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Forschungs-Sponsering lohnt sich: Haltbarkeit günstiger Solarzellen verbessert

Die Stabilität eines sehr leistungsfähigen und günstigen
Ausgangsmaterials für Solarzellen konnte jetzt um bis zu zwei
Größenordnungen gesteigert werden. Die Materialmanipulationen, die diese
Steigerung ermöglichen, wurden in einem vom Wissenschaftsfonds FWF
unterstützten Projekt mitentwickelt – und ihr "Geheimnis" vor kurzem in
Nano Letters publiziert.

Bleihaltige Perowskite sind der Darling der Solarzellen-Forschung: Das
kristalline Material bietet sich für günstige Herstellungsverfahren an
und hat mit über 20 Prozent einen enorm hohen Wirkungsgrad in
vergleichsweise kurzer Zeit erreicht. Ein wesentlicher Nachteil des
Materials bleibt jedoch seine Instabilität. Dass diese durch geschicktes
Dotieren mit Chlorid-Ionen deutlich verringert werden kann, zeigte vor
kurzem ein Erwin-Schrödinger-Stipendiat des FWF in einer Zusammenarbeit
mit Forscherinnen und Forschern rund um Aaron Fafarman von der Drexel
University in Philadelphia, USA.

HOCHDOTIERT

David Egger, der sein Stipendium zum Aufenthalt am Department of
Materials and Interfaces des Weizmann-Instituts für Wissenschaft in
Israel nutzt, konnte mit seinen Kolleginnen und Kollegen zeigen, dass
bestimmte Perowskite sich mit Chlorid anreichern (dotieren) lassen – und
dies die Lebensdauer des funktionellen Materials unter bestimmten
Bedingungen um bis zu zwei Größenordnungen steigert.

Dazu Egger: "Wir untersuchten Perowskite aus Cäsium, Blei und Jodid. Ein
Problem ist die Stabilität der für Anwendungen interessanten Phase
dieses Materials bei praktisch relevanten Bedingungen, bei welchen in
einem Phasenübergang die hervorragenden fotovoltaischen Vorteile sofort
verloren gehen."

VORAHNUNG

Tatsächlich gab es bereits Hinweise aus Arbeiten mit Perowskiten, die
statt Jodid Chlor-Ionen enthielten und ahnen ließen, dass eine
Chlorid-Anreicherung des Materials dessen Stabilität erhöhen würde. Doch
stellte sich heraus, dass die Chlorid-Anreicherung von Jodid-haltigen
Perowskiten ausgesprochen schwierig ist.

Egger, seine Kolleginnen und Kollegen wählten einen interdisziplinären
Zugang um dennoch herauszufinden, ob Chlorid sich positiv auf die
Stabilität cäsiumhaltiger Perowskite auswirken würde. "Einerseits
konnten wir mit atomistischen Simulationen zeigen, dass sich Chlorid
schnell im Material bewegen kann, leicht in dieses einzubauen ist und
dessen Stabilität erhöhen würde. Unsere Kollegen entwarfen schließlich
experimentell andererseits einen neuen Herstellungsprozess, um Chlor ins
Material einzubringen, was mit einem chemischen Sinterprozess auch
gelang", erläutert Egger die internationale Zusammenarbeit zwischen dem
Weizmann-Institut in Israel und Forscherinnen und Forschern der Drexel
University und University of Pennsylvania in den USA.

ÜBERRASCHUNG

Überrascht war das Forscherteam dann, als es die Stabilität des neu
entstandenen Cäsium-Blei-Jodid-Chlorid analysierte. Da die neuartigen
Perowskite oftmals besonders instabil im Kontakt mit Wasser sind,
untersuchten sie die Stabilität der neuen Materialmischungen bei
verschiedenen Luftfeuchtigkeiten. Tatsächlich zeigte das neue Material
bei 54 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit eine sechsfach längere
Halbwertzeit als Kontrollmaterialien ohne Chlorid-Dotierung. Bei einer
geringeren Luftfeuchtigkeit von elf Prozent verlängerte sich die
Halbwertzeit sogar weiter. Dazu Egger: "Die Verlängerung der
Halbwertzeit der für Solarzellen interessanten Phase war bei elf Prozent
Luftfeuchtigkeit so enorm, dass wir innerhalb der durch unsere
Gerätevoraussetzungen maximal möglichen 96 Stunden keinen Phasenübergang
des Cäsium-Blei-Jodid-Chlorid mehr messen konnten. Bei undotiertem
Material hingegen passierte dies jedoch viel schneller, womit wir eine
Verlängerung der Halbwertzeit um mindestens zwei Größenordnungen
bestätigen konnten." Indem sie Ergebnisse aus Experiment und Theorie
erneut kombinierten, bestimmte das Forscherteam dann den Anteil der
Chlor-Ionen in dem neu hergestellten Material und stellte fest, dass
eine Anreicherung über zwei Prozent hinaus nicht möglich ist.

Insgesamt liefern diese grundlegenden Erkenntnisse, die Egger mit seinen
Kolleginnen und Kollegen im Rahmen seines Erwin-Schrödinger-Stipendiums
des FWF erarbeiten konnte, jetzt einen frischen Ansatz, um das enorme
Potenzial von Solarzellen auf Perowskit-Basis tatsächlich praktisch
nutzbar zu machen.

Darknet-Kriminalität wirksam bekämpfen

Mit dem heutigen (24.01.2019) Start
der „Field Labs“ beginnt beim EU-Projekt TITANIUM die Praxisphase:
Mehrere Monate testen ausgewählte europäische Polizeibehörden neue
Software zur besseren Bekämpfung von Kriminalität im Darknet.
Ansatzpunkt sind die Kryptowährungen als das gängige Zahlungsmittel bei
anonymisierten illegalen Cyberaktivitäten. Zu den 15 Partnern des
Projekts gehört das Karlsruher Institut für Technologie (KIT); sein
Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft (ZAR) steht für die
Rechtskonformität der in TITANIUM entwickelten Instrumente.


Das Darknet – jener Teil des Internets, in
dem die Nutzer ihre Identität mittels spezieller Browser und Netzwerke
wirksam verschleiern – gilt als eine Zone des Zwielichts: Einerseits
kann es dort, wo öffentliche Debatten unterdrückt werden, ein Schutzraum
für die freie Meinungsäußerung sein. Andererseits bietet es nachgerade
ideale Bedingungen für schwerwiegende kriminelle Aktivitäten, etwa
Waffen- und Drogenhandel, Kinderpornografie und Auftragsstraftaten. Für
Polizei und Justiz ist die Aufdeckung solcher Taten eine enorme
Herausforderung.

Hier setzt das von der Europäischen
Kommission aufgelegte Forschungs- und Entwicklungsprojekt TITANIUM (kurz
für: Tools for the Investigation of Transactions in Underground
Markets) an. In TITANIUM, das vom Austrian Institute of Technology (AIT)
koordiniert wird, arbeiten 15 Forschungseinrichtungen, IT-Unternehmen
und Polizeibehörden aus sieben europäischen Ländern daran, neue
forensische Technologien zur Ermittlung und Erforschung von
Cyberkriminalität im Darknet zu entwickeln. Auf deutscher Seite wirken
das Bundeskriminalamt, das KIT sowie die dence GmbH mit. Ziel des im Mai
2017 gestarteten, dreijährigen Projekts ist die Entwicklung von
Software zur Unterstützung polizeilicher Ermittlungen im Darknet. Im
Fokus steht die Abwicklung krimineller Geschäfte mithilfe
blockchainbasierter Kryptowährungen wie Bitcoin, ZCash oder Monero. Hier
entwickeln die TITANIUM-Partner Software zur Unterstützung elementarer
Ermittlungsschritte, die es ermöglichen sollen, gerichtsfestes
Beweismaterial zu generieren. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der
Analyse von Darknet-Plattformen, die für illegale Aktivitäten genutzt
werden.

Im Zusammenhang von TITANIUM stellt das
Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft (ZAR) des KIT sicher, dass die
rechtlichen und ethischen Vorgaben eingehalten werden – sowohl im
Kontext von Forschung und Entwicklung als auch operativ, das heißt im
Einsatz bei den Polizeibehörden. „Bei der Entwicklung von Software
erweist es sich als zunehmend wichtig, komplexe rechtliche Vorgaben
frühzeitig auf technischer Ebene umzusetzen, etwa in Form der ‚Privacy
by Design‘. Datenschutzaspekte müssen dabei schon bei der
Grundkonzeption von Software bedacht und implementiert werden“, sagt
Professorin Franziska Boehm, Leiterin der ZAR-Forschungsgruppe
Informationsrecht für technische Systeme und Rechtsinformatik sowie
Bereichsleiterin Immaterialgüterrechte am FIZ Karlsruhe –
Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur. Dies erfordere eine
tiefgreifende interdisziplinäre Zusammenarbeit, die neben rechtlichem
Fachwissen ein umfassendes technisches Verständnis und herausragende
Englischkenntnisse der juristischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
voraussetze. „Am ZAR werden diese Kompetenzen effektiv gebündelt, sodass
sie in wichtige internationale Projekte wie TITANIUM eingebracht werden
können“, so Boehm.     

Über die gesamte Spanne des Projekts steuert
und evaluiert das ZAR-Team – in Zusammenarbeit mit dem
Bundeskriminalamt, Interpol, der Trilateral Research Ltd. sowie der
Universität Innsbruck – die rechtlich-ethische Dimension der neuen
Ermittlungssoftware. Da die Verarbeitung von Darknet-Daten regelmäßig
einen Eingriff in die Grundrechte der Betroffenen darstellt, ist es
entscheidend, dass ein solcher nur in begründeten Fällen und auf Basis
einer Rechtsgrundlage erfolgt, wie der Projektkoordinator am KIT Thilo
Gottschalk vom ZAR erläutert. „Die TITANIUM-Tools“, so Gottschalk,
„beinhalten vielfältige Schutzmaßnahmen, um eine angemessene und
rechtmäßige Datenverarbeitung zu garantieren.“ Neben der Analyse der
rechtlichen Vorgaben steht das KIT im Rahmen eines „Privacy Impact
Assessment Plus“ dabei auch in Kontakt mit unterschiedlichen
Interessengruppen um auch Außensichten auf Risiken und Bedenken effektiv
in die Entwicklung einzubeziehen.

Erste Versionen der TITANIUM-Software werden
den Polizeibehörden ab dem 24. Januar 2019 zu Testzwecken zur Verfügung
gestellt. In mehrmonatigen „Field Labs“ in Deutschland, Finnland,
Österreich und Spanien sollen rund 60 Cybercrime-Experten über die
Entwicklungen aus dem Projekt informiert und in den Umgang mit den neuen
Programmen eingeführt werden. Das Projektteam stellt dabei in rechtlich
kritischen Bereichen auch synthetische, das heißt künstlich generierte,
Daten zur Verfügung, sodass es keinesfalls zu ungerechtfertigten
Eingriffen in die Grundrechte der Betroffenen kommen kann. Von der
polizeilichen Erprobung erhoffen sich die TITANIUM-Partner wertvolle
Rückmeldungen zur Bedienbarkeit, Funktionalität und Effizienz der
Software. Eine zweite Field-Lab-Phase zur Erprobung weiterer Software
ist für Ende 2019 angesetzt. Auch in diese Praxisphasen ist das Team des
ZAR eingebunden, um die Einhaltung internationaler wie
länderspezifischer Rechtsvorgaben zu überwachen und auf technischer
Ebene festzuschreiben

Weiterführende Informationen zu TITANIUM:

https://titanium-project.eu/faq/index.html

Smartphone-App erkennt Herzschwäche sofort

Smartphone-App erkennt Herzschwäche sofort

Tests mit 72 Probanden erfolgreich – Anwendung genauer als EKG

Herzdiagnose per App: Smartphone an Halsschlagader halten (Bild: caltech.edu)
Herzdiagnose per App: Smartphone an Halsschlagader halten (Bild: caltech.edu)

Pasadena (pte016/07.09.2017/10:30) –

Forscher am California Institute of Technology http://caltech.edu (Caltech) haben eine neue App entwickelt, die in Minutenschnelle, ganz
ohne Besuch beim Kardiologen und teure diagnostische Geräte, die
Herzgesundheit untersucht. Mit der Smartphone-Kamera zeichnet der User
ein Bild seiner Halsschlagader auf. Diese bewegt sich im Rhythmus des
von der linken Herzkammer in den Kreislauf gepumpten Blutes. Ist das
Herz schwach, schwillt die Ader nur wenig an – ist es stark, deutlich
stärker.

Kamera auf Halsschlagader

Die Bewegungen der Halsschlagader wertet die App aus,
die Caltech-Ingenieure zusammen mit Kollegen des Huntington Medical
Research Institute http://hmri.org und der University of Southern California http://usc.edu entwickelt haben. "In erstaunlich kurzer Zeit haben wir es geschafft,
von der Idee bis zur Sammlung von klinisch belastbaren Daten zu kommen",
sagt Mory Gharib vom Caltech. Die Entwickler haben das Start-up Avicena
gegründet, mit dem sie die App vermarkten wollen.

Im Rahmen einer klinischen Studie haben die Techniker
ihre App an 72 Freiwilligen im Alter von 20 bis 92 Jahren getestet. Der
Ausstoß der linken Herzkammer wurde zunächst in einem
Magnetresonanztomographen (MRT) ermittelt, dem genauesten Verfahren in
diesem Fall. Im Normalfall wird das preiswertere Elektrokardiogramm
(EKG) eingesetzt. Dann hielten die Entwickler die Kamera eines iPhones
ein bis zwei Minuten lang auf die Halsschlagader der Probanden. Die
Messung wich von den MRT-Messergebnissen um 19,1 Prozent ab. Die
Fehlerquote beim EKG, der gängigsten Methode, liegt bei 20 Prozent.

Weitere Diagnose-Optionen

Die Methode funktioniert, da Arterien elastisch sind.
Entsprechend des Herzschlags dehnt sich die Arterie aus und fällt wieder
in sich zusammen. Diese Wellenbewegung beinhaltet die Information über
das Funktionieren des Herzens. Gharib und seine Mitstreiter arbeiten
jetzt daran, aus dieser Wellenbewegung weitere Informationen über das
Herz herauszulesen.

Mini-Gehirn aus der Petrischale

Mini-Gehirn aus der Petrischale

Organoide eröffnen neue Einblicke in die Entwicklung unseres Denkorgans, zeigt eine Studie der Uni Bonn

Eine neue Methode könnte die
Erforschung von Entwicklungsstörungen des Gehirns einen wichtigen
Schritt voranbringen. Das zeigt eine aktuelle Studie an der Universität
Bonn. Die Forscher untersuchten darin die Entstehung eines seltenen
angeborenen Gehirn-Defekts. Sie überführten dazu Hautzellen von
Patienten in so genannte „Alleskönner“-Stammzellen. Aus diesen
generierten sie dann Hirn-Organoide – dreidimensionale kleine
„Gewebe-Klümpchen“, deren Aufbau dem des menschlichen Gehirns ähnelt.
Die Arbeit ist nun in der Zeitschrift „Cell Reports“ erschienen.

Mit Hilfe von Humanzellen in
der Kulturschale ließ sich die menschliche Hirnentwicklung bislang nur
sehr eingeschränkt untersuchen: In der Schale wachsen die Zellen
flächig, sie weisen also keine dreidimensionale Architektur auf. Als
Alternative stehen Modellorganismen zur Verfügung, zum Beispiel Mäuse.
Das Denkorgan des Menschen ist jedoch erheblich komplexer aufgebaut.
Entwicklungsstörungen des menschlichen Gehirns lassen sich daher nur
bedingt im Tiermodell nachvollziehen.

Wissenschaftler am Institut
für Rekonstruktive Neurobiologie der Universität Bonn sind in ihrer
Studie einen neuen Weg gegangen: Sie haben dreidimensionale
Gewebe-Strukturen in der Zellkulturschale gezüchtet, deren Aufbau dem
des menschlichen Gehirns erstaunlich ähnelt. Diese „Mini-Gehirne“
erlauben einen Einblick in die Abläufe, mit denen sich einzelne
Nervenzellen zu unserem hoch komplexen Denkorgan organisieren. „Die
Methode eröffnet daher ganz neue Möglichkeiten, um Störungen in der
Architektur des sich entwickelnden menschlichen Gehirns zu untersuchen“,
erklärt Dr. Julia Ladewig, die eine Arbeitsgruppe zur Gehirnentwicklung
leitet.

Seltene Gehirnfehlbildung untersucht

Die Wissenschaftler haben in
ihrer Arbeit das so genannte Miller-Dieker-Syndrom untersucht. Die
Erbkrankheit ist auf einen Chromosomendefekt zurückzuführen. Dieser hat
unter anderem eine Fehlbildung der Hirnrinde zur Folge. „Bei Patienten
ist die Hirnoberfläche kaum gefurcht, sondern mehr oder weniger glatt“,
erklärt Vira Iefremova, Doktorandin und Erstautorin der Studie. Wodurch
diese Änderung zustande kommt, wusste man bislang nur in Ansätzen.

Die Forscher stellten
zunächst aus Hautzellen von Miller-Dieker-Patienten
„Alleskönner“-Stammzellen her, aus denen sie dann Hirn-Organoide
züchteten. In Organoiden organisieren sich die Gehirnzellen selbst –
ganz ähnlich wie im Gehirn eines Embryos: Die Stammzellen teilen sich;
ein Teil der Tochterzellen entwickelt sich zu Nervenzellen; diese
wandern dorthin, wo sie gebraucht werden. Diese Prozesse ähneln einem
komplizierten Orchesterstück, in dem die Erbanlagen den Taktstock
schwingen.

Bei Miller-Dieker-Patienten
ist dieser Prozess grundlegend gestört. „Wir konnten zeigen, dass sich
bei ihnen die Stammzellen anders teilen“, erklärt Privatdozent Dr.
Philipp Koch, der die Studie gemeinsam mit Dr. Julia Ladewig geleitet
hat. „Bei Gesunden vermehren sich die Stammzellen zunächst einmal und
bilden dabei geordnete, dicht gepackte Schichten. Nur ein kleiner Teil
von ihnen differenziert sich und wird zum Beispiel zu Nervenzellen.“

Für die dichte und
gleichmäßige Packung der Stammzellen sind bestimmte Proteine
verantwortlich. Die Bildung dieser Moleküle ist bei Kranken gestört.
Dadurch sind die Stammzellen nicht so eng gepackt und gleichzeitig nicht
so regelmäßig angeordnet. Diese schlechte Organisation führt unter
anderem dazu, dass sich die Stammzellen frühzeitiger differenzieren.
„Die Änderung der dreidimensionalen Gewebe-Struktur führt also
ursächlich zu einem geänderten Teilungsverhalten“, sagt Ladewig. „Dieser
Zusammenhang ist weder im Mausmodell noch in zweidimensionalen
menschlichen Kultursystemen erkennbar.“

Neue Therapieoptionen seien
damit allerdings nicht in Sicht, betont die Wissenschaftlerin. „Wir
betreiben hier Grundlagenforschung. Unsere Ergebnisse zeigen aber, dass
Organoide das Zeug dazu haben, eine neue Ära in der Hirnforschung
einzuleiten. Und wenn wir die Entwicklung unseres Denkorgans besser
verstehen, erwachsen daraus langfristig vermutlich auch neue
Behandlungsmöglichkeiten für Krankheiten.“

Publikation: Vira Iefremova,
George Manikakis, Olivia Krefft, Ammar Jabali, Kevin Weynans, Ruven
Wilkens, Fabio Marsoner,  Björn Brändl, Franz-Josef Müller, Philipp Koch
und Julia Ladewig: An Organoid-Based Model of Cortical Development
Identifies Non-Cell-Autonomous Defects in Wnt Signaling Contributing to
Miller-Dieker Syndrome; Cell Reports; DOI: 10.1016/j.celrep.2017.03.047

Enge Jeans ruinieren die Gesundheit

Modewahn: Enge Jeans ruinieren die Gesundheit

Muskeln
und Nerven können langfristig deutlich geschädigt werden
Enge Jeans: Gefahr für die Gesundheit (Foto: pixelio.de, Q.pictures)
Enge Jeans: Gefahr für die
Gesundheit (Foto: pixelio.de, Q.pictures)

Adelaide (pte010/23.06.2015/11:00) – Enge Jeans können Muskeln
und Nerven schwer schädigen, wie eine Studie der University of Adelaide http://adelaide.edu.au belegt. Eine 35 Jahre alte Frau
musste aus den Hosen herausgeschnitten werden, nachdem ihre Beine unförmig
angeschwollen waren. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin "Journal of Neurology,
Neurosurgery and Psychiatry" http://jnnp.bmj.com veröffentlicht.

Kompartmentsyndrom

Die Patientin hatte beim Ausräumen von Schränken für einen Umzug
Stunden in der Hocke verbracht. Bis zum Abend waren die Füße der Australierin
taub und es fiel ihr schwer zu gehen. Die Mediziner gehen davon aus, dass sie an
dem sogenannten Kompartmentsyndrom leidet, das durch die engen Jeans
verschlimmert wurde.

Beim Kompartmentsyndrom handelt es sich um eine schmerzhafte und
gefährliche Erkrankung, die durch Blutungen oder Schwellungen innerhalb eines
innen liegenden Muskelbündels hervorgerufen wird. In diesem Fall waren die Waden
betroffen. Die Erkrankung führte zum Sturz der Frau, die dann unfähig war,
wieder aufzustehen und mehrere Stunden auf dem Boden liegend verbrachte.

Bei der Untersuchung im Royal Adelaide Hospital http://rah.sa.gov.au waren die Unterschenkel stark
angeschwollen. Obwohl die Füße warm waren und über eine ausreichende
Blutversorgung verfügten, hatten die Muskeln ihre Kraft verloren. Da sich der
Druck auf die Unterschenkel konzentriert hatte, wurden die Muskeln und Nerven
geschädigt. Die Patientin erhielt Infusionen. Nach vier Tagen konnte sie wieder
ohne Hilfe gehen.

Zusammengedrückte Nerven

Laut den Autoren kommen durch enge Jeans hervorgerufene Fälle von
Neuropathie immer häufiger vor, wobei Verletzungen des Oberschenkelhautnervs
dominieren. Dies wird durch das Zusammendrücken des Nervs am Leistenband
hervorgerufen. Der aktuelle Fall stellt den Experten nach jedoch eine ganz neue
neurologische Komplikation durch das Tragen von engen Jeans dar.

Die Wissenschaftler beziehen sich bei ihren Annahmen auf die
Meralgia paraesthetica, ein Nervenkompressionssyndrom. Diese Krankheit wird
jedoch nicht nur durch das Tragen von engen Jeans hervorgerufen, sondern tritt
auch bei Fettleibigkeit, Diabetes und dem Tragen von Gürteln auf, die mit
schweren Objekten verbunden sind. Ein sehr starker Druck auf den betroffenen
Bereich tritt in all diesen Fällen auf.

KI in der Diskussion – Pro und kontra

  • Deutschland liegt im Rennen um künstliche Intelligenz hinter anderen Nationen zurück.
  • Investitionen von EU und Bundesregierung sind deshalb eine gute
    Idee. Deutschland sollte dabei aber nicht auf ethische Standards
    verzichten.
  • So könnte künstliche Intelligenz "Made in Germany" einen unerwarteten Wettbewerbsvorteil erlangen.
Gastbeitrag von Peter Buxmann

Am Thema künstliche Intelligenz (KI) scheiden sich die Geister. Die einen befürworten eine intensive
Nutzung von KI, darunter zum Beispiel der Facebook-Gründer Marc
Zuckerberg. Er propagiert neue gesellschaftlich wünschenswerte
Anwendungen wie etwa den Einsatz in der medizinischen Diagnose und
Therapie. Eine große Zahl von Beratungsfirmen baut KI-Abteilungen auf
und verdient damit viel Geld.

Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler
Erik Brynjolfsson vom Massachusetts Institute of Technology bezeichnet
künstliche Intelligenz als die bedeutendste "General Purpose Technology"
(Basistechnologie) unserer Zeit. Die unzähligen Möglichkeiten, KI im
Alltag oder branchenübergreifend in Unternehmen anzuwenden, scheinen ihm
recht zu geben. Hinzu kommt, dass die Algorithmen viele Jobs in der
Regel sehr gut erledigen: Sie analysieren auf Basis von CT-Bildern
Krankheiten, sagen Aktienkurse vorher, erkennen Gesichter oder
verhindern Cyberangriffe.


Auf der anderen Seite gibt es viele Kritiker, Tesla-Chef Elon
Musk etwa, und auch das verstorbene Physik-Genie Stephen Hawking gehörte
dazu. Die Befürchtung: KI könnte sich eines Tages selbst verbessern,
sodass in einem sich verstärkenden Kreislauf eine Superintelligenz
entsteht – ein Intellekt also, der dem Menschen in allen Bereichen
überlegen ist und ihn beherrscht. Zukunftsforscher Ray Kurzweil ist
angeblich sogar in der Lage, ein Datum zu nennen, wann dies passieren
wird: im Jahr 2045. Ob die Prognose seriös ist, darf bezweifelt werden.

Algorithmen sind bisher nur sehr beschränkt einsetzbar

Algorithmen oder Roboter, die der Menschheit überlegen sind, sind
seit Jahrzehnten ein beliebtes Thema und Gegenstand von Dystopien oder
Science-Fiction-Filmen wie "Alien", "Blade Runner" oder "Terminator".
Herbert A. Simon, einer der Väter der KI, sagte schon 1965 voraus, dass es nur noch zwanzig Jahre dauern werde, bis Maschinen in
der Lage seien, jede Arbeit zu erledigen, die bislang Menschen
vorbehalten war. Der Status quo der KI-Anwendung sieht dagegen so aus:
Algorithmen sind darauf spezialisiert, bestimmte Probleme zu lösen;
darin sind sie kaum zu schlagen, aber kein Algorithmus würde auf die
Idee kommen, sein Anwendungsgebiet zu erweitern. Es gibt auch keine
erfolgversprechenden Ansätze, die in der Lage wären, eine solche
Superintelligenz mit eigenem Bewusstsein zu entwickeln.

Ist also alles in bester Ordnung? Können wir sorglos in eine Zukunft
blicken, in der KI uns bei vielen Tätigkeiten und Entscheidungen
unterstützt und unsere Gesellschaft dadurch verbessert? So einfach ist
es leider nicht. Wir müssen beachten, dass es sich bei den meisten
KI-Algorithmen um "Black Boxes" handelt. Sie geben häufig nicht preis,
warum sie wie entschieden haben. Das mag in manchen Fällen
unproblematisch sein, in vielen anderen ist es das aber nicht.

In einigen Unternehmen sind heute schon KI-Lösungen bei der
Auswahl von Personal im Einsatz. Arbeitet der Algorithmus nach dem
Black-Box-Prinzip, können wir die Auswahlentscheidung nicht erklären.
Zudem wissen wir nicht, ob der Algorithmus Parameter wie Geschlecht,
Hautfarbe oder Religion in seine Entscheidung einbezogen hat. Wollen wir
solche Algorithmen? Die Antwort muss heißen: nein.

Prothesen mit Tastsinn

US-Militär entwickelt Prothesen mit Tastsinn
Pentagon-Forschungsbehörde will besseres Körpergefühl ermöglichen
"HAPTIX": Prothese mit Gefühl
[ Foto ]

Washington (pte002/28.04.2014/06:05) – Die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) http://www.darpa.mil will Armprothesen mit neuronaler Rückkoppelung für Behinderte entwickeln. Invalide sollen beispielsweise fühlen können, wohin sie ihre Prothese richten, womit die Kontrolle der Bewegungen intuitiver werden soll und sie ein gewisses Körpergefühl zurückerlangen könnten. Auch Phantomschmerzen sollen so geringer werden.

"HAPTIX" zapft Nerven an

Das Programm namens "Hand Proprioception and Touch Interface" (HAPTIX) soll diese Ziele erreichbar machen, indem die Forscher Interface-Systeme entwickeln, die Bewegungssignale messen und entschlüsseln, welche von peripheren Nerven oder Muskeln aufgezeichnet werden. Das Projekt wird dazu eine bereits entwickelte Gliedprothese anpassen und Sensoren integrieren, die dem Nutzer Rückkopplung beim Tasten geben – und zwar durch Stimulation von sensorischen Bahnen in peripheren Nerven.

Die große Herausforderung ist dabei Stimulationsmuster zu identifizieren, die ein natürliches Empfinden von Berührung und Bewegung hervorrufen. Am Ende soll ein implantierbares Gerät stehen, das effektiv, zuverlässig und sicher für die Benutzung durch Menschen ist. "Periphere Nerven sind reich an Informationen und zugängliche Ziele für ein Interface mit dem menschlichen Nervensystem", erklärt DARPA-Projekt-Manager Doug Weber.

80 Prozent mit Phantomschmerzen

"Forschung innerhalb der DARPA und anderswo hat gezeigt, dass diese Nerven ihre Bewegungs- und Sensorfasern behalten, die früher das amputierte Gliedmaß innerviert haben, und dass diese Fasern ihre Funktion auch Jahrzehnte nach dem Verlust der Gliedmaßen behalten. HAPTIX wird versuchen, diese biologischen Kommunikationswege anzuzapfen, so dass die Nutzer die Prothesen mit den gleichen neuronalen Signalwegen kontrollieren und fühlen können wie ihre intakten Arme und Hände", ergänzt Weber.

Zusätzlich zur Verbesserung der Bewegungsmöglichkeiten gibt es der DARPA zufolge immer mehr Hinweise darauf, dass sensorische Stimulation bei Amputierten wichtige psychologische Vorteile bietet, wie etwa ein verbessertes Körpergefühl und der Rückgang von Phantomschmerzen in nicht mehr vorhandenen Armen oder Beinen, worunter 80 Prozent der Amputierten leiden. Die Militär-Forschungsbehörde hofft mit dem Projekt die "volle und natürliche Funktionsfähigkeit" verwundeter Soldaten wiederherzustellen.

Neues Antibiotikum entwickelt

Widerstand ist zwecklos:

Bakterien adé

Münster, 18.05.06 (wid). Ein neu entwickeltes Antibiotikum erobert seit
Anfang Mai von Münster aus den deutschen Markt. Es bekämpft sogar
multiresistente Bakterien und verhindert die Entstehung neuer
resistenter Arten. Der Wirkstoff, der europaweit zum ersten Mal
zugelassen wird, findet in Krankenhäusern Verwendung.

Drei Millionen Patienten stecken sich jährlich in europäischen Kliniken
mit Keimen an, die auf herkömmliche Antibiotika gar nicht oder nur sehr
schlecht reagieren. Eine solche Infektion endet für etwa 50.000
Krankenhauspatienten tödlich. "Mit dem neu entwickelten Wirkstoff
Tigecyclin können viele dieser Menschen gerettet werden", betonte Dr.
Peter-Andreas Löschmann, Medizinischer Direktor der deutschen Wyeth
Pharma GmbH in Münster, die Bedeutung des Präparats, das jetzt auf
einem Symposium der medizinischen Fach-Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Neben den vielen vermeidbaren Todesfällen stellen die hartnäckigen
Keime auch eine Belastung für die Gesundheitswirtschaft dar: Mehr als
eine Milliarde Euro verwenden die deutschen Krankenkassen und
Krankenversicherungen jährlich für die Bekämpfung von widerstandsfähig
gewordenen Keimen. Deren Resistenzen seien die Folge eines
unreflektierten Einsatzes von Antibiotika in den vergangenen Jahren,
unterstrich Prof. Dr. Hartmut Lode, Leiter des Berliner Research
Centers for Medical Studies, bei der Vorstellung des Antibiotikums in
Münster.

Nachdem der von der Wyeth Pharma GmbH entwickelte Wirkstoff bereits von
der amerikanischen Gesundheitsbehörde zugelassen wurde, ist das
Medikament als erstes Präparat aus der Klasse der Glycylzykline nun
auch in Deutschland erlaubt. Zuvor hat das Präparat zahlreiche
klinische Studien unter der Federführung der Universität Heidelberg
durchlaufen.

"Das Antibiotikum ist für komplizierte Haut- und Weichgewebsinfektionen
und Entzündungen des Bauchraumes zugelassen", kreist Löschmann die
Einsatzgebiete des Medikamentes ein und erklärt: "Dank seiner
Wirksamkeit gegenüber verschiedenen problematischen Keimen schließt das
neue Antibiotikum eine wichtige therapeutische Lücke".

Maßnahmen zur Vorsorge und Gesundheitsförderung

Die deutsche Sprache ist in vielen Dingen unmissverständlich. Ein Gesundheitsministerium ist ein Ministerium für Gesundheit. Ein Gesundheits-Fonds ist ein Fonds, der zur Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit die entsprechenden Mittel bereitstellt. Gesundheitsreformen sind Maßnahmen, die die Gesundheit in der Bevölkerung weiter optimieren sollen.

Die Realität im Deutschland des Jahres 2008 ist ganz anders, eine irreführende. Das Gesundheitsministerium ist ein Krankheitsministerium. Es beschäftigt sich primär damit, wie die Behandlung kranker Menschen finanzierbar bleibt. Der Gesundheits-Fonds ist ein Krankheits-Fonds, der aber zumindest ein gesundes Maß an demokratischer Diskussion ausgelöst hat. Und die so genannten Gesundheitsreformen waren bisher kaum mehr als Kosten-Umverteilungen, um die Behandlung kranker Bundesbürger zu finanzieren.

Die Prävention zur Gesunderhaltung ist dagegen auch 2008 politisch noch nicht gesellschaftsfähig. Das Präventionsgesetz zur Stärkung der Vorsorge und Gesundheitsförderung, seit Jahren in Politik wie auch maßgeblichen Gesundheitskreisen heftig diskutiert, wurde erneut und auf unbestimmte Zeit verschoben. So bleibt es wohl weiterhin dabei, dass allein die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) den vorgegebenen Betrag für "Engagement in der Prävention und Gesundheitsförderung" von Euro 2,74 pro Jahr und Versichertem (SGB V, § 20) ausgeben werden. Das sind zirka 0,2 % der GKV-Gesamtausgaben – völlig unzulänglich für eine wirksame, breit angelegte Gesundheits-Vorsorge.

Dem gegenüber steht eine dramatische, pandemische Ausbreitung chronischer Stoffwechsel- und Gefäßkrankheiten, allgemein unter dem Begriff "Metabolisch-vaskuläres Syndrom" zusammengefasst: Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechsel-Störung, Typ 2 Diabetes – auch als "tödliches Quartett" bezeichnet. Seriöse Hochrechnungen zeigen, dass jeder Zweite im Jahr 2000 geborene Bundesbürger an einem Diabetes mellitus erkranken und aufgrund der Komplikationen vor seinen Eltern sterben wird. Nur eine vernünftige Trendwende des persönlichen Verhaltens, d.h. eine Abkehr von einem ungesunden Lebensstil, kann unsere Gesundheit entscheidend positiv beeinflussen. Das bedeutet vor allem: Mehr Bewegung, eine sinnvolle reduzierte Ernährung, möglichst weniger Stresssituationen in Beruf und Alltag.

Unter Experten ist unbestritten, dass gesundheitliche Prävention kommen muss und kommen wird. Die Frage der Bezahlbarkeit wird dabei schnell in den Hintergrund treten, denn die Kosten der Kuration (also der Behandlung von Krankheiten) – allein für den Problemkomplex Metabolisch-vaskuläres Syndrom – werden in dramatische und auch volkswirtschaftlich unverträgliche Größenordnungen entgleiten. Allein für Diabetes (mit allen Folgen) betragen die Gesamtkosten in Deutschland derzeit etwa 60 Milliarden Euro.

Eine echte Gesundheitspolitik, die den Namen auch wirklich verdient, muss politisch ganz oben angesiedelt werden. Sie sollte Chefsache sein und gehört somit ins Kanzleramt. Das "Gesundheitswesen" muss radikal umgestaltet werden und – Prävention und Gesundheitsförderung eingeschlossen – als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe angesehen werden. Damit sind gesundheitspolitisch, neben dem "zuständigen" Ministerium, gleichermaßen die Bildungs-, Arbeits-, Verbraucherschutz-, Familien-, Wirtschafts-, Verkehrs-, Umwelt-, Entwicklungs- und Forschungsressorts gefragt, die an einem Strang ziehen müssen.

"Prävention ist die einzige Möglichkeit, um die Gesundheit der Bevölkerung zu erhalten und die Finanzierung des Gesundheitswesens nachhaltig zu sichern", heißt es in der neuen Broschüre "Prävention vor Kuration. Gesundheit 2010 – unsere Chance", herausgegeben von der Deutschen Diabetes-Stiftung (DDS) mit dem Nationalen Aktionsforum Diabetes mellitus (NAFDM) und der Arbeitsgemeinschaft Prävention des Diabetes mellitus Typ 2 der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). Die 52seitige Broschüre (ISBN 978-3-87490-811-5) kann für 7,50 € ab sofort im Buchhandel bestellt werden.

Die Autoren von "Prävention vor Kuration" plädieren für eine rasche, radikale Änderung des Gesundheitssystems und zeigen auf, wie eine nachhaltige Gesundheitsförderung aussehen könnte: Welche Struktur notwendig ist, um gesundes Leben für alle erlebbar zu machen – auf lokaler, regionaler und bundespolitischer Ebene. Wie und mit welchen Maßnahmen die Bevölkerung für ein gesundheitsbewussteres Leben sensibilisiert werden kann. Wie Krankheitsrisiken früh erkannt und damit Folgen verhindert oder gemindert werden können. Sie zeigen aber auch auf, dass die Etablierung eines nationalen Präventions-Programms ein langfristiger Plan ist, dessen Umsetzung 5 bis 10 Jahre beanspruchen wird und Investitionen (in die Gesundheitswirtschaft) erfordert.
Die vergangenen 50 Jahre haben gezeigt, dass mit reiner Aufklärung und Beratung über Ernährungs- und Bewegungsverhalten keine nachhaltigen Erfolge erzielt wurden.

Erste Modellprojekte sollen nun belegen, wie mit einem qualifizierten, strukturierten und zertifizierten Gesundheitsmanagement Fortschritte zu erzielen sind. Wie Menschen ihre bisherige Lebensweise in eine gesündere überführen können; eingedenk der neurowissenschaftlichen Erkenntnis, dass es rund sechs Wochen dauert, bis sich aus einem ersten Vorsatz eine zuverlässige Gewohnheit etablieren kann. Zum Beispiel die zu mehr Freude am Leben durch regelmäßige Bewegung bei einer ausgewogenen Ernährung.

Schlüsselloch-Chirurgie bei Kindern immer häufiger

Schlüsselloch-Chirurgie bei Kindern immer häufiger

Berlin – Insbesondere kleine Kinder erleben eine Operation oft als sehr „einschneidendes“ Erlebnis. Minimalinvasive Verfahren (MIC) über kleine Schnitte verringern nicht nur das körperliche und seelische Trauma, sondern auch die Schmerzen danach – etwa bei einer Blinddarmoperation. Das gilt selbst für Säuglinge und Kleinkinder. Aber nicht in allen Fällen kommt ein minimalinvasiver Eingriff in Frage. Wann er geeignet ist und wann nicht und wo es Unterschiede gibt bei der Behandlung von Kindern oder Erwa chsenen, sind Thema einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) am 14. Oktober 2013 anlässlich des 4. Weltkongresses der Kinderchirurgen (WOFAPS) in Berlin.

Die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie ist bei einigen Diagnosen bereits Standardtherapie. „Vor allem in der Neugeborenen- und Säuglingschirurgie haben wir mit minimalinvasiven Verfahren große Fortschritte gemacht“, sagt der Kinderchirurg Professor Dr. med. Philipp Szavay, Sprecher der DGKCH. Durchgesetzt hat sich die MIC beispielsweise in einigen Bereichen der Kinderurologie. Etwa bei der Korrektur einer Verengung des Harnleiters oder der Entfernung von Harnleiter oder Niere. „Studien zufolge sind minimalinvasive Eingriffe an Kindern unter einem Jahr ebenso erfolgreich und sicher wie offene Operationen – vorausgesetzt, die Chirurgen verfügen über die nötige Erfahrung“, sagt Professor Szavay, der Chefarzt der Kinderchirurgie am Kantonsspital Luzern ist. Einer der Vorteile sei, dass große Narben am Bauch verhindert werden.

Auch bei Operationen im Bereich des Brustkorbs greifen Kinderchirurgen zu minimalinvasiven Verfahren: Eine sogenannte Thorakoskopie hat den Vorteil, dass der Arzt den Brustkorb nicht öffnen muss. Dies erspart dem Kind Folgen wie zum Beispiel die Schiefstellung der Wirbelsäule. „Gerade bei Kindern, die ja noch wachsen, ist das von großer Bedeutung“, betont der Experte.

Allerdings sind der Schlüsselloch-Chirurgie auch Grenzen gesetzt. Dies gilt etwa für den Einsatz von Kohlenstoffdioxid (CO²), das in den Körper eingeblasen wird, damit der Operateur eine bessere Sicht hat. Es besteht die Gefahr, dass das Kind auskühlt oder als Folge des erhöhten CO²-Gehalts das Blut übersäuert. „Bei längeren Eingriffen muss der Arzt Risiko und Nutzen abwägen. Dafür bedarf es großer Expertise; auch der entsprechend beteiligten Kinder-Narkoseärzte“, erklärt Szavay. Komplexe Eingriffe sollten deshalb nur an kinderchirurgischen Zentren mit MIC-Erfahrung durchgeführt werden, empfiehlt der Experte.

Bei welchen Erkrankungen sich die Schlüsselloch-Chirurgie außerdem anbietet und welche Aspekte bei der Entscheidung für oder gegen diese OP-Technik bei Kindern eine Rolle spielen, darüber informiert die DGKCH auf ihrer Pressekonferenz am 14. Oktober 2013 von 13.00 bis 14.00 Uhr im Berliner Congress Center.