Schleppnetzfischerei gefährdet viele Arten

pte20181221012 Umwelt/Energie, Forschung/Technologie

Schleppnetzfischerei gefährdet viele Arten

Forscher fordern eine erhebliche Verbesserung der weltweit angewandten Mindeststandards

Kiel/Dalhousie (pte012/21.12.2018/10:30) – In 60 Prozent der
Meeresschutzgebiete (MPAs) findet Schleppnetzfang statt. Das hat zum
Teil erheblich negative Auswirkungen auf dort lebende Arten. Zu diesem
Ergebnis kommt eine in "Science" publizierte Studie des GEOMAR
Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel http://geomar.de und der Dalhousie University http://dal.ca .

Vergleichbare Standards schaffen

Für die in "Science" publizierte Studie wurden mehr als 700 MPAs im
Bereich des Nordostatlantiks untersucht. Etwa 45 Prozent der deutschen
und fast 30 Prozent der europäischen Meeresgewässer sind als
Schutzgebiete ausgewiesen. Das bedeutet jedoch nicht, dass in diesen
Gebieten keinerlei Nutzung wie zum Beispiel durch Fischerei stattfindet.
In vielen der MPAs ist Schleppnetzfischerei erlaubt, die, laut den
Forschern, erhebliche negative Auswirkungen hat.

Das Team analysierte MPAs in Gewässern der Europäischen Union rund um
die Britischen Inseln, in der Nordsee, vor Frankreich und Spanien (ohne
Mittelmeer). Die Analyse von Satellitendaten ergab, dass die
Schleppnetzintensität in MPAs im Durchschnitt 40 Prozent höher war als
außerhalb der Schutzgebiete. "Wir zeigen, dass die Anzahl von
verschiedenen Hai- und Rochenarten in Gebieten mit hoher
Schleppnetzfischerei um bis 69 Prozent niedriger ist", betont Manuel
Dureuil, Hauptautor der Studie von der Dalhousie University. "Oft
handelt es sich hier um Grundschleppnetzfischerei, die auch für andere
Organismen negative Auswirkungen haben kann."

Grundschleppnetzfischerei beenden

"Unsere Studie zeigt, dass Meeresschutzgebiete mit
Grundschleppnetzfischerei keine sicheren Häfen sind, sondern gefährdete
Arten dort zum Teil stärker bedroht sind als außerhalb dieser Gebiete",
erläutert Rainer Froese, Co-Autor der Studie vom GEOMAR
Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. "Damit Schutzgebiete ihren
Namen verdienen, muss die Grundschleppnetzfischerei beendet werden."
Laut dem Fischereibiologen bestehe auch keine Notwendigkeit einer
Befischung der MPAs. Wenn Fischbestände nachhaltig bewirtschaftet
würden, dann wachsen die Bestandsgrößen und die erlaubten Fänge können
leicht außerhalb von MPAs gefischt werden.

Die Wissenschaftler fordern daher, dass die Mindeststandards von MPAs
dringend verbessert werden. Die Politik müsse sich auf international
vergleichbare Standards unter Ausschluss der Grundschleppnetzfischerei
verständigen. Zusätzlich müsse das Management von MPAs gestärkt und
transparenter gestaltet werden. Nur so sei es möglich, dass
Meeresschutzgebiete langfristig zu einem nachhaltigen Schutz der
Meeresumwelt und bedrohter Arten beitragen werden.