Arbeitsmarkt 2030: Rechne das bitte kurz aus

Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT

Arbeitsmarkt 2030: Rechne das bitte kurz aus

Anfang März haben das Bundesinstituts für
Berufsbildung (BIBB) und das Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB) die Ergebnisse der dritten Welle der Qualifikations- und
Berufsfeldprojektionen vorgelegt. Das Ergebnis: Trotz erhöhter Zuwanderung droht
Fachkräfteengpass. Die Prognose basiert auf Datengrundlagen und methodischen
Ansätzen, die Fraunhofer FIT gemeinsam mit der Gesellschaft für wirtschaftliche
Strukturforschung (GWS) erarbeitet hat.

»Trotz einer seit dem Jahr 2010 stetig zunehmenden Zuwanderung sowie
steigender Erwerbsquoten wird es möglicherweise nicht gelingen, den drohenden
Fachkräfteengpass im mittleren Qualifikationsbereich – also bei Personen mit
abgeschlossener Berufsausbildung – zu verhindern. So könnte die Zahl der am
Arbeitsmarkt verfügbaren Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung bis zum
Jahr 2030 um rund drei Millionen zurückgehen.« so die Zusammenfassung der
dritten Welle der Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen, die eine Prognose
zur Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland bis zum Jahr 2030 liefert (www.bibb.de/de/66476.htm).

Die Untersuchung wurde unter Leitung des Bundesinstituts für Berufsbildung
(BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Basis
von Datengrundlagen und methodischen Ansätzen des Fraunhofer-Instituts für
Angewandte Informationstechnik FIT und der Gesellschaft für wirtschaftliche
Strukturforschung (GWS) erstellt. Zur Berechnung des zu erwartenden
Arbeitsplatzbedarfs wurden die Vorteile der beiden bisher verwendeten Modelle
des Fraunhofer FIT und der GWS zu einem neuen präziseren Modell vereint.
Maßgeblich beteiligt war hier die Forschungsgruppe Mikromodelle des Fraunhofer
FIT, die bereits seit mehr als 20 Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung Projektionen zum zukünftigen Arbeitsangebot erstellt (http://s.fhg.de/arbeitskraefteangebot).

Die Arbeitsangebotsprojektionen des Fraunhofer FIT basieren auf verschiedenen
Verlaufsmodellen, mit denen der zukünftige Erwerbspersonenbestand über Zu- und
Abgänge bestimmt wird. »Zentraler Ausgangspunkt für eine gute Prognose ist daher
die genaue Analyse des Ist-Angebotes, wozu die Alters-, Qualifikations- und
Berufsstruktur der Bevölkerung und die Erwerbsquoten in Abhängigkeit von Alter,
Bildung, Geschlecht und Berufsfeld des erlernten Berufes bestimmt werden«, so
Michael Kalinowski, Wissenschaftler der Forschungsgruppe Mikromodelle des
Fraunhofer FIT.

Mit einkalkuliert wird auch, dass gleichzeitig neue Erwerbspersonen
nachwachsen – etwa aus jüngeren Jahrgängen oder durch Zuwanderung aus dem
Ausland. Hier wird nun auch die erhöhte Zuwanderung im Vergleich zu den beiden
ersten Prognosen aus 2010 und 2012 berücksichtigt.

Ein zentraler Aspekt bei der Projektion der im Zeitverlauf hinzukommenden
Erwerbspersonen durch Nachwachsen und Zuwanderung besteht in der Modellierung
seiner Qualifikationsstruktur unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen von
Bildungs- und Erwerbsbeteiligung. Hier kommt das von Fraunhofer FIT so genannte
Übergangsmodell des beruflichen Bildungswesens zum Einsatz, das auf Konzepten
und Methoden der Bildungsgesamtrechnung des IAB fußt und in den letzten Jahren
stetig weiter entwickelt wurde. Dieser Modellansatz eignet sich wegen der
expliziten Modellierung des Bildungssystems sowohl für Langfrist- als auch
verlässliche Mittel- und Kurzfristprognosen. Das Übergangsmodell wurde im Rahmen
des QuBe-Projektes (www.qube-projekt.de) von Fraunhofer
FIT erstellt. Zusammen mit der von der GWS ermittelten Erwerbsbeteiligung bis
zum Jahr 2030 ist so die Bestimmung des zukünftigen Arbeitsangebots
möglich.