Archiv der Kategorie: Politik Gesellschaft

Urheber vieler Fakenews identifiziert

Fake-Sexclip von Hillary Clinton: Reddit löscht User

944 Konten gelöscht – Internet Research Agency als Urheber identifiziert

Hillary Clinton: Account verbreitet Fake-Sexvideo (Foto: hillaryclinton.com)
Hillary Clinton: Account verbreitet Fake-Sexvideo (Foto: hillaryclinton.com)

San Francisco (pte024/11.04.2018/12:30) –

Die Online-Plattform Reddit http://reddit.com hat knapp 1.000 Accounts gelöscht, die offensichtlich zu
Propagandazwecken von der russischen Internet Research Agency (IRA)
betrieben wurden. Der populärste gesperrte Account "Rubinjer" mit
100.000 "Likes" konnte mit einem gefälschten Sexvideo der ehemaligen
demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton http://hillaryclinton.com in Verbindung gebracht werden. Dieses wurde über Reddit auch auf
anderen Seiten verbreitet und allein auf Pornhub über 250.000 Mal
angeschaut.

Video als Fälschung entlarvt

"Wir haben 944 Konten von unserem Portal verbannt, weil
sie im Verdacht stehen, ursprünglich auf die russische IRA
zurückzugehen", heißt es aus der Reddit-Firmenzentrale. Neben dem
beliebtesten Account von Rubinjer seien noch 71 weitere gelöscht worden,
die mit 1.000 oder mehr "Likes" eine relativ große Nutzerschaft
erreicht hätten. "Diese Konten konnten aufgrund einer Reihe von
verdächtigen Hinweisen ausgeforscht werden", erklärt Reddit-CEO Steve
Huffman. Dazu gehörten beispielsweise verräterische Erstellungs- und
Nutzungsmuster und Kooperationen im Zusammenhang mit der jüngsten
US-Präsidentschaftswahl.

Für Aufsehen sorgte ein kurzes Video von Rubinjer, das
dieser auf der Seite der größten Pro-Trump-Community "r/The Donald" auf
der Online-Plattform gepostet hatte. Unter dem Titel "This is how
Hillary gets black votes" ist darin eine blonde Frau beim
Geschlechtsverkehr mit einem schwarzen Mann zu sehen, der anscheinend
von einer versteckten Kamera in einem Hotelzimmer mitgefilmt worden ist.
Der Clip, der vom russischen Whistleblower und ehemaligen
IRA-Mitarbeiter Alan Baskaev mittlerweile klar als Fälschung entlarvt
worden ist, wurde über Reddit auch auf andere Webseiten wie Pornhub oder
SpankBang geteilt.

"Kreml schöpft alle Möglichkeiten aus"

Die Löschaktion auf Reddit ist der jüngste Streich im
Kampf gegen die zunehmende russische Propagandaoffensive im Internet.
Seit dem vergangenen September wurden tausende Konten, die auf die IRA
zurückgeführt werden konnten, von Seiten wie Facebook, Twitter oder
Tumblr entfernt. "Es ist ganz klar, dass der Kreml alle Möglichkeiten
ausschöpft, um seine Propaganda und Desinformation zu verbreiten. Jeder
Einzelne von uns muss daher noch stärker auf seinen gesunden
Menschenverstand und seinen kritischen Skeptizismus vertrauen, wenn es
um Dinge geht, die man in sozialen Medien liest", unterstreicht
US-Senator Mark Warner.

Verfassungsänderung wegen Digitalpakt Schule – Mit einer Stellungnahme von Jean Pütz

An die Mitglieder der zukünftigen Akademie für Algorithmen.

Hier meine Stellungnahme zu Weg frei für den Digitalpakt

Immer
mehr habe ich den Verdacht – so erfreulich diese Entscheidung für die
Schulen sein kann – dass da mit Verzögerung eine Sau durchs Dorf
getrieben wird, die bald geschlachtet werden muss. Wenn diese Maßnahmen
nicht mit einer umfassenden didaktischen Konzeption begleitet werden,
das heißt, digitalte Hilfsmittel auf ihre Effizienz für Lernenergebnisse
der Schüler empirisch untersucht werden, dann kann das in der
Katastrophe enden. Das betrifft nicht unsere Initiative, die
möglicherweise daraus sogar Vorteile ziehen kann, aber als ehemaliger
Oberstudienrat, der sich sehr mit empirischer und pädagogischer
Soziologie beschäftigt hat, habe ich ernsthafte Bedenken. Ganz besonders
hat mich schockiert, dass jetzt schon an dem Geld herumgemmäkelt wird,
weil es nicht ausreicht, z. B. den Lehrern eine zusätzliche Ausbildung
zu bieten. Verdammt noch einmal – kann man die Lehrer nicht dazu
verpflichten, sich privat damit zu beschäftigen – was sie ja schon tun,
wenn sie nicht vom anderen Planeten stammen. Aber da spielt einmal
wieder die Hochnäsigkeit der meisten Philologen eine Rolle, die stolz
darauf sind, von Naturwissenschaft, Technik und Computer keine Ahnung zu
haben. Leider gibt es davon in der Lehrerschaft viel zu viele
Exemplare, was letztlich dazu führt, dass viel zu viele Schüler die
MINT-Fächer innerlich ablehnen. Da spreche ich aus Erfahrung und wurde
teilweise sogar während meines Schuldienstes von solchen Geistern
gemoppt.

Meine
Schüler allerdings haben davon provitiert, dass ich ihnen den extremen
Nutzen von Mathematik und Naturwissenschaft, insbesondere auch mit
Experimenten, immer wieder plausibel gemacht habe. Offenbar kennt die
moderne Pädagogik immer weniger die Bedeutung der Motivation, eigentlich
das A und O des Lernerfolgs.

Viele Grüße

Jean Pütz

Bund und Länder einigDer Weg für den Digitalpakt ist frei

Stand: 20.02.2019 20:47 Uhr

Die Digitalisierung deutscher Schulen kann
kommen: Der Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag einigte
sich auf Formulierungen für eine Grundgesetzänderung, die
Milliardenhilfen für die Länder ermöglicht.

Schüler und Lehrer an Deutschlands 40 000 Schulen
können auf neuere Computer, besseres Internet und digitale Lehrmethoden
hoffen. Bund und Länder haben sich auf die dafür nötige
Grundgesetzänderung verständigt, wie Vertreter des
Vermittlungsausschusses in Berlin mitteilten. Damit ist der Weg frei für
entsprechende Milliardenhilfen des Bundes für die Länder. "Wir haben es
geschafft", erklärte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek.

