Menschen im Westen ab Lebensmitte unglücklicher
Glückliche Frau: Ab der Lebensmitte wird das anders (Foto: pixelio.de, Rondell) |
London (pte014/06.11.2014/10:35) –
Das Glücksgefühl nimmt bei Menschen im reichen Westen beim Erreichen der
Lebensmitte ab, wie eine Studie des University College London http://ucl.ac.uk herausgefunden hat. Die Lebenszufriedenheit je nach Lebensort nahm
einen vorhersagbaren Verlauf. In Ländern wie Großbritannien oder den USA
hatte die Kurve einen u-förmigen Verlauf und erreichte in der
Lebensmitte einen Tiefpunkt. In Afrika waren die Werte niedrig. In
Osteuropa, der früheren Sowjetunion und Lateinamerika nahm die
Lebenszufriedenheit mit zunehmendem Alter ab.
Tiefpunkt zwischen 45 und 54
Die Ursachen hinter diesen Trends sind komplex. Laut
dem leitenden Wissenschaftler Andrew Steptoe gibt es jedoch plausible
Erklärungen und damit auch wichtige Lektionen für die Menschen. Die
aktuelle Studie ist Teil einer Serie im Fachmagazin "The Lancet", die
sich mit der Zunahme von chronischen Erkrankungen und den Auswirkungen
eines geringeren Wohlbefindens auf die Lebensqualität älterer Menschen
beschäftigt
Die Wissenschaftler werteten die Daten der Gallup World Poll http://bit.ly/1z1ktoc für einen Zeitraum von vier Jahren aus. Mit diesen Befragungen werden
mehr als 160 Länder und damit über 98 Prozent der Weltbevölkerung
abgedeckt. Neben Gesundheit und Schmerzen wurden die
Lebenszufriedenheit, Gefühle wie Glück, Trauer und Wut sowie
Beurteilungen über den Sinn und die Bedeutung des Lebens berücksichtigt.
In der westlichen Welt war die Lebenszufriedenheit zwischen 45 und 54
Jahren am geringsten und nahm dann wieder zu.
Laut Mitautor Angus Deaton von der Princeton University http://princeton.edu könnte die Wirtschaft eine Erklärung dafür sein. "In diesem Zeitraum
sind die Gehälter am höchsten und es ist die beste Zeit, um zu arbeiten
und am meisten zu verdienen, auch wenn das auf Kosten der Lebensqualität
geht. Ziel ist es, für später vorzusorgen." Das könnte erklären, warum
ältere Menschen glücklicher sind, obwohl sie langsam gebrechlicher
werden. Höhere Zufriedenheit dürfte demnach auch die zunehmenden
körperlichen Einschränkungen abfangen.
Wirtschaftliche Faktoren relevant
In Ländern wie der früheren Sowjetunion nimmt die
Zufriedenheit mit steigendem Alter ab und ist allgemein geringer als im
Westen. Auch hier könnte die Wirtschaft relevant sein. Ältere in diesen
Ländern haben ein System verloren, das nicht nur ihrem Leben einen Sinn
gegeben, sondern in manchen Fällen auch eine Pension und eine
Gesundheitsversorgung ermöglicht hat. In den Ländern südlich der Sahara
war die Zufriedenheit während des ganzen Lebens sehr gering. Die Werte
für Stress und Sorgen waren im Gegensatz dazu sehr hoch.
Laut Deaton spiegeln die aktuellen Forschungsergebnisse
ohne jeden Zweifel die Erfahrungen einer Region wider – und auch die
Folgen, die sie für ältere Menschen gehabt haben. Steptoe zufolge ist
Geld kein Garant für Glück. Wirtschaftlicher Fortschritt hingegen
fördere jedoch das Wohlbefinden bis zu einem gewissen Grad. "Es sieht so
aus, als ob das Wohlergehen mit dem wirtschaftlichen Erfolg einhergehen
würde."