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Wie die Politik das RKI beeinflusste – Mit einer Einführung von Jean Pütz

Die Forschung ist auf Drittmittel angewiesen und das nutzt die Politik um die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft generell in Frage zu stellen – leider ist dadurch das Prinzip des political correctness entstanden, das häufig Ergebnisse nach dem Motto. „Was nicht sein darf, das nicht sein kann“ erbringt. Darunter leidet nicht nur die gesamte Medizin, sondern vor allen Dingen alles was sich um die notwendige Klimarettung dreht.
Jean Pütz

(Pioneer) – Die öffentlich gewordenen vollständigen Protokolle des Robert Koch-Instituts (RKI-Files) lassen Zweifel an der Unabhängigkeit der Institution während der Pandemie aufkommen – trotz gegenteiliger Darstellung der damals verantwortlichen Minister Jens Spahn und Karl Lauterbach.

„Das RKI ist in seiner fachlichen Bewertung von Krankheiten absolut unabhängig“, sagte Lauterbach nachdem nach der teilweisen Veröffentlichung der RKI-Protokollen Anfang Juni erste Zweifel daran laut wurden.

Auch ein Sprecher des ehemaligen Gesundheitsministers Jens Spahn sagt unserer Kollegin Clara Meyer-Horn auf Nachfrage: „Die wissenschaftliche Unabhängigkeit des RKI als Behörde des Bundes sieht Herr Spahn als gewährleistet.“

Doch dem widersprechen etliche Protokolle in den nun geleakten RKI-Dokumenten, die unsere Kollegen Jan Schroeder und Michael Bassewitz gesichtet haben.

Zum Hintergrund: Am Dienstag wurden die vollständigen Protokolle aus den internen Sitzungen des RKIs aus der Corona-Zeit von einer Aktivistin veröffentlicht, die die Datensätze zuvor von einem Whistleblower aus dem RKI erhalten hatten. Dort enthalten: über 4.000 Seiten an Dokumenten aus der Krisenzeit, die bisher von niemandem vollständig gesichteten wurden.

Folgende vier Passagen aus den RKI-Files lassen an der Einschätzung der Minister zweifeln:

1) Das RKI wurde vom Gesundheitsministerium beeinflusst

Das Gesundheitsministerium hatte offenbar Ergänzungen in eine wissenschaftliche Veröffentlichung des RKI eingefügt. Auf RKI-Seite gab es dazu Bedenken, die am 10. September 2021 zu Protokoll gegeben wurden: „Die Weisungsbefugnis des Ministers bei technischen Dokumenten des RKI wird derzeit von L1 [die Rechtsabteilung des RKI, Anmerkung d. Verf.] rechtlich geprüft.“

Die RKI-Leitung war dem Protokoll zufolge der Meinung, dass man den Weisungen des Gesundheitsministeriums nachkommen müsse, da das Institut der Fachaufsicht des Ministeriums unterstehe und sich das „Institut daher nicht auf die Freiheit der Wissenschaft berufen kann“. Das jedoch war im RKI intern offenbar umstritten oder unklar. Das Protokoll stellt daher fest:

Die wissenschaftliche Unabhängigkeit des RKI von der Politik ist insofern eingeschränkt.

2) Das RKI schwieg bei Falschaussagen des Gesundheitsministers – sogar bei vermeintlichen RKI-Zahlen

Als Gesundheitsminister Spahn im Herbst 2021 von einer „Pandemie der Ungeimpften“ sprach und damit der Ausschluss von Ungeimpften von großen Teilen des öffentlichen Lebens rechtfertigte, gab das RKI intern zu Protokoll (am 5. November 2021): „In den Medien wird von einer Pandemie der Ungeimpften gesprochen. Aus fachlicher Sicht nicht korrekt. Gesamtbevölkerung trägt bei. Soll das in Kommunikation aufgegriffen werden?“ Und weiter:

Dient als Appell an alle, die nicht geimpft sind, sich impfen zu lassen. Sagt Minister bei jeder Pressekonferenz, vermutlich bewusst, kann eher nicht korrigiert werden.

Gesundheitsminister Spahn hatte öffentlich sogar behauptet, das RKI habe die These von der Pandemie der Ungeimpften „mit Zahlen belegt“. Auch diese Behauptung korrigierte das Institut nie.

3) Politik beeinflusste die wissenschaftliche Rechtfertigung

Die Politik hatte die Risikobewertungen des RKI als wissenschaftliche Grundlage für Lockdown-Maßnahmen und -Lockerungen herangezogen. Diese wurden – so suggerieren die Protokolle – von der Politik beeinflusst. Am 25. Februar 2022 heißt es etwa:

Reduzierung des Risikos von sehr hoch auf hoch wurde vom BMG abgelehnt.

4) Politische Entscheidungen wurden im Nachhinein „wissenschaftlich“ abgesegnet

Die Entscheidungen über die Corona-Maßnahmen wurden maßgeblich auf der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) getroffen. Erst nachträglich wurden diese dann offenbar zumindest in einzelnen Fällen vom RKI als wissenschaftlich gerechtfertigt.

Am 24. Januar 2022 heißt es in den Protokollen des RKIs:

Es wurde beschlossen, die Ergebnisse der heutigen MPK abzuwarten. Erst dann einen Termin mit BMG zur weiteren Abstimmung machen, um Punkt für Punkt zu bestimmen und zu besprechen, wie Beschlüsse in gemeinsame Empfehlungen umgesetzt werden und auf der Website des RKI dargestellt werden.

In einem Protokoll vom 11. April 2022 äußert das RKI Zweifel an der Vorgehensweise, zumindest für weitere Vorgänge: „Es soll kein Präzedenzfall werden, dass politische Vorgaben nachträglich wissenschaftlich begründet werden, eher Anreicherung von Begleitmaterial zu den Vorgaben, vorsichtige Formulierung.“

Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Union, wirft dem RKI eine „Zwitterstellung“ vor, das einerseits unabhängig beraten soll und andererseits in die Außenkommunikation des Ministeriums direkt eingebunden ist. Er sagt unserem Kollegen Michael Bassewitz:

Diese Lage bedingt naturgemäß Interessenkonflikte, die nur durch eine stärkere Eigenständigkeit des Institutes gelöst werden könnten. Mehr Unabhängigkeit für das RKI, sowohl in struktureller wie auch finanzieller Hinsicht, sollte daher das Ziel sein.

Diese Fragen gehörten daher in die notwendige Aufarbeitung der Pandemie, so Sorge.

Fazit: „Zu verbergen gibt es nichts“, sagt Karl Lauterbach über die Protokolle. Zum Aufarbeiten schon.

Drama von Bayer mit Monsanto war vorauszusehen – Mit einer Einführung von Jean Pütz

Über Facebook und persönliche Mails habe ich Bayer frühzeitig vor diesem Deal gewarnt. Aber der Wunsch von Bayer durch die Übernahme von Monsanto Weltmarktführer in Sachen konventionelle Landwirtschaft zu werden, hat möglicherweise eine Pleite von Bayer zur Folge.

Ihr Jean Pütz

(Pioneer) – Noch 57.000 offene Glyphosat-Klagen lasten auf dem deutschen Traditionskonzern – und es könnten mehr werden. Eine umstrittene Strategie soll zum Befreiungsschlag werden. Doch die Erfolgsaussichten sind ungewiss.

Es geht wieder los. Anwaltskanzleien in den USA nehmen erneut Millionen US-Dollar in die Hand, um potenzielle Opfer des Glyphosat haltigen Unkrautvernichters Roundup über das Fernsehen zu finden und für eine Klage zu motivieren. Ihr Versprechen: Hoher Schadensersatz von Bayer.

Neun Millionen US-Dollar gaben US-Anwälte für TV-Spots im vergangenen Jahr aus. „Call The number on your screen now, don’t wait”, heißt es in den Spots. Im ersten Halbjahr dieses Jahres lagen die Ausgaben schon bei rund fünf Millionen US-Dollar, wie exklusive Auswertungen der amerikanischen Analyseplattform X Ante für The Pioneer zeigen.

Die Bayer AG wird das Glyphosat-Problem, das es mit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto gleich mit übernommen hat, nicht los. Die US-Klageindustrie erhöht ihren Druck auf Bayer weiter – und treibt den Leverkusener Traditionskonzern in die Defensive. Wie The Pioneer erfuhr, arbeitet der Vorstand nun aber an einer neuen Strategie, um der Lage Herr zu werden. Die Taktik: smart. Die Erfolgsaussichten: ungewiss. Sollte der Deal gelingen, wäre Bayer in der Offensive – und das Klageproblem mit einem Mal erledigt.

Noch aber geht die juristische Angriffswelle auf Bayer weiter. Gingen die Werbeausgaben der Glyphosat-Anwälte seit 2020 zunächst zurück, stiegen sie 2023 wieder sprunghaft an. Seit 2015 bis heute wurden von US-Anwaltskanzleien schätzungsweise 145 Millionen Dollar für etwa 720.000 Fernsehwerbespots ausgegeben.

Roundup, der in den USA marktführende Unkrautvernichter, ist damit das Produkt, das in den vergangenen neun Jahren am häufigsten in TV-Spots von Anwälten auftauchte, die Klienten für Massenklagen ausfindig machen wollen.

Der deutsche Dax-Konzern Bayer übernahm die Monsanto Company 2018 mitsamt ihrem Verkaufsschlager Roundup und erbte damit das enorme Klagerisiko. Bayers CEO Bill Anderson hat die Massenklagen bei der diesjährigen Hauptversammlung als „existenzielles” Risiko für sein Unternehmen bezeichnet.

Ein Branchenkenner sagt, die Kanzleien, die Roundup-Werbung schalten, hätten nur ein geringes Interesse daran, die Fälle vor Gericht zu bringen. Die Anwälte seien auf hohe Vergleichssummen aus, „das sei das Geschäftsmodell.”

Regelmäßig kontaktieren die Kanzleien den Bayer-Konzern, um ihn von Forderungen ihrer Klienten wissen zu lassen – in der Hoffnung auf einen Vergleich. 170.000 solcher Forderungen wurden Bayer seit der Monsanto-Übernahme übermittelt, 113.000 wurden bereits verglichen. 57.000 Fälle sind jedoch noch offen. Jeder Fall ist eine potenzielle Klage, die noch nicht vor Gericht gelandet ist.

Die Rechtsanwälte verdienen auf Erfolgsbasis, sie bekommen in der Regel ein Viertel bis ein Drittel des Erlöses. Dafür legen sie die Rechtskosten für die potenziellen Opfer aus. Bisher haben die Anwaltsfirmen gut an der Klagewelle gegen Monsanto verdient und machen weiter.

Mehr als zehn Milliarden Euro hat Bayer seit der Übernahme für Vergleiche mit den über hunderttausend Klägern ausgegeben und mehr als sechs Milliarden Euro für weitere Klagen zurückgestellt. Das ist zusammen in etwa soviel wie in Forschung und Entwicklung von Bayers Agrarsparte seit der Monsanto-Übernahme flossen.

Innerhalb von Andersons ersten Jahr im Amt hat der Aktienkurs weitere 50 Prozent eingebüßt. Der frühere Pharmamanager konnte bisher keine Euphorie an der Börse verbreiten, auch weil er keine nachhaltige Lösung für das Klage-Disaster präsentierte.

Portfoliomanager Markus Manns bei Union Investment, einem der größten Einzelinvestoren von Bayer, sagt:

Die Rechtsstreitigkeiten und Unsicherheiten wegen Glyphosat sind das größte Problem für den Bayer-Konzern.

Offiziell hat Anderson angekündigt, man ziehe alle Mittel in Betracht, um der Lage wieder Herr zu werden. Hinter den Kulissen verfolgt der Daxkonzern in den USA eine konkrete Strategie und hat bereits Maßnahmen eingeleitet, erfuhr The Pioneer aus Aufsichtsratskreisen.

Monsanto als Bad Bank
Zur Ausgangslage ist wichtig zu wissen: Die Monsanto Company blieb nach der Übernahme in Höhe von 63 Milliarden US-Dollar durch Bayer als US-Unternehmen bestehen und wurde an die Bayer Crop Science LP mit Sitz in Saint Louis, Missouri angegliedert – mit Bayer Nordamerika als oberster Muttergesellschaft.

Bei Monsanto liegen noch rund 80 Prozent der Vermögenswerte des US-Agrargeschäfts von Bayer Nordamerika, zum Beispiel in Form von Pflanzenschutzpatenten.

Derzeit werden Vermögenswerte wie Patente aus der Monsanto Company abgezogen und in eine von Klagen unbelastete US-Gesellschaft von Bayer übertragen, heißt es aus Kreisen des Kontrollgremiums.

Die Monsanto Company, bei der die noch offenen 57.000 Roundup-Forderungen liegen, soll nach der Verschiebung der werthaltigen Assets zur Bad Bank werden. Man habe vor, die Gesellschaft unter Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts in die Insolvenz gehen zu lassen. Damit solle ein Schlussstrich unter die Klagen gezogen werden, sagt eine mit der Angelegenheit vertraute Person.

Meldet eine US-Firma Insolvenz nach Kapitel 11 an, werden die Kläger zu Gläubigern, die vor dem Konkursgericht einen Vergleich suchen müssen.

Die Bayer-Pläne ähneln einem umstrittenen juristischen Manöver in den USA, das sich „Texas Two-Step“ nennt. Dabei werden Unternehmen in zwei getrennte Firmen aufgespalten. Während die Vermögenswerte in der einen Gesellschaft verbleiben, wird die rechtliche Haftung auf die andere Gesellschaften übertragen, die danach in die Insolvenz geht.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Jeffrey Ubben, ein aktivistischer Bayer-Investor und neues Mitglied im Aufsichtsrat des Konzerns gefordert:

Wir sollten uns das Texas Two-Step, wie es Johnson & Johnson praktiziert hat, mal ansehen. Macht das Sinn? Ist es hier anwendbar?

Bayer habe den Vorteil, dass seine Gesellschaften für diese Praxis bereits existieren, heißt es von mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Dadurch spare der Konzern Zeit und könne schon jetzt mit dem Plan beginnen.

Man wolle sich nicht aus der Verantwortung stehlen, aber man sehe es als eine Art Notwehr an, heißt es aus Kreisen des Kontrollgremiums. Die Klagen in den USA seien allein über Begehrlichkeiten, und nicht wissenschaftliche Fakten, getrieben. Eine reiche deutsche Firma, die eine US-Firma mit umstrittenem Ruf übernimmt: Da gebe es viel zu holen, sei das Credo der US-Anwälte.

Texas Two Step: Zweifel an Legitimität
Allerdings ist unklar, ob die Gerichte ein Konkursverfahren der Bayer-Tochter durchgehen lassen würden. Denn die Insolvenzverfahren sind normalerweise ein Mittel für Unternehmen in finanzieller Schieflage.

Der deutsche, in New York tätige Rechtsanwalt Moritz Schumann sagt:

Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob Texas Two-Step ein legitimes Mittel ist, Verbindlichkeiten und das finanzielle Risiko durch Massenklagen zu beschränken.

Bisher gab es nur eine Handvoll Fälle. „Das ist eine extrem umstrittene Praxis, die teilweise durchgegangen ist, teilweise abgewiesen wurde und über die noch gestritten wird. Man könne die Praxis „als Notwehr des Unternehmens, aber auch als Rechtsmissbrauch betrachten.”

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson wandte die Praxis an, um den Massenklagen wegen angeblich mit Asbest verseuchtem Babytalkpuder zu entgehen. Zweimal wurde der Insolvenzantrag bisher abgewiesen. Nach derzeitigem Stand will J&J es ein weiteres Mal probieren.

Der amerikanische Insolvenzrechter Ralph Brubaker sagte im Interview mit The Pioneer:

Es gibt nichts, was Unternehmen davon abhalten könnte, diese Strategie auszuprobieren, denn die Vorteile sind für sie sehr groß, wenn die Strategie erfolgreich ist.

Die Strategie – sollte sie praktikabel sein – sei insbesondere für solvente Unternehmen attraktiv, denn sie ermöglicht es, durch eine letztmalige Zahlung alle Verpflichtungen aus laufenden Massenklagen zu beenden und neue Klagen nicht mehr bedienen zu müssen.

Es würde sonst Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, um alle Schadensansprüche vollständig zu regeln. Die Schadenersatzklagen gegen J&J wegen des Babypuders laufen beispielsweise bereits seit 2015.

Aber selbst wenn die Insolvenz selbst nicht genehmigt wird, kann die Unsicherheit über den Verfahrensausgang bereits die Motivation der Anwälte für neue Klagen reduzieren, so die Hoffnung der betroffenen Unternehmen.

Brubaker resümiert:

Letztendlich ist das Verfahren eine Möglichkeit für die Anteilseigner eines Unternehmens, den Wert zu steigern, möglicherweise auf Kosten der Anspruchsberechtigten.

Bayer: Mehr Lobbyarbeit in den USA
Bayer wird auch außerhalb der Gerichtssäle aktiv und intensiviert seine Lobbyarbeit. Der Konzern erhofft sich „größere Rechtssicherheit dafür zu bekommen, dass ein von der US-Umweltbehörde EPA als sicher und nicht-krebserregend eingestuftes Produkt nicht vor Gericht von der amerikanischen Klageindustrie angegriffen werden kann”.

Denn derzeit befindet sich Bayer noch in einer rechtlichen Misere: Die Kläger werfen der Tochter Monsanto vor, auf den Packungen des Unkrautvernichters nicht ausreichend vor den Krebsrisiken von Glyphosat zu warnen.

Die US-Gesundheitsbehörde EPA wiederum verbot Bayer und anderen Pflanzenschutzherstellern bereits 2019, dass sie ihre Produkte mit dem Hinweis kennzeichnen, Glyphosat sei als krebserregend bekannt.

Denn die EPA stuft Glyphosat als unbedenklich für den Menschen ein – wie andere führende europäische Behörden beispielsweise die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Um den US-Klägern Wind aus den Segeln zu nehmen, hat Bayer Glyphosat als Wirkstoff dennoch vom Privatkundenmarkt in den USA genommen.

Für die Kanzleien und ihre Geldgeber sei immer die Frage: Investieren sie in einen Rechtsstreit oder sind andere Schadensersatzklagen potenziell lukrativer? Bayer tue alles dafür, dass die Kanzleien den Roundup-Rechtsstreit weniger lukrativ finden, heißt es aus Unternehmenskreisen.

Ausblick
Bayer braucht einen Ausweg, denn langfristig könnten die Rechtskosten das Budget für künftige Innovationen aufzehren.

Damit stünden auch die Innovationen bei Agrar und Pharma auf dem Spiel. In der Agrarsparte Crop Science sind immerhin zehn neue Produkte bis 2030 geplant, die künftig für Umsatzwachstum im dreistelligen Millionenbereich sorgen sollen, darunter ein vielversprechendes Nachfolge-Produkt für Roundup.

Frank Terhorst, der Strategieleiter von Bayer Crop Science ist trotz der hohen Klage-Kosten zuversichtlich. Im The Pioneer-Interview sagt er:

Die angekündigten Innovationen sind fest eingeplant und wir werden liefern.

Ein weiteres Erbe der Monsanto-Übernahme: Die Nettoverschuldung von Bayer hat sich mittlerweile auf 34 Milliarden Euro erhöht. Die Schulden sind auch ein Grund für den großen Stellenabbau, den CEO Anderson angekündigt hat. Mit den Stellenkürzungen sollen ab 2026 zwei Milliarden Euro jährlich eingespart werden.

Das Umstrukturierungsprogramm komme einem Kahlschlag gleich, heißt es aus Kreisen des Aufsichtsrats. 50 Prozent der Führungskräfte sollen entlassen werden. In zwei Jahren sei die Firma dadurch jedoch gut aufgestellt.

Investoren wie Union Investment vermissen allerdings eine langfristige Wachstumsperspektive für den gesamten Konzern. Für eine Trendwende beim Aktienkurs müsste es Bayer schaffen, nicht nur die Klagerisiken in den USA einzudämmen, sondern auch „dem Kapitalmarkt Wachstumsperspektiven und Lösungen für die schwache Pharma-Pipeline aufzuzeigen”, sagt Markus Manns.

Die Entwicklung des Gerinnungshemmer Asundexian, auf den die Bayer-Führung große Hoffnungen gesetzt hatte, floppte. Nun sollen immerhin zwei neue Medikamente Bayers Pharmasparte künftig nach vorne bringen: ein nicht-hormonelles Wechseljahrepräparat und ein Prostatakrebsmedikament.

Auch eine Aufspaltung sei nicht vom Tisch, sagt Manns. Eine Option, die Bayer durch die Monsanto-Übernahme eigentlich hatte verhindern wollen. Bayer-Chef Anderson hat zwar eine Zerschlagung abgelehnt, aber Manns sagt:

Die Frage nach der richtigen Konzernstruktur stellt sich weiter.

 

 

Regeneration von Nervenzellen aufgeklärt

(pte) –  Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und Helmholtz Munich haben die Schlüsselmechanismen zur Regeneration von Nervenzellen identifiziert und zeigen, wie Gliazellen mithilfe epigenetischer Modifikationen zu Neuronen umprogrammiert werden. Dieses Wissen ebnet den Weg für neue Therapien neurologischer Erkrankungen wie Traumata, Schlaganfälle, Epilepsien und Co.

Epigenom umstrukturiert

Die Teams haben die molekularen Mechanismen untersucht, mit denen Gliazellen mithilfe eines einzigen Transkriptionsfaktors in Neuronen umgewandelt werden. Dabei haben sich die Forscher auf kleine chemische Modifikationen des Erbguts, sogenannte epigenetische Veränderungen, konzentriert.

Das Epigenom trägt dazu bei, zu kontrollieren, welche Gene in verschiedenen Zellen zu verschiedenen Zeitpunkten aktiv sind, erklären die Experten. Die Teams konnten nun zum ersten Mal zeigen, wie koordiniert die Umstrukturierung des Epigenoms durch einen einzigen Transkriptionsfaktor gesteuert wird.

Transkriptionsfaktor wichtig

Konkret beeinflusst eine posttranslationale Modifikation des reprogrammierenden neurogenen Transkriptionsfaktors Neurogenin2 die epigenetische Umstrukturierung und die neuronalen Reprogrammierung maßgeblich. Allerdings genügt der Transkriptionsfaktor allein nicht, um die Gliazellen umzuprogrammieren.

Laut den Forschern spielt das Protein, der Transkriptionsregulator YingYang1, eine Schlüsselrolle bei dem Prozess. YingYang1 ist nötig, um das Erbgut für die Umprogrammierung zu öffnen, und interagiert dafür mit dem Transkriptionsfaktor.

„Das Protein Ying Yang 1 ist entscheidend, um die Umwandlung von Astrozyten in Neuronen zu erreichen. Diese Erkenntnisse sind wichtig, um die Reprogrammierung von Gliazellen zu Neuronen zu verstehen und zu verbessern, und bringen uns damit therapeutischen Lösungen näher“, so LMU-Teamleiterin Magdalena Götz.

Ein intelligenter Artikel zum Kolonialismus von Gabor Steinhart

(Pioneer) – die Kolonialisten früherer Zeit unterscheiden sich von ihren Nachfolgern dadurch, dass sie ihre Überlegenheitsgefühle offen auslebten. Cecil Rhodes, der als britischer Besatzer in Indien („Wir sind nicht hier, um uns gut zu benehmen“) seinen Auftritt hatte, sagte:

Ich behauptete, dass wir Briten die erste Rasse der Welt sind, und je mehr von der Welt wir bewohnen, desto besser ist es für die menschliche Rasse.

Auch König Leopold II. von Belgien war durchdrungen von der Idee einer fortschrittlichen Besatzung:

Die Mission der Zivilisation, die wir den Wilden schulden, besteht darin, ihnen den Weg zum Fortschritt zu zeigen.

Die damaligen Protagonisten sind verstorben. Aber die Idee einer westlichen Überlegenheit lebt.

Die neuen Kolonialisten gehören der EU-Kommission und der Bundesregierung an, wohnen im Weißen Haus und im Élysée-Palast. Diesmal geht es nicht um die Besetzung fremden Territoriums durch Könige und Soldaten, sondern durch Finanzbeamte, Zöllner und Sanktionsexperten. Am westlichen Wesen soll die Welt genesen. Man spricht nicht mehr von den „Wilden“, sondern von den „sich entwickelnden Staaten“, die man in der Kunst der „europäischen Werte“ unterweisen möchte.

  • Die europäischen Firmen sollen gemäß dem Lieferkettengesetz nicht mehr nur Produkte exportieren, sondern auch die Moralvorstellungen der EU-Kommission.
  • Wer frech wird, sprich zu erfolgreich ist, wird mit Sanktionen und Zöllen belegt – so wie die Elektrofahrzeuge der Volksrepublik China.
  • Von Stahlproduzenten und Maschinenbauern wird an der europäischen Grenze erst eine Offenlegung ihrer Produktionsweise und anschließend eine CO₂-Ausgleichsabgabe verlangt. Der Green Deal soll als weltweiter Standard durchgesetzt werden.

Die gute Nachricht: Geschichte wiederholt sich nicht. Die neuen Kolonialisten können sich nicht mehr auf die bedingungslose Gefolgschaft der Wirtschaft verlassen. Damals marschierten Wirtschaftsbosse und politische Machthaber im Gleichschritt nach Afrika, Indien und Lateinamerika.

Heute geht die Wirtschaft eigene Wege: Die Unternehmen wollen nicht drohen und unterdrücken, sondern werben und verkaufen. Die andere Nation ist für sie nicht Rivale, sondern Zielgruppe und Produktionsstandort. Der Aufstieg der anderen begünstigt den eigenen.

Immer mehr Firmen akzeptieren das Primat der Politik nur noch rhetorisch. Es kommt zu einer bemerkenswerten Abfolge von Widerspenstigkeiten:

Der Fall Nvidia

Pax Americana: Der Chiphersteller für die Künstliche Intelligenz tut alles, um die technologische Kriegsführung der amerikanischen Regierung zu konterkarieren. Eigentlich dürfen die Hochleistungschips nicht mehr an den Erzrivalen China ausgeliefert werden. Aber Nvidia-CEO Jensen Huang hat anders entschieden.

Der Papiertiger: Rund eine Million der neuen H20-Chips will man in diesem Jahr an die Volksrepublik verkaufen. Der Chip wurde so designt, dass er weniger Leistung erbringt und dadurch nicht unter die US-Restriktionen fällt. Dylan Patel von SemiAnalysis sagte der Financial Times, dass die Fähigkeiten des H20 jedoch „nur auf dem Papier“ unterhalb des in China hergestellten Huawei-Chips Ascend 910B liegen, aber in Wahrheit dank seiner Speicherperformance „ein gutes Stück überlegen“ sind.

Ergebnis: Das Geschäft läuft. Geplanter China-Umsatz nur mit diesem Chip: 12 Milliarden Dollar in 2024.

Der Fall Apple

Profit first: Auch Apple-CEO Tim Cook ist ein Gegner der Decoupling-Ideen von Trump und Biden. Denn diese kosten den Konzern aus Cupertino in China nicht nur Reputation, sondern Umsatz und Gewinn.

Überlebenswichtig: Apple stellt bei Foxconn in China den Großteil seiner Produkte her. Der Großraum China – inklusive Hongkong und Taiwan – ist der drittwichtigste Absatzmarkt des Apple-Imperiums.

Cook will sich diesen Markt nicht von Biden und Co. zerstören lassen und flog deshalb im März selbst nach Peking, um ein Gegenstatement zu den bellizistischen Tönen abzugeben.

Der Fall BASF

Frei investieren: Auch Vorstand und Aufsichtsrat des weltgrößten Chemiekonzerns, der in Ludwigshafen sein Stammwerk betreibt, halten nicht viel von den Entflechtungsabsichten des Weißen Hauses und der EU-Kommission. Unbeirrt wurde die Zehn-Milliarden-Euro-Investition in den chinesischen Verbundstandort Zhanjiang, wo de facto ein zweites Ludwigshafen entsteht, vorangetrieben.

Goodbye Germany: Dort soll außer Sichtweite der Anti-China-Politiker das asiatische Geschäft ausgebaut werden, nach den dortigen Gesetzen und zu den dortigen Löhnen. Ludwigshafen ist der lebende Beweis, dass die Kombination aus hohen Löhnen, hohen Energiepreisen und komplexer Regulierung nicht funktioniert. Das Werk – der weltgrößte Chemiekomplex – fährt seit Jahren Verluste ein. Im vergangenen Geschäftsjahr waren es fast zwei Milliarden Euro.

Der Fall Mercedes

Präsenz im Aufsichtsrat: Zwei chinesische Firmen, die Beijing Automotive Group und Tenaciou3 Prospect Investment Limited, besitzen mittlerweile rund 20 Prozent der Mercedes-Benz Group AG. Damit haben die Chinesen Zugang zur strategischen Planung des Stuttgarter Automobilkonzerns.

Eine Hand wäscht die andere: Und die Stuttgarter haben Zugang zu einem finanziell, technologisch und politisch interessanten Partner. Denn natürlich erwartet man im Umkehrschluss, dass die Volksrepublik China nicht eines Tages ihren Heimatmarkt für Mercedes verschließt. So sehen Win-Win-Konstellationen aus.

Fazit: Der entscheidende Satz aus dem zweiten Kapitel des Kommunistischen Manifests – „Die Arbeiter haben kein Vaterland“ – wird heute auch von den Kapitalisten gelebt. Sie kämpfen nicht für den Umsturz der Verhältnisse, sondern für deren Erhalt. Sie wollen Kooperation, nicht Krieg. Politiker, hört die Signale.

Stromspeicher auf dem Meeresgrund geplant

(pte) – Das israelische Start-up BaroMar baut vor der Küste Zyperns auf dem Meeresgrund einen neuen Stromspeicher, der sich an einem Konzept des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechni  orientiert. An Land werden große Stahlbetontanks zum Bestimmungsort geschleppt. Dort laufen sie voll mit Meerwasser, sinken auf den Grund und werden dort durch Felsbrocken in einem Käfig auf dem Tank fixiert. Über ein Rohr sind sie mit dem Festland verbunden.

Dort befindet sich ein reversibler Turbogenerator. Er kann im Motormodus Luft in den Tank pumpen, sodass das Wasser herausgedrückt wird. Wird Strom benötigt, öffnen sich Ventile, die das Wasser in den Tank zurückströmen lassen und die darin befindliche Luft mit hohem Druck herauspressen. Diese strömt in den Turbogenerator und erzeugt dort Strom. Dieser Zyklus lässt sich beliebig oft wiederholen.

Tanks für vier Megawattstunden

Laut BaroMar-Gründer Yonadav Buber lassen sich die Stromspeicher problemlos installieren, weil sie die Schifffahrt nicht behindern. Sie würden in Tiefen von bis zu 700 Metern verankert. Auch die Küsten selbst würden kaum beeinträchtigt – der Turbogenerator benötige lediglich ein kleines Gebäude. Lärm dringe nicht nach außen. Für Zypern plant er mehrere Tanks, die vier Megawattstunden speichern können. Die Kosten sollen mit 100 Dollar pro Megawattstunde niedriger sein als bei anderen Stromspeicherlösungen.

Buber betont, dass die benötigten technologischen Komponenten ausgereift sind und keiner umfangreichen Entwicklung bedürfen, im Gegensatz zu anderen neuen Technologien zur Langzeitspeicherung von Energie. Er weist darauf hin, dass die wichtigsten Herausforderungen, die zwischen dem Pilotprojekt und dem kommerziellen Einsatz liegen, lediglich rechtliche und technische Anforderungen im Zusammenhang mit dem Meer sind.

Multiples Myelom – aggressive Tumoren früh erkennen

(mdc) – Das Multiple Myelom ist eine der häufigsten Krebserkrankungen der Immunzellen des Knochenmarks. Trotz therapeutischer Fortschritte und der Einführung neuer zellulärer Immuntherapien gibt es für das Multiple Myelom heute noch keine Heilung. Auch wenn die Behandlung zunächst anschlägt, kehrt der Krebs zurück. Um schneller und zielgerichteter eingreifen zu können, haben Forschende um Professor Jan Krönke, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, und Dr. Philipp Mertins, Leiter der Technologieplattform Proteomik von Max Delbrück Center und Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) zusammen mit weiteren Partnern die Erkrankung umfassend molekular untersucht. Wie sich besonders aggressive Tumorvarianten frühzeitig erkennen lassen, beschreibt das Team jetzt im Fachmagazin „Nature Cancer“. Es zeigt auf, wie sich Veränderungen im Erbgut auf das Protein-Profil der Tumorzellen und damit auf die Krankheitsmechanismen auswirken. 
 
Beim Multiplen Myelom entarten Immunzellen des Knochenmarks, die Plasmazellen. Plasmazellen sind für die Produktion von Antikörpern verantwortlich. Jeder Mensch verfügt über eine Vielzahl unterschiedlicher Plasmazellen, die unterschiedliche Antikörper in großer Zahl bilden. So kann der Körper verschiedene Krankheitserreger erkennen und bekämpfen. Im Fall des Multiplen Myeloms entwickelt sich eine einzelne Plasmazelle zur Tumorzelle. Sie vermehrt sich ungehemmt und bildet eine monoklonale Zellpopulation, das heißt, es entstehen viele Zellen, die alle exakt gleich und zunächst genetisch identisch sind. Auch sie produzieren oft Antikörper in großer Zahl oder Bruchstücke von ihnen – jedoch sind diese funktionslos. Im Verlauf der Krankheit entstehen meist mehrere Tumorherde an vielen Stellen des Knochenmarks, daher der Name: Multiples, also vielfaches, Myelom. Immunschwäche, Nierenversagen, Knochenabbau und Knochenbrüche sind nur einige der Folgen des unkontrollierten Zellwachstums. 
 
Welchen Weg schlägt der Tumor ein?
 
Jede Krebserkrankung ist anders, so auch beim Multiplen Myelom. Tumorherde entwickeln sich individuell verschieden und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Das erschwert eine Einschätzung des Krankheitsverlaufs und die Wahl der optimalen Behandlung. Während sich veränderte Plasmazellen manchmal nur wenig verbreiten, verhalten sie sich in anderen Fällen äußerst aggressiv, was mit einer schlechten Perspektive für den weiteren Krankheitsverlauf einhergeht.
 
Was also macht die Verläufe bei Multiplem Myelom so unterschiedlich? Gemeinsam mit Expert*innen für Proteinanalysen des Max Delbrück Center und des BIH haben die Forschenden genetische und molekulare Veränderungen in den Tumorzellen bei einer Gruppe von mehr als einhundert Erkrankten im Detail untersucht. Eingeflossen sind Daten von Patient*innen der Deutschen Studiengruppe Multiples Myelom (DSMM), die am Universitätsklinikum Würzburg koordiniert wird. Die Forschenden konnten somit klinische Daten von einheitlich behandelten Patient*innen über einen Zeitraum von acht Jahren und länger nach der Erstdiagnose einbeziehen.
 
Systemmedizin und sehr große Datenmengen
 
Während für andere Krebsarten die Veränderungen im Genom und ihre Auswirkungen auf das Proteom bereits gut beschrieben sind, ist dies die erste umfangreiche proteogenomische Studie für das Multiple Myelom. „Um die Krankheitsmechanismen aufzuklären, reichen Daten zur Genetik allein nicht aus“, sagt Philipp Mertins. „Wir wollten wissen, welche Folgen genetische Veränderungen auf der Ebene der Proteine haben und diese molekularbiologischen Daten mit dem tatsächlichen Verlauf bei den Patientinnen und Patienten abgleichen.“ Bei der Erhebung und Auswertung der umfangreichen Datenmengen hatte das Team Unterstützung durch die Expert*innen an Charité, BIH und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK).
 
Neueste massenspektrometrische Methoden ermöglichten es, das Proteinprofil entarteter Plasmazellen zu erstellen und mit dem Profil gesunder Plasmazellen von nicht erkrankten Personen zu vergleichen. Das Ergebnis: Sowohl genetische Veränderungen als auch Veränderungen in den Signalwegen führen zu einer unkontrollierten Aktivierung der Krebszellen. Regulatorische Prozesse auf Proteinebene hatten dabei den stärkeren Einfluss. Die Forschenden konnten eine Proteinkonstellation ausfindig machen, die unabhängig von bekannten Risikofaktoren auf einen besonders aggressiven Krankheitsverlauf hinweist. 
 
Aufbruch zu neuen Therapien
 
„Die Erkenntnisse werden dazu beitragen, Patientinnen und Patienten künftig besser in Untergruppen einzuteilen und damit die Therapie zu personalisieren“, folgert Jan Krönke. „Wir haben wichtige Proteine und Signalwege identifiziert, die Grundlage für noch besser wirksame und verträglichere Therapien für das Multiple Myelom sein können, zum Beispiel für Immuntherapien wie die CAR-T-Zell-Therapie.“ Welche der gefundenen Zielstrukturen für neue therapeutische Ansätze tatsächlich infrage kommen, werden die Forschenden in weiteren Schritten untersuchen.
 
Für die Forschung und die anwendungsbezogene Entwicklung ist die Studie eine zentrale Ressource, betont Dr. Evelyn Ramberger, Erstautorin der Studie: „Um den komplexen Datensatz handhabbar zu machen, haben wir ein interaktives und frei verfügbares Online-Tool programmiert.“ Damit haben Krebsforscher*innen einen einfachen Zugang zu den Ergebnissen und können die Informationen für die Entwicklung neuer Therapien und Tests zur Therapiesteuerung nutzen. So könnten Patient*innen mit einer besonders aggressiven Form des Multiplen Myeloms möglicherweise gleich zu Beginn mit einer intensiveren Therapie behandelt werden.
 
Massenspektrometrie
 
Die Massenspektrometrie ist ein technisches Verfahren zur Analyse der Masse von Molekülen und Atomen. Die zu untersuchende Substanz wird dabei ionisiert und in eine Gasphase überführt. Die entstandenen Ionen werden mithilfe eines elektrischen Feldes stark beschleunigt und in der Analyseeinheit des Massenspektrometers nach dem Verhältnis ihrer Masse zu ihrer Ladung sortiert. Das Massenspektrum einer Substanz gibt Aufschluss über ihre molekulare Zusammensetzung. Daher eignet sich die Massenspektrometrie zur Identifizierung, Charakterisierung und Quantifizierung einer Vielzahl von Biomolekülen, wie Proteinen, Metaboliten, Zuckern und Fetten, die sich je nach Krankheitsbild und Individuum anders verhalten.
 
Über die Studie
 
Die Studie wurde unterstützt durch das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Mass spectrometry in Systems Medicine (MSCorSys), die Wilhelm-Sander-Stiftung und die Berliner Krebsgesellschaft. Neben Forschenden der Charité, des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und des Max Delbrück Center haben Expert*innen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sowie der Universitätskliniken Würzburg und Ulm, und die Deutsche Studiengruppe Multiples Myelom (DSMM, Koordination: Professor Stefan Knop und Professor Hermann Einsele), maßgeblich zu den Arbeiten beigetragen.

Klimawandel: Steigende Temperaturen beeinträchtigen Grundwasserqualität

(KIT) – Das Klimasystem erwärmt sich. Grund dafür ist die erhöhte Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, welche die Wärmeabstrahlung einschränken. Einen großen Teil dieser Wärme nehmen die Ozeane auf, aber auch Böden und das Grundwasser wirken als Wärmesenken. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, wie sich diese Erwärmung der Erdoberfläche räumlich und zeitlich auf das Grundwasser auswirkt. „Um die Lücke zu schließen, haben wir die prognostizierten Veränderungen der Grundwassertemperatur bis zum Jahr 2100 auf globaler Ebene dargestellt“, sagt Dr. Susanne Benz vom Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung (IPF) des KIT, welche die Studie gemeinsam mit Dr. Kathrin Menberg und Professor Philipp Blum vom Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) des KIT erstellt hat. „Wir stellen globale Temperaturkarten für Grundwasser in verschiedenen Tiefen unter der Erdoberfläche zur Verfügung. Diese zeigen, dass an Orten mit flachem Grundwasserspiegel und/oder hoher atmosphärischer Erwärmung weltweit die höchsten Grundwassererwärmungsraten zu erwarten sind.“
Die Forschenden beziehen sich auf die Klimaszenarien „SSP2-4.5“ und „SSP5-8.5“. Solche Szenarien beschreiben verschiedene sozioökonomische Entwicklungen sowie unterschiedliche Verläufe des atmosphärischen Treibhausgasgehalts in der Zukunft. SSP2-4.5 stellt dabei etwa die Mitte der möglichen zukünftigen Treibhausgasentwicklungen dar, SSP5-8.5 den oberen Rand.
Millionen Menschen von zu warmem Trinkwasser betroffen
Die Studie zeigt, dass die Grundwassertemperaturen bis zum Jahr 2100 um 2,1 Grad Celsius nach SSP2-4.5 und um 3,5 Grad Celsius nach SSP5-8.5 ansteigen werden. „Schon heute leben rund 30 Millionen Menschen in Gebieten, in denen das Grundwasser wärmer ist, als die strengsten Richtlinien für Trinkwasser vorgeben. Das bedeutet, dass das Wasser dort nicht bedenkenlos direkt getrunken werden kann, sondern zum Beispiel abgekocht werden muss. Denn auch das Trinkwasser in den Wasserleitungen wird durch die Wärme im Boden aufgeheizt“, so die Wissenschaftlerin. „Je nach Klimaszenario werden bis zum Jahr 2100 bis zu mehrere Hundert Millionen Menschen betroffen sein.“ Nach SSP2-4.5 steige die Zahl auf 77 bis 188 Millionen Menschen, nach SSP5-8.5 auf 59 bis 588 Millionen an, so die Studie. Die starken Schwankungen hängen mit der räumlichen Variabilität des Klimawandels und der Bevölkerungsentwicklung zusammen. Die geringsten Erwärmungsraten prognostizieren die Forschenden für Gebirgsregionen mit tief liegendem Grundwasserspiegel wie die Anden oder die Rocky Mountains.
Temperaturänderungen beeinflussen Ökosysteme
Die Temperatur des Grundwassers spielt eine entscheidende Rolle für die Wasserqualität. Sie beeinflusst eine Vielzahl chemischer, biologischer und physikalischer Prozesse. „Wenn die Bedingungen stimmen, können steigende Grundwassertemperaturen indirekt dazu führen, dass sich schädliche Stoffe wie Arsen oder Mangan im Grundwasser anreichern. Diese erhöhten Konzentrationen können sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken, insbesondere wenn das Grundwasser als Trinkwasserquelle genutzt wird“, sagt Benz. Zudem beeinflusse wärmeres Grundwasser den Temperaturhaushalt von Flüssen, grundwasserabhängige Ökosysteme, aquatische biogeochemische Prozesse und das geothermische Potenzial. Dies stelle eine Herausforderung für die biologische Vielfalt dar und berge das Risiko, dass Kohlenstoff- und Nährstoffkreisläufe gestört werden.
Darüber hinaus können die erhöhten Temperaturen im oberflächennahen Boden und im Grundwasser kritische Schwellenwerte in den Wasserverteilungsnetzen überschreiten. Dies könnte gesundheitliche Folgen haben, beispielsweise durch das Wachstum von Krankheitserregern wie Legionella spp. Auch Fischarten, insbesondere der Lachs, sind von den veränderten Bedingungen betroffen. Laichplätze in Flüssen, die auf das Grundwasser angewiesen sind, könnten durch die Erwärmung zu warm werden und so die Fortpflanzung gefährden. „Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Maßnahmen zum Schutz der Grundwasserressourcen zu ergreifen und nachhaltige Lösungen zu finden, um den negativen Auswirkungen des Klimawandels auf das Grundwasser entgegenzuwirken“, appelliert Benz. (swi)

Kohle und Öl noch nie so viel gefördert – die Folgen

(Pioneer) – die Frage lautet: Was haben Erderwärmung und Inflation gemeinsam?

Die Antwort: Bei ihrer Bekämpfung wird das, was die Wissenschaft empfiehlt, hartnäckig ignoriert.

Die Bekämpfung des Klimawandels kann mit dieser vorsätzlichen Ignoranz nicht vorankommen: Wir wissen heute, dass Kohlendioxid und Methan die Treiber der Erderwärmung sind, und dennoch stieg laut dem Global Energy Monitor im vergangenen Jahr die industriell verfügbare Kapazität der Kohleenergie weltweit um 48,4 Gigawatt. Etwa zwei Drittel der neuen Kohlekraftwerke entfielen allein auf China.

Auch die USA, ohnehin schon die Öl-Nation Nummer eins, haben ihre Ölförderung weiter gesteigert.

Die Folge: Die Erde erwärmt sich mit ungebremstem Tempo.

Bei der Inflationsbekämpfung das gleiche Spiel: Wirtschaftswissenschaftler wissen sehr genau, wie Geldentwertung entsteht: Wenn man mehr Geldscheine in die Umlaufbahn schickt, als dort Waren, Rohstoffe und Dienstleistungen zirkulieren, entsteht überschüssige Liquidität.

Diese überschüssige Liquidität führt zur Inflationierung der Preise. Und: Sie macht die Währungen weich. Plötzlich muss für Öl, Stahl und Bananen auf dem Weltmarkt mehr bezahlt werden als zuvor.

Und genau das passiert: Die Inflation in den USA ist vom Zwei-Prozent-Ziel mit derzeit 3,5 Prozent deutlich entfernt. Die Kerninflation (also ohne die Preise für Energie und Nahrung) beträgt sogar 3,8 Prozent, sodass unklar ist, wann und ob überhaupt noch in diesem Jahr eine Zinssenkung der Notenbank erfolgen kann.

Es sind – wie beim Klimawandel – nicht anonyme Mächte, sondern Regierungen, die den Notfall beklagen und zugleich herbeiführen. Sie selbst sind der Teufel, den sie austreiben wollen. Sie haben den Notenbanken am Sonntag feierlich das Mandat zur Inflationsbekämpfung erteilt, um werktags zusätzliche Billionen am Kapitalmarkt zu leihen, die dann dem Wirtschaftskreislauf injiziert werden.

Fakt ist: Die Geldpolitik der Notenbanken und die Finanzpolitik der Regierungen kommen sich ständig in die Quere.

Beispiel Italien

Die Superbonus-Regelung ermöglicht den Bürgern, 110 Prozent der Kosten für die Verbesserung der Energieeffizienz ihrer Häuser über Steuergutschriften vom Staat zu decken, also de facto ein riesiges Steuergeschenk. Die Regierung von Giorgia Meloni, die das Programm zuvor kritisiert hatte, verlängerte nun die Steuervergünstigungen um ein weiteres Jahr.

Wahnsinn mit System. Kostenpunkt in nur vier Jahren: über 160 Milliarden Euro.

Die Staatsschuldenquote Italiens liegt auch deshalb bei 137,3 Prozent – mehr als das Doppelte der im Vertrag von Maastricht vereinbarten 60-Prozent-Obergrenze.

Beispiel Großbritannien

Die Staatsverschuldung Großbritanniens liegt derzeit bei 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Vor 20 Jahren lag sie noch bei rund 35 Prozent. Die Schulden wachsen, die reale Wirtschaft dagegen kaum. Der IWF prognostiziert ein BIP-Wachstum von 0,5 Prozent für 2024.

Beispiel USA

Joe Biden will sich den Aufschwung und damit seinen Wahlsieg offenbar kaufen. Das von seiner Administration global ausgerollte Subventionsprogramm heißt zwar Inflation Reduction Act, hat aber mit Inflationsbekämpfung nichts zu tun. Im Gegenteil: Die Regierung nimmt Kredite auf, um Firmen aus Übersee in den USA anzusiedeln.

Durch das gesteigerte Tempo der US-Neuverschuldung kamen allein im ersten Quartal 2024 für sieben Billionen Dollar neue Staatsanleihen an den Markt. Der IWF rechnet für die US-Staatsverschuldung mit einem Anstieg von aktuell rund 34,5 Billionen US-Dollar auf knapp 45 Billionen Dollar in 2028. Zur Erinnerung: Zehn Jahre zuvor – also 2014 – waren es erst 18 Billionen US-Dollar.

Die Teuerungsraten reflektieren eine expansive Fiskalpolitik, die die Wirtschaft gezielt ankurbelt und damit die Geldverknappung und Wirtschaftsdämpfung der Notenbank unterläuft. Mittlerweile müssen die USA eine Billion US-Dollar allein für den Zinsdienst aufbringen.

Kein Wunder also: Die US-Inflationsraten sind wieder auf deutlich höherem Niveau angelangt und mit fast vier Prozent weit von der Zielinflation (zwei Prozent) entfernt.

Das Haushaltsdefizit der USA stelle ein „erhebliches Risiko“ für die Weltwirtschaft dar, warnte der IWF. Der Fonds erklärte, er rechne damit, dass die USA im nächsten Jahr ein Defizit von 7,1 Prozent verzeichnen werden – mehr als dreimal so viel wie der Durchschnitt der anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften.

Die USA, China, aber auch Großbritannien und Italien müssten „endlich die fundamentalen Ungleichgewichte zwischen Einnahmen und Ausgaben des Staates in den Griff bekommen“, heißt es in einem Report, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Wo bleibt das Positive?

Deutschland, das darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, ist die einsame Ausnahme von der internationalen Regel. Hier wirken die Schuldenbremse im Grundgesetz, das Schuldenurteil des Bundesverfassungsgerichts und ein liberaler Finanzminister, der lieber untergeht, als die Geldschleuse zu öffnen. Das alles zügelt die Augenblicksgier der Politik und dämpft damit die Expansion der Geldmenge.

Allerdings: Auch hier sind die Gemeinsamkeiten von Erderwärmung und Inflation nicht zu übersehen. Die deutschen Anstrengungen einer soliden Fiskal- und einer ökologischen Klimapolitik werden von anderen Nationen nicht befolgt, sondern belächelt und konterkariert. Was im Umkehrschluss bedeutet: Am deutschen Wesen wird auch bei der Inflationsbekämpfung die Welt nicht genesen.

Mikroplastik wandert vom Darm ins Gehirn

(pte) – Mikroplastik kann sich vom Darm auf lebenswichtige Organe des Körpers wie das Gehirn, die Leber und die Nieren ausbreiten, zeigt eine an Mäusen durchgeführte Studie von Marcus Garcia vom University of New Mexico College of Pharmacy. Dabei wurde untersucht, wie sich die Aufnahme von Mengen an Mikroplastik bei den Tieren auswirkt, wie sie auch in der Umwelt zu finden sind. Laut den in „Environmental Health Perspectives“ veröffentlichten Erkenntnissen kann Mikroplastik zu Stoffwechselveränderungen und damit auch zu systemischen Wirkungen führen.

„Erhebliche Auswirkungen“

„Die Auswirkungen unserer Forschungsergebnisse auf die menschliche Gesundheit sind erheblich“, so Garcia. Mikroplastik sei heute in der Umwelt sehr stark vertreten. Davon betroffen seien der Boden, Nahrungsmittel und Wasser. Die Forscher haben für diese Studie Mikroplastik als Partikel definiert, die kleiner als fünf Millimeter sind.

Die Mäuse wurden über die Nahrung verschiedenen Mengen von Polystyrol oder Mikrokügelchen aus gemischten Polymeren ausgesetzt. In der Folge untersuchten die Forscher das Serum, Gehirn, Leber, Nieren und auch das Gewebe des Dickdarms auf das Vorhandensein von Mikroplastik.

Als Ergebnis konnten die Forscher zeigen, wie sich Mikroplastik auch in andere, weit entfernte Bereiche des Körpers ausbreitet. In Dickdarm, Leber und Gehirn kam es zudem zu spezifischen Stoffwechselveränderungen. Die Art der Veränderungen hing dabei davon ab, wie groß die Belastung der Mäuse gewesen ist und welcher Art von Mikroplastik sie ausgesetzt waren.

Mehr Forschung nötig

Da diese wissenschaftliche Untersuchung an Mäusen durchgeführt wurde, sind laut Garcia weitere Erhebungen erforderlich, um zu bestätigen, dass sich diese Ergebnisse auch auf den Menschen anwenden lassen. Derzeit erforscht Garcia bereits, wie Mikroplastik in das Gehirn gelangt.

Zusätzlich werden neue Verfahren dazu eingesetzt, die Ansammlung von Mikroplastik im menschlichen Gehirn, der Leber und den Nieren zu untersuchen. Sie werden dafür mittels Pyrolyse-Gaschromatographie/Massenspektrometrie aus dem biologischen Gewebe isoliert und anschließend quantitativ bestimmt.

Kant zum 300. Geburtstag

Ich bin ein Kantianer und verehre Immanuel Kant als Vordenker der modernen Aufklärung. Sein kategorischer Imperativ führt konsequent zur Formulierung der Menschenrechte.

(Pioneer) – Immanuel Kant ist der bedeutendste Philosoph der Neuzeit. Heute jährt sich sein Geburtstag zum 300. Mal.

Geboren und gestorben ist er in Königsberg, das er zeit seines Lebens – 80 Jahre lang – fast nie verlassen hat. So beschränkt sein geografischer Radius auch war – sein Denken kannte keine Grenzen. Er schrieb und forschte zu den Naturwissenschaften, der Metaphysik, zu Fragen von Ethik und Ästhetik, zu Recht und Religion, zu Astronomie und Geschichte.

Sapere Aude – zu deutsch: Habe den Mut, Dich deines Verstandes zu bedienen.

Mit diesem lateinischen Sprichwort beantwortet Kant die Frage: Was ist Aufklärung? Er legt dem modernen Menschen die Bürde der Selbstertüchtigung und Selbstermächtigung auf und befreit ihn gleichzeitig aus den Fesseln seiner Unmündigkeit.

Kant begreift den Begriff des Menschen nicht auf Basis biologischer, soziologischer oder historischer Tatsachen. Menschsein ist für Kant von moralischer Dimension.

Der Philosoph Omri Boehm legt in seinem Buch „Radikaler Universalismus“, das jüngst mit dem Leipziger Buchpreis für europäische Verständigung ausgezeichnet wurde, Kants Erbe neu aus:

Was Menschen menschlich macht, ist keine natürliche Eigenschaft, sondern ihre Freiheit, ihrer Verpflichtung auf moralische Gesetze zu folgen.

Mit Kants 300. Geburtstag feiern wir den Aufbruch in die Welt, in der wir heute leben. Doch dieser Jahrestag ist auch eine Erinnerung daran, dass Meinungsfreiheit, Demokratie und insbesondere die Freiheit der Wissenschaft weltweit unter Druck stehen.

Das Erbe von Immanuel Kant ist also nicht gesichert. Für ihn muss heute nicht gebetet, sondern gekämpft werden.