Alle Mitglieder des Ausschusses außer die
Vertreter der AfD stimmten nach Informationen der Deutschen
Presse-Agentur dafür. Die AfD lehnt die Änderung aus grundsätzlichen
Erwägungen ab, weil sie will, dass Bildung reine Ländersache bleibt.

Bei dem Kompromiss geht es unter anderem darum,
wie der Bund die Verwendung seiner Milliardenhilfen durch die Länder
künftig kontrollieren darf. Mit dem Geld soll auch der soziale
Wohnungsbau angekurbelt werden. Pendler sollen außerdem von mehr
Bundesmitteln in den Ausbau des regionalen Schienenverkehrs profitieren.
An den Schulen ist unter anderem die Ausstattung mit WLAN, digitalen
Lerninhalten und Computern vorgesehen.

Kompromisse in zentralen Streitfragen

Der Bund kann dem Kompromiss zufolge Finanzhilfen
auch für Personal in den Schulen zur Verfügung stellen, wenn es um
besondere, befristete Ausgaben geht – etwa den Einsatz von
Systemadministratoren. Wie die Geräte nach der digitalen Aufrüstung
langfristig gewartet werden, war einer der zentralen Kritikpunkte an dem
Vorhaben.

Außerdem rückt der Bund von seiner früheren
Forderung ab, bei Bundeszuschüssen den Ländern ergänzende Zahlungen in
gleicher Höhe vorzuschreiben. Stattdessen soll die Finanzierungsquote
zwischen Bund und Ländern für jedes Projekt individuell festgelegt
werden.

Schließlich sieht die geplante
Verfassungsänderung vor, dass für Investitionen in die
Bildungsinfrastruktur schwächere Kontrollrechte des Bundes als in
anderen Bereichen gelten. Der Bundesrat hatte im Dezember den
Vermittlungsausschuss angerufen. Die Länder hatten befürchtet, dass die
vom Bundestag Ende November beschlossene Grundgesetzänderung dem Bund
einen zu starken Einfluss auf die Bildungspolitik ermöglicht.

Erleichterung allenthalben

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin
Manuela Schwesig sagte nach der nur 21 Minuten dauernden Sitzung des
Vermittlungsausschusses, mit der Einigung sei es möglich, dass der Bund
nicht nur stärker in die Bildung, sondern auch stärker in den sozialen
Wohnungsbau investiert. Schwesigs Kollege aus Baden-Württemberg, der
Grüne Winfried Kretschmann, der sich lange am heftigsten gegen Eingriffe
des Bundes beim Länderthema Bildung gesträubt hatte, betonte:
"Kompromisse sind in einer Demokratie unerlässlich." Obwohl es ihm
schwer gefallen sei, habe er zugestimmt, unter anderem, weil der Bund
keine Kontrolleure in Schulen und Bildungsbehörden schicken werde, die
die Verwendung der Mittel prüfen.

Grünen-Parlamentsgeschäftsführerin Britta Haßelmann sagte, mit der
Einigung sei ein "Schritt gemacht auf einen modernen
Bildungsföderalismus hin". Nun sei der Weg frei für dringend notwendige
Investitionen, auf die Eltern, Lehrer und Schüler warteten. FDP-Chef
Christian Lindner sprach von einem "guten und besonderen Tag" nicht nur
für die Bildung, sondern auch für die politische Kultur in Deutschland.
Es sei deutlich geworden, dass "in politisch unruhigen Zeiten die
verantwortungsbewussten Parteien zusammenarbeiten". Thüringens
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, die "überragende Mehrheit"
im Vermittlungsausschuss zeige, dass Deutschland in der Lage sei,
Probleme zu lösen. Die 16 Bundesländer hätten erneut zusammengestanden.

Wirtschaftprognose: Relativ, es kommt auf die Formulierung an

"Wirtschaftprognose: Relativ, es kommt auf die Formulierung an, ein lesenswerter Artikel der Süddeutschen Zeitung":

 

Ökonomen sagen ein stabiles Wirtschaftswachstum voraus. Doch davon sollten sich Politiker nicht täuschen lassen.

(Foto: dpa)

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Ökonomen sind derzeit
ziemlich optimistisch. Doch wenn die Löhne nicht bald steigen und nicht
endlich mehr investiert wird, ist es schnell vorbei mit den guten
Aussichten in Deutschland.

Kommentar von Alexander Hagelüken

Nachrichten wirken sehr
unterschiedlich, je nachdem, wie sie jemand formuliert. Die
Frühjahrsprognose der Wirtschaftsinstitute bietet dafür ein gutes
Beispiel. Variante eins wäre es, ihre Prognose so zu formulieren: Die
deutsche Wirtschaft wächst dieses Jahr um 1,5 Prozent. Das klingt stark,
nach Aufschwung und mehr Arbeit. Genauso aber ließe sich die Prognose,
Variante zwei, so formulieren: Die deutsche Wirtschaft wächst dieses
Jahr nur um 1,5 Prozent. Das klingt schwach, nach einem Rückschlag gegenüber zweifellos existenten Zeiten größeren Booms.

Welche Variante bildet die
Realität besser ab? Mit Sicherheit die Nummer eins. Das moderate
Wachstum darf als Erfolg gelten. Denn die globalen Gefahren sind enorm.
Sie beginnen bei Handelskriegen, angezettelt ausgerechnet von den USA,
dem einstigen Bannerträger freien Handels. Sie umfassen Abwärtsrisiken
in verschiedenen Schwellenländern. Und sie reichen bis zu der
Konjunkturbremse durch den britischen Abschied von der EU, die früher
oder später greifen wird. Angesichts all dieser Bedrohungen ist es stark
und nicht schwach, dass die deutsche Wirtschaft nun im fünften Jahr
beständig wächst. Die Arbeitslosenquote fällt in Richtung fünf Prozent,
was manche Ökonomen schon für Vollbeschäftigung halten. Für 2018 sagen
die Forscher eine noch bessere Konjunktur voraus.

