Herdentrieb: Teilung in Kleingruppen gegen Panik
Speziell gebriefte Anführer reduzieren Verletzungsrisiken von Massen
(pte002/21.05.2015/06:05) – Menschen folgen dem Herdentrieb,
orientieren sich dabei an ihrem Vordermann gewissermaßen "blind" –
insbesondere dann, wenn dieser ein sicheres und entschlossenes Verhalten
an den Tag legt. Das haben Forscher des zum Nationalen Forschungsrat
CNR gehörenden Istituto per le Applicazioni del Calcolo http://www.iac.cnr.it ermittelt. Mit diesem Wissen können durch Flucht ausgelöste
Panikreaktionen besser unter Kontrolle gebracht und die
Verletzungsrisiken gemindert werden.
Autonome Entscheidungen besser
"Diese Erkenntnisse können bei der Erarbeitung von Evakuationsplänen in
Stadien, Pilgerstätten oder anderen Großgebäuden nutzbringend verwertet
werden", erläutert Projektleiter Emilaino Cristiani. Experimentiert
wurde in den Hörsälen der Abteilung für Mathemathik an der Unversità La
Sapienza http://uniroma1.it in Rom. Dabei wurden zwei Gruppen mit jeweils 40 Personen gebildet. Es
ging darum, bei einem fingierten Alarm den Weg zu einem unbekannten Saal
zu finden und dort möglichst schnell hinzugelangen.
In der ersten Gruppe war eine über den genauen Weg zum Ziel
unterrichtete Person, während in der zweiten Gruppe fünf eingeweihte
Personen präsent waren. "Wir haben festgestellt, dass von oben kommende
Kommandos weniger auf Akzeptanz stießen als vermeintlich autonom
getroffene Entscheidungen", unterstreicht der italienische
Wissenschaftler. Anhand mathematischer Modelle konnte schließlich die
optimale Strategie ermittelt werden.
Auseinanderspalten von Gruppen
Als beste Methodik zur Bewältigung der Gefahrensituation erwies sich die
Anweisung durch die unterrichtete Person, sich bei der Flucht auf
mehrere Ausgänge zu verteilen. Beim Vorhandensein einer einzigen
Ausgangstür sehr hilfreich war ein gezieltes Auseinanderspalten der
Gruppe mit dem irrenführenden Hinweis auf andere Fluchtwege, um sie dann
nach Beruhigung der Situation allmählich in Richtung Ausgangstür
zusammenzuführen.
Diese Strategie kann insbesondere bei Demonstrationen mit hohem
Gewaltpotenzial hilfreich sein, indem zivil gekleidete Ordnungskräfte
die Menge in mehrere, zuvor abgesprochene Richtungen lenken. Die
wissenschaftliche Untersuchung war in enger Zusammenrabeit mit der
Technischen Uiniversitt München http://www.tum.de durchgeführt worden. Einzelheiten können in der Fachzeitschrift "arXiv" http://www.it.arvix.org nachgelesen werden.