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„Mini-Herzen“ aus Stammzellen gezüchtet

"Mini-Herzen" aus Stammzellen gezüchtet

Winzige Strukturen sollen gefahrlose Medikamententests ermöglichen

Zukunftsvision: Mini-Herzen helfen bei Operationen (Foto: flickr.com/Rocky Roe)
Zukunftsvision: Mini-Herzen helfen bei Operationen (Foto: flickr.com/Rocky Roe)

San Francisco (pte001/16.07.2015/06:00) –

Forscher der University of California http://universityofcalifornia.edu sind einer revolutionären Methode auf der Spur, um neue Herzmedikamente
in Zukunft möglichst ungefährlich testen zu können. Hierfür haben sie
aus menschlichen Stammzellen winzige Strukturen gezüchtet, die von den
Grundfunktionen her im Wesentlichen primitiven, schlagenden
"Mini-Herzen" ähneln. Diese sollen sich aufgrund der Ähnlichkeiten zum
normalen menschlichen Herzen besonders gut für Medikamententests eignen,
Forschern einen besseren Einblick in die Herzentwicklung geben und
dadurch vielleicht auch helfen, Herzdefekten vorzubeugen.

Noch viel Arbeit zu erledigen

"Mithilfe dieser Methode könnte es eines Tages
vielleicht sogar möglich sein, bestimmte Teile eines Herzens
heranzuzüchten, die bei Herzoperationen als Flickstücke fungieren
könnten", zitiert "LiveScience" Bruce Conklin, Mediziner am Gladstone
Institute of Cardiovascular Disease http://bit.ly/1K6Zae2 der University of California. Bis dahin sei aber noch viel Arbeit zu
erledigen, meint der Co-Autor der nun präsentierten Studienergebnisse.
Für die Herzforschung sind diese Mini-Herzen aber schon jetzt sehr
interessant. "Diese Strukturen können nämlich als Modell herhalten, um
die Herzentwicklung zu veranschaulichen und im Fall von Problemen die
bestmöglichen Lösungswege zu finden", so Conklin.

Im Moment sieht der Experte den größten Nutzen aber vor
allem im Bereich von Medikamententests. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass
diese Strukturen sehr hilfreich sein könnten, um neue Medikamente zu
überprüfen, die sich noch in der Testphase befinden. Mit ihrer Hilfe
könnten gefährliche Nebenwirkungen und unangenehme Tierversuche
vermieden werden", ist der Experte überzeugt.

Sicherheit für Schwangere

Zur Herstellung ihrer kleinen Mini-Herzen griffen
Conklin und sein Team auf sogenannte pluripotente Stammzellen zurück.
Diese besitzen die Fähigkeit, sich zu jedem Zelltyp eines Organismus
entwickeln zu können, da sie noch auf keinerlei bestimmten Gewebetyp
festgelegt sind. Wenn sie im Labor gezüchtet werden, wachsen sie
normalerweise in schichtenförmigem Gewebe aus. Im aktuell vorgestellten
Forschungsprojekt wurde der Wachstumsprozess derart verändert, dass sie
kleine Strukturen bilden, die innen einen Hohlraum mit Herzzellen
aufweisen.

Als die Wissenschaftler die Mini-Herzen dem bekannten
herzschädigenden Schlafmittel Thalidomid aussetzten, bemerkten sie, dass
dadurch auch die Entwicklung der Strukturen gravierend beeinträchtigt
wird. "Die am häufigsten auftretenden Defekte bei der Geburt betreffen
das Herz. Deshalb ist es auch so ungemein wichtig, dass wir gerade
während der Schwangerschaft für eine ausreichende Medikamentensicherheit
sorgen. Jedes Jahr werden rund 280.000 Frauen mit Medikamenten
konfrontiert, die ein potenzielles Risiko für ihre Sprösslinge
darstellen", erläutert Conklin die Problematik.

Neuer Schlachtplan gegen Alzheimer

Fehler im Immunsystem birgt Ansatzpunkte bei der Bekämpfung der Erkrankung

Los Angeles (pte/10.06.2005/15:55) – Ein wesentlicher Durchbruch im
Bereich der Alzheimerforschung ist einem US-amerikanischen Forscherteam
gelungen: Die Wissenschafter konnten einen Immundefekt entdecken, der
zum Fortschritt der Krankheit beiträgt. Wie das Forscherteam der UCLA
http://www.ucla.edu/ in der heute, Freitag, erschienen Ausgabe des
Journal of Alzheimer`s Disease http://www.pnpco.com/pn02000.html
berichtet, könnte diese Entdeckung zu einer besseren Diagnostik und
effizienteren Behandlungsmethoden führen. Erstmals konnten die Forscher
in einer Studie die wichtige Bedeutung des angeborenen Immunsystems bei
der Entwicklung der Alzheimererkrankung aufdecken.

Der menschliche Körper hat gegen das Altern des Gehirns seine eigenen
Waffen: Mit Hilfe des angeborenen Immunsystems reinigt er sich selbst
von Amyloid-beta Abfallprodukten. Doch genau dieser Reinigungsprozess
wird bei manchen Alzheimerpatienten durch einen Immundefekt nicht
ausgeführt. Dadurch kann es zu einer Übersättigung des Gehirns mit
Amyloid-beta kommen und zur Entstehung von Amyloid-Plaquen, die ein
wesentliches Kennzeichen der Alzheimererkrankung sind.

Anhand von Blutproben fanden die Forscher heraus, dass das Blut
gesunder Personen Zellen enthält, die zum angeborenen Immunsystem
gehören und das Amyloid-beta beseitigen. Diese Fresszellen
(Makrophagen) konnten bei Alzheimerpatienten jedoch ihre Aufgabe nicht
ausreichend erledigen. "Die Makrophagen sind die Hausmeister des
Immunsystems, die im ganzen Körper den Müll beseitigen. Wenn sich in
weiteren Studien bestätigt, dass sich dieser Defekt der
Makrophagen-Funktion bei den meisten Alzheimerpatienten findet, so kann
sich daraus ein ganz neuer Ansatz bei der Behandlung der Krankheit
ergeben", erklärte Studienleiter Milan Fiala. Die Experten denken
beispielsweise an die Entwicklung hormonaler und immunstärkender
Therapien.

Die Experten weisen in ihrer Studie darauf hin, dass sich dieser Ansatz
nicht mit der Amyloid-Beta-Immunisierungsmethode deckt. Diese greift
nämlich auf einen anderen Teil des Immunsystems, das adaptive System,
zurück.

Alzheimer: Anzahl beteiligter Gene auf 21 verdoppelt

Alzheimer: Anzahl beteiligter Gene auf 21 verdoppelt
Immunsystem des Körpers spielt laut Großstudie entscheidende Rolle
 
Alzheimer-Patientin: Ursachen werden klarer (Foto: SPL)

Cardiff (pte001/29.10.2013/06:00) – Eine klarere Vorstellung von den Ursachen von Alzheimer zeichnet sich nach der umfangreichsten je durchgeführten Analyse von Patienten-DNA ab. Ein groß angelegtes Forschungsprojekt hat jetzt laut Nature Genetics http://nature.com/ng die Anzahl der Gene, die mit dieser Krankheit in Zusammenhang gebracht werden, auf 21 verdoppelt. Diese Ergebnisse weisen auf eine wichtige Rolle des Immunsystems hin.

54.000 Menschen untersucht

Immer mehr Menschen erkranken weltweit an Alzheimer. Dafür ist unter anderem auch die steigende Lebenserwartung verantwortlich. Die entscheidende Fragen bleiben jedoch unbeantwortet: Was die Demenz hervorruft, wie die Gehirnzellen absterben, welche Therapien oder auch nur Möglichkeiten der Diagnose es geben kann.

Es ist laut Julie Williams von der Cardiff University http://cardiff.ac.uk , einer der leitenden Wissenschaftlerinnen des Forschungsprojekts, schwierig, eine Krankheit zu behandeln, wenn man die Ursache nicht versteht. Das aus Wissenschaftlern 145 internationaler Institutionen bestehende Team untersuchte die DNA von 17.000 Patienten und 37.000 gesunden Menschen.

Gefunden wurden Versionen von 21 Genen, die es wahrscheinlicher machten, dass eine Person an Alzheimer erkrankt. Die Untersuchung der Funktion der Gene im Körper erlaubt den Forschern dann herauszufinden, was bei einer Erkrankung geschieht. Laut Williams ist die Anzahl der identifizierten Gene jetzt doppelt so groß und es beginnt sich ein klares Muster abzuzeichnen.

Mehrere Ursachen denkbar

"Es geschieht etwas bei der Immunreaktion, dass dann die Krankheit verursacht. Wir müssen diesen Bereich aber erst genauer erforschen", so Williams. Die Art und Weise, wie der Körper mit Cholesterin umgeht und auch wie das Gehirn mit großen Molekülen bei einer Endozytose umgeht, scheint eine Rolle zu spielen.

Andere Forschungsprojekte sollen jetzt an diesem Ansatz weiterarbeiten und herausfinden, welche Prozesse bei einer Erkrankung ganz genau ablaufen und in der Folge neue Behandlungsmöglichkeiten entwickeln.

Neuro-Headset bremst Auto bei Ablenkung sofort ab

Neuro-Headset bremst Auto bei Ablenkung sofort ab
"Attention Powered Car" überwacht den Fahrer mit 14 Spezial-Sensoren
 
Neuro-Headset: überwacht Gehirnaktivität beim Fahren (Foto: emotiv.com)

Perth/Salzburg (pte004/05.11.2013/06:15) – Dank des "Attention Powered Cars" haben gefährliche Ablenkungen während des Autofahrens künftig keine Chance mehr. Das mit dem Spezialsystem ausgestattete Fahrzeug ist vom Royal Automobile Club of Western Australia http://rac.com.au in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Emotiv http://emotiv.com entwickelt worden. Mithilfe einer Software wird die Gehirnaktivität des Lenkers über ein Headset mit den Automotoren in Verbindung gesetzt. Treten etwaige Störfaktoren auf, so wird ein Signal an das Fahrzeug gesendet und dieses bremst automatisch ab.

Reaktion muss angekündigt werden

"Die Ablenkung während des Autofahrens ist grundsätzlich ein durchaus akutes Problem. Da es viele Quellen von Distraction gibt, die während des Fahrens zum Tragen kommen, ist es wichtig, verschiedene Messkanäle (Multi-Level Measurement) heranzuziehen, um diese festzustellen und entsprechend darauf zu reagieren", schildert Manfred Tscheligi, Experte für Ablenkung im Auto und Leiter des Christian Doppler Labors "Contextual Interfaces" http://contextual-interfaces.org an der Universität Salzburg, gegenüber mit pressetext.

Dabei könnte sich das System als hilfreich erweisen. "Wenn man dieses Konzept als einen dieser Kanäle im Multi-Level Measurement begreift, so ist ein solcher Ansatz sicher interessant, um Ablenkung zu konstatieren", erläutert der Experte. Dennoch gäbe es noch Optimierungspotenzial. "Das unmittelbare Reagieren des Fahrzeugs ist mit Vorsicht zu betrachten. Hier benötigt der Fahrer jedenfalls eine Rückmeldung, wie das Fahrzeug mit der Feststellung von Ablenkung umgehen wird, bevor es automatisch passiert", erklärt Tscheligi.

Sensoren ermitteln Gehirnaktivität

Das Headset verfügt über 14 unterschiedliche Sensoren, welche die elektrische Aktivität im Frontallappen, Parietallappen, Temporallappen sowie Occipitallappen des Gehirns überwachen. Wird der Lenker durch einen Störfaktor abgelenkt, so sendet die Software ein Signal an das Fahrzeug, wodurch dieses auf der Stelle abgebremst wird. Mithilfe dieses Devices kann nicht nur ermittelt werden, ob sich der Fahrer statt auf den Verkehr auf das Radio konzentriert oder seinen Kopf länger von der Straße abwendet, sondern auch, ob die Blinkgeschwindigkeit konstant bleibt. Die Technologie wurde erstmals in einem Honda i40 getestet.

Die Ära der Cyborgs hat begonnen

Ob medizinische Implantate, komplexe
Schnittstellen zwischen Gehirn und Maschine oder ferngesteuerte
Insekten: Die jüngsten Entwicklungen zur Verbindung von Maschinen und
Organismen besitzen erhebliches Potenzial, werfen aber auch wichtige
ethische Fragen auf. In ihrem Übersichtsartikel „Chemie der Cyborgs –
zur Verknüpfung technischer Systeme mit Lebewesen“ erörtern
KIT-Wissenschaftler den aktuellen Stand der Forschung, Chancen und
Risiken. Der Artikel ist in der renommierten Zeitschrift „Angewandte
Chemie“ erschienen. (DOI: 10.1002/ange.201307495)

Sie
sind aus Science-Fiction-Romanen und -Filmen bekannt – technisch
veränderte Lebewesen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, sogenannte
Cyborgs. Die Bezeichnung leitet sich von englisch „cybernetic organism“
(kybernetischer Organismus) ab. Tatsächlich sind Cyborgs als
Verknüpfungen technischer Systeme mit lebendigen Organismen bereits
Wirklichkeit, vor allem durch implantierte medizinische Systeme, wie die
KIT-Forscher Professor Christof M. Niemeyer und Dr. Stefan Giselbrecht
vom Institut für Biologische Grenzflächen 1 (IBG 1) sowie Dr. Bastian E.
Rapp vom Institut für Mikrostrukturtechnologie (IMT) in ihrem Artikel
erläutern.

Medizinische
Implantate haben in den vergangenen Jahren beeindruckende Fortschritte
gemacht. Möglich wurde dies durch intelligente Materialien, die
selbstständig auf sich verändernde Bedingungen reagieren,
computergestütztes Design und Fertigung aufgrund von
Magnetresonanztomografie-Datensätzen sowie Oberflächenmodifikationen,
die eine verbesserte Gewebeintegration gewährleisten. Eine besondere
Rolle für eine erfolgreiche Gewebeintegration und die Vermeidung von
Entzündungsreaktionen spielen spezielle Oberflächenbeschichtungen, wie
sie auch am KIT entwickelt werden, etwa im Rahmen des multidisziplinären
Helmholtz-Programms „BioGrenzflächen“.

Fortschritte
in der Mikroelektronik und der Halbleitertechnologi
e haben elektronische Implantate ermöglicht, die Funktionen des
menschlichen Körpers kontrollieren, wiederherstellen oder verbessern,
wie Herzschrittmacher, Netzhautimplantate, Hörimplantate oder Implantate
für die Hirn-Tiefenstimulation zur Schmerzbehandlung oder zur
Parkinson-Therapie. Gegenwärtig verschmelzen Entwicklungen der
Bioelektronik und der Robotik, um hochkomplexe Neuroprothesen zu
ermöglichen. Wissenschaftler arbeiten dazu an
Gehirn-Maschine-Schnittstellen (brain-machine interfaces – BMI) zur
direkten physikalischen Kontaktierung des Gehirns. BMIs dienen unter
anderem dazu, Prothesen zu steuern und komplexe Bewegungen wie
beispielsweise Greifen zu ermöglichen. Darüber hinaus sind sie wichtige
Werkzeuge für die Neurowissenschaften, da sie Einblicke in die
Funktionsweise des Gehirns ermöglichen. Zusätzlich zu elektrischen
Signalen lassen sich auch Substanzen, die zeitlich und räumlich
kontrolliert aus implantierten mikro- und nanofluidischen Systemen
freigesetzt werden, zur Kommunikation zwi
schen technischen Systemen und Organismen verwenden.

BMIs
werden meist als Datenlieferanten betrachtet. Grundsätzlich lassen sie
sich aber auch dazu nutzen, Signale in das Gehirn einzuspeisen – ein
ethisch hochkontroverses Thema. „Implantierte BMIs, die Signale in
Nerven, Muskeln oder direkt ins Gehirn einspeisen, sind bereits im
alltäglichen Gebrauch, etwa in Herzschrittmachern oder Implantaten für
die Hirn-Tiefenstimulation“, erklärt Professor Christof M. Niemeyer vom
KIT. „Aber diese Signale sind weder dazu gedacht noch dazu geeignet,
einen gesamten Organismus zu kontrollieren – die Gehirne der meisten
lebenden Organismen sind dazu zu komplex.“

Bei
niederen Organismen wie Insekten sind die Gehirne deutlich weniger
komplex, sodass eine Signaleinkopplung mitunter direkt ein bestimmtes
Bewegungsprogramm wie Laufen oder Fliegen auslösen kann. Die sogenannten
Biobots, beispielsweise große Insekten mit implantierten elektronischen
und mikrofluidischen Kontrolleinheiten, werden zur Entwicklung einer
neuen Generation von Werkzeugen eingesetzt, etwa kleiner flugfähiger
Objekte für Überwachungs- und Rettungsmissionen. Darüber hinaus dienen
sie als Modellsysteme in den Neurowissenschaften, um grundlegende
Zusammenhänge zu verstehen.

Elektrisch
aktive med
izinische Implantate, die über längere Zeit im Einsatz sind, müssen
zuverlässig mit Energie versorgt werden. Derzeit arbeiten
Wissenschaftler an Methoden, um dazu die körpereigene thermische,
kinetische, elektrische oder chemische Energie des Patienten zu nutzen. –
Zusammenfassend stellen die KIT-Forscher fest, dass die Entwicklungen
zur Kopplung von technischen Systemen mit Organismen ein faszinierendes
Potenzial bergen und gerade in der Medizin die Lebensqualität vieler
Menschen erheblich verbessern können, dass bei ihrer Nutzung aber stets
ethische und soziale Aspekte zu berücksichtigen sind.

Die
„Angewandte Chemie“ gilt als weltweit wichtigste Zeitschrift für
chemische Forschung und besteht seit 125 Jahren. Im Abschlussheft des
Jubiläumsjahrga
ngs ist der Artikel der KIT-Wissenschaftler über Cyborgs als Titelthema
erschienen

Artensterben bisher unterschätzt

Klimawandel-Migration für viele Spezies keine Option
 
Seestern beim Muschelessen: Klimawandel zerstört Gleichgewicht (Foto: UBC)

Vancouver (pte003/01.12.2011/06:10) – Die Globalerwärmung beschleunigt das Aussterben vieler Arten – und zwar viel deutlicher als bisher angenommen wurde. Einen Beleg dafür haben Zoologen der University of British Columbia http://ubc.ca an den Küsten gefunden. Wie sie in der Zeitschrift "Science" berichten, können viele Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum infolge des Klimawandels nicht einfach verlegen. "Der Klimawandel verändert das Zusammenspiel vieler Arten und beeinflusst damit auch die Biodiversität", erklärt Studienleiter Christopher Harley.

Seestern versus Krebse

Die Forscher spezialisierten sich auf Rankenfußkrebse und Muscheln an mehreren Küsten Westkanadas, die an der Übergangszone der Gezeiten leben. Das Meer ist hier durch Strömungen aus der Arktis kühl, erwärmte sich jedoch seit 1950 um 3,5 Grad. Viele der beobachteten Tierchen sind dadurch schon knapp an ihr oberstes Temperaturlimit gelangt und müssen ihren Lebensraum tiefer Richtung Meer legen – derzeit um einen halben Meter unter der Marke vor 60 Jahren, wie Studienvergleiche zeigen.

Zum Krimi macht die Situation jedoch der natürlichen Feind der beiden Tiere, der Seestern. Bisher siedelten sich die Krebse und Muscheln möglichst weit oben am Strand an, um ihrem Jäger nicht in die Quere zu kommen. Zwar hat sich das Seesternrevier in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert, konnten die Forscher beweisen. Mit der Klimawandel-Wanderung hin zum Meer wuchs jedoch die Gefahr enorm, erbeutet zu werden. "Die sichere Muschelzone schrumpfte somit um die Hälfte und viele Muscheln an den untersuchten Stellen sind sogar ausgestorben", berichtet Harley.

Fragilität unterschätzt

Verhinderte man versuchsweise durch Schutzzäune das Eindringen von Seesternen, so wanderten die Krebse und Muscheln hingegen auch in wärmeren Zonen, wo sie üblicherweise nicht vorkommen. Der Artenreichtum verdoppelte sich dann sogar, da Muscheln auch kleinen Krustentiere, Schnecken, Würmern und Meeresalgen bei der Ansiedelung helfen. "Während man bisher annahm, dass die Globalerwärmung Tiere am Temperaturlimit einfach migrieren lässt, konnten wir das in unserem Kontext wiederlegen. Oft hat man auf das sensible Zusammenspiel vieler Faktoren wie etwa der Jagd vergessen", so der kanadische Forscher.

Fluorkonzentration im Mutterleib mit geringerer kindlicher Intelligenz assoziiert

Höhere Fluorkonzentration im Mutterleib mit geringerer kindlicher Intelligenz assoziiert

Graz, 10. Oktober 2017:

Am 19. September 2017
erschien ein Bericht über die Ergebnisse mit Fluorid im Rahmen der
ELEMENT – Studie (Early Life Exposures in Mexico to Environmental
Toxicants), einer Untersuchung an etwa 1000 Schwangeren und ihren
Kindern 4 und 6-12 Jahre nach der Geburt (1). Im konservierten Urin der
Mütter, gewonnen während der Schwangerschaft und dem der Kinder nach
6-12 Jahren wurde der Fluoridgehalt gemessen. Der Mittelwert (SD) des
Fluoridgehalts der Mütter während der Schwangerschaft betrug 0.90 (0.35)
mg/L, der Kinder 0.82(0.38) mg/L.

Höherer Fluoridgehalt des
mütterlichen Urins war nach 4 Jahren im McCarthy Scales of Children´s
Abilities – Test mit einem niedrigeren General Cognitive Index (GCI)
linear assoziiert, nach 6-12 Jahren mit einem im Wechsler Abbbreviated
Scale of Intelligence – Test einem niedrigeren Intelligenz-Quotienten IQ
(p<0.01). Die Assoziationen blieben auch nach Adjustierung für
kindliche (Gestationsalter und Gewicht bei der Geburt, Geschlecht,
erstes von mehreren Kindern und Alter beim Erfassen des Outcomes) und
mütterliche Faktoren (Raucheranamnese, Familienstand, Alter bei der
Entbindung, IQ, Ausbildung) bestehen. Für eine Subgruppe waren Daten
über den sozioökonomischen Status, den mütterlichen Bleigehalt der
Knochen und das Quecksilber im Blut verfügbar, welche an den
Assoziationen des Urin-Fluorids während der Schwangerschaft mit dem GCI
und dem IQ der Kinder keine substanziellen Änderungen ergaben.

Kommentar

Es gab schon seit längerer
Zeit Hinweise für eine Neurotoxizität von Fluoriden bei Kindern. Die
Environmental Protection Agency setzte Fluoride auf die Liste von
Chemikalien mit Verbindung zu Neurotoxizität und erklärte, dass die
Fluor-Einnahme für längere Zeiträume das Nervensystem schädigen könne.
Das Environmental Health Perspectives Journal, in welchem auch die
vorliegende Studie (1) publiziert wurde, hatte bereits berichtet, dass
Kinder, die in Gebieten mit stark fluoridhaltigem Trinkwasser
aufgewachsen waren, einen geringeren IQ hatten. Nur wenige
Untersuchungen und epidemiologischen Studien waren jedoch longitudinal,
bestimmten die individuelle Fluoridexposition und erfassten den
pränatalen Zeitraum an mehr als 100 Teilnehmern. Es handelt sich somit
um eine fundierte Untersuchung der Gruppe mit dem Erstautor Morteza
Bashash, Professor für Public Health an der Universität von Toronto,
Kanada. Das Ergebnis widerspricht den Befürwortern einer breiten
Fluoridgabe oder gar einer Fluoridierung des Trinkwassers. Von
zahnärztlicher Seite wird heute vielfach auch vor Fluor gewarnt,
andererseits wird aber von manchen gerade während der Schwangerschaft
eine Kariesprophylaxe mit fluorhaltiger Zahnpaste empfohlen. In der
Öffentlichkeit liegt das Augenmerk für Fluor ganz überwiegend auf dem
Gebiete der Zähne. Die neue Arbeit rückt den negativen Aspekt von Fluor
auf die Gehirnentwicklung in den Vordergrund. Die Frage ist nun, ob man
in der Schwangerschaft fluorhaltige Zahnpaste verwenden soll oder nicht.
In der lebhaften Diskussion nach einem Bericht darüber in U.S.
-Medscape (2) schrieben etliche Teilnehmer, vielleicht nicht ganz ernst
gemeint, man dürfe zumindest „nicht die Zahnpaste immer verschlucken….“.
Morteza Basash kommentierte: „This is a piece of a puzzle. We need to
do more work to identify the nature of the effect. And we have a lot of
uncertainty in the results” (2).

Helmut Schatz

Größte Dünnschichtsolarzellen-Anlage der Welt in Italien

38.000 Quadratmeter produzieren 2,8 Mio. Kilowattstunden Strom im Jahr

Rom (pte/11.01.2008/12:10) – Die auf erneuerbare Energien spezialisierte Green Utility http://www.greenutility.it hat von der römischen Messegesellschaft einen Großauftrag erhalten. Danach sollen im Laufe diesen Jahres die Gebäudedächer in deren Ausstellungsgelände mit Dünnschichtsolarzellen (Thin-Film) ausgestattet und dadurch ein Teil des Strombedarfs mit sauberer Energie gesichert werden. Die zwölf Mio. Euro teure, bisher weltweit grösste Thin-Film-Anlage wird mit Hilfe einheimischer Banken finanziert.

"Es handelt sich um mit amorphem Silizium beschichtete Folien, die zwar im Vergleich zu den herkömmlichen Photovoltaikanlagen nur einen halb so großen Wirkungsgrad aufweisen, sich jedoch wegen ihrer Flexibilität und Leichtigkeit auch zur Bedeckung größerer oder gekrümmter Flächen eignen," bestätigt Silvio Gentile, Hauptgeschäftsführer der Green Utility. "Das ermöglicht eine weitgehende architektonische Integration. Außerdem wird die indirekte Sonneneinstrahlung besser verwertet, weshalb sie sich auch als komplementäre Versorgungsquelle eignen."

Die Anlage wird sich auf eine Fläche von insgesamt 38.000 Quadratmeter erstrecken und ist auf eine Spitzenleistung von 1.800 kW ausgelegt. Es wird eine Jahresproduktion von 2,8 Mio. kWh Strom erwartet, was in etwa dem Verbrauch von 900 Privathaushalten und 20-25 Prozent des Bedarfs der Messegesellschaft entspricht. In der Umweltbilanz schlägt sie mit einer CO2-Einsparung von 2.000 Tonnen im Jahr zu Buche.

Für die Energiebereitstellung aus der Dünnschichtanlage wird Green Utility infolge des staatlichen Förderprogramms für Erneuerbare 0,44 Euro pro Kilowattstunde erhalten. Nach einer Betriebsdauer von zwanzig Jahren wird sie in das Eigentum der Messegesellschaft übergehen. Bei den beiden ebenfalls geplanten traditionellen Photovoltaikanlagen ist eine Vergütung von 0,34 Euro je kWh vorgesehen. Für das Projekt hat Silvio Gentile 2007 den Jungunternehmerpreis "Premio Impresa Ambiente" erhalten. Mit dem ersten positiven Betriebsergebnis rechnet der 33-jährige Wirtschaftsingenieur, der unter anderem Studien an der Harvard-Universität und der London School of Economics absolvierte, in fünf Jahren. Die Green Utility war vor einigen Jahren als Kooperation der deutschen Solon http://www.solonag.com mit der auf Müllentsorgung spezialisierten Secit (Gesenu-Gruppe) und einigen einheimischen Energiefachleuten entstanden.

190 Sekunden liegen zwischen zwei Massenangriffen auf deutsche IT-Systeme

Koordinierte Massenangriffe sind im Internet
immer häufiger zu beobachten. Oft sind wichtige Infrastrukturen wie
Verkehrsnetze oder die IT in Krankenhäusern das Ziel, dort, wo sie
besonders großen Schaden anrichten. Die "Distributed Denial of Service –
DdoS-  Attacks" zielen darauf ab, einen bestimmten Dienst mit großen
Datenpaketen zu überlasten und unbenutzbar zu machen.Forscherinnen und
Forscher am Center for IT-Security, Privacy and Accountability, kurz
CISPA, haben für diese Art Angriff einen "Honeypot" entwickelt – 
ähnlich wie ein Honigtopf Bienen anlockt, zieht dieser DDoS-Angriffe an.
Mit einem globalen Sensor-Netzwerk aus dutzenden von Honeypots haben
die Forscher bereits mehr als 14,5 Millionen Angriffe dokumentiert. Etwa
alle 190 Sekunden werden dabei auch Ziele in Deutschland getroffen.
Durch bekannte Angriffsmuster lässt sich hieraus ein Frühwarnsystem
entwickeln, so dass Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Über eine
spezielle Fingerabdruck-Methode können sogar Hinweise auf die Identität
der Angreifer gemacht werden.

CISPA ist eines von drei Kompetenzzentren zur
IT-Sicherheit, deren Gründung das Bundesministerium für Bildung und
Forschung 2011 angestoßen hat. Am 14. März 2018 lädt CISPA zum
Deutsch-Französischen Tag der IT-Sicherheit in die Congresshalle
Saarbrücken ein. Hochkarätige Expertinnen und Experten aus Deutschland
und Frankreich stellen den aktuellen Stand der Forschung in der
IT-Sicherheit  vor.

Astrophysik hilft Osteoporose besser zu erkennen

System zur Kartierung des Weltalls erfasst Knochenschwund-Risiko genauer

München (pte/20.10.2005/06:35) – Auf den ersten Blick wirken die beiden
Wissenschaftsdisziplinen extraterrestrische Physik und Knochenmedizin
nicht zusammengehörig. Verkleinert man jedoch das Weltall auf
rechnerischem Weg und schrumpft die Sternsysteme zu Punkten, kommt ein
Bild zum Vorschein, das der Struktur eines durch Osteoporose
geschädigten Knochens gleicht. Das System zur Kartierung des Weltalls
erfasst das Osteoporose-Risiko wesentlich präziser als andere Methoden.
Die Forscher des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik
http://www.mpe.mpg.de haben das Verfahren zusammen mit Medizinern des
Münchner Klinikums rechts der Isar http://www.med.tu-muenchen.de
entwickelt.

Bisher wurde Osteoporose mithilfe von Knochendichtemessungen, die den
Mineralgehalt des Knochens angibt, erfasst. Das Verfahren weist
allerdings einige Schwachpunkte auf, da es immer wieder Patienten gibt,
die zwar normale Werte aufweisen, dennoch unter so genannten
osteoporotischen Frakturen leiden. Wie die beiden Forscher der
unterschiedlichen Disziplinen auf diese Idee gekommen sind, schildert
Christoph Räth von der Abteilung Theorie und komplexe Plasmen am
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching im
pressetext-Gespräch. "Der Mediziner Thomas Link hat das Problem der
Osteoporose geschildert und Bilder gezeigt", so der Wissenschaftler,
der daraufhin die Ähnlichkeit der Struktur mit jener des Weltalls und
den dort vorkommenden Strukturen erkannt hat.

Erfasst wird das ganze mit Magnetresonanztomographen. "Es handelt sich
dabei nicht um eine bessere Bildgebung, sondern um eine
anspruchsvollere und erweiterte Auswertung des Bildmaterials", erklärt
Räth, der sich mit Fragen der theoretischen Astrophysik wie etwa der
Entstehung des Weltalls beschäftigt. Vor Zeiten gab es nichts weiter
als eine heiße Ursuppe, erfüllt mit Energie und ersten, einfachen
Teilchen. Darin liefen physikalische Prozesse ab, die sich in der
Rückschau bisher nur erahnen lassen. Das Ergebnis dieser Prozesse ist
der Kosmos, wie er sich den heutigen Messungen darstellt: mit großen
Massen, konzentriert in Galaxien, zwischen denen sich riesige, fast
leere Räume erstrecken. Vor rund 20 Jahren kamen die Forscher zur
Erkenntnis, dass das All einer Schaumstruktur gleicht. Die Mehrzahl der
Galaxien liegt auf virtuellen Kugelschalen, die aneinander kleben wie
in einem kosmischen Schwamm. Der Schaum erweist sich als äußerst
komplex. Bei der Charakterisierung dieser Strukturen wurden nun
verfeinerte mathematische Beschreibungen entwickelt. Sie geben für
jeden Raumpunkt an, ob er isoliert steht oder zu einer linien- oder gar
flächenartigen Struktur gehört, und wie stark er mit seiner Umgebung
vernetzt ist. Beides liefert ein Maß für die räumliche Anordnung und
Verteilung der Galaxien

"Diese Verfahren bestimmen die Dimensionalität für Strukturen", erklärt
Räth. Das sei auch bei der Osteoporose anwendbar. Auch dabei verändern
sich die Strukturen. Die beiden Wissenschaftler haben zunächst die
Knochenstruktur von Patienten mittels hoch auflösender
Magnetresonanztomografie analysiert. Diese Struktur bildet
wasserstoffhaltige Gewebe ab und liefert, da die Hohlräume des Knochens
mit Knochenmark gefüllt sind, ein Negativbild der knöchernen Substanz.
Auf die so dargestellte schwammartige Struktur wenden die Physiker dann
das Verfahren an, das für die Analyse der Weltallbilder entwickelt
wurde und gewinnen Aufschluss über die räumliche Architektur des
Knochens.