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Evolutionsfaktor Zufall bestimmbar

Dichte bestimmt Geschwindigkeit der Entwicklung

Göttingen (pte/15.09.2009/06:15) – Wie stark sich Zufall auf die Evolution auswirkt, kann erstmals durch quantitative Berechnungen festgestellt werden. Forscher vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation http://www.ds.mpg.de berichten in der Fachzeitschrift "Physical Review Letters" von einem entsprechenden mathematischen Verfahren dafür, das auf Grundlage von Evolutionsformeln und Computersimulationen erstellt wurde. Damit könne nun laut den Wissenschaftlern der Zufallsfaktor der Evolution kontrolliert werden. "Das heißt nicht, dass man den Zufall beeinflussen oder steuern könnte, da die Wechselfälle des Lebens unberechenbar und auch unvermeidbar sind. Man kann jedoch die Geschwindigkeit der Evolution vorhersagen", erklärt Studienleiter Oskar Hallatschek im pressetext-Interview.

Grundannahme ist, dass die Evolution nicht nur auf den von Darwin beschriebenen Vorgängen der Mutation und Selektion basiert. "Mutation geht auf zufällige Prozesse zurück und die Selektion auf die Größe des Evolutionsvorteils, den die Mutation bietet. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass der Zufall an der Evolution auch in anderer Weise beteiligt ist. Trotz guter Gene kann man beispielsweise von einem Auto überfahren werden", so Hallatschek. Dem Göttinger Wissenschaftler gelang es zu verstehen, nach welchen Zufallsprozessen sich eine Mutation, die an einem Ort entsteht, in einer Bevölkerung durchsetzen kann. Mit berücksichtigt wurde dabei der Faktor des Raumes. "Bisherige Modelle missachten, dass nicht jeder mit jedem im Wettbewerb oder Austausch steht, sondern nur mit den unmittelbaren Nachbarn."

Per Computermodell zeigten die Forscher, dass sich Mutationen wie eine Welle über das besiedelte Gebiet ausbreiten. Mit welcher Geschwindigkeit dies geschieht, hängt wesentlich von zwei Faktoren ab. "Einerseits wird sie bestimmt durch den Vorteil, den eine Mutation für das Überleben bringt. Andererseits ist der Zufall im Spiel, den die Besiedlungsdichte der Bevölkerung stark beeinflusst. Ist sie dünn, kommt es zu wenigen Kontakten und die Mutation breitet sich nur langsam aus. Vervierfacht sie sich jedoch, wird die Ausbreitung doppelt so schnell", so Hallatschek.

Nutzen könnte dieses Wissen in mehreren Bereichen bringen, erklärt Hallatschek. "Es hilft uns etwa, die Pesterkrankungen im 14. Jahrhundert besser zu verstehen, die sich über Europa in Form einer Welle ausgebreitet haben. Auch hier spielt neben Populationsdichte und Ansteckbarkeit, die aus der Erregersicht den Mutationsvorteil darstellt, der Zufall eine wichtige Rolle." Zufällig seien dabei die Begegnungen der Menschen im Alltag. "Besteht ein soziales Netz, bedeutet dies ein unvermeidbares Grundrauschen. Für die Verhinderung eines Krankheitserregers wird es jedoch zum Vorteil, da es die Ausbreitungswelle verlangsamt." Die starke Beschleunigung durch den internationalen Flugverkehr, die wesentlich zur raschen Ausbreitung des aktuell kursierenden H1N1-Virus beigetragen habe, könne das Modell jedoch nicht berücksichtigen, gibt Hallatschek zu bedenken.

Neben der Rekonstruktion der Ausbreitung von Seuchen soll das Modell auch in anderen Bereichen Anwendung finden. Hallatschek nennt als Beispiele die Vorhersage von Verbrennungsfronten in reaktiven Gasgemischen, sowie auch Bereiche der Teilchenphysik, in der sich Wellenfronten nach einem zufallsbestimmten Prozess aufspalten. Ziel des Forscher selbst ist es, auf Grundlage dieser Methode die Evolution des Menschen in den letzten 200.000 Jahren zu rekonstruieren. Verstehen will man dabei die wellenartige Ausbreitung von vorteilhaften Mutationen anhand von genetischen Daten.

Hinweise vom anderen Ende der Welt

Hinweise vom anderen Ende der Welt: Wissenschaftler rekonstruieren Grönlands Klimageschichte mithilfe antarktischer Eisbohrkerne

Bremerhaven, 26. Oktober 2011. Eine Strecke von rund 14.000 Kilometer trennt Grönland von der Antarktis. Trotzdem ist es einem internationalen Forscherteam gelungen, mithilfe von Klimadaten aus antarktischen Eisbohrkernen eine Kurve für Temperaturänderungen in Grönland zu rekonstruieren, die 800.000 Jahre weit in die Vergangenheit zurückreicht und damit völlig neue Einblicke in die Klimageschichte Grönlands und des Nordatlantiks ermöglicht. Die Ergebnisse sind unter dem Titel „800,000 Years of Abrupt Climate Variability“ im Wissenschaf tsmagazin Science erschienen.

Bei ihren Untersuchungen und Berechnungen bauten die Experten auf das so genannte „Seesaw“ oder „Klimawippen“-Modell der Ozeanzirkulation. Es besagt, dass Warmphasen im Norden des Atlantischen Ozeans mit Kaltphasen im Süden einhergehen – und umgekehrt.

„Auf Grönland gab es während der letzten Eiszeit abrupte Klima-Umschwünge. Diese f ührten innerhalb weniger Jahrzehnte zu Temperaturschwankungen von bis zu zehn Grad Celsius. Hervorgerufen wurden diese Sprünge durch Änderungen in der Stärke der atlantischen Umwälzbewegung, die Wärme in hohe nördliche Breiten transportiert. Verstärkte sich diese Wärmepumpe plötzlich, kam es zu einer stärkeren Umverteilung von Wärme aus dem Südozean in den Nordatlantik“, sagt Mitautor Dr. Gregor Knorr vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Die Forscher gingen deshalb bei ihren theoretischen Vorüberlegungen davon aus, dass sich Anzeichen für diese schnellen Klimaveränderungen sowohl in Grönland als auch in der Antarktis finden lassen müssten.

Informationen darüber, welche Temperaturen damals in beiden Regionen vorherrschten, gewinnen Wissenschaftler heute aus Eisbohrkernen. Diese Bohrkerne werden aus Eisschilden entnommen und zählen aufgrund ihrer zeitlich feinen Auflösung und relativ langen Messreihen zu den aussagekräftigsten Klimaarchiven. Die Eisschilde entstehen, indem Schnee auf ihre oberste Schicht fällt, dort verdichtet wird und im Laufe der Zeit eine neue Eisschicht bildet. Diese Schicht enthält dann nicht nur Luftbläschen und Spurengase aus jener Zeit, sondern archiviert auch die Wasser-Isotopen-Zusammensetzung des Niederschlags, mithilfe derer die Wissenschaftler weit in die Klimageschichte zurückblicken können. „Die längsten Bohrkerne aus dem grönländischen Eisschild reichen bis in die letzte Warmphase, also etwa 120.000 Jahre zurück. Das Eisarchiv der Antarktis dagegen umfasst die vergangenen 800.000 Jahre“, so Knorr.

Die Forscher verglichen in einem ersten Schritt Temperaturdaten aus grönländischen und antarktischen Eisbohrkernen der letzten 100.000 Jahre miteinander. Der grönländische Bohrkern stammte vom Eisschild im Zentrum der Insel. Die antarktischen Bohrkerne hatten Wissenschaftler im Jahr 2004 am so genannten Dome C auf dem ost-antarktischen Plateau geborgen.

Beide Eisbohrkerne bestätigten für diesen Zeitraum die theoretischen Annahmen der Wissenschaftler. „Die Daten aus den ersten 100.000 Jahren haben so überzeugend zusammengepasst, dass wir beschlossen, noch weiter in die Vergangenheit zu schauen“, berichtet Knorr. Anhand der real existierenden Daten aus der Antarktis berechneten die Forscher nun eine „künstliche“ Temperatur-Zeitreihe für Grönland, die bis zu 800.000 Jahre zurückgeht.

Deren Verlauf verglichen sie im Anschluss mit Klimadaten aus Höhlen in der zentral-chinesischen Provinz Hubei. „Heute weiß man, dass sich während besonders kalter Phasen im Nordatlantik die atmosphärische Zirkulation so stark veränderte, dass der Sommermonsun in China schwächer ausfiel. Diese Niederschlagsmuster finden sich noch heute in den Stalagmiten, die in diesen Höhlen wachsen und deren Klimaarchiv bis zu 400.000 Jahre zurückreicht“, sagt Knorr.

Die künstliche Temperaturkurve für Grönland bestand nicht nur den Höhlenvergleichstest. Sie lässt zudem den Rückschluss zu, dass die schnellen Klima-Umschwünge auf Grönland während der letzten Eiszeit keine Ausnahmeerscheinung waren. Sie sind in der Klimageschichte der letzten 800.000 Jahre offenbar in j eder Eiszeit aufgetreten. „Wir können mit unserer künstlichen Zeitreihe zeigen, dass im Laufe der letzten 800.000 Jahre plötzliche Klimaveränderungen anscheinend ein fester Bestandteil von Eiszeiten und beim Vergehen dieser waren. Das ist ein Resultat, dass definitiv Anlass zu weiterer Forschung gibt, da schnelle Klimaänderungen somit möglicherweise nicht nur eine passive Begleiterscheinung sind, sondern auch eine aktive Rolle beim Vergehen der Kaltzeiten gespielt haben könnten“, sagt Knorr. Diese neuen Erkenntnisse könnten helfen, besser zu verstehen, wie es zum Wechsel von einer Eiszeit zur anschließenden Warmzeit kommt. Bisher stellt diese Übergangsphase die Wissenschaftler noch immer vor Rätsel.

Zunächst einmal aber wollen die Forscher jetzt herausfinden, welche speziellen Prozesse diese Klima-Umschwünge initiieren und steuern. Zudem stehen sie vor der Aufgabe, diese Phänomene mit Klimamodellen zu simulieren und die bestimmenden Mechanismen zu identifizieren. „Die künstliche Temperaturkurve für Grönland könnte in Zukunft außerdem als gute Vergleichsgröße dienen“, sagt Knorr. Wissenschaftlern dürfte es mit ihrer Hilfe leichter fallen, das genaue Alter anderer Eis- und Sedimentproben besser einzugrenzen.

Hinweise für Redaktionen:
Der vollständige Literaturverweis für den Science-Beitrag lautet:
Barker, S. and Knorr, Gregor and Edwards, R. L. and Parrenin, F. and Putnam, A. E. and Skinner, L. C. and Wolff, E. and Ziegler, Martin (2011): 800,000 Years of Abrupt Climate Variability. Science 21 October 2011: Vol. 334 no. 6054 pp. 347-351 DOI: 10.1126/science.1203580

Druckbare Bilder f inden Sie in der Online-Version dieser Pressemitteilung unter www.awi.de. Dr. Gregor Knorr steht für Interviews zur Verfügung (Tel. 0471 4831-1769).
Ihre Ansprechpartnerin in der Abteilung Kommunikation und Medien des Alfred-Wegener-Instituts ist Sina Löschke (Tel. 0471 4831-2008; E-Mail: Sina.Loeschke@awi.de).

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Ark tis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 17 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

 

Metall-organische Gerüste erzeugen Trinkwasser

Metall-organische Gerüste erzeugen Trinkwasser

EPFL-Wissenschaftler nutzen einfache Kombination mit Polydopamin

Gemauerte Abwasserkanäle: Gefahr durch Metalle (Foto: K.-U. Gerhardt/pixelio.de)
Gemauerte Abwasserkanäle: Gefahr durch Metalle (Foto: K.-U. Gerhardt/pixelio.de)

Lausanne (pte003/16.03.2018/06:10) –

Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) http://epfl.ch haben eine neue Technik entwickelt, mit der sich Wasser sekundenschnell
von Schwermetallen befreien lässt. Das könnte die Rettung für rund eine
Mrd. Menschen sein, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Diese alarmierende Zahl nennt die Weltgesundheits-organisation WHO http://who.int .

Quecksilber und Blei filtern

Das Kunststück gelingt den Schweizern mit sogenannten
Metall-organischen Gerüsten (MOF). Das sind äußerst poröse Kristalle,
deren Knotenpunkte aus Metall bestehen. Verbunden sind diese mit
organischen Molekülen. Diese haben die Fähigkeit, bestimmte
Verunreinigungen in Wasser und in der Luft anzusaugen und in ihren Poren
sicher einzuschließen. Als bestens geeignet erwies sich Fe(BTC), ein
eisenbasiertes MOF, kombiniert mit Polydopamin, einem Kunststoff auf der
Grundlage des Glückshormons Dopamin.

In dieser Kombination ist das Material in der Lage,
große Mengen an Blei und Quecksilber aus dem Wasser zu entfernen. Das
Lausanner MOF ist in der Lage, das 1,6-Fache seines Eigengewichts an
Quecksilber beziehungsweise das 0,4-Fache an Blei aufzunehmen. Beide
Elemente werden via Abwasser in die Kläranlagen transportiert. Dort
können sie nicht entfernt werden, sodass sie letztlich in den Weltmeeren
landen, wo sie zur Gefahr für Fische und andere Meeresbewohner werden
können.

Erfreuliche Testergebnisse

Die Forscher haben ihren Wasserreiniger in Flint im
US-Bundesstaat Michigan ausprobiert. Dort gibt es Wasser, das extrem
verunreinigt ist. Innerhalb von Sekunden entfernte das MOF-Material so
viel Schwermetall, dass das Wasser nach den Richtlinien der WHO als
trinkbar galt. Die Forscher testeten das Material auch an Proben aus der
Rhône, dem Mittelmeer und einer Kläranlage in der Schweiz. Alle
Versuche brachten das gleiche erfreuliche Ergebnis.

Problematisch ist vor allem die Verunreinigung mit
Blei. Dieses Schwermetall ist in alten Farben, Glasuren, Spielzeugen
(Zinnsoldaten) und Abwasserleitungen enthalten. Quecksilber kommt
dagegen nicht mehr so häufig vor, nachdem es aus Thermometern verbannt
worden ist. In bestimmten Leuchtmitteln, vor allem bei der Goldwäsche,
wird es jedoch noch genutzt.

Hüftoperation: Das kann doch nicht wahr sein !!

pte20181205012 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie

Dänemark: Mehr Infektionen nach Hüftfrakturen

Antibiotika werden laut aktueller Studie des Aarhus University Hospital immer öfter verschrieben

(pte012/05.12.2018/11:30) – Das Risiko von Infektionen nach einer
Hüftfraktur-OP hat in Dänemark laut einer Studie von Forschern des
Aarhus University Hospital http://en.auh.dk stark zugenommen. Zwischen 2005 und 2016 wurde eine deutliche Erhöhung
in verschiedenen Zeiträumen nach den Eingriffen festgestellt. Der
Untersuchungszeitraum umfasste 15 bis 365 Tage nach der Operation.

Lungenentzündung und Co

Das Auftreten von im Krankenhaus behandelten Infektionen innerhalb von
30 Tagen nach dem Eingriff erhöhte sich um 32 Prozent. Zum Vergleich:
2005 bis 2006 lag der Prozentsatz der Erkrankungen bei 10,8 Prozent.
2015 bis 2016 war er auf 14,3 Prozent gestiegen. Das Risiko einer im
Krankenhaus behandelten Lungenentzündung innerhalb von 30 Tagen nach der
OP erhöhte sich in diesem Zeitraum um 70 Prozent.

Gleichzeitig nahm auch die Verschreibung von Antibiotika um 54 Prozent
zu. Lagen die Werte zu Beginn noch bei 17,5 Prozent, stiegen sie am Ende
des Beobachtungszeitraums auf 27,1 Prozent. Für die Studie wurden die
Daten von 74.771 Patienten über 65 Jahren ausgewertet. Bei allen wurde
eine OP nach einer Hüftfraktur zum ersten Mal durchgeführt. Es zeigte
sich, dass das Risiko einer Infektion bei dieser Personengruppe deutlich
höher war als in der diesem Sample entsprechenden Gesamtbevölkerung.

Hohe Sterblichkeit festgestellt

Laut Forschungsleiterin Kaja Kjørholt hat die landesweite Studie ein
erhöhtes Risiko von Infektionen und eine vermehrte Verschreibung von
Antibiotika nach durch Hüftfrakturen notwendig gewordenen OPs
festgestellt, die nicht vollständig durch die Trends in der
Gesamtbevölkerung erklärt werden können.

Aufgrund der hohen Sterblichkeit, die Infektionen bei älteren Menschen
verursachen, sollte laut der Expertin in diesem Bereich dringend weiter
geforscht werden. Erklärtes Ziel müsse es sein, mehr über die
Risikofaktoren und die Profile von Patienten zu erfahren, die mit
Infektionen nach einer Operation in Zusammenhang stehen. Die
Forschungsergebnisse wurden im "Journal of Bone and Mineral Research"
veröffentlicht.

Solarhäuser von Konrad Frey

ABSICHTSLOSE ÄSTHETIK

Konrad Frey war ein Pionier. Er hat datenbasiert und
wissenschaftsgetrieben Solarhäuser geplant und gebaut. Bekannt sind er
und sein Werk nur wenigen. Das soll ein vom Wissenschaftsfonds FWF
unterstütztes Projekt des Architekturtheoretikers Anselm Wagner ändern.


"Die Architektur Konrad Freys zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre
Form aus der Funktion heraus entwickelt", sagt der Grazer
Kunsthistoriker und Architekturtheoretiker Anselm Wagner. Die Arbeit des
1934 in Wien geborenen und später in Graz und London tätigen
Architekten zeichnet sich durch noch mehr aus –, sie ist
Sonnenhausarchitektur im besten Sinne des Wortes. Bereits 1972 hat
Konrad Frey zusammen mit Florian Beigel das erste Solarhaus Österreichs
entworfen. – Basierend auf seinen wissenschaftlichen Arbeiten zur
Nutzung der Sonnenenergie seit Ende der 1960er-Jahre.

Frey war zweifellos ein Pionier und ist dennoch weitgehend unbekannt.
"Graz ist für die Grazer Schule bekannt, wie sie Friedrich Achleitner
genannt hat, und für die Dekonstruktivisten wie Günther Domenig",
erläutert Wagner, der aktuell das vom Wissenschaftsfonds FWF geförderte
Forschungsprojekt "Die Solarhäuser von Konrad Frey: Umweltforschung und
solares Wissen im Entwurf" an der Technischen Universität (TU) Graz
leitet. Konrad Frey ist kein Dekonstruktivist. Er sei, betont Wagner,
auch kein zeichnender Architekt, vielmehr ein Forschender.

ALS ARCHITEKT ÜBERSEHEN

Ein Forschender, der nur wenig gebaut hat, und das noch dazu meist am
Rand, in der Provinz. Abseits der Metropolen, fern der stark befahrenen
Wege. "Hätte er in Wien gearbeitet, wären seine ersten Arbeiten im
Umfeld der Stadt entstanden, seine Architektur wäre längst schon
Gegenstand der Forschung", ist Anselm Wagner überzeugt.

In den vergangenen Jahren nimmt die Debatte um Nachhaltigkeit an Fahrt
auf. Doch, kritisiert Wagner, drehe sie sich in erster Linie um Ökonomie
und Ökologie. Nicht aber um die Architektur. "Das hat Folgen für die
Landschaft, in Form uninspirierter Null-Energie-Häuser. Die Ästhetik
wird vollkommen außer Acht gelassen", kommentiert Wagner. Dabei finden
wissenschaftliche Erkenntnis, Stilempfinden und ökologischer Anspruch
durchaus zusammen. Das zeigen die Arbeiten Freys, der in den 1970ern am
Grazer Forschungszentrum Joanneum die Energieberatung aufbaute.

VERSUCHSSTATION DER ENERGIEGEWINNUNG

Das Haus Zankel nahe Genf und doch schon in Frankreich, in Prévessin,
plante Frey ab 1976 für den damaligen CERN-Physiker Karl Zankel. Es ist
in jeder Hinsicht ungewöhnlich, ist eine ausdrucksvolle Raumskulptur,
ein Solarlabor, eine Versuchsstation. Es vereint aktive und passive
Gewinnung von Solarenergie und funktionelle Technikbegeisterung mit
postmodernem Witz. "Frey hat, wie gesagt, aus der Funktion heraus seine
Formen gefunden. Er konnte gar keine Schule begründen. Es gibt keine
Linie, kein Design, das er geprägt hat", erklärt Wagner. Vielmehr handle
es sich bei den Bauten des Energieberaters um eine absichtslose
Ästhetik. Wesentlich sei indes der Begriff des ‚Environments‘, erklärt
Forschungsleiter Wagner. "In dem Sinne, dass für Frey ein Haus nicht nur
eine Wohnmaschine ist, sondern den physischen und psychischen
Bedürfnissen seiner Bewohner ebenso entsprechen muss, wie es sich in
seine Umgebung einfügt."

Das Projekt sucht nun die Detailarbeit des Architekten festzuhalten,
seine Zugänge freizulegen und die Übersetzung von Erkenntnis in
Raumgestaltung nachvollziehbar zu machen. "Frey hat einen stark
wissenschaftlichen Ansatz in seiner Architektur", betont Wagner. Das
unterscheide ihn von seinen Grazer Zeitgenossen und Kollegen.

ANSPRUCHSVOLL UND GÜNSTIG

Was ihn wiederum mit ihnen verbindet, ist die Eigenschaft konsequenten
Querdenkens. In seinem jüngsten Bau, seinem Privathaus, setzte Konrad
Frey ausschließlich Standardbauelemente aus dem Baumarkt ein. "Er wollte
damit", erklärt Wagner, "belegen und beweisen, dass es möglich ist,
günstig und mit gängigen Elementen ein Solarhaus zu errichten. Ein
anspruchsvolles Solarhaus."

Basierend auf dem Vorlass Freys, der dem Archiv der TU Graz zur
Verfügung steht, wird das laufende Forschungsprojekt noch bis 2019 durch
die Auswertung unveröffentlichter Quellen, neuer Daten, vom Institut
für Bauphysik und Bauökologie der TU Wien durchgeführte Messungen und
Neukonzeptionen der Energieeffizienz ein Online-Werkverzeichnis und eine
Monografie erstellen. Das Verzeichnis soll bereits ab Ende 2017 online
gehen. Damit wird Frey auch als, wenngleich höchst eigenständiger Teil
der Grazer Schule gewürdigt werden.

Zur Person

Nach Lehraufträgen an der Universität für angewandte Kunst Wien, der
Universität Mozarteum Salzburg, der Universität Wien und der Universität
Graz sowie Gastprofessuren unter anderem an der TU Wien, der TU Graz
und der University of Minnesota ist Anselm Wagner (http://akk.tugraz.at/team/anselm-wagner/)
seit 2010 Universitätsprofessor und Vorstand des Instituts für
Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften an der TU Graz.

Publikationen

M. Schuss, U. Pont, M. Taheri, C. Lindner, A. Mahdavi:
"Simulation-assisted monitoring-based performance evaluation of a
historically relevant architectural design", in: Building Simulation
Applications Proceedings 3 (2017), Hg. v. M. Baratieri, V. Corrado, A.
Gasparella, F. Patuzzi, ISSN: 2531-6702, Paper-Nr. 78

Farbe zeigt Belastung durch Leuchten an

Hightech-Anstrich könnte Luftfahrt sicherer machen
 
strain paint: Nano-Farbe leuchtet bei Belastung (Foto: Rice University)

Madison (pte010/22.06.2012/11:20) – Forscher der amerikanischen Rice University http://rice.edu arbeiten an einer Farbe, die künftig das Überprüfen von Strukturen auf Belastungen vereinfachen soll. "strain paint" zeigt übermäßige Krafteinwirkung dadurch an, dass sie im Schein von Licht nahe des Infrarotspektrums leuchtet. Sie bietet zahlreiche Vorteile zu herkömmlichen Sensoren.

Kaputte Nanoröhrchen leuchten

Die Farbe ist versetzt mit winzigen Nanoröhrchen, die beim Trocknen an Ort und Stelle fixiert werden. Wird der Untergrund – etwa die Wand eines Gebäudes oder der Flügel eines Flugzeugs – an dieser Stelle über Gebühr gestreckt oder gequetscht, so werden die winzigen Halbleiter-Rohre beschädigt. Bereits seit längerem ist bekannt, dass sie in diesem Zustand unter nah-infrarotem Licht glühen.

Die Beschichtung ist einfach und flexibel auftragbar und erkennt Belastungen unabhängig von der Richtung ihres Einwirkens. Übliche Sensoren arbeiten nur punktuell dort, wo sie eingesetzt werden und sind nicht in der Lage, multidirektionale Belastungen zu registrieren. Sie werden daher an Stellen angebracht, die sich aus vorhergehenden Berechnungen bereits als Orte der erwarteterweise höchsten Beanspruchung feststehen. Andere Stellen müssen langwierig und mühsam manuell inspiziert werden.

Raumschiffinspektion im Orbit

Mit dem Anstrich aus der Rice University kann man Flieger, Schiffe und zahlreiche andere Fortbewegungsmittel oder Gebäude umfassend und kostengünstig prüfen. Bruce Weisman, einer der beteiligten Wissenschaftler, hat nun Kontakt mit der US-Raumfahrtbehörde NASA aufgenommen, berichtet Popular Science. Er schlägt vor, künftig Raumfahrzeuge mit der Hightech-Farbe anzustreichen. So könnten die Astronauten ihr Gefährt noch im Orbit auf beschädigte Stellen untersuchen und gegebenenfalls lebenswichtige Reparaturen durchführen, bevor sie die Rückreise in die Atmosphäre antreten.

Marktreif ist die Erfindung jedoch noch nicht. Derzeit wird an der Optimierung ihrer Zusammensetzung gearbeitet. Es wird außerdem überlegt, verschiedene Varianten für spezifische Einsatzzwecke herzustellen, die dank Nanotechnologie mit weiteren Eigenschaften angereichert werden.

Nutzung von Social Media macht unhöflich

Nutzung von Social Media macht unhöflich
Anonymität im World Wide Web erleichtert es, gemein zu sein
 
Social Media: Anonymität lässt uns fies werden (Foto: pixelio.de/JMG)

Vancouver/Linz (pte032/23.10.2013/13:37) – Die verstärkte Nutzung von Social Media lässt viele User ihre guten Manieren vergessen. Zu diesem Schluss kommt eine neu erschienene Erhebung von Insights West http://insightswest.com . Demnach machen 80 Prozent der Befragten Social Media und neue Technologien für das wachsende unzivilisierte Verhalten verantwortlich. Psychologen und Befragte sind sich jedoch einig, dass Social Media schlechte Manieren zwar nicht direkt entstehen lässt, es durch die Anonymität im Web aber einfacher wird, Bosheiten schnell und weitläufig zu verbreiten.

Gemeinheiten ausprobieren

"Anonymität ist ein enthemmender Faktor. In ihrem Schutz fällt die Scheu, die uns face-to-face von bösen Worten abhalten würde", sagt Bernad Batinic, JKU-Institutsvorstand für Psychologie http://jku.at , gegenüber pressetext. Auch mangelnde Medienkompetenz und das Bedürfnis etwas auszuprobieren, das in der Realität zu riskant wäre, seien Gründe für ungebührliches Verhalten im Web. "Andererseits bietet jene Anonymität aber auch die Möglichkeit, sich online viel mehr zu öffnen, als man es vielleicht in der direkten Kommunikation tun würde."

Peter Chow-White, Universitätsprofessor für Kommunikation, ist sich außerdem sicher, dass die Online-Welt mehr über die Persönlichkeit und tatsächlichen Gedanken eines Users aussagt als über den Weg der Kommunikation. Die Hürden, Unhöflichkeiten zu äußern, sind online viel geringer, da man sich dort hinter einer anonymen Identität verstecken kann. YouTube hat dieses Problem mittlerweile erkannt und ändert seine Einstellungen für Videokommentare.

Junge besonders betroffen

Neue Technologien und Social Media machen sonst versteckte Negativität sichtbar, und gerade junge User leiden besonders oft unter den Tücken, die das Internet für die Kommunikation mitbringt. Kaum verwunderlich, wenn Mobbing und dreiste Bemerkungen auf der Tagesordnung stehen. Fehlender persönlicher Kontakt macht es zudem schwierig, nonverbale Kommunikationsmerkmale wie die Tonlage oder Gesten unverfälscht zu vermitteln.

Krebsdiagnose mit neuem Testverfahren

Warwick (pte/12.04.2005/15:30) – Ein neues Testverfahren, das ermittelt
wie dehnbar Zellen sind, könnte zu einer Revolutionierung der
derzeitigen Krebserkennung führen. Ein Laptop-großes Gerät kann bereits
anhand eines geringen Samples von nur 50 Zellen eine Krebsdiagnose
ermöglichen und erspart somit den Patienten die bisher aufwendige
Entnahme von Gewebe. Darüber hinaus verspricht das neue Gerät eine
tausendfach präzisere Diagnose als derzeitige traditionelle Tests.
Diese Ergebnisse wurden von einem Forscherteam der Universität Leipzig
http://www.uni-leipzig.de auf dem derzeit in Warwick stattfindenden
Physikerkongress http://www.physics2005.iop.org/ präsentiert.

"Von all den physikalischen Eigenheiten einer Zelle, ist die
Elastizität jene Eigenschaft, welche die deutlichsten Unterschiede
zwischen gesunden und krebskranken Zellen aufweist. Denn Krebszellen
sind viel elastischer als gesunde Zellen", erklärt Studienleiter Josef
Kas. Die neue Methode basiert auf einer speziellen Lasertechnik, bei
der jede einzelne Zelle der Untersuchungsprobe anhand eines speziellen
unfokussierten Laserstrahls analysiert wird, ohne dass diese beschädigt
werden. Dazu benötigen die Forscher nur eine Probe von 50 Tumorzellen,
die in dem so genannten "Optical Stretcher" untersucht werden. Im
Vergleich dazu wurden für die bisherige mikroskopische Untersuchung bis
zu 100.000 Tumorzellen entnommen.

"Der Vorteil der neuen Technik liegt vor allem darin, dass es möglich
sein wird den Krebs zu identifizieren, noch bevor er sich auf andere
Teile des Körpers ausbreitet", erläutert Kas. Denn normalerweise
überprüfen die Ärzte die Ausbreitung eines Krebsgeschwürs, indem sie in
anderen Teilen des Körpers nach Metastasen suchen. Diese Diagnose ist
jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich und kann und je nach Ort des
Geschwürs sehr schwierig sein. Mit Hilfe des Optical Stretchers wird es
möglich sein, die erkrankten Zellen durch die Benutzung feiner Nadeln
zu entnehmen, um sie anschließend zu analysieren. "Zurzeit ist es
jedoch noch verfrüht über die Entwicklung eines Geräts zu sprechen,
welches die heutige mikroskopische Krebs-Screenigtechnik ersetzt kann.
Denn bis zur endgültigen Entwicklung eines klinisch praktikablen Geräts
muss noch sehr viel Forschungsarbeit geleistet werden", resümieren die
Experten.

24.11.2018: Ein Zeitdokument: Kunstmarkt in der Krise

Mein Freund Olaf Clasen, der ein fantastisches Buch über eine fiktive Frau
geschrieben hat ‚Sulva: Erste autorisierte Biografie einer Steinzeitfrau‘ geschrieben hat, die, weil sie nicht sterben konnte, heute noch lebt. Die spannenden Stationen ihres Lebens wurden auf unnachahmliche Weise dargestellt. Die Wanderung durch die verschiedenen Klimazonen, durch verschiedene Kulturen und Zeitepochen sind insbesondere heute für jeden, der an der Entwicklung der Menschheit interessiert ist, vor allen Dingen für Schüler, die langweiligen Geschichtsunterricht satt haben, auf ideale Weise vorgestellt. Für mich ist es ein pädagogisches Meisterwerk, deshalb empfehle ich es hier.

Olaf Clasen verdanke ich auch das folgende Klagelied eines klugen Autors zum
heutigen Kunstbetrieb. Den möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Ihr
Jean Pütz

Keuchhusten-Impfung – auch für Ältere wichtig

Keuchhusten-Impfung – auch für Ältere wichtig

Nur sehr wenige haben einen ausreichenden Impfschutz

Schwalbach (pts012/20.11.2018/09:15) – Um auch im Alter vor Infektionskrankheiten geschützt zu sein, sollte der Impfstatus regelmäßig überprüft werden.

Neben der jährlichen Grippe- und Pneumokokken-Impfung wird von der STIKO
– Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut – auch allen
Erwachsenen die Impfung gegen Keuchhusten empfohlen.

Die wichtige Impfung wird immer noch sehr wenig genutzt: Nur 12,5
Prozent der Erwachsenen sind geimpft. Bei den über 60-Jährigen sind es
sogar nur 7,5 Prozent.

Keuchhusten wird oft verkannt

Immer noch wird ein langwieriger Husten eher einer hartnäckigen
Erkältung oder einer Bronchitis zugeschrieben. Erwachsene leiden meist
nicht an den typischen Beschwerden. Es gibt aber weitere Anzeichen für
eine Keuchhusten-Erkrankung. Neben dem hartnäckigen Husten kann es zu
Gewichtsverlust, Atempausen, Erbrechen bis hin zu Schlafstörungen oder
auch Rippenbrüchen kommen.

Die STIKO rät grundsätzlich allen Erwachsenen zur Auffrischungs-Impfung.
Insbesondere Frauen im gebärfähigen Alter sollten sich impfen lassen.
Darüber hinaus stehen Auffrischungs-Impfungen für Kinder im Alter von
fünf bis sechs Jahren sowie für Jugendliche im Alter von neun bis 17
Jahren an. Diese Booster-Impfungen werden mit einem Dreifach-Impfstoff
durchgeführt, der gleichzeitig vor Tetanus und Diphtherie schützt. Die
Herdenimmunität, der Schutz vieler ist umso wirksamer, je mehr Menschen
geimpft sind. Die Impfung schützt den Geimpften selbst und die Erreger
können sich nur begrenzt ausbreiten.