Archiv der Kategorie: Landwirtschaft, Tier- Pflanzenwelt

Lachgas aus der Landwirtschaft

Lachgas gehört
mit Kohlendioxid und Methan zu den bedeutendsten Treibhausgasen: Es ist
etwa 300-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid. In Deutschland ist
überwiegend die Landwirtschaft für die Emissionen von Lachgas
verantwortlich, vor allem bedingt durch den intensiven Einsatz von
Stickstoffdünger. Die möglichen Folgen – mit Blick auf
Nahrungsmittelproduktion und Klimawandel – wird eine neue Forschergruppe
am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Programm „Make Our
Planet Great Again – German Research Initiative“ untersuchen. Ziel des
deutsch-französischen Programms ist es, die Klimaforschung im Anschluss
an das Pariser Abkommen zu stärken.

Mit dem gemeinsamen
Förderprogramm, das auf die Initiative „Make Our Planet Great Again“ des
französischen Staatspräsidenten zurückgeht, können exzellente
Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland an einer deutschen oder
französischen Einrichtung ihrer Wahl an Projekten forschen, die die
Pariser Klimaziele unterstützen. Leiter der neuen Gruppe am KIT wird Dr.
Clemens Scheer, der von der Queensland University of Technology
Brisbane, Australien, kommt.

Distickstoffmonoxid
(N2O) – auch bekannt als Lachgas –  wirkt erderwärmend, schädigt die
Ozonschicht und wird mikrobiologisch in (überdüngten) Böden, Gewässern
oder Kläranlagen gebildet, entsteht aber auch bei Verbrennungsprozessen.
Am Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische
Troposphärenforschung des KIT (IMK-IFU) beschäftigen sich
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit langen mit der
Quantifizierung der Quellstärke von landwirtschaftlichen Systemen für
N2O. Unter anderem fanden Sie heraus, dass Emissionen reduziert werden
können, wenn Landwirte den Düngemitteleinsatz besser auf das
Pflanzenwachstum abstimmen und Zwischenfrüchte anbauen.

Diese –  bisher
regionalen –  Untersuchungen erweitert die neue Forschergruppe nun
sowohl um die globale Komponente als auch um den Aspekt der
Nahrungsmittelproduktion. „Im Mittelpunkt steht die Frage, wie mehr
Nahrungsmittel zu geringeren Umweltkosten produziert werden können, um
den wachsenden Bedarf einer zunehmenden Weltbevölkerung abzudecken“, so
Professor Klaus Butterbach-Bahl vom IMK-IFU, der unter anderem in
Steppen und Savannen zu N2O-Emissionen aus der Tierhaltung forscht.
Begleitend werde ein globales Netzwerk von Forscherinnen und Forschern
initialisiert, die an solchen Fragen arbeiten, um gemeinsam Standards
für Messungen und Modellierungen zu entwickeln.

Der
Forschungsschwerpunkt von Dr. Clemens Scheer liegt in den Auswirkungen
von Landnutzung und Landwirtschaft auf den Austausch von umweltwirksamen
Gasen zwischen Boden, Pflanzen und Atmosphäre. „Das Programm bietet
ideale Voraussetzungen, um meine Forschungsinteressen zu Landwirtschaft
und Klimawandel voranzutreiben“, erläutert Scheer. „Ich freue mich sehr
über die Möglichkeit, die nächsten vier Jahre am KIT arbeiten zu können:
Es bietet  mir modernste Technik und beste Ausstattung sowie ein
stimulierendes akademisches Umfeld.“

Eine Expertenjury des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) hat Clemens Scheer als
einen von insgesamt 13 renommierten internationalen Forscherinnen und
Forscher als Leiter für Projekte in Deutschland ausgewählt, die die
Pariser Klimaziele unterstützen. Sie sind Teil eines
deutsch-französischen Förderprogramms, das beide Regierungen nach dem
Pariser Klimaabkommen vereinbart haben. Der Deutsche Akademische
Austauschdienst (DAAD) und das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) fördern die Projekte mit insgesamt 15 Millionen Euro.
Insgesamt bewarben sich mehr als 700 Forscher aus allen fünf Kontinenten
und rund 70 Ländern.

