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01.03.2016 14 Fragen an Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Merkel,

ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen, die Anne Will Ihnen in ihrer Talkrunde am Sonntag, den 28.02.2016 – aus welchen Gründen auch immer – nicht oder nur unzulänglich gestellt hat.

Präambel
Sie sind nicht verantwortlich für die Irak-Kriege der US-Amerikaner, auch nicht für den sogenannten ‚Arabischen Frühling‘, den die Deutsche Presse so demokratisch beflissen hochgejubelt hat, in dem die Journalisten nicht begriffen haben, dass mit dem politischen Islam keine Demokratie entwickelt werden kann. Ganz im Gegenteil, die musste ins Desaster führen. Sie sind auch nicht verantwortlich für die verbrecherischen Untaten des syrischen Potentaten Assad, der große Teile des Volkes dahinmetzelte und der religiösen Intoleranz in Syrien Tür und Tor öffnete. Man kann Sie auch nicht verantwortlich machen für das Aufkommen von Al Qaida und IS, allerdings hätten Ihre Berater Sie darauf aufmerksam machen müssen, dass der Wahhabismus, die saudi-arabische Staatsreligion die Ursache dafür ist, dass dieser fundamentalistische Islam weltweit durch Terrorismus verbreitet werden soll. Diese Experten hätte Sie auch darauf aufmerksam machen müssen, dass der Ableger der Wahhabiten, der bei uns in Europa als Salafismus daherkommt, keine Religion ist und somit auch nicht unter die bei uns vom Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit zählt.

Hier nun meine Fragen:

1. Sie haben aus ehrenhaften und menschlich verständlichen Gründen die vor der ungarischen Grenze gestrandeten Flüchtlingenach Deutschland eingeladen. Warum haben Sie diese Einladung nicht auf diese Flüchtlingsgruppe zeitlich begrenzt? Hätten Sie nicht wissen müssen, dass dies zum Aufbruch Signal für alle geknechteten aus dem afrikanischen Kontinent und vor allem aus dem Nahen Osten missverstanden werden würde?

2. Haben Sie bedacht, dass Sie in diesen Kreisen als eine Art Mutter Theresa gefeiert und zum Idol hochstilisiert wurden?

3. Insbesondere über die sogenannte Balkan-Route strömten vor allem aus den Flüchtlingslagern rund um Syrien immer mehr hoffnungsvolle Menschen, die Deutschland als das gelobte Land, in dem Milch und Honig fließt, ansehen. Haben Sie bedacht, dass dies – auch wenn wir es schaffen, sie unterzubringen und zu integrieren – bei diesen Neuankömmlingen auf lange Sicht erheblichen Frust auslösen muss, geschürt durch verbrecherische Schlepper, die viel Geld mit ihren märchenhaften Versprechungen verdienen?

4. Haben Sie Psychologen und Soziologen befragt, die Ihnen hätten sagen können, dass uns dieser Frust in Zukunft extreme Probleme bereiten wird, denn diese Menschen kommen in eine ihnen unbekannte Welt, die ihren religiösen Gebräuchen völlig widerspricht, auch, weil im nah-östlichen Raum die Familien in sehr starken Clans leben, in denen das Individuum bis auf den Clan-Führer nur eine geringe Rolle spielt?

5. Haben Sie gewusst, dass die rechtliche Stellung der Frau in diesen Gesellschaften unseren über Jahrhunderte durch Aufklärung und Kampf errungene Gleichberechtigung der Frau total widerspricht? (hier empfehle ich die Dissertation meines Freundes und Rechtsanwalts Arno Busch, der sich damit in England Summa cum Laude habilitierte.)

6. Haben Sie nicht bemerkt, dass der größte Teil aus jungen Männern besteht, für die die Flucht ein großes Abenteuer darstellt, die aber aus ihrem Kulturkreis nicht gewöhnt sind, Frauen in europäisch-modischer Kleidung in der Öffentlichkeit anzutreffen und ihre Religion sogar jeglichen Blick auf ihre Frauen verbietet? Man muss kein Psychologe sein um zu wissen, dass der Testosteron-Spiegel diese Menschen unbewusst zu Handlungen verführt, die in ihren angestammten Gesellschaften völlig unter Kontrolle sind. Für die daraus resultierenden Übergriffe kann unsere Polizei nicht verantwortlich gemacht werden. Als Physikerin denke ich, ist Ihnen das Prinzip Ursache und Wirkung bewusst.Ist Ihnen klar, dass Sie als Politikerin dagegen permanent verstoßen?

7. Mittlerweile wird sogar schon von Völkerwanderung gesprochen, aber wenn wir in die Historie blicken, wurden z. B. im 4. Jahrhundert die ansässigen Stämme fast völlig verdrängt bzw. vernichtet. Ich erinnere da an die durch die Hunnen ausgelösten Umwälzungen. Ich vermute, dass Sie – so wie ich – hoffen, dass dieses Schicksal uns erspart bleibt. Doch wenn man den Metaplan der Wahhabiten ( nicht des Islam!) betrachtet, ist das nicht ganz von der Hand zu weisen, denn die haben keinerlei Respekt und Toleranzgegenüber den sogenannten Ungläubigen. Verträge mit denen können jederzeit gebrochen werden. Ist es nicht so, dass diese Aussichtviele Bürger verunsichert, denn das Schwert dieser Fanatiker ist der Terrorismus?

8. Wussten Sie nicht, dass die Fischer am rechten Rand unserer Gesellschaft diese Umstände brutal ausnutzen und unsere großartige, nach dem zweiten Weltkrieg gewachsene Demokratie extrem bedrohen?

9. Beunruhigt es Sie nicht, dass mittlerweile im Volk der Wunsch heranwächst, die Freiheit immer mehr der Sicherheit zu opfern? Gerät gerade dadurch nicht unsere liberale Demokratie immer mehr in Gefahr?

10. Haben Sie berücksichtigt, dass durch die kontrolllose Öffnung unserer Grenzen immer mehr zwielichtige Gestalten unser Justizsystem aushebeln können? Der IS ist sicherlich schlau genug, tausende von Schläfern, zum Terrorismus bereit, in unsere Gesellschaft einzuschmuggeln. Glauben Sie, dass unsere Justiz in der Lage ist, dies zu kontrollieren?

11. Finden Sie nicht, dass die Europäische Idee durch Ihre nicht mit den Europäischen Instanzen abgestimmte Entscheidung immer mehr in Gefahr gerät, und dass Sie den integrations-unwilligen Ländern eine Rechtfertigung geliefert haben, jegliche Solidarität abzulehnen? In persönlichen Gesprächen und hinter vorgehaltener Hand mit vielen europäischen Politikern habe ich schon vor Monaten festgestellt, dass diese Ihnen sogar dankbar sind, denn so können sie die ganze Verantwortung ihren Bürgern gegenüber auf Deutschland abwälzen.

12. Ist Ihnen nicht schon lange bewusst, dass dieser deutsche Ruf nach europäischer Gemeinsamkeit völlig ins Leere gehen muss, sind das nicht potemkinsche Dörfer, die da zur Beruhigung unserer Bürger aufgebaut werden?

13. Warum wird eigentlich nicht zwischen Asylanten und Flüchtlingen rechtlich unterschieden, wie es auch in unserem Grundgesetz verankert ist? Ich frage Sie nicht formal in der üblichen Weise, sondern ist es nicht so, dass die wenigsten Flüchtlinge unmittelbar aus umkämpften Gegenden kommen, sondern sich bereits in Lagern rund um Syrien bzw. über die andere Route in Libyen in Sicherheit befanden? Auch wenn die Unterscheidung schwierig ist, hätte man dringend auf dieses Argument eingehen müssen, warum nicht?

14. Warum ist es Europa und Amerika nicht gelungen, diese Lager finanziell so auszustatten, dass die Menschen dort menschenwürdig leben können. Ist es nicht ein extremes Armutszeugnis, ja im humanitären Sinne ein Verbrechen?

Sehr geehrte Frau Merkel, ich möchte das Alles nicht als Besserwisserei verstanden wissen, sondern nur Denkanstöße liefern.

Ihr Jean Pütz
Wissenschaftsjournalist

01.02.2016 Deutschland – Ein Wintermärchen Teil III

Das politische Manifest von Jean Pütz als Wissenschaftsjournalist

In letzter Zeit beobachte ich, dass der Satz „fischen am rechten Rand“ von einer gewissen Klientel immer wieder dazu benutzt wird, unliebsame Politiker oder Bürger ins Abseits zu manövrieren. Fällt dieser Klientel nicht auf, dass eine solche Verallgemeinerung sie selbst trifft?

Mag sein, dass ich, Jean Pütz – nachdem Sie dieses gelesen haben – ebenfalls in die Kategorie unliebsamer Bürger verschoben werde. Dagegen möchte ich mich als entschiedener Kämpfer sowohl gegen die faschistische Rechte, als auch gegen die Gedanken der extremen Linken lebenslang outen.

Es ist von meiner Jugend an mein Ziel gewesen, zu verhindern, dass jemals wieder solche unmenschlichen und verbrecherischen Regime wie der Nationalsozialismus oder der Kommunismus stalinistischer Prägung in unserer Gesellschaft eine Chance bekommen.

Beide haben schreckliches Elend über die Menschen gebracht.

Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich parallel zu meinen naturwissenschaftlichen Studien an der Universität zu Köln, ein Studium der empirischen Soziologie (bei René König, Alphons Silbermann und Erwin K. Scheuch) abgeschlossen.

Als Student setzte ich mich als 1. Vorsitzender des Internationalen Studentenbundes in Köln für ausländische Studenten ein. Ich habe sogar als Alternative zum Wiso-, Juristen-, Mediziner- und Philosophen-Ball, für die Integration von Ausländern in den Kölner Karneval, einen Studenten-Ball geschaffen, der als KOKAIN- Ball in der Kölner Karnevalsszene berühmt wurde. Er hat 40 Jahre lang liberale Maßstäbe gesetzt hat.
(.„KoKaIn“ war eine Wortschöpfung aus den Begriffen KOelner KArneval INternational…)

Auch als Vorsitzender der politischen Hochschulgruppen habe von 1962 bis 1964 für ein demokratisches Grundverständnis gekämpft. Das war die Zeit, in der sich SHB (Sozialdemokratischer Hochschulbund) und SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) bis aufs Messer bekämpften. Außerdem habe ich auch Diskussionen zwischen Juden und Arabern ermöglicht und später – um 1968 – den Republikanischen Club mitbegründet.

Als in Solingen bei einem von rechten Idioten gelegten Feuer einige türkische Mitbürger getötet wurden, beteiligte ich mich an der Initiative der Kölner Künstler „Arsch huh, Zäng ussenander“. Bei der berühmten Demonstration am Kölner Chlodwigplatz hielt ich vor 150.000 Bürgern eine engagierte Rede.

Später, als Redakteur im WDR, habe ich mich intensiv für internationale Kooperationen ausgesprochen. Der mittlerweile sehr erfolgreichen Initiative „Fairtrade“ (fairer Handel) habe ich durch einen begleitenden Film über Kleinkaffeebauern in Costa Rica Starthilfe geleistet.

Auch in der Hobbythek sprach ich mich stets gegen Ausländerfeindlichkeit aus.
Diese 30 Jahre lang ausgestrahlte Sendereihe war eigentlich mein trojanisches Steckenpferd, um Vernunft und Verständnis via Fernsehen zu unterstützen.
Wenn ich mich jetzt als politisch engagierter Mensch zu Wort melde, dann nur, weil ich glaube, dass wir in immer mehr Irrationalität und Gefühlsduselei verfallen.

Als Naturwissenschaftler und Soziologe bin ich es gewohnt, Ursache und Wirkung zusammen zu bringen. Was bringt es zum Beispiel, Kopfweh nur mit Schmerzmitteln zu behandeln, wenn der Arzt sich nicht bemüht, die Ursachen herauszufinden. Und genau diesen Fehler macht momentan die politische Klasse, die sich durch selbstsüchtigen Parteienstreit immer weiter vom Bürger entfernt. Sie scheuen sich nicht, mit Methoden zu arbeiten, die einer Demokratie unwürdig sind. Das gilt auch zum Teil für die Boulevard-Presse, die immer mehr Information und Kommentar vermischt.

Übrigens, so nebenbei: In Dresden wurden mir – ca. 10 Jahrenach der Wende – nach der Moderation einer Veranstaltung zum 110-jährigen Bestehen der Dresdner Stadtwerke von Ewig-Gestrigen DDR-Faschisten (wahrscheinlich Vorgänger der Pegida) Prügel angedroht. Nur unter Geleitschutz konnte ich ins Hotel zurück.

Ebenso habe ich mich im Fernsehen bei einer MDR-Diskussion mit der damaligen PDS – heute Linke – gestritten. Persönlich mit Bodo Ramelow, der 10 Jahre später sogar zum thüringischen Ministerpräsidenten gewählt wurde. Meine damalige Frage an ihn: „Stimmt es nicht, dass Ihre Mutterpartei, die SED, schon einmal einen Staat nicht nur wirtschaftlich zu Grunde gerichtet, sondern schlimmer, die Menschen, die nicht ganz angepasst waren, in schreckliches Elend bis hin zum Erschießen an der Mauer gebracht hat. Mit dieser Ideologie wollen Sie jetzt die Bundesrepublik sanieren? Sie kotzen mich an“. Für das Letztere habe ich mich später entschuldigt.

In all diesem Zusammenhang frage ich mich heute, warum in unserer ‚auf Liberalität und Freiheit gegründete Staatsform‘ (Zitat Thomas Jakob Augstein) der Begriff „liberal“ von so vielen Journalisten und Bürgern gebrandmarkt wird. Er ist sogar zu einem Schimpfwort mutiert. Daran ist die Freie Demokratische Partei nicht ganz unschuldig. Sie hat lange Zeit ihre Überzeugung verraten, in dem sie sich zu einer Klientel-Partei entwickelte. Ich hoffe, dass dieser Partei mit Lindner, Kubicki und anderen jungen Mitstreitern der Neuanfang gelingt! Denn eine auf Freiheit und Recht aufgebaute moderne Gesellschaft kann ohne eine Partei, die liberales Ideengut vertritt, nicht existieren. Ich gebe zu, dass es nicht einfach ist, dem Bürger die liberalen Gedanken zu vermitteln. Aber historisch gesehen hat sich der Liberalismus beim Entstehen der Bundesrepublik große Verdienste erworben. Dazu gehört, dass nur dann die Politik eingreifen soll, wenn das Land nicht in Selbstorganisation funktioniert, oder soziale und ökologische Prinzipien verletzt werden.

So halte ich z. B. die soziale und ökologische Marktwirtschaft als eine der genialsten Erfindungen im politischen Raum, die es je gegeben hat. Wichtig dabei ist, dass sie Randbedingungen setzt, die auf einer demokratischen Übereinkunft beruhen. Sie muss allerdings durch einen starken Rechtsstaat garantiert werden. Auch durch ein korruptionsfreies Kartellamt. Der Vorteil dieser Form von Marktwirtschaft ist, dass dem einzelnen Menschen eine große Bandbreite für sein persönliches Handeln bleibt und trotzdem alles zu einem vernünftigen Ganzen führt.

Alles dieses darf nicht mit dem Begriff Neokapitalismus verunglimpft werden. Ich bin auch dagegen, dass das Wort Kapital in Misskredit gerät. Der Begriff Kapital wird leider immer primär mit Geld in Verbindung gebracht. Das ist falsch! Kapital ist eigentlich – wenn es sinnvoll verwendet wird – Investition in Infrastruktur, Bildung, Maschinen, Computersysteme usw. als Voraussetzung für die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Allerdings habe ich etwas gegen Kapitalisten, die ihre wirtschaftliche Macht ausnutzen, um Menschen zu unterdrücken. Das muss ein demokratischer Staat auch mit Hilfe von Gewerkschaften verhindern können. Insofern halte ich die amerikanische Demokratie für eine Art von Plutokratie, jedenfalls nicht zur Nachahmung zu empfehlen.

Meine Schlussfolgerung: Nach dem schrecklichen 2. Weltkrieg, unter dem auch ich persönlich gelitten habe, ist in Deutschland eine Demokratie entstanden, die ich für fast vorbildlich halte. Sie beruht auf liberalen Gedanken und hat der wirtschaftlichen und sozialen Vernunft eine Chance gegeben. Eine der größten Errungenschaften ist die Europäische Union, der es gelungen ist, deutsche „Erbfeinde“ wie Frankreich und Polen zu versöhnen. Ich hoffe, dass irgendwann diese Versöhnung auch mit Russland möglich ist.

Alleingänge, die in letzter Zeit immer mehr in Europa überhand nehmen, gefährden diese Erfolge. Auch wenn man vom menschlichen Standpunkt aus Angela Merkel mit ihrer Flüchtlingspolitik loben kann, so hat sie im europäischen Rahmen sehr diktatorisch gehandelt, in dem sie die Grenzen Deutschlands ohne Not weit geöffnet hat.

Verständlich war, dass sie den geplagten Menschen an der ungarischen Grenze eine Heimstatt gewähren wollte, und dass es unsere Pflicht ist, diese bei uns willkommen zu heißen. Aber musste das auf alle Zeiten erweitert werden? Es war sozusagen das Signal für alle Menschen, die geknechtet und sich in wirtschaftlich schwierigen Situationen weltweit befinden, nach Deutschland auszuwandern. Viel besser wäre es gewesen, parallel dazu die Flüchtlingslager rund um den Nahen Osten so zu unterstützen, dass die Menschen nicht hungern müssen und ihre Grundbedürfnisse befriedigen können. Dass das der EU nicht gelang, ist ein Skandal und beschämend.

Hier ein persönlicher Vorschlag: Wie wäre es, wenn diese Lager sozusagen zum Ausgangspunkt für Städtegründungen genutzt würden. So ist z. B. auch Köln aus einerrömischen Kolonie entstanden. Aber es reicht nicht, nur Gebäude und Straßen zu errichten. Nötig ist alles, was eine florierende Wirtschaft erfordert, d. h. menschenfreundliche, soziale und industrielle Infrastruktur. Inklusive Schaffung von Arbeitsplätzen, so dass die Bewohner selbst für ihren Unterhalt sorgen können. Man könnte diese Städte auch zu autonomen Freihandels-Zonen entwickeln, volkswirtschaftlich ein erprobtes Erfolgsmodell. Ich bin sicher, dass die entsprechenden Staaten mit sich reden lassen, denn sie hätten große Vorteile davon. Hier könnten auch abgelehnte Flüchtlinge eine neue Heimat finden. Auf lange Sicht ist das erheblich kostensparender als das Chaos, das diese Massenflucht in Deutschland ausgelöst hat und zukünftig unsere Demokratie gefährden wird.

Was mich besonders bedrückt ist, dass fast alle europäischen Staaten sich vom deutschen Alleingang distanzieren. Der einsame Entschluss Angela Merkels liefert ihnen das beste Alibi, sämtliche menschliche Bedenken über den Haufen zu werfen, und die Aufnahme der sich in Not befindenden Asylanten kategorisch zu verwehren. Es wird zwar nicht ausgesprochen, aber es herrscht die Einstellung vor: Die Deutschen haben sich das selbst eingebrockt, jetzt müssen sie die Suppe auch auslöffeln.

In dieser Situation kann man schon den Optimismus verlieren. Die Europäische Idee ist in höchster Gefahr, Solidarität wird klein geschrieben. Der einzige Ausweg: Die Bundeskanzlerin Merkel sollte endlich einlenken, und sich bemühen, ihren Fehler zu korrigieren. Den kann sie auch nicht unter dem Begriff der Humanität verstecken. Grenzen zu öffnen, ohne die Möglichkeit, jeden einzelnen zu kontrollieren und zu registrieren, bringt jeden modernen Staat in Bedrängnis. Die Folgen erleben wir täglich, die extremen Gegensätze wachsen und viele Bürger, aber auch enttäuschte Flüchtlinge aus fremden Kulturkreisen werden auf lange Sicht nicht mehr zu bändigen sein und unseren Rechtstaat in Gefahr bringen. Noch schlimmer aber ist, dass die Europäische Idee immer mehr Schaden leidet, ein Fundament, dem wir 70 Jahre politischen und sozialen Frieden verdanken.

Wenn ich mich als fast 80jähriger Bürger so intensiv in die Diskussion einbringe, dann liegt das daran, dass jeder Bürger nach allen negativen Erfahrungen in der Deutschen Geschichte ein Recht, aber auch die Pflicht hat, unsere gewachsene liberale Demokratie zu verteidigen! Das Gegenteil würde unweigerlich zu einer Art Märtyrertum führen, dass letztlich wieder in einen totalitären Staat führen wird. Die Rechten und die Linken stehen Gewehr bei Fuß, sh. Ungarn, Polen, Türkei, aber auch Nordkorea und die Scherben, die die kommunistische Herrschaft in der UDSSR hinterlassen hat.

Trotz allem lasse ich mir den optimistischen Blick in die Zukunft nicht nehmen. Aufmerksame, engagierte Demokraten und der Rechtsstaat werden diese Probleme in absehbarer Zeit zu lösen wissen!

Wie ich als kölsche Jung aus dem rheinischen Grundgesetz sagen möchte: Es hät nooch emmer joot jejange.

Hochachtungsvoll
Jean Pütz

31.01.2016 Wissenschaftsvermittlung für Jedermann Gedankenaustausch mit einem renommierten Mathematiker

Ulrich Trottenberg ist seit 2012 geschäftsführender Gesellschafter der InterScience GmbH. Bis zum Frühjahr 2012 war er Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Mathematik und Wissenschaftliches Rechnen der Universität zu Köln, sowie Leiter des Fraunhofer-Instituts für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen (SCAI). Seit der Gründung der scapos AG im Jahre 2009 ist er deren Aufsichtsratsvorsitzender.

(Gekürzte Fassung)

Lieber Ulrich,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Mail. Ich weiß, wir waren immer Brüder im Geiste, denn Du hast uns bei der Entstehung der WPK außerordentlich tatkräftig unterstützt. Wobei mein Anliegen auch das Deine war,  den Bürger auch geistig an der Entwicklung der modernen Technik teilnehmen zu lassen, nach dem Motto: Wissenschaft und Technik darf nie nur Herrschaftswissen werden.

Auch im Ruhestand lässt uns dieses Ziel offenbar nie ruhen. Du hast genauso wie ich erkannt, dass unsere Zivilisation niemals überleben wird, wenn es uns nicht gelingt, alle Schichten der Bevölkerung so zu informieren, dass sie vor lauter Bäume trotzdem den Wald noch sehen. Das große Problem unserer Zeit besteht darin, dass alles so kompliziert wird, dass daran die meisten Menschen verzweifeln und auf keinen Fall mehr teilnehmen können. Die Folge sind irrationale Ängste, die unsere Demokratie zum Absturz bringen können. Nicht umsonst habe ich in Schengen zum 30jährigen Jubiläum des Abkommens einen Vortrag gehalten zum Thema Demokratie und Wissenschaft, um klar zu machen, dass reine Emotionen jedenfalls demokratisch nie zu einer Problemlösung führen können. Ein Hoffnungsschimmer bildet da die Wissenschaft. Aber Du weißt genauso wie ich, dass das wissenschaftliche Gutachterwesen nur selten zum Ziel führt.

Im Moment schreibe ich auf Bitten eines Verlags an meiner Biographie unter dem Titel „Ein Glückspilz packt aus“, sie soll ein Mosaikstein der Zeitgeschichte darstellen. Dort beschreibe ich auch Probleme der Massenkommunikation und der sozialen Relevanz. Im Zusammenhang mit der durch den politischen Islam verursachten Krise, wird oft von Parallelgesellschaft gesprochen. Das ist richtig und wichtig. Ich meine auch, wir sollten vor der eigenen Tür kehren. Die sogenannten Akademiker selbst haben eine Parallelgesellschaft geschaffen auf der Anbindung der Verhaltensweisen der Bürger mit geringem Bildungshorizont. Dem entgegen zu wirken habe ich seinerzeit das Glück gehabt, die Redaktion Naturwissenschaft und Technik des WDR-Fernsehens zu gründen. Es war stets meine Absicht, Sprache und Modelle der Wissenschaft und Technik zu finden, die der normale Bürger begreifen kann. Ich habe dazu Humor und die Motive der Menschen genutzt, die ich ansprechen wollte, sozusagen nach dem Motto: Was bringt es, Informationen in einer Frequenz auszustrahlen, für die der normale Bürger kein „Empfangsgerät“ besitzt. So war die Hobbythek z. B. ein*trojanisches Steckenpferd‘, um die Zuschauer an Wissenschaft und Technik heranzuführen, für die sie normalerweise glaubten,  ihr Verständnis reiche nicht dafür. Deshalb war die Hobbythek nie nur eine Bastelsendung, sondern ich habe die Themen so ausgesucht, dass für diesen Bereich das Interesse für Wissenschaft und Technik geweckt werden konnte.

Vielleicht ist das der Grund, weshalb viele Zuschauer auch heute noch mir eine gewisse Autorität zusprechen. Das ist einerseits ein großer Gewinn, andererseits aber auch ein ‚Fluch‘, denn in den Medien werde ich stets nur als Fachmann für Hobbythemen, aber selten auf meine wissenschaftliche Kompetenz angesprochen. Aber was soll‘s, ich gebe nicht auf und vermute, dass Du ähnliche Probleme hast und finde es toll, dass Du Dich jetzt publizistisch an die Öffentlichkeit wendest. Ich denke, wir haben da eine gemeinsame Verantwortung.

Wie Du mir schreibst, hast Du in Köln Dein Büro direkt in der Nähe des Römerturms. Das ist dort, wo wir in den 68er Jahren unser Lokal für den Republikanischen Club besaßen – auch ‚republikanisch‘ im Gegensatz zu den miesen Ideen der Rechtspopulisten. Ich prägte seinerzeit den Spruch: „Vernunftbegabte aller Länder vereinigt Euch“ Er war bewusst formuliert zum marxistischen „Proletarier aller Länder vereinigt Euch“. Außerdem   habe ich unsere Gesellschaft nach soziologischen Kriterien beobachtet und teile die Bürger ein in Analysten (diejenigen, die Ursache und Wirkung zusammen bringen) und Emotionalisten (diejenigen, die hauptsächlich ihren Bauch entscheiden lassen.). Statistisch meine ich, dass mittlerweile etwa 80 bis 85 % der europäischen Bürger aus Emotionalisten bestehen und 15 bis 20 % aus Analysten. Letztere halten unsere auf Wissenschaft und Technik basierende Wirtschaft am Laufen. Wie soll Demokratie mit so vielen Emotionalisten funktionieren, unter diesem Vorzeichen? – Das ist übrigens auch der Hintergrund dafür, dass die meisten auf dem politischen Islam basierenden Länder – insbesondere die arabisch geprägten – für die Demokratie völlig ungeeignet sind. Das hat sich leider unter den meisten Journalisten (die den sogenannten arabischen Frühling so feierten) und auch unter vielen Politikern noch nicht herumgesprochen.

Kurzum: Die Gesellschaft in Europa kann nur funktionieren, wenn die Wissenschaft einen größeren Einfluss gewinnt, sich vor allem auf breiter Front verständlich macht. Dazu gehört auch die Abwehr von einem chauvinistischen Sozialismus. Es lebe die europäische Idee!
Dein Jean

Lieber Jean,

Was Du zum Wissenschaftsjournalismus und zur Flüchtlingsproblematik schreibst, entspricht sehr genau auch meiner Einschätzung, und ich unterstütze Dich im Rahmen meiner Möglichkeiten gern.

Ich habe mich im letzten Jahr auch ein bisschen journalistisch betätigt, als Gastautor im Feuilleton der Süddeutschen. Ausgangspunkt war ein offener Brief von Juli Zeh an die Kanzlerin in der ZEIT, in dem Juli Zeh sich für einen „TÜV für Algorithmen“ einsetzt.

Algorithmen waren und sind ja mein Thema, und natürlich beschäftigen mich auch die damit zusammenhängenden Zerrbilder in der allgemeinen Presse, in Verbindung mit Big Data und der „digitalen Revolution“.

Ich halte Vorträge über diese Themen und versuche, mich auch politisch ein bisschen einzumischen (z.B. über einen informellen Beraterkreis, zu dem mich Sigmar Gabriel eingeladen hat). Die digitalen Missverständnisse und die digitale Hilflosigkeit in der allgemeinen Presse sind verheerend, da erlebst Du täglich das „Bad news are good news“.

Aber auch die Wissenschaftsjournalisten zeichnen ein diffuses Bild, die Leser werden täglich hin- und her gerissen zwischen den digitalen Chancen, bis hin zur Euphorie, und den digitalen Risiken, bis hin zu den Katastrophenszenarien. Die Materie ist in der Tat komplex, um so wichtiger ist eine ruhige und sachliche Aufklärung. Ich bleibe darüber gern mit Dir im Gespräch.

Die Aufklärung der Öffentlichkeit muss nach meiner Überzeugung in der Schule anfangen. Ich bin deshalb in diesem Bereich seit ein paar Jahren über die Uni Köln ziemlich aktiv (Lehreraus- und -fortbildung), und ich hoffe, mit ein paar konkreten Vorschlägen auch Ministerin Löhrmann überzeugen zu können, dass etwas geschehen muss. Ich habe dazu gerade mit einem Partner einen Artikel für die Zeitschrift „Digitales Lernen“ geschrieben. Er wird in diesen Tagen erscheinen.
Dein Ulrich

20.01.2016 Ein deutsches Wintermärchen? – Teil II

Deutschland: Ein Wintermärchen?

Dank für die vielen Zuschriften auf meinen Beitrag. Schön, dass fast alle mich bestätigen. Allerdings möchte ich noch einen weiteren Gedanken zur Diskussion stellen:

Ich habe mich mit einem Juristen auf dem Jour fix der Heinrich Heine Gesellschaft unterhalten. Er machte mich auf den fundamentalen Unterschied zwischen Asylant und Flüchtling aufmerksam. Sowohl die Presse als auch die Politiker scheinen auch juristisch wesentlichen Unterschied nicht zu kennen. Unser Grundgesetz bezieht sich weitgehend mit ihrem zu Recht großzügigem Paragraphen auf Asylanten. Das gilt nicht automatisch für Flüchtlinge. Ich hoffe, dass sich da sehr bald eine Klärung abzeichnet.

Ich habe schon in einem Essay Ende August auf die Flüchtlings-Problematik mit all ihren Facettenhingewiesen. Wenn gewünscht werde ich auch dieses auf Facebook posten. Damals habe ich Angela Merkel Recht gegeben, aber nur für die Flüchtlinge, die an der ungarischen Grenze menschenunwürdig behandelt worden sind. Ich war entsetzt, als sie das auf die Flüchtlinge aller Länder ausgeweitet hat. Das musste schiefgehen, denn selbst bei bestem Willen, yes we can, war von vornherein zu erwarten, dass das unsere Gesellschaft in große Probleme bringen würde, allein schon wegen der Masse. Es ist auf keinen Fall zu vergleichen mit den Flüchtlingswellen nach dem zweiten Weltkrieg mit Deutschstämmigen, die aus Russland emigrierten und der Zuwanderung nach der Wiedervereinigung. Ich sage das auch als Soziologe und frage mich, wo blieben seinerzeit die sonst so aktiven soziologischen Experten. Was ich besonders bedenklich seinerzeit empfand war, das Angela Merkel ohne demokratische Abstimmung mit den europäischen Nachbarn und ohne auch nur das Parlament und die Bevölkerung zu fragen, eine Entscheidung gefällt hat, die ich ihr nie zugetraut hätte, denn als Physikerin müsste sie das Ursache- und Wirkungsdenken beherrschen. In meiner journalistischen Arbeit habe ich stets z. B. Technologiefolgen-Abschätzungen sehr kritisch begleitet und ich frage mich, wieso eine so intelligente Staatsmännin, die ich verehrt habe, die Folgen einer solchen die Gesellschaft völlig umwälzenden Entscheidung nicht bedacht hat.

Noch einmal gesagt, allen Menschen, die bei uns Schutz suchen, deren Anliegen berechtigt ist, muss geholfen werden. Aber mussten tatsächlich alle Flüchtlinge um Leib und Leben fürchten? Die meisten kamen doch aus gesicherten Lagern rund um Syrien. Natürlich ist es ein Skandal, dass die Weltgemeinschaft nicht in der Lage war, diesen Bürgern nicht durch finanzielle Hilfe ihr Schicksal zu erleichtern. Erstens wäre ihnen die schreckliche und gefährliche Flucht erspart geblieben. Zweitens wären die Kosten wesentlich überschaubarer gewesen.

Das, was mich besonders bedrückt ist die Tatsache, dass durch den Alleingang von Angela Merkel die anderen europäischen Staaten sozusagen ein Alibi bekommen haben, sich an der Aufnahme der Flüchtlinge nicht zu beteiligen: Sie sind es ja selbst Schuld, die Deutschen, jetzt sollen sie auch die Suppe allein auslöffeln. Das sagen nicht nur die östlichen Europäer, sondern auch in den Zeitungen der Engländer und Amerikaner kommt Hohn und Spott zum Vorschein. Aus dem Ausland höre ich oft den Satz, dass Angela Merkel die EU kaputt macht bzw. auseinander dividiert. Das bedrückt mich besonders. Die europäische Idee und ihre Realisierung ist wohl die größte Leistung, die das politische Europa je hervorgebracht hat. Ihr verdankt meine Generation und unsere Kinder immerhin 70 Jahre Frieden, Erbfeindschaften wurden abgebaut, ich hoffe, demnächst auch mit Russland.

Dieser Beitrag ist der Aufschrei eines wirklich gutmeinenden kritischen Bürgers, den das Auseinanderklaffen der politischen Klasse zu der Mehrzahl seiner Bürger beängstigt. Hohen Respekt habe ich vor allen Menschen, die sich ehrenamtlich um die Flüchtlinge bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bemühen. Ich selbst unterstütze seit zwei Jahren zwei Menschen, allerdings aus dem italienischen Apulien, wo extreme Arbeitslosigkeit herrscht. Sie haben bei mir und meiner Familie gewohnt und wir haben auch die notwendige Integrations-Arbeit geleistet. Was sich CDU, SPD, Grüne und FDP hinter die Ohren schreiben müssen: Dieses Problem ist nicht mit Parteiengezänk zu lösen, auch nicht mit falschverstandener Gefühlsduselei. Auf keinen Fall darf den Populisten der Rechten Vorschub geleistet werden. Es ist unerträglich, dass bei Veranstaltungen von Pegida und AFD mittlerweile journalistische Kollegen so angegriffen werden, dass sie nur noch mit Bodyguards und Polizeischutz ihre Arbeit verrichten können. Gleiches gilt aber auch für die fanatischen Anhänger der Linken und Hooligans, die glauben, sich als Hüter der Bundesrepublik aufspielen zu müssen. Alle diese Extreme verschlimmern unsere Probleme nur, denn Politik besteht eben nicht nur aus Flüchtlingen und Asylanten, sondern aus vielerlei Fassetten, für die diese keine Antwort haben. Es geht mir nicht darum, Parteienpolitik zu betreiben, ich fordere auch nicht den Rücktritt von Angela Merkel, aber sie sollte ihren Fehler, Deutschland als Auffangbecken aller Flüchtlinge dieser Welt aufnehmen zu wollen, einsehen, insbesondere aus Welten, die unsere liberale Lebensart, die durch unser Grundgesetz garantiert ist, nicht respektieren. Oft höre ich, dass das eine Art Völkerwanderung darstellt, die nicht mehr zu kontrollieren ist. Wird dabei bedacht, dass in historischer Zeit die einheimischen Völker und ihre Lebensart völlig verdrängt worden ist. Ich denke, das in den Griff zu bekommen ist die Jahrhundertaufgabe.

Hochachtungsvoll
Ihr Jean Pütz

16.01.2016 Flüchtlingskrise in den Medien: Ein Brief an Laszlo Trankovits

Laszlo Trankovits war 35 Jahre lang Korrespondent der deutschen Presseagentur (dpa), unter anderem im Nahen Osten, in Afrika und in den USA und er kennt alle Diskussionen über seriöse Berichterstattung, Sensationsheischerei und Lügenpresse. 39 Prozent der Mediennutzer in Deutschland glauben, dass an dem Vorwurf der Lügenpresse etwas dran ist. „Das ist fatal, denn es bedroht unsere Demokratie, die ohne seriöse Medien nicht existieren kann.“

Lieber Laszlo Trankovits,
als ehemaliger 1. Vorsitzender der Wissenschaftsjournalisten ärgert mich natürlich vor allen Dingen der Begriff „Lügenpresse“, dieses schwarz-weiß-Denken der rechten Populisten möchte ich ablehnen. Trotzdem meine ich, dass selbst die öffentlich-rechtlichen Anstalten immer häufiger Nachricht und Kommentar vermischen. Wie ich meine, haben Journalisten auch die Aufgabe zu prüfen, wie Ihre Nachricht bei etwas schlichteren Gemütern der Leser, Hörer und Zuschauer ankommt. Sicher steht unser Metier unter starkem Druck der sozialen Medien, aber das soll nicht heißen, dass die Presse ihre Hülle fallen lassen darf. Ich möchte nur ein Beispiel nennen:

Da wird im Fernsehen oder auch Rundfunk ganz objektiv ein Tatbestand dargestellt, also ideale Trennung zwischen Nachricht und Meinung. Dann geht es los, das heißt, es wird sofort im Anschluss auf den Einzelfall zugegriffen, z. B. ertrinkende Flüchtlinge, totes Kind am Strand, die ach so nette Familie aus Syrien, die wegen unmenschlicher Gesetzgebung nicht zusammenfinden darf. Wenn man ein bisschen Psychologie oder Soziologie beherrscht, dann bedeutet dies, dass die objektive Nachricht völlig verschwindet, weil der durchaus bedauerliche Einzelfall die Menschen so anspricht, dass das große Ganze gar nicht mehr rezipiert, also aufgenommen wird. So hat Angela Merkel ihre menschlich verständliche Entscheidung einer Nacht ohne Widerspruch verkünden können – welche  gutmeinenden Bürger hätten ihr widersprochen? Damit wurde ein eigentlich völlig undemokratischer Beschluss sogar von den seriösen Parteien, das heißt CDU, SPD, FDP und Grüne, nachträglich mitgetragen. Die Folgen kennen wir alle: Flüchtlinge, die in den Lagern rund um Syrien hausten, empfanden das als Einladung, sich sofort auf den Weg nach Deutschland ins gelobte Land zu machen, insbesondere über die sogenannte Balkanroute, die es heute den Türken erlaubt, Europa regelrecht zu erpressen.

Ihr Gespräch mit Gisela Steinhauer (WDR 2 – Sonntagsfragen) ist eine der wenigen durchgehend stringenten Analysen, die ich bisher gehört habe.

Wenn Sie noch meine  Meinung interessiert: Das Problem ist der „politische Islam“, nicht die Religion, mit einer solchen Ideologie kann man keine Demokratie aufbauen. Daran ist auch der sogenannte `Arabische Frühling‘ gescheitert, was voraus zu sehen war – leider nicht von den meisten Journalisten, die das als große Errungenschaft feierten. Tragisch ist, dass sich auch die meisten Regierungen und Staatsmänner der angeblich freien Welt genauso schuldig machten. So entstand z. B. auch der Irak-Krieg gegen Hussein. Er ist der eigentliche Auslöser der globalen Krise, den Georg W. Bush jr. initiiert hat. Als lächerlichen Vorwand schob er die Verbreitung der Demokratie in den Vordergrund, eigentlich aber wollte er die Dummheit seines Vater in Kuwait rächen. Auch das war eine nicht durchdachte Entscheidung, die die Weltgeschichte verändert hat.

Also noch einmal Kompliment
Ihr Jean Pütz

14.01.2016 Deutschland ein Wintermärchen? Übergriffe arabischer Jugendlicher auf deutsche Frauen am Kölner Hauptbahnhof

Deutschland ein Wintermärchen?

Übergriffe arabischer Jugendlicher auf
deutsche Frauen am Kölner Hauptbahnhof

Jenseits von Verallgemeinerung und
der Tatsache, dass die Presse solche Meldungen als BAD NEWS liebend gerne zum
beherrschenden Thema macht

Von engagierten Wissenschaftsjournalisten
war diese Entwicklung schon lange vorhergesehen.

Ich selbst habe in meinem Essay zum
Thema Flüchtlinge (s. Anlage) bereits Anfang 2015 September daraufhin gewiesen,
dass die Einstellung insbesondere der nordafrikanischen Männer gegenüber Frauen
in Zukunft ein großes Problem darstellen wird. Das hat nur bedingt etwas mit
ihrer religiösen Orientierung zu tun, es ist einfach in Nordafrika üblich, dass
der Mann seine Herrschaftsstellung im Familienclan jederzeit behaupten muss.
Dass soll nicht heißen, dass die jungen Leute wenn sie Vater werden eine
gewisse Abkehr von diesem Appetenzverhalten einlegen. Junge Burschen, vor allem
wenn sie in enormen Massen in ein anderes Kulturgebiet kommen, haben natürlich
gewisse Probleme, ihren Testosteronspiegel unter Kontrolle zu halten. Jeder
Soziologe kann das bestätigen. Besonders, wenn sie in größeren Gruppen auftreten,
will sich jeder einzelne durch besonders rücksichtslose Handlungen hervortun.
Ein mir befreundeter Jurist hat eine ausführliche wissenschaftliche
Untersuchung über die verbrieften Rechte der Frauen im Islam verfasst. (Er hat
sie sogar an einer bedeutenden englischen Universität als Dissertation
eingereicht, sie wurde ohne wenn und aber als richtungsweisend anerkannt, er
kann sich nun Dr. habil. nennen. Ich füge diese Arbeit in deutscher Sprache
bei.)

In dieser Behandlung gegenüber der
Frau liegt die eigentliche psychologische Ursache für ein respektloses
Verhalten. Nun treffen diese jungen Männer hier in Deutschland auf sich offen
gebende deutsche weibliche Bürger. Insbesondere wenn diese Männerclans auch nur
leicht alkoholisiert sind, verlieren sie jegliche Hemmungen und lassen sich
dann durch keine polizeilichen Maßnahmen unter Kontrolle halten. Ihre
Zusammenrottung über soziale Medien tun das ihre dazu.

Der Polizei kann in Zukunft kein
Vorwurf gemacht werden und wir müssen uns fragen, ob die hiesige Justiz
überhaupt in der Lage ist, solche Übergriffe, die bis zur Vergewaltigung gehen,
zu sanktionieren. Allein durch das Auftreten in diesen Massen fällt es schwer,
einzelne Täter herauszugreifen. Diese Schwäche ist denen klar bewusst, sie
setzen damit unser Justizsystem völlig schachmatt. Kein Wunder, dass in der
Bevölkerung immer mehr Ängste entstehen, die von den Politikern aber auch in
der Presse oft nicht zur Kenntnis genommen werden.

Ob wir diese Problematik in Zukunft
durch Integration lösen werden, ist die Frage. Hinzu kommt, dass, wenn
überhaupt Straftäter ermittelt werden, diese unter den heutigen Umständen nicht
abgeschoben, und dann in den Gefängnissen noch radikalisiert werden können.

Herzlichst Ihr Jean Pütz

26.09.2015 Wissenschaftliche Analyse und Flüchtlingsproblematik

Ich, Jean Pütz, weiß, dass ich mich mit diesem Beitrag bewusst aufs Glatteis begebe, aber: ‚Hier stehe ich und kann nicht anders‘:

Um nicht missverstanden zu werden: Alle die Flüchtlinge, die Europa erreicht haben, müssen nach eingehender Prüfung und den Prinzipien des Asylrechts behandelt werden. Und ich finde, dass Deutschland hier eine beispielhafte Rolle spielt. Eine großartige Sache, auch was die vielen freiwilligen Helfer und Organisationen anbelangt, die keine Kosten und Mühen scheuen, um diese Menschen willkommen zu heißen und ihre Leiden zu mindern. Allerdings dürfen Nebenwirkungen und Risiken nicht unter den Tisch gekehrt werden. Das genau fehlt mir als Wissenschaftsjournalist in der heutigen Berichterstattung.

1. Ich finde es zunächst menschlich sehr ansprechend, dass mittlerweile Angela Merkel im Bewusstsein der Köpfe der Flüchtlinge eine Art ‚Mutter Theresa‘ spielt, aber was der Kairoer ARD-Korrespondent Thomas Anders trefflich bemerkte, hat dies einen Exodus aus den existierenden Flüchtlingslägern der Türkei, Syriens und des Libanons ausgelöst nach dem Motto: Deutschland wird für uns sorgen, koste es was es wolle.
Wohlgemerkt, es handelt sich meist um Flüchtlinge, die bereits in Lägern untergebracht sind oder waren, das heißt in relativer Sicherheit, die nicht um Leib und Leben fürchten müssen. Viele begaben sich erst nach den Berichten über die freundliche Aufnahme in Deutschland auf die extrem gefährliche Reise nach dem Prinzip Hoffnung – auch hier koste es was es wolle. Da viele dieser Menschen aus dem Mittelstand stammen, können sie verbrecherischen Schleusern Unmengen an Geldern zahlen. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn der sogenannte „Islamische Staat“ da kräftig mitverdient und darin erhebliche finanzielle Ressourcen findet.

2. Warum kritisiert die Presse nicht die Türkei mit ihrem angehenden Diktator Erdogan, der diese Flüchtlinge mit Freude abschieben kann, natürlich auf deren eigenen Wunsch. Damit ist er Erfüllungsgehilfe dessen, was der damalige sogenannte Kölner Kalif Metin Kaplan vorausschauend prophezeit hat: ‚Der Islam wurde im 17. Jahrhundert vor den Toren von Wien ausgebremst, wir brauchen heute keine Kriege mehr,die gleichen Effekteerzielen wir durch die Geburtenfreudigkeit der islamischen Frauen und durch Einwanderung‘. (Ist es nicht so, dass der Kosovo-Krieg ähnliche Ursachen hatte, weil die Serben diese Entwicklung mit brutalsten Mittel bremsen wollten?) Es scheint so, dass diese Entwicklung vielen islamischen Ländern ganz recht ist.

3.Gerade in arabischen Ländern besitzt die Gastfreundschaft einen hohen Wert. Auch bei uns spielt sie Gott sei Dank eine wichtige Rolle. In Arabien ist es jedoch nicht üblich, dass der Gast seine eigenen Verhaltensweisen völlig ausleben darf und sozusagen dies zum Maßstab seiner moralischen Vorstellungen macht.
Mein Fazit auf Europa bezogen: Herzlich willkommen, aber bitte nach den Regeln, wie wir unsere Demokratie verstehen. Das heißt u. a. auch Gleichberechtigung der Frauen. Natürlich gilt bei uns löblicherweise absolute Religionsfreiheit, die ein hohes Gut unserer Zivilisation ist, die allerdings in arabischen Ländern – ja sogar in der Türkei – nicht praktiziert wird. Diesbezüglich vermisse ich einen Aufstand der Islam-Gläubigen gegen das Verbrechen Ihrer Extremisten, denn das zu ändern kann nur aus den eigenen Reihen erfolgen.

4. Warum helfen wir und nicht die reichen arabischen Länder wie Saudi-Arabien, Katarr, Dubai usw. Dieses wird in unserer Presse fast überhaupt nicht thematisiert. Das gilt auch für die Amerikaner, obwohl sie an der Misere mitschuldig sind. Gerade die USA haben erheblichen politischen Einfluss auf diese Länder und könnten das durch Sanktionen ändern. Stattdessen fordern sie von den Europäern Sanktionen gegen Russland, was für uns bei weitem nicht so gefährlich ist wie die Flüchtlingsproblematik und der IS. Es ist an der Zeit, dass Europa und die USA die Golfstaaten durch Sanktionen dazu zwingt, ihre Glaubensgenossen aufzunehmen. Das entspräche der gemeinsamen Mentalität und machte es den Flüchtlingen viel einfacher als bei uns.

5. Noch ein kurzes Wort zum Thema Schlepper im Mittelmeer-Bereich zwischen Libyen, Italien und Malta. Auch hier ist es angebracht kybernetisch, das heißt in Regelkreisen zu denken. Für die Schlepper ist es geradezu ein Geschäftsmodell geworden, die gutgemeinten und menschlich notwendigen Aktionen der EU-Flotte zur Rettung von Schiffsbrüchigen in brutalster Weise auszunutzen. Ein möglicherweise vorhandenes Gewissen wird sogar dadurch entlastet, dass die Verbrecher davon ausgehen können, egal mit welchem Gefährt sie die Flüchtlingen auf die Reise schicken, diese ja gerettet werden, die dabei ums Leben kommenden sind für sie bestenfalls ein Kollateralschaden.
Um dies zu verhindern besteht meines Erachtens nur eine Möglichkeit: Die aufgebrachten Schiffe oder geretteten Flüchtlinge wieder zurück ins Ausgangsland bringen und dort an Ort und Stelle von der EU finanzierte Auffanglager mit allem Drum und Dran zu errichten und dafür zu sorgen, dass Anträge gestellt werden können mit der Versicherung, in den europäischen Ländern legal Asyl zu bekommen, verbunden natürlich mit einer risikolosen Reise.
Zum Thema Regelkreis: Das würde sich sehr schnell unter den Flüchtlingen herumsprechen, sie könnten nicht mehr von den Schleppern zu einer halsbrecherischen Reise verführt werden.

6. Um allgemein den Regelkreis zu schließen halte ich es für notwendig, dass unsereBundeskanzlerin Angela Merkel, die bei den Flüchtlingen so beliebt ist, Exklusiv-Interviews in allen Fernseh- und Rundfunkanstalten des Nahen Ostens anbietet, die in synchronisierter Fassung auch im Internet ausgestrahlt werden, um den Flüchtlingen objektive Informationen über die Situation zu ermöglichen. Parallel müsste dies mit Gesetzen für legale Einreise von Asylsuchenden begleitet werden, koordiniert und organisiert von der EU.

25.09.2015 Zur Zukunft des Wissenschaftsjournalismus

Die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus liegt mir als Mitinitiator der WPK und Gründer der Redaktion Naturwissenschaft und Technik im Westdeutschen Fernsehen am Herzen. Ich beobachte allerdings in letzter Zeit, dass unsere Kollegen – insbesondere die freien Wissenschaftsjournalisten – von institutionalisierten Redaktionen immer weniger Aufträge erhalten – ob das die schreibende Presse, die Rundfunk- oder Fernseh-Anstalten anbelangt – die teilweise unter der Existenzgrenze ihre Arbeit verrichten müssen. Manchmal ist der vorgeschriebene Mindestlohn ein Hohn, wenn sie ihre Recherchen verantwortungsvoll ernst nehmen. Das liegt zum Teil auch am Internet, weil Allgemein-Journalisten – selbst wenn sie die Prinzipien der Wissenschaft nicht beherrschen – meinen, durch einfache Recherchen aus dem WEB ihre Beiträge schreiben oder gestalten zu können. Deshalb möchte ich einmal hier versuchen, den Wissenschaftsjournalismus im Unterschied zum Allgemein-Journalismus herauszuarbeiten, und zwar Methoden, die unentbehrlich für eine funktionierende Demokratie sind:

Wissenschaftsjournalisten müssen vor allen Dingen in der Lage sein, peinlich darauf zu achten, dass Zusammenhänge erkannt werden. Das gilt nicht nur für Technologieabschätzung und gesellschaftliche Entwicklungen, sondern auch für politische Entscheidungen und deren Tragweite unter streng objektiven und wissenschaftlichen Prinzipien.

Ich beobachte in letzter Zeit, trotz Vielfalt der Presseorgane, eine Entwicklung, die sehr stark von Emotionen und Gleichmacherei geprägt ist. Was in der heutigen Presse völlig in Vergessenheit geriet ist, dass nicht nurdie Technik, sondern auch Sozialsysteme einem Regelkreis unterworfen sind. In den 60er-70er Jahren des vorigen Jahrhunderts nannte man das Kybernetik. Dieser Begriff fand sogar Einlass in philosophisches Denken und wurde seinerzeit zurecht zu einem Modewort.Die empirische Soziologie belegt, dass im Verhalten menschlicher Gruppen bestimmte Gesetzmäßigkeiten existieren, die sozusagen Naturgesetz-Charakter haben. Als Beispiel möchte ich die Thermodynamik nennen, bei der Atome und Moleküle einen großen Freiheitsgrad besitzen und trotzdem empirisch exakte Voraussagen getroffen werden können. Jeder Thermometer kann auf einfachste Weise den Energiezustand der jeweiligen Materie beschreiben.

Ähnliches gilt im Bereich der Volkswirtschaft, der Finanzwirtschaft usw. die zwar bestimmter Axiome bedürfen, aber stets einem Regelmechanismus unterworfen sind.Ganz besonders ist dies der Fall bei der sozialen und ökologischen Marktwirtschaft, einer der größten Erfindungen der Menschheit, die allerdings nur unter ganz bestimmten Randbedingungen funktionstüchtig bleibt (strenge Kartellgesetze, Antikorruption usw.). In gewissen Grenzen kann frei gewirtschaftet werden, aber soziale und ökologische Exzesse werden verhindert.

Wenn in all diesen Bereichen die Zusammenhänge nicht erkannt oder bewusst negiert werden, bilden sich sehr schnell Seilschaften, die das Prinzip derChaostheorie: „Der Teufel scheißt immer auf den gleichen Haufen“ trefflich beschreibt. Auf diese Weise funktioniert in der Regel der Mainstream, zu demnur noch Außenseiter eine kritische Distanz entwickeln. Und hier möchte ich wieder eine Lanze für den Wissenschaftsjournalismus brechen. Auf Grund der besseren Sachkenntnis und Informationstiefe kann der Wissenschaftsjournalist solche Tendenzen früher erkennen und konterkarieren. Im Besonderen muss er bei seinen Produkten seine persönlichen Emotionenüberwinden im Rahmen der seiner wissenschaftlichen Analyse, die nur dann Sinn hat, wenn sie objektiv und nicht subjektiv geprägt ist. Viele von dem vermisse ich in der heutigen Presselandschaft.

29.07.2015 Nachgefragt: Antbiotika-Minimierungskonzept

Sehr geehrte Frau Roesicke,
den Beitrag, den wir von der Stiftung aid übernommen haben, möchten wir gerne zur Diskussion stellen. Meine persönliche Anmerkung: Wenn die darin enthaltenen Fakten tatsächlich den Verbrauch nur auf ein Minimum reduzieren sollten, dann fress ich nen Besenstiel. Obwohl eine anonymisierte Meldung über Antibiotika-Einsatz beim Landwirt, die dann gebündelt an die HIT-Datenbank gesendet werden soll, schon allein problematisch ist, frage ich mich, wieso dann die 25 Prozent der Betriebe, die deutschlandweit am meisten Antibiotika eingesetzt haben, gemaßregelt werden sollen, was einen Widerspruch in sich selbst darstellt. Daran erkennt man, wie wenig Politiker in der Lage sind, praktikable Lösungen zu finden.

Mein Verbesserungsvorschlag: Antibiotika in der Landwirschaft dürfen nur den Tieren verabreicht werden, für die ein Tierarzt – ähnlich wie bei menschlchen Krankheiten – ein Rezept erstellt. Die Medikamente können dann in einer Human-Apotheke oder ggf. in einer neu zu gründenden Apothke für Veterinär-Medizin erworben werden. Der Veterinär darf mit dem Landwirt keine gemeinsame Sache machen. Er darf auf keinen Fall die Medikamente selbst verkaufen. Vorausseztung wäre auch hier ein „Eid des Hyppokrates für Veterinäre“

Mit freundlichen Grüßen
Jean Pütz

 

Hallo Herr Pütz,
Harald Seitz bat mich Ihnen zu antworten, denn ich habe die Meldung
geschrieben. Ich war ja schon verblüfft, dass Sie unsere Meldungen lesen
und sie kommentieren, denn mein Mann und ich sind alte Fans von Ihnen. Mein
Mann (Physiker) lernte in den 70ern mit Ihrer Hilfe Digitaltechnik und ich
wurde durch die Hobbythek begeisterte Creme- und Shampoorührerin.

Ich denke schon, dass dieses Benchmarking-Konzept den Antibiotikaverbrauch
senken wird. Aber es sollten alle Tiermäster, auch wenn sie kein
Antibiotikum einsetzen, melden. In der HIT-Datenbank, die ja zur
Herkunftssicherung eingerichtet wurde und in der Rinder-, Schweine-, Schaf-
und Ziegenhalter sowieso melden müssen, sind die Daten nicht anonymisiert.
Dort meldet jeder Betrieb einzeln. Eine Anonymisierung erfolgt erst, wenn
die Daten von dort an das Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit weitergegeben werden. Antibiotika werden schon heute
nur gegen ein Rezept des Tierarztes abgegeben. Die Human-Apotheken haben
ein großes Arsenal Tierarzneien oder können es bestellen. Nur das der
Tierarzt seine eigene Apotheke, die tierärztliche Hausapotheke, hat und die
Antibiotika direkt vor Ort verkauft. Um dieses Recht wird hinter den
Kulissen auch heftig gerungen.

Früher durften einige Antibiotika auch nicht therapeutisch als
Leistungsförderer eingesetzt werden, in den USA ist das heute noch erlaubt.

Meine persönliche Befürchtung bei der Sache ist, dass die Tierhalter die
Medikamente unterdosiert und zu kurz einsetzen, um Antibiotika zu sparen.
Aber gerade dadurch bilden sich Resistenzen bei Bakterien aus. Insgesamt
geht das meiner Meinung nach in die richtige Richtung: Schon heute gibt es
bestandsspezifische Impfstoffe und welche gegen Mycoplasmen und Circo. Die
Landwirte bemühen sich um eine Optimierung von Haltung, Fütterung, Hygiene,
Stallklima und Management, um die Tiere gesund zu erhalten.

Viele Grüße
Elisabeth Roesicke

Der Beitrag: Antbiotika-Minimierungskonzept

> Ist 0 wirklich null?

> (aid) – Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit immer weiter zu. Sie waren auch Thema des Gipfels der Staats- und Regierungschefs der G7 am 7. und 8. Juni 2015 in Elmau. Sie fordern eine umfassende globale Strategie, die die Human- und die Veterinärmedizin gemeinsam behandelt.

> In Deutschland gilt für Nutztiere seit dem 1. April 2014 das Antibiotika-Minimierungskonzept der 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes. Damit soll der Verbrauch von Antibiotika auf das therapeutisch unverzichtbare Mindestmaß verringert werden. Jeder landwirtschaftliche Betrieb, der Rinder, Schweine, Hühner oder Puten mästet, muss halbjährlich melden, wie häufig er Antibiotika bei seinen Tieren einsetzt. Diese Daten werden in der zentralen staatlichen HIT-Datenbank gesammelt. Die Zahlen werden anonymisiert an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit übermittelt, das daraus die deutschlandweit gültigen Kennzahlen errechnet, die im Bundesanzeiger veröffentlicht werden.

> Es werden statistische Durchschnittswerte berechnet und die 25 Prozent der Betriebe, die deutschlandweit am meisten Antibiotika eingesetzt haben, müssen gemeinsam mit Ihrem Tierarzt beim Veterinäramt einen schriftlichen Plan einreichen, mit welchen Maßnahmen sie in Zukunft weniger Antibiotika brauchen werden. Die Zahlen des ersten Meldehalbjahrs vom 1. Juli bis 31. Dezember 2014 sind Ende März 2015 veröffentlicht worden. Alle Mastbetriebe ab einer bestimmten Größe waren verpflichtet, sich bei der HIT-Datenbank zu registrieren. Nach dem Gesetz sind jedoch nur die Betriebe verpflichtet, ihre Therapiehäufigkeit zu melden, die tatsächlich Antibiotika bei Ihren Masttieren eingesetzt haben.

> Betriebe, die keine Antibiotika im Meldezeitraum gebraucht haben, sind nicht verpflichtet, aktiv eine Nullmeldung abzugeben. Die Datenbank hat zwar die Möglichkeit einer Nullmeldung eingerichtet, aber diese Angabe ist freiwillig. Damit ist bei den vorliegenden Daten nicht zu unterscheiden, ob ein Betrieb, der nicht meldet, es nicht wusste, es vergessen hat oder sogar absichtlich nicht meldete oder eben in diesem Halbjahr keine Antibiotika gebraucht hat.

> Mit diesen Unsicherheitsfaktoren beläuft sich der Median (Mittelwert für die Verteilungen in der Statistik) der Therapiehäufigkeit bei Mastkälbern und Mastrindern auf 0,000, das heißt – statistisch gesehen – setzen mindestens 50 Prozent der Betriebe keine Antibiotika ein. Kritiker bezweifeln diese Zahlen und vermuten eine große Zahl von Betrieben, die nicht gemeldet haben. Die Länderbehörden sollen jetzt stichprobenartig die Richtigkeit der Angaben prüfen. Sie können anhand des Bestandsbuches schnell herausfinden, ob wirklich keine Antibiotika eingesetzt wurden. Die nächste „Deadline“ ist der 30. Juni diesen Jahres und man kann gespannt sein auf die Zahlen, die dazu im September veröffentlicht werden.

> Dr. Elisabeth Roesicke

24.02.2015 VERGANGENHEIT OHNE BEWÄLTIGUNG: RUSSLAND UND DIE SOWJETZEITEN

Ich – Jean Pütz – bin der Meinung, dass das politische Projekt, welches in der Presseinformation (s.u.) beschrieben wird, unbedingt unterstützt werden sollte. Ich denke, hier sind im Vorfeld schon die Probleme beschrieben, die Russland in die heutige Misere getrieben haben und in Zukunft verfolgen werden. Man kann dieses Riesenreich nicht unbedingt in unserem demokratischen Sinne beurteilen.

Allerdings sollte man die fehlende Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen unseren „Linken“ einmal bewusst machen und auch, dass der Kommunismus genauso faschistisch war wie das Verbrecher-Regime von Hitler. Es scheint, dass in unserer angeblich aufgeklärten Gesellschaft wohlfeile populistische Wahlgeschenke immer noch eine wesentliche Rolle spielen, die nicht finanzierbar sind oder nur durch staatliche Gewaltexzesse. Das gilt ganz besonders in Richtung Basisdemokratie, da sollten wir sehr vorsichtig sein. Frau Wagenknecht würde bei uns bestimmt eine Petition durchbekommen, die die Abschaffung der Schwerkraft (Gravitation)in einem demokratischen Abstimmungsprozess beschließen würde. Ähnliche Gesetzmäßigkeiten wie in der Naturwissenschaft existieren auch im soziologischen und wirtschaftlichen Raum.

Um das herauszufinden habe ich parallel an der Universität zu Köln ein achtjähriges Soziologie- und Volkswirtschafts-Studium absolviert mit Schwerpunkt Empirik, vor allem um zu begreifen, weshalb ein zivilisiertes Volk wie die Deutschen einem Verbrecher und Psychopaten wie Hitler überhaupt eine Chance gegeben hat. Das Ergebnis: Ich bin überzeugt davon, dass solche Prozesse sich in jeder Gesellschaft wiederholen können, u. a. ist der Kommunismus an seiner wirtschaftlichen und sozialen Inkompetenz gescheitert.
Das war einer der Gründe, weshalb ich kürzlich im Luxemburgischen Schengen – leider nur in Luxemburger Sprache – einen vielbeachteten Vortrag über Demokratie und Wissenschaft gehalten habe. Er wurde mittlerweile im Luxemburger Hörfunk-Sender 100,6 vier Mal wiederholt. Tenor: Wenn Demokratie Probleme lösen soll, dann ist auch ein Mindestmaß an Sachverstand der Bürger notwendig, was nicht immer erwartet werden kann. Deswegen habe ich inständig für die repräsentative Demokratie plädiert, denn ein Abgeordneter hat eigentlich die Pflicht, sich intensiv mit dem Abstimmungsprozess im Einzelnen aber auch im Gesamtzusammenhang zu befassen, im Interesse aller Bürger. Aber genau da liegt das Problem, wenn von bestimmten Parteien Wolkenkuckucksheime als Ideologie verkauft werden. Daran krankt im Moment Europa. Hoffentlich gewinnen die nicht die Oberhand, siehe Griechenland.

Vielleicht sollte man noch daran erinnern, dass die soziale und ökologische Marktwirtschaft eine Errungenschaft ist, die nicht übertroffen werden kann.
Jean Pütz

VERGANGENHEIT OHNE BEWÄLTIGUNG: RUSSLAND UND DIE SOWJETZEITEN

Wie erinnert sich die Bevölkerung Russlands an die Zeit der Sowjetunion und wie beeinflusst diese Erinnerung den dort laufenden sozialen Wandel? Ein neues Projekt des Wissenschaftsfonds FWF widmet sich genau diesen hochaktuellen Fragen. Konkret werden gesellschaftliche Deutungsmuster identifiziert, die bezüglich der Sowjetzeiten in der russischen Bevölkerung existieren. Weiters wird der Einfluss dieser Muster auf den sozialen Wandel analysiert, der sich nach dem Zerfall der Sowjetunion einstellte.

Vergangenheit ist Zukunft zumindest wenn es um die politische Kultur einer Gesellschaft geht. Wie eine solche Zukunft aussieht, hängt dabei maßgeblich von der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit ab. Inwieweit eine solche Reflexion bei der russischen Bevölkerung bezüglich der Sowjetzeiten stattfindet, untersucht nun Dr. Anna Schor-Tschudnowskaja in einem vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projekt.

DEUTUNG MIT MUSTER

Das Ziel des Projekts ist es, kollektive Deutungsmuster in der russischen Bevölkerung zu identifizieren, die dem Umgang mit der sowjetischen Erfahrung zugrunde liegen. Zu der Bedeutung des Projekts meint die Mitarbeiterin der Sigmund Freud Privatuniversität: „Auch fast 25 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion ist die Dynamik des sozialen Wandels in Russland noch immer enorm. Tatsächlich erfolgte nie eine klare Abgrenzung zur politischen Kultur der Sowjetzeit, und die gesellschaftliche Einstellung dazu ist widersprüchlich und spannungsgeladen und wenig analysiert.“

So scheint das kollektive Gedächtnis der russischen Bevölkerung noch immer von wenigen heroischen Errungenschaften der Sowjetzeit dominiert zu werden: die Industrialisierung in den 1930er Jahren, der Sieg im 2. Weltkrieg und die lange Führungsrolle im Rennen um die Eroberung des Weltalls. Andere Aspekte, wie Staatsverbrechen und autoritäre Machtausübungen, werden hingegen ignoriert oder verharmlost. Für Dr. Schor-Tschudnowskaja ist diese selektive Wahrnehmung ein wesentlicher Bestandteil der gegenwärtigen politischen Kultur in Russland und ein signifikanter Beeinflussungsfaktor für die zukünftige Entwicklung. In dem dreijährigen Projekt wird sich die erfahrene Russland-Expertin nun mit der systematischen Analyse dieser Vergangenheitsbewältigung beschäftigen.

GESPRÄCHSBASIS

Als Grundlage ihrer Analyse werden 30 bis 40 biografische Interviews dienen. Um die Aussagekraft der Ergebnisse zu erhöhen, werden diese in zwei verschiedenen Altersgruppen und Städten durchgeführt. Junge Menschen zwischen 20 und 25 Jahren werden daher genauso wie auch ältere Personen ab 60 Jahren in Moskau und St. Petersburg interviewt. Durchgeführt werden die Interviews teilweise strukturiert und teilweise offen. Dazu Dr. Schor-Tschudnowskaja: „Die Strukturierung ist für eine sinnvolle Auswertung wichtig. Der offene Charakter wiederum erlaubt es, auf individuelle Aspekte einzugehen und so eine echte Alltagsperspektive zu erhalten.“ Gerade Letzteres ist wichtig, denn es gilt als wissenschaftlich akzeptiert, dass die individuelle Lebenserfahrung und deren Interpretation die ersten Schritte zur inhaltlichen Befüllung einer politischen Kultur sind. Während der folgenden Auswertung wird der Fokus darauf liegen, ob und wie die Personen sinnhaft Bezug auf die Erfahrungen mit der Sowjetunion nahmen und nehmen. Weiters wird nach Mustern in der Wahrnehmung und Interpretation der damaligen Geschehen und deren inhaltlichem Kontext gesucht werden.

In einem anderen Teil des FWF-Projekts wird Dr. Schor-Tschudnowskaja die wissenschaftliche Literatur sichten, um auch hier Hinweise auf spezielle Deutungsmuster zu erhalten. Gemeinsam mit den empirischen Ergebnissen der Interviews wird sie so Muster identifizieren und deren Bedeutung für eine zukünftige gesellschaftliche Entwicklung einschätzen können.

Die Ergebnisse des Projekts sind dabei von mehr als rein wissenschaftlichem Interesse. VertreterInnen aus Politik und Wirtschaft werden sie eine neue und differenziertere Sicht auf die postsowjetische Gesellschaft im heutigen Russland ermöglichen eine Perspektive, die gerade in Zeiten erhöhter wirtschaftspolitischer Spannung von großer Bedeutung sein kann.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Anna Schor-Tschudnowskaja