Smartphone-App erkennt Herzschwäche sofort

Smartphone-App erkennt Herzschwäche sofort

Tests mit 72 Probanden erfolgreich – Anwendung genauer als EKG

Herzdiagnose per App: Smartphone an Halsschlagader halten (Bild: caltech.edu)
Herzdiagnose per App: Smartphone an Halsschlagader halten (Bild: caltech.edu)

Pasadena (pte016/07.09.2017/10:30) –

Forscher am California Institute of Technology http://caltech.edu (Caltech) haben eine neue App entwickelt, die in Minutenschnelle, ganz
ohne Besuch beim Kardiologen und teure diagnostische Geräte, die
Herzgesundheit untersucht. Mit der Smartphone-Kamera zeichnet der User
ein Bild seiner Halsschlagader auf. Diese bewegt sich im Rhythmus des
von der linken Herzkammer in den Kreislauf gepumpten Blutes. Ist das
Herz schwach, schwillt die Ader nur wenig an – ist es stark, deutlich
stärker.

Kamera auf Halsschlagader

Die Bewegungen der Halsschlagader wertet die App aus,
die Caltech-Ingenieure zusammen mit Kollegen des Huntington Medical
Research Institute http://hmri.org und der University of Southern California http://usc.edu entwickelt haben. "In erstaunlich kurzer Zeit haben wir es geschafft,
von der Idee bis zur Sammlung von klinisch belastbaren Daten zu kommen",
sagt Mory Gharib vom Caltech. Die Entwickler haben das Start-up Avicena
gegründet, mit dem sie die App vermarkten wollen.

Im Rahmen einer klinischen Studie haben die Techniker
ihre App an 72 Freiwilligen im Alter von 20 bis 92 Jahren getestet. Der
Ausstoß der linken Herzkammer wurde zunächst in einem
Magnetresonanztomographen (MRT) ermittelt, dem genauesten Verfahren in
diesem Fall. Im Normalfall wird das preiswertere Elektrokardiogramm
(EKG) eingesetzt. Dann hielten die Entwickler die Kamera eines iPhones
ein bis zwei Minuten lang auf die Halsschlagader der Probanden. Die
Messung wich von den MRT-Messergebnissen um 19,1 Prozent ab. Die
Fehlerquote beim EKG, der gängigsten Methode, liegt bei 20 Prozent.

Weitere Diagnose-Optionen

Die Methode funktioniert, da Arterien elastisch sind.
Entsprechend des Herzschlags dehnt sich die Arterie aus und fällt wieder
in sich zusammen. Diese Wellenbewegung beinhaltet die Information über
das Funktionieren des Herzens. Gharib und seine Mitstreiter arbeiten
jetzt daran, aus dieser Wellenbewegung weitere Informationen über das
Herz herauszulesen.