Archiv der Kategorie: Erde, Klima, Umweltschutz

Nur Strom? – Wärmewende scheitert

Liebe Freunde,
bitte nehmen Sie sich einige Zeit, um meine ausführliche Stellungnahme zu der fixen Idee, die Energieversorgung Deutschlands – auch den Wärmebedarf – im Schwerpunkt mit elektrischer Energie zu realisieren. Die Grün-Ideologen sind diesbezüglich auf dem Holzweg und werden Deutschland mehr schädigen als Corona. Deutschland – aber auch Europa – verabschiedet sich nach und nach aus dem führenden Kreis der Industrieländer. Trotzdem: nicht die ‚Dekarbonisierung rettet die Welt, sondern die ‚Defossilisierung‘. Das heißt, weg von allen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und als letztes Erdgas. Die Technologie und die Methoden dafür sind vorhanden, werden aber weitgehend unberücksichtigt. Deshalb scheitern die bisherigen Bemühungen, unser Klima zu retten.

Das behauptet ein diplomierter Elektro-Ingenieur, Physiker und Soziologe, aber nicht nur ich, Jean Pütz, sondern Millionen von unabhängigen Wissenschaftlern, die derzeit aber noch weitgehend ideologisch gemobbt werden.

Jean Pütz

Meine persönliche Stellungnahme zu einem glänzenden Artikel in ‚The Hauptstadt-Briefing‘ von Gabor Steingart:

Der Mangel an grundlegenden physikalischen Erkenntnissen der Minister und ihre Abhängigkeit von ideologischen Staatssekretären (Stichwort: AGORA, Deutsches Wirtschaftsforschungsinstitut Berlin und etliche NGOs, weltweit organisiert) hat unter den politischen Laien einen Heurika-Effekt (hurra, ich hab’s) ausgelöst.. Ohne ausreichende Kenntnis  über den 2. Hauptsatz der Thermodynamik (Stichwort: Entropie), reicht es den Politikern aus, dass man mit Strom-Wärmepumpen etwa die dreifache Wärmeenergie produzieren kann gegenüber dem Energieeinsatz. 1 kW elektrische Energie bringt 3 kW Wärme. Die Randbedingungen wurden völlig vernachlässigt. Dieses Hurra reichte aus, um auch dem Volk weis zu machen, dass wäre die Lösung.

1. Diese 1 kW elektrische Energie muss auch produziert werden.

2. In Ermangelung effektiver Speicherung des Stroms wird es nie möglich, die Produktion von leistungsfähiger Elektrizität auf nur regenerative Energien aus Sonne und Wind aus heimischen Quellen auch in Zeiten zur Verfügung zu stellen, in denen das Wetter nicht mitspielt.

3. Das heißt, die Wirtschaft ist in den nächsten 30 Jahren auf einen Energie-Mix angewiesen. Derzeit – 2022 – betrug dieser maximal 23% aus regenerativen Quellen, er wird in nächster Zeit nicht wesentlich erhöht werden können, trotz allen Wunschdenkens der Politik. Das bedeutet, dass der Rest von über 70% aus fossilen Energien hinzu kommen muss.

4. Schön wäre es, wenn das zukünftig nur über Kraftwerke in Wärmekopplungswerken erfolgen würde. Die Kraftwerke auf der grünen Wiese, die derzeitig reaktiviert wurden, sind Wolken-Fabriken mit über 60% Wärmeverlust, die völlig ungenutzt in die Atmosphäre entweichen.

5.Außerdem wird der Hunger nach Elektrizität insbesondere wegen der IT-Branche überproportional steigen, nicht zu sprechen von der Industrie, die sich derzeit immer mehr aus Deutschland verabschiedet. Diesen so wertvollen Strom zur Wärmeerzeugung zu nutzen – so habe ich das als diplomierter Elektro-Ingenieur gelernt – ist ein Sakrileg. Auch wenn die 3fache Energie durch Umschichtung aus der Umwelt gewonnen werden kann.

6. Ja, die Wärmepumpe ist hervorragend geeignet, aber nicht betrieben mit Strom, sondern derzeit mit Gas oder Öl und später mit regenerativem Methanol. Dann gewinnt man nicht nur die 3fache Wärmemenge, sondern die 4- und 5fache.

7. Fazit: Wenn fossile Energie eingesetzt werden muss, um Wärme zu erzeugen, dann mit intelligenten technischen Methoden. Die Fokussierung auf elektrische Energie verhindert eine Rettung unseres Klimas und führt auf lange Sich zu keinem erwünschten Klima-Ziel, solange der Strom nicht völlig aus regenerativen Energien gewonnen werden kann.

8. Dieses Thema habe ich schon 1990 in dem Flaggschiff der ARD ‚Bilder aus der Wissenschaft‘ aufgegriffen und bewiesen, dass es auch ohne elektrische Wärmepumpe, aber mit Isoliermaßnahmen und vorhandener Energie,  möglich ist, den CO2-Ausstoß der Gebäude um über 90% zu reduzieren. Damals ist niemand darauf eingegangen, deshalb muss heute so gemurkst werden.

Hier die Links zu den beiden Sendungen aus Juli und August 1990 unter dem Titel ‚Der Sonne eine Chance‘

Der Sonne eine Chance  Teil 1

Der Sonne eine Chance  Teil 2

9. Warum diese Energie-Problematik so populistisch verfälscht werden kann liegt auch daran, dass im Volks-Wissen der enorme Energieaufwand der Wärme unterschätzt wird, dazu ein Beispiel:

Zur Zubereitung von Kaffee oder Tee zum Frühstück wird 1 Liter Wasser im Elektrokocher zum kochen gebracht. Mit der gleichen elektrischen Energie kann ein Aufzug 5 Personen mit kleinem Gepäck nicht nur ein oder zwei Stockwerke hoch befördern, sondern sage und schreibe 33 bis 35 Stockwerke, also ca. 100 Meter hoch gegen die Schwerkraft.

10. Nun verstehen Sie vielleicht auch den logischen Ansatz, warum die Gebäude-Expertin, Frau Professor Messari-Becker  in ihrem folgenden Beitrag auf der Plattform von Gabor Steingart die Elektrifizierung für alles für den größten Schwachsinn aller Zeiten hält.

Gerne bin ich bereit, meine und die von vielen unabhängigen Experten bestätigte Vorstellung von einer globalen regenerativen Energie-Gewinnung nicht nur für Deutschland oder Europa, sondern der Welt zu erläutern, auf Basis von grünem Methanol. Nur so wird es gelingen, die Klimaproblematik in der Griff zu bekommen, alles andere sind Wolken-Kuckucksheime.

Jean Pütz

Gebrochene Versprechen: Das Plastikzeitalter

(Pioneer Breifing) – Im Universum der gebrochenen Politikerversprechen hätte das Thema „Kampf dem Plastikmüll“ eine eigene Hölle verdient. In ihr würden viele schmoren, die Rang und Namen haben.

„In Zukunft muss alles Plastik auf dem Markt vollständig recycelbar sein“, sagte der französische Präsident Macron in seiner Videobotschaft am Montag bei der UN-Konferenz in Paris.

„Der Verzicht wird leicht fallen und unsere Umwelt sehr entlasten“, behauptete die Altkanzlerin Merkel bereits anlässlich des Weltumwelttags 2021.

„Nicht Wegwerfplastik, sondern Mehrweg“ sei der neue Standard – frohlockt die amtierende Umweltministerin Steffi Lemke.

Die Wahrheit sieht brutal anders aus. Der neue Standard ist der alte. Der Verzicht fällt nicht leicht, weshalb ihn auch niemand probiert. Plastik wird nicht verboten, sondern in rauen Mengen produziert. Das Plastikzeitalter, sagt Jacqueline Goebel, die Autorin des vergangene Woche veröffentlichten Buches „Die Plastiksucht“, hat eben erst begonnen.

In dieser Woche haben die Vereinten Nationen zu einer großen Plastik-Konferenz nach Paris geladen. Die Faktenlage – an der es nichts zu deuteln gibt – ist erdrückend:

Im vergangenen Jahrhundert sind rund fünf Milliarden Tonnen Plastik in der Umwelt und auf Deponien gelandet. Jedes Jahr kommen inzwischen fast 400 Millionen Tonnen hinzu.

Vor allem der asiatische Raum treibt die Produktion an; Europa stagniert auf hohem Niveau. Wird diese Entwicklung beibehalten, gehen Experten von einer Verdreifachung des Plastikverbrauchs im Jahr 2060 aus.

31 Prozent des weltweit hergestellten Plastiks werden als Verpackung genutzt. Das bedeutet: Fast ein Drittel des Kunststoffs landet schon nach wenigen Tagen – oft nach Minuten – als Müll in der Tonne, im Wasser oder am Straßenrand.

Auf den Weltmeeren verschlechtert sich die Situation unter den Augen einer entsetzten Weltöffentlichkeit. Kunststoffe machen mittlerweile rund 85 Prozent des gesamten Meeresmülls aus. Mehr als 100 Millionen Tonnen Plastik befinden sich schwimmender Weise in den Ozeanen und jedes Jahr kommen rund 10 Millionen Tonnen Plastik dazu. Robben, Seevögel und Fische leiden und verenden oft jämmerlich.

Auch dem Weltklima ist dieses Plastikzeitalter nicht bekömmlich. Insgesamt verursacht der Plastik-Lebenszyklus weltweit 1,8 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente – rund 2,5-mal so viel, wie Deutschland im vergangenen Jahr ausgestoßen hat.

Doch der wirklich erschreckende Faktor liegt nicht in den Kunststoffen selbst, sondern in der Erkenntnis, dass die Politik ihr Primat an die Wirtschaft verloren hat. Es gelingt ihr – trotz aller guten Vorsätze – nicht, die Standards zu setzen und das Versprechen der lebenswerten Umwelt praktisch erfahrbar zu machen.

Der große Verlierer dieser öffentlich erlebbaren Hilflosigkeit von Politik ist die Demokratie. Nutznießer der Plastikflut sind die Unternehmen:

  • Nach Schätzungen von Marktforschungsunternehmen ist die Plastikproduktion 600 Milliarden US-Dollar wert, bis 2030 könnten es 800 Milliarden Dollar sein.
  • Nur 20 Konzerne produzieren die Hälfte des Plastikmülls der Welt, der US-Ölkonzern ExxonMobil führt die Liste an. Das fossile Imperium schlägtzu
  • Lebensmittelkonzerne wollen auf Plastik als Verpackung nicht verzichten. Es ist in der Anschaffung billig und außerdem leichter als Glas, wodurch auch die Kosten für den Transport sinken. Die Organisation „Break Free From Plastic“ fand bei ihren globalen Aufräumaktionen in über 80 Ländern in den vergangenen fünf Jahren am häufigsten Plastikverpackungen des Herstellers Coca-Cola. Dicht dahinter folgen Pepsi Cola, Unilever und Nestlé.
  • Hinzu kommt: Laut EU finden 15 bis 30 Prozent der Müll-Exporte illegal statt. Diese kriminellen Netzwerke würden geschätzt einen Jahresgewinn von 9,5 Milliarden Euro einfahren.
    • Seit Mitte 2021 ist Einwegplastik – zum Beispiel Strohhalme oder Geschirr – in der EU verboten. Seit 2022 gibt es in Deutschland auch keine kostenlosen Plastiktüten mehr. Prof. David Laner, Leiter des Fachgebiets Ressourcenmanagement und Abfalltechnik an der Universität Kassel, erklärt, nur etwa 1,6 Prozent des Plastikabfalls in privaten Haushalten würden durch das Verbot gespart. Weiter:

    Es ist nicht so, dass die Politik das Thema nicht oft schon adressiert hat. Aber keine der Verordnungen scheint zu wirken:

    Fazit: Noch bis Freitag tagt die Plastik-Konferenz der Vereinten Nationen in Paris. Die Hoffnungen auf ein weltweites Plastikgesetz mit durchschlagender Wirkung sind gering. Die Staats- und Regierungschefs glauben, der Hölle der falschen Versprechungen dadurch zu entkommen, dass sie auf der Konferenz gar nicht erst auftreten. Selbst Emmanuel Macron, obwohl der Élysée-Palast nur drei Kilometer Fahrtweg vom Tagungsort entfernt liegt, schickte lediglich eine Videobotschaft.

Klimarettungsmoratorium durch Macron

(Pioneer Briefing) – Der französische Präsident Macron ebenso wie viele deutsche Fachleute der Industrie und Volkwirtschaft plädieren für ein vorübergehendes Moratorium der Klimarettungs-Maßnahmen.
Die Ludwig-Börne-Preisträgerin Eva Menasse hat eben erst vor dem „Verschwinden der Öffentlichkeit“ gewarnt. Sie meint damit das Fragmentarische und kleinteilig Parzellierte der sozialen Medien. Ihre Frage an die Jüngeren: „Wo sind die digitalen Wasserstellen, die ihr aufsucht, wenn ihr reden, streiten, verhandeln müsst?“

Doch vor dem Verschwinden der Öffentlichkeit kommt das Nicht-Entstehen-Lassen von Öffentlichkeit. Wenn man so will, ist das Verschwinden vor dem Erscheinen die physikalisch raffinierteste Form, eine Debatte zu unterbinden, wenn man eben gar nicht reden, streiten und verhandeln möchte.

Womit wir bei der ARD und Emmanuel Macron wären. Der große, staatsnahe Deutschland-Sender, der mit jährlichen Einnahmen in Höhe von sieben Milliarden Euro keine Ressourcenknappheit für sich reklamieren kann, hat den effektivsten Kritiker der Brüsseler und Berliner Energiewende de facto trockengelegt.

Dabei fiel Macrons jüngste Absage an die klimapolitische Selbstbeschleunigung von Ursula von der Leyen und Robert Habeck nicht diplomatisch, sondern saftig aus. Sie wurde international – von Le Monde in Paris über die Financial Times in London bis zum Wall Street Journal in New York – als Breaking News behandelt.

Nur die ARD blieb – und zwar im TV und auf ihren digitalen Plattformen – stumm. Der Élyséepalast musste lernen: Jeder Klimakleber darf im staatsnahen deutschen Fernsehen mit mehr Aufmerksamkeit rechnen als der französische Präsident.

Warum das wichtig ist: Macron hatte bei der Vorstellung seiner Strategie zur Reindustrialisierung am Donnerstag gesagt: „Ich rufe zur europäischen regulatorischen Pause auf.“ Er führte aus, dass er damit de facto ein Moratorium für den Green Deal meinte:

„Wir setzen um, was wir beschlossen haben, aber wir müssen aufhören, immer mehr zu beschließen“. Sonst riskiere Europa bei der Regulatorik zu den besten, aber ökonomisch zu den schlechtesten Performern der Welt zu gehören.

Auch Ursula von der Leyen, deren Aufstieg in die Spitze der EU-Kommission ohne Macron nicht denkbar gewesen wäre, drehte sprachlich bei: Die EU müsse unverzüglich ihre Kapazitäten prüfen, ob die große Anzahl neuer Gesetze überhaupt absorbiert werden könne – auch und gerade im Bereich der Klimapolitik.

Die größte Fraktion im Europäischen Parlament, die Europäische Volkspartei unter Führung von Manfred Weber von der CSU, begrüßte von der Leyens Entscheidung, „über den Umfang und die Geschwindigkeit, mit der diese Prozesse ablaufen, nachzudenken“.

Er sieht die politischen Risiken, die bei der im Juni kommenden Jahres geplanten Europawahl zu heftigen Verlusten führen dürften:

Auch die deutsche Wirtschaft – die gerade erst um Haaresbreite einem rigorosen Verbrennerverbot entkommen ist – sehnt sich nach einem Klima-Moratorium. Denn die ökologischen Effekte der Klimawende sind aufgrund der CO2-Verlagerungseffekte zweifelhaft, die ökonomischen und politischen aber nicht:

  • Die EU stieß 2021 rund 364 Millionen Tonnen CO2 weniger aus als noch vor fünf Jahren, während der Rest der Welt im gleichen Zeitraum um 1,6 Milliarden Tonnen zulegte. Professor Hans-Werner Sinn beschreibt dies als grünes Paradoxon
  • Die europäische Industrie leidet und zieht zunehmend Fabrikation und Arbeitsplätze aus Europa ab. BASF will seine Investitionen nach China verlagern. Volkswagen baut seine größte Batteriefabrik nun in den USA. Und der internationale Stahlkonzern ArcelorMittal schließt aus Kostengründen zwei Lager in Europa und siedelt ebenfalls in die USA über. 32 Prozent der Investitionen außerhalb von Deutschland haben inzwischen den Zweck der Kostenersparnis. Damit verlassen aus Kostengründen so viele deutsche Firmen den Heimatmarkt wie seit 15 Jahren nicht mehr.
  • Das Wachstum hat sich überall in Europa weiter verlangsamt. Für 2023 wird nur noch mit einem Prozent für 2024 mit 1,7 Prozent Wirtschaftswachstum gerechnet. Deutschland ist dabei Schlusslicht in Europa und Europa wiederum ist das Schlusslicht der Welt.
  • Politisch führt die Klimapolitik in dem Moment, wo sie mit Unbequemlichkeit, Kosten und zusätzlichem bürokratischen Aufwand für den Einzelnen einhergeht, zu Abstoßungsreaktionen. In Deutschland machte Habecks Verbot von Gas- und Ölheizungen den einstigen grünen Politstar zum Verlierer dieser Saison.
  • Die Energie- und Klimapolitik der Ampel lässt die finanziellen Möglichkeiten der Bürger außer Acht. Das sagen im aktuellen Forsa-Trendbarometer 79 Prozent aller Bundesbürger. In allen Ländern Europas profitieren die rechtspopulistischen Bewegungen.
  • Fazit: Die ARD, die nach 1945 begründet wurde, um die Demokratie zu beleben, kann dem öffentlichen Diskurs so keinen Dienst erweisen. Gerade ein öffentlich-rechtlicher Sender muss – zumal wenn der Präsident der Französischen Republik sich quasi stellvertretend für die Industrie Europas zu Wort meldet – als erste Quelle von Information funktionieren – und nicht als journalistischer Klimakleber.

Wie Stiftungen aus Übersee die deutsche Klimabewegung mästen

(MARCO GALLINA) Die ClimateWorks Foundation und die European Climate Foundation sind von milliardenschweren Firmenstiftungen ins Leben gerufen worden. Sie hatten erheblichen Anteil an der Gründung der deutschen Denkfabrik Agora, die seit Jahren auf ein Heizungsverbot hinarbeitet und deren ehemaliger Direktor heute als Staatssekretär Habecks fungiert.

Neben der Stiftung Mercator fällt der zweite Geldgeber der Agora Energiewende auf: die European Climate Foundation. Sie wurde 2008 in Den Haag gegründet. Wer allerdings European Climate Foundation (ECF) sagt, kommt nicht drumherum, den eigentlichen Hintermann zu benennen: nämlich die US-amerikanische ClimateWorks Foundation (CWF). Zwar erklärt die CWF, es handele sich lediglich um einen regionalen Partner. Die personellen Verflechtungen nähren allerdings Zweifel daran.

Denn heute sitzt im Vorstand der US-Stiftung ein langjähriger Vorsteher der ECF. Auch er ist wie so häufig ein Seitenwechsler – aus Deutschland. Es handelt sich dabei um den Deutsch-Brasilianer Caio Koch-Weser. Der in Rolândia geborene Weser war von 1999 bis 2005 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium unter Rot-Grün. Zuvor war er geschäftsführender Direktor der Weltbank gewesen. Ab Januar 2006 wechselte er in den erweiterten Vorstand der Deutschen Bank. Dort blieb er bis 2016, zuletzt als Vice Chairman.

Neben der Mitgliedschaft im Vorstand der CWF ist Weser Teil vieler verschiedener NGOs und Stiftungen gewesen. Der ECF stand er von 2013 bis 2018 vor und sitzt heute noch im Beirat. Heute gehört er auch dem Kuratorium des Mercator Institute for China Studies an; Das ist auch deswegen erwähnenswert, weil die CWF keine Zahlungen an Mercator verzeichnet, die ECF dagegen in vielfältiger Weise mit der Mercator-Stiftung zusammenarbeitet. Das Weltwirtschaftsforum führt ihn als Chairman of the Advisory Board an. Seine Ehefrau Maritta Rogalla von Bieberstein Koch-Weser war von 1980 bis 1998 ebenfalls für die Weltbank tätig und saß im Kuratorium der Deutschen Klimastiftung, in dem heute Claudia Kemfert vertreten ist.

Der prominenteste Seitenwechsler, welcher der CWF angehörte, heute aber nicht mehr im Vorstand vertreten ist, war John Podesta. Der ehemalige Wahlkampfleiter von Hillary Clinton galt vor Beginn der Präsidentschaft Donald Trumps als einer der Strippenzieher hinter den Kulissen der Demokratischen Partei. Bis zum Wahlkampf 2015/2016 war er ein bedeutender Berater Barack Obamas und davor unter Bill Clinton Stabschef im Weißen Haus (1998 bis 2001).

Podesta ist deswegen nennenswert, weil die geleakten Podesta-Emails auch ein Licht auf die bis dato unbekannte Seite der CWF warfen. Bis dato geheim gehaltene Aktivitäten wurden bekannt. Einige der Überweisungen an Vereine und Umweltorganisationen – darunter auch die der Deutschen Umwelthilfe (DUH) – wurden in den offiziellen Listen nicht genannt und als „diskret“ eingestuft.

Schon damals bestand der Verdacht, dass die Schwächung der deutschen Autoindustrie das eigentliche Ziel der Klimastiftung sein könnte. Dass die amerikanische Autowirtschaft nach der Krise um den Hersteller General Motors unter Druck der deutschen Produzenten stand, ist ein offenes Geheimnis. Hillary Clinton wurde im Wahlkampf von Daniel Akerson unterstützt, dem ehemaligen Chef von General Motors; die aktuelle Vorsitzende des amerikanischen Autobauers, Mary Barra, galt einige Zeit als mögliche Vizepräsidentin bzw. „Running mate“ von Clinton. Ein Partner der CWF ist außerdem die Ford Foundation, die der Sohn des Ford-Gründers Henry Ford ins Leben rief.

Im Zuge der Dieselaffäre gab die CWF im Jahr 2015 zusätzliches Geld, nämlich eine halbe Million US-Dollar, aus, um Organisationen wie den ICCT zu unterstützen, der in den USA eine Schlüsselposition bei der Aufklärung der „Dieselaffäre“ spielte. Ein Mitbegründer des ICCT war Axel Friedrich, ehemaliger Abteilungsleiter im Umweltbundesamt, Sachverständiger der DUH und damit Vertrauter von Jürgen Resch und Rainer Baake. Auch die DUH profitierte von den damals ausgeschütteten Geldern.

Neben Weser und Podesta sind zwei weitere Vertreter des „Board of Directors“ der CWF erwähnenswert: Larry Kramer von der Hewlett Foundation und Nancy Lindborg von der Packard Foundation (Vorgängerin: Carol Larson). Laut Informationen der Daily Mail hat die CWF allein von der Hewlett-Stiftung 500 Millionen Dollar im Jahr 2008 erhalten. Weitere 100 Millionen Dollar folgten später, 60 Millionen Dollar überwies die Packard-Stiftung. Die Daily Mail führt weiter aus:

„Im Juli nannte ein Bericht eines Ausschusses des US-Senats die Hewlett-Stiftung als Schlüsselelement in einem ‚Milliardärsclub‘, der die Umweltbewegung effektiv kontrollierte und mehr als eine halbe Milliarde Dollar pro Jahr in grüne Gruppen auf der ganzen Welt pumpte.“

Das angehäufte Stiftungskapital aus Milliardärshand wird demnach global auf jene Organisationen verteilt, welche im internationalen „Kampf gegen den Klimawandel“ der CWF als nützlich erscheinen. Zu den Empfängern gehört die erwähnte DUH. Sie erhält jährlich einen kleineren sechsstelligen Betrag, der sich meistens zwischen 100.000 und 150.000 Dollar bewegt. Im Jahr der Dieselaffäre 2015 waren es 700.000 Dollar. Der europäische Dachverband European Federation for Transport & Environment, dem die DUH angehört, bekam im letzten Jahr 600.000 Dollar, der erwähnte ICCT, der internationale Verbündete des Abmahnvereins, bekam satte 2,7 Millionen.

Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erhält seit drei Jahren erhebliche Geldmittel aus den USA: rund 800.000 Dollar im Jahr 2020, 412.000 Dollar im Jahr 2021, und insgesamt über 1,1 Millionen Dollar im Jahr 2022. Die verschiedenen Greenpeace-Sektionen wie Greenpeace Brazil, Greenpeace Canada oder Greenpeace Fund dürfen sich jährlich auf mittlere sechsstellige Zuschüsse freuen; allein Greenpeace East Asia erhielt 2022 1,2 Millionen US-Dollar.

Die Agora erhält von der CWF keine Direktzahlungen. Über den Umweg der ECF, die diese bezahlt, muss man aber zumindest eine indirekte Finanzspritze konstatieren. Allein 2022 förderte die CWF die ECF mit 9,4 Millionen Euro. Nur an die Energy Foundation gingen vergleichbare Beträge – doch zu diesem Themenfeld ein andermal mehr. Höchstzahlungen in den letzten Jahren der CWF an die ECF?

  • 2022: 9,4 Millionen Dollar.
  • 2018: 2,6 Millionen Dollar.
  • 2017: 3,5 Millionen Dollar.
  • 2016: 8,9 Millionen Dollar.
  • 2015: 6,9 Millionen Dollar.

Das ist trotz der hohen Ziffern nur ein kleiner Bruchteil, denn die CWF hat laut eigenen Angaben seit 2008 über 1,3 Milliarden Dollar ausgegeben, um Projekte gegen den Klimawandel damit zu unterstützen. Die CWF hat dabei den Vorteil, dass sie ihre Programme und Projekte, sowie die ausgezahlten Summen, zumindest seit 2015 offenlegt. Bei der ECF sieht dies anders aus. Sie weist lediglich Förderer und unterstützte Organisationen aus – unter letzteren die Agora Energiewende und die Agora Verkehrswende, sowie die Deutsche Umwelthilfe. Ansonsten bleibt der bloße Hinweis auf das Gesamtvolumen der „Grants“ sowie die Themenbereiche, aber nicht, wie viel Geld für wen zu welchem Zweck ausgegeben wurde.

Zu den Förderern der ECF gehören auch Hewlett und die Oak Foundation, die ebenfalls mit der CWF verwoben sind; auch Mercator fehlt nicht als Partner. Ein weiterer wichtiger Förderer ist The Children’s Investment Fund-Foundation. Hinter dem philanthropisch klingenden Namen steht Christopher Cooper-Hohn, der den Hedgefonds The Children’s Investment Fund (TCI) verwaltet und für aggressiven Börsenaktivismus steht.

Nicht nur das weckt Zweifel an der Transparenz der ECF. Benutzt man die Suchfunktion und gibt den Namen „Polk“ an, so ergibt die Suche 0 Treffer. Das ist äußerst überraschend, denn George Polk war Gründer der ECF im Jahr 2008. Er wechselte nach zwei Jahren zu McKinsey. Anschließend war er bei Climate Investment von George Soros, dem Rocky Mountain Institute, Mercer und zuletzt Vision Ridge Partners. Bemerkenswert ist, dass das Rocky Mountain Institute vom Aluminium-Riesen Alcoa gesponsert wird, übrigens auch ein „Partner“ der Deutschen Umwelthilfe.

Noch spannender sind diese Zusammenhänge, weil bis 2012 mit „Bright Automotive“ ein Startup-Unternehmen des Rocky Mountain Institute bestand, das Hybrid-Autos (Plug-in) herstellte. Der letzte CEO von „Bright Automotive“ war Reuben Munger, der wiederum Gründer von Vision Ridge Partners ist. Zuvor war Reuben Managing Director der Baupost Group, einem der führenden Hedgefonds-Unternehmen weltweit. Die CWF hat übrigens 4,7 Millionen an das Rocky Mountain Institute im Jahr 2022 gespendet. Wie die Personalien fließt das Geld unter den verschiedenen Stiftungen hin und her.

Obwohl die ECF seit anderthalb Jahrzehnten besteht und so wichtige gesellschaftliche Einflussnehmer wie die Agora und die Deutsche Umwelthilfe bezahlt hat, besitzt sie erst seit März letzten Jahres einen Eintrag im Lobbyregister des Bundestags. Dafür ist die Beschreibung umso treffender:

„Die European Climate Foundation (ECF) fördert finanziell klimapolitische Akteure (NGOs, Forschungsinstitute, Verbände, etc.) in Projekten, die auf eine ambitionierte Klimapolitik hinarbeiten. Unter anderem gibt die ECF dafür auch Interessenvertretung, beziehungsweise Projekten die unter anderem auch Elemente der Interessenvertretung beinhalten, in Auftrag.“

Neben Polk und Weser gibt es noch eine dritte Persönlichkeit, die eng mit dem Netzwerk aus Klimastiftungen und Klima-NGOs zusammenhängt und insbesondere bei der Gründung der CWF beteiligt war. Er steht zudem im Zusammenhang mit den großzügigen Spendern aus den Reihen von Hewlett und Packard. Es handelt sich um Hal Harvey. Er ist die Scharnierstelle zwischen all diesen Gründungen und der bereits erwähnten Energy Foundation in China. Er hatte Anteil an der Gründung der Agora. Später sollte er Präsident der neugegründeten Climate Imperative Foundation werden, die heute zu den eifrigsten Geldgebern der Agora gehört. Er gehört noch einem Stiftungsbeirat an: dem der Stiftung Klimaneutralität von Rainer Baake.

Was Hauseigentümer zur Heizungsförderung wissen müssen

(Handelsblatt) – Die Bundesregierung hat sich auf einen Gesetzentwurf zur Zukunft des Heizens geeinigt. Das Kabinett verabschiedete an diesem Mittwoch den Entwurf zur Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, mit dem die CO2-Emissionen des Gebäudesektors in den kommenden Jahren gedrosselt werden sollen.

Mehr als ein Drittel des deutschen Energiebedarfs entfällt auf Heizungen von Gebäuden und die Versorgung mit Warmwasser. Jede neu eingebaute Heizung soll deswegen ab 2024 mit 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. Dafür soll es eine Vielzahl von Optionen geben, auch eine teilweise Nutzung fossiler Energien bleibt vorerst erlaubt.

Reparaturen von Öl- und Gasheizungen sind weiterhin möglich. Erst 2045 müssen alle Heizungen vollständig mit erneuerbaren Energien laufen.

Ein neues Förderprogramm soll sicherstellen, dass der Umbau gelingt. Im Gesetzentwurf heißt es dazu: Da der Umbau der Wärmeversorgung aufgrund der Vielfalt an Gebäuden und Eigentümern sowie wegen der Auswirkungen auf die Mieter mit großen Herausforderungen verbunden sei, sollen neue Fördermöglichkeiten und ausreichende Übergangsregelungen und Ausnahmen helfen.

Für ältere Personen soll es Ausnahmeregelungen geben. Auch Mieterinnen und Mieter sollen vor zu hohen Kostenbelastungen geschützt werden.

Ein Überblick über die geplanten Förderungen:

Heizungstausch: Für wen gelten die Regelungen der Förderung?

Das neue Förderprogramm gilt für Bewohnerinnen und Bewohner in selbst genutztem Wohneigentum und für Kleinvermieter mit bis zu sechs Wohnungen. Bedingung ist, dass die Vermieter in dem betreffenden Gebäude selbst wohnen.

Bleibt die bisherige Förderung für den Heizungstausch bestehen?

Die bestehenden Förderprogramme laufen weiter. Das neue Programm kommt hinzu.

Schon heute gibt es Zuschüsse für den Heizungstausch: Wer etwa eine Wärmepumpe einbaut, kann beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) einen Zuschuss von bis zu 40 Prozent erhalten. Auch die Sanierungsmaßnahmen, die nicht den Heizungstausch betreffen, werden weiter wie bisher gefördert, also etwa Dämmung, Fenstertausch oder Komplettsanierung.

Werden Öl- oder Gasheizungen gefördert?

Verbrennerheizungen werden nicht gefördert. Ausnahme: Bei Heizungen, die auch mit Wasserstoff nutzbar sind („H2 ready“), sind die zusätzlichen Kosten der Vorbereitung auf einen Wasserstoffbetrieb förderfähig.

Welche neuen Elemente gibt es bei der Heizungsförderung?

  • Förderelement 1 – Grundförderung: Alle in Paragraf 71 des neuen Gebäudeenergiegesetzes aufgelisteten Heizungsoptionen werden mit dem gleichen Fördersatz von 30 Prozent gefördert.
  • Förderelement  2 – Zusätzlich zur Grundförderung soll es Zuschläge in Form eines Klimabonus geben.

    Klimabonus I: Eigentümer, die nicht zum Tausch ihrer alten Heizung verpflichtet sind, dies aber dennoch tun, sollen einen zusätzlichen Bonus in Höhe von 20 Prozent bekommen. Das betrifft etwa Altbesitzer, die die Immobilie vor 2002 bewohnt haben sowie Personen über 80 Jahre. Auch Eigentümer, die einkommensabhängige Sozialleistungen erhalten, sollen diesen Klimabonus bekommen.
    Klimabonus II: Der Klimabonus II in Höhe von zusätzlichen zehn Prozent wird gewährt für den Austausch von Kohleöfen, Öl- und Gas-Konstanttemperaturkesseln, wenn der Austausch mindestens fünf Jahre vor dem Datum einer gesetzlichen Austauschpflicht erfolgt. Erfolgt der Austausch nach einer bestehenden Austauschpflicht, gibt es den Bonus nur, wenn der Erneuerbaren-Anteil der neuen Heizung bei mindestens 70 Prozent liegt.
    Die Auszahlung der Klimaboni I und II soll zeitlich so gestaffelt werden, dass zunächst die ältesten Anlagen getauscht werden. Die Regierung verspricht sich davon, dass die Nachfrage an die notwendigen Handwerker- und Produktkapazitäten angepasst wird und preistreibende Effekte vermieden werden. So sind beispielsweise ab 2024 alle Geräte förderfähig, die älter als 40 Jahre sind. Ab 2025 sind Geräte förderfähig, die älter als 35 Jahre sind, ab 2026 alle Geräte älter als 30 Jahre.
    Klimabonus III: Bei einer Heizung, die jünger als 30 Jahre ist und irreparabel kaputtgeht, gibt es einen Bonus von zehn Prozent, wenn der Austausch gegen eine neue Heizung innerhalb von einem Jahr erfolgt und damit die gesetzliche Frist von drei Jahren nicht ausgeschöpft wird.

  • Förderelement 3: Für den Heizungstausch werden zinsgünstige Kredite bis zu 60.000 Euro angeboten. Das Kreditprogramm können alle Bürgerinnen und Bürger in Anspruch nehmen.
  • Förderelement 4: Die bestehende steuerliche Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen (Paragraf 35c im Einkommensteuergesetz) gilt weiter. Selbstnutzende Eigentümer können so 20 Prozent ihrer Investitionskosten direkt von der Einkommensteuerlast abziehen. Derzeit berät die Koalition über Erweiterungsoptionen.

Eine Staffelung nach Einkommen soll es nicht geben. Habeck sagte, es habe in der Koalition keine Verständigung auf eine Einkommensprüfung bei Förderungen gegeben.

In der Vergangenheit hatte der Grünen-Politiker die Bedeutung einer sozialen Staffelung bei der Förderung des Heizungsaustauschs betont. Noch im März sagte er, junge Familien, die wenig Geld hätten, und Rentner, die nur über eine knappe Rente verfügten, müsse man anders unterstützen als den „Millionär, der schon drei Villen hat“.

Das Gesetzesvorhaben gilt als ambitioniert und war auch in der Regierung heftig umstritten. Jetzt erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): „Mit der Novelle starten wir eine wichtige Modernisierungsoffensive und holen auf, was über viele Jahre versäumt wurde.“ Habeck machte erneut klar, dass bestehende Heizungen weiter betrieben werden könnten. Kaputte Heizungen könnten repariert werden. „Aber mit neuen Heizungen muss die Wärmewende jetzt beginnen.“

Finanzministerium mahnt zur Kostendisziplin

Finanziert werden sollen die Förderprogramme aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF), der vor allem aus Einnahmen aus dem Europäischen Emissionshandelssystem (ETS) gespeist wird. „Die Finanzierung ist gesichert“, sagte Habeck am Mittwoch. Zuvor hatte das Finanzministerium Vorbehalte gegen den Gesetzentwurf geltend gemacht. Das geht aus einer Protokollerklärung des Ministeriums hervor, die dem Handelsblatt vorliegt. Zuerst hatte das Nachrichtenportal „The Pioneer“ darüber berichtet.

In der Erklärung heißt es, auf die Wahrung der „Haushaltsdisziplin“ müsse besonderer Wert gelegt werden. Im weiteren Gesetzgebungsverfahren sei sicherzustellen, „dass eine praxistaugliche und finanzierbare Umsetzung des Grundsatzes der Technologieoffenheit erfolgt“.

Photovoltaik mit organischen Solarzellen – Anwendungsgebiete fast unendlich erweiterbar

(KIT) – Ob auf Glasflächen von Gebäuden, Gewächshäusern oder Fahrzeugen – mit semitransparenter Photovoltaik könnten für eine klimafreundliche Energieversorgung nutzbare Flächen deutlich vergrößert werden. Im Forschungsprojekt SEMTRASOL entwickeln Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) dafür Solarzellen mit präzise einstellbaren Absorptionseigenschaften und hohem Wirkungsgrad.

Organische Solarzellen sind nicht nur leicht, ungiftig, unabhängig von seltenen Rohstoffen und können preisgünstig sowie großflächig gedruckt werden. Im Vergleich zu anderen Photovoltaik-Technologien haben sie eine weitere herausragende Eigenschaft: Sie können semitransparent hergestellt werden, was viele neue Anwendungen ermöglicht. Während Silizium-Photovoltaik heute allgegenwärtig zur Energiegewinnung eingesetzt wird, wurde der Nutzen von organischen Solarzellen bisher weit unterschätzt. „So ist auch der große Durchbruch auf dem Markt bislang ausgeblieben,“ sagt Dr. Christian Sprau vom Lichttechnischen Institut des KIT. Mit seiner gerade gestarteten Forschungsgruppe und dem Forschungsprojekt SEMTRASOL will er das ändern: „Mit neuen Materialkonzepten und neuesten organischen Halbleitern gelingt es heute immer besser, die Absorptionseigenschaften organischer Solarzellen präzise zu steuern und einen hohen anwendungsspezifischen Wirkungsgrad zu erzielen.“ Dadurch werde etwa hocheffiziente Photovoltaik auf Glasfronten denkbar, die nicht weiter ins Auge fällt.

Einsatz auf Fensterfronten oder in der Landwirtschaft

Organische Solarzellen nutzen kohlenstoffbasierte Halbleiter, die sich typischerweise durch schmalbandige Absorptionsbereiche auszeichnen. Dank der Entwicklung neuartiger Akzeptoren, also die Elektronen aufnehmenden Moleküle in der lichtabsorbierenden Schicht in einer Solarzelle, können sie im Labor heute Wirkungsgrade von bis zu 20 Prozent erreichen. Durch die Vielzahl dieser neuen Materialien und in Kombination mit gezieltem Bauelementdesign ist es möglich, mit einer semitransparenten Solarzelle einstrahlendes Licht in genau definierten spektralen Bereichen zu absorbieren. So ließen sich künftig Flächen mehrfach nutzen, erläutert Sprau: „In der Agrivoltaik beispielsweise müssen lediglich die zum Wachstum notwendigen Wellenlängen die Pflanzen erreichen, wohingegen sie vor anderen spektralen Anteilen des Lichts geschützt und so vor dem Austrocknen bewahrt werden können. Die Fensterfront eines Hochhauses wiederum muss nur das Licht passieren lassen, welches das menschliche Auge als Helligkeit wahrnimmt. In beiden Fällen lassen sich gleichzeitig mit den ungenutzten Anteilen des Sonnenlichts hohe Energieernten erzielen.“

Booster für eine beschleunigte Energiewende

Nach Einschätzung des Forschungsteams am KIT wird eine doppelte Flächennutzung durch Photovoltaik eine wichtige Rolle spielen, damit Deutschland und Europa die Klimaneutralität rechtzeitig erreichen können. Die technologischen Voraussetzungen seien erfüllt, mit SEMTRASOL wolle man sie nun miteinander kombinieren. „Konkrete Ziele sind das Maßschneidern der Transparenz, eine druck- und skalierbare Bauelementarchitektur, die Verwendung neuester Materialien und eine umweltfreundliche Herstellung“, erläutert Sprau. „Trivial ist das nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass semitransparente Solarzellen in nicht allzu ferner Zukunft ganz selbstverständlich zu unserem Alltag gehören werden.“ (mhe)

Über SEMTRASOL

Das Forschungsprojekt SEMTRASOL (steht für: Druckbare semitransparente organische Solarzellen für Photovoltaikflächen der Zukunft) läuft am Materialwissenschaftlichen Zentrum für Energiesysteme und am Lichttechnischen Institut des KIT. Die Vector Stiftung fördert die Forschungsarbeiten im Rahmen des Nachwuchsgruppenprogramms „MINT für die Umwelt“ mit einer Million Euro für vier Jahre.

Wärmewende: Elektrische Wärmepumpe als Standard ?

(Business Insider)

  • Die Wärmewende kommt: Die Ampel-Koalition hat sich darauf geeinigt, dass ab kommendem Jahr keine neuen Öl- und Gasheizungen in Deutschland verbaut werden dürfen.
  • Neue Heizungen müssen ab dann zu mindestens 65 Prozent durch Erneuerbare Energien betrieben werden. Das bedeutet praktisch: Die elektrische Wärmepumpe wird zum neuen Standard.
  • Im Detail ergeben sich jedoch Fragen: Welche Ausnahmeregelungen gibt es? Was ist mit Gebäuden, in denen Wärmepumpen nicht effektiv sind? Welche Förderungen gibt es? Und wer zahlt den Umbau: Vermieter oder Mieter? Das steht im Gesetzesentwurf der Ampel-Parteien.

Die Ampel-Parteien haben sich – nach wochenlangem Streit und Bedenken aus Reihen der FDP – geeinigt: Ab Januar 2024 soll möglichst jede neu eingebaut Heizung zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Das Kabinett will ein entsprechendes Gesetz im April beschließen. Vor der Sommerpause soll der Bundestag darüber abstimmen. Der entsprechende Entwurf für die Reform des sogenannten Gebäudeenergiegesetzes wird aktuell durch die Bundesländer und Fachverbände angehört.

Was kommt also auf Immobilienbesitzer, auf Vermieter und Mieter zu? Wer muss wann neue Heizungen einbauen lassen – und wer wie das bezahlen? Business Insider gibt Antworten.

Wann müsst ihr eure Gas- oder Ölheizung austauschen?

Die von der Ampel geplante Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes schreibt nicht vor, dass Besitzer von Gas- oder Ölheizungen diese sofort austauschen müssen. Auch wird nicht vorgeschrieben, dass kaputte Gas- oder Ölheizungen ausgetauscht werden müssen, wenn sich diese noch reparieren lassen. Das Gesetz regelt lediglich, dass ab Januar 2024 neu eingebaute Heizungen zu 65 Prozent durch erneuerbare Energien betrieben werden müssen. Wer ab dann seine Gas- oder Ölheizung austauschen lassen möchte oder muss, der muss auf klimafreundlichere Alternativen umsatteln.

Im Gesetzesentwurf sind die entsprechenden Fristen und Übergangsfristen genauer definiert.

Gibt es Ausnahmeregelungen beim Heizungsaustausch?

Bis spätestens 2045 müssen alle Heizungsanlagen vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Fällt eine Öl- und Gasheizung irreparable aus, dann gibt es jedoch Übergangsfristen beim Einbau neuer, klimafreundlicherer Heizungen.

Kommt es zu einer solchen Heizungshaverie, dann haben Immobilienbesitzer eine Frist von drei Jahren, bis sie die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes – also den Neueinbau einer Heizung, die zu mindestens 65 Prozent klimaneutral betrieben wird – umzusetzen. Während dieser Frist kann vorübergehend auch eine neue Gas- oder Ölheizung eingebaut werden. Auch Stromdirektheizungen können als Übergangslösung genutzt werden. Nach drei Jahren müssen jedoch die gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden – durch Austausch der Übergangslösung oder einer entsprechenden Ergänzung dieser.

Auch für Eigentümer im Alter von 80 Jahren aufwärts hat die Ampel-Koalition eine Sonderregelung geplant. Im Fall einer Heizungshaverie oder der Notwendigkeit des Einbaus einer neuen Heizung sind sie unbefristet von der neuen 65-Prozent-Regelung befreit. Wechselt das Eigentum dieser Menschen den Besitzer, hat der oder die dann zwei Jahre Zeit, dem Gebäudeenergiegesetz zu entsprechen.

Welche Möglichkeiten für neue Heizungen bestehen ab Januar 2024?

Die Heiz-Technologie der Zukunft ist in Konsequenz der Beschlüsse der Ampel die elektrische Wärmepumpe. Der Wirkungsgrad von Wärmepumpen übersteigt den von modernen Gasheizungen deutlich: Während eine Gasheizung aus einer Kilowattstunde Gas 0,9 Kilowattstunden Wärme macht, kann die Wärmepumpe aus einem Kilowatt Strom die drei- bis vierfache Menge Wärme herstellen.

Probleme werden da befürchtet, wo die Wärmepumpe womöglich nicht effektiv genutzt werden kann: In sehr alten, sanierungsbedürftigen Gebäuden, die Temperaturen schlecht halten. Doch zum einen haben Forscher des Freiburger Fraunhofer-Instituts in einem Feldversuch festgestellt: Auch in nicht gut sanierten und gedämmten Altbauten können Wärmepumpen effektive Heizergebnisse erzielen

Zum anderen besteht nach Angaben der Bundesregierung auch in Zukunft die Möglichkeit, eine Hybridheizung einzubauen – etwa eine Gasheizung, die mit einer Wärmepumpe gekoppelt ist. Die Wärmepumpe kann so die meiste Zeit des Jahres die Grundlast tragen, an kälteren Tagen springt der Gaskessel ein. Auch Hybridlösungen mit Brennstoffzellen oder auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung sind möglich, aber nur, „wenn diese mindestens mit 65 Prozent grünen Gasen betrieben oder zur Erfüllung der 65-Prozent-EE-Vorgabe mit erneuerbaren Lösungen kombiniert werden.“

Auch sogenannte „H2-Ready“-Gasheizungen dürfen verbaut werden. Das sind Heizungen, die zu 100 Prozent auf Wasserstoff umrüstbar sind. Verbaut werden dürfen diese jedoch nur, wenn sie ab 2030 mit mindestens 50 Prozent Biomethan oder anderen grünen Gasen und ab 2035 mit mindestens 65 Prozent Wasserstoff betrieben werden. Der für Energie zuständige Staatssekretär Patrick Graichen sagte dazu vergangene Woche: „Dabei muss man auch sagen, dass Wasserstoffheizungen sicherlich nur in Einzelfällen die Lösung sein werden, nicht für die breite Masse, schlicht und einfach, weil Wasserstoff knapp und fürs Heizen sehr teuer sein wird.“

Was kostet mich der Wechsel zum klimaneutralen Heizen?

Die Anschaffungskosten für Wärmepumpen sind aktuell noch deutlich höher, als die für eine moderne Gasheizung. Kauf und Einbau einer Luftwärmepumpe können über 30.000 Euro kosten. Da ist die Gasheizung mit bis zu 11.000 Euro günstiger.

Im Betrieb ist jedoch die Wärmepumpe auf lange Sicht günstiger als die Gasheizung, da sie den genutzten Strom effizienter in Wärme umwandelt, als die Gasheizung das beim Erdgas tut. Ab 2027 wird sich zudem der EU-Emissionshandel auf die Gaspreise auswirken. Erdgas und Heizöl werden dann deutlich teurer werden. Nach Informationen von Business Insider wird im Bundeswirtschaftsministerium mit ähnlichen Gaspreisen wie bei der Gas-Krise im Zusammenhang mit Russlands Invasion der Ukraine im vergangenen Jahr gerechnet.

Die Bundesregierung will den Kauf von Wärmepumpen zudem finanziell fördern. Über die genauen Fördersummen verhandelt das Kabinett aktuell noch. Sie sollen jedoch sozial gestaffelt ausgestaltet werden: Wer weniger Geld zur Verfügung hat, soll stärker gefördert werden. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Sonntag in der ARD: „Meine Vorstellung ist, dass wir – wie es auch im Koalitionsausschuss vereinbart wurde – einen sozialen Ausgleich schaffen. Das heißt, dass die Wärmepumpen, solange sie noch teurer sind, auf den Preis einer Gasheizung runtergebracht werden.“

Auch sollen Mieter geschützt werden, wenn Vermieter die alte Gas- oder Ölheizung austauschen. Im Gesetzentwurf der Ampel sind detaillierte Regelungen festgehalten, die verhindern sollen, dass Vermieter Kosten in zu hohem Maße an Mieter weitergeben. Das gilt etwa, sollten Vermieter in der Anschaffung günstige, im Betrieb aber teure Biomethan- oder Wasserstoffheizungen einbauen. Auch, wenn Vermieter in schlecht sanierten Gebäuden eine leistungsschwache Wärmepumpe installieren, dürfen Kosten nicht einfach weitergereicht werden. Letzteres gilt jedoch nur für Gebäude, die vor 1996 gebaut wurden.

Was wird die Heizungswende der Ampel-Regierung das Land insgesamt kosten?

Im Gesetzesentwurf der Ampel-Koalition findet sich auch eine gesamtgesellschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung der von der Bundesregierung geplanten Heizungswende.

„Durch die Vorgabe für die Nutzung von Erneuerbaren Energien beim Einbau von neuen Heizungsanlagen entsteht den Bürgerinnen und Bürgern bis zum Jahr 2028 ein jährlicher Erfüllungsaufwand von rund 9,157 Milliarden Euro“, heißt es dort. Dem gegenüber stünden jedoch Einsparungen über die Betriebszeit von 18 Jahren in Höhe von 11,014 Milliarden Euro. Ab dem Jahr 2029 betrüge der jährliche Erfüllungsaufwand rund 5,039 Milliarden Euro. Dem gegenüber stünden Einsparungen von 11,125 Milliarden Euro.

Auch für die Wirtschaft findet sich im Gesetzestext eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Jährlich entstünden dieser Kosten von 1,12 Milliarden Euro. Über die jeweilige Lebensdauer der betroffenen Heizanlagen – das Wirtschaftsministerium rechnet hier mit drei bis 20 Jahren – stünden dem jedoch jeweils Einsparungen von 1,558 Milliarden Euro gegenüber.

„Zusätzlich entsteht ein einmaliger Erfüllungsaufwand von ca. 12,472 Milliarden Euro“, heißt es zudem. „Dem stehen über die jeweilige Lebensdauer der betroffenen Anlagen (3-20 Jahre) insgesamt rund 35,903 Milliarden Euro gegenüber.“

Wärmewende: Elektrische Wärmepumpe als Standard ? – Mit einer ausführlichen Stellungnahme von Jean Pütz

Ein völlig unausgegorenes Konzept der Wärmeversorgung der Gebäude steht vor der gesetzlichen Verabschiedung im Bundestag.

Ich sage voraus:  Es ist nicht zu finanzieren. 

Vor 33 Jahren habe ich in der Sendereihe ‚Bilder aus der Wissenschaft‘ in der ARD zwei Sendungen produziert, die dieses Problem in den Fokus setzte. Damals war die Fotovoltaik noch in den Kinderschuhen und viel zu teuer, um als regenerative Energie auch nur im Ansatz berücksichtigt zu werden. Trotzdem ist es mir damals gelungen zu beweisen, dass mit Hilfe seinerzeit bekannter Technologie und gezielten Maßnahmen der Energiebedarf und damit verbunden der CO2-Ausstoß,  um 95% hätte reduziert werden können.

Als Beweis finden Sie hier meine beiden Sendungen unter dem Titel ‚Der Sonne eine Chance‘.

Bilder aus der Wissenschaft Youtube Folge 1

Bilder aus der Wissenschaft Youtube Folge 2

Heute ist in Verbindung mit der Fotovoltaik das Energie-Plus-Haus realisierbar. Auch ohne Subventionen habe ich dieses Konzept für mich privat umgesetzt und kann behaupten, dass die Einspeisung von Energie ins öffentliche Netz im Durchschnitt über das gesamte Jahr  gerechnet ermöglicht, mit meiner ganzen Familie CO2-neutral zu leben.

So nebenbei gesagt: In diesem Konzept spielte auch der Verbrennungsmotor eine wichtige Rolle, und zwar einmal als Klein-Heiz-Kraftwerk, das heute mit regenerativen Energien z. B. mit grünem Erdgas oder Methanol betrieben, völlig CO2-neutral die Häuser mit Wärme versorgen kann. Vergleichbar mit den ohnehin unentbehrlichen Kraftwerken in der Nähe der Bevölkerung auf Basis der Kraft-Wärme-Kopplung. Beide Konzepte überwinden den 2. Hauptsatz der Thermodynamik, indem sie nicht nur Strom erzeugen, sondern auch Wärme die u.a. zum Heizen von Gebäuden benötigt wird. Diese würde ansonsten nutzlos in Kühltürmen verpulvert werden.
Vorausgesetzt, sie werden mit Wasserstoff oder daraus gewonnenem grünen Erdgas bzw. grünen Methanol betrieben. Das Klein-Heiz-Kraftwerk ermöglicht überall dort die Wärmeerzeugung der Gebäude, wo sich der Wärmetransport über Fernheizungen nicht lohnt.

Aber auch die gas- bzw. methanolbetriebene Wärmepumpe auf der Basis von Verbrennungsmotoren wäre sehr empfehlenswert, denn sie ist noch effizienter als die elektrische Wärmepumpe.

Sie kann, vergleichbar mit der elektrischen sogar die vier- bis fünffache Ausbeute aus der vorhandenen Energie gewinnen. Diese Energie wird natürlich aus der Umwelt oder der Geothermie gewonnen. Dadurch ist auch der 1. Hauptsatz der Thermodynamik physikalisch gewährleistet.

Kurzum, allein diese Möglichkeiten wären verlorengegangen, wenn das Verbot des Verbrennungsmotors radikal vom EU-Parlament beschlossen worden wären. Ein Glück, dass weiterdenkende Politiker dieses verhindert haben. Alles spricht dafür, dass Ideologie unsere Klimaprobleme nicht lösen kann.

Wären damals die Vorschläge in meiner Sendung vom Juli und August 1990 von der Politik ernst genommen worden, könnten spielend die CO2-Grenzwerte, die später in den Welt-Klima-Konferenzen entwickelt wurden, eingehalten werden. Ich habe übrigens die CO2-Ausstöße und deren Einsparung mit großen Ballons plastisch im Studio demonstriert. Es lebe die menschliche und nicht nur die „Künstliche Intelligenz“, die vor 33 Jahren noch nicht verfügbar war.

Der folgende Artikel des ‚businesinsider.de‘ vom 03.04.2023 ist besonders lesenswert

Ihr Jean Pütz

Milliardenkosten, Übergangsfristen, Alternativen zu Gas und Öl

(Business Insider)

  • Die Wärmewende kommt: Die Ampel-Koalition hat sich darauf geeinigt, dass ab kommendem Jahr keine neuen Öl- und Gasheizungen in Deutschland verbaut werden dürfen.
  • Neue Heizungen müssen ab dann zu mindestens 65 Prozent durch Erneuerbare Energien betrieben werden. Das bedeutet praktisch: Die elektrische Wärmepumpe wird zum neuen Standard.
  • Im Detail ergeben sich jedoch Fragen: Welche Ausnahmeregelungen gibt es? Was ist mit Gebäuden, in denen Wärmepumpen nicht effektiv sind? Welche Förderungen gibt es? Und wer zahlt den Umbau: Vermieter oder Mieter? Das steht im Gesetzesentwurf der Ampel-Parteien.

Die Ampel-Parteien haben sich – nach wochenlangem Streit und Bedenken aus Reihen der FDP – geeinigt: Ab Januar 2024 soll möglichst jede neu eingebaut Heizung zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Das Kabinett will ein entsprechendes Gesetz im April beschließen. Vor der Sommerpause soll der Bundestag darüber abstimmen. Der entsprechende Entwurf für die Reform des sogenannten Gebäudeenergiegesetzes wird aktuell durch die Bundesländer und Fachverbände angehört.

Was kommt also auf Immobilienbesitzer, auf Vermieter und Mieter zu? Wer muss wann neue Heizungen einbauen lassen – und wer wie das bezahlen? Business Insider gibt Antworten.

Wann müsst ihr eure Gas- oder Ölheizung austauschen?

Die von der Ampel geplante Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes schreibt nicht vor, dass Besitzer von Gas- oder Ölheizungen diese sofort austauschen müssen. Auch wird nicht vorgeschrieben, dass kaputte Gas- oder Ölheizungen ausgetauscht werden müssen, wenn sich diese noch reparieren lassen. Das Gesetz regelt lediglich, dass ab Januar 2024 neu eingebaute Heizungen zu 65 Prozent durch erneuerbare Energien betrieben werden müssen. Wer ab dann seine Gas- oder Ölheizung austauschen lassen möchte oder muss, der muss auf klimafreundlichere Alternativen umsatteln.

Im Gesetzesentwurf sind die entsprechenden Fristen und Übergangsfristen genauer definiert.

Gibt es Ausnahmeregelungen beim Heizungsaustausch?

Bis spätestens 2045 müssen alle Heizungsanlagen vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Fällt eine Öl- und Gasheizung irreparable aus, dann gibt es jedoch Übergangsfristen beim Einbau neuer, klimafreundlicherer Heizungen.

Kommt es zu einer solchen Heizungshaverie, dann haben Immobilienbesitzer eine Frist von drei Jahren, bis sie die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes – also den Neueinbau einer Heizung, die zu mindestens 65 Prozent klimaneutral betrieben wird – umzusetzen. Während dieser Frist kann vorübergehend auch eine neue Gas- oder Ölheizung eingebaut werden. Auch Stromdirektheizungen können als Übergangslösung genutzt werden. Nach drei Jahren müssen jedoch die gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden – durch Austausch der Übergangslösung oder einer entsprechenden Ergänzung dieser.

Auch für Eigentümer im Alter von 80 Jahren aufwärts hat die Ampel-Koalition eine Sonderregelung geplant. Im Fall einer Heizungshaverie oder der Notwendigkeit des Einbaus einer neuen Heizung sind sie unbefristet von der neuen 65-Prozent-Regelung befreit. Wechselt das Eigentum dieser Menschen den Besitzer, hat der oder die dann zwei Jahre Zeit, dem Gebäudeenergiegesetz zu entsprechen.

Welche Möglichkeiten für neue Heizungen bestehen ab Januar 2024?

Die Heiz-Technologie der Zukunft ist in Konsequenz der Beschlüsse der Ampel die elektrische Wärmepumpe. Der Wirkungsgrad von Wärmepumpen übersteigt den von modernen Gasheizungen deutlich: Während eine Gasheizung aus einer Kilowattstunde Gas 0,9 Kilowattstunden Wärme macht, kann die Wärmepumpe aus einem Kilowatt Strom die drei- bis vierfache Menge Wärme herstellen.

Probleme werden da befürchtet, wo die Wärmepumpe womöglich nicht effektiv genutzt werden kann: In sehr alten, sanierungsbedürftigen Gebäuden, die Temperaturen schlecht halten. Doch zum einen haben Forscher des Freiburger Fraunhofer-Instituts in einem Feldversuch festgestellt: Auch in nicht gut sanierten und gedämmten Altbauten können Wärmepumpen effektive Heizergebnisse erzielen

Zum anderen besteht nach Angaben der Bundesregierung auch in Zukunft die Möglichkeit, eine Hybridheizung einzubauen – etwa eine Gasheizung, die mit einer Wärmepumpe gekoppelt ist. Die Wärmepumpe kann so die meiste Zeit des Jahres die Grundlast tragen, an kälteren Tagen springt der Gaskessel ein. Auch Hybridlösungen mit Brennstoffzellen oder auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung sind möglich, aber nur, „wenn diese mindestens mit 65 Prozent grünen Gasen betrieben oder zur Erfüllung der 65-Prozent-EE-Vorgabe mit erneuerbaren Lösungen kombiniert werden.“

Auch sogenannte „H2-Ready“-Gasheizungen dürfen verbaut werden. Das sind Heizungen, die zu 100 Prozent auf Wasserstoff umrüstbar sind. Verbaut werden dürfen diese jedoch nur, wenn sie ab 2030 mit mindestens 50 Prozent Biomethan oder anderen grünen Gasen und ab 2035 mit mindestens 65 Prozent Wasserstoff betrieben werden. Der für Energie zuständige Staatssekretär Patrick Graichen sagte dazu vergangene Woche: „Dabei muss man auch sagen, dass Wasserstoffheizungen sicherlich nur in Einzelfällen die Lösung sein werden, nicht für die breite Masse, schlicht und einfach, weil Wasserstoff knapp und fürs Heizen sehr teuer sein wird.“

Was kostet mich der Wechsel zum klimaneutralen Heizen?

Die Anschaffungskosten für Wärmepumpen sind aktuell noch deutlich höher, als die für eine moderne Gasheizung. Kauf und Einbau einer Luftwärmepumpe können über 30.000 Euro kosten. Da ist die Gasheizung mit bis zu 11.000 Euro günstiger.

Im Betrieb ist jedoch die Wärmepumpe auf lange Sicht günstiger als die Gasheizung, da sie den genutzten Strom effizienter in Wärme umwandelt, als die Gasheizung das beim Erdgas tut. Ab 2027 wird sich zudem der EU-Emissionshandel auf die Gaspreise auswirken. Erdgas und Heizöl werden dann deutlich teurer werden. Nach Informationen von Business Insider wird im Bundeswirtschaftsministerium mit ähnlichen Gaspreisen wie bei der Gas-Krise im Zusammenhang mit Russlands Invasion der Ukraine im vergangenen Jahr gerechnet.

Die Bundesregierung will den Kauf von Wärmepumpen zudem finanziell fördern. Über die genauen Fördersummen verhandelt das Kabinett aktuell noch. Sie sollen jedoch sozial gestaffelt ausgestaltet werden: Wer weniger Geld zur Verfügung hat, soll stärker gefördert werden. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Sonntag in der ARD: „Meine Vorstellung ist, dass wir – wie es auch im Koalitionsausschuss vereinbart wurde – einen sozialen Ausgleich schaffen. Das heißt, dass die Wärmepumpen, solange sie noch teurer sind, auf den Preis einer Gasheizung runtergebracht werden.“

Auch sollen Mieter geschützt werden, wenn Vermieter die alte Gas- oder Ölheizung austauschen. Im Gesetzentwurf der Ampel sind detaillierte Regelungen festgehalten, die verhindern sollen, dass Vermieter Kosten in zu hohem Maße an Mieter weitergeben. Das gilt etwa, sollten Vermieter in der Anschaffung günstige, im Betrieb aber teure Biomethan- oder Wasserstoffheizungen einbauen. Auch, wenn Vermieter in schlecht sanierten Gebäuden eine leistungsschwache Wärmepumpe installieren, dürfen Kosten nicht einfach weitergereicht werden. Letzteres gilt jedoch nur für Gebäude, die vor 1996 gebaut wurden.

Was wird die Heizungswende der Ampel-Regierung das Land insgesamt kosten?

Im Gesetzesentwurf der Ampel-Koalition findet sich auch eine gesamtgesellschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung der von der Bundesregierung geplanten Heizungswende.

„Durch die Vorgabe für die Nutzung von Erneuerbaren Energien beim Einbau von neuen Heizungsanlagen entsteht den Bürgerinnen und Bürgern bis zum Jahr 2028 ein jährlicher Erfüllungsaufwand von rund 9,157 Milliarden Euro“, heißt es dort. Dem gegenüber stünden jedoch Einsparungen über die Betriebszeit von 18 Jahren in Höhe von 11,014 Milliarden Euro. Ab dem Jahr 2029 betrüge der jährliche Erfüllungsaufwand rund 5,039 Milliarden Euro. Dem gegenüber stünden Einsparungen von 11,125 Milliarden Euro.

Auch für die Wirtschaft findet sich im Gesetzestext eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Jährlich entstünden dieser Kosten von 1,12 Milliarden Euro. Über die jeweilige Lebensdauer der betroffenen Heizanlagen – das Wirtschaftsministerium rechnet hier mit drei bis 20 Jahren – stünden dem jedoch jeweils Einsparungen von 1,558 Milliarden Euro gegenüber.

„Zusätzlich entsteht ein einmaliger Erfüllungsaufwand von ca. 12,472 Milliarden Euro“, heißt es zudem. „Dem stehen über die jeweilige Lebensdauer der betroffenen Anlagen (3-20 Jahre) insgesamt rund 35,903 Milliarden Euro gegenüber.“

Verbrenner-Aus: Showdown in Brüssel

(Morning Briefing) – In Sachen Verbrenner-Aus könnte es an diesem Mittwoch auf EU-Ebene zu einem Showdown im Ausschuss der ständigen Vertreter in Brüssel kommen. Auf dem Treffen wird die Tagesordnung für den Ministerrat kommende Woche festgezurrt, eigentlich nur eine Formalie.

Nach Informationen unseres Kollegen Thorsten Denkler will die FDP die Runde der EU-Botschafter allerdings nutzen, um ein ungeliebtes EU-Projekt zumindest auf Eis zu legen: Die neue EU-Abgasrichtilinie, die das Aus für die Neuzulassung von Verbrennermotoren ab 2035 bedeuten würde.

Die EU-Botschafter handeln auf Weisung ihrer Regierungen. Kann sich die Ampel nicht einigen, müsste sich die deutsche EU-Botschafterin enthalten.

Ohne deutsche Zustimmung aber käme die qualifizierte Mehrheit nicht zustande, wonach 65 Prozent der EU-Bevölkerung von den Ja-Stimmen gedeckt sein müssen. Italien, Ungarn und Polen wollen dem Verbrenner-Aus nicht zustimmen. Eine deutsche Enthaltung würde das Gesetz zu Fall bringen.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten, dies zu verhindern: Das Gesetz wird ganz von der Tagesordnung genommen. Oder die zuständige deutsche Umweltministerin Steffi Lemke weist die Botschafterin eigenmächtig an, dem Verbrenner-Aus doch zuzustimmen.

Das wäre eine schwere Bürde für die Koalition. Formal würde dann kommende Woche der Rat der EU-Bildungsminister das Thema aufrufen. Deutschland wird darin von Bettina Stark-Watzinger (FDP) vertreten. Der Plan der FDP ist, dass sie dann für die Enthaltung sorgt.

Michael Bloss, klimapolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament, sagte uns:

Es wäre ein fatales Signal, wenn Deutschland jetzt das Verbrenner-Aus kippt. Damit droht Deutschland zum Klima-Bremsklotz Europas zu werden. Deutschland würde sich als absolut unzuverlässiger Verhandlungspartner zeigen, wenn es jetzt von getroffenen Vereinbarungen abrückt. “