Neues Antibiotikum entwickelt

Widerstand ist zwecklos:

Bakterien adé

Münster, 18.05.06 (wid). Ein neu entwickeltes Antibiotikum erobert seit
Anfang Mai von Münster aus den deutschen Markt. Es bekämpft sogar
multiresistente Bakterien und verhindert die Entstehung neuer
resistenter Arten. Der Wirkstoff, der europaweit zum ersten Mal
zugelassen wird, findet in Krankenhäusern Verwendung.

Drei Millionen Patienten stecken sich jährlich in europäischen Kliniken
mit Keimen an, die auf herkömmliche Antibiotika gar nicht oder nur sehr
schlecht reagieren. Eine solche Infektion endet für etwa 50.000
Krankenhauspatienten tödlich. "Mit dem neu entwickelten Wirkstoff
Tigecyclin können viele dieser Menschen gerettet werden", betonte Dr.
Peter-Andreas Löschmann, Medizinischer Direktor der deutschen Wyeth
Pharma GmbH in Münster, die Bedeutung des Präparats, das jetzt auf
einem Symposium der medizinischen Fach-Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Neben den vielen vermeidbaren Todesfällen stellen die hartnäckigen
Keime auch eine Belastung für die Gesundheitswirtschaft dar: Mehr als
eine Milliarde Euro verwenden die deutschen Krankenkassen und
Krankenversicherungen jährlich für die Bekämpfung von widerstandsfähig
gewordenen Keimen. Deren Resistenzen seien die Folge eines
unreflektierten Einsatzes von Antibiotika in den vergangenen Jahren,
unterstrich Prof. Dr. Hartmut Lode, Leiter des Berliner Research
Centers for Medical Studies, bei der Vorstellung des Antibiotikums in
Münster.

Nachdem der von der Wyeth Pharma GmbH entwickelte Wirkstoff bereits von
der amerikanischen Gesundheitsbehörde zugelassen wurde, ist das
Medikament als erstes Präparat aus der Klasse der Glycylzykline nun
auch in Deutschland erlaubt. Zuvor hat das Präparat zahlreiche
klinische Studien unter der Federführung der Universität Heidelberg
durchlaufen.

"Das Antibiotikum ist für komplizierte Haut- und Weichgewebsinfektionen
und Entzündungen des Bauchraumes zugelassen", kreist Löschmann die
Einsatzgebiete des Medikamentes ein und erklärt: "Dank seiner
Wirksamkeit gegenüber verschiedenen problematischen Keimen schließt das
neue Antibiotikum eine wichtige therapeutische Lücke".