Thüringen ist das Usbekistan Deutschlands

Was
wäre, wenn die Bundesländer eigene Staaten wären? Die Zahlen zur
Wirtschaftskraft der Länder bergen überraschende Erkenntnisse. Von
Valentin Dornis mehr …

Es ist also manches gut.
Aber einiges könnte schon heute besser sein. Und vor allem droht sich
die Lage zu verschlechtern. Deshalb dürfen Politik und Wirtschaft die
neuen Daten nicht als Beruhigungspille einwerfen. Sie sollten handeln.
Was heißt das genau? Eine offensive Lohnpolitik gehört genauso dazu wie
mehr Investitionen.

Wo die Herausforderungen
liegen, zeigt ein genauerer Blick auf die Ergebnisse der Forscher. Was
die Konjunktur trägt, sind anders als lange üblich nicht die Exporte,
sondern der Konsum. Es wäre fahrlässig, anzunehmen, dass die
Bundesbürger einfach so weiterhin reichlich Geld ausgeben. Vergangenes
Jahr nahmen die Verbraucherpreise nur um ein halbes Prozent zu. Da blieb
auch von einer maßvollen Lohnerhöhung einiges im Portemonnaie übrig.
Dieses Jahr ziehen die Preise um fast zwei Prozent an. Von einem genauso
hohen Lohnzuschlag bleibt also real nichts übrig. Damit zusätzliche
Kaufkraft entsteht, müssen die Löhne deutlich stärker steigen.

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Ob das geschieht, steht in
den Sternen. Die Unternehmen argumentieren stets mit den Kosten der
Arbeit, und sie müssen ja auch auf ihre Wettbewerbsfähigkeit achten.
Allerdings haben die Unternehmen gerade in den Nullerjahren zu niedrige
Tarifabschlüsse durchgedrückt. Dadurch wurde der Konsum stark reduziert,
ein Grund für die wirtschaftliche Schwäche Deutschlands in dieser Zeit.
Dieser Fehler sollte diesmal vermieden werden. Die Wirtschaftsforscher
gehen für die nächsten Jahre von Lohnerhöhungen um die drei Prozent aus.
Damit beschreiben sie eher den unteren bis mittleren Bereich
des Gebotenen.

Politiker sollten sich nicht auf gute Prognosen verlassen, sondern an der Zukunft arbeiten

Was ist außerdem nötig? Mehr
Investitionen. Damit die Unternehmen zusätzlich Geld ins Land stecken,
sollte der Staat bessere Bedingungen dafür schaffen. Straßen reparieren,
Bahntransport beschleunigen, Datennetze ausbauen und die Bildung der
Bürger verbessern – damit es zum Beispiel mehr der gesuchten Fachkräfte
gibt und weniger Ungelernte, die sich auf dem Arbeitsmarkt schwertun.
Solche Strategien helfen Unternehmen, Arbeitnehmern und der Gesellschaft
zugleich. Die große Koalition setzt stattdessen oft andere Prioritäten:
Milliardengeschenke an die gut versorgte aktuelle Seniorengeneration
etwa, wie sie CSU und SPD mit Mütterbonus und Rente mit 63
durchgesetzt haben.

Das Wirtschaftswachstum,
das die Forscher erwarten, ist keineswegs sicher. Politiker und
Unternehmer sollten die Beruhigungspille ausspucken, die die Prognose
liefert – und an der Zukunft arbeiten. Schon weil niemand weiß, wann die
globalen Risiken zu Konjunkturkillern werden. Donald Trump hat mit den
Handelsabkommen TPP und TTIP Impulse für künftiges Wachstum storniert.
Setzt er tatsächlich den Steuerplan gegen Importe um, wird
Exportgroßmeister Deutschland herb leiden. Und der Brexit wird deutsche
Verkäufe in Großbritannien noch weit stärker dezimieren, als er dies
durch das Fallen des Pfunds schon getan hat.

Die Möglichkeiten einer
deutschen Regierung, auf Großbritannien und gar die USA einzuwirken,
sind naturgemäß begrenzt. Ihr bleibt nur, für Freihandel zu kämpfen, die
EU als politischen Akteur zu stärken – und jene Hausaufgaben zu machen,
die weiteres Wachstum schaffen.

Deutschland spart sich schwach

IWF warnt vor Goldstandard und macht ehemalige Wirtschaftskrisen dafür mitverantwortlich

IWF
warnt vor Gold als Brandbeschleuniger für Finanzkrisen

Stand:
26.02.2019

Von
Daniel Eckert, Holger Zschäpitz

Der IWF sieht hartes Geld als Krisenverstärker –
und nennt als Beweis die deutsche Geschichte. Die Festlegung auf Gold habe die
Welt in eine Depression getrieben. Setzt sich diese Lesart durch, hätte das
einschneidende Konsequenzen für Sparer.

Wer sich anschaut, woran die
Wissenschaftler des Internationalen Währungsfonds (IWF) gerade arbeiten, könnte
leicht den Eindruck gewinnen: Die Washingtoner Institution bereitet sich
insgeheim auf die nächste große Finanzkrise vor. Zuletzt machte der 1945 kurz
nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Fonds mit der Idee Schlagzeilen, die
Haltung von Bargeld zu bestrafen.

Jetzt
arbeitet sich die wissenschaftliche Abteilung des IWF an der Geschichte ab und
zieht daraus Schlussfolgerungen, die das Zeug haben, unmittelbar auf die
Politik einzuwirken, mit potenziell weitreichenden Folgen für Sparer und
Anleger.

In
einer harmlos „Diskussionspapier“ überschriebenen aktuellen Publikation setzt
sich IWF-Ökonom Johannes Wiegand mit der Einführung des Goldstandards im Europa
des 19. Jahrhunderts auseinander. Er macht Deutschlands einseitigen Übergang
zur Goldwährung nach
der Reichsgründung von 1871 für die große Wirtschaftskrise der 1870er-Jahre
mitverantwortlich.

Die
Festlegung der Währungspolitik auf ein Edelmetall habe Europa in eine Deflation
getrieben und eine wirtschaftliche Abwärtsspirale nach sich gezogen. Die Thesen
des IWF lassen sich so lesen, dass allzu hartes Geld auch heute ein Problem in
Europa ist, zumal wenn die Regierungen ihre Politik nicht koordinieren.

In
dieser Lesart würde Deutschland mit seiner „Ordnungspolitik“ auch heute wieder
den Vertreter allzu harten Geldes repräsentieren, sich gleichzeitig aber gegen
eine allgemeine Koordinierung sperren, die nötig ist, um die Währungsunion zu
stützen. Im Ergebnis rutschen weite Teile der europäischen Wirtschaft ohne
Aussicht auf Besserung in die Deflation.

Brisante
Handlungsempfehlungen

Tatsächlich
ist die Europäische Zentralbank (EZB) seit der Finanzkrise daran gescheitert,
die Inflation deutlich von der Nulllinie wegzubewegen, wo Deflation beginnt. In
den meisten Ländern bleibt die Preissteigerung hinter dem EZB-Ziel von zwei
Prozent zurück, obwohl die Leitzinsen
weiter auf rekordniedrigem Stand verharren.

Hier
wird die historische Untersuchung Wiegands mitsamt ihren impliziten
Handlungsempfehlungen brisant: Sollte Europas Konjunktur in die Rezession
rutschen, hätten die Währungshüter dem Absturz in jetziger Konstellation wenig
entgegenzusetzen. Der IWF-Wissenschaftler selber sieht eindeutige Parallelen
zwischen der politischen Situation Ende des 19. Jahrhunderts und der heutigen
Debatte über die Architektur des Euro. „Starke gemeinsame Institutionen sind
notwendig“, heißt es darin, sonst könnte der Währungsraum nicht stabilisiert
werden.

Damit
scheint der IWF Vorschläge zu unterstützen, die für eine stärkere Koordinierung
der Fiskalpolitik stehen: „Die Schlussfolgerung des Beitrags ist, dass ein
Währungssystem nur dann stabil ist, wenn es mit einem robusten politischen
Überbau verbunden ist“, streicht Gunther Schnabl, Professor für
Wirtschaftspolitik an der Universität Leipzig, heraus. Fasse man die Gedanken
zusammen, rede das IWF-Papier einer europäischen Fiskalunion das Wort, in der
ein Land für alle anderen bürgt.

„Ergebnisorientierte
Analysen“ des IWF?

Die
gültigen Maastricht-Verträge sehen eine solche Gesamthaftung ausdrücklich nicht
vor. „Die französischen Forderungen nach einem gemeinsamen Euro-Zonen-Budget
sollen wohl mit wirtschaftshistorischer Evidenz untermauert werden“, kritisiert
Schnabl und verweist darauf, dass der IWF von der Französin Christine Lagarde
geleitet wird.

Der
Volkswirt sieht das kritisch: Die geforderte Zentralisierung von fiskalischer,
wirtschaftlicher und politischer Macht auf europäischer Ebene drohe das
Subsidiaritätsprinzip, dass jeder Staat zunächst einmal für die eigenen
Entscheidungen und auch Fehler verantwortlich ist, zu schwächen. „Die
wirtschaftlichen Ressourcen werden vermehrt für die supranationalen politischen
Ziele eingesetzt, die nicht den Präferenzen der Bürger in den Regionen der EU
entsprechen“, sagt Schnabl.

Auch
Marktteilnehmer vermuten hinter der Veröffentlichung der Papiere zum jetzigen
Zeitpunkt Hintergedanken: „Man hat den Eindruck, dass der IWF viele
ergebnisorientierte Analysen in Auftrag gibt“, sagt Bernd Ondruch bei Astellon
Capital Partners.

Wiegand
hat für seine Auseinandersetzung mit der Geldpolitik eine historisch besonders
einschneidende Krise gewählt. Nach dem Gründerboom, der durch die französischen
Reparationen nach dem Krieg von 1870/71 befeuert wurde, kam es in Deutschland
zum sogenannten Gründerkrach, der bis 1879 währte. Allerdings war das
Vorkrisenniveau der Wirtschaft erst im Jahr 1890 wieder erreicht. Auch andere
Länder gerieten mit den in den Abwärtsstrudel. Wiegand macht geltend, dass die
Krise aus zwei Gründen so stark ausfiel und sich in die Länge zog.

Erstens
machten die Länder keine koordinierte Politik, und zweitens wirkte der von
Deutschland im Alleingang eingeführte Goldstandard wie eine Fußfessel. Das
ökonomische Gewicht des neu gegründeten Deutschen Reichs schaffte Tatsachen und
zwang auch andere Länder, zur rein goldenen Währung überzugehen, darunter auch
Länder, die zuvor recht gut mit zwei Währungsmetallen operiert hatten.

Das
galt zum Beispiel für Frankreich: Nach Deutschlands Schwenk zum Gold
warf auch der frühere Kriegsgegner seine Silberbestände auf den Markt. Das
hatte nicht nur zur Folge, dass der Preis des weißen Metalls ins Bodenlose fiel
und alle Staaten, die ihr früheres zweites Währungsmetall abstießen, nur mehr
einen Restwert bekamen, sondern hatte noch eine andere Wirkung.

Fortan
hingen die Ökonomen am Auf und Ab der globalen Goldförderung. Am Anfang war das
kein Problem, weil zur Mitte des Jahrhunderts große Goldvorkommen in
Kalifornien und Australien entdeckt worden waren, die für reichlich Nachschub
sorgten, doch schon in den 1870er-Jahren kam nicht in dem Maße neues Gold nach,
wie es im Sinne des IWF nötig gewesen wäre, um Liquidität zur Krisenbekämpfung
bereitzustellen, die Geldmenge hing ja an der Goldmenge.

Die
eifrigsten Käufer sind China und Russland

Damit
kann die IWF-Studie auch als klares Bekenntnis gegen eine Golddeckung von
Währungen gelesen werden. Die Frage hat durchaus praktische Relevanz. Die Studie
selbst kommt zu einem Zeitpunkt, wo die Zentralbanken selber den größten
Goldhunger seit einem halben Jahrhundert haben. Wie den Daten der Währungshüter
zu entnehmen war, haben die Institutionen ihre Bestände so stark aufgestockt
wie zuletzt 1971, als die USA die Goldbindung als letzte große Volkswirtschaft
aufgaben. Die eifrigsten Käufer sind China und Russland, die sich mutmaßlich
von der finanziellen Hegemonie der Vereinigten Staaten absetzen wollen.

Aber auch
bei Investoren erfreut sich das Edelmetall wachsender Beliebtheit: Private Käufer haben zuletzt so viel Erspartes in Goldfonds
gesteckt wie seit 2013 nicht mehr. Gold hat sich an den Rohstoffmärkten auf
mehr als 1300 Dollar je Unze verteuert, nachdem es 2018 noch unter 1200 Dollar
notierte. Allerdings ist es noch weit von seinem Rekordhoch bei 1920 Dollar
entfernt. Doch wenn die vom IWF offenbar befürchtete Krise eintritt, dürfte
sich das sehr bald ändern.

Bedingungsloses Grundeinkommen in der Analyse

Finnland hat zwar das Experiment gecancelt, aber trotzdem ist es bedenkenswert. Lesen Sie dazu den folgenden Beitrag

Ihr Jean Pütz

Sinkende Motivation befürchtetManager halten wenig von Grundeinkommen

In deutschen Chefetagen stößt das bedingungslose Grundeinkommen auf
wenig Gegenliebe. Die große Mehrheit der Manager rechnet mit sinkender
Motivation und betriebswirtschaftlichen Problemen. Aber dennoch sehen
sie auch positive Aspekte.

Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens ist bei manchen
beliebt, bei anderen stößt sie auf Kritik. Zu Letzteren zählen auch die
Führungskräfte deutscher Unternehmen. In einer Umfrage der
Beratungsgesellschaft EY stimmten mehr als zwei Drittel der befragten
Manager der Aussage zu, dass in den unteren Einkommensklassen die
Arbeitsmotivation sinken würde und sich daraus betriebswirtschaftliche
Probleme ergeben könnten.

Video

Lediglich
14 Prozent befürworten das ohne Bedingungen an alle auszuzahlende
Grundeinkommen, das sämtliche anderen Sozialtransfers ersetzen soll. Für
den Fall einer Einführung hielten 41 Prozent einen Betrag zwischen 751
und 1000 Euro für passend.

Positive Aspekte des bedingungslosen
Grundeinkommens sind nach Einschätzung von 62 Prozent der Befragten die
Einsparung von Verwaltungskosten, wenn bisherige Sozialleistungen
wegfallen. Und 45 Prozent gehen davon aus, dass Menschen mit einer
Grundabsicherung eher bereit wären, kurzfristige Jobs anzunehmen und
beruflich etwas zu wagen.

An der telefonischen Umfrage nahmen
zwischen Mitte Februar und Mitte März insgesamt 300 Führungskräfte teil.
Sie sind entweder Inhaber, Geschäftsführer oder tragen in der
Personalabteilung von Firmen mit mehr als 200 Mitarbeitern
Verantwortung. 43 Prozent von ihnen haben sich nach eigenen Angaben
bereits intensiver mit dem Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens
befasst. Dieses sieht vor, dass jeder Bürger unabhängig von seiner
Leistung und seiner Lebenssituation einen bestimmten Betrag vom Staat
als Grundsicherung bekommt.

Chefs rechnen mit weniger Jobs

Zugleich
erwarten knapp drei Viertel der Befragten, dass künftig die Schere
zwischen Arm und Reich weiter auseinander gehen wird. Das liege daran,
hieß es, dass nicht alle Arbeitnehmer gleichermaßen vom digitalen Wandel
wie etwa dem Einsatz von Robotern oder künstlicher Intelligenz
profitieren würden.

In 17 Prozent der befragten Firmen wurden
bereits Arbeitsplätze abgebaut, weil neue Technologien den Job
übernommen haben – besonders stark im Finanzsektor. Ein Drittel der
Befragten glaubt, dass in ihrem Unternehmen deshalb künftig Jobs
wegfallen werden. Nur neun Prozent gaben an, dass durch die
Digitalisierung neue Arbeitsplätze entstehen.

Quelle: n-tv.de , kst/AFP/dpa

Auf dem Weg zur KI-Forschungsfabrik

Mit dem
gemeinsamen Spatenstich der Kooperationspartner Karlsruher Institut für
Technologie (KIT) und Fraunhofer-Gesellschaft hat die „Karlsruher
Forschungsfabrik“ ihren baulichen Anfang genommen. In der
15-Millionen-Anlage auf dem Campus Ost des KIT sollen ab Ende 2020 neue
Produktionstechnologien mithilfe modernster Digitalisierungsmethoden
deutlich schneller als bisher geplant, getestet und in die Industrie
überführt werden. Das Projekt wird einen wichtigen Beitrag zu der jüngst
beschlossenen „Strategie Künstliche Intelligenz“ der Bundesregierung
leisten und gilt als bedeutsam für die Innovationskraft des Standorts
Deutschland.

Einen Großteil seines
Wohlstands verdankt Deutschland der Fähigkeit, innovative Produkte
schnell und immer wieder auf den Weltmarkt zu bringen. Die Herstellung
dieser Produkte muss sich im Zeitalter von globalem Wettbewerb,
Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz beständig neu erfinden. Zum
einen, um wissenschaftliche und technologische Vorsprünge auf
Wettbewerber und Nachahmer zu wahren. Zum anderen, um im Spannungsfeld
neuer Technologien, komplexer Fertigungsprozesse, zunehmender
Individualisierung und extremer Variantenvielfalt zu bestehen. Vor dem
Hintergrund dieser Herausforderung sind das KIT mit seinem wbk Institut
für Produktionstechnik und die Fraunhofer-Gesellschaft mit ihren
Instituten für Chemische Technologie ICT und für Optronik, Systemtechnik
und Bildauswertung IOSB übereingekommen, auf dem Campus Ost des KIT die
Karlsruher Forschungsfabrik zu errichten.

„Die Karlsruher
Forschungsfabrik ist der Musterfall einer disziplinübergreifenden
Kooperation starker Partner zum Nutzen der vital wichtigen
Innovationsfähigkeit unseres Landes“, sagt der Präsident des KIT,
Professor Holger Hanselka. „Durch die zielgerichtete und frühzeitige
Einbindung kleiner und mittlerer Unternehmen in die Forschungsfabrik
stärken wir zudem die Anziehungskraft von Stadt und Region“, so
Hanselka.

Dr. Raoul Klingner,
Direktor Forschung der Fraunhofer-Gesellschaft, sagt: „Wir freuen uns,
unsere besondere Stärke in der anwendungsorientierten Forschung in diese
enge Kooperation mit dem KIT einzubringen – und zwar sowohl im Bereich
der Werkstoff-, Fertigungs- und Verfahrenstechnik als auch in der
Automatisierungs-, Sensor- und Informationstechnik.“

Zielsetzung und wissenschaftlicher Ansatz

Ziel der Karlsruher
Forschungsfabrik ist es, Vorsprünge bei neuen, herausfordernden
Fertigungsverfahren systematisch zu erarbeiten und auszubauen. Die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen lernen, wie man bereits
sehr früh – das heißt, wenn die für ein neues Produkt erforderlichen
Fertigungsprozesse noch nicht vollständig verstanden und beherrscht
werden – qualitativ hochwertige Produkte herstellen kann. Mithilfe
modernster Mess-, Sensor- und Regelungstechnik wollen sie Methoden
entwickeln, die geeignet sind, neue Produktionstechnologien schnell in
sichere und profitable industrielle Fertigungsprozesse umzusetzen.
Hierbei kann die Produktion schon sehr früh anlaufen, weil intelligente
Prozessregelungen dafür sorgen, dass trotz der noch unreifen
Fertigungstechnologien erste, qualitativ einwandfreie Produktexemplare
hergestellt werden. 

Konkret geschieht dies
folgendermaßen: Verfahren des Maschinellen Lernens und der Künstlichen
Intelligenz nutzen die von Sensoren erhobenen Daten, um Korrelationen
zwischen qualitätsbezogenen Daten und Prozessparametern zu erkennen. Auf
diese Weise „lernt“ die bereits in Betrieb befindliche
Fertigungsanlage, welche Parameter gute Ergebnisse produzieren.
Erklärtes Ziel der Forschungsfabrik-Akteure ist es, Maschinelles Lernen
und Künstliche Intelligenz nicht nur auf einzelne Fertigungsschritte
oder unmittelbar aufeinanderfolgende Prozesse anzuwenden, sondern ganze
Prozessketten zu erfassen und zu verbessern.

Die so signifikant
verkürzte „Time-to-Market“ soll es insbesondere kleinen und mittleren
Unternehmen ermöglichen, mit neuen Produkten sehr viel früher als bisher
auf den Zielmärkten präsent zu sein. Die beteiligten Institute wbk
(KIT), ICT und IOSB (Fraunhofer) vereinen jene Kompetenzen in der
Produktions-, Fertigungs- und Verfahrenstechnik sowie in der
Automatisierungs-, Sensor- und Informationstechnik, die notwendig sind,
um diese wissenschaftlich anspruchsvolle Zielsetzung umzusetzen.
Anwendungsfelder der Forschungsfabrik sind Elektromobilität und
Leichtbau, aber auch andere innovative Felder, für die es mit Industrie
4.0- und KI-Methoden eine intelligente und wirtschaftliche
Produktionstechnik zu etablieren gilt.

„Die schnelle
Industrialisierung von neuen, innovativen Produktionstechnologien ist
zur Stärkung des Produktionsstandorts Deutschland essenziell“, betont
Professor Jürgen Fleischer, Leiter des wbk Instituts für
Produktionstechnik des KIT und Leiter des Bereichs Maschinen, Anlagen
und Prozessautomatisierung am wbk. „Das Alleinstellungsmerkmal der
Karlsruher Forschungsfabrik ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von
Produktionsforschung, Automatisierungstechnik und Informatik unter
einem Dach.“

Professor Frank
Henning, stellvertretender Leiter des Fraunhofer ICT und Inhaber des
Lehrstuhls für Leichtbautechnologie am Institut für
Fahrzeugsystemtechnik des KIT, sieht „in der Interdisziplinarität und
der effizienten Nutzung von Prozessdaten in komplexen Prozessen den
Schlüssel zur nachhaltigen Fertigung am Standort Deutschland.“

Professor Jürgen
Beyerer, Leiter des Fraunhofer IOSB sowie Inhaber des Lehrstuhls für
Interaktive Echtzeitsysteme am Institut für Anthropomatik des KIT, weist
auf ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Forschungsfabrik hin:
„Entscheidend ist die Verbindung aus umfassender Sensorik und der
Auswertung der damit gewonnenen Daten, unter anderem mit Methoden des
Maschinellen Lernens und deren verständlicher Visualisierung. Auf dieser
Basis lassen sich unreife Fertigungsprozesse explorieren, verstehen und
viel gezielter als heute optimieren.“

„Die Forschungsfabrik
und die dort zu entwickelnden Methoden und Werkzeuge des Maschinellen
Lernens und der gezielten Suche nach Prozessparametern sind eine erste
Ausprägung der in der aktuellen KI-Strategie der Bundesregierung
formulierten Ziele“, erläutert Dr. Olaf Sauer, der als Stellvertreter
des Institutsleiters am IOSB die Planung der Karlsruher Forschungsfabrik
auf Seiten der Fraunhofer-Gesellschaft koordiniert.

Kooperation mit Industriepartnern

Die in der Karlsruher
Forschungsfabrik zu entwickelnde Methodik der  schnellen
Industrialisierung neuer Produktionstechnologien verspricht den
zahlreichen innovativen kleinen und mittleren Unternehmen in
Baden-Württemberg entscheidende Vorteile im globalen Wettbewerb. Um
Ergebnisse zielgerichtet und schnell zu transferieren, sollen
interessierte Unternehmen deshalb von Anfang an eingebunden werden –
durch enge Kooperationen, Verbundprojekte und Workshops. Zugleich gehen
KIT und Fraunhofer davon aus, dass die Forschungsfabrik mit ihren
attraktiven Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter im angewandten
Forschungsumfeld langfristig zum Aufbau und Erhalt der
Innovationsführerschaft der TechnologieRegion Karlsruhe in der
Werkstoff-, Produktions- und Informationstechnik beitragen wird. Über
die Lehre am wbk Institut für Produktionstechnik ist die
Forschungsfabrik darüber hinaus mit der kommenden Ingenieur-Generation
verbunden.

Eckdaten zum Bau der Forschungsfabrik

Ihren Standort wird die
Karlsruher Forschungsfabrik auf dem Campus Ost des KIT beziehen. Für
die Umsetzung der Baumaßnahme ist ein Gesamtbudget von rund 15 Millionen
Euro vorgesehen. Zu diesem tragen die Kooperationspartner KIT und
Fraunhofer jeweils die Hälfte bei; hinzu kommen Investitionen in die
Erstausstattung der Fertigungshallen, Labore und Büros. Nach der
Grundsteinlegung im Sommer 2019 wird das L-förmige Gebäude ab Ende 2020
auf zwei Stockwerken und einer Fläche von 4500 Quadratmetern rund 70
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beherbergen. Darüber hinaus
bietet es 50 Arbeitsplätze für Kooperationspartner aus der Industrie.
Die Eröffnung ist für Ende 2020 geplant.

Das Projekt „Karlsruher
Forschungsfabrik“ wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung, vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Baden-Württemberg, vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und
Wohnungsbau Baden-Württemberg sowie durch den Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung.

Wer verdient gut, wer verdient schlecht in Deutschland?

Branchenindex 2019: Gehälter im Maschinenbau sind am höchsten

In welcher Branche zahlen Unternehmen
die höchsten Gehälter? Welche Bereiche haben dagegen einen negativen
Einfluss auf das Einkommen? Die Hamburger Vergütungsanalysten von
Compensation Partner haben 127.638 Daten untersucht und daraus ihren
neuen Branchenindex 2019 erstellt. Das Ergebnis: Im Maschinenbau
verdienen Angestellte rund 27 Prozent mehr als Beschäftigte über alle
Wirtschaftszweige hinweg. Die Gehälter von Callcenter-Mitarbeitern
liegen dagegen rund 33 Prozent unter dem branchenübergreifenden
Durchschnittseinkommen.

Top-Branchen: Maschinenbau, Software und Halbleiter

Beschäftigte im Maschinenbau erhalten 27
Prozent mehr Gehalt als der Durchschnitt der Beschäftigten über alle
Branchen hinweg. In den Bereichen Halbleiter (+25 Prozent) und Software
(+24,1 Prozent) liegen die Einkommen ebenfalls auf einem hohen Niveau.
Die Gehälter in der Biotechnologie und im Bankenwesen stehen mit rund 24
Prozent beziehungsweise 22 Prozent knapp dahinter. „In kapitalstarken
Top-Branchen herrscht ein starker Wettbewerb um qualifizierte
Fachkräfte, der sich auch auf die Gehälter von Beschäftigten ohne eine
spezialisierte Ausbildung auswirkt“, erklärt Tim Böger, Geschäftsführer
von Compensation Partner. So erhalten beispielsweise Sekretärinnen und
Sekretäre in der Softwareentwicklung ein höheres Einkommen als in
anderen Branchen.

Unterdurchschnittliche Bezahlung in Callcentern und Krankenhäusern

Beschäftigte in Callcentern verdienen im
Branchenvergleich dagegen 32,7 Prozent weniger Gehalt als der
Durchschnitt über alle Bereiche. Auch Unternehmen in der Zeitarbeit (-20
Prozent) und Krankenhäuser (-16 Prozent) zahlen ihren Beschäftigten ein
deutlich geringeres Einkommen.

Branchen im Durchschnitt: Textil- und Bekleidungsindustrie

Die Textil- und Bekleidungsindustrie (1,2
Prozent), Forschungsinstitute (1,4 Prozent) sowie die Immobilienbranche
(-1,1 Prozent) befinden sich im Mittelfeld der Erhebung. Der Einfluss
der einzelnen Bereiche ist im Vergleich zum Durchschnitt über alle
Branchen hinweg nur sehr gering.

Der Bildungsabschluss ist entscheidend für die Branche

Um im gleichen Beruf ein höheres Gehalt zu
verdienen, empfiehlt sich der Wechsel in eine lukrativere Branche.
Beispielsweise beträgt der Gehaltsunterschied zwischen der
Maschinenbauindustrie und dem Callcenter fast 60 Prozent. Für viele
Arbeitnehmer ist hier ein Wechsel besonders attraktiv. „Während die
Einstellungskriterien in den schwächer vergüteten Branchen geringer
sind, werden in den Top-Branchen oft hohe Bildungsabschlüsse erwartet.
Die Einstellungshürden sind höher“, so Böger abschließend.

Zur Methodik: Die Hamburger
Vergütungsanalysten von Compensation Partner untersuchten 127.638
Gehaltsdaten von 17 branchenübergreifenden Berufsgruppen. Dazu gehören
unter anderem Personalleiter, Geschäftsführer oder System- und
Netzwerkadministrator. Aus den Abweichungen wurde der Branchenindex
errechnet. Die Daten stammen aus den vergangenen 12 Monaten. Relevante
Faktoren wie Firmengröße oder Berufserfahrung wurden bei der Berechnung
ausgeklammert, um einen reinen Branchenwert zu erhalten.

Über die COP CompensationPartner GmbH

Die COP CompensationPartner GmbH ist eine
Tochtergesellschaft der PMSG PersonalMarkt Services GmbH und
gleichzeitig die Marke, unter der das Firmenkundengeschäft von
PersonalMarkt zusammengefasst wird. PersonalMarkt wurde 1999 für das
Angebot von Gehaltsdienstleistungen im Internet gegründet. Seit 2007
bietet das Unternehmen einen digitalen Zugang zu einer der größten
Vergütungsdatenbanken in Deutschland an. Compensation Partner ermöglicht
eine präzise analytische Systematik zur Bewertung von Stellen in
Unternehmen.

Neben der automatisierten Variante über die
Cloud-Lösung "Compensation-Online" bietet Compensation Partner auch auf
spezifische Kundensituationen maßgeschneiderte Analysen und Benchmarks
an.

Artur Jagiello
Leiter Kommunikation
COP CompensationPartner GmbH

Wenn Ausbildung junger Menschen scheitert – Alternativen

Presseinformation der
Konrad-Adenauer-Stiftung
59/2014

Assistierte Ausbildung unterstützt
chancenarme
Jugendliche und Betriebe gleichermaßen

Expertenpapier der
Konrad-Adenauer-Stiftung
legt konkrete Vorschläge für politische Umsetzung vor

Ausbildungsabbrüche verringern, jungen
Menschen über den Ausbildungserfolg gesellschaftliche Teilhabe
 ermöglichen,
dem drohenden Fachkräftemangel in Unternehmen vorbeugen: Die im
Koalitionsvertrag
verankerte Assistierte Ausbildung ist ein Instrument, das sowohl
Jugendlichen
als auch Betrieben zugute kommt.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung  hat
mit Unterstützung eines Expertenteams  ein  Papier  zur
Assistierten Ausbildung vorgelegt, das erstmalig eine Definition der
Assistierten
Ausbildung leistet und Eckpunkte für die ersten Schritte der
politischen
Umsetzung empfiehlt. Die Experten kommen aus der Praxis, den Verbänden,
der Wissenschaft sowie von den Sozialpartnern (DGB, DIHK, ZDH,
Gesamtmetall).

Bei der Assistierten Ausbildung handelt
es sich um eine reguläre betriebliche Ausbildung, bei der jedoch die
Jugendberufshilfe
als dritter Partner ins Boot steigt. Als Dienstleister flankiert sie
während
der gesamten Lehrzeit mit umfassenden Maßnahmen die Ausbildung.
Zielgruppe
sind sowohl Jugendliche als auch Betriebe, die gerne ausbilden würden,
aber bei der Ausbildung von jungen Menschen mit erhöhtem Förderbedarf
Unterstützung
benötigen. Dies gilt insbesondere auch für kleine und mittlere
Betriebe.

Das Papier gibt konkrete Empfehlungen
für
die bundesweite Einführung der Assistierten Ausbildung als
eigenständiges
Förderinstrument des SGB III/ II. Die Empfehlungen umfassen darüber
hinaus
Fragen der Finanzierung, der Qualitätssicherung und der Einordnung in
die
bereits bestehenden Förderinstrumentarien.
Das Expertenteam stützt sich dabei
auf
die langjährigen erfolgreichen Erfahrungen mit der Assistierten
Ausbildung
in Baden Württemberg.

Die Assistierte Ausbildung ist eine
 der
notwendigen Antworten auf die widersprüchliche Lage auf dem
Ausbildungsmarkt:
 13,55% (1,33 Mio.) der 20- bis 29-Jährigen verfügen derzeit über
keinen Berufsabschluss und nehmen auch nicht an einer Ausbildung teil,
gleichzeitig  sehen Betriebe den drohenden Fachkräftemangel als
eines
der größten Geschäftsrisiken. Allein die Anzahl der Unternehmen in
Industrie
und Handel, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können, ist 2013
um 7 Prozentpunkte auf 29 Prozent gestiegen.

Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp (ZDH) und
Markus Kiss (DIHK) betonen, dass �die Ausbildungsbereitschaft der
Betriebe
hoch ist, auch besteht die Bereitschaft, sich für Jugendliche mit
schlechten
Startchancen weiter zu öffnen. Die Assistierte Ausbildung ist dabei
eine
sinnvolle Unterstützung, denn sie baut Jugendlichen und Betrieben,
insbesondere
auch kleinen und mittleren, eine stabile Brücke zum
Ausbildungserfolg.�

Matthias Anbuhl (DGB) ist überzeugt,
�dass
die Assistierte Ausbildung das  einzige Instrument ist, dass das
Ausbildungsverhältnis
als Ganzes in den Blick nimmt: Jugendliche, Berufsschule aber auch
gerade
kleine und mittlere Betriebe, die nicht über die personellen und
sozialpädagogischen
Ressourcen für die Ausbildung chancenarmer Jugendlicher
verfügen.�

Die Publikation können Sie unter
folgendem
Link abrufen:

http://www.kas.de/wf/de/33.38909/

———————————————-

Assistierte Ausbildung
Definition & Empfehlungen zur
politischen
Umsetzung

Konrad-Adenauer-Stiftung
Sankt Augustin, September
 2014

ISBN 978-3-95721-058-6

Leistungen von Frauen werden weniger gewürdigt

Meine persönliche Bemerkung:

ich finde das ausgesprochen ungerecht, aber
das spiegelt die Vorurteile in der Gesellschaft wieder. Bei Prof. Erwin
K. Scheuch habe ich empirische Soziologie studieert, aus dieser Sicht
muss man die Studie ernst nehmen. Das gilt nicht für den Einzelfall,
sondern im Großen und Ganzen. Oft wird von der Schwarmintelligenz
gesprochen, aber genau diese ist es, die solche Ergebnisse hervorbringt.
Wenn Sie mich fragen, so liegt es daran, dass Frauen immer noch ein
etwas zu geringes Selbstbewusstsein entwickeln. Dies ist ein lanwieriger
Prozess, der nicht so einfach zu manipulieren ist. Jeder muss für sich
selbst die Vorurteile abbauen. Mir ist das einigermaßen gelungen, denn
während meiner beruflichen Tätigkeit habe ich überwiegend mit Frauen
gearbeitet – ich kann nur sagen: Chapeau vor der weiblichen Intelligenz.

Jean Pütz

Leistungen von Frauen werden weniger gewürdigt
Studie "Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2018"
 

Frauen in der ärztlichen und psychotherapeutischen
Versorgung bekommen im Schnitt weniger gute und sehr gute Bewertungen als
männliche Mediziner – sowohl bei der Bewertung durch Patienten als auch durch
Fachkollegen. Das zeigt die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2018“ der
Stiftung Gesundheit, die sich mit der aktuellen Gender-Situation und der
demographischen Entwicklung in der ambulanten Versorgung befasst.

„Ob Humanmedizin, Zahnmedizin oder Psychologische
Psychotherapie, ob in der eigenen Praxis oder angestellt tätig: Frauen stehen
bei der Beurteilung ihrer Leistung stets im Schatten ihrer männlichen
Kollegen“, bilanziert Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann,
Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.

Patienten sind zufriedener mit Männern

In der Studie untersuchte die Stiftung Gesundheit zum einen,
welche Mediziner besonders gut in der Zufriedenheit ihrer Patienten
abschnitten. In fast allen Feldern und Tätigkeitsarten hatten die Männer die
Nase deutlich vorn. Lediglich bei den angestellten Psychologischen
Psychotherapeuten konnten die Frauen mit ihren männlichen Kollegen
gleichziehen.

Fachkollegen messen Frauen weniger Fachkompetenz zu

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Bewertung der
Medizinischen Reputation und Fachkompetenz durch Kollegen ihres jeweiligen
Fachs: Auch hier schneiden die Frauen durchweg erheblich schlechter ab.
Besonders deutlich ist dies bei den Humanmedizinern zu erkennen: Dort erhielten
mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen positive Bewertungen (Ärzte 9,6 Prozent,
Ärztinnen 4,4 Prozent).

Auch Frauen bewerten Frauen schlechter

Männer schneiden sogar in Fachgruppen besser ab, in denen
größtenteils Frauen tätig sind und in denen demzufolge auch der Großteil der
Bewertungen von Kolleginnen stammt: Bei den Psychologischen Psychotherapeuten
liegt die Frauenquote bei 74 Prozent – trotzdem erhielten in diesem Fachbereich
6,2 Prozent der Männer eine besonders positive Wertung, aber lediglich 3,9
Prozent der Frauen.

Stiftung Gesundheit

KI-Strategie der Bundesregierung ist nur eine Wunderkerze??

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