KI in der Diskussion – Pro und kontra

  • Deutschland liegt im Rennen um künstliche Intelligenz hinter anderen Nationen zurück.
  • Investitionen von EU und Bundesregierung sind deshalb eine gute
    Idee. Deutschland sollte dabei aber nicht auf ethische Standards
    verzichten.
  • So könnte künstliche Intelligenz "Made in Germany" einen unerwarteten Wettbewerbsvorteil erlangen.
Gastbeitrag von Peter Buxmann

Am Thema künstliche Intelligenz (KI) scheiden sich die Geister. Die einen befürworten eine intensive
Nutzung von KI, darunter zum Beispiel der Facebook-Gründer Marc
Zuckerberg. Er propagiert neue gesellschaftlich wünschenswerte
Anwendungen wie etwa den Einsatz in der medizinischen Diagnose und
Therapie. Eine große Zahl von Beratungsfirmen baut KI-Abteilungen auf
und verdient damit viel Geld.

Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler
Erik Brynjolfsson vom Massachusetts Institute of Technology bezeichnet
künstliche Intelligenz als die bedeutendste "General Purpose Technology"
(Basistechnologie) unserer Zeit. Die unzähligen Möglichkeiten, KI im
Alltag oder branchenübergreifend in Unternehmen anzuwenden, scheinen ihm
recht zu geben. Hinzu kommt, dass die Algorithmen viele Jobs in der
Regel sehr gut erledigen: Sie analysieren auf Basis von CT-Bildern
Krankheiten, sagen Aktienkurse vorher, erkennen Gesichter oder
verhindern Cyberangriffe.


Auf der anderen Seite gibt es viele Kritiker, Tesla-Chef Elon
Musk etwa, und auch das verstorbene Physik-Genie Stephen Hawking gehörte
dazu. Die Befürchtung: KI könnte sich eines Tages selbst verbessern,
sodass in einem sich verstärkenden Kreislauf eine Superintelligenz
entsteht – ein Intellekt also, der dem Menschen in allen Bereichen
überlegen ist und ihn beherrscht. Zukunftsforscher Ray Kurzweil ist
angeblich sogar in der Lage, ein Datum zu nennen, wann dies passieren
wird: im Jahr 2045. Ob die Prognose seriös ist, darf bezweifelt werden.

Algorithmen sind bisher nur sehr beschränkt einsetzbar

Algorithmen oder Roboter, die der Menschheit überlegen sind, sind
seit Jahrzehnten ein beliebtes Thema und Gegenstand von Dystopien oder
Science-Fiction-Filmen wie "Alien", "Blade Runner" oder "Terminator".
Herbert A. Simon, einer der Väter der KI, sagte schon 1965 voraus, dass es nur noch zwanzig Jahre dauern werde, bis Maschinen in
der Lage seien, jede Arbeit zu erledigen, die bislang Menschen
vorbehalten war. Der Status quo der KI-Anwendung sieht dagegen so aus:
Algorithmen sind darauf spezialisiert, bestimmte Probleme zu lösen;
darin sind sie kaum zu schlagen, aber kein Algorithmus würde auf die
Idee kommen, sein Anwendungsgebiet zu erweitern. Es gibt auch keine
erfolgversprechenden Ansätze, die in der Lage wären, eine solche
Superintelligenz mit eigenem Bewusstsein zu entwickeln.

Ist also alles in bester Ordnung? Können wir sorglos in eine Zukunft
blicken, in der KI uns bei vielen Tätigkeiten und Entscheidungen
unterstützt und unsere Gesellschaft dadurch verbessert? So einfach ist
es leider nicht. Wir müssen beachten, dass es sich bei den meisten
KI-Algorithmen um "Black Boxes" handelt. Sie geben häufig nicht preis,
warum sie wie entschieden haben. Das mag in manchen Fällen
unproblematisch sein, in vielen anderen ist es das aber nicht.

In einigen Unternehmen sind heute schon KI-Lösungen bei der
Auswahl von Personal im Einsatz. Arbeitet der Algorithmus nach dem
Black-Box-Prinzip, können wir die Auswahlentscheidung nicht erklären.
Zudem wissen wir nicht, ob der Algorithmus Parameter wie Geschlecht,
Hautfarbe oder Religion in seine Entscheidung einbezogen hat. Wollen wir
solche Algorithmen? Die Antwort muss heißen: nein.