Archiv der Kategorie: Landwirtschaft, Tier- Pflanzenwelt

Genmais: Lücken bei Risikobewertung

Fehlende Standards, kaum externe Sicherheitsprüfungen
 
Mais: Industrie-Daten zum Giftgehalt zu wenig überprüft (Foto: pixelio.de/Bouda)

Budapest/München (pte023/21.11.2011/13:55) – Die Zulassung vieler genmanipulierter Pflanzen durch die zuständigen Prüfstellen der EU steht auf sehr wackeligen Beinen. Denn die Daten, die von den Biotech-Firmen zur Risikobewertung vorgelegt werden, sind nicht verlässlich reproduzierbar – und aufgrund fehlender Standards auch nicht vergleichbar. Das berichten Forscher des Pflanzenschutz-Instituts der ungarischen Akademie der Wissenschaften http://www.nki.hu/en in der Zeitschrift "Food and Agricultural Immunology".

Vier Tests, vier Ergebnisse

Gentechnisch veränderte Bt-Pflanzen produzieren ein Gift, das gegen Schadinsekten wirken soll. Um ihr Risiko bewerten und Resistenzen vorbeugen zu können, muss der tatsächliche Gehalt dieses Insektengifts (Bt-Toxin) bekannt sein. "Bisher stützen sich die Prüfstellen in ihrer Entscheidung oft nur auf Daten der Industrie. Nun konnte gezeigt werden, dass diese Daten oft nicht reproduzierbar sind und auf Messverfahren beruhen, die nicht von anderen Labors überprüft wurden", berichtet Christoph Then, CEO der Testbiotech http://testbiotech.org , die zu den Sponsoren des Forschungsprojekts gehört, im pressetext-Interview.

Die ungarischen Forscher untersuchten die Bt-Konzentration im Pollen des gentechnisch veränderten Mais MON810. Wenngleich die Pflanze in einigen EU-Ländern bereits angebaut wird, ist ihr Giftgehalt kaum von unabhängiger Seite untersucht. Dass die Probleme mit fehlenden Standards hier ganz erheblich sind, zeigen die Ergebnisse, auf die vier unterschiedliche Labors in ihren Messungen kamen. "Standardisierte Messprotokolle sollten dringend festgelegt werden. Solange einzelne Messungen nicht von anderen Labors überprüft sind, sollte man sie nicht länger als belastbare Daten akzeptieren", fordert Studienleiter Andras Szekacs.

"Auge zu" bei kombiniertem Risiko

Für die Risikobewertung ist diese Frage relevant, da von einem potenziellen Risiko ganze Nahrungsketten betroffen wären. Giftiger Maispollen, der in Gegenden mit Bt-Pflanzenbau keine Seltenheit ist, wird auch von vielen unschädlichen Tieren wie Bienen, Schwebfliegen oder indirekt von Schmetterlingsraupen aufgenommen. Darüber hinaus wirkt Bt in Wurzeln auf Bodenorganismen und deren Ökosystem, während andere Pflanzenteile in Lebens- und Futtermitteln landen. Diese Effekte als auch jene der Umweltbedingungen auf den Bt-Gehalt der Pflanzensorten und -teile sind kaum oder nur unzureichend untersucht.

Zehn Bt-Toxine in gentechnisch veränderten Pflanzen erlaubt die EU derzeit für den Import und die Verwendung in Lebens- und Futtermitteln. Zunehmend kombinieren die Hersteller jedoch Bt-Pflanzen miteinander und lassen sie somit mehrere Giftstoffe gleichzeitig bilden, wie beispielsweise der "SmartStax"-Mais von Monsanto und DowAgroSciences, der gleich sechs Bt-Toxine besitzt. "Bisher wurden nur die Ausgangspflanzen, nicht aber deren Kombinationen getestet. Wechselwirkungen und deren Risiken sind somit beinahe unerforscht", warnt Then.

 

Kleben wie ein Gecko

Kleben wie ein Gecko

Geckos haben Klebestreifen eines voraus: Selbst nach wiederholtem Kontakt mit Schmutz und Staub kleben ihre Füße noch auf glatten Flächen einwandfrei. Forscher des KIT und der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh haben nun den ersten Klebstreifen entwickelt, der nicht nur genauso haftsicher ist wie ein Geckofuß, sondern auch über einen vergleichbaren Selbstreinigungsmechanismus verfügt. Damit ließen sich beispielsweise Lebensmittelverpackungen oder Verbände mehrfach öffnen und sicher wiederverschließen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachmagazin „Interface“ der britischen Royal Society veröffentlicht. DOI: rsif.2013.1205

Geckos ziehen ihre Zehen bei jedem Schritt ein Stück weit über den Untergrund. Durch den seitwärtsgerichteten Reibkontakt streifen sie dabei größere Schmutzpartikel ab. Kleinere Partikel lagern sich zwischen den feinen Härchen auf der Fußsohle und in darunter liegenden Hautfalten ein. Die Forscher haben im Experiment nachgewiesen, dass diese zwei Mechanismen 95 Prozent der Selbstreinigung ausmachen. „Für den Effekt entscheidend ist das Verhältnis von Partikelgröße zum Durchmesser der Härchen“, sagt Dr. Hendrik Hölscher vom Institut für Mikrostrukturtechnik (IMT) des KIT.

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Für ihre Experimente verwendeten die Wissenschaftler elastische Mikrohärchen in unterschiedlichen Größen. Anstelle von Schmutzpartikeln nutzten sie Glaskügelchen im Mikrometerformat (10-6 Meter), die sie auf einer glatten Platte verteilten. Um die Schritte des Geckos zu simulieren, pressten sie einen mit Mikrohärchen besetzten künstlichen Klebestreifen auf die Platte, verschoben diesen seitwärts und hoben den Streifen wieder an. Diesen „load-drag-unload“-Prozess wiederholten sie mehrfach und testeten jeweils die Klebestärke.

Waren die Kügelchen im Durchmesser größer als die Mikrohärchen, verschwand die Haftkraft nach dem Erstkontakt („load“) – wie bei gewöhnlichem Klebeband. A ber: Nach nur acht bis zehn Durchgängen des Abstreifprozesses erreichte der Gecko-Klebstreifen wieder 80 bis 100 Prozent seiner ursprünglichen Leistungsfähigkeit. „Längerfristig gedacht, könnte sich hieraus eine günstige Alternative zu Klettverschlüssen entwickeln,“ so Hölscher. „Mögliche Einsatzgebiete wären Sport, Medizin, die Automobilindustrie oder die Raumfahrt“, ergänzt Metin Sitti, Professor an der Carnegie Mellon University.

Unterschritt die Kugelgröße den Durchmesser der Mikrohärchen, konnten die Forscher nur ein Drittel der ursprünglichen Haftkraft wieder herstellen. „Für den perfekten Gecko-Klebstreifen benötigen wir deshalb Härchen im Nanometerbereich (10-9 Meter), die kleiner sind als die meisten Schmutzpartikel“, sa gt Dr. Michael Röhrig, ebenfalls vom IMT. Die Hautfalten des Geckos haben die Wissenschaftler bereits als breite Furchen zwischen den engen Haarreihen abgebildet. Sie bieten genügend Platz, um Feinstäube einzulagern. Tests mit tatsächlichen Schmutzpartikeln verschiedener Formen und Größen sowie aus unterschiedlichen Materialien sollen nun folgen.

Schleppnetzfischerei gefährdet viele Arten

pte20181221012 Umwelt/Energie, Forschung/Technologie

Schleppnetzfischerei gefährdet viele Arten

Forscher fordern eine erhebliche Verbesserung der weltweit angewandten Mindeststandards

Kiel/Dalhousie (pte012/21.12.2018/10:30) – In 60 Prozent der
Meeresschutzgebiete (MPAs) findet Schleppnetzfang statt. Das hat zum
Teil erheblich negative Auswirkungen auf dort lebende Arten. Zu diesem
Ergebnis kommt eine in "Science" publizierte Studie des GEOMAR
Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel http://geomar.de und der Dalhousie University http://dal.ca .

Vergleichbare Standards schaffen

Für die in "Science" publizierte Studie wurden mehr als 700 MPAs im
Bereich des Nordostatlantiks untersucht. Etwa 45 Prozent der deutschen
und fast 30 Prozent der europäischen Meeresgewässer sind als
Schutzgebiete ausgewiesen. Das bedeutet jedoch nicht, dass in diesen
Gebieten keinerlei Nutzung wie zum Beispiel durch Fischerei stattfindet.
In vielen der MPAs ist Schleppnetzfischerei erlaubt, die, laut den
Forschern, erhebliche negative Auswirkungen hat.

Das Team analysierte MPAs in Gewässern der Europäischen Union rund um
die Britischen Inseln, in der Nordsee, vor Frankreich und Spanien (ohne
Mittelmeer). Die Analyse von Satellitendaten ergab, dass die
Schleppnetzintensität in MPAs im Durchschnitt 40 Prozent höher war als
außerhalb der Schutzgebiete. "Wir zeigen, dass die Anzahl von
verschiedenen Hai- und Rochenarten in Gebieten mit hoher
Schleppnetzfischerei um bis 69 Prozent niedriger ist", betont Manuel
Dureuil, Hauptautor der Studie von der Dalhousie University. "Oft
handelt es sich hier um Grundschleppnetzfischerei, die auch für andere
Organismen negative Auswirkungen haben kann."

Grundschleppnetzfischerei beenden

"Unsere Studie zeigt, dass Meeresschutzgebiete mit
Grundschleppnetzfischerei keine sicheren Häfen sind, sondern gefährdete
Arten dort zum Teil stärker bedroht sind als außerhalb dieser Gebiete",
erläutert Rainer Froese, Co-Autor der Studie vom GEOMAR
Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. "Damit Schutzgebiete ihren
Namen verdienen, muss die Grundschleppnetzfischerei beendet werden."
Laut dem Fischereibiologen bestehe auch keine Notwendigkeit einer
Befischung der MPAs. Wenn Fischbestände nachhaltig bewirtschaftet
würden, dann wachsen die Bestandsgrößen und die erlaubten Fänge können
leicht außerhalb von MPAs gefischt werden.

Die Wissenschaftler fordern daher, dass die Mindeststandards von MPAs
dringend verbessert werden. Die Politik müsse sich auf international
vergleichbare Standards unter Ausschluss der Grundschleppnetzfischerei
verständigen. Zusätzlich müsse das Management von MPAs gestärkt und
transparenter gestaltet werden. Nur so sei es möglich, dass
Meeresschutzgebiete langfristig zu einem nachhaltigen Schutz der
Meeresumwelt und bedrohter Arten beitragen werden.

Online-Handel mit invasiven Pflanzen

Online-Handel mit invasiven Pflanzen bedroht Flora

Forscher befürchten große Risiken und Nebenwirkungen für Artenvielfalt

Passiflora edulis: Pflanze aus Südamerika (Foto: Leonardo Ré-Jorge/Wikimedia)
Passiflora edulis: Pflanze aus Südamerika (Foto: Leonardo Ré-Jorge/Wikimedia)

Zürich (pte017/02.10.2015/13:44) –

Der globale Online-Handel mit invasiven Pflanzen birgt weltweit Risiken
und Nebenwirkungen für die Artenvielfalt. Hunderte Pflanzenarten werden
jeden Tag über Online-Auktionsplattform gehandelt und in andere Länder
exportiert. Viele davon sind invasive Arten und können damit
Pflanzenarten in den Ländern bedrohen, in die sie eingeführt werden.
Laut ETH-Zürich-Forschern http://ethz.ch wird das Problem unkontrollierbarer biologischer Invasionen durch den Internethandel verschärft.

Per Mausklick zur Bedrohung

Auf einen Klick können sich potenziell invasive
Pflanzen in anderen Ländern verbreiten und biologische Invasionen
verursachen. Ein Konflikt, der nach Angaben der ETH Zürich auch die
Schweiz betrifft: So wurden etwa Goldrute oder die Chinesische Hanfpalme
von anderen Kontinenten als Garten- oder Zierpflanzen eingeführt.
Inzwischen verwildern sie und bedrängen die einheimische Flora.

Um die Reichweite des globalen Online-Handels mit
invasiven Pflanzenarten einschätzen zu können, überwachte eine
Forschungsgruppe der ETH Zürich unter Leitung von Christoph Küffer im
Rahmen einer in der Fachzeitschrift "Conservation Biology" http://bit.ly/1hNkzK9 veröffentlichten Studie eBay und neun weitere relevante
Internethandels-Plattformen. Mittels einer eigens erstellten
Spezial-Software verfolgten sie 50 Tage, welche invasiven Arten in
verschiedenen Ländern wie oft zum Kauf angeboten wurden.

Ausmaß größer als erwartet

Das Angebots-Monitoring ergab ein Ausmaß, das die
Forscher nach eigenen Angaben in dieser Größenordnung nicht erwartet
hatten: Es wurden 2.625 Pflanzenarten angeboten, darunter 510 invasive,
von denen wiederum 35 zu den von der Weltnaturschutzorganisation IUCN
als 100 Top-Invasoren eingestuften Arten zählten.

Insbesondere australische Händler bieten invasive
Pflanzen an, die in anderen Regionen der Welt großen Schaden anrichten
können. "Man kann sich darüber wundern, denn die Australier lassen keine
fremde Pflanze ins Land. Handkehrum gibt es offenbar keine Kontrolle
darüber, ob potenziell schädliche Pflanzen den fünften Kontinent
verlassen", kommentiert Küffer.

"Invasionen können nur eingedämmt werden, wenn wir den
Handel mit potenziellen Invasoren eingrenzen können", unterstreicht
Küffer. Es gibt es in vielen Ländern Regelwerke mit dem Ziel, das
Ausbringen invasiver Arten einzuschränken, ohne dass der Online-Handel
dadurch eingeschränkt wird.

Molekulare Messlatten

Mikrobiologie: Molekulare Messlatten

Auf die Länge kommt es an! Zumindest, wenn es um die Wirkung von
antimikrobiellen oder zytotoxischen Peptiden geht. Diese Moleküle können
Löcher in die Membranhülle von Zellen bohren und sie dadurch nachhaltig
schädigen. Wie dabei Peptid-Länge und Hüllen-Dicke
zusammenspielen, berichten Forscher des KIT in der Fachzeitschrift
Scientific Reports des nature-Verlages. (DOI: 10.1038/srep09388)

Peptide sind kleine Eiweißmoleküle, die aus einer mehr oder weniger
langen Kette von Aminosäuren aufgebaut sind. Wenn die wasserliebenden
und fettliebenden Aminosäuren innerhalb eines Peptids in einer
amphiphilen (also janusgesichtigen) Struktur angeordnet
sind, binden sie sich an die aus Fett bestehenden Membranhüllen und
können sich zu offenen Poren zusammen lagern. �Auf diesem Mechanismus
basiert die antibakterielle Wirkung in vielen biologischen Systemen wie
Schweiß, Käseschmiere oder Froschhaut�, erklärt
Anne Ulrich vom KIT. In der aktuellen Studie wurde erstmals für
derartige Peptide der quantitative Zusammenhang zwischen Länge und
Wirksamkeit gezeigt. Nur wenn die Moleküle die Membran exakt
durchspannen, können sie wirken. �Dieses Ergebnis könnte nicht nur
helfen, neue Antibiotika zu entwickeln. Es ist es darüber hinaus ein
eleganter Weg, um die Dicke von Zellmembranen ganz ohne Mikroskop und
Lineal zu vermessen, sondern mit diesen rein molekularen Messlatten.

Moose sind vielfältige Überlebenskünstler

Einfach und genial
Moose führen meist ein eher unscheinbares und verstecktes Leben. Zu
Weihnachten rücken sie für kurze Zeit ins Bewusstsein der Menschen, wenn
sie Krippen verschönern. So klein und zierlich sie auch sind – so
vielfältig und interessant sind diese Pflanzen. Immerhin gibt es in
Deutschland über 1.000 verschiedene Moosarten. Moose sind die
ursprünglichsten aller Landpflanzen. Sie haben sich vor etwa 400
Millionen Jahren aus Grünalgen der Gezeitenzone, also im
Übergangsbereich zwischen Land und Meer, entwickelt.

Moose sind echte Überlebenskünstler. Sie begnügen sich teilweise mit äußerst
geringen Mengen an Nährstoffen und Licht und können auch noch bei sehr
niedrigen Temperaturen Photosynthese betreiben. Mit ihren
wurzelähnlichen Organen – sogenannten Rhizoiden – besiedeln sie auch
Extremstandorte wie nackte Felsen, Baumrinden, Mauern oder Dächer. Diese
Rhizoide dienen im Prinzip nur der Verankerung. Denn Moose nehmen
Wasser und Nährstoffe über die gesamte Oberfläche auf. Sie sind deshalb
auf Umgebungswasser wie etwa Regentropfen angewiesen. Wo genügend Wasser
vorhanden ist, können sie auf diese Weise große Mengen an Wasser
aufnehmen und speichern. Moose bevorzugen deshalb meist feuchte
Lebensräume wie Wälder, Moore oder schattige Felsbereiche.

Besonders moosreich sind zum Beispiel feuchte und schattige Laub- und
Nadelwälder. Selbst in dunklen Fichtenbeständen oder an Höhleneingängen
sind sie zu finden. Insbesondere die Lebermoose sind auf eine
gleichmäßige Wasserversorgung angewiesen. Deshalb findet man sie häufig
an dauerhaft feuchten Stellen wie zum Beispiel Wasserfällen. Laubmoose
sind dagegen härter im Nehmen. Viele schrumpfen bei Trockenheit bis zur
Unkenntlichkeit ein, nach einem Regenguss saugen sie sich jedoch voll
und leben wieder auf. Da Moose insgesamt erhebliche Mengen Wasser
speichern können, sind sie von großem Wert für den Wasserhaushalt der
Wälder und vor allem auch der Moore. Denn die Torfmoose der Moore
speichern Wasser wie riesige Schwämme in ihren bis zu mehreren Metern
dicken abgestorbenen Schichten. Während sie an der Spitze weiterwachsen,
sterben die tieferliegenden Pflanzenteile ab und bilden unter
Luftabschluss den typischen Torf.

Eine besondere Bedeutung kommt den Moosen als Bioindikatoren zu: Sie reagieren schnell auf Wasser- und Luft-Schadstoffe und sind zuverlässige Säure- oder Basenanzeiger, da sie an bestimmte pH-Werte der Umgebung gebunden sind. Sie reagieren aufgrund der weiten Sporenausbreitung kurzfristig auf Veränderungen in ihrer Umgebung. Der Erhalt beziehungsweise die Wiederherstellung natürlicher Standortbedingungen trägt zum Schutz der Moose bei, ebenso wie eine reduzierte Schadstoffbelastung und naturverträgliche Formen der Landnutzung.
Heike Stommel (aid)

Bienenkästen müssen immer blühen

Heimische Wildblumen und Kräuter bevorzugen

Blumenkästen sind eine Augenweide und beleben unseren Balkon mit dem
Besuch von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen. Doch das bunte Treiben
ist oft nur von kurzer Dauer, denn viele der heutigen Blumen sind auf
Blütenfüllung und Sterilität gezüchtet, damit sie besser aussehen und
länger blühen. Insekten bieten diese kaum etwas zu futtern. Wie wir
Bienen, Hummeln und Schmetterlinge langfristig ans Haus binden, hat Ute
Ruttensperger von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für
Gartenbau in Heidelberg getestet.

In den idealen Balkonkasten für Bienen gehören Pflanzen, die viel Pollen und Nektar für Honigbienen, aber auch für Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegenarten und
Schmetterlinge liefern. Diese Insekten leiden heutzutage an Nahrungsmangel, da viele ihrer Futterpflanzen in der intensiv genutzten Landwirtschaft und erst recht in der Stadt verschwunden sind.

Für die reinen Bienenweidekästen eignen sich heimische Wildblumen am
besten. Dazu gehören unter anderem polstrige und niedrigwachsende
Blütenstauden wie die Großblütige Brunelle ( Prunella grandiflora ), die
Kleine Brunelle ( Prunella vulgaris ), der Blutrote Storchschnabel (
Geranium sanguineum ), die Knäuelglockenblume ( Campanula glomerata ),
Lavendel ( Lavandula angustifolia ), die Kuckucks-Lichtnelke ( Lychnis
flos-cuculi ) und die Katzenminze ( Nepeta racemosa ). Besonders früh
blüht das Felsen-Steinkraut ( Aurinia saxatile ).

Größere Gefäße können höher wachsende Blütenstauden wie den Wiesensalbei (
Salvia pratensis ), die Acker-Witwenblume ( Knautia arvensis ) oder für
eine Blüte im Herbst die Große Fetthenne ( Sedum telephium ) aufnehmen.

Ein Wildblumenkasten ist jedoch oft nicht so farbenfroh wie ein klassischer Kasten mit Petunien oder Geranien. Für den menschlichen Genuss lassen sich die Bienenkästen mit Kräutern und Gemüse wie Chili aufpeppen. Balkonblumen wie die blühfreudigen Salvia-Arten, bunte Verbenensorten oder einfach blühende Zinnien oder Tagetes teilen sich
dann den Platz mit Kräutern wie Oregano und Thymian. Viele der Mittelmeerkräuter sind zwar bei uns nicht heimisch, aber bei Insekten beliebt. Hauptsache im Kasten blüht immer etwas.

Damit die Pflanzung auf Dauer gedeiht, braucht sie regelmäßige Pflege. Für eine
reiche und ausdauernde Blüte benötigen Bienenweidekästen einen Platz an
der Sonne. Der Balkongärtner muss die Pflanzen regelmäßig gießen oder
die automatische Bewässerung kontrollieren. Verblühte Stiele sind
regelmäßig zu entfernen, damit die Pflanzen wieder blühen. Die
Nährstoffversorgung hängt von der Art der Bepflanzung ab. Kästen mit
heimischen Wiesenblumen benötigen weniger Nährstoffe als Kästen mit
Erdbeeren und Gemüse. Wer die Wildblumen mit Paprika oder Tomaten
kombiniert, sollte am besten gleich einen Düngerstick direkt an der
Pflanze platzieren. Ansonsten müssen Blumenkästen mit Balkongemüse
spätestens ab Mitte/ Ende Juni regelmäßig mit organischen Düngern
nachgedüngt werden.

Selbstverständlich haben Pflanzenschutzmittel und andere Chemikalien im Bienenkasten nichts zu suchen. Als Pflanzen eignen sich am besten Kräuter und Topfblumen in
Bio-Qualität. Diese sind robust und wurden ohne Einsatz von chemischen
Pflanzenschutzmitteln und Düngern kultiviert.
Jutta Schneider-Rapp (aid)

Windparks auf See als neue Hummerheimat ?

Windparks auf See
als neue Hummerheimat? Land Niedersachen fördert ein Pilotprojekt Helgoländer Forschender
Bremerhaven/Helgoland,
den 19. April 2013. Mit knapp 700.000 Euro fördert das Land
Niedersachsen ein Pilotprojekt zur Ansiedlung des Europäischen Hummers
im Offshore-Windpark „Riffgat“. Forschende des Alfred-Wegener-Instituts,
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, starten jetzt die
Aufzucht von 3.000 Hummern, die sie im Jahr 2014 auswildern werden. Sie
wollen untersuchen, ob sich Hummer erfolgreich zwischen den Windrädern
ansiedeln.
Mit
dem Bau von Windparks auf hoher See entstehen am Meeresgrund der
Nordsee neue Strukturen. Sand- und Schlickböden dominieren den
Untergrund in der Deutschen Bucht, Windräder bieten dort als so
genanntes Hartsubstrat anderen Lebensgemeinschaften einen neuen
Siedlungsraum. Ein Beispiel für Hartbodenbewohner ist der Europäische
Hummer, der sich als nachtaktives Tier tagsüber in Höhlen versteckt.
Forschende der Biologischen Anstalt Helgoland, die zum
Alfred-Wegener-Institut (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und
Meeresforschung, gehört, wollen Hummer in diesem neu entstehenden
Lebensraum aussetzen.
Das
Land Niedersachsen, vertreten durch den NLWKN (Niedersächsischer
Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), finanziert
das dreijährige Pilotprojekt „Hummeransiedlung im Windpark ‚Riffgat’“
mit knapp 700.000 Euro. Das Geld stammt aus der Ersatzgeldzahlung nach
Naturschutzrecht für den Windpark „Riffgatt“. Für die Verwendung dieser
Mittel wurde ein Vertrag geschlossen zwischen dem NLWKN und dem AWI. Das
Projekt soll die grundsätzliche Möglichkeit sowie die Voraussetzungen
und ökologischen Konsequenzen einer solchen Hummeransiedlung
untersuchen.
„Die
in großer Zahl in den nächsten 15 Jahren in der Deutschen Bucht
entstehenden Windparks stellen zwar einerseits einen Eingriff in das
Ökosystem dar, könnten aber auch mit Maßnahmen zu einer ökologischen
Aufwertung verbunden werden“, sagt Prof. Dr. Heinz-Dieter Franke,
AWI-Biologe auf Helgoland. So schaffe etwa die Sperrung der Windparks
für die industrielle Fischerei Fischen und der wirbellosen Bodenfauna
einen dringend benötigten Schutz- und Erholungsraum. Zudem könnten in
ihrem Bestand bedrohte Bewohner von Hartböden zusätzlichen Lebensraum
erhalten. Dies gilt auch für die Population des Europäischen Hummers in
der Deutschen Bucht, die im Wesentlichen auf das Felsgebiet um die Insel
Helgoland beschränkt ist. „Trotz Schutzmaßnahmen hat sich die
Hummerpopulation bis heute nicht von einem starken Einbruch in den
1950er und 1960er Jahren erholt“, so Franke. Eine erfolgreiche
Ansiedlung der Tiere
in den Steinfeldern, die als Kolkschutz die einzelnen Windkraftanlagen
umgeben, könnte zu einer langfristigen Stabilisierung der Population
beitragen.
Die
Arbeiten werden in enger Kooperation mit dem Betreiber
Offshore-Windpark RIFFGAT GmbH & Co. KG, Oldenburg (ein
Zusammenschluss des Energiebetreibers EWE und der Unternehmensgruppe
ENOVA) und mit dem Projektpartner datadiving GmbH GmbH & Co. KG um
den wissenschaftlichen Taucher Dr. Roland Krone durchgeführt.
AWI-Wissenschaftlerin Dr. Isabel Schmalenbach wird 3.000 Tiere in einer
Anlage auf Helgoland im nächsten Jahr aufziehen. Wenn die Junghummer
dann etwa zehn Zentimeter groß sind, setzt die Forscherin sie gemeinsam
mit Tauch
ern von datadiving im Windpark aus. In den Folgejahren untersuchen
Schmalenbach und Krone in den Hummeransiedlungsgebieten und in einem
Referenzgebiet, wie viele der Jungtiere sich erfolgreich in den
Steinfeldern ansiedeln, ob sie in einem Steinfeld bleiben oder sich in
einem benachbarten eine Höhle suchen, wie sich die Begleitfauna
(Großkrebse und Fische) entwickelt und ob wilde Hummer zuwandern. Das
Projekt stützt sich dabei auf die langjährigen Erfahrungen mit Aufzucht-
und Aussetzprogrammen von Junghummern bei Helgoland.

Betriebsaufgabe – den Neuanfang wagen

(aid) – Rund 15 000 landwirtschaftliche Betriebe haben im vergangen
Jahr die Bewirtschaftung ihres Hofes aufgegeben. Das heißt, 15 000-mal
haben Landwirtsfamilien entscheiden müssen, wie die Betriebsaufgabe im
Einzelnen ablaufen soll und was sie anschließend tun werden. Nicht alle
konnten den Hof aufgeben, in der Gewissheit bis zum Lebensende ein
ausreichendes Einkommen zu erzielen. Ob und wie dies gelingt, hängt
maßgeblich davon ab, wie der Rückzug aus der Landwirtschaft geplant
worden ist. Mit der Betriebsaufgabe ist in vielen Fällen nicht nur der
Verlust des eigenen Arbeitsplatzes verbunden. Hinzu kommen oft auch
negative Gefühle, wie Schuld oder Versagen gegenüber der
Familientradition. Der Alltag ohne Landwirtschaft muss von Vielen erst
neu erlernt werden. Gestaltungsmöglichkeiten für das "Leben nach dem
Hof" sollten rechtzeitig ausgelotet werden. Was alles mit einer
landwirtschaftlichen Betriebsaufgabe verbunden ist, welche Maßnahmen
zur Einkommenssicherung getroffen werden müssen oder wie betriebliche

s Vermögen verwertet werden kann, erläutert ein neues aid-Heft
"Betriebsaufgabe – den Neuanfang wagen". Darin werden auch Hinweise zum
Abbau von Verbindlichkeiten, zu Anpassungen im Versicherungsbereich
oder rechtliche Konsequenzen erörtert.

aid-Heft "Betriebsaufgabe – den Neuanfang wagen"

36 Seiten, Bestell-Nr. 61-1240, ISBN 3-8308-0567-5, Preis: 2,00 EUR
(Rabatte ab 10 Heften), zzgl. einer Versandkostenpauschale von 3,00 EUR
gegen Rechnung

aid-Vertrieb DVG, Birkenmaarstraße 8, 53340 Meckenheim

Tel.: 02225 926146, Fax: 02225 926118

Österreich: ÖAV, av Buch, Sturzgasse 1A, 1141 Wien

E-Mail: Bestellung@aid.de, Internet: www.aid-medienshop.de

Beispiel für falsche Entwicklungspolitik mit Ölplantagen

KfW-Tochter DEG:
Beschwerde wegen Landkonflikten bei Ölpalm-Plantagen im Kongo offiziell angenommen

Köln,
Sassenberg, den 15.1.2019: Heute wurde die am 5. November 2018 bei der
Beschwerdestelle der deutschen Entwicklungsbank DEG eingereichte
Beschwerde offiziell angenommen und veröffentlicht. Die neun betroffenen
Gemeinden aus der Demokratischen Republik Kongo hoffen, über ein
Schlichtungsverfahren eine Lösung ihres langjährigen Landkonflikts mit
dem Plantagenunternehmen Plantations et Huileries du Congo (PHC), einer
Tochtergesellschaft des kanadischen Unternehmens Feronia Inc., zu
erreichen. Seit Dezember 2015 finanziert die DEG das Unternehmen PHC,
welches in der Demokratischen Republik Kongo 107.000 Hektar Land
beansprucht. Die Gemeinden vor Ort berichten schon länger von
umfangreichen Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen und zweifeln die
Rechtmäßigkeit der Pachtverträge an. Das Beschwerde-Gremium wird nun das
Schlichtungsverfahren vorbereiten.
Das Netz aus internationalen
Unterstützerorganisationen innerhalb und außerhalb der DR Kongo,
darunter FIAN und urgewald aus Deutschland, begrüßt die Annahme der
Beschwerde. Sie betrachten die Beschwerde auch als wichtig, um die
Wirksamkeit solcher von den Entwicklungsbanken eingerichteten
Beschwerdeverfahren zu bewerten. Die Beschwerde der Gemeinden ist der
erste bei der DEG-Beschwerdestelle eingereichte Fall, der explizit ein
Streitschlichtungsverfahren einleiten soll.
Neben der DEG haben
weitere internationale Entwicklungsbanken viele Millionen US-Dollar in
Feronia und ihre Tochtergesellschaft PHC investiert. Feronia befindet
sich dadurch im Mehrheitsbesitz von Entwicklungsbanken. Allein die
britische CDC hält über 30 Prozent. Vertreter der CDC und des
Investmentfonds African Agricultural Fund, der von der französischen und
anderen Entwicklungsbanken finanziert wird, haben fünf Sitze im
Verwaltungsrat von Feronia.

Hier die Entscheidung aus dem Beschwerdemechanismus.

Lesen sie hier weitere Informationen über die Beschwerde.

Die internationale Koalition der zivilgesellschaftlichen Organisationen umfasst:
RIAO-RDC, FIAN Germany, urgewald, CCFD-Terre Solidaire, Afrika Europa Netwerk, CNCD-11.11.11
FIAN Belgium, SOS Faim, AEFJN-Belge, The Corner House, Global Legal Action Network, GRAIN, World Rainforest Movement

Kontakt:
Jutta Kill, World Rainforst Movement, 0173 681 3809, jutta@wrm.org.uy