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Windparks auf See als neue Hummerheimat ?

Windparks auf See
als neue Hummerheimat? Land Niedersachen fördert ein Pilotprojekt Helgoländer Forschender
Bremerhaven/Helgoland,
den 19. April 2013. Mit knapp 700.000 Euro fördert das Land
Niedersachsen ein Pilotprojekt zur Ansiedlung des Europäischen Hummers
im Offshore-Windpark „Riffgat“. Forschende des Alfred-Wegener-Instituts,
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, starten jetzt die
Aufzucht von 3.000 Hummern, die sie im Jahr 2014 auswildern werden. Sie
wollen untersuchen, ob sich Hummer erfolgreich zwischen den Windrädern
ansiedeln.
Mit
dem Bau von Windparks auf hoher See entstehen am Meeresgrund der
Nordsee neue Strukturen. Sand- und Schlickböden dominieren den
Untergrund in der Deutschen Bucht, Windräder bieten dort als so
genanntes Hartsubstrat anderen Lebensgemeinschaften einen neuen
Siedlungsraum. Ein Beispiel für Hartbodenbewohner ist der Europäische
Hummer, der sich als nachtaktives Tier tagsüber in Höhlen versteckt.
Forschende der Biologischen Anstalt Helgoland, die zum
Alfred-Wegener-Institut (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und
Meeresforschung, gehört, wollen Hummer in diesem neu entstehenden
Lebensraum aussetzen.
Das
Land Niedersachsen, vertreten durch den NLWKN (Niedersächsischer
Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), finanziert
das dreijährige Pilotprojekt „Hummeransiedlung im Windpark ‚Riffgat’“
mit knapp 700.000 Euro. Das Geld stammt aus der Ersatzgeldzahlung nach
Naturschutzrecht für den Windpark „Riffgatt“. Für die Verwendung dieser
Mittel wurde ein Vertrag geschlossen zwischen dem NLWKN und dem AWI. Das
Projekt soll die grundsätzliche Möglichkeit sowie die Voraussetzungen
und ökologischen Konsequenzen einer solchen Hummeransiedlung
untersuchen.
„Die
in großer Zahl in den nächsten 15 Jahren in der Deutschen Bucht
entstehenden Windparks stellen zwar einerseits einen Eingriff in das
Ökosystem dar, könnten aber auch mit Maßnahmen zu einer ökologischen
Aufwertung verbunden werden“, sagt Prof. Dr. Heinz-Dieter Franke,
AWI-Biologe auf Helgoland. So schaffe etwa die Sperrung der Windparks
für die industrielle Fischerei Fischen und der wirbellosen Bodenfauna
einen dringend benötigten Schutz- und Erholungsraum. Zudem könnten in
ihrem Bestand bedrohte Bewohner von Hartböden zusätzlichen Lebensraum
erhalten. Dies gilt auch für die Population des Europäischen Hummers in
der Deutschen Bucht, die im Wesentlichen auf das Felsgebiet um die Insel
Helgoland beschränkt ist. „Trotz Schutzmaßnahmen hat sich die
Hummerpopulation bis heute nicht von einem starken Einbruch in den
1950er und 1960er Jahren erholt“, so Franke. Eine erfolgreiche
Ansiedlung der Tiere
in den Steinfeldern, die als Kolkschutz die einzelnen Windkraftanlagen
umgeben, könnte zu einer langfristigen Stabilisierung der Population
beitragen.
Die
Arbeiten werden in enger Kooperation mit dem Betreiber
Offshore-Windpark RIFFGAT GmbH & Co. KG, Oldenburg (ein
Zusammenschluss des Energiebetreibers EWE und der Unternehmensgruppe
ENOVA) und mit dem Projektpartner datadiving GmbH GmbH & Co. KG um
den wissenschaftlichen Taucher Dr. Roland Krone durchgeführt.
AWI-Wissenschaftlerin Dr. Isabel Schmalenbach wird 3.000 Tiere in einer
Anlage auf Helgoland im nächsten Jahr aufziehen. Wenn die Junghummer
dann etwa zehn Zentimeter groß sind, setzt die Forscherin sie gemeinsam
mit Tauch
ern von datadiving im Windpark aus. In den Folgejahren untersuchen
Schmalenbach und Krone in den Hummeransiedlungsgebieten und in einem
Referenzgebiet, wie viele der Jungtiere sich erfolgreich in den
Steinfeldern ansiedeln, ob sie in einem Steinfeld bleiben oder sich in
einem benachbarten eine Höhle suchen, wie sich die Begleitfauna
(Großkrebse und Fische) entwickelt und ob wilde Hummer zuwandern. Das
Projekt stützt sich dabei auf die langjährigen Erfahrungen mit Aufzucht-
und Aussetzprogrammen von Junghummern bei Helgoland.

