Archiv der Kategorie: Psychologie

Kindliches Schnarchen kann Verhalten stören

Kindliches Schnarchen kann Verhalten stören
Schlafprobleme beeinflussen Entwicklung des Gehirns
 
Schlafendes Kind: Schnarchen beeinträchtigt das Gehirn (Foto: Flickr/Santa Rosa)

New York (pte010/05.03.2012/10:20) – Kinder, die schnarchen oder nachts an anderen Störungen der Atmung leiden, sind später häufiger von Verhaltensproblemen betroffen. Schlaf-Apnoe und Schnarchen führen später im Leben zu Erkrankungen wie Hyperaktivit, berichten Forscher vom Albert Einstein College of Medicine der Yeshiva University http://www.einstein.yu.edu in der Fachzeitschrift "Pediatrics". Laut Studienleiterin Karen Bonuck könnten Schlafprobleme die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen.

Jedes zehnte Kind schnarcht

Schätzungen gehen laut BBC davon aus, dass eines von zehn Kindern regelmäßig schnarcht und zwei bis vier Prozent an Schlaf-Apnoe leiden. Das bedeutet, dass die Atmung während des Schlafes blockiert und unterbrochen ist. Häufig sind dafür vergrößerte Mandeln oder Nasenpolypen verantwortlich. Bei Erwachsenen kann das zu schwerer Tagesmüdigkeit führen. Bereits bisher gab es Hinweise für einen möglichen Zusammenhang zu Verhaltensproblemen bei Kindern – wie etwa zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.

Gehirn schlecht versorgt

Mehr Klarheit sollte die aktuelle Studie bringen, zu der Daten von 11.000 englischen Kindern ausgewertet wurden. Die Forscher ersuchten die Eltern, per Fragebogen das Ausmaß des Schnarchens ihres Kindes, eine etwaige eigene Schlaf-Apnoe in den ersten sechs oder sieben Lebensjahren sowie die eigenen Beurteilung des Verhaltens der Kinder anzugeben. Das Ergebnis: Kinder mit Atmungsproblemen entwickeln bis zum siebten Lebensjahr um 40 und 100 Prozent häufiger neurologische Verhaltensstörungen.

Bonuck geht gegenüber der BBC davon aus, dass Atemprobleme während des Schlafs auf ganz verschiedene Art und Weise zu Verhaltensproblemen führen können. Die Sauerstoffversorgung des Gehirns wird verringert, der Regenerationsprozess während des Schlafes wird unterbrochen. Zusätzlich könnte es auch zu Störungen der Balance in der Gehirnchemie kommen.

Unterschätzte Ursache

Die Wissenschaftlerin betont, dass es bis jetzt keine starken Hinweise darauf gegeben habe, dass eine gestörte Atmung während des Schlafs Verhaltensproblemen wie Hyperaktivität vorausgeht. "Diese Studie zeigt jedoch deutlich, dass diese Symptome den Verhaltensproblemen vorangehen und damit liegt nahe, dass sie auch diese verursachen."

Marianne Davey von der British Snoring and Sleep Apnoea Society http://www.britishsnoring.co.uk bezeichnet Schlafprobleme als ein zu wenig bekannter Grund für Verhaltensprobleme. "Patienten erkennen oft keinen Zusammenhang und erwähnen diese Probleme daher auch bei Arztbesuchen nicht. Kinder werden mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung diagnostiziert und erhalten fallweise sogar Medikamente. Das ist falsch. Wenn die Schlafprobleme behandelt werden, bessert sich auch das Verhalten fast sofort."

Menschen im Westen ab Lebensmitte unglücklicher

Menschen im Westen ab Lebensmitte unglücklicher

Gallup-Erhebung: Lebenszufriedenheit nimmt vorhersagbaren Verlauf

Glückliche Frau: Ab der Lebensmitte wird das anders (Foto: pixelio.de, Rondell)
Glückliche Frau: Ab der Lebensmitte wird das anders (Foto: pixelio.de, Rondell)

London (pte014/06.11.2014/10:35) –

Das Glücksgefühl nimmt bei Menschen im reichen Westen beim Erreichen der
Lebensmitte ab, wie eine Studie des University College London http://ucl.ac.uk herausgefunden hat. Die Lebenszufriedenheit je nach Lebensort nahm
einen vorhersagbaren Verlauf. In Ländern wie Großbritannien oder den USA
hatte die Kurve einen u-förmigen Verlauf und erreichte in der
Lebensmitte einen Tiefpunkt. In Afrika waren die Werte niedrig. In
Osteuropa, der früheren Sowjetunion und Lateinamerika nahm die
Lebenszufriedenheit mit zunehmendem Alter ab.

