Gehirn bremst Alterserscheinungen geschickt aus
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Älteres Paar: Gehirn versucht Schritt zu halten (Foto: pixelio.de/Juergen Jotzo) |
Bochum (pte014/14.09.2016/12:30) –
Ältere Menschen entwickeln eine höhere selektive Aufmerksamkeit, sie
schauen genauer und aufmerksamer auf Details als Jüngere. Die Nachteile
des Alterungsprozesses kann das Gehirn also bis zu einem gewissen Grad
durch erhöhte Aufmerksamkeit ausgleichen. Zu diesem Schluss kommen
aktuelle Messungen von Neuropsychologen der Ruhr-Universität Bochum http://ruhr-uni-bochum.de .
Sortieraufgabe für Jung und Alt
Den Ergebnissen zufolge gab es zwei Kategorien von
Farbkreisen, die sich jeweils in den verwendeten Farben unterschieden.
Die Forscher beobachteten jüngere und ältere Menschen bei einer
Sortieraufgabe. In jeder Kategorie gab es zusätzlich zwei Gruppen von
Kreisen: solche, die sich insgesamt stark ähnelten, und solche, die sehr
individuell aussahen. Die Versuchspersonen mussten die Kreise den
beiden Kategorien zuordnen. Sie lernten erst während des Tests durch
Rückmeldungen, welche Kategorien es gab.
Die Wissenschaftler haben nicht nur die Antworten der
Teilnehmer aufgezeichnet, sondern erfassten über ein
Elektroenzephalogramm (EEG) auch die Gehirnwellen und über einen "Eye
Tracker" die Blickrichtung der Probanden. Das Ergebnis: Sowohl Jüngere
als auch Ältere hatten keine Schwierigkeiten, die sich ähnelnden Kreise
in ihre jeweilige Kategorie zu stecken – die Lernprozesse beider Gruppen
unterschieden sich nicht wesentlich. Als sie im Verlauf des Tests
jedoch die weniger eindeutigen Exemplare kategorisieren mussten, gab es
Unterschiede. Die Einordnung fiel den älteren Versuchspersonen deutlich
schwerer.
Eye Tracker bestätigt Annahme
"Es gibt zwei Strategien, wie man einzelne Objekte
einer Kategorie zuordnen kann. Während wir ähnliche Mitglieder einer
Kategorie ganzheitlich wahrnehmen, müssen wir Ausnahmen gesondert lernen
und uns genau einprägen. Älteren Menschen fällt es schwerer, von einer
Strategie zu der anderen zu wechseln", sagt Expertin Sabrina Schenk. Die
Messungen der Gehirnwellen zeigten aber auch, dass ältere Menschen eine
höhere selektive Aufmerksamkeit entwickeln. Sie schauen genauer und
aufmerksamer auf die Details als jüngere Menschen.
Auch die erhobenen Daten des Eye Trackers bestätigen
die Annahme der Forscher. "Die Nachteile des Alterungsprozesses kann das
Gehirn also bis zu einem gewissen Grad durch erhöhte Aufmerksamkeit
ausgleichen", so Schenk abschließend. Eine Computersimulation an der
kanadischen University of Western Ontario hat die Ergebnisse der
Bochumer Wissenschaftler, die im Journal "Neuropsychologia"
veröffentlicht wurden, bereits bestätigt.