So schädigen Energiepflanzen den Klimawandel

pte20181211017 Umwelt/Energie, Forschung/Technologie

Energiepflanzen so schädlich wie Klimawandel

Lebensräume von Wirbeltieren werden durch massenhaften Anbau stark in Mitleidenschaft gezogen

Massenanbau von Energiepflanzen schadet Artenvielfalt (Foto: Chr. Hof, tum.de)
Massenanbau von Energiepflanzen schadet Artenvielfalt (Foto: Chr. Hof, tum.de)

München
(pte017/11.12.2018/11:30) – Die massive Ausweitung der Anbauflächen für
Energiepflanzen beeinflusst die Lebensräume von Wirbeltieren ähnlich
negativ wie der Klimawandel. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie von
Forschern des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums http://bik-f.de zusammen mit Kollegen der Technischen Universität München (TUM) http://tum.de und der Durham University.

"Verluste nicht wettzumachen"

Den Experten nach muss das Konzept, mehr Energie aus nachwachsenden
Rohstoffen wie Mais, Raps, Ölpalme und Co statt aus fossilen Rohstoffen
zu gewinnen, um die Globaltemperatur bis 2100 um nicht mehr als 1,5 Grad
gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum steigen zu lassen, angesichts
der neuen Erkenntnisse überdacht werden.

"Um den Klimawandel damit wirksam zu begrenzen, müssen wir bis 2100 auf
circa 4,3 Prozent der globalen Landflächen Bioenergie-Pflanzen anbauen –
das entspricht fast der 1,5-fachen Fläche aller EU-Länder zusammen.
Damit schaden wir der biologischen Vielfalt, die in diesen Gebieten
bisher zuhause ist, gravierend. Die negativen Auswirkungen des
Klimawandels, die mit maximaler Bioenergie-Nutzung verhindert werden
könnten, werden diese Verluste nicht wettmachen", sagt Christian Hof,
der die Studie am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Frankfurt durchgeführt hat und jetzt an der TUM forscht.

Szenarien miteinander verglichen

Hof und sein Team haben erstmals global untersucht, wie Amphibien, Vögel
und Säugetiere den Klima- und den Landnutzungswandel bis 2100 zu spüren
bekommen. Dabei haben sie zwei Szenarien miteinander verglichen: ein
Szenario mit maximaler Bioenergie-Nutzung, welches einer Begrenzung der
Erwärmung um circa 1,5 Grad entspricht, und ein Szenario mit minimaler
Bioenergie-Nutzung und einem Temperaturanstieg um etwa drei Grad Celsius
gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum bis 2100.

"Ob sich die Temperatur bis 2100 um 1,5 oder drei Grad erhöht: Rund 36
Prozent der Lebensräume von Wirbeltieren sind entweder durch den
Klimawandel oder die neue Landnutzung infolge des Anbaus von
Bioenergie-Pflanzen massiv gefährdet. Die Auswirkungen auf die
biologische Vielfalt sind also vergleichbar. Unterschiedlich ist nur,
auf wessen Konto sie gehen", erklärt Alke Voskamp vom Senckenberg
Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Darüber hinaus gebe es Gebiete, in denen Wirbeltieren von
Energiepflanzen-Plantagen der Platz streitig gemacht wird und ihnen
gleichzeitig die höhere Temperatur zu schaffen machen werde. "Bei einem
geringeren Temperaturanstieg bis 1,5 Grad, den wir durch die maximale
Nutzung von Bioenergie erkaufen, könnten sogar größere Flächen unter
dieser Doppelbelastung leiden. Unter diesem 1,5-Grad-Szenario wird
insgesamt ein größerer Anteil der Verbreitungsräume von Wirbeltieren
durch Klimawandel, Landnutzung oder beides beeinträchtigt", so Voskamp.

Dauer-Stress gefährdet Hormongleichgewicht

Dauer-Stress gefährdet Hormongleichgewicht – Erholung oft langwierig

Mit Ausdauersport und Hobbys gezielt vorbeugen

Berlin
– Ob in der Schule, im Beruf oder in der Freizeit: ständige
Überforderung und Überreizung können den Körper unter chronischen Stress
setzen. Wenn er nicht ausgeglichen wird, droht eine Entgleisung des
natürlichen Hormongleichgewichts – mit negativen Auswirkungen auf den
gesamten Organismus. Neben Schlafstörungen und Beeinträchtigungen des
Denkvermögens gehören auch schwerwiegende Krankheiten wie Depressionen,
Bluthochdruck oder Krebs zu den möglichen Folgen. Ist der
Stresshormon-Regelkreis erst einmal nachhaltig gestört, kann seine
Erholung Monate bis Jahre dauern. Anlässlich der 3. Deutschen
Hormonwoche weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e. V.
(DGE) deshalb auf die Gefahren von unbewältigtem Dauer-Stress hin. Im
Vorfeld der Aktionswoche, die vom 15. bis 22. September 2018
stattfindet, diskutieren Experten auf der Pressekonferenz der DGE am
Dienstag, den 11. September 2018 in Berlin die Ursachen und vielfältigen
Folgen von chronischem Stress und wie Belastungen begegnet werden kann.

Stress
ist eine natürliche und zunächst positive Reaktion des Körpers zur
Bewältigung von Belastungssituationen. Über eine Aktivierungskette, die
vom Hypothalamus, einem Abschnitt des Zwischenhirns, über die
Hirnanhangsdrüse bis zu den Nebennieren reicht – die sogenannte
Stressachse – bewirkt er die Freisetzung von Adrenalin, Noradrenalin und
Cortisol aus der Nebennierenrinde ins Blut. Diese Hormone helfen dem
Körper, den gesamten Organismus mit allen Systemen auf „Angriff“ oder
„Flucht“ einzustellen und Höchstleistungen zu erbringen: so steigen
Blutzuckerspiegel und Blutdruck, und alle Sinne sind aktiviert.

Chronischer,
langanhaltender Stress ohne ausreichende Entspannung führt hingegen zu
einer Überlastung des Organismus. „Der Körper läuft ständig auf
Hochtouren“, sagt Professor Dr. med. Jörg Bojunga, Vizepräsident der
DGE. „Dauerhaft hohe Adrenalin- und Cortisolspiegeln im Blut können
deshalb früh zu Schlafstörungen und Depressionen führen.“ Gleichzeitig
stören die hohen Stresshormonspiegel die Regelkreise anderer
Hormonsysteme im Körper. So habe die chronische Aktivierung der
Stressachse eine hemmende Wirkung auf die Produktion der
Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron. Die Folge: sexuelle Unlust
bei Mann und Frau. Frauen leiden zudem unter Zyklusstörungen bis hin zum
unerfüllten Kinderwunsch. „Stress kann bei Frauen den Eisprung
beeinträchtigen.“ Durch die Verbindungen der Stresshormonachse mit
Regelkreisen des Immunsystems schwäche zu viel Cortisol zudem das
Immunsystem. „Dies kann Infekte, Wundheilungsstörungen und Krebs
begünstigen“, so Bojunga, stellvertretender Klinikdirektor und Leiter
des Schwerpunkts Endokrinologie, Diabetologie, Ernährungsmedizin der
Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Frankfurt. Zudem wirke
sich zu viel Cortisol negativ auf den Stoffwechsel aus und fördere die
Einlagerung von ungesundem Bauchfett.

Doch
Stress lässt sich nicht immer vermeiden. „Menschen, die häufig einer
erhöhten Stressbelastung ausgesetzt sind, sollten deshalb wissen, wie
sie damit umgehen, um dennoch gesund zu bleiben“, sagt Professor Dr.
med. Sven Diederich, Vizepräsident der DGE und Ärztlicher Leiter
Medicover Deutschland. Und nicht jeder reagiere gleich auf chronischen
Stress: „Veranlagung, problematische Biographien, etwa Missbrauch in der
Kindheit, und aktuell belastende Lebensereignisse begünstigen eine
Störung der Stressachse“, ergänzt der Endokrinologe.

Entsprechend
können persönliche Lösungsstrategien zur Stressbewältigung sehr
unterschiedlich aussehen. „Ihnen gemeinsam ist jedoch, dass jeder Mensch
Raum für Auszeiten vom Stress haben muss, um herunterzukommen“, betont
Bojunga. Denn sei das System erst einmal gestört, bräuchte es oft lange,
bis es sich wieder erholt. Techniken zur Stressprävention und
-bewältigung könnten erlernt werden. Zudem empfiehlt er, jede
Gelegenheit zur Bewegung zu nutzen – sei es auf dem Weg zur Arbeit und
Schule oder beim täglichen Einkauf. „Körperliche Verausgabung in
vernünftigem Rahmen baut ganz nebenbei Stresshormone ab.“ Auch die
Beschäftigung mit Hobbys senke den Stresspegel und stelle das natürlich
Gleichgewicht wieder her. 

Auf
der Pressekonferenz der DGE am Dienstag, den 11. September 2018 in
Berlin diskutieren Endokrinologen neue Erkenntnisse der Stressforschung,
über die beteiligten Hormonsysteme und welche vielversprechenden
Ansatzpunkte für Prävention und Therapie sich dadurch ergeben. Sie
erläutern auch, warum schon bei Kindern die seelische
Widerstandsfähigkeit, Resilienz genannt, trainiert werden sollte.

Sport nutzt Krebspatienten

fzm – Früher rieten Ärzte ihren Krebspatienten zur Ruhe, damit diese
die Strapazen der Therapie besser verkraften. Vor allem todkranken
Patienten wollten sie jegliche Unannehmlichkeiten ersparen. Inzwischen
hat bei vielen Therapeuten ein Umdenken eingesetzt. Ähnlich wie bei den
Herzinfarkt-Patienten, die sich in und nach der Reha-Behandlung in
Herzsportgruppen treffen, gibt es in Deutschland bereits mehr als 600
Gruppen, die "Sport in der Krebsnachsorge" anbieten. Das Ziel ist die
Steigerung der körperlichen Ausdauer und des psychischen Wohlbefinden.
Experten wie Prof. Horst Michna von der Technischen Universität München
sind überzeugt, dass Sport die Abwehrkräfte mobilisiert. Es gebe sogar
Hinweise, dass die körpereigene Krebsabwehr gestärkt werde, schreibt
der Mediziner in der Deutschen Zeitschrift für Onkologie (Haug Verlag,
Stuttgart. 2005), die sich in ihrer aktuellen Ausgabe schwerpunktmäßig
mit dem Thema Krebs und Sport beschäftigt.

Prof. Michna empfiehlt ein auf die Erkrankung abgestimmtes
Trainingsprogramm. Nicht die Leistung zähle, sondern die
Regelmäßigkeit. Geeignet seien "Walking" und Übungen auf dem
Heimtrainer. Auch ein gewisses Krafttraining könne nicht schaden,
vorausgesetzt, die Krebspatienten übertreiben nicht. Ideal seien zwei
bis drei Trainingseinheiten pro Woche. Wichtig dabei: Das Sportprogramm
sollte unbedingt mit dem Arzt abgesprochen sein.

Viele Mediziner beurteilen die Wirkung des Sports so positiv, dass sie
die Patienten bereits während der Chemotherapie damit beginnen lassen.
Prof. Klaus Schüle von der Deutschen Sporthochschule in Köln hat in
einer Studie Patienten trainiert, die sich einer
Knochenmarktransplantation unterzogen hatten. Dieser Behandlung geht
die aggressivste Chemo- und Strahlentherapie voraus, die in der Medizin
überhaupt durchgeführt wird. Dabei werden Tumorzellen in Blut und
Knochenmark vernichtet, was nur zum Preis einer Zerstörung des eigenen
Blut bildenden Gewebes möglich ist. Die Transplantation liefert dann
die für die Erholung notwendigen Stammzellen. Diese Patienten werden
nach der Behandlung in Einzelzimmern isoliert, um sie vor
lebensbedrohlichen Keimen zu schützen. "Dies führt zu einem
Teufelskreis aus Bewegungsmangel und abnehmender Leistungsfähigkeit,
welche die Erholung nach der Therapie verlangsamt und den
Bewegungsmangel verstärkt", schreibt Prof. Schüle. An einer
Spezialklinik für Knochenmarktransplantationen in Idar-Oberstein wurden
die Patienten mit Ergometern im Krankenzimmer trainiert. Damit gelang
es den Teufelskreis zu durchbrechen. Ein- bis zweimal pro Tag durften
die Patienten für 10 bis 20 Minuten trainieren, solange keine akuten
Komplikationen wie Fieber, Blutungen, Erbrechen oder andere Störungen
vorlagen. Prof. Schüle: "Die Patienten erholten sich körperlich und
psychisch besser als eine Kontrollgruppe, in der nur eine leichte
Krankengymnastik (Bewegungstherapie) angeboten wurde." Der
Sportmediziner versteht Sport als "Brücke" zwischen Krebstherapie und
der Rückkehr in den Alltag – oder in den Tod. Er bietet die Therapie
nämlich auch jenen Patienten an, denen es trotz der
Knochenmarktransplantation nicht gelang, den Krebs zu besiegen. Prof.
Schüle: Auch diese Menschen erlebten in ihren letzten Lebenstagen einen
Gewinn an Lebensqualität.

F.T. Baumann et al.:

Auswirkungen von Bewegungstherapien bei und nach Knochenmark-/Stammzelltransplantation

Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2005; 37 (4): 152-158

T. Schulz et al.:

Bewegungstherapie und Sport in der Krebstherapie und -nachsorge

Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2005; 37 (4): 159-168

Weitere Artikel

K. Schwarzer et al.:

Die Integration der Tanztherapie in ein ganzheitliches onkologisches Therapiekonzept – mehr als eine Fallbeschreibung

Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2005; 37 (4): 178-183

Das Interview

Sportliche Aktivität bei Krebserkrankungen. Ein Gespräch mit Privatdozent Dr. Fernando Dimeo

Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2005; 37 (4): 189-190

50 Jahre Fraunhofer FIT

Dem
Fraunhofer Institut für Technologie grauliere ich herzlich, dass in den
50 Jahren unglaubliche Technologien entwickelt hat, sozusagen
Wissenschaft zum anfassen. Es gibt heutzutage kaum einen Bereich, in dem
das Fraunhofer nicht unseren Alltag mitbestimmt, angefange beim MP3,
DAB bis hin zur Digitalisierung in alle Lebensbereiche. Während Max
Planck sich der Grundlagenforschung widmet und weitgehende Voraussetzung
für diese Innovationen geschaffen hat, und die Leibniz-Gesellschaft
Projekte für Großeinrichtungen schuf, widmet sich die Fraunhofer
Gesellschaft der praktischen Umsetzung. Wegen dieser Technologie zum
Anfassen, ist sie mein Favorit. Entwicklung ist Silber, Umsetzung ist
Gold

Ihr Jean Pütz

Fraunhofer FIT feierte Jubiläum: Historische Erfolge, aktuelle Visionen

Presseinformation / 22.6.2018

Am 21. Juni 2018 feierte das
Fraunhofer FIT seine 50jährigen Wurzeln und den 35. Geburtstag seit
Institutsgründung. Institutsleiter Prof. Dr. Matthias Jarke wurde für
seine herausragenden Leistungen mit der Fraunhofer-Münze durch Prof. Dr.
Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft,
ausgezeichnet und durch Grußworte, unter anderem von
NRW-Staatssekretärin Annette Storsberg, geehrt.

© Fraunhofer FIT

Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund
Neugebauer (rechts) verlieh Prof. Matthias Jarke (mitte) die
Fraunhofer-Münze. Im Zuge der Jubiläumsfeier übergab Prof. Jarke
anschließend die Geschäftsführung innerhalb der Institutsleitung an
Prof. Stefan Decker (links).

© Fraunhofer FIT

Annette Storsberg, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die Anfänge des Fraunhofer FIT liegen genau 50 Jahre
zurück. 1968 hat die damalige Große Koalition die Gesellschaft für
Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) mit dem heute wieder erstaunlich
aktuell anmutenden Ziel gegründet, die Digitalisierung von
Bundesregierung und öffentlicher Verwaltung voranzubringen.
Vorläufer-Forschungsgruppen des FIT haben schon in den frühen 1970er
Jahren etwa das bis heute im Einsatz befindliche juristische
Informationssystem JURIS und in den späten 1980er Jahren das weltweit
wegweisende PARLAKOM-Informationssystem für Abgeordnete des Deutschen
Bundestags und NRW-Landtags entwickelt. 1983 wurden dann verschiedene
GMD-Abteilungen zusammengefasst und das heutige Fraunhofer FIT
gegründet.

Zum 1.1.2000 übernahm Prof. Dr. Matthias Jarke die Leitung des FIT,
kurz danach erfolgte der Übergang in die Fraunhofer-Gesellschaft. Seit
dieser Zeit hat sich das Drittmittelvolumen des Instituts fast
verzehnfacht. Die Institutsschwerpunkte in den Bereichen Usability,
Kooperationssysteme und Entscheidungsunterstützung wurden verstärkt und
ergänzt durch eine Pionierrolle bei Anwendungen des Internets der Dinge
und Industrie 4.0. Neueste Themen sind Blockchain-Lösungen und der
Aufbau einer durchgängigen Unterstützungskette für sichere
Energieinfrastrukturen unter den Bedingungen erneuerbarer Energien, die
im engen Verbund mit führenden Partnerinstituten von der
Hochspannungstechnik über die Software- und Datentechnik bis zu Fragen
der Geschäftsmodelle und der IT-Sicherheit reicht.

»Fraunhofer FIT unterstützt das Land immer wieder mit Innovationen,
um den Megatrend Digitalisierung beherrschbar zu gestalten. Zusammen mit
dem von Prof. Jarke gegründeten Bonn-Aachen International Center for
Information Technology (b-it) leistet es seit über fünfzehn Jahren
Pionierarbeit in der Internationalisierung der forschungsorientierten
IT-Hochschulausbildung an Universitäten, Fachhochschulen und
außeruniversitären Forschungseinrichtungen«, sagte Annette Storsberg,
Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes
Nordrhein-Westfalen, in ihrem Grußwort.

Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer verlieh Prof. Jarke im
Rahmen des Institutsjubiläums die Fraunhofer-Münze. Sie ist das
zweithöchste Ehrenzeichen für Personen, die sich herausragend um die
Fraunhofer-Gesellschaft verdient gemacht haben. »Mit der heutigen
Auszeichnung würdigen wir die Leistungen von Prof. Jarke, den ich als
weltweit anerkannten Wissenschaftler und verdienstvolle
Führungspersönlichkeit bei Fraunhofer sehr schätze«, sagte Prof.
Neugebauer bei der Ehrung. »Prof. Jarke hat nunmehr 18 Jahre das
Fraunhofer FIT mit nachhaltigem Erfolg geleitet. Nach bestem
Fraunhofer-Beispiel hat er stets den Menschen in den Mittelpunkt seines
Wirkens gestellt, sei es in der Forschung, im Kreise der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder auch mit Blick auf seine Kunden
und Auftraggeber.«

Im Zuge der Jubiläumsfeier übergab Prof. Dr. Matthias Jarke
anschließend die Geschäftsführung innerhalb der Institutsleitung an
Prof. Dr. Stefan Decker.

»In zwölf Auslandsjahren an der Stanford University und als
Institutsleiter in Irland hat Stefan Decker den Linked Data-Ansatz zum
Forschungsdatenmanagement vorangetrieben, mit dem heute
Gesundheitsforscher in aller Welt ebenso wie Amazon, Siemens und viele
Verlage ihre riesigen Wissensbestände organisieren. Schon seit gut zwei
Jahren bringt er seine internationalen Managementerfahrungen in die
gemeinsame FIT-Institutsleitung ein. Ich freue mich auf spannende
Impulse unter seiner Geschäftsführung«, so Jarke.

Anschließend präsentierten international renommierte
Kooperationspartner des FIT aus Wirtschaft und Wissenschaft ihre
Visionen für FIT’s zentrale Forschungsthemen Menschzentrierte
Digitalisierung, KI in der Verbesserung von Arbeits- und
Geschäftsprozessen und sichere Stromnetze in Zeiten der Energiewende.
Rund 140 Gäste erlebten inspirierende Vorträge unter anderem von Prof.
Dr. Wil van der Aalst, dem meistzitierten Informatiker Europas, Prof.
Dr. Martina Ziefle, Leiterin des Lehrstuhls für Communication Science an
der RWTH Aachen und Prof. Dr.-Ing. Armin Schnettler, Senior Vice
President, Research in Energy and Electronics, Siemens AG.

Zum Abschluss stellte der neue geschäftsführende Institutsleiter
Prof. Dr. Stefan Decker seine Pläne und Visionen für die Zukunft des
Fraunhofer FIT vor: »Die Digitalisierung der Gesellschaft ist eine der
großen Herausforderungen und Chancen unserer Zeit, die es zu nutzen
gilt. Das Fraunhofer FIT ist positioniert und motiviert bei der
Bewältigung dieser Aufgabe eine führende Rolle einzunehmen. Ich freue
mich auf die Aufgabe, unsere Kunden, Forschungspartner und Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen zu unterstützen.«

Lebensverlängerndes Wunderhormon entdeckt

Aberdeen (pte/31.03.2005/15:50) – Die Entdeckung eines Wunderhormons
verspricht die Erweiterung der Lebensspanne um bis zu 30 Jahre. Denn
das so genannte Thyroxine-Hormon kurbelt den Stoffwechsel an und
verlängert so die Lebenserwartung, erklären die Forscher der Aberdeen
University http://www.abdn.ac.uk. In absehbarer Zukunft könnte somit
ein entsprechendes Anti-Ageing-Medikament entwickelt werden. Ein
zentrales Problem stellt nunmehr nur noch die Verabreichung der
richtigen Dosis dar, denn falsch dosiert wirkt das Hormon nicht
lebensverlängernd, sondern möglicherweise tödlich.

In einer Studie konnten die Forscher beweisen, dass die regelmäßige
Verabreichung einer Dosis Thyroxine bei Mäusen einen höheren
Stoffwechselumsatz zur Folge hatte. Die hohen Stoffwechselprozesse
führten in weiterer Folge zu einer bis zu 25 Prozent höheren
Lebenserwartung im Vergleich zu einer nicht therapierten
Kontrollgruppe. "Transferiert man diese Ergebnisse auf den Menschen so
eröffnet sich eine zusätzliche Lebenspanne von bis zu 30 Jahren",
erklärte der Forschungsleiter John Speakman.

Thyroxine wird derzeit bereits Patienten verabreicht, die selbst nicht
genug von diesem Hormon produzieren können, um einen gesunden
Stoffwechsel zu haben. Resümierend warnt das Forscherteam jedoch vor
der Anwendung einer Thyroxine-Therapie, denn möglicherweise wird es
nicht möglich sein, eine unschädliche Dosierungsmenge zu eruieren. "Wir
hoffen, dass Patienten durch unsere Forschungsarbeit die Möglichkeit
bekommen, zusätzlich noch einige gesunde Jahre verbringen zu können.
Wir wollen jedoch nicht ein Dahinvegetieren im Altersheim begünstigen",
so Speakman.

Die Ergebnisse der Studie erscheinen in der April-Ausgabe des Journals of Experimental Biology http://jeb.biologists.org/

Deutsche und Russen lernen und forschen gemeinsam

Deutsche und Russen lernen und forschen gemeinsam

Gründung einer Jungen Akademie geplant / Schavan und ihr Amtskollege Fursenko eröffnen Deutsch-Russisches Wissenschaftsjahr

Deutschland und Russland werden ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Bildung und Forschung ausbauen. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, und ihr russischer Amtskollege Andrej A. Fursenko haben heute in Moskau gemeinsam das Deutsch-Russische Jahr der Bildung, Wissenschaft und Innovation (DRWJ) eröffnet. "Wir stehen in einer langen Geschichte der Kooperation und des Austausches. Dies wollen wir in diesem Jahr intensivieren und neue Formen der Zusammenarbeit aufbauen., sagte Schavan im Beisein ihres russischen Amtskollegen und hochrangiger Vertreter deutscher und russischer Wissenschaftsorganisationen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen. Unter dem Motto "Partnerschaft der Ideen werden beide Länder mit der gemeinsamen Initiative die Vielfalt und Exzellenz deutsch-russischer Bildungs- und Forschungskooperationen demonstrieren.

Beide Seiten sind sich einig, dass der wissenschaftliche Nachwuchs ein besonderer Schwerpunkt des gemeinsamen Wissenschaftsjahres sein wird. Eine neu zu gründende "Junge Akademie soll junge Forscher aus beiden Ländern verbinden. "Die Gründung einer deutsch-russischen Jungen Akademie ist mir ein wichtiges Anliegen, sagte Schavan in ihrer Eröffnungsrede. "Was wir heute in unseren gegenseitigen Beziehungen tun, muss stimmig sein für die nächste Generation. Damit können junge Forscherinnen und Forscher das nächste Kapitel unserer traditionsreichen Wissenschaftsbeziehungen schreiben. Außerdem nannte Schavan die berufliche Bildung als wichtiges Thema der deutsch-russischen Zusammenarbeit. "Eine starke Partnerschaft bei der Entwicklung beruflicher Bildung ist wichtig, um Zukunftschancen für junge Menschen zu schaffen.
Die Initiative umfasst vier Themenblöcke, zu denen in den kommenden 12 Monaten vielfältige Aktivitäten stattfinden werden.

– Stärkung der Spitzenforschung – Ausbau der institutionellen Zusammenarbeit
– Aufbau bilateraler Berufsbildungspartnerschaften
– Angewandte Forschung als Motor der Modernisierung und Innovation
– Wissenschaftlicher Nachwuchs als Bindeglied für lebendige Partnerschaft

In der Forschung hat sich die deutsch-russische Zusammenarbeit zum Beispiel in der Raumfahrt bisher als besonders erfolgreich erwiesen. Aber auch bei der Entwicklung neuer Technologien für Elektrofahrzeuge gibt es einen personellen und inhaltlichen Austausch zwischen deutschen und russischen Forschern. Beide Minister betonten, dass sie sich von dem nun beginnenden Deutsch-Russischen Wissenschaftsjahr einen Anstoß für eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern versprechen.

Ziel des Wissenschaftsjahres kann es nach Vorstellung beider Minister nicht sein, wissenschaftliche Erfolge im jeweiligen Partnerland eins zu eins zu übertragen. Vielmehr geht es darum, voneinander zu lernen und dann gemeinsam zu prüfen, wo neue Verbindungen vielversprechend erscheinen. Damit das möglich wird, ist der Dialog zwischen deutschen und russischen Akteuren wichtig. Ihn gilt es deshalb im Verlauf des Wissenschaftsjahrs mit einer Vielzahl von Veranstaltungen besonders zu befördern.

Eine gemeinsame Website informiert über die Aktivitäten während des DRWJ. Sie ist in deutscher und russischer Sprache in beiden Ländern erreichbar (www.deutsch-russisches-wissenschaftsjahr.de / www.rossijsko-germanskij-god.ru).

Tuberkulosewarnung für Afrika und Europa

Genf (pte/24.03.2005/09:15) – Eine Studie der WHO http://www.who.int
ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Anzahl der
Tuberkuloseerkrankungen in Afrika verdreifacht hat. Diese Tendenz hält
weiter an. Verschärft wird sie durch zahlreiche HIV/Aids-Erkrankungen
und eine schlechte Gesundheitsversorgung. Ein Drittel der 1,7 Mio.
Todesfälle jährlich entfällt derzeit auf Afrika. In Osteuropa ist die
Resistenz gegen Medikamente für das Ansteigen der Erkrankungen
verantwortlich. Russland wird weiterhin von resistenten
Bakterienstämmen heimgesucht, die mit konventionellen, billigen
Medikamenten nicht bekämpft werden können. In den meisten Regionen der
Welt kam es seit 1990 zu einem Rückgang um rund 20 Prozent. Der 24.
März ist der Welt-Tuberkulose-Tag.

Laut WHO-Generaldirektor Lee Jong-wook zeigt die Studie, dass
berechtigte Hoffnung besteht, dass Tuberkulose besiegt werden kann. Der
Bericht enthalte aber auch eine deutliche Warnung. "Wir müssen der
Tatsache ins Gesicht sehen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns
haben." Es sei unmöglich die TB- und HIV/Aids-Epidemien in Afrika zu
beenden, wenn nicht beide Krankheiten gemeinsam bekämpft werden. "Die
erforderlichen Methoden, Verfahren und Vorgangsweisen sind ausreichend
bekannt. Werden sie eingesetzt, erzielen sie beeindruckende Ergebnisse.
Die Herausforderung besteht jetzt in Investitionen, die ihren Einsatz
auch in Afrika ermöglichen."

Mario Raviglione, der Leiter des WHO Stop TB Department erklärte, dass
in manchen Regionen mehr als die Hälfte der Patienten keinen Zugang zu
einer Behandlung gegen Tuberkulose habe. Die WHO empfiehlt, dass
Patienten mit TB auch auf HIV getestet und entsprechend behandelt
werden. Das gleiche gelte selbstverständlich auch für HIV-Infizierte.
Das Department for International Development http://www.dfid.gov.uk hat
für die nächsten drei Jahre laut BBC eine Unterstützung in der Höhe von
fünf Mio. Pfund (7,2 Mio. Euro) zur Bekämpfung der Tuberkulose
zugesagt.