Tiefpunkt zwischen 45 und 54

Die Ursachen hinter diesen Trends sind komplex. Laut
dem leitenden Wissenschaftler Andrew Steptoe gibt es jedoch plausible
Erklärungen und damit auch wichtige Lektionen für die Menschen. Die
aktuelle Studie ist Teil einer Serie im Fachmagazin "The Lancet", die
sich mit der Zunahme von chronischen Erkrankungen und den Auswirkungen
eines geringeren Wohlbefindens auf die Lebensqualität älterer Menschen
beschäftigt

Die Wissenschaftler werteten die Daten der Gallup World Poll http://bit.ly/1z1ktoc für einen Zeitraum von vier Jahren aus. Mit diesen Befragungen werden
mehr als 160 Länder und damit über 98 Prozent der Weltbevölkerung
abgedeckt. Neben Gesundheit und Schmerzen wurden die
Lebenszufriedenheit, Gefühle wie Glück, Trauer und Wut sowie
Beurteilungen über den Sinn und die Bedeutung des Lebens berücksichtigt.
In der westlichen Welt war die Lebenszufriedenheit zwischen 45 und 54
Jahren am geringsten und nahm dann wieder zu.

Laut Mitautor Angus Deaton von der Princeton University http://princeton.edu könnte die Wirtschaft eine Erklärung dafür sein. "In diesem Zeitraum
sind die Gehälter am höchsten und es ist die beste Zeit, um zu arbeiten
und am meisten zu verdienen, auch wenn das auf Kosten der Lebensqualität
geht. Ziel ist es, für später vorzusorgen." Das könnte erklären, warum
ältere Menschen glücklicher sind, obwohl sie langsam gebrechlicher
werden. Höhere Zufriedenheit dürfte demnach auch die zunehmenden
körperlichen Einschränkungen abfangen.

Wirtschaftliche Faktoren relevant

In Ländern wie der früheren Sowjetunion nimmt die
Zufriedenheit mit steigendem Alter ab und ist allgemein geringer als im
Westen. Auch hier könnte die Wirtschaft relevant sein. Ältere in diesen
Ländern haben ein System verloren, das nicht nur ihrem Leben einen Sinn
gegeben, sondern in manchen Fällen auch eine Pension und eine
Gesundheitsversorgung ermöglicht hat. In den Ländern südlich der Sahara
war die Zufriedenheit während des ganzen Lebens sehr gering. Die Werte
für Stress und Sorgen waren im Gegensatz dazu sehr hoch.

Laut Deaton spiegeln die aktuellen Forschungsergebnisse
ohne jeden Zweifel die Erfahrungen einer Region wider – und auch die
Folgen, die sie für ältere Menschen gehabt haben. Steptoe zufolge ist
Geld kein Garant für Glück. Wirtschaftlicher Fortschritt hingegen
fördere jedoch das Wohlbefinden bis zu einem gewissen Grad. "Es sieht so
aus, als ob das Wohlergehen mit dem wirtschaftlichen Erfolg einhergehen
würde."

Die Attraktivität der Frau wird exakt messbar

"Kollektive Ignoranz kann zu erstaunlich guten Vorhersagen führen", ermittelte Dr. Stefan Herzog (Basel) anhand der letzten Fußball-Weltmeisterschaft: Simple Laienprognosen trafen häufiger zu als das komplexe FIFA-Urteil. Diese und mehr als 500 weitere Studien offerierte in Trier die "49. Tagung experimentell arbeitender Psychologen".
 
Dr. Mark Vollrath (Braunschweig) untersuchte, warum junge und alte Autofahrer wesentlich mehr Unfälle verursachen als Verkehrsteilnehmer mittleren Alters: Die Junioren treffen häufig Fehlentscheidungen, bei den Senioren mangelt es gelegentlich an der zügigen, umfassenden Wahrnehmung.
 
Dr. Martin Gründl (Regensburg) ergründete eine Kernfrage der Männer: "Die Ergebnisse zeigen, dass die Attraktivität einer Frauenfigur anhand ihrer Körpermaße sehr präzis vorhergesagt werden kann. Die Regressionsanalyse klärt eine Varianz von .73 auf. Wichtige Prädiktoren sind z.B. das Brust-Unterbrust-Verhältnis, Brust-Taillen-Verhältnis, Brust-Hüft-Verhältnis, Taillen-Beinlängen-Verhältnis und ein Androgynitätsindex (Maß für eine typisch weibliche Figur)." Auf der Basis dieses Regressionsmodells hat Gründl "eine Formel entwickelt, mit der die Attraktivität einer beliebigen, frontal aufgenommenen Frauenfigur auf einer Skala von 0 bis 100 gemessen werden kann."
 
Dr. Daniela Schoofs (Bielefeld) befasste sich mit einer vergleichsweise banalen Frage: Beeinflusst akuter Stress das Arbeitsgedächtnis? Antwort: Ja. Die Versuchspersonen benötigten nach der Stressituation signifikant längere Reaktionszeiten. Die Autorin vermutet, dass "die Beeinträchtigung des Arbeitsgedächtnisses durch den Einfluss von Cortisol auf den Präfrontalcortex vermittelt wird."
 
"Depressive Patienten leiden häufig an wiederkehrenden, negativen Gedanken. Als Ursache dieser Rumination wird in der Literatur ein Inhibitionsdefizit bei Depressiven diskutiert." Dr. Manja Metzker und Kollegen (Dresden) überprüften die Hypothese: Gelingt es den Depressiven (im Gegensatz zu Gesunden) nicht, den Blick auf negative Stimuli zu inhibieren? Das Ergebnis überraschte: Depressive zeigen kein Inhibitionsdefizit, im Gegenteil: Sie inhibieren gründlich – negative wie positive Informationen. Gesunde jedoch inhibieren selektiv – meist nur Negatives; das Positive bleibt ihnen präsent …
 
Karl F. Wender, Silvia Mecklenbräuker, Günter Daniel Rey, Thomas Wehr (Hrsg.):
Beiträge zur 49. Tagung experimentell arbeitender Psychologen
Pabst, ISBN 978-3-89967-371-5
 

Machtspiele auf der Chefetage: So bewegen Sie sich im Haifischbecken

Machtspiele auf der Chefetage: So bewegen Sie sich im Haifischbecken

Wie in Familien, gibt es auch in Firmen immer wieder Machtspiele. In
Firmen nimmt die Häufigkeit der Machtspiele zu, je enger die Ressourcen
werden. Das bedeutet: Je weiter man die Karriereleiter aufsteigt, desto
weniger Möglichkeiten gibt es, noch weiter aufzusteigen – dafür aber
verhältnismäßig immer mehr Bewerber um den gleichen Platz an der Sonne.
Das führt in etlichen Firmen dazu, dass es in den oberen Etagen gehäuft
zu Machtspiele kommt.

Dabei geht es zum einen darum, das eigene Revier zu sichern, zum
anderen darum, sich in eine gute Position für den nächsten
Karrieresprung zu bringen, während man gleichzeitig andere in eine
schlechtere schiebt. Solche Machtspiele gehen letztlich immer auf Kosten
der Firmeninteressen, denn das Absichern und Fallenstellen kostet
Energie, die dem Unternehmen verlorengeht.

Warum werden in den Führungsetagen Machtspiele gespielt?

Dass überhaupt Machtspiele gespielt werden, hat auch etwas mit der
hierarchischen Gliederung in Firmen zu tun. Wenn eine Firma wie eine
Pyramide aufgebaut ist, ist der Aufstieg schwierig. Es gilt: Je größer
der Einfluss, je höher der Headcount, desto wichtiger ist man, desto
besser wird man bezahlt, desto größer die Chance, es bis nach ganz oben
zu schaffen. Einigen Theorien zufolge werden in großen Firmen zwischen
vierzig und fünfzig Prozent der Energie eines Managers in die
Machtspiele „investiert“, die den Aufstieg vorantreiben sollen. Als
Folge daraus ist die Arbeit von Vorstandsteams destruktiv, langjährige
„Zusammenarbeit“ fast unmöglich.

Dabei geht es auch anders. Es kommt auf die Zusammensetzung der
Vorstandsmitglieder an. Sind beispielsweise alle nicht besonders
status-bewusst, sondern wollen lieber gemeinsam gestalten und sich
gegenseitig Freiräume lassen, kann das miteinander arbeiten auch auf
dieser Ebene ganz ohne Machtspiel funktionieren. Ich habe mit einem
Vorstands-Board gearbeitet, bei dem das hervorragend geklappt hat –
solange, bis es einen neuen Vorstandsvorsitzenden gab. Dank eines
einzigen machtbewussten Menschen hat sich ein gut funktionierendes Team
innerhalb von Monaten in ein Haifischbecken verwandelt.

Wirkmechanismen und Funktionsweisen von Machtspielen

Die Transaktionsanalyse definiert Psychologische Spiele als unbewusst
ablaufende Manipulationsmechanismen. Im Topmanagement-Bereich wird
gezielt und absichtlich „gespielt“, was man in der Transaktionsanalyse
statt „Spiel“ als „Manöver“ bezeichnet. Die Nomenklatura ist aber
letztlich nicht entscheidend, denn egal ob „Spiel“ oder „Manöver“,
beides läuft nach dem gleichen Muster ab. Gespielt wird in aller Regel
im sogenannten „Drama-Dreieck“, das aufgeteilt ist in drei klassische
Rollen: Opfer, Retter und Verfolger. Ein Opfer sucht sich einen Retter,
ein Verfolger wiederum sucht sich sein Opfer. Opfer und Retter wirken
dabei auf den ersten Blick sympathischer als der Verfolger – man darf
jedoch nicht vergessen, dass alle drei Rollen zu manipulativen Zwecken
eingenommen werden. Auch Opfer und Retter handeln nicht aus
tatsächlicher Hilflosigkeit oder nur aus purer Menschenfreundlichkeit
heraus. Außerdem kann ein vermeintliches Opfer, dem nicht geholfen wird,
oder ein Retter, dessen „Hilfsangebote“ verweigert werden, bei Bedarf
schnell zu einem aggressiven Verfolger mutieren.

Die drei Einstiege in ein Machtspiel

  • Der Einstieg in ein Spiel kommt häufig dadurch zustande, dass ein
    Sachverhalt stark verzerrt wird. Dafür eignen sich sogenannte
    Absolut-Begriffe hervorragend: „Immer haben wir die gleiche Situation /
    Nie kann man sich auf Ihre Abteilung verlassen / Alle wissen doch,
    dass…“ Durch die Verwendung von Absolut-Begriffen wird gleich eine
    höhere Dramatik erzeugt, das fördert die Emotionalität.
  • Ein anderer beliebter Einstieg besteht darin, Wesentliches einfach
    auszublenden. Man kann sowohl bei sich selbst etwas ausblenden, als auch
    bei anderen (beispielsweise Fähigkeiten). Und auch Tatsachen können in
    manchen Situationen ausgeblendet werden, zum Beispiel, wenn man im
    Meeting in Anwesenheit des Vorstands ausrastet. Auch wenn man zu dem
    Ausbruch provoziert wurde, blendet man aus, dass ein solches Meeting
    nicht der richtige Rahmen ist, seiner Empörung Ausdruck zu verleihen.
  • Die dritte Möglichkeit, einen Anderen in ein Spiel zu locken,
    besteht darin, ein Bild von ihm zu entwerfen, wie er garantiert nicht
    gesehen werden will. Wenn jemand zum Beispiel auf gar keinen Fall als
    „führungsschwach“ wahrgenommen werden möchte, wird er sehr empfindlich
    reagieren, wenn man ihm im Meeting vorwirft, er sei ohnehin viel zu
    weich und lasse sich von den Mitarbeitern auf der Nase herumtanzen.

Lässt jemand einen ausgelegten „Köder“ liegen, kommt auch kein Spiel zustande

Spiele können nur gespielt werden, wenn bei dem, der ins Spiel
gezogen werden soll, ein „wunder Punkt“ vorhanden ist. Einen
Vorgesetzten etwa damit ködern zu wollen, dass er sich viel zu wenig um
seine Mitarbeiter kümmere, funktioniert nur, wenn der selbst ein
schlechtes Gewissen diesbezüglich hat. Jemand, der mit seinem
Führungsstil im Reinen ist, reagiert nicht auf Vorwürfe, er sei zu
nachgiebig, zu hart oder zu autoritär.

„Wer ist schuld an dem Problem?“ – Machtspiele im Stil eines Gerichtsaales

Ein häufig anzutreffendes Spiel, mit dem auch Machtspiele
ausgefochten werden können, ist das „Gerichtssaal-Spiel“. Dabei geht es
darum, einen Schuldigen zu finden. Wenn etwas schiefgegangen ist, steht
häufig nicht die Suche nach Lösungen im Vordergrund. Stattdessen wird
viel Energie darauf verwendet, herauszufinden, wer daran Schuld hat. Man
muss also nach Möglichkeit so gut spielen, dass die Schuld auf jeden
Fall nicht bei einem selbst oder in der eigenen Abteilung landet,
sondern am besten beim Lieblingsfeind. Die Suche nach Lösungen gerät
dabei leicht ins Hintertreffen. Schafft man es, durch geschickte
Argumentation und gekonnte Auswahl der Fakten, dem Anderen recht oft die
Rolle des Schuldigen unterzujubeln, stärkt man auf jeden Fall die
eigene Machtposition.

Guter Spieler – schlechte Führungskraft?

Gute, und damit gefährliche, Spieler wissen sehr genau, wann sie
angreifen und wann sie sich zurückhalten sollten. Das gelingt nicht
jedem. Viele Menschen gehen nach einem Angriff automatisch zum
Gegenangriff über. Das kann von einem „versierteren“ Spieler ausgenutzt
werden, zum Beispiel, indem er eine Situation herbeiführt, die den
anderen „zwingt“, auszurasten und so das Gesicht zu verlieren.

Die andere Seite von Machtspielen ist, dass sie oft eine Form sind,
mit der eigenen Angst umzugehen – schließlich erleben sich Topmanager
oft als quasi im Krieg. Sie gehen damit um, indem sie möglichst brutal
zuschlagen, um den Gegner mehr zu ängstigen, als sie selbst geängstigt
sind. Es wird ein großes Bedrohungsszenarium aufgebaut, damit die
anderen gar nicht erst auf den Gedanken kommen, ihrerseits anzugreifen.

Führungskräfte, die auf Grund ihrer guten Arbeit aufsteigen, sind
manchmal perplex und auch verunsichert, was ihnen in den oberen Etagen
an Machtspielen begegnet. In solchen Fällen empfehle ich ein Coaching
bei dem sehr genau hingeschaut wird, ob es für denjenigen eine Chance
gibt, zu lernen, sich im Haifischbecken zu bewegen oder ob der
permanente Umgang mit Spielen ihn so auslaugt, dass er sich besser eine
andere Rolle im Unternehmen sucht.

Meiner Erfahrung nach sind Machtspiele in mittleren und kleineren
Familienunternehmen und in mittelständischen Firmen nicht so ausgeprägt
wie in großen Firmen oder Konzernen. Im Mittelstand sind die
Machtverhältnisse meist eindeutiger, es werden seltener die Stellen
gewechselt und dort ist es häufiger so, dass man das, was man sich
einbrockt, auch selbst auslöffeln muss.

Raus aus Depression, Angst oder Essstörung

Raus aus Depression, Angst oder Essstörung – mit PC statt Psychotherapeut?

Wann Online-Psychotherapie geeignet ist und was Nutzer beachten sollten

Berlin
– Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet: Jeder zehnte, so
Schätzungen des Robert Koch-Instituts, ist hierzulande beispielsweise
von einer Depression betroffen. Psychische Beschwerden wie Ängste,
Süchte oder Depressionen stehen zudem an zweiter Stelle der Ursachen für
krankheitsbedingte Fehltage. Auf der Suche nach Hilfe nutzen viele
Betroffene auch das Internet, wo mittlerweile eine Vielzahl von
Programmen und Apps zur Intervention bei psychischen Beschwerden
verfügbar sind. Sie bieten auf den ersten Blick viele Vorteile: sie sind
ortsunabhängig nutzbar, lange Wartezeiten auf Therapieplätze lassen
sich überbrücken, die Hemmschwelle, einen Therapeuten aufzusuchen,
entfällt. Bisher aber fehlen einheitliche Standards zu Qualität,
Patientensicherheit und Finanzierung solcher Angebote. Wie sollten
Betroffene also richtig vorgehen? Welche Vorteile, welche Grenzen hat
Online-Psychotherapie? Diese Fragen thematisieren Experten auf der
morgigen Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Berlin. 

Für welche psychischen Beschwerden sind elektronische Angebote verfügbar und geeignet?

Die
meisten Erkenntnisse liegen aktuell für Interventionen bei Depressionen
und Angststörungen vor. Hier haben verschiedene Online-Programme in
Studien ihre Wirksamkeit und nachhaltigen Effekte bewiesen – und zwar in
vergleichbarer Qualität mit konventioneller Psychotherapie. Bei diesen
handelt es sich meist um therapeutenunterstützte Programme – das heißt,
der Patient durchläuft das Therapieprogramm weitestgehend selbstständig,
erhält aber regelmäßig Rückmeldung durch einen Therapeuten, der auch
für Fragen zu Verfügung steht. Digitale Anwendungen kommen außerdem
ergänzend zur klassischen Therapie und in der Nachsorge zum Einsatz,
etwa in der Rückfallprävention von Essstörungen und bei Adipositas.
Insbesondere für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen haben sich Serious Games,
in denen Therapieinhalte spielerisch vermittelt werden, als wirksam
erwiesen. Außerdem werden E-Mental-Health-Anwendungen für die Behandlung
posttraumatischer Belastungsstörungen erforscht und vereinzelt
eingesetzt. „Ungeeignet sind digitale Anwendungen, wenn sich Menschen in
akuten, schweren Krisensituationen befinden“, sagt Professor Dr. med.
Stephan Zipfel,
Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsklinik Tübingen.

Wie wirkungsvoll sind Online-Programme?

Im
Allgemeinen gilt: Der therapeutische Effekt bei Online-Verfahren mit
therapeutischer Unterstützung ist höher als bei Programmen, die ohne
Kontakt zu einem Therapeuten angelegt sind. Angebote, die eine sehr
niedrige Zugangsschwelle haben, also beispielsweise anonym und ohne
vorherigen Abklärungsprozess mit einem Therapeuten gestartet werden
können, werden gerne genutzt, aber oft auch wieder abgebrochen. Angebote
mit höherer Zugangsschwelle haben sich in Studien als nachhaltiger
erwiesen, das gilt vor allem bei Programmen zur Behandlung einer
Depression. „Generell ist eine vorgeschaltete Diagnostik durch einen
Facharzt empfehlenswert, bei der sich dieser einen ausreichenden
Eindruck vom Patienten und seinem körperlichen und psychischen Zustand
und seine soziale Einbindung machen kann“, empfiehlt Zipfel.

Wie finden Betroffene ein seriöses Angebot?

Die
Flut von Gesundheits-Apps und -Programmen im Netz ist schier
unüberschaubar. Darunter sind auch zahlreiche unseriöse oder nutzlose
Angebote. Derzeit existiert kein einheitlicher Standard oder eine
Zertifizierung für Online-Psychotherapieprogramme, die Nutzern als
Orientierung dienen könnten. Patienten sollten deshalb ihren Hausarzt
oder Therapeuten fragen, welche Programme wirksam und für sie geeignet
sind. Ein alternativer Weg führt über die Krankenkasse: Inzwischen
bieten viele Versicherer ihren Mitgliedern kostenfrei
Online-Interventionen für verschiedene Beschwerdebilder an. Aber auch
hier ist bei vielen Angeboten eine vorherige Abklärung bei einem
Therapeuten Voraussetzung für die Teilnahme. Die
Bundespsychotherapeutenkammer hat zudem eine Checkliste für
Interessierte zusammengestellt, anhand derer sie Angebote kritisch
hinterfragen können. Dazu gehören Aspekte zu Datensicherheit und der
fachlichen Qualifikation der Ansprechpartner bei den Programmen:
www.bptk.de/uploads/media/20170627_patienten-checkliste.pdf

„Inzwischen
stehen zahlreiche E-mental-Health-Interventionen – Online-Programme,
Apps, Computerspiele oder Virtual Reality- Anwendungen – zu Verfügung,
die großes Potential als Ergänzung zur klassischen Psychotherapie
haben“, sagt Professor Zipfel. Ein Problem seien derzeit aber die
fehlenden Standards. „Digitale Anwendung müssen – wie andere
Medizinprodukte auch – im Hinblick auf Wirksamkeit und
Patientensicherheit geprüft und zertifiziert werden und wirksame
Angebote sollten dann auch allen Versicherten zu Verfügung stehen.“


Depression und Schmerz verstärken einander

Depression und Schmerz verstärken einander
Anästhesist: "Facebook ist schlechte Bewältigungsstrategie"
 
Schmerz und Depression: Verhängnisvolle Zwillinge (Foto: aboutpixel.de/Rotter)

Hamburg (pte004/22.09.2011/06:10) – Depressionen und Ängste können chronischen Schmerz verstärken – und Schmerz wiederum die Depression. Auf diesen Teufelskreis machen Forscher am Europäischen Schmerzkongress http://efic.org aufmerksam. "Früher stellte man körperliche Schmerzen bei Depressiven oft ganz in Frage, heute weiß man es besser. Unter Patienten mit chronischem Schmerz entwickelt jeder Zweite eine Depression. Ebenso leidet jeder zweite Depressive über längere Zeit an körperlichem Schmerz", erklärt der Klagenfurter Anästhesist Rudolf Likar im pressetext-Interview.

Nicht nur der Körper schmerzt

Mehrere Forschergruppen belegen den engen Zusammenhang zwischen Schmerz und Depression in all seinen Varianten, allen voran Maria Alexandra Ferreira Valente von der Universität Porto http://www.up.pt . Schmerz darf somit nicht als ausschließlich körperliches Phänomen betrachtet werden, fordert die Expertin. "Ärzte sollten ihr Behandlungsprogramm an das Ausmaß der Ängste oder Depressionen der Patienten anpassen."

Ein Mechanismus, der dieses Leiden im Doppelpack begünstigt, ist das Gefühl der Hilf- und Hoffnungslosigkeit, konnten Bochumer Forscher um Adina Rusu zeigen, das "Katastrophieren" macht nur alles schlimmer. Schmerzmediziner Likar sieht den Zerfall der engen sozialen Bindungen als einen Grund dafür, dass das Problem immer häufiger auftritt. "Bei Schmerz hilft Ablenkung durch ein soziales Umfeld. Doch Familie oder Stammtisch sind in Zeiten von Facebook und Versingelung immer weniger selbstverständlich, womit eine wichtige Bewältigungsstrategie verloren geht."

Depression zuerst bekämpfen

Betroffene sollten zuerst das Problem der Depression bekämpfen, rät der Experte. Hier gehe es darum, wieder Achtsamkeit und Lebensfreude zu entwickeln, Dinge neu zu lernen und somit die Depression zu besiegen. "Um körperliche chronische Schmerzen zu überwinden, müssen Patienten ihre eigene Kraft einsetzen und aktiv an der Genesung mitarbeiten. Eine OP zur Implantierung einer Platte ist beispielsweise wirkungslos, wenn nicht Übungen zum Muskelaufbau folgen."

Narzissten hassen flache Hierarchien wie die Pest

Narzissten hassen flache Hierarchien wie die Pest

Ohne Ausblick auf Karrieresprünge wenden sie sich anderen Jobs zu

Leiter zum Erfolg: Narzissten klettern hinauf (Foto: pixelio.de/S. Hofschläger)
Leiter zum Erfolg: Narzissten klettern hinauf (Foto: pixelio.de/S. Hofschläger)

Ithaca/Boston (pte019/28.07.2016/13:30) –

Aufstiegsmöglichkeiten im Job sind für manche Arbeitnehmer wichtiger als
für andere – für Narzissten sind steile Karriereleitern besonders
verlockend. Das haben Emily M. Zitek von der Cornell University http://cornell.edu und Alexander H. Jordan von der Boston University School of Medicine http://bumc.bu.edu/busm in ihrer Studie festgestellt. Flache Hierarchien mit gleichberechtigten Angestellten sind demnach für Narzissten ein Alptraum.

Starke Hierarchien ziehen Narzissten an

Die Forscher wollten wissen, ob das
Persönlichkeitsmerkmal Narzissmus, das mit übertriebenem Selbstwert,
Anspruchsdenken und einem Streben nach Autorität einhergeht, mit einer
Präferenz für Unternehmen mit flachen bzw. starken Hierarchien in
Beziehung steht. Tatsächlich konnten Zitek und Jordan so einen
Zusammenhang feststellen: "Unsere Forschung zeigt, dass bei Menschen mit
narzisstischen Persönlichkeitszügen der Wunsch größer ist, in
hierarchischen Organisationen zu arbeiten als bei weniger narzisstischen
Personen", berichten sie im Harvard Business Review.

Zitek und Jordan gehen davon aus, dass narzisstische
Menschen glauben, dass sie gute Arbeit leisten und sich bis zur Spitze
des Unternehmens hocharbeiten werden. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Wenn
sie darauf hingewiesen werden, dass in näherer Zukunft keine der
Führungspersonen die Firma verlassen wird, schwindet ihr Interesse an
der hierarchisch organisierten Firma – die Narzissten wollten dann
weniger gerne im Unternehmen arbeiten als nicht-narzisstische
Studienteilnehmer.

Motivierte Arbeitskräfte nicht vergraulen

Diese Forschungsergebnisse haben praktischen Nutzen für
Arbeitgeber. "Geschäftsführer sollten erkennen, dass das Verändern
einer Firmenstruktur in der Folge die Pipeline an Jobkandidaten
beeinflusst, genauso wie die Fähigkeit, existierende Arbeitskräfte zu
halten", warnen Zitek und Jordan. Denn wenn Narzissten keine
Aufstiegsmöglichkeiten sehen, werden sie vielleicht das Unternehmen
wechseln oder sich gar nicht erst bewerben, wodurch Firmen auf hoch
motivierte Arbeitskräfte verzichten müssten.

Private Postings töten Beziehung

Facebook: Private Postings töten Beziehung
Partner fühlt sich nicht länger einzigartig – Bedachtes Agieren wichtig
 
Herz: Häufiges Posten über Beziehung wirkt negativ (Foto: pixelio.de, S. Hainz)

Lawrence/Wien (pte001/14.02.2013/06:00) – Das übertriebene öffentliche Mitteilen von Details über das Privatleben über Facebook kann Liebesbeziehungen zerstören. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Erhebung der University of Kansas http://ku.edu , die besagt, dass Personen innerhalb einer Beziehung es nicht wertschätzen, wenn der Partner seine Gefühle auf der Plattform offenbart. Eines der negativen Aspekte dabei ist der Verlust des sich "Einzigartig-Fühlens", der mit den Bekundungen einhergeht. Intime Gefühle werden somit nicht nur mit dem Partner, sondern mit der gesamten Facebook-Community geteilt wird. Die Forscher richteten für die Untersuchung mehrere Test-Profile ein. Je höher die Offenheit der persönlichen Gefühle war, umso geringer wurde die Intimität wahrgenommen.

Beziehungsstatus macht stolz

"Es gibt zwei Seiten der Medaille. Details über die Intimität der Personen sollten innerhalb der Beziehung bleiben. Dabei meine ich nicht nur Sexualität, sondern beispielsweise Streitigkeiten oder Dinge, die zu einer persönlichen Kränkung führen können", erklärt Paartherapeutin Claudia Bernt http://claudiabernt.at im Interview mit pressetext.

Auf der anderen Seite können bestimmte Facebook-Aktivitäten den Partner auch stolz machen, wie unter anderem die Änderung des Beziehungsstatus auf "In einer Beziehung". "Natürlich kann das auch heikel sein, wenn sich das Paar wieder trennt und der Status wieder geändert wird, da es den anderen kränken kann und es zusätzlich alle anderen auch mitbekommen. Der Zeitpunkt, um diese Veränderung Freunden und Bekannten mitzuteilen, kann nicht mehr selbst gewählt werden, wenn der Partner das soziale Netzwerk unabgesprochen durch die Statusänderung informiert", führt die Expertin aus. Eine positive oder negative Auswirkung auf den Partner sei demnach stets von den Inhalten abhängig.

Frauen teilen Gefühle eher mit

Ob Frauen oder Männer einen größeren Drang zum Veröffentlichen privater Angelegenheiten haben, kann die Fachfrau nur spekulieren. "Wenn man von den zahlreichen Therapiesitzungen, Geschlechterforschungen und Ähnlichem ausgeht, sind Frauen eher bereit, über ihre Gefühle zu sprechen als Männer", sagt sie.

Demnach sei es naheliegend, dass sie sich auch über Facebook mehr mitteilen. "Männer sind grundsätzlich vorsichtiger, denn alles, was mit Gefühlen zu tun hat, stellt auch eine Angriffsfläche dar", so Bernt.

Teilung in Kleingruppen gegen Panik

pte20150521002 Sport/Events, Forschung/Technologie

Herdentrieb: Teilung in Kleingruppen gegen Panik

Speziell gebriefte Anführer reduzieren Verletzungsrisiken von Massen

(pte002/21.05.2015/06:05) – Menschen folgen dem Herdentrieb,
orientieren sich dabei an ihrem Vordermann gewissermaßen "blind" –
insbesondere dann, wenn dieser ein sicheres und entschlossenes Verhalten
an den Tag legt. Das haben Forscher des zum Nationalen Forschungsrat
CNR gehörenden Istituto per le Applicazioni del Calcolo http://www.iac.cnr.it ermittelt. Mit diesem Wissen können durch Flucht ausgelöste
Panikreaktionen besser unter Kontrolle gebracht und die
Verletzungsrisiken gemindert werden.

Autonome Entscheidungen besser

"Diese Erkenntnisse können bei der Erarbeitung von Evakuationsplänen in
Stadien, Pilgerstätten oder anderen Großgebäuden nutzbringend verwertet
werden", erläutert Projektleiter Emilaino Cristiani. Experimentiert
wurde in den Hörsälen der Abteilung für Mathemathik an der Unversità La
Sapienza http://uniroma1.it in Rom. Dabei wurden zwei Gruppen mit jeweils 40 Personen gebildet. Es
ging darum, bei einem fingierten Alarm den Weg zu einem unbekannten Saal
zu finden und dort möglichst schnell hinzugelangen.

In der ersten Gruppe war eine über den genauen Weg zum Ziel
unterrichtete Person, während in der zweiten Gruppe fünf eingeweihte
Personen präsent waren. "Wir haben festgestellt, dass von oben kommende
Kommandos weniger auf Akzeptanz stießen als vermeintlich autonom
getroffene Entscheidungen", unterstreicht der italienische
Wissenschaftler. Anhand mathematischer Modelle konnte schließlich die
optimale Strategie ermittelt werden.

Auseinanderspalten von Gruppen

Als beste Methodik zur Bewältigung der Gefahrensituation erwies sich die
Anweisung durch die unterrichtete Person, sich bei der Flucht auf
mehrere Ausgänge zu verteilen. Beim Vorhandensein einer einzigen
Ausgangstür sehr hilfreich war ein gezieltes Auseinanderspalten der
Gruppe mit dem irrenführenden Hinweis auf andere Fluchtwege, um sie dann
nach Beruhigung der Situation allmählich in Richtung Ausgangstür
zusammenzuführen.

Diese Strategie kann insbesondere bei Demonstrationen mit hohem
Gewaltpotenzial hilfreich sein, indem zivil gekleidete Ordnungskräfte
die Menge in mehrere, zuvor abgesprochene Richtungen lenken. Die
wissenschaftliche Untersuchung war in enger Zusammenrabeit mit der
Technischen Uiniversitt München http://www.tum.de durchgeführt worden. Einzelheiten können in der Fachzeitschrift "arXiv" http://www.it.arvix.org nachgelesen werden.

Männer reagieren empfindlicher als Frauen

Gesundheitsrisiko Konkurrenz: Männer reagieren empfindlicher als Frauen auf sozialen Stress

fzm, Stuttgart, März 2014 – Männer sind noch
immer eher Konkurrenzsituationen ausgesetzt als Frauen, und noch immer
gilt es als typisch männlich, sich mit dem Ellenbogen in der Hierarchie
nach oben zu kämpfen. Gleichzeitig reagieren Männer jedoch empfindlicher
als Frauen auf Konkurrenzdruck und sozialen Stress. Auf diese für
Männer gesundheitsgefährdende Konstellation weist Professor Dr. Bertram
Szagun, Gesundheitswissenschaftler an der Hochschule
Ravensburg-Weingarten, in der Fachzeitschrift "Das Gesundheitswesen"
(Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2014) hin. Möglichkeiten zur Prävention
sieht Szagun, der auch Humanmediziner ist, nicht nur auf
gesamtgesellschaftlicher und kultureller Ebene, sondern auch im
betrieblichen Setting.

Wie sich in einer Vielzahl von Studien gezeigt hat, ist der
Zusammenhang zwischen sozialer und gesundheitlicher Lage bei Männern
besonders ausgeprägt. Stärker als Frauen leiden sie unter sozialen
Umbruchsituationen, einer niedrigen sozialen Stellung oder auch nur
unter dem Gefühl, im Vergleich zu anderen schlechter gestellt zu sein. 

Eine Schlüsselrolle spielt dabei offenbar der durch die
gesellschaftliche oder berufliche Konkurrenzsituation hervorgerufene
Dauer-Stress. Sozial benachteiligte Männer leben quasi in ständiger
"Kampfbereitschaft" – angezeigt durch das Stresshormon Cortisol. Wie
Szagun betont, sind es die typischen stressbedingten Leiden wie
Herz-Kreislauferkrankungen, depressive Störungen und
Stoffwechselerkrankungen, die bei den belasteten Männern entsprechend
stark zunehmen. Die Auswirkungen des psychosozialen Stresses machen sich
letztlich sogar in der Mortalität bemerkbar. In Deutschland und den
meisten anderen Ländern gilt: Je schlechter die soziale Situation ist,
desto deutlicher ist der Unterschied zwischen der – ohnehin schon
kürzeren – Lebenserwartung der Männer und der der Frauen. 

Die stärkere Kompetitivität der Männer macht sie gleichzeitig
jedoch auch schwerer erreichbar. "Gerade psychosozial belastete junge
Männer zeichnen sich eher durch Irritabilität, Aggressivität, Risiko-
und Suchtverhalten aus", so Szagun. Für Gesundheitsthemen seien sie in
der Regel nur schwer zu gewinnen – erst recht, wenn diese auf den Abbau
der auf den Wettbewerb ausgerichteten Verhaltensweisen gerichtet seien.

Gleichzeitig sieht Szagun jedoch ein großes kulturhistorisches
Potenzial zur Begrenzung von Kompetitivität. "Moral und Ethik messen
kompetitiven Impulsen und deren Kontrolle von jeher höchste Bedeutung
bei", erläutert er. Als Beispiel nennt er die christliche Tugend der
Demut, die den Todsünden des Neides, der Habgier und des Hochmuts
gegenübersteht. Und im Buddhismus gilt es als meditatives Ziel,
Konkurrenzgefühle in Mitgefühl umzuwandeln. Während der Begriff der
Demut heutzutage oft negativ belegt sei, solle er wieder eher in seiner
ursprünglichen Bedeutung gesehen werden: Als Fähigkeit, seine
persönlichen Grenzen realistisch einzuschätzen und nicht zu stark auf
kompetitive Situationen zu reagieren. In dieser Bedeutung werde der
Begriff auch zunehmend in der Unternehmensführung verwendet, freut sich
Szagun. 

Der Ravensburger Wissenschaftler gibt jedoch zu bedenken,
dass Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit nicht nur negativ sind:
Immerhin stellen sie einen wichtigen gesellschaftlichen
Fortschrittsmotor dar. Auch Spiel und Sport seien ohne Konkurrenz und
Wettbewerb nicht denkbar. Diese positiven Aspekte sollten daher nicht
ausgeblendet, sondern eventuell als Zugangsmöglichkeit zur besonders
betroffenen Zielgruppe der jungen Männer genutzt werden. 

B. Szagun und S. Cohrs: