Archiv der Kategorie: Erde, Klima, Umweltschutz

Photovoltaik mit organischen Solarzellen – Anwendungsgebiete fast unendlich erweiterbar

(KIT) – Ob auf Glasflächen von Gebäuden, Gewächshäusern oder Fahrzeugen – mit semitransparenter Photovoltaik könnten für eine klimafreundliche Energieversorgung nutzbare Flächen deutlich vergrößert werden. Im Forschungsprojekt SEMTRASOL entwickeln Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) dafür Solarzellen mit präzise einstellbaren Absorptionseigenschaften und hohem Wirkungsgrad.

Organische Solarzellen sind nicht nur leicht, ungiftig, unabhängig von seltenen Rohstoffen und können preisgünstig sowie großflächig gedruckt werden. Im Vergleich zu anderen Photovoltaik-Technologien haben sie eine weitere herausragende Eigenschaft: Sie können semitransparent hergestellt werden, was viele neue Anwendungen ermöglicht. Während Silizium-Photovoltaik heute allgegenwärtig zur Energiegewinnung eingesetzt wird, wurde der Nutzen von organischen Solarzellen bisher weit unterschätzt. „So ist auch der große Durchbruch auf dem Markt bislang ausgeblieben,“ sagt Dr. Christian Sprau vom Lichttechnischen Institut des KIT. Mit seiner gerade gestarteten Forschungsgruppe und dem Forschungsprojekt SEMTRASOL will er das ändern: „Mit neuen Materialkonzepten und neuesten organischen Halbleitern gelingt es heute immer besser, die Absorptionseigenschaften organischer Solarzellen präzise zu steuern und einen hohen anwendungsspezifischen Wirkungsgrad zu erzielen.“ Dadurch werde etwa hocheffiziente Photovoltaik auf Glasfronten denkbar, die nicht weiter ins Auge fällt.

Einsatz auf Fensterfronten oder in der Landwirtschaft

Organische Solarzellen nutzen kohlenstoffbasierte Halbleiter, die sich typischerweise durch schmalbandige Absorptionsbereiche auszeichnen. Dank der Entwicklung neuartiger Akzeptoren, also die Elektronen aufnehmenden Moleküle in der lichtabsorbierenden Schicht in einer Solarzelle, können sie im Labor heute Wirkungsgrade von bis zu 20 Prozent erreichen. Durch die Vielzahl dieser neuen Materialien und in Kombination mit gezieltem Bauelementdesign ist es möglich, mit einer semitransparenten Solarzelle einstrahlendes Licht in genau definierten spektralen Bereichen zu absorbieren. So ließen sich künftig Flächen mehrfach nutzen, erläutert Sprau: „In der Agrivoltaik beispielsweise müssen lediglich die zum Wachstum notwendigen Wellenlängen die Pflanzen erreichen, wohingegen sie vor anderen spektralen Anteilen des Lichts geschützt und so vor dem Austrocknen bewahrt werden können. Die Fensterfront eines Hochhauses wiederum muss nur das Licht passieren lassen, welches das menschliche Auge als Helligkeit wahrnimmt. In beiden Fällen lassen sich gleichzeitig mit den ungenutzten Anteilen des Sonnenlichts hohe Energieernten erzielen.“

Booster für eine beschleunigte Energiewende

Nach Einschätzung des Forschungsteams am KIT wird eine doppelte Flächennutzung durch Photovoltaik eine wichtige Rolle spielen, damit Deutschland und Europa die Klimaneutralität rechtzeitig erreichen können. Die technologischen Voraussetzungen seien erfüllt, mit SEMTRASOL wolle man sie nun miteinander kombinieren. „Konkrete Ziele sind das Maßschneidern der Transparenz, eine druck- und skalierbare Bauelementarchitektur, die Verwendung neuester Materialien und eine umweltfreundliche Herstellung“, erläutert Sprau. „Trivial ist das nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass semitransparente Solarzellen in nicht allzu ferner Zukunft ganz selbstverständlich zu unserem Alltag gehören werden.“ (mhe)

Über SEMTRASOL

Das Forschungsprojekt SEMTRASOL (steht für: Druckbare semitransparente organische Solarzellen für Photovoltaikflächen der Zukunft) läuft am Materialwissenschaftlichen Zentrum für Energiesysteme und am Lichttechnischen Institut des KIT. Die Vector Stiftung fördert die Forschungsarbeiten im Rahmen des Nachwuchsgruppenprogramms „MINT für die Umwelt“ mit einer Million Euro für vier Jahre.

Wärmewende: Elektrische Wärmepumpe als Standard ?

(Business Insider)

  • Die Wärmewende kommt: Die Ampel-Koalition hat sich darauf geeinigt, dass ab kommendem Jahr keine neuen Öl- und Gasheizungen in Deutschland verbaut werden dürfen.
  • Neue Heizungen müssen ab dann zu mindestens 65 Prozent durch Erneuerbare Energien betrieben werden. Das bedeutet praktisch: Die elektrische Wärmepumpe wird zum neuen Standard.
  • Im Detail ergeben sich jedoch Fragen: Welche Ausnahmeregelungen gibt es? Was ist mit Gebäuden, in denen Wärmepumpen nicht effektiv sind? Welche Förderungen gibt es? Und wer zahlt den Umbau: Vermieter oder Mieter? Das steht im Gesetzesentwurf der Ampel-Parteien.

Die Ampel-Parteien haben sich – nach wochenlangem Streit und Bedenken aus Reihen der FDP – geeinigt: Ab Januar 2024 soll möglichst jede neu eingebaut Heizung zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Das Kabinett will ein entsprechendes Gesetz im April beschließen. Vor der Sommerpause soll der Bundestag darüber abstimmen. Der entsprechende Entwurf für die Reform des sogenannten Gebäudeenergiegesetzes wird aktuell durch die Bundesländer und Fachverbände angehört.

Was kommt also auf Immobilienbesitzer, auf Vermieter und Mieter zu? Wer muss wann neue Heizungen einbauen lassen – und wer wie das bezahlen? Business Insider gibt Antworten.

Wann müsst ihr eure Gas- oder Ölheizung austauschen?

Die von der Ampel geplante Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes schreibt nicht vor, dass Besitzer von Gas- oder Ölheizungen diese sofort austauschen müssen. Auch wird nicht vorgeschrieben, dass kaputte Gas- oder Ölheizungen ausgetauscht werden müssen, wenn sich diese noch reparieren lassen. Das Gesetz regelt lediglich, dass ab Januar 2024 neu eingebaute Heizungen zu 65 Prozent durch erneuerbare Energien betrieben werden müssen. Wer ab dann seine Gas- oder Ölheizung austauschen lassen möchte oder muss, der muss auf klimafreundlichere Alternativen umsatteln.

Im Gesetzesentwurf sind die entsprechenden Fristen und Übergangsfristen genauer definiert.

Gibt es Ausnahmeregelungen beim Heizungsaustausch?

Bis spätestens 2045 müssen alle Heizungsanlagen vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Fällt eine Öl- und Gasheizung irreparable aus, dann gibt es jedoch Übergangsfristen beim Einbau neuer, klimafreundlicherer Heizungen.

Kommt es zu einer solchen Heizungshaverie, dann haben Immobilienbesitzer eine Frist von drei Jahren, bis sie die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes – also den Neueinbau einer Heizung, die zu mindestens 65 Prozent klimaneutral betrieben wird – umzusetzen. Während dieser Frist kann vorübergehend auch eine neue Gas- oder Ölheizung eingebaut werden. Auch Stromdirektheizungen können als Übergangslösung genutzt werden. Nach drei Jahren müssen jedoch die gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden – durch Austausch der Übergangslösung oder einer entsprechenden Ergänzung dieser.

Auch für Eigentümer im Alter von 80 Jahren aufwärts hat die Ampel-Koalition eine Sonderregelung geplant. Im Fall einer Heizungshaverie oder der Notwendigkeit des Einbaus einer neuen Heizung sind sie unbefristet von der neuen 65-Prozent-Regelung befreit. Wechselt das Eigentum dieser Menschen den Besitzer, hat der oder die dann zwei Jahre Zeit, dem Gebäudeenergiegesetz zu entsprechen.

Welche Möglichkeiten für neue Heizungen bestehen ab Januar 2024?

Die Heiz-Technologie der Zukunft ist in Konsequenz der Beschlüsse der Ampel die elektrische Wärmepumpe. Der Wirkungsgrad von Wärmepumpen übersteigt den von modernen Gasheizungen deutlich: Während eine Gasheizung aus einer Kilowattstunde Gas 0,9 Kilowattstunden Wärme macht, kann die Wärmepumpe aus einem Kilowatt Strom die drei- bis vierfache Menge Wärme herstellen.

Probleme werden da befürchtet, wo die Wärmepumpe womöglich nicht effektiv genutzt werden kann: In sehr alten, sanierungsbedürftigen Gebäuden, die Temperaturen schlecht halten. Doch zum einen haben Forscher des Freiburger Fraunhofer-Instituts in einem Feldversuch festgestellt: Auch in nicht gut sanierten und gedämmten Altbauten können Wärmepumpen effektive Heizergebnisse erzielen

Zum anderen besteht nach Angaben der Bundesregierung auch in Zukunft die Möglichkeit, eine Hybridheizung einzubauen – etwa eine Gasheizung, die mit einer Wärmepumpe gekoppelt ist. Die Wärmepumpe kann so die meiste Zeit des Jahres die Grundlast tragen, an kälteren Tagen springt der Gaskessel ein. Auch Hybridlösungen mit Brennstoffzellen oder auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung sind möglich, aber nur, „wenn diese mindestens mit 65 Prozent grünen Gasen betrieben oder zur Erfüllung der 65-Prozent-EE-Vorgabe mit erneuerbaren Lösungen kombiniert werden.“

Auch sogenannte „H2-Ready“-Gasheizungen dürfen verbaut werden. Das sind Heizungen, die zu 100 Prozent auf Wasserstoff umrüstbar sind. Verbaut werden dürfen diese jedoch nur, wenn sie ab 2030 mit mindestens 50 Prozent Biomethan oder anderen grünen Gasen und ab 2035 mit mindestens 65 Prozent Wasserstoff betrieben werden. Der für Energie zuständige Staatssekretär Patrick Graichen sagte dazu vergangene Woche: „Dabei muss man auch sagen, dass Wasserstoffheizungen sicherlich nur in Einzelfällen die Lösung sein werden, nicht für die breite Masse, schlicht und einfach, weil Wasserstoff knapp und fürs Heizen sehr teuer sein wird.“

Was kostet mich der Wechsel zum klimaneutralen Heizen?

Die Anschaffungskosten für Wärmepumpen sind aktuell noch deutlich höher, als die für eine moderne Gasheizung. Kauf und Einbau einer Luftwärmepumpe können über 30.000 Euro kosten. Da ist die Gasheizung mit bis zu 11.000 Euro günstiger.

Im Betrieb ist jedoch die Wärmepumpe auf lange Sicht günstiger als die Gasheizung, da sie den genutzten Strom effizienter in Wärme umwandelt, als die Gasheizung das beim Erdgas tut. Ab 2027 wird sich zudem der EU-Emissionshandel auf die Gaspreise auswirken. Erdgas und Heizöl werden dann deutlich teurer werden. Nach Informationen von Business Insider wird im Bundeswirtschaftsministerium mit ähnlichen Gaspreisen wie bei der Gas-Krise im Zusammenhang mit Russlands Invasion der Ukraine im vergangenen Jahr gerechnet.

Die Bundesregierung will den Kauf von Wärmepumpen zudem finanziell fördern. Über die genauen Fördersummen verhandelt das Kabinett aktuell noch. Sie sollen jedoch sozial gestaffelt ausgestaltet werden: Wer weniger Geld zur Verfügung hat, soll stärker gefördert werden. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Sonntag in der ARD: „Meine Vorstellung ist, dass wir – wie es auch im Koalitionsausschuss vereinbart wurde – einen sozialen Ausgleich schaffen. Das heißt, dass die Wärmepumpen, solange sie noch teurer sind, auf den Preis einer Gasheizung runtergebracht werden.“

Auch sollen Mieter geschützt werden, wenn Vermieter die alte Gas- oder Ölheizung austauschen. Im Gesetzentwurf der Ampel sind detaillierte Regelungen festgehalten, die verhindern sollen, dass Vermieter Kosten in zu hohem Maße an Mieter weitergeben. Das gilt etwa, sollten Vermieter in der Anschaffung günstige, im Betrieb aber teure Biomethan- oder Wasserstoffheizungen einbauen. Auch, wenn Vermieter in schlecht sanierten Gebäuden eine leistungsschwache Wärmepumpe installieren, dürfen Kosten nicht einfach weitergereicht werden. Letzteres gilt jedoch nur für Gebäude, die vor 1996 gebaut wurden.

Was wird die Heizungswende der Ampel-Regierung das Land insgesamt kosten?

Im Gesetzesentwurf der Ampel-Koalition findet sich auch eine gesamtgesellschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung der von der Bundesregierung geplanten Heizungswende.

„Durch die Vorgabe für die Nutzung von Erneuerbaren Energien beim Einbau von neuen Heizungsanlagen entsteht den Bürgerinnen und Bürgern bis zum Jahr 2028 ein jährlicher Erfüllungsaufwand von rund 9,157 Milliarden Euro“, heißt es dort. Dem gegenüber stünden jedoch Einsparungen über die Betriebszeit von 18 Jahren in Höhe von 11,014 Milliarden Euro. Ab dem Jahr 2029 betrüge der jährliche Erfüllungsaufwand rund 5,039 Milliarden Euro. Dem gegenüber stünden Einsparungen von 11,125 Milliarden Euro.

Auch für die Wirtschaft findet sich im Gesetzestext eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Jährlich entstünden dieser Kosten von 1,12 Milliarden Euro. Über die jeweilige Lebensdauer der betroffenen Heizanlagen – das Wirtschaftsministerium rechnet hier mit drei bis 20 Jahren – stünden dem jedoch jeweils Einsparungen von 1,558 Milliarden Euro gegenüber.

„Zusätzlich entsteht ein einmaliger Erfüllungsaufwand von ca. 12,472 Milliarden Euro“, heißt es zudem. „Dem stehen über die jeweilige Lebensdauer der betroffenen Anlagen (3-20 Jahre) insgesamt rund 35,903 Milliarden Euro gegenüber.“

Wärmewende: Elektrische Wärmepumpe als Standard ? – Mit einer ausführlichen Stellungnahme von Jean Pütz

Ein völlig unausgegorenes Konzept der Wärmeversorgung der Gebäude steht vor der gesetzlichen Verabschiedung im Bundestag.

Ich sage voraus:  Es ist nicht zu finanzieren. 

Vor 33 Jahren habe ich in der Sendereihe ‚Bilder aus der Wissenschaft‘ in der ARD zwei Sendungen produziert, die dieses Problem in den Fokus setzte. Damals war die Fotovoltaik noch in den Kinderschuhen und viel zu teuer, um als regenerative Energie auch nur im Ansatz berücksichtigt zu werden. Trotzdem ist es mir damals gelungen zu beweisen, dass mit Hilfe seinerzeit bekannter Technologie und gezielten Maßnahmen der Energiebedarf und damit verbunden der CO2-Ausstoß,  um 95% hätte reduziert werden können.

Als Beweis finden Sie hier meine beiden Sendungen unter dem Titel ‚Der Sonne eine Chance‘.

Bilder aus der Wissenschaft Youtube Folge 1

Bilder aus der Wissenschaft Youtube Folge 2

Heute ist in Verbindung mit der Fotovoltaik das Energie-Plus-Haus realisierbar. Auch ohne Subventionen habe ich dieses Konzept für mich privat umgesetzt und kann behaupten, dass die Einspeisung von Energie ins öffentliche Netz im Durchschnitt über das gesamte Jahr  gerechnet ermöglicht, mit meiner ganzen Familie CO2-neutral zu leben.

So nebenbei gesagt: In diesem Konzept spielte auch der Verbrennungsmotor eine wichtige Rolle, und zwar einmal als Klein-Heiz-Kraftwerk, das heute mit regenerativen Energien z. B. mit grünem Erdgas oder Methanol betrieben, völlig CO2-neutral die Häuser mit Wärme versorgen kann. Vergleichbar mit den ohnehin unentbehrlichen Kraftwerken in der Nähe der Bevölkerung auf Basis der Kraft-Wärme-Kopplung. Beide Konzepte überwinden den 2. Hauptsatz der Thermodynamik, indem sie nicht nur Strom erzeugen, sondern auch Wärme die u.a. zum Heizen von Gebäuden benötigt wird. Diese würde ansonsten nutzlos in Kühltürmen verpulvert werden.
Vorausgesetzt, sie werden mit Wasserstoff oder daraus gewonnenem grünen Erdgas bzw. grünen Methanol betrieben. Das Klein-Heiz-Kraftwerk ermöglicht überall dort die Wärmeerzeugung der Gebäude, wo sich der Wärmetransport über Fernheizungen nicht lohnt.

Aber auch die gas- bzw. methanolbetriebene Wärmepumpe auf der Basis von Verbrennungsmotoren wäre sehr empfehlenswert, denn sie ist noch effizienter als die elektrische Wärmepumpe.

Sie kann, vergleichbar mit der elektrischen sogar die vier- bis fünffache Ausbeute aus der vorhandenen Energie gewinnen. Diese Energie wird natürlich aus der Umwelt oder der Geothermie gewonnen. Dadurch ist auch der 1. Hauptsatz der Thermodynamik physikalisch gewährleistet.

Kurzum, allein diese Möglichkeiten wären verlorengegangen, wenn das Verbot des Verbrennungsmotors radikal vom EU-Parlament beschlossen worden wären. Ein Glück, dass weiterdenkende Politiker dieses verhindert haben. Alles spricht dafür, dass Ideologie unsere Klimaprobleme nicht lösen kann.

Wären damals die Vorschläge in meiner Sendung vom Juli und August 1990 von der Politik ernst genommen worden, könnten spielend die CO2-Grenzwerte, die später in den Welt-Klima-Konferenzen entwickelt wurden, eingehalten werden. Ich habe übrigens die CO2-Ausstöße und deren Einsparung mit großen Ballons plastisch im Studio demonstriert. Es lebe die menschliche und nicht nur die „Künstliche Intelligenz“, die vor 33 Jahren noch nicht verfügbar war.

Der folgende Artikel des ‚businesinsider.de‘ vom 03.04.2023 ist besonders lesenswert

Ihr Jean Pütz

Milliardenkosten, Übergangsfristen, Alternativen zu Gas und Öl

(Business Insider)

  • Die Wärmewende kommt: Die Ampel-Koalition hat sich darauf geeinigt, dass ab kommendem Jahr keine neuen Öl- und Gasheizungen in Deutschland verbaut werden dürfen.
  • Neue Heizungen müssen ab dann zu mindestens 65 Prozent durch Erneuerbare Energien betrieben werden. Das bedeutet praktisch: Die elektrische Wärmepumpe wird zum neuen Standard.
  • Im Detail ergeben sich jedoch Fragen: Welche Ausnahmeregelungen gibt es? Was ist mit Gebäuden, in denen Wärmepumpen nicht effektiv sind? Welche Förderungen gibt es? Und wer zahlt den Umbau: Vermieter oder Mieter? Das steht im Gesetzesentwurf der Ampel-Parteien.

Die Ampel-Parteien haben sich – nach wochenlangem Streit und Bedenken aus Reihen der FDP – geeinigt: Ab Januar 2024 soll möglichst jede neu eingebaut Heizung zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Das Kabinett will ein entsprechendes Gesetz im April beschließen. Vor der Sommerpause soll der Bundestag darüber abstimmen. Der entsprechende Entwurf für die Reform des sogenannten Gebäudeenergiegesetzes wird aktuell durch die Bundesländer und Fachverbände angehört.

Was kommt also auf Immobilienbesitzer, auf Vermieter und Mieter zu? Wer muss wann neue Heizungen einbauen lassen – und wer wie das bezahlen? Business Insider gibt Antworten.

Wann müsst ihr eure Gas- oder Ölheizung austauschen?

Die von der Ampel geplante Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes schreibt nicht vor, dass Besitzer von Gas- oder Ölheizungen diese sofort austauschen müssen. Auch wird nicht vorgeschrieben, dass kaputte Gas- oder Ölheizungen ausgetauscht werden müssen, wenn sich diese noch reparieren lassen. Das Gesetz regelt lediglich, dass ab Januar 2024 neu eingebaute Heizungen zu 65 Prozent durch erneuerbare Energien betrieben werden müssen. Wer ab dann seine Gas- oder Ölheizung austauschen lassen möchte oder muss, der muss auf klimafreundlichere Alternativen umsatteln.

Im Gesetzesentwurf sind die entsprechenden Fristen und Übergangsfristen genauer definiert.

Gibt es Ausnahmeregelungen beim Heizungsaustausch?

Bis spätestens 2045 müssen alle Heizungsanlagen vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Fällt eine Öl- und Gasheizung irreparable aus, dann gibt es jedoch Übergangsfristen beim Einbau neuer, klimafreundlicherer Heizungen.

Kommt es zu einer solchen Heizungshaverie, dann haben Immobilienbesitzer eine Frist von drei Jahren, bis sie die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes – also den Neueinbau einer Heizung, die zu mindestens 65 Prozent klimaneutral betrieben wird – umzusetzen. Während dieser Frist kann vorübergehend auch eine neue Gas- oder Ölheizung eingebaut werden. Auch Stromdirektheizungen können als Übergangslösung genutzt werden. Nach drei Jahren müssen jedoch die gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden – durch Austausch der Übergangslösung oder einer entsprechenden Ergänzung dieser.

Auch für Eigentümer im Alter von 80 Jahren aufwärts hat die Ampel-Koalition eine Sonderregelung geplant. Im Fall einer Heizungshaverie oder der Notwendigkeit des Einbaus einer neuen Heizung sind sie unbefristet von der neuen 65-Prozent-Regelung befreit. Wechselt das Eigentum dieser Menschen den Besitzer, hat der oder die dann zwei Jahre Zeit, dem Gebäudeenergiegesetz zu entsprechen.

Welche Möglichkeiten für neue Heizungen bestehen ab Januar 2024?

Die Heiz-Technologie der Zukunft ist in Konsequenz der Beschlüsse der Ampel die elektrische Wärmepumpe. Der Wirkungsgrad von Wärmepumpen übersteigt den von modernen Gasheizungen deutlich: Während eine Gasheizung aus einer Kilowattstunde Gas 0,9 Kilowattstunden Wärme macht, kann die Wärmepumpe aus einem Kilowatt Strom die drei- bis vierfache Menge Wärme herstellen.

Probleme werden da befürchtet, wo die Wärmepumpe womöglich nicht effektiv genutzt werden kann: In sehr alten, sanierungsbedürftigen Gebäuden, die Temperaturen schlecht halten. Doch zum einen haben Forscher des Freiburger Fraunhofer-Instituts in einem Feldversuch festgestellt: Auch in nicht gut sanierten und gedämmten Altbauten können Wärmepumpen effektive Heizergebnisse erzielen

Zum anderen besteht nach Angaben der Bundesregierung auch in Zukunft die Möglichkeit, eine Hybridheizung einzubauen – etwa eine Gasheizung, die mit einer Wärmepumpe gekoppelt ist. Die Wärmepumpe kann so die meiste Zeit des Jahres die Grundlast tragen, an kälteren Tagen springt der Gaskessel ein. Auch Hybridlösungen mit Brennstoffzellen oder auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung sind möglich, aber nur, „wenn diese mindestens mit 65 Prozent grünen Gasen betrieben oder zur Erfüllung der 65-Prozent-EE-Vorgabe mit erneuerbaren Lösungen kombiniert werden.“

Auch sogenannte „H2-Ready“-Gasheizungen dürfen verbaut werden. Das sind Heizungen, die zu 100 Prozent auf Wasserstoff umrüstbar sind. Verbaut werden dürfen diese jedoch nur, wenn sie ab 2030 mit mindestens 50 Prozent Biomethan oder anderen grünen Gasen und ab 2035 mit mindestens 65 Prozent Wasserstoff betrieben werden. Der für Energie zuständige Staatssekretär Patrick Graichen sagte dazu vergangene Woche: „Dabei muss man auch sagen, dass Wasserstoffheizungen sicherlich nur in Einzelfällen die Lösung sein werden, nicht für die breite Masse, schlicht und einfach, weil Wasserstoff knapp und fürs Heizen sehr teuer sein wird.“

Was kostet mich der Wechsel zum klimaneutralen Heizen?

Die Anschaffungskosten für Wärmepumpen sind aktuell noch deutlich höher, als die für eine moderne Gasheizung. Kauf und Einbau einer Luftwärmepumpe können über 30.000 Euro kosten. Da ist die Gasheizung mit bis zu 11.000 Euro günstiger.

Im Betrieb ist jedoch die Wärmepumpe auf lange Sicht günstiger als die Gasheizung, da sie den genutzten Strom effizienter in Wärme umwandelt, als die Gasheizung das beim Erdgas tut. Ab 2027 wird sich zudem der EU-Emissionshandel auf die Gaspreise auswirken. Erdgas und Heizöl werden dann deutlich teurer werden. Nach Informationen von Business Insider wird im Bundeswirtschaftsministerium mit ähnlichen Gaspreisen wie bei der Gas-Krise im Zusammenhang mit Russlands Invasion der Ukraine im vergangenen Jahr gerechnet.

Die Bundesregierung will den Kauf von Wärmepumpen zudem finanziell fördern. Über die genauen Fördersummen verhandelt das Kabinett aktuell noch. Sie sollen jedoch sozial gestaffelt ausgestaltet werden: Wer weniger Geld zur Verfügung hat, soll stärker gefördert werden. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Sonntag in der ARD: „Meine Vorstellung ist, dass wir – wie es auch im Koalitionsausschuss vereinbart wurde – einen sozialen Ausgleich schaffen. Das heißt, dass die Wärmepumpen, solange sie noch teurer sind, auf den Preis einer Gasheizung runtergebracht werden.“

Auch sollen Mieter geschützt werden, wenn Vermieter die alte Gas- oder Ölheizung austauschen. Im Gesetzentwurf der Ampel sind detaillierte Regelungen festgehalten, die verhindern sollen, dass Vermieter Kosten in zu hohem Maße an Mieter weitergeben. Das gilt etwa, sollten Vermieter in der Anschaffung günstige, im Betrieb aber teure Biomethan- oder Wasserstoffheizungen einbauen. Auch, wenn Vermieter in schlecht sanierten Gebäuden eine leistungsschwache Wärmepumpe installieren, dürfen Kosten nicht einfach weitergereicht werden. Letzteres gilt jedoch nur für Gebäude, die vor 1996 gebaut wurden.

Was wird die Heizungswende der Ampel-Regierung das Land insgesamt kosten?

Im Gesetzesentwurf der Ampel-Koalition findet sich auch eine gesamtgesellschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung der von der Bundesregierung geplanten Heizungswende.

„Durch die Vorgabe für die Nutzung von Erneuerbaren Energien beim Einbau von neuen Heizungsanlagen entsteht den Bürgerinnen und Bürgern bis zum Jahr 2028 ein jährlicher Erfüllungsaufwand von rund 9,157 Milliarden Euro“, heißt es dort. Dem gegenüber stünden jedoch Einsparungen über die Betriebszeit von 18 Jahren in Höhe von 11,014 Milliarden Euro. Ab dem Jahr 2029 betrüge der jährliche Erfüllungsaufwand rund 5,039 Milliarden Euro. Dem gegenüber stünden Einsparungen von 11,125 Milliarden Euro.

Auch für die Wirtschaft findet sich im Gesetzestext eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Jährlich entstünden dieser Kosten von 1,12 Milliarden Euro. Über die jeweilige Lebensdauer der betroffenen Heizanlagen – das Wirtschaftsministerium rechnet hier mit drei bis 20 Jahren – stünden dem jedoch jeweils Einsparungen von 1,558 Milliarden Euro gegenüber.

„Zusätzlich entsteht ein einmaliger Erfüllungsaufwand von ca. 12,472 Milliarden Euro“, heißt es zudem. „Dem stehen über die jeweilige Lebensdauer der betroffenen Anlagen (3-20 Jahre) insgesamt rund 35,903 Milliarden Euro gegenüber.“

Verbrenner-Aus: Showdown in Brüssel

(Morning Briefing) – In Sachen Verbrenner-Aus könnte es an diesem Mittwoch auf EU-Ebene zu einem Showdown im Ausschuss der ständigen Vertreter in Brüssel kommen. Auf dem Treffen wird die Tagesordnung für den Ministerrat kommende Woche festgezurrt, eigentlich nur eine Formalie.

Nach Informationen unseres Kollegen Thorsten Denkler will die FDP die Runde der EU-Botschafter allerdings nutzen, um ein ungeliebtes EU-Projekt zumindest auf Eis zu legen: Die neue EU-Abgasrichtilinie, die das Aus für die Neuzulassung von Verbrennermotoren ab 2035 bedeuten würde.

Die EU-Botschafter handeln auf Weisung ihrer Regierungen. Kann sich die Ampel nicht einigen, müsste sich die deutsche EU-Botschafterin enthalten.

Ohne deutsche Zustimmung aber käme die qualifizierte Mehrheit nicht zustande, wonach 65 Prozent der EU-Bevölkerung von den Ja-Stimmen gedeckt sein müssen. Italien, Ungarn und Polen wollen dem Verbrenner-Aus nicht zustimmen. Eine deutsche Enthaltung würde das Gesetz zu Fall bringen.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten, dies zu verhindern: Das Gesetz wird ganz von der Tagesordnung genommen. Oder die zuständige deutsche Umweltministerin Steffi Lemke weist die Botschafterin eigenmächtig an, dem Verbrenner-Aus doch zuzustimmen.

Das wäre eine schwere Bürde für die Koalition. Formal würde dann kommende Woche der Rat der EU-Bildungsminister das Thema aufrufen. Deutschland wird darin von Bettina Stark-Watzinger (FDP) vertreten. Der Plan der FDP ist, dass sie dann für die Enthaltung sorgt.

Michael Bloss, klimapolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament, sagte uns:

Es wäre ein fatales Signal, wenn Deutschland jetzt das Verbrenner-Aus kippt. Damit droht Deutschland zum Klima-Bremsklotz Europas zu werden. Deutschland würde sich als absolut unzuverlässiger Verhandlungspartner zeigen, wenn es jetzt von getroffenen Vereinbarungen abrückt. “

Photovoltaik-Abhängigkeit von China

(pte) – Rund 87 Prozent der nach Deutschland importierten Photovoltaikanlagen (PV) im Wert von 3,1 Mrd. Euro kamen 2022 laut neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus China. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr Photovoltaikanlagen im Wert von rund 3,6 Milliarden Euro nach Deutschland importiert.

Holland und Taiwan mischen mit

Auf China als wichtigstem Lieferanten von Solarzellen, Solarmodulen und Co folgen mit großem Abstand die Niederlande (143 Mio. Euro oder vier Prozent) sowie Taiwan (94 Mio. Euro oder drei Prozent). Der Wert der Importe von Photovoltaikanlagen war 2022 damit mehr als doppelt so hoch wie der Wert der Exporte dieser Waren aus Deutschland.

Exportiert wurden im vergangenen Jahr Photovoltaikanlagen im Wert von gut 1,4 Mrd. Euro. Diese gingen zu einem großen Teil in europäische Staaten. Die wichtigsten Abnehmer waren Österreich (206 Mio. Euro, 14 Prozent), die Niederlande (164 Mio. Euro, elf Prozent) und Italien (160 Mio. Euro, elf Prozent).

Weniger Solarkollektoren hergestellt

In Deutschland ist die Produktion von Solarmodulen für Photovoltaikanlagen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Von Januar bis September 2022 wurden rund 2,9 Mio. Solarmodule zum Absatz im In- oder Ausland produziert. Das waren 44 Prozent mehr als in den ersten drei Quartalen 2021 (zwei Mio. Stück) und 75 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vor-Corona-Jahres 2019 (knapp 1,7 Mio. Stück).

Die Produktion von Solarkollektoren und auch deren Anstieg gegenüber den Vorjahren fiel dagegen deutlich geringer aus als bei Solarmodulen. Von Januar bis September 2022 wurden 202.000 Solarkollektoren produziert. Das waren in etwa so viele wie in den ersten drei Quartalen 2021 (200.000 Stück) und 25 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 (gut 161.000 Stück).

Bestätigung durch Habeck der Wärmepumpe als Heizgerät

(Pioneer Briefing) – Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) wollen trotz scharfer Kritik aus Union und FDP an ihren Plänen für das neue Gebäudeenergiegesetz festhalten und vor der Sommerpause einen Entwurf in die Ressortabstimmung geben.

Der ursprünglich geplante Kabinettstermin Ende März werde nicht eingehalten, hieß es. Grund: Habecks Fachleute wollen auch die bisher umstrittene Solardach-Pflicht bei Neubauten in das Gesetz bringen. Das Bauministerium lehnt dies ab.

Gemäß einer Vereinbarung des Koalitionsausschusses vom Herbst soll ab 2024 und nicht erst ab 2025 das Einbauverbot für Öl- und Gasheizungen in Neubauten gelten, heißt es im Wirtschaftsministerium. Häuser müssen dann zu 65 Prozent mit Öko-Energie geheizt werden, das würde dann nur noch Fernwärme, Wärmepumpen, Biomasse-Kessel oder hybride Lösungen erlauben.

Es soll aber lange Übergangsfristen geben, damit Hausbesitzer und Vermieter von Häusern mit Gas- oder Ölheizungen Zeit haben. Die Pflicht gelte für Neubauten und bei Ersatzanschaffungen.

Der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) bezeichnete die Pläne als „nicht machbar“. Die Regeln würden „völlig an der Realität vorbei gehen“, sagte Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Es werde „nirgendwo genug grünen Wasserstoff oder Biomethan“ geben, der über das Gasverteilnetz beim Endkunden ankommen könnte.

Nach Daten des Bundesverbandes der Heizungsindustrie waren 2021 von 980.000 neuen Heizungen knapp 65 Prozent Öl- und Gasheizungen. 35 Prozent der Heizungen waren Wärmepumpen oder Biomassekessel.

Florierende Solarpaneele-Industrie aus Dummheit kaputtgespart – Mit einer Einführung von Jean Pütz

Es ist die Tragik der deutschen industriellen Entwicklung. Deutschland war in vielen Technologien führend, aber Unkenntnis der Zukunftsmöglichkeiten und Vorbehalte der Regierungen gegenüber der Technologie bewirkten – auch wegen German-Angst und übertriebenen Umweltvorgaben –  dass ganze Industrien aus Deutschland abwanderten. Jetzt haben wir den Salat. Manche Kritiker befürchten eine De-Industriealisierung. Bezeichnendes Beispiel dafür ist die wichtige Entwicklung der Industrie, die sich der regenerativen Energiegewinnung widmen sollte. An erster Stelle ist da die Fotovoltaik zu nennen. Deutschland entwickelte dafür die Technologie auf der Basis von Silizium. Die anfangs florierenden Produktionsstätten wurden in Deutschland recht bald als unwirtschaftlich erkannt, und die Firma Solarworld wurde zum Pleitier. Das lag aber nicht an der Technologie, sondern an den extremen Subventionen, mit denen China eine Konkurrenz-Industrie aufbaute. Nun ist fast die ganze Welt von China abhängig. Darüber der lesenswerte Beitrag, den ich in The Pioneer Briefing gefunden habe.

Nun zeichnet sich ab, dass die deutsche Forschung eine Alternative zum Silizium gefunden hat, die sogenannte Perowskit-Technologie bietet diese Möglichkeit, doch die groß-industrielle Produktion steckt noch in den Kinderschuhen. Auch hier werden die Chancen verkannt. Die Forschungsgelder zur Entwicklung sind bescheiden, sie werden eher mit der Gießkanne für andere im Mainstream bevorzugte Projekte verteilt. Auch hier steht China wieder vor der Tür, um die Ansätze einer Industrie-Entstehung zu finanzieren. Der große Vorteil der Perowskit-Technologie, die ohne Silizium auskommt, ist ihre Preiswürdigkeit. Hinzu kommt, dass die erzeugten Wirkungsgrade etwa 50% mehr elektrischen Energiegewinn versprechen als beim Silizium. Hoffentlich werden die Zeichen der Zeit erkannt, solche Paneele könnten die Basis zur Gewinnung von Solarenergie im globalen Maßstab bilden, so wird es auch möglich, Wasserstoff in kürzester Zeit konkurrenzfähig gegenüber den bisher immer noch viel zu häufig eingesetzten Energieträger zu werden.

Jean Pütz

(Pioneer Briefing) – Der gebürtige Westfale und studierte Diplomingenieur Frank Asbeck, der 1979 mit Petra Kelly und Gert Bastian zu den Gründungsmitgliedern der Grünen in NRW gehörte, war in Corporate Germany einst eine große Nummer.

Mit dem Rückenwind des Erneuerbaren Energiegesetzes von Umweltminister Jürgen Trittin flog seine 1998 gegründete Firma Solarworld, die es ein Jahr später an die Börse schaffte, zu den Sternen. Der Börsenwert betrug in der Spitze fünf Milliarden Euro, Frank Asbeck selbst wurde Multimillionär, Schlossbesitzer und Maserati-Fahrer. Das Lastenfahrrad war nicht so sein Ding.

Mit Sätzen wie „Die Sonne schickt uns keine Rechnung“, hatte Trittin den Solar-Boom befeuert. Doch von irgendwas mussten die Löhne und Gehälter bei Solarworld, die Vertriebsmannschaft und auch die Rechnungen für Silizium und Halbleiter am Ende doch beglichen werden. Gegen die Betriebswirtschaft kann man keine Firma führen – und wahrscheinlich auch kein Land.

Der Absturz von Solarworld folgte, als CDU-Mann Peter Altmaier als neuer Umweltminister die Solarförderung in Deutschland praktisch einstellte. Im Juni 2012 wurden noch rund 1800 Megawatt installiert. Zwei Monate später waren es nur noch 320 Megawatt.

Das Ergebnis ist die sogenannte Altmaier-Delle. Profitiert haben vor allem die Chinesen. Streng nach Plan und mit reichlich Staatssubvention ausgestattet, sind sie in das Zukunftsgeschäft eingestiegen. Und schrieben die Erfolgsgeschichte der Solarenergie fort. Und da stehen wir heute:

  • Europa ist nahezu vollständig abhängig von Solarpanelen aus China. Weltweit werden fast 95 Prozent der handtellergroßen Solarwafer in China hergestellt.
  • In China residieren die Top-5-Solarunternehmen der Welt. Nur die deutsche Wacker Chemie kann mit hochreinem, polykristallinem Silizium bei der Herstellung von Solarzellen noch mithalten.

China exportiert nicht nur, sondern ist selbst zum Boom-Markt für Photovoltaik geworden. Von null auf 300 Gigawatt installierter Leistung in 15 Jahren. Europa, einst unbestrittene Solar-Weltmacht, kommt nur auf gut 140 Gigawatt, wovon 40 Prozent in Deutschland stehen.

Der Ukraine-Krieg, der die Gasabhängigkeit der Bundesrepublik innerhalb weniger Tage auf brutale Weise offenlegte, hat jetzt zu einem Umdenken auch in der Solarindustrie geführt. Die Abhängigkeit von China und die technologische Unfähigkeit des heutigen Europa, hier eine führende Rolle zu spielen, scheinen der politischen Führung in Brüssel, Berlin und wichtigen Wirtschaftslenkern mittlerweile unerträglich.

Das Fraunhofer-Institut kommt zu dem Schluss:

Ein auf Erneuerbare Energien umgestelltes Energiesystem – und das ist der Plan in der EU – ist ohne einen massiven Ausbau der Solarenergie nicht denkbar. Aber: Nach heutigem Stand würden die Chinesen doppelt profitieren: Sie würden ihr Geschäft expandieren und ihr Erpressungspotential erhöhen.

Europa ist schlicht nicht lieferfähig: Jährlich können in der EU derzeit gerade mal Module mit einer Gesamtleistung von sechs bis acht Gigawatt hergestellt werden. Das entspricht weniger als einem Prozent der globalen Produktionskapazitäten.

Diese Schlafmützigkeit wurde in der Schrecksekunde des Krieges beendet – zumindest gedanklich. EU-Energiekommissarin Kadri Simson erklärt, die EU werde die europäische Solarindustrie wiederbeleben – „whatever it takes“.

Mit ihrem REPowerEU-Plan plant die EU-Kommission, dass Regierungen und Firmen in der Europäischen Union bis 2030 rund 300 Milliarden Euro investieren, um sich unabhängig von Kohl, Gas und Öl aus Russland zu machen. Das Ziel: Die installierte Leistung in der EU soll sich bis zum Jahr 2030 auf insgesamt 600 Gigawatt gegenüber heute vervierfachen.

Der von der Politik verordnete Vorrang für die Solarenergie bei der Netzeinspeisung – sobald die Sonne scheint werden Gas- und Kohlekraftwerke herunter gefahren – kommt diesen Ambitionen sehr zu passe. Eine von der EU-Kommission und der Wirtschaft initiierte „Solar PV Industry Alliance“ ist ein industriepolitischer Vorstoß, der Europas Unabhängigkeit auf diesem Feld fördern soll.

Fazit: Die ergrünte Gesellschaft will. Die EU mit ihrem nahezu unbegrenzten Zugang zum Kapitalmarkt kann. Und Amerika drängt ohnehin zur Entkopplung von China. Nun sind die Privaten gefordert, die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu schließen.

Nachtrag: Nur für Solarworld kommt diese Ambition zu spät. Das Unternehmen meldete im Mai 2017 Insolvenz an. Der Unternehmer Frank Asbeck verglühte.

Vielleicht sieht der neue, in Stil und Tonalität geläuterte, Frank Asbeck aus wie Herbert Diess. Der war noch bis vor kurzem Chef des größten Autoherstellers der Welt. Seinen Posten als CEO der Volkswagen AG musste er im vergangenen Sommer nach einem Machtpoker mit dem Aufsichtsrat und Teilen seines Vorstandsteams abgeben. Tempi passati.

Geblieben ist sein Wille zur Veränderung, sein Ingenieurwissen und seine Erfahrung als Manager komplexer Prozesse. Im Grunde ist der heutige Diess das, was er vorher schon war: ein industrieller Revolutionär, der mit Leidenschaft und Zielstrebigkeit – seine Kritiker sagen: mit Ungeduld und Härte – den Status quo zu überwinden sucht.

Wasserstoff-Gewinnung aus Meerwasser möglich

(pte)- Forscher der Universitäten Adelaide, Tianjin, Nankai sowie der Kent State University spalten Meerwasser auf, um es in Wasserstoff umzuwandeln. Dies galt bisher als fast unmöglich, denn das Salz zerstört binnen kürzester Zeit die Elektroden, mit denen der Solarstrom in das Wasser geleitet wird. Werden sie allerdings mit kostengünstiger Lewis-Säure überzogen, halten sie den Angriffen des Salzes über ausreichend lange Zeit stand. Zu dieser Stoffgruppe zählen unter anderem Eisen(III)-chlorid, Bortrifluorid und CO2. Die Experten entschieden sich allerdings für Chrom(III)-oxid (Cr2O3).

Lewis-Säure verhindert Korrosion

Bei Cr2O3 handelt es sich um ein weitverbreitetes Beschichtungsmaterial für Anwendungen insbesondere in der Druck- und Papierindustrie, der Pumpen- und Textilwirtschaft sowie für mechanische Dichtungssysteme. Der so hergestellte Wasserstoff könnte exportiert werden, auch in Regionen, die weder von der Sonne verwöhnt noch ausreichend mit elektrischer Energie versorgt werden, heißt es. Dort könnte in Brennstoffzellen Strom erzeugt werden. Der dabei entstehende Wasserdampf ließe sich kondensieren und die Versorgung mit Trinkwasser verbessern oder erst ermöglichen.

Ein typischer Katalysator in einem Elektrolyseur besteht laut den Wissenschaftlern aus Kobaltoxid mit einem Chromoxid-Überzug. Meerwasser würde diesen durch Erosion durch Chlorionen ruinieren oder sie mit unlöslichen Ablagerungen von Magnesium und Kalzium blockieren, sodass kein Strom mehr fließen kann. Beides wird durch die Lewis-Säure verhindert, so das Team.

Fast so effektiv wie mit Süßwasser

„Wir haben mithilfe eines solchen Katalysators in einem kommerziellen Elektrolyseur Meerwasser mit einer Effizienz von fast 100 Prozent in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten“, sagt Shizhang Qiao, Chemieingenieur an der University of Adelaide. Bei der Elektrolyse von Süßwasser unter Einsatz eines weit teureren Katalysators aus Platin und Iridium werde kaum weniger Wasserstoff erzeugt, so Assistenzprofessor Yau Zheng, Materialwissenschaftler an der gleichen Hochschule.

Verbrenner-Aus & die Folgen

(Pioneer) – Das EU-Parlament hat abgestimmt: Ab 2035 dürfen in der EU nur noch CO2-neutrale Pkw und Kleintransporter zugelassen werden. In anderen Worten: Die Zulassung von Verbrennern wird ab dann verboten. 340 Parlamentsmitglieder stimmten dafür, 279 dagegen. Der Beschluss soll 2026 allerdings noch mal geprüft werden.

Das Gesetz gilt nur für Neuwagen ab dem 1. Januar 2035. Sofern es sich nicht um die Erstzulassung handelt, dürfen diese auch nach diesem Tag weiter verkauft werden.

SPD und Grüne zeigten sich über das besiegelte Verbrenner-Aus zufrieden. Der EU-Grünen-Abgeordnete Michael Bloss erklärt:

Die FDP hatte sich dafür eingesetzt, dass mit E-Fuels angetriebene Verbrenner durch den Beschluss nicht mit ausgeschlossen werden – die EU möchte das nun prüfen. Manfred Weber, Chef der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, kritisierte das Ende des Verbrennungsmotors:

Zu beachten ist: Diese aus den Büros der EU-Kommission gesteuerte Entwicklung spiegelt nicht die Lebensrealität der deutschen Bevölkerung wider. Laut einer aktuellen Studie des Allensbach-Instituts halten nur 22 Prozent der Bevölkerung die Umstellung auf Elektroautos in den kommenden zehn Jahren für wünschenswert.

Für 72 Prozent der Deutschen ist das Auto an sich unverzichtbar, aber für nur 23 Prozent kommt ein E-Auto überhaupt in Betracht. Sie seien zu teuer, der Ladevorgang zu kompliziert und auch an ihrer Umweltbilanz wird gezweifelt.

 

Die Grünen und das Problem Lützerath

Ein Bericht aus The Pioneer Briefing von Gabor Steingart

Es werden hässliche Bilder sein, die von Lützerath ausgehen. Schwer geschützte Einsatzpolizisten werden versuchen, Haus um Haus die vom Braunkohlebagger bedrohte Siedlung von Klimaaktivisten zurückzuerobern.

Die Polizisten werden dabei auch im Auftrag der Grünen Klimaaktivisten wegtragen müssen.

Lützerath wird weggebaggert werden. Das ist Teil des Deals mit dem Energiekonzern RWE, der im Gegenzug acht Jahre früher aus der Kohle aussteigen wird. Fünf Dörfer werden vor dem Abriss bewahrt. 500 Menschen bleibt die Zwangsumsiedlung erspart.

Ein Erfolg, der den Aktivisten wie eine Niederlage vorkommen muss. Lützerath ist und war das Symbol ihres Widerstands gegen die Braunkohleverstromung.

Die Aktivisten und ihre Anliegen sind Teil der DNA der Grünen. Was macht der Protest mit der Partei?

 

Das Verhandlungsergebnis sei gut und richtig, sagt Felix Banaszak, grüner Bundestagsabgeordneter und bis 2022 Landesvorsitzender der NRW-Grünen, unserem Kollegen Thorsten Denkler. Es sei aber auch kompliziert und schwer zu erklären:

 

Den Kohleausstieg um acht Jahre vorzuziehen, das ist abstrakt, das steht erstmal nur auf dem Papier. Aber der Kohlebagger an der Bruchkante, der ist real. Und eine Räumung ist eine Räumung.

 

Im Moment stimmen die Umfragen für die Grünen. Bei 22 Prozent stehen sie in NRW, im Bund bei 17 Prozent. Besser als die jeweiligen Wahlergebnisse.

Realpolitik, so scheint es, wird honoriert.

Hilft den Grünen eine Abgrenzung zu den Klimaaktivisten? Banaszak warnt, dass das zu einem „unkittbaren Bruch“ führen könnte. „Wir dürfen nicht glauben, dass wir allein mit Hyperrealismus weiterkommen.“

 

Es war Bärbel Höhn, die als erste grüne NRW-Umweltministerin in den 90er Jahren einer aufgebrachten Basis erklären musste, dass auch sie den Tagebau in Garzweiler nicht verhindern kann.

Heute sagt sie uns, der Protest damals habe ihr geholfen:

 

Ich werbe da sehr für gegenseitiges Verständnis. Wir sind abhängig voneinander. Ohne den außerparlamentarischen Druck sind Fortschritte in der Klimapolitik kaum denkbar. Ohne Umsetzung und Kompromisse in einer Regierung erreicht aber auch die Klimabewegung ihre Ziele nicht, die wir ja alle teilen.

 

Das Verhältnis zwischen Grünen und Klimaaktivisten „muss von Respekt und Anerkennung geprägt sein“, sagt Höhn.

Hubert Kleinert war Gründungsmitglied der Grünen und 1983 einer der ersten Bundestagsabgeordneten der damals jungen Partei. Er sagt:

 

Die Grünen von heute sind ein selbstverständlicher Bestandteil des etablierten parlamentarischen Systems. Die Bewegungserbschaften haben ihre Bedeutung verloren.

 

Zumal die Zeiten heute andere seien als sogar noch vor einem Jahr. „Putin diszipliniert das gesamte grüne Spektrum.“ Das sei die „paradoxe Konsequenz“ aus Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Für die Grünen in NRW aber bleiben die Proteste eine schwierige Gratwanderung.