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Solarium – nein danke

Genf (pte/17.03.2005/14:15) – Geht es nach den führenden
Gesundheitsexperten der WHO http://www.who.int/en/, so soll
Jugendlichen bis 18 Jahren der Besuch im Solarium verboten werden. Denn
die Bestrahlung durch UV-Licht führt bei Jugendlichen, anders als bei
Erwachsenen, zu einem erhöhten Risiko einer Hauterkrebserkrankung,
berichtet die BBC. " Als Konsequenz der Besuche im Sonnenstudio konnten
wir eine signifikant höhere Zahl an Hautkrebserkrankungen feststellen",
erklärte Kerstin Leitner von der WHO.

Die aktuelle Studie der WHO stellt einen direkten Zusammenhang zwischen
der Benutzung von Solarien und dem Anstieg der Hautkrebserkrankungen
fest. Schuld daran ist die starke Emission von UV-Licht durch das
Gerät, welches die Strahlenmenge des Sonnenlichts an einem normalen
Sommertag um das Mehrfache übersteigt. Darunter leide besonders die
empfindliche Haut der Jugendlichen, erklären die Experten. Hinter der
Beliebtheit der Solarien vermuten die Forscher soziale Gründe. Da in
vielen Kulturen ein brauner Teint als modisch und trendig gilt, werden
Solarien vor allem jetzt im Frühjahr genutzt um sich für den Sommer
vorzubräunen. "In den vergangenen Jahren konnten wir einen steigenden
Trend in Bezug auf die Benutzung von Solarien registrieren. Besonders
Jugendliche sind zu einer exzessiven Nutzung von Sonnenbänken
übergegangen um voll im Trend zu liegen", erklärte Leitner.

Weltweit registriert die WHO jährlich 132.000 Todesfälle durch
bösartige Formen von Hautkrebs. Allein 66.000 Menschen sterben jährlich
an der gefährlichsten Form des Hautkrebs, dem so genannten malignem
Melanom. Die höchsten Hautkrebsraten finden sich dabei in besonders
hellhäutigen Nationen wie Neuseeland, Australien, Nord-Amerika und
Nord-Europa. Die WHO fordert nun die Einführung strenger Maßnahmen bei
der Benutzung von Solarien, denn bisher haben nur Frankreich und
Kalifornien diesbezüglich ein Verbot für Jugendliche verhängt.

Makromoleküle: Mit Licht zu Präzisionspolymeren

Chemikern am Karlsruher Institut für
Technologie (KIT) ist es gelungen, den Aufbau von Präzisionspolymeren
durch lichtgetriebene chemische Reaktionen gezielt zu steuern. Das
Verfahren ermöglicht die genaue, geplante Platzierung der
Kettengliedern, den Monomeren, entlang von Polymerketten einheitlicher
Länge. Die präzise aufgebauten Makromoleküle bilden festgelegte
Eigenschaften aus und eignen sich möglicherweise als
Informationsspeicher oder synthetische Biomoleküle. Über die neuartige
Synthesereaktion berichten die Wissenschaftler nun in der Open Access
Publikation Nature Communications. (DOI: 10.1038/NCOMMS13672)

Chemische Reaktionen lassen sich durch
Einwirken von Licht bei Zimmertemperatur auslösen. Die Forscher am KIT
nutzen diesen Effekt, um unter Licht die Verknüpfung von Molekülen zu
definierten Polymerketten gezielt in Gang zu setzen. „In vielen
herkömmlichen Verfahren entstehen Polymerketten unterschiedlicher Länge
und die Anordnung der Bausteine entlang der Kette ist zufällig
verteilt“, sagt Professor Christopher Barner-Kowollik vom Institut für
Technische Chemie und Polymerchemie (ITCP) am KIT. „Unser Ziel war es,
eine lichtinduzierte Methode zum Polymeraufbau zu entwickeln, die die
Präzision der Natur erreicht“, so der Inhaber des Lehrstuhls für
Präparative Makromolekulare Chemie. Denn die natürlichen Vorbilder, zum
Beispiel Proteine, weisen einen exakt definierten Aufbau auf. Das neue
lichtinduzierte Syntheseverfahren ermöglicht ein maßgeschneidertes
Moleküldesign, bei dem die Bausteine in ihrer Abfolge – vergleichbar dem
Muster einer bunten Perlenkette – genau an die gewünschte Stelle
platziert werden können.

„Durch die Kontrolle über den Aufbau des
Moleküls, die sogenannte Sequenz, lassen sich die Eigenschaften der
Makromoleküle steuern“, sagt Barner-Kowollik. „Sequenzdefinierte
Polymere lassen sich möglicherweise auch als molekulare Daten- und
Informationsspeicher nutzen.“ Informationen könnten durch die Abfolge
der Monomere verschlüsselt werden, ähnlich wie die Natur die
Erbgutinformation in der DNA hinterlegt hat.

Die Forschergruppe des KIT um Barner-Kowollik
stellt die neue, lichtgesteuerte hochpräzise Polymerisationsmethode
unter dem Titel „Coding and Decoding Libraries of Sequence Defined
Functional Copolymers Synthesized via Photoligation“ in der
Fachpublikation Nature Communications vor. Die Entwickler erwarten, dass
das grundlegende Verfahren ein Werkzeug für Chemiker, Biologen und
Materialforscher wird und ein Schlüssel für die künftige
Makromolekularchemie ist.

Entwickelt wurde das neue Verfahren im Rahmen
des Sonderforschungsbereiches (SFB) 1176 „Molekulare Strukturierung
weicher Materie“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der vom KIT
koordiniert wird. Neun Millionen Euro stehen dem im Januar 2016
gestarteten SFB in den ersten vier Jahren zur Verfügung.