Wenn die Unterschrift den Täter deckt

Tatort Smartphone:
Wenn die Unterschrift den Täter deckt
Eine Vielzahl von Mobiltelefonen mit dem Betriebssystem Android weisen seit Wochen gleich zwei Sicherheitslücken auf. Beide sind potenzielle Einfallstore für bösartigen Programmcode. Saarbrücker Informatiker haben nun eine frei verfügbare App entwickelt, die Smartphones auf diese Sicherheitslücken überprüft und weitere darauf installierte Mini-Programme durchleuchtet.

Im Jahr 2008 entwickelte der Software-Konzern Google das Mobiltelefon-Betriebssystem „Android“ zusammen mit 33 weiteren Mitgliedern der „Open Handset Alliance“ und gab es für Handy-Hersteller frei. Bis heute dauert der Siegeszug von Android an. Laut Google-Gründer Larry Page sind seit März dieses Jahres weltweit 750 Millionen Android-Geräte in Betrieb. Der größte Teil davon ist vermutlich immer noch durch die beiden Sicherheitslücken verwundbar, die in den vergangenen Tagen bekannt wurden. Google führt sie unter den Kennziffern „8219321“ und „9695860“ auf.

Beide ermöglichen das Umgehen des sogenannten Signaturverfahrens, das während der Installation von neuen Apps abläuft. Ähnlich wie eine persönliche Unterschrift soll es für die Anwender sicherstellen, dass die Installationsdateien der neuen App nur von dem Entwickler ihres Vertrauens erstellt und im Nachhinein nicht verändert worden sind. Würden die Angreifer es dennoch versuchen, hielte die vorab erstellte Signatur nicht mehr der Überprüfung stand. Genau das verhindern die beiden Sicherheitslücken. Die Installationspakete für die jeweilige App lassen sich so jederzeit manipulieren, ihre Signatur bleibt unverändert, der Anwender wähnt sich fälschlicherweise in Sicherheit. Auf diese Weise können die Angreifer nach Belieben bösartigen Code einschleusen und damit sowohl Daten als auch Geld des jeweiligen Besitzers rauben. Beide Lücken hat Google mittlerweile in der neusten Android-Version (4.3) behoben.

„Das hilft nicht viel, da viele Hersteller die von Google vorgenommene Ausbesserung noch gar nicht in die von ihnen modifizierte Android-Betriebssysteme eingebaut haben “, sagt Michael Backes, Professor für Informationssicherheit und Kryptografie an der Universität des Saarlandes. Viele Geräte seien somit immer noch ungeschützt, so Backes. 

Zusammen mit Informatikern des von ihm gegründeten Unternehmens „Backes SRT“ hat er daher eine App namens „SRT Appscanner“ entwickelt und auf der Plattform „Google Play“ zum kostenlosen Herunterladen veröffentlicht. Appscanner zeigt dem Anwender nicht nur an, ob der Hersteller seines Smartphones die Lücken bereits schon geschlossen hat. Es überprüft auch bei jeder bereits installierten und zukünftigen App, ob sie Schadcode enthält, der diese Lücken ausnutzt.
 
Anwender, die Appscanner bereits heruntergeladen haben, bewerten das Mini-Programm aus Saarbrücken im Durchschnitt mit 4,5 von fünf möglichen Sternen.  „Damit beheben wir zwar nicht die Sicherheitslücken, aber machen immerhin Privatpersonen darauf aufmerksam. Sie können die betroffene App dann löschen und eine nicht manipulierte Version neu installieren“, sagt Backes. Er stellt klar, dass man Anwender nicht verängstigen wolle. Man wolle sie aber dabei unterstützen, dass sie bei den Geräteherstellern das schnelle Schließen der Sicherheitslücken einfordern.

Hintergrund zu Michael Backes

Nach dem erfolgreichen Mathematik- und Informatikstudium in Saarbrücken und seiner Promotion forschte Michael Backes drei Jahre lang im IBM-Forschungszentrum in Zürich. 2005 wurde er im Alter von 26 Jahren in Saarbrücken zum Professor für Informationssicherheit und Kryptografie auf Lebenszeit berufen. Damit war er zu seiner Zeit der jüngste Informatikprofessor Deutschlands. Seitdem wurde er mehrmals für seine herausragende wissenschaftliche Arbeit in der Informationstechnologie ausgezeichnet. 2007 wurde er zum Fellow der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ernannt, 2008 erhielt er den IBM Faculty Award. Nur ein Jahr später ernannte ihn das MIT Technology Review als ersten Deutschen zu einem der 35 besten Forscher der Welt unter 35 Jahren. 2009 wurde er außerdem mit dem ERC Starting Grant der Europäischen Union ausgezeichnet.

Backes ist leitender Forscher  am Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“ in Saarbrücken und beaufsichtigt als wissenschaftlicher Direktor das Center for IT-Security, Privacy and Accountability (CISPA). Es ist eines der drei deutschen Forschungszentren für Cybersicherheit, die seit 2011 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden.