Archiv der Kategorie: Politik Gesellschaft

Deutsche Bildung und Schulen die besten der Welt?

MOOCs in Deutschland, die verpasste Chance

Deutschland hat es gut, denn
in Deutschland ist Bildung umsonst. Das lernt man erst zu schätzen,
wenn man öfters im Ausland war und sieht, was Menschen zahlen müssen, um überhaupt Bildung zu erhalten. Deutschland ist auch Exportweltmeister bzw. wir waren es. Die Marke “Made in Germany” ist berühmt und steht für Qualität und Zuverlässigkeit. Der deutsche Ingenieur ist weltweit anerkannt und wir trauern ihm immer noch hinterher. Wenn man jetzt eins und eins
zusammenrechnen würde, also freie Bildung und Export, dann könnten wir
eigentlich MOOC-Export-Weltmeister sein. Das hätte viele Vorteile, denn
Deutschland braucht gute Fachkräfte und das Problem ist, diese
Fachkräfte zu finden. Eine internationale Bildungsplattform “Made in
Germany” könnte hier sehr helfen, zum einen kann man die Kursbesten dank
Learning Analytics sehr schnell finden und Sie persönlich ansprechen.
Zum anderen kann man bestimme Affiliate-Programme starten, um z.B.
Aufenthaltsgenehmigungen, Arbeitsplätze oder andere Mehrwerte zu
vermitteln. Die Frage ist daher, warum sind wir es nicht?

Quelle https://pixabay.com/de/flagge-deutschland-fahne-3504961/

Warum sind MOOCs in Deutschland ein Nischenprodukt?

MOOCs stehen symbolisch für
freie Bildung. Dieses Versprechen haben sie aber kaum gehalten,
jedenfalls nicht bei den großen US Anbietern, die eigentlich alle
inzwischen Payment-Modelle haben. Es gibt jedoch noch hunderte wenn
nicht sogar tausende freier Kurse. Jedoch kommen kaum welche aus Deutschland, denn nur das HPI mit OpenHPI und wir Lübecker mit mooin (inzwischen umbenannt in www.oncampus.de)
haben Plattformen und entwickeln auch MOOCs. Vielleicht hat ganz
Deutschland 200 MOOCs in den letzten 5 Jahren entwickelt. In Lübeck
listen wir auch MOOCs anderer Anbieter wie iMooX und Uni Marburg und
hoffentlich auch bald die MOOCs vom HPI. Hier gibt es eine aktuelle Übersicht.

Es gibt viele Gründe, warum die MOOCs in Deutschland nicht funktionieren. Zum einen versucht jede Hochschule ihr eigenes Ding Bildungsplattform
zu machen. Auch wenn die Hochschule nur einen MOOC entwickelt muss
dieser unbedingt auf einer eigenen Plattform, sei es WordPress oder
Moodle, mit eigenem Branding und eigener URL laufen. Die Kosten und die
Qualität spielen da keine Rolle und Nachhaltigkeit wird nur symbolisch
in den Projektantrag geschrieben. Dabei funktionieren MOOCs nur über
Reichweite und dafür braucht es eine große reichweitenstarke
Bildungsplattform. Ich vergleiche daher eine MOOC-Plattform immer mit
Amazon und seinen Shop-in-Shop-Systemen. Daher sollte einen
Mandantenfähigkeit eine große Rolle spielen.

Der Kunde/Lerner will das
nächstbeste Kurs-Angebot für seine Interessen nur einen Klick entfernt
finden, ähnlich wie bei Amazon. Wer diesen Kurs belegt hat, der hat auch
diesen Kurse belegt. Dabei ist es ihm meist egal, ob der Kurs aus
Aachen, Berlin, Lübeck oder Koblenz kommt. Oft ist es ihm auch egal, ob
der Kurs kostenfrei ist oder nicht, Hauptsache er ist passend und
schnell verfügbar.  Hochschulen denken jedoch nicht aus Kundensicht, wo
wir gleich bei Problem zwei sind.

Hochschulen denken immer nur
an ihre Interessen und ihre Studierende. Das Bildungsangebot einer
Hochschule beginnt meist mit der Einschreibung und endet mit der
Graduiertenfeier. Das lebenslange Lernen hat jedoch wenig mit Hochschule
zu tun. Das Wissen, was man in der Hochschule erlangt, hat oft nur eine
kurzen Haltbarkeitswert, gerade bei Themen wie Big Data, KI, Jura oder
Medizin. Wichtiger sind die Kompetenzen, die man erhalten sollte, also
wie lernt man schnell und erkennt das Wichtige oder wie kann man die
Relevanz beurteilen. Daher sollten Hochschulen den Lerner Kunden
lebenslang begleiten und das gilt nicht nur für die Absolventen der
eigenen Hochschule sondern für die gesamte Gesellschaft. Das nennt man
“Öffnung der Hochschule” aber Hochschulen setzen andere Prioritäten.
Wenn man hier von lebenslangen Angeboten spricht, sind oft
Alumni-Netzwerke gemeint und diese sind dann auch in geschlossenen
Systemen. Man kann nur erahnen, was es intern alles gibt, abgeschottet
durch Firewalls und Hochschulzugänge.

Quelle https://pixabay.com/de/stadion-arena-%C3%BCbereinkommen-h%C3%B6rsaal-485328/

Zuletzt haben wir die MOOC
Anbieter ohne Infrastruktur. Das sind die ganzen Bildungseinrichtungen,
die keine gewachsenen IT Infrastrukturen haben, die staatlich gefördert
sind, z.B. Volkshochschulen, Schulen, Berufsschulen und natürlich die
vielen Vereine, die sich auch in der Bildung engagieren. Alle haben zwar
IT, aber selten Rechenzentren und erst recht keine Developer. Hier gibt
es StrickMOOCs, VolleyballtrainerMOOCs, SeniorenMOOCs aber auch
KlimaMOOCs, die alle eine große Nachfrage haben, aber keinen
akademischen Anspruch. Diese Institutionen sind oft zu klein um eine
eigene Infrastruktur aufzubauen. Wozu auch, denn dafür sollte es
Plattformen in der Cloud geben, die man dafür nutzen kann. In
Deutschland sprechen viele von einer Bildungscloud (damit werden oft
Länderlösungen für Schulen bezeichnet) und vergessen, dass wir in Lübeck
schon längst so eine Bildungscloud anbieten. Das ist auch wichtig, denn
sonst würde es diese Angebote nicht geben und das machen wir kostenfrei
nebenbei und auch ohne Förderung. Jeder der einen MOOC bei uns machen
will, braucht keine Hostingkosten zahlen. Er muss nur das Tutorial  “mooin maker
durcharbeiten und kriegt dann einen leeren MOOC angelegt. Dann kann er
theoretisch loslegen, ob die Qualität stimmt, ist dann eine neue
Diskussion, aber viel wichtiger ist, das etwas passiert und die
Einstiegshürden niedrig sind. Sonst diskutieren wir wieder jahrelang,
aber es passiert nichts und man lernt nichts dazu. Ich sage dazu nur ein
Wort: “Qualitätssicherung“.

Wird wirklich eine nationale Bildungsplattform gebraucht?

Inzwischen hat auch das BMBF erkannt, dass wir irgendwas wie eine nationale Bildungsplattform brauchen. Dafür gab es eine Machbarkeitsstudie,
die dann auch ergeben hat, dass dieses Vorhaben möglich und auch
sinnvoll ist. Bevor es Kritik über den Sinn dieser Studie gibt, bitte
beachtet, dass man ohne Studie keine Plattform ausschreiben darf. Das
wäre sonst Verschwendung von öffentlichen Geldern.

Laut meinen Infos wird die
Ausschreibung für diese Plattform erst 2020 passieren und damit wird ein
Start 2022 oder 2023 wahrscheinlich sein. Bis dahin werden Cousera,
Udacity, Udemy aber auch oncampus weiterentwickeln. Die
Bildungsplattform wird bei Null starten und wahrscheinlich von Leuten
entwickelt, die keinerlei Erfahrung mit MOOC-Plattformen haben.  Ob man
2023 immer noch eine solche Plattform braucht, von dem Konzept eines
Monolithen, in einer zukünftig vernetzten Welt, wird sich zeigen. Die
Konzepte, die wir heute denken, werden in fünf Jahren nicht mehr aktuell
sein, das weiss selbst ich. Und ob bei dem Konzept auch an andere
Bildungsorganisationen außer Hochschulen gedacht wird, darf bezweifelt
werden und warum überhaupt Hochschulen dort Angebote platzieren sollten,
wird die große Aufgabe sein. Denn nur damit, kann eine solche Plattform
erfolgreich sein.

Damit wären wir dann aber wieder bei der Ausgangssituation und der Grund, warum ich das hier schreibe.

Was wäre passiert, wenn wir “Made in Germany”-MOOCs exportiert hätten?

Als ich vor ein paar Monaten
in Südafrika war, ist mir aufgefallen, dass unsere Ingenieure Weltruhm
haben. Wir haben, auch wenn wir in Deutschland hart unsere
Bildungsqualität kritisieren, auf der ganzen Welt ein “Made in Germany”
Ruf, der seinesgleichen sucht. Deutsche Ingenieure werden überall
gesucht und werden zum reparieren der deutschen Maschinen sogar
eingeflogen. Südafrika bildet nur sehr wenige MINT-Studiengänge aus.
Alle wollen Manager werden, trotz starken Bergbaus und einer
ausgezeichneten MINT-Nachfrage. Die lokalen Ingenieure, sind oft mit der
Technologie-Entwicklung überfordert. Heute sind die Produktzyklen
unglaublich schnell und Afrika überspringt oft ganze Generationen an
Entwicklung. So gibt es keine flächendeckende Verkabelung, sondern es
wird gleich alles kabellos gemacht. Dieser Wissensgap wird in den
nächsten Jahren noch größer, denn die Entwicklungszeiten werden immer
kürzer und die Systeme immer komplexer und dank Internet of Things auch
immer mehr aus der Ferne wartbar. Die Entwicklungsländer haben kaum
Chancen, ihre Lehrinhalte der Geschwindigkeit anzupassen. Hier wird die
Digitalisierung noch härter zuschlagen, als bei uns. Das bedeutet aber
auch, dass viele Länder unser Wissen brauchen und dann auch zu schätzen
wissen. Eine Bildungsplattform könnte ein internationales digitales
Netzwerk gründen, von dem nicht nur die Hochschulen profitieren, sondern
auch die Wirtschaft.

Quelle https://pixabay.com/de/system-netz-nachrichten-personen-927147/

Unser Ansatz der
internationalen Bildungsstrategie wird aber heute immer noch analog
geführt. Federführend seien hier das DAAD, das Goethe-Institut und das
Erasmus-Programm genannt. Von internationalen MOOCs und einer
Bildungsplattform, hab ich bei diesen Organisationen noch nie etwas
gehört. Ich weiss jedoch, dass auch darüber nachgedacht wird, teilweise
auch von uns angeregt. Das BMBF ist da sehr innovativ, obwohl man das
nicht immer erwartet. Wir werden sehen, was 2020 bei dem deutschen
Ansatz der Bildungsplattform passieren wird. Es bleibt weiterhin
spannend.

UNESCO ernennt KIT zum „Lernort für Nachhaltige Entwicklung“

Liebe
Frau Landgraf und alle KIT-Mitarbeiter,

zu
dieser Verdienten Auszeichnung möchte ich Euch gratulieren. Mir ist das schon
seit Jahren klar, dass Ihr den Finger am Puls der Zeit habt.

Jean
Pütz


Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche
UNESCO-Kommission (DUK) zeichnen das Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
für seine herausragenden Bildungsinitiativen für nachhaltige Entwicklung aus.
Die Jury lobte vor allem die Zielsetzung des KIT, sich allumfassend zu einer
nachhaltigeren Organisation zu entwickeln. Die Preisverleihung fand gestern
Abend (28.11.2018) in Bonn statt.

Fahrradcampus,
Reallabor, Klima- und Umweltforschung, Frühlingstage der Nachhaltigkeit: Am KIT
mangelt es nicht an nachhaltigen Konzepten, Aktivitäten und Ideen. Mit seiner
Größe und technischen Ausrichtung trägt das KIT als Ausbildungsstätte
zukünftiger Akteure und Entscheidungsträger maßgeblich zu einer nachhaltigeren
Zukunft bei. Dafür zeichnete die deutsche UNESCO-Kommission das KIT nun als
„Lernort für Nachhaltige Entwicklung“ aus. Initiiert hatte die Bewerbung um die
Auszeichnung das ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium
Generale am KIT zusammen mit der Stabsstelle ZUKUNFTSCAMPUS und der Karlsruher
Schule der Nachhaltigkeit (KSN).

In
Lehrmodulen, Projekten und im Begleitstudium Nachhaltige Entwicklung
beschäftigt sich das ZAK seit vielen Jahren mit theoretisch-konzeptionellen
Perspektiven der Nachhaltigkeit und vermittelt anwendungsorientiertes Wissen
und Kompetenzen für alle Studierenden des KIT. „Durch das Aufgreifen und
Debattieren des Nachhaltigkeitsdiskurses in unserer Lehre und den
Veranstaltungen der Öffentlichen Wissenschaft, tragen wir zu einer
Sensibilisierung der Gesellschaft und zur Ausbildung eines
Verantwortungsbewusstseins für nachhaltiges Handeln über die Grenzen einzelner
Disziplinen bei“, sagt die Direktorin des ZAK Professorin Caroline Y.
Robertson-von Trotha, die gestern die Auszeichnung von Staatssekretär Christian
Luft und der Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Professorin Maria
Böhmer entgegennahm.

Zur
Verankerung der Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung vernetzen die Karlsruher
Schule der Nachhaltigkeit (KSN) und das Netzwerk Nachhaltigkeit am KIT (NeNa)
interessierte Akteure. Die KSN etabliert durch innovative aktive Lehrformate
einen Austausch zwischen Forschenden, Studierenden und der Zivilgesellschaft.
Ziel ist, dass zukünftig alle Absolventinnen und Absolventen des KIT die
nötigen Kompetenzen entwickeln, um Nachhaltigkeitstransformationen
mitzugestalten.

Neben
der Lehre und dem partizipativen Ansatz lobte die Jury das
Nachhaltigkeitsmanagement am KIT. Mit rund 9 300 Beschäftigten und 25 500
Studierenden entspricht das KIT dem Ressourcenverbrauch einer Kleinstadt. Das
Ziel des KIT ist daher, durch eigenes Tun aktiv zum Klimaschutz beizutragen.
Dazu hat das KIT unter anderem eine Stabsstelle für Nachhaltigkeit
eingerichtet. Die Stabstelle ZUKUNFTSCAMPUS entwickelt nachhaltige Projekte und
unterstützt die Vernetzung mit der Wissenschaft sowie die Partizipation aller
Akteure, um auch nachhaltiges Handeln innerhalb der Organisation zu verankern

Über
das UNESCO-Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE)

Seit
2016 zeichnen das BMBF und die DUK im Rahmen der nationalen Umsetzung des
UNESCO-Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ einmal im
Jahr Bildungsinitiativen aus. Die Auswahl trifft eine aus Mitgliedern der
Nationalen Plattform BNE sowie Vertretern des BMBF, der Freien Universität
Berlin und der DUK bestehende Jury. Neben Lerninhalt, Methoden und
Lernprozessen richten die ausgezeichneten Akteure das gesamte Handeln in allen
Bereichen der Institution auf BNE aus. Sie orientieren die eigene
Bewirtschaftung an Prinzipien der Nachhaltigkeit und tragen somit dazu bei, BNE
strukturell in der deutschen Bildungslandschaft zu etablieren.

 

Transfair: 70 Jahre Menschenrechte – und wie?

Köln,
7. Dezember: Vor siebzig Jahren stimmte die UN-Generalversammlung mit
48 Ja-Stimmen für die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Ein
großer Erfolg, doch die positiven Folgen lassen in vielen Ländern auf
sich warten. Inzwischen rücken vor allem Unternehmen immer stärker in
den Fokus der Verantwortung: „
Der Schutz der
Menschenrechte hängt mittlerweile wesentlich vom Handeln multinationaler
Unternehmen ab. Aber es fehlen rechtliche Sanktionen für Firmen, die
Menschenrechtsverletzungen entlang ihrer Lieferkette zulassen.
Deutschland ist Schlusslicht im internationalen Vergleich“, so
TransFair-Vorstandsvorsitzender Dieter Overath.
Staaten
wie Großbritannien oder Frankreich schufen bereits verbindliche Gesetze
zur Sorgfaltspflicht von Unternehmen. Deutschland bleibt mit seinem
Nationalen Aktionsplan dagegen hinter den Erwartungen zurück.

70 Jahre Menschenrechte: ein Meilenstein ohne Verbindlichkeit

Ein
Großteil der Firmen lebt vom Handel mit Waren des globalen Südens oder
hat die Produktion an kostengünstige Standorte im Ausland verlagert.
Dabei schenken viele Unternehmen menschenrechtlichen Risiken entlang der
Wertschöpfungskette zu wenig Aufmerksamkeit. „Durch die Zertifizierung
der Akteure entlang der Lieferketten leistet Fairtrade gemeinsam mit
Lizenz- und Handelspartnern einen Beitrag zu mehr Transparenz, was die
Voraussetzung zur Einhaltung von Menschenrechten ist. Aber weniger
engagierte Unternehmen untergraben diese Bemühungen häufig, indem sie
sich durch Billigproduktion und Lohndumping höhere Marktanteile
sichern“, erklärt Dieter Overath von TransFair e. V. Aus diesem Grund
braucht es dringend verbindliche Gesetze, die Fehlerverhalten der
Unternehmen bestrafen und den fairen Handel fördern.

Kleinbauern stärken, um Menschenrechte zu schützen – Deutschland muss mitziehen!

Kleinbauern
gehören zu den Schutzbedürftigsten des globalen Handels: Bis 2060 wird
alleine im Bananenbau ein Flächenverlust von 60 Prozent erwartet. Schuld
daran ist unter anderem der von den Industriestaaten verursachte
Klimawandel, aber auch Preisdumping entlang der Lieferkette, Landflucht
und fehlende Zukunftschancen in der Landwirtschaft verschärfen die
Situation der Kleinbauern. „In einer von Konkurrenzdenken beherrschten
Welt, setzt Fairtrade auf Dialog, Nachhaltigkeit und Empowerment“,
beschreibt Diomedes Rodriguez, Mitglied der Kakao- und
Bananenkooperative in Panama, den Ansatz von Fairtrade. Weil Fairness
klare Spielregeln braucht, muss die Politik aktiv werden und
verbindliche Gesetze für Handel sowie Menschenrechte schaffen.  

Um
gerade Kleinbauern auch per Gesetz besser zu schützen, hatten die
Vereinten Nationen erst im November dieses Jahres eine Erklärung zur
Stärkung der Bauernrechte im Menschenrechtsrat mit großer Mehrheit
verabschiedet. Trotz der Aufforderung von TransFair und vielen weiteren
NGOs für die Erklärung zu stimmen, enthielt sich Deutschland bei der
Abstimmung.

Weiterführende Informationen finden Sie hier:
Arbeitsschwerpunkte von Fairtrade
Fairtrade und Menschenrechte: Q & A

Hintergrund:

Der Verein TransFair e.V. wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in
Entwicklungsländern zu unterstützen. Als unabhängige Organisation
handelt TransFair e.V. nicht selbst mit Waren, sondern setzt sich dafür
ein, den Handel mit fair gehandelten Produkten und Rohstoffen zu fördern
und mehr Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu erreichen.
www.fairtrade-deutschland.deTransFair gehört zum internationalen Verbund

Fairtrade International e.V., in dem
Fairtrade-Organisationen aus 25 Ländern und die drei kontinentalen
Produzentennetzwerke zusammengeschlossen sind. Fairtrade International
entwickelt die international gültigen Fairtrade-Standards. www.fairtrade.net


Landwirtschaft für die Schule

Neue Handreichungen für Lehrkräfte vorgestellt

Die Leistung der Bäuerinnen und Bauern bei der Herstellung von Lebensmitteln und die Lebensmittel selber können wir erst dann wirklich wert schätzen, wenn wir sie auch selbst kennen gelernt haben“. Dieser Überzeugung ist Dr. Margareta Büning-Fesel, Geschäftsführender Vorstand vom aid infodienst, Bonn. Gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsminister Helmut Brunner (Landwirtschaft) und Staatssekretär Bernd Sibler (Unterricht und Kultus) hat Büning-Fesel Ende Juni 2012 die ersten vier von acht Handreichungen für den Unterricht in allgemeinbildenden Schulen auf einem Bauernhof in Landsham bei München der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die zentralen Fragen dieser neuen Reihe an Unterrichtsmaterialien sind: Wie funktioniert Landwirtschaft? Wie gehen wir mit unserer Umwelt, unseren Ressourcen, den Nutztieren und -pflanzen um? Wovon leben die Menschen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb
heute? Die Antworten sind mit Hilfe der aid-Lehrerhandreichungen für die vier Jahrgansstufen der Grundschule sowie für die Sekundarstufen I und II ganz leicht. Jede Handreichung enthält umfangreiche Hintergrundinformationen sowie eine Vielzahl von Unterrichtseinheiten mit Arbeitsblättern, Lösungsvorschlägen, Folien und Tafelbildern sowie Illustrationen. Die jeweils beiliegende CD-ROM ermöglicht eine individuelle Anpassung an den Lernstand der jeweiligen Klasse.

Das Unterrichtsmaterial für alle Schulstufen ist das Ergebnis einer gelungenen Partnerschaft. Es wurde von Lehrkräften aus Bayern ausgearbeitet, fachlich von der Landesanstalt für Landwirtschaft, didaktisch vom Landesinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München sowie redaktionell vom aid infodienst bearbeitet. Die
Themenhefte bieten Unterrichtsmaterialen und Unterrichtseinheiten mit schneller Orientierungsmöglichkeit und breitem Einsatzspektrum für die Lehrenden, ausgerichtet auf Kompetenzorientierung und Differenzierung.

Büning-Fesel hob bei der Präsentation hervor, dass Kinder in vielen Industriestaaten
heute leider eine verzerrte Vorstellung von der Herkunft Ihrer Lebensmittel haben, so dass die Vermittlung von Wissen dazu umfassender im Rahmen der Allgemeinbildung verankert werden muss: „Der aid infodienst will mit der Bereitstellung dieser Unterrichtsmaterialien in ganz Deutschland mit dazu beitragen, dass möglichst vielen Schülerinnen und Schülern von der ersten bis zur zwölften Klasse ein realistisches Bild unserer vielfältigen Landwirtschaft und der Produktion unserer Lebensmittel vermittelt wird.“ (aid)

Vergessene Nachrichten? – eine interessante Initiative mit den TOP TENS

Relevant, aber kaum in den
Medien

Top Ten der Vergessenen Nachrichten: Platz eins
für das größte Freihandelsabkommen der Welt

Deutschlandfunk und
Initiative Nachrichtenaufklärung veröffentlichen Liste wichtiger Nachrichten
mit wenig Berichterstattung

Die größte Freihandelszone
der Welt entsteht, ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nimmt. Viele
Senioren nehmen ungeeignete Medikamente ein – aber die Möglichkeiten, dies zu
verhindern, bleiben weithin unbekannt. So urteilt eine Jury mit Vertreterinnen und
Vertretern aus Wissenschaft, Medien und Studierenden deutscher Hochschulen, die
die Nachrichten der vergangenen zwölf Monate analysiert hat. Grundlage für die
Liste vernachlässigter Nachrichten bilden Vorschläge aus der Bevölkerung. Die
Top Ten dieser „Vergessenen Nachrichten“ wurde jetzt von der
Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks gemeinsam mit der Initiative
Nachrichtenaufklärung e.V. (INA) veröffentlicht.

Auffällig ist in diesem
Jahr, dass es neben zwei Themen aus dem Bereich Gesundheit und auch zwei Themen
aus dem Bereich des Datenschutzes auf die Liste geschafft haben. Auch die
Zusammenarbeit innerhalb der EU und andere internationale Fragen sind stark
vertreten.

Die Initiative
Nachrichtenaufklärung macht gemeinsam mit der Nachrichtenredaktion des
Deutschlandfunks mit den „Vergessenen Nachrichten“ seit 2015 auf
vernachlässigte Nachrichten und Defizite im Informationsbereich aufmerksam.
Recherchierenden Journalistinnen und Journalisten stellt die Initiative auf
Anfrage auch weitergehendes Informationsmaterial zur Verfügung.

Weitere Informationen zur
Initiative Nachrichtenaufklärung erhalten Sie unter: www.derblindefleck.de

Die Top Ten der Vergessenen
Nachrichten:

Top 1: JEFTA – Das größte
Freihandelsabkommen der Welt

Die Europäische Union und
Japan bilden seit dem 1. Februar 2019 die größte Freihandelszone der Welt. Das
Abkommen mit dem Kürzel JEFTA wurde gleichzeitig mit den viel diskutierten
Verträgen TTIP und CETA ausgehandelt, stand aber im Vergleich zu diesen sehr im
Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung.

Top 2: Der gläserne
Passagier – Sammlung von Fluggastdaten in der EU

Wer innerhalb Europas ein
Flugzeug besteigt, der wird seit dem vergangenen Jahr grundsätzlich
registriert. Mit dem Fluggastdatengesetz hat Deutschland 2018 eine
EU-Richtlinie mit weitreichenden Folgen umgesetzt: Bei jedem Flug werden 20
persönliche Informationen an staatliche Behörden übermittelt, fünf Jahre lang
gespeichert und gegebenenfalls auch weitergegeben. Während über die Speicherung
solcher Daten bei Flügen in die USA vor einigen Jahren noch sehr kontrovers
diskutiert wurde, gab es über die neue innereuropäische Regelung nur sehr wenig
Berichterstattung – obwohl sie die meisten EU-Bürger deutlich stärker betrifft.

Top 3: Venezuela und das
Völkerrecht – Kein Thema?

Die Bundesregierung hat
Anfang 2019, wie auch zahlreiche andere Staaten, den selbsternannten Übergangspräsidenten
Venezuelas, Juan Guaidó, als amtierenden Staatschef anerkannt. Völkerrechtlich
war dies ein Novum, wie Juristen im Auftrag des Bundestags festgestellt haben.
Während die politische Entwicklung und die humanitäre Krise in Venezuela in
Deutschland auf breites Interesse stoßen, haben Medien über die damit eng
verknüpfte rechtliche Debatte nur wenig berichtet. Und das in einer Situation,
in der das Land möglicherweise vor einem Bürgerkrieg steht und die USA bereits
offen mit einer Invasion gedroht haben.

Weitere Themen:

4. Gesünderes Wasser ist
möglich – Chemikalien meist nicht gefiltert

5. Das Stiftungs(un)wesen –
Almosen statt Sozialpolitik?

6. Kinderarbeit für das
Brautgeld – Das Sumangali-System in Indien

7. Wohlstand und Demokratie
in Afrika – Das Beispiel Botswana

8. Gefährliche Cocktails –
Falsche Medikation bei Senioren

9. Internet-Kriminalität –
Aufklärung gelingt nur selten

10. Lebenslanges Leiden –
Genitalverstümmelung in Deutschland

Deutschlandradio

Arbeitsmarkt 2030: Rechne das bitte kurz aus

Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT

Arbeitsmarkt 2030: Rechne das bitte kurz aus

Anfang März haben das Bundesinstituts für
Berufsbildung (BIBB) und das Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB) die Ergebnisse der dritten Welle der Qualifikations- und
Berufsfeldprojektionen vorgelegt. Das Ergebnis: Trotz erhöhter Zuwanderung droht
Fachkräfteengpass. Die Prognose basiert auf Datengrundlagen und methodischen
Ansätzen, die Fraunhofer FIT gemeinsam mit der Gesellschaft für wirtschaftliche
Strukturforschung (GWS) erarbeitet hat.

»Trotz einer seit dem Jahr 2010 stetig zunehmenden Zuwanderung sowie
steigender Erwerbsquoten wird es möglicherweise nicht gelingen, den drohenden
Fachkräfteengpass im mittleren Qualifikationsbereich – also bei Personen mit
abgeschlossener Berufsausbildung – zu verhindern. So könnte die Zahl der am
Arbeitsmarkt verfügbaren Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung bis zum
Jahr 2030 um rund drei Millionen zurückgehen.« so die Zusammenfassung der
dritten Welle der Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen, die eine Prognose
zur Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland bis zum Jahr 2030 liefert (www.bibb.de/de/66476.htm).

Die Untersuchung wurde unter Leitung des Bundesinstituts für Berufsbildung
(BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Basis
von Datengrundlagen und methodischen Ansätzen des Fraunhofer-Instituts für
Angewandte Informationstechnik FIT und der Gesellschaft für wirtschaftliche
Strukturforschung (GWS) erstellt. Zur Berechnung des zu erwartenden
Arbeitsplatzbedarfs wurden die Vorteile der beiden bisher verwendeten Modelle
des Fraunhofer FIT und der GWS zu einem neuen präziseren Modell vereint.
Maßgeblich beteiligt war hier die Forschungsgruppe Mikromodelle des Fraunhofer
FIT, die bereits seit mehr als 20 Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung Projektionen zum zukünftigen Arbeitsangebot erstellt (http://s.fhg.de/arbeitskraefteangebot).

Die Arbeitsangebotsprojektionen des Fraunhofer FIT basieren auf verschiedenen
Verlaufsmodellen, mit denen der zukünftige Erwerbspersonenbestand über Zu- und
Abgänge bestimmt wird. »Zentraler Ausgangspunkt für eine gute Prognose ist daher
die genaue Analyse des Ist-Angebotes, wozu die Alters-, Qualifikations- und
Berufsstruktur der Bevölkerung und die Erwerbsquoten in Abhängigkeit von Alter,
Bildung, Geschlecht und Berufsfeld des erlernten Berufes bestimmt werden«, so
Michael Kalinowski, Wissenschaftler der Forschungsgruppe Mikromodelle des
Fraunhofer FIT.

Mit einkalkuliert wird auch, dass gleichzeitig neue Erwerbspersonen
nachwachsen – etwa aus jüngeren Jahrgängen oder durch Zuwanderung aus dem
Ausland. Hier wird nun auch die erhöhte Zuwanderung im Vergleich zu den beiden
ersten Prognosen aus 2010 und 2012 berücksichtigt.

Ein zentraler Aspekt bei der Projektion der im Zeitverlauf hinzukommenden
Erwerbspersonen durch Nachwachsen und Zuwanderung besteht in der Modellierung
seiner Qualifikationsstruktur unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen von
Bildungs- und Erwerbsbeteiligung. Hier kommt das von Fraunhofer FIT so genannte
Übergangsmodell des beruflichen Bildungswesens zum Einsatz, das auf Konzepten
und Methoden der Bildungsgesamtrechnung des IAB fußt und in den letzten Jahren
stetig weiter entwickelt wurde. Dieser Modellansatz eignet sich wegen der
expliziten Modellierung des Bildungssystems sowohl für Langfrist- als auch
verlässliche Mittel- und Kurzfristprognosen. Das Übergangsmodell wurde im Rahmen
des QuBe-Projektes (www.qube-projekt.de) von Fraunhofer
FIT erstellt. Zusammen mit der von der GWS ermittelten Erwerbsbeteiligung bis
zum Jahr 2030 ist so die Bestimmung des zukünftigen Arbeitsangebots
möglich.

Stellt China die soziale Marktwirtschaft infrage?

Grundsatzpapier des BDI Industrie für mehr Härte gegen China

Stand: 10.01.2019 10:44 U

Dumpingpreise und
zunehmende Übernahmen europäischer Hightech-Firmen: China wird auch mit
umstrittenen Methoden zunehmend zur wirtschaftlichen Supermacht. Die
deutsche Industrie fordert nun einen härteren Kurs dagegen.

Die deutsche Industrie
schlägt Alarm: Die Marktwirtschaft müsse "widerstandsfähiger" gemacht
werden gegen wirtschaftliche Methoden Chinas, heißt es in einem
Grundsatzpapier. "Zwischen unserem Modell einer liberalen, offenen und
sozialen Marktwirtschaft und Chinas staatlich geprägter Wirtschaft
entsteht ein Systemwettbewerb", schreibt der Bundesverband der Deutschen
Industrie (BDI).

Die europäische und deutsche
Industrie mit dem Modell einer liberalen und sozialen Marktwirtschaft
sei noch in einer starken Position auf dem Weltmarkt. Doch China werde
immer stärker – und die Europäische Union müsse aufpassen, bei wichtigen
Zukunftstechnologien wie der Künstlichen Intelligenz nicht den
Anschluss zu verlieren.

"Märkte und Preise verzerrt"

Deswegen müsse die EU ihre
Instrumente nachschärfen und China mehr entgegensetzen. China entwickle
sich entgegen früherer Erwartungen absehbar nicht hin zu Marktwirtschaft
und Liberalismus, erklärte BDI-Präsident Dieter Kempf. Das Land
verzerre durch staatliche Eingriffe Märkte und Preise. Die Folge seien
weltweite Überkapazitäten etwa bei Stahl. Künftig sei damit auch zum
Beispiel bei Robotik oder Batteriezellen zu rechnen.

Der BDI legt insgesamt 54
Forderungen vor, damit Europa und Deutschland wettbewerbsfähiger
gegenüber dem chinesischen Staatskapitalismus werden können. Konkret
schlägt der Verband etwa vor, das EU-Beihilferecht und die
Anti-Subventions-Instrumente zu schärfen. Europa müsse effektiv gegen
Firmen vorgehen können, die nicht in der EU produzieren und staatliche
Subventionen erhalten.

Interview

China – Freund oder Feind?

Bei Zukunftstechnologien muss die deutsche Industrie mit China kooperieren, sagt China-Experte Huotari bei tagesschau24.mehr

Die deutsche Industrie wolle
jedoch auch weiterhin die Chancen des wirtschaftlichen Austausches mit
China nutzen, betont Kempf. Direkte Markteingriffe sollten in Europa die
Ausnahme bleiben.

Aber niemand dürfe die
Herausforderungen, vor die China die EU und Deutschland stelle,
ausblenden: "Ohne in unsere Infrastruktur zu investieren, unsere
Bildungssysteme zu verbessern und die Forschung und Entwicklung in
Zukunftsbranchen zu fördern, haben wir wenig Chancen, mit einem China zu
konkurrieren, das genau diese Dinge tut."

"Forschungsausgaben verdoppeln"

Der BDI verlangt außerdem,
dass sich der chinesische Markt für ausländische Investoren weiter
öffnen müsse. "Während chinesische Unternehmen bisher einen relativ
freien Zugang zum EU-Binnenmarkt genießen, gilt dies umgekehrt nicht in
gleichem Maße für ausländische Unternehmen in China", heißt es in dem
Papier. Je schneller China mit Wirtschaftsreformen und Marktöffnung
Wettbewerbsgleichheit zwischen chinesischen und EU-Unternehmen auf dem
Weltmarkt schaffe, desto weniger müssten neue Kontrollinstrumente zum
Einsatz kommen.

China ist der wichtigste
Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU. Peking versucht seit
Jahren, einerseits über zunehmende Firmenkäufe ausländische
Spitzentechnologie zu übernehmen und andererseits über Investitionen in
die europäische Infrastruktur politischen Einfluss zu gewinnen. Das
Hauptvehikel dafür ist die "neue Seidenstraße".

Chinas Plan für 2049

Kurzfristig
will China mit der Initiative "Neue Seidenstraße" Überkapazitäten
seiner Industrie abbauen. Doch langfristig will Peking damit die
Weltordnung zu seinen Gunsten beeinflussen – und hat bereits ein Ziel
für das Jahr 2049 ausgegeben. Von Daniel Satra.
mehr

Die Bundesregierung hatte
zuletzt vor allem mit Blick auf China zum Schutz vor Spionage und des
geistigen Eigentums die Hürden für ausländische Investoren erhöht.
Das Kabinett senkte für sensible Bereiche die Schwelle, ab der es einen
Anteilserwerb prüfen kann.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. Januar 2019 u.a. um 07:00 Uhr und 08:00 Uhr in den Nachrichten.

Redakteure fallen auf Twitter-Fake-News herein

pte20190131004 Medien/Kommunikation, Computer/Telekommunikation

Redakteure fallen auf Twitter-Fake-News herein

"Washington Post"-Kolumnist fordert von Journalisten wieder mehr traditionelle Recherche

(pte004/31.01.2019/06:15) – Twitter verleitet Journalisten dazu,
besonders provokativen Sensationsmeldungen hinterherzulaufen, die sich
oft im Nachhinein als unwahr oder völlig überzogen herausstellen. Mit
dieser kritischen Einschätzung sorgt David Von Drehle, Kolumnist der
"Washington Post", für Diskussionen in den US-Nachrichtenredaktionen.
Viele seiner Kollegen würden den Mikroblogging-Service mittlerweile
bewusst meiden, um nicht auf "Fake News" hereinzufallen. Andere bekommen
von ihren Chefs eine Twitter-Auszeit vorgeschrieben, um sich wieder
mehr auf traditionelle Recherchemethoden zu konzentrieren.

"Crystal Meth der Redaktionen"

"Twitter ist das Crystal Meth der Nachrichtenredaktionen", so Von Drehle
in der jüngsten Ausgabe seiner Kolumne. Während es für Journalisten
noch vor einigen Jahren ganz normal gewesen sei, sich zum Aufspüren
interessanter Storys ans Telefon zu setzen und Infos zu einzuholen,
würde man sich hierfür heute vielerorts einfach auf das ständige
Mitlesen der aktuellsten Twitter-Meldungen verlassen. Doch diese seien
meist nichts anderes als "flüchtige Sensationen, kurzzeitige Aufreger,
falsche Eindrücke und provokative Verzerrungen", betont Von Drehle.

"Vielleicht ist das konstante Twitter-Monitoring gerade in einer Zeit,
in der sogar der US-Präsident diese Seite als primären
Kommunikationskanal versteht, besonders verführerisch. Journalisten
verbringen heute aber eindeutig zu viel Zeit in der virtuellen Welt und
vernachlässigen dafür die reale", meint auch Farhad Manjoo, Kolumnist
der "New York Times". Das Mikroblogging-Portal sei "das gefährlichste
soziale Netzwerk der Welt". "Ob Falschmeldungen oder übertrieben
dargestellte Meinungen – für Journalisten kann auf Twitter vieles
schiefgehen", so Manjoo.

Twitter-Auszeit für Mitarbeiter

Natürlich weisen einige Experten darauf hin, dass man es sich gerade in
der heutigen Zeit als Journalist kaum leisten könne, Twitter als
Nachrichtenquelle zu ignorieren. "Journalisten sollten nach jeder
verfügbaren Möglichkeit Ausschau halten, um einen besseren Einblick in
die Öffentlichkeit zu bekommen. Wenn man sich von Twitter lossagt, heißt
das auch, sich von einer potenziell wertvollen News-Ressource
abzuschneiden", erklärt etwa Jeff Jarvis, Mitbegründer des Magazins
"Entertainment Weekly".

Nichtsdestotrotz ist man in manchen US-Medien bereits dazu übergegangen,
den Mikroblogging-Dienst zumindest kurzzeitig aus der eigenen Redaktion
zu verbannen. Ein Beispiel hierfür ist etwa das Newsportal "Insider".
Die dortige Chefredakteurin Julie Zeveloff West hat ihren Mitarbeitern
nun während der Arbeit eine Woche lang den Zugriff auf Twitter verboten.
"Ich möchte sie dadurch ermutigen, ihre Geschichten auf andere Weise zu
finden", rechtfertigt sie die Aktion.

Warnung aus der Wirtschaft: Sind die guten Zeiten wirklich vorbei?

Wirtschaft Global-Risk-Report

„Wir säen die Saat für eine große Katastrophe“

| Lesedauer: 4 Minuten

Handelskrieg, Brexit, eine zerrüttete EU: In der westlichen Welt
brodelt es. Dennoch ist es um unseren Wohlstand erstaunlich gut
bestellt. Noch. Der renommierte Global-Risk-Report zeigt, wie heikel die
Lage tatsächlich ist.

Amerika
kämpft einen erbitterten Handelskrieg gegen China. Die Briten steuern
direkt auf eine Brexit-Katastrophe zu. Die Europäische Union erlebt die
größte soziale Zerreißprobe ihrer Geschichte. Trotzdem bleibt das
politische und wirtschaftliche Chaos aus. Die Ökonomien der großen
westlichen Nationen stehen erstaunlich gut da. Und dieser Zustand
scheint die Lage zu beruhigen. Der noch immer vorhandene Wohlstand legt
sich wie ein Schleier über das Brodeln in der westlichen Welt.

Diesen
Schleier jedoch lüftet der bekannte Ökonom Ian Bremmer mit seinem
aktuellen Global-Risks-Report. In diesem von seinem Analysehaus Eurasia
Group herausgegebenen Bericht veröffentlicht er zusammen mit seinem
Forscherteam eine Übersicht der größten potenziellen politischen und
wirtschaftlichen Gefahren für die Welt. „Die geopolitische Gemengelage
ist so brisant wie seit Dekaden nicht mehr“, heißt es im aktuellen
Risikoreport.

Laut Bremmer könnte 2019 sogar das Jahr werden, in dem die Welt
auseinanderbricht. „Die Extremrisiken, die durch Akteure entstehen, die
Schaden anrichten und dann eine Eskalationsspirale auslösen, sind höher
als je zuvor seit der Gründung der Eurasia-Gruppe im Jahr 1998“,
schreibt er ohne Umschweife.

Denkbar
sei ein Cyber-Angriff durch Russland, der außer Kontrolle gerät, ein
Krieg im Nahen Osten zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. Der
Handelskrieg zwischen Amerika und China könnte die Welt in eine
wirtschaftliche Rezession treiben. Das alles seien sogenannte Tail
Risiks, also Extremvorfälle, die äußerst selten vorkommen, deren
Eintreten jedoch starke Schäden hervorrufen. „Wahrscheinlich wird 2019
ein ordentliches Jahr, aber wir säen die Saat für eine große
Katastrophe“, schreibt Bremmer.

Emmanuel Macron hat Hoffnungen der Europäer enttäuscht

Und
hier kommt der Schleier ins Spiel. Die Strategen der Eurasia Group
gehen davon aus, dass sich die ganz offensichtlichen Probleme, mit denen
sich vor allem die westliche Welt herumschlägt, erst in nächster Zeit
im Alltag der Menschen spiegeln.

„Geopolitische Zyklen
materialisieren sich erst langsam“, erklärt Bremmer. Es dauere einige
Zeit, bis sich eine einmal gewachsene geopolitische Weltordnung
verändert. Bremmer macht den Westen selbst für diese langfristige Krise
verantwortlich. Dem Aufstieg von China, der das westliche System
attackiert, habe der Westen nicht wirklich etwas entgegenzusetzen. Der
amerikanische Präsident Donald Trump sei unberechenbar, andere westliche
Staats- und Regierungschefs hätten nicht die Führungsqualität, die
etablierte Weltordnung aufrechtzuerhalten.

Ein Europa ohne die Briten sei ein gänzlich anderes Europa. Auf dem
europäischen Festland habe der europäische Hoffnungsträger, Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron, enttäuscht. Mit einem Beliebtheitsrating von
23 Prozent fehle ihm die Autorität, die Massen tatsächlich auf den
Pro-EU-Kurs einzuschwören. Stattdessen wachse das Lager der Gegner
stetig. Auch anderswo in der Welt blühe der Populismus.

Japan
sei eines der wenigen westlichen Länder in der Welt, das keine
populistischen Tendenzen erlebe. Aber das sei darauf zurückzuführen,
dass die Nation keinerlei Flüchtlinge ins Land gelassen habe und die
japanische Gesellschaft in großem Reichtum langsam überaltere. Dieses
Modell tauge nicht für den Westen als neue Orientierung.

Ein kalter Krieg der Technologie

Die
Eurasia-Strategen prophezeien, dass die neue Weltordnung auch
wirtschaftliche Spuren hinterlassen wird und somit unseren Wohlstand
bedroht. „Wenn große Tech-Konzerne wegen des grassierenden
Protektionismus’ weltweit nicht mehr die besten Komponenten
zusammenkaufen dürfen, könnte dies zu einem Innovations-Winter führen“,
waren die Experten. Vor allem Sicherheitsbedenken wären verantwortlich
für das neue Paradigma. Bremmer spricht von einer Art kaltem Krieg der
Technologie.

Und der habe Folgen. Er nennt das iPhone als Vorzeigeprodukt der
Globalisierung alter Prägung. Komponenten kämen aus China, Japan,
Taiwan, Südkorea, der Schweiz oder auch Deutschland. Zukünftig müsse
sich Apple gegebenenfalls neue Zulieferer oder Fabriken suchen. „Neue Technologie
wird teurer und ist nicht mehr so innovativ“, beschreibt Bremmer die
Folgen auch für die Verbraucher.

Doch
Trump verfolge auch beim Technologietransfer keine konsistente Politik,
sondern umgebe sich sogar mit autokratischen Staatenlenkern, die den
Westen zusätzlich schwächen. Sein Fazit fällt ernüchternd aus: „Die
Erosion der westlichen Institutionen ist in vollem Gange.“

Technikfolgenabschätzung- extrem wichtig für die Demokratie

Das Karlsruher
Institut für Technologie (KIT) ist mit seinem Institut für
Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) damit beauftragt
worden, das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag
(TAB) auch in den kommenden fünf Jahren zu betreiben. Dies hat der
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des
Deutschen Bundestages nun einstimmig beschlossen.

Zur Wiederbeauftragung
des KIT sagt Dr. Ernst-Dieter Rossmann, Vorsitzender des Ausschusses für
Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung: „Alle Fraktionen sind
sich einig, dass das vom KIT und seinem Institut für
Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse seit 1990 betriebene TAB
seine sehr geschätzte und erfolgreiche unabhängige Beratungstätigkeit
für das Parlament fortführen soll.“

Professor Armin
Grunwald, der Leiter des ITAS und des TAB, sagt: „Das mit dem Beschluss
des Forschungsausschusses einhergehende Vertrauen ist nicht zuletzt ein
Indiz für die erreichte Sichtbarkeit und Akzeptanz des TAB. Wir freuen
uns darauf, dem Parlament auch in Zukunft frühzeitig Handlungsoptionen
an die Hand zu geben, indem wir aktuelle und auch brisante
gesellschafts- und technologiepolitische Themen ausgewogen,
wissenschaftlich fundiert und zugleich verständlich aufarbeiten und
bewerten.“ 

Die Entscheidung des
Bundestages, das KIT erneut zu beauftragen, bezieht sich auf den
Zeitraum vom 1.9.2018 bis zum 31.8.2023. Auch in dieser Zeit sollen die
vielfältigen Kompetenzen und Ressourcen von KIT und ITAS im Hinblick auf
systemische Zusammenhänge und Technikfolgen genutzt werden. Zugleich
soll die Kooperation des TAB mit den beiden Partnern IZT – Institut für
Zukunftsstudien und Technologiebewertung gGmbH (Berlin) und VDI/VDE
Innovation und Technik GmbH (Berlin) fortgesetzt werden. Zu einer noch
passgenaueren Identifikation von Handlungsoptionen für das Parlament
will das TAB mithilfe neuer Themenfindungs-, Untersuchungs- und
Veranstaltungsformate gelangen. Weiter ausgebaut und zugleich geschärft
wird darüber hinaus das Aufgabenfeld „Dialogprozesse und
Diskursanalysen“, mit dem das TAB den Bundestag, aber auch die
Öffentlichkeit adressiert.

Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag

Das Büro für
Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) ist eine
selbstständige wissenschaftliche Einrichtung, die den Deutschen
Bundestag und seine Ausschüsse in Fragen des
wissenschaftlich-technischen Wandels berät. Seit 1990 wird das TAB vom
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT
betrieben. Mit seinen Analysen neuer wissenschaftlich-technologischer
Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und
Wirtschaft leistet das TAB einen Beitrag zur informierten
Entscheidungsfindung politisch Verantwortlicher und zur öffentlichen
Meinungsbildung über das Parlament hinaus. Neben den Abgeordneten und
Fraktionen des deutschen Bundestages, ihren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern sowie Parlamentsgremien wie den Enquete-Kommissionen nutzen
auch die Ministerien des Bundes und der Länder die Arbeiten des Büros.
Rege nachgefragt werden diese darüber hinaus von Unternehmen, Behörden,
Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie seitens der interessierten
Öffentlichkeit.

Unmittelbarer
Auftraggeber des TAB ist der Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (Forschungsausschuss), der in engem Austausch
mit dem TAB über die Themenvorschläge der Fachausschüsse und Fraktionen
des Deutschen Bundestages entscheidet. Von großer Bedeutung ist hierbei,
dass die Beauftragung zur Durchführung der TAB-Projekte sowie die
spätere Abnahme der vom TAB vorgelegten Berichte im Konsens der
Fraktionen erfolgt. Die Anzahl der Ausschüsse, für welche das TAB
Untersuchungen durchführt, ist in den vergangenen Legislaturperioden
deutlich gewachsen.

Schwerpunkte der
TAB-Studien sind Energie, Umwelt, Landwirtschaft, Grüne Gentechnik, Bio-
und Medizintechnologie sowie in den letzten Jahren vermehrt die
tiefgreifende Digitalisierung fast aller gesellschaftlichen Bereiche.
Hinzu kommen Untersuchungen zu Brennpunkten des Innovationsgeschehens,
zu den Stärken und Schwächen des Standorts Deutschland und zu aktuellen
Herausforderungen in der Bildungs-, Forschungs-, Innovations- und
Wissenschaftspolitik. Zur Bearbeitung dieser Themenvielfalt steht im TAB
ein Team von zehn erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
aus unterschiedlichen Disziplinen (u. a. Ingenieurwesen, Biologie,
Physik, Ökonomie, Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie,
Zukunftsforschung) bereit. Hinzu kommen die Expertinnen und Experten der
Kooperationspartner IZT und VDI/VDE-IT sowie die Expertise der vom TAB
beauftragten externen Gutachterinnen und Gutachter.

Vertragspartner des
Deutschen Bundestages für den Betrieb des TAB ist das KIT. Die
jährlichen Haushaltsmittel für das TAB betragen rund 2,6 Millionen Euro;
darin enthalten sind die Zuwendungen an die Kooperationspartner des TAB
und die Sachmittel für die Vergabe von externen Gutachten. Das TAB ist
Mitglied im deutschsprachigen Netzwerk TA (NTA). Als Gründungsmitglied
des European Parliamentary Technology Assessment Network (EPTA) trägt es
auch auf europäischer Ebene zu einer verantwortlichen
Innovationspolitik bei.

Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am KIT

Das Institut für
Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT erforscht
wissenschaftliche und technische Entwicklungen in Bezug auf systemische
Zusammenhänge und Technikfolgen. ITAS erarbeitet und vermittelt Wissen
und Bewertungen und entwirft Handlungs- und Gestaltungsoptionen.
Ethische, ökologische, ökonomische, soziale, politisch-institutionelle
und kulturelle Fragestellungen stehen im Mittelpunkt der Forschung.
Wesentliche Ziele der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind die
Beratung der Forschungs- und Technikpolitik, die Bereitstellung von
Orientierungswissen zur Gestaltung sozio-technischer Systeme sowie die
Durchführung diskursiver Verfahren zu offenen oder kontroversen
technologiepolitischen Fragen.