Nicolas Zydziak, Waldemar Konrad, Florian
Feist, Sergii Afonin, Steffen Weidner, and Christopher Barner-Kowollik:
Coding and Decoding Libraries of Sequence Defined Functional Copolymers
Synthesized via Photoligation.
DOI: 10.1038/NCOMMS13672

Weitere Informationen:

https://www.kit.edu/kit/pi_2015_143_struktur-von-makromolekuelen-gezielt-steuern.php

https://www.kit.edu/kit/pi_2016_091_chemische-reaktionen-lassen-sich-mit-licht-schalten.php

Weiterer Kontakt:

Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für
Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und
Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen
natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen
Europas.

Lungenerkrankungen bei Frauen so gefährlich wie Brustkrebs

Lungenerkrankungen werden bald vierthäufigste Todesursache

London (pte/13.09.2005/09:15) – Viele Frauen sind sich der Gefahren von
chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) nicht bewusst. Zu
diesem Ergebnis ist eine Studie der British Lung Foundation
http://www.britishlungfoundation.org.uk gekommen. In Großbritannien
sterben nahezu gleich viele Frauen an COPD wie an Brustkrebs. Die
Erkrankungszahlen steigen ständig und bald sollen diese Krankheiten die
vierthäufigste Todesursache bei Frauen sein. Nur ein Prozent der
befragten 1.200 Frauen gab jedoch an, dass COPD zu ihren größten
gesundheitlichen Ängsten gehört. Die Teilnehmerinnen fürchteten
Brustkrebs am meisten. 27 Prozent der Frauen gingen fälschlicherweise
davon aus, dass die meisten Frauen in Großbritannien an Brustkrebs
sterben. Tatsächlich sind Herzerkrankungen die häufigste Todesursache.

Raucherinnen waren sich der Gefährdung durch COPD etwas bewusster.
Rauchen erhöht das Risiko einer Erkrankung um das 13fache. Zu COPD
gehören die chronisch obstruktive Bronchitis und Lungenemphyseme. Das
Passivrauchen, Staub und Dämpfe gehören ebenfalls zu den möglichen
Verursachern einer Erkrankung. In seltenen Fällen können die Ursachen
auch genetisch bedingt sein. Derzeit sterben laut BBC rund 12.000
Frauen jährlich an COPD. Nur 15 Prozent der befragten Frauen reihten
COPD unter ihre am meisten gefürchteten Krankheiten. Tatsächlich
sterben an diesen Krankheiten mehr Frauen als an Eierstockkrebs und
Gebärmutterhalskrebs zusammen. Die Anzahl der COPD Erkrankungen bei
Männern hat laut BLF einen bestimmten Plateauwert erreicht. Frauen sind
deutlich anfälliger. Es wird angenommen, dass die geringere Größe der
Atemwege dafür verantwortlich sein könnte. Anders als in anderen
europäischen Ländern, raucht rund ein Viertel der Britinnen. Die Anzahl
der jüngeren Raucherinnen nimmt laut BLF ständig zu.

Wissenschaftler stärken Bürgerbeteiligung an der Energiewende

Wissenschaftler stärken Bürgerbeteiligung an der Energiewende

Start der Forschungsinitiative zum gesellschafts- und umweltverträglichen Umbau des Energiesystems / Wanka: "Wir brauchen tragfähige Lösungen"

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bietet beim Netzausbau an, zwischen der Stromwirtschaft und betroffenen Bürgerinnen und Bürgern unabhängig moderierte und von der Wissenschaft begleitete Bürgergespräche zu organisieren. "Wir sind bereit, konkrete Projekte dazu beispielhaft zu fördern", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka bei der Vorstellung der neuen Forschungsinitiative zum gesellschafts- und umweltverträglichen Umbau des Energiesystems. Dabei werden 33 Verbünde mit insgesamt 100 Partnern an den Start gehen, die vom BMBF mit insgesamt 30 Millionen Euro gefördert werden. Gut zwei Drittel der Forschungsproje kte beschäftigen sich mit Formen und Methoden, die Bürger stärker in die Entscheidungen zur Energiewende einbeziehen.

"Für die große Aufgabe der Energiewende brauchen wir tragfähige und von allen akzeptierte Lösungen vor Ort. Die Wissenschaft kann als neutraler Makler helfen, den Dialog zwischen Bürgern, Wirtschaft, Planern und Entscheidungsträgern zu fördern. Bürgerinnen und Bürger müssen dabei sicher sein können, dass sie frühzeitig einbezogen werden und ihre Argumente in die Entscheidungen einfließen", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Dafür sei der laufende Ausbau der Stromnetze ein gutes Beispiel.

Der aktuell gestartete Förderschwerpunkt stellt insgesamt drei Forschungsthemen in den Mittelpunkt. Neben dem Schwerpunkt der Analyse und Bewertung von gesellschaftlichen Voraussetzungen für die Akzeptanz der Energiewende und Entwicklung neuer Strategien zur Bürgerbeteiligung wird als zweites Thema der Netzausbau, die Regionalisierung und Dezentralisierung der Energieerzeugung und -versorgung aus gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive betrachtet. Zum dritten werden neue Geschäftsmodelle für die Energieversorgung auf lokaler und regionaler Ebene erprobt. Das Spektrum reicht von Ideen, wie Bürgerinnen und Bürger zu Miteigentümern von Stromnetzen werden über die Frage, wie stromsparende Geräte schneller in die Haushalte kommen bis hin zu Konzepten, steigende Energiepreise gerecht zu verteilen.

Die 33 Projekte wurden aus insgesamt 150 eingereichten Vorschlägen ausgewählt. "Das zeigt: Wir haben mit diesem fächerübergreifenden Thema den Nerv getroffen", sagte Wanka. Die beteiligten Hochschulinstitute und außeruniversitären Forschungseinrichtungen decken ein breites wissenschaftliches Spektrum ab. Vertreten sind sowohl Wirtschafts-, Sozial-, Klima-, Energie- und Umweltwissenschaften sowie die Rechts-, Kommunikations-, Kultur- und Raumwissenschaften, als auch die Ingenieur- und Naturwissenschaften, die Philosophie und Stadtforschung. In der Regel arbeiten etwa zwei bis vier Insti tute interdisziplinär zusammen und beziehen dabei Kommunen, Stadtwerke, Energie- und Kommunikationsagenturen als Praxispartner mit ein.

Bundesministerium für Bildung und Forschung

Defizite in der zeitgeschichtlichen Bildung

War
die DDR ein Unrechtsstaat? Wie haben die „68er“ Deutschland verändert?
Was versteht man unter dem „Deutschen Herbst“? Viele junge Menschen
wissen zu wenig über die Zeitgeschichte ihres Landes. Fehleinschätzungen
von historischen und aktuellen Ereignissen sind die Folge. Vor dem
Hintergrund zunehmender populistischer und extremistischer Rhetorik ist
diese Situation besonders gefährlich. Es ist wichtig, die Wahrnehmung
zeitgeschichtlicher Bildung als dringende gesellschaftspolitische
Aufgabe zu stärken – und entsprechend zu agieren.

Blick auf die Gedenkstätte Auschwitz. | © bipolars polaroids / Flickr / CC BY 2.0© bipolars polaroids / Flickr / CC BY 2.0
Das
Unterrichtsfach Geschichte sollte gestärkt werden, Zeitgeschichte
größeres Gewicht erhalten, fordert die Autorin. Zeitzeugengespräche und
Gedenkstättenbesuche – wie die im Bild abgebildete KZ-Gedenkstätte
Auschwitz – sind aktiv zu fördern.

Es fehlt an zeitgeschichtlichem Wissen

Vielen Jugendlichen fehlt das Verständnis für die historische
Bedingtheit aktueller Entwicklungen. Ihr Interesse, sich mit der
deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen, ist gering. Die Folge: Es
fehlt das notwendige Wissen, um beispielsweise sicher zwischen einer
Demokratie und einer Diktatur unterscheiden zu können. Bei einer Umfrage
des Forschungsverbunds SED-Staat stuften weniger als zwei Drittel der
Jugendlichen das wiedervereinigte Deutschland als Demokratie ein; mehr
als ein Drittel behauptete, dass Menschenrechte in der alten und neuen
Bundesrepublik, im Nationalsozialismus und in der DDR gleichermaßen
gewährleistet wurden.

Die Defizite in der zeitgeschichtlichen Bildung wirken sich auf das
Orientierungsvermögen in aktuellen politischen Fragen aus:
Persönlichkeiten, Ereignisse und Parteien mit ihren unterschiedlichen
weltanschaulichen Konzepten und Zielen können nicht ausreichend
unterschieden werden.

Weshalb die gering ausgeprägte Urteils- und Demokratiefähigkeit junger Menschen gefährlich ist

Eine freiheitliche, demokratische und offene Gesellschaft braucht
Menschen mit solidem zeitgeschichtlichem und gesellschaftspolitischem
Grundwissen. Dazu zählt die Fähigkeit, gesellschaftliche Entwicklungen
analysieren, einordnen und beurteilen zu können. Fehlt das Vermögen,
zwischen einer demokratischen Meinung und verfassungsfeindlichen
Äußerungen zu unterscheiden, gerät Demokratie in Gefahr.

Junge Menschen müssen Akteuren am Rand des politischen Spektrums etwas
entgegensetzen können und wollen, wenn diese den Nationalsozialismus
verherrlichen oder vor einer Islamisierung Deutschlands warnen. Eine
intensive, pädagogisch hochwertige Auseinandersetzung mit
zeitgeschichtlichen und aktuellen politischen Ereignissen befähigt sie
dazu und trägt damit zur Wehrhaftigkeit der Demokratie bei.

Was ist zu tun?

Um zeitgeschichtliches Wissen zu fördern, ist es unbedingt notwendig,
das Unterrichtsfach Geschichte zu stärken. Geschichtsunterricht muss in
allen Schulen als eigenständiges Fach erhalten bleiben; eine
Verschmelzung mit Erdkunde oder Gemeinschaftskunde sollte vermieden
werden. Darüber hinaus muss Geschichtsunterricht in einer ausreichenden
Stundenzahl erteilt werden. Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und
Naturwissenschaften sind zweifellos sehr wichtig – trotzdem darf der
Geschichtsunterricht nicht zu kurz kommen.

Schließlich sollte Zeitgeschichte im Geschichtsunterricht größeres
Gewicht erhalten. Gegebenenfalls sind Lehrpläne zu überarbeiten und
Lehrpersonen fortzubilden. In jedem Fall muss gewährleistet sein, dass
Schulabgänger ausreichend über das „Dritte Reich“, die DDR und die
Bundesrepublik Deutschland informiert sind.

Zeitzeugengespräche und Gedenkstättenbesuche sind aktiv zu fördern. Sie
schaffen eine emotionale Auseinandersetzung und dadurch ein tieferes
Verständnis für die Lebensbedingungen in den verschiedenen Regimen. Sie
sind aber nur dann nachhaltig, wenn eine intensive pädagogische Vor- und
Nachbereitung erfolgt: Teilnehmer müssen über das Erfahrene sprechen
und einen Bezug zur Gegenwart erkennen können. Solche Angebote sollten
sich keineswegs nur an Schüler, sondern auch an andere Altersschichten
und Menschen mit Migrationshintergrund richten.

Es bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes in der zeitgeschichtlichen
Bildung, denn ein gemeinsamer Kern historischen Wissens ist für den
gesellschaftlichen Zusammenhalt unentbehrlich.

Höhere Lebensqualität für Städte in Osteuropa

Höhere Lebensqualität für Städte in Osteuropa
ein Zentrum für kulturelle Events, ein Museum der Alltagskultur, ein Freiluft-Treffpunkt für alle Generationen und ein Beratungszentrum für Existenzgründer – dies sind beispielhafte Ergebnisse von „ReNewTown“. Ziel des EU-Projekts, an dem das KIT beteiligt war, war die Aufwertung von Städten in Mittel- und Osteuropa. Die Abschlusskonferenz findet am 11. und 12. Februar im slowenischen Ljubljana statt. Neben den vier Pilotprojekten in Polen, der Slowakei, Slowenien und der Tschechischen Republik erstellte das Projekt Leitfäden für Stadtplaner und Bürger sowie eine Datenbank.

Städte und Stadtteile in ehemals sozialistisch regierten Ländern kämpfen – je nach regionalen Gegebenheiten – häufig mit Problemen wie einem schlechten Zustand von Gebäuden und öffentlichen Plätzen oder einem Mangel an Einrichtungen für soziale und kulturelle Veranstaltungen. Dazu kommen oft Arbeitslosigkeit und fehlende Geschäftsmöglichkeiten. An Lösungen, welche die Lebensqualität in Städten Mittel- und Osteuropas erhöhen, arbeiteten im Projekt „ReNewTown“ Experten unterschiedlicher Disziplinen aus Deutschland, Polen, Slowenien, der Tschechischen Republik und der Slowakei. Das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT war wissenschaftlicher Partner. „ Im Projekt ReNewTown ging es vor allem darum, die Identifikation der Menschen mit ihrem Wohnumfeld zu stärken und nicht genutzten Gebäuden aus der sozialistischen Zeit eine neue Funktion zu verleihen“, erklärt Christina Götz vom ITAS. Ziele waren, soziale und kulturelle Angebote zu entwickeln, öffentliche Plätze zwischen Wohnblöcken ansprechend zu gestalten und Gründeraktivitäten zu fördern. „Die Ergebnisse kommen aber nicht nur Städten in ehemals sozialistisch regierten Ländern zugute“, so die Soziologin. „Auch andere Städte stehen vor ähnlichen Herausforderungen, was beispielsweise vernachlässigte öffentliche Plätze oder mangelnde kulturelle Angebote betrifft. Sie können ebenfalls von den Lösungen aus ReNewTown profitieren.“

Pilotprojekte: Von Museum bis Gründerzentrum

Im Pilotprojekt „ArtZONA“ entstand ein Kulturzentrum in einem ehemaligen Industriegebäude in Nowa Huta, einem Stadtteil von Krakau/Polen, der 1949 als Standort eines Eisenhütten-Kombinats gegründet wurde und derzeit rund 220 000 Einwohner hat. „ArtZONA“ beherbergt bereits zwei Musikstudios. Auch fanden inzwischen mehrere Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt. Geplant sind außerdem ein Filmstudio, das auch Workshops anbietet, und ein Jugendfilmzentrum.

In Hnú¹»a/Slowakei können die Bewohner in einem neu eingerichteten Museum sehen, wie das Alltagsleben in ihrer Stadt und Region zur Zeit des Sozialismus gestaltet war. Das Museum ist als Wohnung mit historischen Möbeln, Geräten, Bildern und Spielsachen gestaltet. Untergebracht ist es in einem Gebäude vor einem brachliegenden Amphitheater, das mit Beteiligung von freiwilligen Helfern renoviert wurde.

Aus einem vernachlässigten Kinderspielplatz zwischen Wohnblöcken im Stadtteil Gorica von Velenje/Slowenien wurde eine grüne Oase, an der sich Menschen aller Generationen und verschiedener Kulturen treffen, um sich zu erholen, zu spielen und zu plaudern. Bewohner des Stadtteils gestalteten den Freiluft-Treffpunkt aktiv mit, indem sie ihre Vorstellungen einbrachten und bei den Arbeiten selbst Hand anlegten.

In Prag 11, dem dichtest besiedelten Stadtteil der tschechischen Hauptstadt, finden Gründer und Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) neuerdings fachkundige Unterstützung in einem speziellen Beratungszentrum. Ziel ist, die Zahl der KMU in dem von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Stadtteil zu steigern, Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaftskraft zu stärken.

TELI-Jahresendansprache – Mit einer Stellungnahme von Jean Pütz

Liebe TELI-Mitglieder, Liebe Nina Eichinger, lieber Arno Kral, lieber Hajo Neubert, lieber Wolfgang Goede,

vielen Dank für den Bericht, dem ich voll
zustimme. Er erinnert mit daran, dass ich mittlerweile fast 49 Jahre
Mitglied bei der TELI bin, mir aber gleichzeitig ein schlechtes Gewissen
verursacht, dass ich mich so wenig in Ihre lobenswerten Aktivitäten
eingebracht habe, obwohl wir alle an einem Strang ziehen.

Wie Sie wissen, war ich einer der Gründerväter
und langjähriger 1. Vorsitzender der Wissenschaftspressekonferenz, die
wir seinerzeit wegen der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit gegründet
haben, um garantiert Einflüsse von industrieller und politischer Seite
zu minimieren. Dieser Arbeit habe ich mich ganz besonders gewidmet,
trotzdem aber die Aktivitäten der TELI stets mit Wohlvollen verfolgt,
auch die Turbulenzen, in die sie geraten ist, bin ich ihr als Mitglied
bewusst treu geblieben. In einer postfaktischen Zeit ist es umso
wichtiger, dass wir am gleichen Strang ziehen. Wenn Wissenschaft bei
politischen Entscheidungen keine Relevanz bekommt, geht unsere
Demokratie baden.

Alle in Ihrem Schreiben genannten Aktivitäten
unterstütze ich deswegen auf das Intensivste. Wie Sie wissen, habe ich
meine Arbeit als Wissenschaftsjournalist vor allen Dingen auch der
Tatsache gewidmet, dass auch Menschen, die  der Notwendigkeit der Logik
und der Vernunft nicht so große Bedeutung beimessen, wenigstens so
informiert werden, dass ihnen die Errungenschaften der Wissenschaft und
Technik und ihr Nutzen – wenn auch nur emotional – plausibel bleiben.
Die ‚Hobbythek‘ war für mich ein trojanisches Steckenpferd, um das zu
vermitteln.

Nach meiner Pensionierung führe ich diese
Aktionen weiter. Ich unterhalte  z. B. eine offizielle Seite bei
Facebook, weil ich glaube, damit immer noch jüngere Menschen erreichen
zu können. Unter dem Obertitel ‚Der Vernunft eine Chance‘ weise ich dort
eklatante Widersprüche in der Technologie-Politik  auf. Mit über 40.000
Abonnenten und einer Reichweite von 200.000 Bürgern scheine ich
zumindest eine gewisse Aufmerksamkeit zu erreichen, wenngleich das auch
nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Schon vor 15 Jahren scheine ich vorausgesehen
zu haben, dass bewusste Falschmeldungen – auch aus der Wissenschaft –
unsere Bürger auf die Dauer vom Verständnis und der Einordnung unserer
technischen Errungenschaften immer weiter entfernen, so dass Scharlatane
die Möglichkeit haben, den Bürgern die Sterne vom Himmel zu holen, ganz
nach dem Motto: Wir brauchen keine Kraftwerke, bei uns kommt der Strom
aus der Steckdose.

Deshalb habe ich damals schon eine Homepage: www.jean-puetz.net eröffnet, auf der sich mittlerweile unter dem Button ‚Lexikon der
Wissenschaft‘  über 50.000 garantiert seriöse, wahrhafte und
verständliche Meldungen angehäuft haben. Dass diese intensiv besucht
wird, zeigt sich besonders, seit dem wir die Rubrik ‚Wissenschaft –
soeben eingetroffen‘ geschaffen haben. Successive gehen diese Berichte
dann ins ‚Lexikon der Wissenschaft‘ über.

Wir sollten versuchen, die hervorragenden
Tätigkeit der TELI mit meiner zu verlinken. Im Voraus werde ich den
Beitrag  ‚TELI-Jahresendansprache: Mit Tradition und Innovation die
Zukunft der TELI gestalten‘ veröffentlichen. Dort befinden sich auch
unter dem Button ‚Gedanken zur Zeit‘ etliche, mehr philosophische
Berichte, die auch ganz gut auf die Homepage der TELI passten. Ich habe
nichts dagegen, wenn bestimmte Meldungen daraus von der TELI
aufgegriffen würden.

Ich wünsche einen fröhlichen Rutsch und für das Jahr 2019  Frieden, Gesundheit, Glück und viel Erfolg.

Ihr Jean Pütz

 

 

Liebe Damen und Herren in der TELI, liebe Freundinnen und Freunde in der TELI,

Im
Jahr 2019 jährt sich die Mondlandung zum 50. Mal. Dieses Ereignis hatte
nicht nur mich als damals 13-Jährigen, sondern auch viele andere an
Fortschritt durch Technik und Wissenschaft glauben lassen. Dieser Tage
stehen Menschen unter dem Eindruck der alle Lebensbereiche
durchdringenden Datenkraken und damit dem technischen und
wissenschaftlichen Fortschritt oftmals skeptisch gegenüber. Dabei
überwiegt im Wesentlichen das Gute daran! In keinem Zeitalter gab es im
Verhältnis zur Gesamtbevölkerung weniger Kriegs-, Hunger- oder
Seuchentote auf der Welt. Denjenigen, die sich in der TELI organisiert
hatten, war es zur Aufgabe geworden, durch Recherche und Publikationen
den Fortschrittsglauben zu befördern, Technik zu erklären, die
Errungenschaften der Forschung in einen gesellschaftlichen Kontext zu
stellen und Visionen für eine Entwicklung ein eine bessere Zukunft zu
vermitteln. Bringen Sie sich ein! Lassen Sie uns miteinander eine
Mission, einen Schwerpunkt für die Arbeit der TELI in den kommenden zehn
Jahren entwickeln.

Die
TELI ist in ihren Veranstaltungen durchaus modern! Immer wieder nehmen
Print- und Medien wie der SPIEGEL, die Süddeutsche Zeitung oder das
Wissenschaftsmagazin „nano“ Themen auf, welche die TELI mithin viele
Monate zuvor zu Inhalten ihrer Jour-fixe oder Exkursionen auserkoren
hatte: Epigenetik, Erneuerbare Energien und deren Verteilnetze,
Elektromobilität und deren Infrastrukturbedarf, thermische
Abfallverwertung, Robotik, Künstliche Intelligenz, die Gefahren für
Augen durch LED- und Bildschirmbeleuchtung, Bedrohungen aus dem
Internet, dem Darknet – um nur einige zu nennen. Zu nennen wäre in
diesem Zusammenhang auch „Wissenschaft im Dialog – die Initiative der
deutschen Wissenschaft“ https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wissenschaft-kontrovers/,
die sich an ein Format anhängt, das die TELI entwickelt und mehrfach
erfolgreich umgesetzt hat – die „Wissenschaftsdebatte“. Um mit diesem
Potenzial erfolgreich sein zu können, braucht die TELI ein neues
Narrativ. Wie im Betreff zu lesen, möchte ich das Narrativ „Mit
Tradition und Innovation in die Zukunft der TELI“ vorschlagen. Helfen
Sie mit dabei!

Denn:
Im Jahr 2019 wird die TELI 90 Jahre alt, ein Grund zum Feiern für alle,
die in der TELI organisiert sind, aber auch ein Grund, darüber
nachzudenken, wie es gelingen kann, unsere ehrwürdige
Journalistenvereinigung bis zu einem 100-jährigen Jubiläum weiter zu
führen, wieder mehr mit Leben zu füllen und deutlich zu verjüngen, und
was jeder und jede einzelne dafür tun kann. Doch ohne die aktive
Mithilfe möglichst aller Mitglieder der TELI wird es kaum gelingen, die
TELI zu verjüngen. Also: Werben Sie in Ihrem Umfeld und schreiben Sie
auch für die TELI-Web-Seite! Bedenken Sie, dass die 2016 in Kraft
getretenen Änderungen an TELI-Satzung und TELI-Geschäftsordnung nun auch
Menschen die Mitgliedschaft erlaubt, die keine reinen
Medien-Journalistinnen und –Journalisten sind. Ein Weiter-so wird
aufgrund der demographischen Faktenlage die nächste Dekade nicht
durchzuhalten sein.

Nutzen
Sie die neue, professionell designte und gewartete TELI-Web-Seite. Sie
war auch deshalb eingerichtet worden, um auch denjenigen
TELI-Mitgliedern, die nicht mehr im Berufsleben stehen, eine einfach zu
bedienende Plattform zur Veröffentlichung all jener Geschichten zu
bieten, für die sich kein Verleger findet, die aber dennoch gelesen
werden sollten. Ich unterstelle, dass viele von uns noch viel zu sagen
haben. Doch obwohl die neue TELI-Web-Seite nun bereits seit drei Jahren
in Betrieb ist, lässt sich die Zahl derjenigen, die einen Autorenzugang
beantragt haben, an einer Hand abzählen. Umso mehr möchte ich mich bei
denjenigen bedanken, die mit ihren Berichten und Geschichten ihren
Beitrag dazu geleistet haben, der TELI über ihr zentrales Organ eine
Öffentlichkeit zu verschaffen. All jene, die sich nicht mehr mit unserer
Publikations-Maschine befassen wollen oder können, können mit Hilfe
unserer Web-Masterin Nina Eichinger und unseres Content-Managers Hajo
Neubert ihre Geschichten dennoch veröffentlichen, wenn sie diese nur –
gerne auch mit begleitendem Bildmaterial – per E-Mail an den vorstand@teli.de schicken.

Die
Mitglieder der TELI fordere ich ferner auf, unsere Web-Seite häufiger zu
besuchen. Denn hier finden sie alle für den Verein und seine Mitglieder
relevanten Informationen – auch solche, ehedem zumeist über die
ehemalige Yahoo-Mailing-Liste verteilt worden sind, darunter
Veranstaltungshinweise, Ausschreibungen, Reportagen und Berichte. Aus
Gründen der neuen Europäischen Datenschutzgrundverordnung (EU-DSVGO) war
ein Weiterbetrieb der Yahoo-Liste rechtlich viel zu unsicher. Dennoch
mehren sich Stimmen, einen Ersatz für die Yahoo-Liste zu finden, und
auch Menschen außerhalb der TELI wieder mit Informationen aus der TELI
und von TELI-Mitgliedern zu versorgen. Der Vorstand arbeitet bereits an
einer rechtskonformen Lösung, muss aber auf die erhebliche
Arbeitsbelastung hinweisen, die mit Einrichtung, Wartung und Pflege
einer neuen, DSVGO-konformen Mailing-Lösung einhergeht.

Im
Jahr 2019 steht uns die nächste TELI-Mitgliederversammlung ins Haus. Aus
Kostengründen und aufgrund der Mitgliederdichte soll sie sie erneut im
Münchner Raum stattfinden, idealerweise noch im Frühjahr. Turnusmäßig
steht die Wahl sämtlicher Mitglieder des TELI-Vorstands und der
TELI-Gremien auf der Tagesordnung. Ich bitte alle TELI-Mitglieder, sich
aktiv ins Vereinsleben einzubringen und sich für diese ehrenamtlichen
Posten zu bewerben.

Ich hoffe auf Ihre aktive Beteiligung an der Gestaltung der TELI-Zukunft – schreiben Sie mir.

Ich
wünsche mir Ihre rege Beteiligung an unseren TELI-Jour-fixen zu
technisch- wissenschaftlichen Themen mit gesellschaftlicher Relevanz und
fordere Sie auf, solche Veranstaltungen zu organisieren – der Vorstand
hilft gerne dabei.

Und
ich zähle auf Ihre Anwesenheit bei der nächsten Mitgliederversammlung –
es geht um nichts Geringeres als das Fortbestehen unseres Vereins, ganz
im Sinne des Narrativs: Mit Tradition und Innovation die Zukunft der
TELI gestalten.

Ich
wünsche Ihnen und euch von Herzen geruhsame und besinnliche Feiertage
und für das Neue Jahr 2019 Gesundheit, Glück und allzeit gute Laune.
Lassen Sie mich meine Weihnachtsbotschaft schließen mit dem Verweis auf
Wolfgang Goedes Beitrag für die TELI-Web-Seite, die
„TELI-Sternstunden-Bücher“, siehe https://www.teli.de/teli-sternstunden-buecher-zu-weihnachten-2018/.
Er beweist mit seinen Artikeln immer wieder aufs Neue, dass ein Leben
im Ruhestand nicht der Abschied vom aktiven Journalismus sein muss.

Arno Kral

Vorsitzender TELI e.V.

 

Wie Ärzte die Diätberatung verbessern könnten

Übergewicht: Wie Ärzte die Diätberatung verbessern könnten
Stuttgart, Mai 2013 – Obwohl die WHO die Fettleibigkeit heute als behandlungsbedürftige Krankheit einstuft, wird nur wenigen Patienten eine medizinische Diät verordnet. Eine Ernährungswissenschaftlerin empfiehlt in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2013) die Unterstützung durch kommerzielle Anbieter. Ein solches Abnehmprogramm war jüngst in einem Vergleich erfolgreicher als haus- und fachärztliche Empfehlungen.
An der internationalen Studie nahmen über 700 Übergewichtige aus England, Australien und Deutschland teil. Sie waren nach dem Los auf eine intensive ärztliche Beratung oder auf das kommerzielle Programm der „Weight Watchers“ verteilt worden. Für alle Patienten war die Teilnahme kostenlos. Beide Diätberatungen waren erfolgreich, doch bei den Weight Watchers war die Gewichtsabnahme höher als unter der hausärztlichen Beratung. Das berichtet die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Christina Holzapfel, die an der Technischen Universität München den deutschen Teil der Studie betreute.
Die deutschen Teilnehmer hatten bei den Weight Watchers nach einem Jahr im Durchschnitt gut dreieinhalb Kilogramm abgenommen gegenüber rund zwei Kilogramm unter ärztlicher Anweisung. Die Teilnehmer, die ihre Diät durchhielten, speckten bei dem kommerziellen Programm im Durchschnitt sogar fünf Kilogramm ab, etwa doppelt so viel wie unter den ärztlichen Diäten. Noch deutlicher war der Unterschied bei den Teilnehmern, die ihr Körpergewicht um mehr als zehn Prozent senken konnten. Dies schafften bei den Weight Watchers 27 Prozent, unter ärztlicher Anleitung dagegen nur 12 Prozent.
Im Unterschied zu den Hausärzten, die in der Studie neun verschiedene Ernährungsstrategien verfolgten, haben die Weight Watchers nur ein Konzept. Im Prinzip hätten die von den Ärzten eingesetzten Methoden zur Gewichtsreduktion durchaus ein Verbesserungspotenzial, findet die Ernährungsexpertin Dr. Holzapfel. In der Praxis würden diese Diäten jedoch am Zeitmangel scheitern und daran, dass die Beratung von den Kassen kaum honoriert wird.
Viele Ärzte stehen kommerziellen Abnehmprogrammen aufgeschlossen gegenüber: In der Studie betrachteten etwa ein Drittel der Ärzte Initiativen wie die Weight Watchers als sinnvolle Alternative, um ihre Patienten bei der Gewichtsreduktion zu unterstützen. Auch die Patienten fühlten sich dort gut aufgehoben: Rund 88 Prozent gaben an, ausreichend oder viel Unterstützung erhalten zu haben. Unter der ärztlichen Beratung waren es immerhin knapp 72 Prozent. In der Arztpraxis fühlten sich aber fast dreimal so viele Patienten „nicht genug“ unterstützt. Ein Grund könnte die fehlende Honorierung der Ärzte sein, glaubt Dr. Holzapfel. Das deutsche Gesundheitssystem erkenne im Gegensatz zur Weltgesundheitsorganisation Fettleibigkeit nicht als Krankheit an. Entsprechende Therapieleistungen würden deshalb nur sehr begrenzt erstattet.
Die Studie wurde von Weight Watchers International finanziert. Die Initiative war zuvor von den Ernährungswissenschaftlern ausgegangen, die die Studie für das britische Medical Research Council konzipiert hatten. Die Ergebnisse wurden ohne Einfluss durch den Sponsor ausgewertet. Dr. Christina Holzapfel und eine Kollegin wurden über Studienmittel finanziert. Der Studienleiter Prof. Hans Hauner, der an der Technischen Universität München den Lehrstuhl für Ernährungsmedizin inne hat, ist Mitglied im International Scientific Advisory Board von Weight Watchers. Die Ärzte erhielten 500 Euro pro Teilnehmer, der die Studie abschloss.
A. Gstettner, C. Holzapfel, J. Stoll, H. Hauner:
Gewichtsreduktion: Evaluation der Möglichkeiten auf hausärztlicher Versorgungsebene und der Patientenzufriedenheit. Ergebnisse einer Gewichtsreduktionsstudie.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2013; 138 (19);
S. 989-994

Fußbälle für WM 2006 aus Fairem Handel

„Sepp Blatter muss ein Zeichen für faire Produktionsbedingungen setzen“


28. Januar 2005 – Nach den Diskussionen um den Ticketverkauf für die
Fußball-WM 2006 ist jetzt auch eine Debatte darüber entbrannt, welche Bälle
die FIFA bei den WM-Spielen einsetzen wird. Der Verbraucherzentrale
Bundesverband (vzbv) und die Fairhandelsorganisation TransFair Deutschland
haben die FIFA aufgerufen, bei allen WM-Spielen ausschließlich Fußbälle aus
Fairem Handel einzusetzen. „Wenn man an die Arbeitsbedingungen denkt, unter
denen Profi-Fußbälle häufig hergestellt werden, kann einem die Lust am
Fußball vergehen,“ sagte vzbv-Vorstand Edda Müller.


In einem Brief an FIFA-Chef Sepp Blatter rufen der vzbv und TransFair die
FIFA dazu auf, Sponsoring-Partner adidas-Salomon zu verpflichten, bei der WM
2006 ausschließlich solche Bälle einzusetzen, die den TransFair-Standards
für faire Produktions- und Handelsbedingungen entsprechen.


Die Bälle bei der Fußball-WM 2006 werden von adidas-Salomon kommen, einem
der zehn offiziellen Sponsoring-Partner der FIFA. Zwar hat sich
adidas-Salomon in einem eigenen Kodex dazu verpflichtet, nur mit solchen
Zulieferern zusammenzuarbeiten, „die ihre Mitarbeiter in bezug auf Löhne,
Sozialleistungen und Arbeitsbedingungen fair und gesetzeskonform behandeln.“
Der Faire Handel setzt jedoch höhere Standards. „Langfristigkeit,
Vorfinanzierung, Stärkung der Angestellten und eine Sozialprämie sind die
Säulen einer nachhaltigen Entwicklung in den Nähzentren,“ so Dieter Overath,
Geschäftsführer von TransFair.


Der Hintergrund: 70 Prozent aller handgenähten Fußbälle des Weltmarktes
kommen aus Pakistan, wo sie häufig unter miserablen Arbeitsbedingungen
hergestellt werden. Allerdings gibt es seit einiger Zeit auch Initiativen,
um die Lebensbedingungen der von der Fußballproduktion abhängigen Menschen
zu verbessern. So sind auch in Deutschland Bälle erhältlich, die mit dem
TransFair-Siegel ausgezeichnet sind.


Green Goal 2006?


Mit ihrem Projekt Green Goal hat sich die FIFA erstmals offiziell dazu
bekannt, bei der Fußball-WM ökologische Aspekte in den Vordergrund zu
stellen. Mindestens ebenso wichtig ist die Frage, unter welchen sozialen
Bedingungen diejenigen Produkte hergestellt werden, die im Mittelpunkt des
weltweiten Medieninteresses stehen: Sportbekleidung, Fußballschuhe und
Bälle. „Mit der WM haben wir die einmalige Chance vor der Weltöffentlichkeit
ein klares Zeichen für Fairness zu setzen. Die FIFA könnte mit der Auswahl
der Spielbälle eine Vorbildfunktion übernehmen“, so Overath.


Fairplay beginnt vor dem Anpfiff


Die Fußballproduktion ist eine aufwändige und anstrengende Handarbeit. Die
Näherinnen und Näher der pakistanischen Hersteller benötigen rund zwei
Stunden, um das Kunststück aus 32 Waben mit über 700 Stichen anzufertigen.
Einen festen Lohn erhalten die Beschäftigten dort selten, sie werden pro
abgeliefertem Ball bezahlt. Hierbei richtet sich der Stückpreis nach der
Ballqualität. Die Arbeiter müssen mit dem Entgelt ihre Familien ernähren,
die aus durchschnittlich sechs bis sieben Personen bestehen. Der normale
tägliche Arbeitslohn deckt meist nicht die Lebenshaltungskosten von vier bis
fünf Euro. Um dieser Situation entgegenzuwirken, gibt es inzwischen
Fußbälle, die das TransFair-Siegel tragen.


Die Fairtrade-Spielregeln:


Nur wer sich vertraglich verpflichtet, die Kriterien des Fairen Handels
einzuhalten und dies auch von TransFair beziehungsweise der internationalen
Dachorganisation FLO kontrollieren lässt, darf seine Produkte mit dem
Fairtrade-Siegel auszeichnen.
Bei den Partnern des Fairen Handels sind Zwangs- und illegale Kinderarbeit
verboten. In den Fabriken sind eigenständige, unabhängige Vertretungen der
Arbeiter/Innen zugelassen. Alle Beschäftigten sind berechtigt, sich einer
unabhängigen Gewerkschaft anzuschließen und kollektiv über Löhne und
Arbeitsbedingungen zu verhandeln. Ein Komitee aus Arbeitervertretern,
Gewerkschaftern und Firmenbesitzern, das Joint-Body, bestimmt gemeinsam über
die Verwendung des Fairtrade-Sozialfonds.
Die Importeure sind verpflichtet, langfristige Lieferverträge abzuschließen
und auf Wunsch eine Vorfinanzierung zu gewähren. Die Kaufverträge werden je
nach Ballqualität zu den jeweils nach Fairhandelskriterien vereinbarten
Einkaufspreisen abgeschlossen. Zusätzlich wird eine Fairtrade-Prämie von 15
Prozent des Importpreises für Sozialprojekte vor Ort bezahlt.
Die Joint-Bodies bestimmen selber, wie sie die Fairtrade-Prämien nutzen, zum
Beispiel für Gesundheitsvorsorge, Kinderbetreuung oder Kleinkredite.