen europäischen Energiemarkt und da wird auch die Netzstabilität und die Stromversorgung sichergestellt.

Die GRÜNEN versprechen uns das BLAUE vom Himmel.

Beste Grüße aus Dresden,
Sigismund Kobe

Jugendforschung: 93 Faktoren erklären soziale Beziehungen bei Jugendlichen – Österreichische Studie überrascht

Hier geht’s zur Originalpublikation

(Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften) – Team der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Krems erstellt weltweit erstes Modell über unterstützende soziale Beziehungen zu Gleichaltrigen (Peers)

Wie unterstützende soziale Beziehungen zwischen Jugendlichen sich auf deren soziale und emotionale Entwicklung auswirken, wurde nun erstmals in einem integrativen Modell erfasst. Dazu wurden Daten aus insgesamt 364 Studien über sogenannte Peer Relationships analysiert und ausgewertet. Einem Team der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Krems (KL Krems) gelang es dabei, 93 Parameter zu identifizieren, die einen maßgeblichen Einfluss auf das soziale Wohlbefinden haben. Zentrale Bedeutung nehmen dabei „Identität“ und „sozioemotionale Fähigkeiten“ ein.

Jugendliche sind Wandler zwischen den Welten: der Welt der Erwachsenen und jener der Gleichaltrigen. Letztere ist weniger kontrolliert und frei von den Normen der „Großen“. Die Beziehungen zu Gleichaltrigen (Peers) spielt daher in den Zeiten der Kindheit und Jugend eine maßgebliche Rolle. Doch ein Modell, das die dort wirkenden Kräfte in Beziehung setzt und deren Einfluss auf die Entwicklung eines Individuums erklärt, fehlte bisher. Nun ist es der Forschungsgruppe D.O.T. (Die offene Tür) an der KL Krems im Rahmen eines umfassenden Projekts gelungen, ein solches Modell vorzustellen.

PEERS, BUDDIES, BESTE FREUNDE
Unterstützende soziale Beziehungen (Supportive Peer Relationships, SPR) sind als Beziehungen definiert, die eine besonders hohe Qualität für das Individuum besitzen und die eine beschützende Funktion ausüben. Sie tragen maßgeblich zur Selbstwahrnehmung, zur Entwicklung sozialer Kompetenzen sowie zu schulischen Leistungen bei. Ein Mangel an SPR führt zu Zurückgezogenheit, riskanten Verhaltensweisen und langfristig zu negativen Folgen für die mentale Gesundheit. „Vor dem Hintergrund dieser immensen Bedeutung für den Reifeprozess von Jugendlichen“, erläutert Priv. Doz. Dr. Beate Schrank, Leiterin der Forschungsgruppe D.O.T. an der KL Krems, „ist es überraschend, dass es bisher noch kein Modell gab, das die Wechselwirkungen der verschiedenen Einflüsse und deren Wirkung auf Kinder und Jugendliche beschreibt und als Grundlage für therapeutische Interventionen und die Forschung dienen kann.“ Genau dieses Modell hat sie nun mit ihren Kolleginnen und Kollegen entwickelt. Dazu analysierte das Team 364 Studien aus den letzten 20 Jahren in acht verschiedenen Sprachen, die sich mit Peer Relations befassten.

„Insgesamt erfasst unser nun veröffentlichter Modellvorschlag Verbindungen zwischen 93 Faktoren“, führt Dr. Marija Mitic, Erstautorin der internationalen Veröffentlichung, aus: „Diese Faktoren beziehen sich zum einen auf das Individuum und zum anderen auf dessen Umwelt.“ Unter den Faktoren, die sich auf das Individuum beziehen, stachen dabei „Identität“ und „sozialemotionale Kompetenzen“ in ihrer Bedeutung heraus. Umweltfaktoren, die in das Modell miteinbezogen wurden, waren vor allem die Peers, die Schule, die Familie und die Nachbarschaft. Dabei wurde im Rahmen des Modells die Schule als wesentlicher Ort für etwaige Einflussnahmen identifiziert.

NACHHOLBEDARF
Natürlich wurden auch moderne Technologien und das Internet als Einflussfaktoren der Umwelt mitberücksichtigt. Jedoch fiel dem Team bei der Auswertung aller 364 Studien auf, dass dieser Bereich noch wissenschaftliches Brachland ist. Dazu Priv. Doz. Dr. Beate Schrank: „Es ist tatsächlich alarmierend, wie wenig der Einfluss der virtuellen und online-Umgebung auf die soziale Welt von Jugendlichen bisher wissenschaftlich untersucht wurde. Hier finden doch immer mehr soziale Kontakte statt und diesbezügliche Forschung ist dringend notwendig.“

Zusammenfassend kann das nun vom D.O.T.-Team an der KL Krems vorgeschlagene Modell als organisatorischer Rahmen dienen, der es zukünftig erleichtert, unterstützende soziale Beziehungen bei Jugendlichen strukturiert und integriert zu verstehen. Es leistet somit auch einen Beitrag zum Forschungsfokus der KL Krems, der auf Themen mit hoher gesundheitspolitischer Relevanz liegt.

Originalpublikation inkl. grafischer Darstellung des Modells: Toward an Integrated Model of Supportive Peer Relationships in Early Adolescence: A Systematic Review and Exploratory Meta-Analysis. Front. Psychol. M. Mitic, K. A. Woodcock, M. Amering, I. Krammer, K. A. M. Stiehl, S. Zehetmayer & Beate Schrank on behalf of the D.O.T. Co-I team. February 2021, Vol. 12. Doi: 10.3389/fpsyg.2021.589403

Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (Stand August 2021)
An der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) in Krems ist die umfassende Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit eine grundlegende Zielsetzung für Forschung und Lehre. Die KL stellt mit ihrem europaweit anerkannten Bachelor-Mastersystem eine flexible Bildungseinrichtung dar, die auf die Bedürfnisse der Studierenden, die Anforderungen des Arbeitsmarkts ebenso, wie auf die Herausforderungen der Wissenschaft abgestimmt ist. In den Studienrichtungen Medizin und Psychologie studieren aktuell rund 600 Studierende. Die vier Universitätskliniken in Krems, St. Pölten, Tulln und Eggenburg gewährleisten eine klinische Lehre und Forschung auf höchstem Qualitätsniveau. In der Forschung konzentriert sich die KL auf interdisziplinäre Felder mit hoher gesundheitspolitischer Relevanz – u.a. der Medizintechnik, der molekularen Onkologie, der mentalen Gesundheit und den Neurowissenschaften sowie dem Thema Wasserqualität und den damit verbundenen gesundheitlichen Aspekten. Die KL wurde 2013 gegründet und von der Österreichischen Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung (AQ Austria) akkreditiert.

 

Offener Brief zur Klimarettung an ‚Friday for Future‘

Reaktion auf eine Mail von Frau Carla Reemtsma im Rahmen ihrer ‚Campact‘-Kampagne.
Dort fordert ‚FFF‘ Maßnahmen aus verständlichen Emotionen heraus, die aber in dieser extremen Form nicht realisierbar sind oder Deutschland ruinieren würden.

Liebe Frau Reemtsma

als Wissenschaftsjournalist habe ich mich sehr über Ihre Initiative gefreut, allerdings reicht es nicht aus Engagement zu haben, sondern dazu gehört auch Wissen, Wissen um die Nebenwirkungen und Risiken bestimmter Maßnahmen. Da stelle ich fest, dass Sie nur kritisieren, aber keinen Vorschlag machen, wie man diese auch von mir sehr unterstützte Klimarettung so gewährleisten kann, dass unsere Gesellschaft noch eine Chance hat. Also einfach nur die Erzeugung von CO2 abzuschaffen ist zwar löblich, aber führt zu Nebenwirkungen und Risiken, die nicht berücksichtigt werden. Natürlich bin ich absolut gegen jegliche fossilen Energieträger, doch mit der Abschaffung in Deutschland kommen wir nicht weiter. Sie werden sehen, dass das in anderen Ländern zu verstärkten Bemühungen um die Kernenergie führt. Wenn man etwas kritisiert, sollte man sich auch Gedanken darüber machen, wie man das Problem lösen kann. Ich war ehemals Oberstudienrat in Physik, da habe ich meinen Schülern beigebracht, dass es ganz wichtig ist, Ursache und Wirkung zusammenzubringen. Das ist ein Prinzip, auf das man nicht verzichten kann.

Leider ist aber das Wissen um diese naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten im Volk so gering verbreitet, dass ich davon spreche, dass die Schwarmintelligenz der Deutschen in dieser Hinsicht sehr gering ist und wir deshalb auch teilweise Populisten auf den Leim gehen. Eine Gefahr die genauso groß ist wie die Klima-Problematik. Ihr Protest in Ehren, aber wenn sie keine Vorschläge machen, wie das Problem zu lösen ist, und sich an den Mainstream halten, der Maßnahmen die mittlerweile auch von der Politik aufgegriffen werden, dann werden sie Schiffbruch erleiden. Deutschland wird sich dann mit seiner Industrie- und Technologie-Kultur abbauen.

Ich bitte Sie, einmal meinen mittlerweile weit verbreiteten Kommentar zu lesen, der in Facebook eine außergewöhnliche Resonanz gefunden hat. Gerne bin ich bereit, mit Ihnen zu diskutieren und komme auch sozusagen präsent zu Ihnen, um Ihnen Ihre Widersprüche zu offenbaren. Dazu gehört Logik und naturwissenschaftliches Grundwissen. Das habe ich nicht nur als Wissenschaftsjournalist, sondern ich bin auch Diplom Ingenieur der Elektrotechnik, wie gesagt Oberstudienrat in Physik gewesen und habe Soziologie, und zwar empirische Soziologie, studiert, um zu begreifen, warum Deutschland im Dritten Reich diesem Verbrecher und Psychopathen anheimgefallen ist. Im Alter kann ich dieses Wissen sehr gut gebrauchen, ist aber auch für junge Menschen wissenswert.

Übrigens als Jugendlicher war ich einmal Elektromechaniker und habe diese Lehre zu Ende gebracht. Also ich bin ein zugegeben alter weiser Mann, der aber seine Weisheit durchaus noch hinterfragt und vermitteln will. Noch mal deutlich gesagt, mit Emotionen können wir unser Klima nicht retten, wir müssen die Vernunft zu Hilfe nehmen.

Hier nun der Link zu meinem letzten Facebook Artikel, der heute, am Montag, mittlerweile eine Reichweite von über 140.000, mit fast 40.000 Interaktionen und fast 1.000 schriftlichen Kommentaren der Facebook-Freunde erhalten hat. Es lohnt sich also, den Link anzusehen.

Aber vielleicht interessiert Sie auch meine wissenschaftliche Homepage die ich seit über 15 Jahren täglich aktualisieren. aktualisieren.

Ich bin gespannt auf ihre Reaktion, und ob die Jugend auch noch andere, mit der Logik verknüpfte Ideen und Lösungen zur Kenntnis nimmt.
Jean Pütz

Leiden eines Wissenschaftsjournalisten, der lebenslang auf die Vernunft und auf Nachhaltigkeit gesetzt hat

Brief an einen ähnlich denkenden Kollegen

Lieber Jörg Sommer,

zunächst ein riesiges Kompliment für Ihren ausgewogenen und notwendigen Beitrag. Zu 100% stehe ich auf Ihrer Seite, insbesondere weil ich als Wissenschaftsjournalist alles das am eigenen Leibe erfahren habe. Trotzdem dürfen uns diese Weisheiten nicht davor zurückhalten, immer wieder zu mahnen und Widersprüche in der Gesellschaft und Politik aufzudecken. Klar, wir sind Rufer in der Wüste, Sisyphus oder auch Kämpfer gegen Windmühlen des Sancho Panza . Was Sie noch nicht erwähnt haben, ist die Manie, die ich dem Wirken der Bildzeitung oder anderer Zeitungen ankreide, nämlich dass höchstens die Überschrift und drei Zeilen danach gelesen werden. Es ist nicht die Schuld der Boulevard-Zeitungen. Sie reagieren nur auf das, was sich in der Bevölkerung breit gemacht hat. Verhängnisvoll wirkt sich dann auch noch aus, dass ‚Bad News is good News‘ für große Auflagen sorgt. Wie es mit diesem Verhalten möglich wird, die Demokratie mit realistischen Inhalten zu füllen und dem Populismus und den Verschwörungstheorien Paroli zu bieten, kann ich nicht mehr erklären. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Vielleicht kann ich Ihnen über eine positive Beobachtung von mir berichten: Ähnlich wie ich früher die ‚Hobbythek‘ als ‚trojanisches Steckenpferd‘ erfunden habe, um die Wissenschaft- und Technologie-Entwicklung an bildungsarme Bürger heranzuführen, genauso operiere ich auch heute als ‚weiser alter Mann‘. Ich muss ertragen, dass ich deswegen immer noch als ‚Bastelonkel der Nation‘ in die Schublade gesteckt werde, obwohl ich tausende wegweisende Sendungen als Autor, Moderator und Redakteur verantwortet habe: 1971 die aufkommende Halbleitertechnik und zwei Jahre später die Digitaltechnik in 13-folgigen Serien, 1978 die Folgen des Mikrochips, der die Hardware durch Software ablöste und 1990 den CO2-Aspekt als große Gefahr mit entsprechenden aber leider unberücksichtigten Lösungen für jedermann verständlich im 3. und 1. ARD-Programm, und vieles andere mehr auch 20 Jahre im Voraus.

Seit 15 Jahren unterhalte ich eine täglich aktualisierte wissenschaftliche Homepage und seit 5 Jahren eine offizielle Seite bei Facebook. Ganz gegen den oberflächlichen Trend, nehme ich mir die Freiheit, in langen schriftlichen und frei gesprochenen Kommentaren die besagten Widersprüche in Gesellschaft, Politik und Technologie offen zu legen. Meine Follower müssen sich oft mit 5-seitigen Texten und über 10-minütigen Videovorträgen auseinander setzen. Dass ich trotzdem fast 85.000 Abonnenten gewonnen habe, muss man doch auf die Habenseite der Schwarmintelligenz der Deutschen einordnen. Derzeit sind es nur noch knapp über 82.000 Follower, weil sich die meisten AFD-Anhänger, insbesondere die Querdenker verabschiedeten, weil ich sie zu oft mit Argumenten angegriffen habe.

Ihr Jean Pütz

Was man noch sagen darf

(Demokratie Plus) – Der „Judenstern“ ist wieder in Mode.

Über 75 Jahre nach dem abrupten Ende des Holocausts ist er wieder auf deutschen Straßen zu sehen. Was hat es damit auf sich?

Ab 1941 mussten Personen, die nach den nationalsozialistischen Rassegesetzen („Nürnberger Gesetze“ von 1935) als Juden und Jüdinnen galten, zwangsweise den so genannten „Judenstern“ an ihrer Kleidung tragen, um öffentlich als Juden kenntlich zu sein.

Sie wurden so ausgegrenzt, öffentlichen Misshandlungen ausgesetzt und konnten jederzeit verhaftet und in Lager verfrachtet werden.

Im Jahr 2021 nähen ihn Menschen freiwillig auf ihre Kleidung, ergänzt um die Aufschrift „ungeimpft“.

Das kann man als geschmacklos bezeichnen, es unhistorisch nennen oder gar anmerken, damit würde die Schreckensherrschaft der Nazis verharmlost. Man kann und darf darüber empört sein.

Doch ist man genau in die Falle gelaufen, die damit aufgestellt wurde.

Denn das gemeinsame Narrativ von Rechtspopulist*innen, Reichsbürger*innen, Nazis und eben auch vielen Akteuren der so genannten „Querdenker“ ist der Opferkult um die eigene Person.

Sascha Lobo hat dies kürzlich im SPIEGEL ganz wunderbar herausgearbeitet. In seiner lesenswerten Kolumne geht er der Frage auf den Grund, was Rechtsradikale und deren unkritisches Umfeld dazu treibt, diesen Opferkult strategisch zu zelebrieren.

Offensichtlich steckt dahinter die Hoffnung, die eigene politische Täterhistorie im Nachhinein umzuinterpretieren. Das ist nachvollziehbar und auch zumindest in Teilen der Öffentlichkeit erfolgreich.

Genau das ist die Herausforderung für unsere Demokratie. Es sind nicht ihre Feinde am rechten Rand. Die wird es immer geben. Es sind deren Narrative, die aktuell so große Teile der Bevölkerung erreichen, wie selten zuvor.

Wir alle sind Opfer der Pandemie. Doch viele sehen sich auch als Opfer der Demokratie. Sie klagen darüber, dass ihnen ausgerechnet ein Recht verwehrt würde, das wie kaum ein anderes für die Demokratie steht:

das Recht der freien Rede.

Der Eindruck, „man dürfe Vieles nicht mehr sagen“, ist beileibe kein Randphänomen. Immer mehr Menschen haben dieses Gefühl. Befeuert wird es sicher durch die skizzierten Strategien. Aber das alleine würde keine Wirkung erzeugen, wenn es nicht an die Erfahrungen der betreffenden Personen andocken könnte.

Diese Erfahrungen sind objektiv natürlich weder mit der Judenverfolgung, der Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus, dem Alltag der Menschen, die in einer der vielen Diktaturen dieser Welt leben, vergleichbar.

Aber sie sind subjektiv vorhanden.

Um sie zu verstehen, müssen wir genauer hinhören. In der aktuellen Shell-Jugendstudie stimmen zum Beispiel 68 Prozent der Jugendlichen folgender Aussage zu:

„In Deutschland darf man nichts Schlechtes über Ausländer sagen…“

Wer das glaubt, sieht seine Grundrechte eingeschränkt, glaubt nicht mehr an das große demokratische Versprechen des freien Wortes, ist irgendwann auch für bewusst kreierte Begriffe wie „Merkeldiktatur“ offen.

Die gedankliche Kette ist also erstaunlich kurz. Das kann sie nur sein, weil sie eine Abkürzung nimmt, weil sie ein Missverständnis ausnutzt, das erst mit den Sozialen Blasen des Internetzeitalters möglich geworden ist.

Welches Missverständnis?

Wir kommen ihm auf die Spur, wenn wir uns den Satz aus der Shell-Studie in Gänze ansehen. Er lautet nämlich:

„In Deutschland darf man nichts Schlechtes über Ausländer sagen, ohne gleich als Rassist beschimpft zu werden.“

Genau darum geht es: Natürlich haben wir Meinungsfreiheit in einem Umfang, der aktuell weltweit und historisch ganz außergewöhnlich ist.

Aber: Wer seine Meinung äußert, muss in einer demokratischen Gesellschaft damit leben, das ihm widersprochen wird.

Und längst nicht alles, was da geäußert wird, ist nur „Meinung“. Manches ist Vorurteil, Beschimpfung, Verdrehung von Tatsachen oder schlicht Lüge. Und auch umgekehrt gilt: Selbst eine schlichte Meinung kann mit Widerspruch in Form von Beschimpfungen, Bedrohungen, Lügen oder echten Shitstorms gekontert werden.

Wir haben in unserer Demokratie aktuell kein Problem mit der Meinungsfreiheit, wir haben ein Problem mit dem Diskurs.

Wir können ihn nicht. Wir haben ihn verlernt. Weil wir ihn zu wenig führen.

Wir kreisen in unseren Selbstbestätigungsblasen, in denen wir jede Meinung, und sei sie auch noch so absurd und exotisch, nicht nur äußern dürfen, sondern mehr Applaus bekommen, je demagogischer wir sie formulieren.

Prallen wir dann live oder digital mit einer anderen Blase zusammen, geht die Post ab. Am Ende halten die einen die anderen für bekloppt, und die vermeintlich Bekloppten fühlen sich als Opfer einer Meinungsdiktatur.

Mit jedem Zusammenprall werden die Gräben tiefer, die Wunden blutiger und die gegenseitige Verachtung weiter bestärkt.

Da hilft es dann oft nicht mehr, neue Diskursformate zu erdenken oder mehr Beteiligung anzubieten. Was als Feuerlöscher gedacht ist, wird bei so verhärteten Fronten schnell zum Brandbeschleuniger.

Was uns in Deutschland abhanden gekommen ist, ist Diskurskompetenz. Das ist eine Frage des Könnens, des Wollens und der Einstellung. Einfach nur mehr Möglichkeiten anzubieten, genügt nicht mehr.

Es geht um nichts weniger als einen Kulturwandel. Der ist, das zeigt die Geschichte, stets mühsam, immer schmerzlich, oft zäh – aber möglich.

Dazu müssen wir jedoch zunächst die Mechanismen entlarven, die uns in die aktuelle Situation manövriert haben und sie immer weiter anheizen. Erst dann haben wir eine Chance, nicht nur irgendwelche Diskurse anzuzetteln, sondern Prozesse in Gang zu setzen, die unsere Demokratie wieder stärken, weil sie Streit wieder zu dem machen, was er für eine Demokratie sein sollte: Treibstoff.

Einen wichtigen Faktor, seine Wirkung und wie wir ihm entgegensteuern können, wollen wir uns in der kommenden Woche genauer anschauen:

Den individuellen und kollektiven Narzissmus.

Herzlichst, Jörg Sommer

Leider ein visionärer Abschiedsbrief von Gerd Müller, unserem Bundesentwicklungsminister

Ein Marshallplan mit Afrika. Afrika birgt große Potenziale, die weit über Ressourcenreichtum, kulturelle Vielfalt, Unternehmergeist und Innovationskraft hinausgehen. 2035 wird Afrika das größte Arbeitskräftepotenzial weltweit haben.
Wir brauchen einen Paradigmenwechsel und müssen begreifen, dass Afrika nicht der Kontinent billiger Ressourcen ist, sondern die Menschen dort Infrastruktur und Zukunft benötigen.

BUNDESENTWICKLUNGSMINISTER DR. GERD MÜLLER

Die Bevölkerung Afrikas wird sich bis 2050 auf 20 Prozent der Weltbevölkerung verdoppeln. Hier wachsen die globalen Märkte, die Beschäftigten und Kunden der Zukunft heran – und damit auch die Herausforderung, das Potenzial zu nutzen und Arbeit und Perspektiven für die Jugend zu schaffen.
Die afrikanischen Staaten haben sich für die notwendige sozialökonomische Transformation eine hoch ambitionierte Agenda gesetzt, die danach strebt, dass Afrika bis 2063 „ein wohlhabender Kontinent mit den Mitteln und Ressourcen sein soll, seine eigene Entwicklung voranzutreiben, mit nachhaltiger und langfristiger Verantwortung für seine Ressourcen“. (Ziel 1 der Agenda 2063  der Afrikanischen Union)
Um Afrika bei der Umsetzung dieser Entwicklungsagenda zu unterstützen, bedarf es einer neuen Form der Zusammenarbeit, einer politischen Partnerschaft auf Augenhöhe als Unterstützungsangebot für seine eigene Agenda. Afrika braucht afrikanische Lösungen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat daher seine Zusammenarbeit mit Afrika neu ausgerichtet.
Die vom BMZ initiierten Eckpunkte für einen Marshallplan mit Afrika wurden Anfang 2017 im Rahmen eines Online-Dialogs mit Wirtschaft, Wissenschaft, Kirchen, Gesellschaft und Politik zur Diskussion gestellt und bilden seither den konzeptionellen Schirm und strategischen Rahmen für die Afrikapolitik des BM

Italien im Aufwind

Nicht nur der Gewinn der Europameisterschaft signalisiert, aus der lahmen Ente Italien unter Ministerpräsident Draghi, dem früheren Chef der Europäischen Zentralbank, wird Italien wieder zu einem geachteten Industriestaat in Europa. Was wenige vermuten, Italien hat im Umsatz die zweitgrößte Industrie in der EU. Es ist nicht nur FIAT, sondern auch die Maschinenbau-Industrie, die dem Aufschwung Flügel verleiht. Seit über 30 Jahren bin ich Ehrenmitglied der Deutsch-Italienischen Wirtschaftsvereinigung e. V. Deshalb habe ich die vorherige Entwicklung manchmal mit Bangen verfolgt, aber ab sofort mit Zuversicht.

Einen Wehrmutstropfen muss ich doch in die Diskussion bringen. Der Süden Italiens, der Mezzogiorno profitiert leider überhaupt nicht von diesem Umschwung. Meine Frau ist Italienerin aus Apulien. Dort herrscht eine Jugendarbeitslosigkeit von bis zu 60%. Die ehemals florierende Schuhindustrie ist in Billiglohn-Länder abgewandert. So entwickelt sich dieser Landstrich immer mehr zu einer reinen Agrar-Wirtschaft. Vielleicht ein Beispiel für zukünftige Entwicklung in Deutschland, wenn sich die Grün-Ideologen durchsetzen.

Abhilfe würde meines Erachtens ein duales Ausbildungssystem wie es in Deutschland durch die Verknüpfung von praktischer Lehre und Berufsschule entstanden ist, leisten, aber obwohl ich mich persönlich darum bemüht habe, scheint die schulische Infrastruktur dafür nicht geeignet zu sein. Hinzu kommt der permanente Aderlass von intelligenten Jugendlichen, die nach Abitur und Studium in Norditalien und der Schweiz ihr Glück suchen, und dort die Wirtschaft auf Vordermann bringen. Aber vielleicht entsteht in Zukunft ein wenig Hoffnung durch europäische Kooperation.

Jean Pütz

Italien im Aufwind