Clemens Scheers Gruppe
am KIT erhält von DAAD und BMBF eine Förderung von 775.000 Euro, das KIT
leistet einen zusätzlichen Eigenbeitrag in gleicher Höhe, um das neue
Forschungsprojekt voraussichtlich Anfang 2019 zu realisieren.

Bienen wichtiger als Dünger

Bestäubung durch Bienen wichtiger als Dünger

Experimente
zeigen höhere Erträge und veränderte Nährstoffgehalte
Biene bei der Bestäubung: erhöht den Ertrag deutlich
(Foto:
pr.uni-freiburg.de)
Biene bei der
Bestäubung:
erhöht den Ertrag deutlich (Foto:
pr.uni-freiburg.de)

Freiburg im Breisgau (pte015/10.06.2014/11:47) – Bienen
und
andere Insekten sind als Bestäuber von Nutzpflanzen für den Ernteertrag

wichtiger als bisher angenommen. So kann ihr Fehlen die Ernte erheblich
stärker
mindern als ausbleibende Düngung oder stark reduzierte Bewässerung. Zu
diesem
Ergebnis kommen Wissenschaftler der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
http://www.uni-freiburg.de in Zusammenarbeit mit der
University of California, Berkeley http://berkeley.edu .

Analyse
bei
Mandelbäumen

Im Umkehrschluss konnten die Wissenschaftler erstmals
feststellen, dass die Pflanzen bei ausreichender Bestäubung mehr
Früchte
tragen
und zudem ihre Nährstoffgehalte verändern. Gewonnen werden konnten
diese

Erkenntnisse in einem Experiment an Mandelbäumen in Kalifornien.
Konkret
wurden
Bienen mit Hilfe von Käfigen vom Blütenbesuch ausgeschlossen, die
Bestäubung
durch Bienen zugelassen oder die Blüten mit der Hand selbst
bestäubt.

Im Zuge der gewählten Experimentieranordnung bewässerten
und
düngten die Forschenden die Bäume zusätzlich nach lokalen Praktiken
oder
gaben
ihnen nur wenig Wasser oder keinen Dünger. An einigen Mandelbäumen
kombinierten
sie die verschiedenen Manipulationen, um die Effekte auf den Ertrag und
die
Zusammensetzung der Nährstoffe in den Nüssen getrennt und in
Kombination
zu
untersuchen. Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler bestätigt.

Hand-Bestäubung
ineffizient

Bäume, die mit der Hand bestäubt wurden, brachten die
meisten
Nüsse hervor, allerdings waren diese sehr klein. Dagegen trug ein Baum,
der
nicht bestäubt wurde, kaum Nüsse – aber dafür sehr große.
Hand-Bestäubungen
waren ineffektiv. Der Ertrag durch Bienenbestäubung konnte im Vergleich
um 200
Prozent gesteigert werden. Düngung und Bewässerung hatten nur in
Kombination mit
den Bestäubungsmanipulationen einen signifikanten Effekt auf den
Ertrag.

Auch zu erwähnen ist, dass unzureichend bewässerte Bäume
mehr
Blätter verloren, und ohne Dünger wurden die Blätter vermehrt gelb.
Folglich
gleicht ein Mandelbaum kurzfristig Nährstoff- und Wasserentzug aus,
indem
Nährstoff- und Wasserreserven aus dem Baum in die Früchte geholt
werden.

Defizite in der Bestäubung kann der Baum allerdings nicht ausgleichen.
Die
Zusammensetzung der Nährstoffe unterscheidet sich je nach
Bestäubungsmanipulation.

Grüne Gentechnik

Berlin, 20. Mai 2009 – Die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen begrüßt die Initiative der Bundesministerinnen Prof. Dr. Annette Schavan und Ilse Aigner, einen Runden Tisch zu den Perspektiven der Pflanzengenetik einzurichten. Zu einem ersten Treffen hat Forschungsministerin Schavan heute führende Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden, Kirche, Landwirtschaft und Politik eingeladen. Die Allianz fordert dabei mehr Rationalität in der Debatte, so dürfe die Gentechnik nicht pauschal verurteilt werden.

"Die deutschen Wissenschaftsorganisationen setzen sich ausdrücklich dafür ein, nicht nur Forschung sondern auch Anwendungen der Grünen Gentechnik in Deutschland zu ermöglichen", sagt Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft und zurzeit Sprecher der Allianz. Dies schließt auch weitere Untersuchungen von Sicherheitsfragen und möglichen Risiken ein. Solche Untersuchungen finden in Deutschland bereits seit Jahren umfangreich statt, haben aber bislang keine Ergebnisse erbracht, die eine Abkehr von dieser Technologie auch nur entfernt rechtfertigen könnten.

Eine pauschale Ablehnung der Grünen Gentechnik schadet dem Forschungsstandort Deutschland und verstellt Zukunftschancen: In der Agrarproduktion besitzen gentechnische Methoden das Potenzial für die Erzeugung nährstoffreicher, umweltfreundlicher und zugleich produktiverer Nutzpflanzen. Mögliche negative Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht durch die Methode Gentechnik bedingt, sondern vielmehr dadurch, dass Nutzpflanzen – unabhängig davon ob gentechnisch verändert oder nicht – entgegen der guten fachlichen Praxis so angebaut werden, dass der Schutz der Biodiversität und des Grundwassers vernachlässigt wird.

"Wir unterstützen ausdrücklich die Haltung von Forschungsministerin Schavan zur Grünen Gentechnik und begrüßen die geplante Fortsetzung des heute gestarteten Dialogs. Das wird zu einer Versachlichung der Diskussion führen und verlässliche Rahmenbedingungen für die Forschung und wissenschaftliche Begleitung der Nutzung der Grünen Gentechnik schaffen", betont Mlynek.

 

Gefährliche Keime in Bächen, Flüssen und Seen

Gefährliche Keime in Bächen, Flüssen und Seen: Patentrezept gibt es nicht!
Wasserwirtschaftler äußern sich zur NDR-Sendung „Panorama – die Reporter“
Hennef,
7. Februar 2018. Kläranlagen dienen dem Schutz von Mensch und Umwelt
vor Krankheiten, die sonst durch Abwässer verursacht würden.
Antibiotikaresistenten Keime werden bislang nicht gezielt entfernt.
Kläranlagen sind jedoch bei weitem nicht der einzige Pfad, über den
antibiotikaresistente Keime in Gewässer eingetragen werden. Wichtig sind
für die hier betrachteten Fälle der Abfluss von landwirtschaftlich
genutzten Flächen und Punktquellen wie zum Beispiel Krankenhäuser.
„Infrage zu stellen ist besonders der übermäßige, vorbeugende Einsatz
von Antibiotika, teilweise auch von Reserveantibiotika, in der
Intensivtierhaltung“ stellt Otto Schaaf, Präsident der Deutschen
Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA), in
der auch die deutschen Abwasserentsorger organisiert sind, fest. Schaaf
fordert eine differenziertere Betrachtung als in dem Beitrag
„Gefährliche Keime in Bächen, Flüssen und Seen“, den der Norddeutsche
Rundfunk (NDR) produziert und am 6. Februar 2018 in seinem Politmagazin
„Panorama – die Reporter“ gesendet hat, zum Ausdruck kam. „Ein
Patentrezept gibt es nicht. Eine Verbreitung resistenter Keime kann aber
am besten an der Quelle erreicht werden, das heißt beispielsweise bei
Krankenhäusern und in der Intensivtierhaltung“ so Otto Schaaf.
Der
NDR weist zu Recht auf mögliche Gefahren durch Mikroorganismen hin, die
gegen Antibiotika resistent sind. Als Lösung verlangt Panorama unter
Berufung auf das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt die
Nachrüstung zumindest aller größeren Kläranlagen. Denn Kläranlagen in
Deutschland sind nicht dafür ausgelegt, multiresistente Erreger aus dem
Abwasser zu entfernen.
Alleinige Nachrüstung von Kläranlagen ist keine Lösung
Die
DWA hält diese Forderung – bei aller Sorge um antibiotikaresistente
Krankheitserreger – für kritisch, weil nicht tauglich, das Problem zu
lösen. Kläranlagen sind nicht die Quelle antibiotikaresistenter
Bakterien, sondern stehen am Ende einer Kette aus vielen Entwicklungs-
und Verbreitungspfaden. Nach Überzeugung der Wasserexperten muss zur
Lösung näher an den Ursachen angesetzt werden: dem Einsatz von
Antibiotika. Antibiotika werden in der Human- und der Tiermedizin sowie
in der Agrarindustrie verwendet.
Antibiotika überlegt einsetzen
Bei
Infektionen von Menschen sollen Antibiotika überlegt eingesetzt werden.
Hier sind Ärzte wie Patienten gleichermaßen gefragt. Antibiotika müssen
nach Verordnung des Arztes eingenommen werden und dürfen nicht
vorzeitig eigenmächtig vom Patienten abgesetzt werden. Nicht mehr
benötigte Restmedikamente gehören in die Restmülltonne und keinesfalls
in die Toilette oder das Waschbecken.
Auf massenhaften Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft verzichten
In
der Landwirtschaft, insbesondere der Intensivtierhaltung, aber auch
Aquakulturen, soll auf den massenhaften, oft vorbeugenden Einsatz von
Antibiotika verzichtet werden. Insbesondere der Einsatz von
Reserveantibiotika, die als „eiserne Reserve“ bei schweren Erkrankungen
dienen sollen, ist einzuschränken. „Die übermäßige Verwendung von
Antibiotika in Anlagen zur Massentierhaltung ist eine wesentliche
Ursache für die Ausbildung von Resistenzen gegen Antibiotika. Im
Interesse auch ihrer eigenen Gesundheit sollte die Agrarindustrie hier
Zurückhaltung üben. Wenn antibiotikaresistente Bakterien erst im
Wasserkreislauf angekommen sind, ist es zu spät. Die Schuld hieran kann
allerdings nicht den Kläranlagen zugewiesen werden“, sagt Otto Schaaf.
Angesichts der vielfältigen Wege von Antibiotika und Mikroorganismen aus
den Großställen in die Umwelt wäre eine Nachrüstung von Kläranlagen,
etwa mit Anlagen zur UV-Bestrahlung, bei weitem nicht ausreichend, um
das Problem zu lösen. Schaaf: „Statt nachgeschalteter Maßnahmen, end of
the pipe, muss schon bei der Verwendung angesetzt werden. Positiv wäre
es auch, wenn es gelänge, Pharmawirkstoffe zu entwickeln, die sich nach
der Passage durch den Organismus in der Umwelt durch natürliche Prozesse
selber abbauen. Dies ist keine Zukunftsmusik. Vielversprechende Ansätze
gibt es beispielsweise am Institut für Nachhaltige Chemie und
Umweltchemie der Universität Lüneburg unter Leitung von Professor Klaus
Kümmerer.“
Weitere Forschung ist notwendig
Im
Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
geförderten Projekts „Charakterisierung, Kommunikation und Minimierung
von Risiken durch neue Schadstoffe und Krankheitserreger im
Wasserkreislauf – TransRisk“ wurde die Resistenzbildung erforscht und
unter anderem festgestellt, dass jeder etwas zur Vermeidung beitragen
kann (www.transrisk-projekt.de).
Die DWA hält weitere Forschung sowohl im Bereich der Entwicklung
umweltverträglicher Antibiotika als auch im Bereich der
Verfahrenstechnik zur Elimination dieser Stoffe für dringend
erforderlich.

Artensterben sogar in Schutzgebieten

Tropen: Artensterben sogar in Schutzgebieten
Biodiversität leidet unter steigendem ökologischen Druck
 
Glasfrosch: Schutzgebiet kein Garant für Überleben (Foto: Flickr/Ron)

Cairns/Karlsruhe (pte004/16.08.2012/06:15) – Das Ausweisen von Schutzgebieten in den Tropenwäldern reicht nicht, um das Artensterben zu verhindern. In jedem zweiten dieser Schutzgebiete, die in einer großen internationalen Studie untersucht wurden, sinkt die Artenzahl, teils in alarmierender Geschwindigkeit. Die Biodiversität blieb in den vergangenen 20 Jahren eher in jenen Gebieten bestehen, die vor Ort selbst einen besseren Schutz genießen, berichtet William F. Laurance von der James Cook University http://jcu.edu.au in der Zeitschrift "Nature".

Von wegen unberührte Natur

Die Vorgangsweise des australischen Biologen war spektakulär: Er sammelte die Erfahrungen von 215 Wissenschaftlern aus aller Welt, die jeweils rund 20 Jahre insgesamt 60 Schutzgebiete in 36 tropischen Ländern Afrika, Asiens und Amerika beforscht hatten. Somit wurden Veränderungen der Populationsdichte von 31 Tier- und Pflanzenarten – vom Schmetterling, Raubkatzen und Primaten bis hin zu Bäumen – ermittelt, sowie die Folgen der massiven Abholzungen, der Monokulturen und Erosionen sowie des Klimawandels.

Bloß die Hälfte der untersuchten tropischen Schutzgebiete ist noch intakt, so das ernüchternde Ergebnis, während in der anderen Hälfte die Artenvielfalt bedrohlich abnimmt. Schutzgebiete funktionieren nicht isoliert, sondern stehen in regem Austausch mit ihrer Umgebung: Steigt der ökologische Druck um das geschützte Gebiet, erhöht das auch innerhalb des Reservats den Umweltstress und verändert dessen Gefüge und Qualität. Das ist oft der Fall: 85 Prozent der beforschten Schutzareale haben in den vergangenen drei Jahrzehnten weite Teile ihres Umgebungswaldes eingebüßt, während nur zwei Prozent einen Zuwachs verbuchten.

Zentrale Rolle der Politik

Eine der deutschen Studienautoren ist Gertrud Schaab. Die Geomatikerin von der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft http://hs-karlsruhe.de untersuchte den Wandel von drei Waldgebieten Kenias und Ugandas seit 1900. "Während Klimawandel und Bevölkerungswachstum langsamer wirken, haben politische Entscheidungen wie etwa Holzeinschlag den größten kurzfristigen Einfluss auf Wälder und somit auch deren Biodiversität", so die Forscherin im pressetext-Interview. Dieser Einfluss sei durchaus heterogen, kommen doch Tendenzen wie etwa die Waldfragmentierungen einzelnen Arten wie etwa Waldrand-Vögeln mitunter auch zugute.

Heute sind nur noch drei Prozent der Fläche Kenias Wälder. Ziel der Politik des Landes ist es, diesen Wert bis 2030 auf zehn Prozent zu erhöhen. "Konflikte sind vorprogrammiert, da neben dem intelligenten Aufforsten die fruchtbaren, bewohnten Gegenden in Betracht kommen", berichtet Schaab. Gilt heute auch ein landesweites Verbot der Rodung von Wäldern, so werde dieses vor Wahlen immer wieder durch Versprechen von Lokalpolitikern aufgeweicht. "Chance auf positive ökologische Schritte hat die Politik oft erst dann, wenn sie die Anrainer ins Boot holt und für sie alternative Einkommensquellen schafft."

Natur in Geldwert beziffern

Die Botschaft der Studienautoren ist entsprechend an die Politik gerichtet: Die Schutzgebiete der Tropen sollten wirksamer geschützt werden – und zwar rasch, da die Artenvielfalt in diesen Gebieten sonst für immer verschwindet. Ein möglicher Weg dorthin ist es, der Natur ökonomische Werte beizumessen. Keine einfache Lösung, betont Schaab: "Wasser, CO2 oder Holz lassen sich einfach mit Geldwerten beziffern, zahlreiche andere Dienstleistungen wie ästhetisches Landschaftsbild oder die traditionelle Bedeutung jedoch nur schwer. Jedenfalls hilft das Aufwiegen in Geld, um die Bedeutung des Waldes besser zu schätzen und seinen Reichtum klarzumachen."

Mehr Fisch aus Aquakultur

Karpfen und Regenbogenforellen weit vorne

(aid) – Die Erzeugung von Fisch in Aquakulturbetrieben nimmt weiter zu. 2012 wurden mit 19.600 Tonnen Fisch 7,3 Prozent mehr erzeugt als im Jahr davor. Die Zahl der Fisch erzeugenden Betriebe ist um gut 600 (+ 12,9 %) auf 5.349 gestiegen, teilt das Statistische Bundesamt mit. Die meisten Aquakulturbetriebe (3.355) erzeugten Karpfen (5.521 Tonnen). Regenbogenforellen werden von 2.353 Betrieben produziert (8.116 Tonnen). Dann folgen Lachsforelle (1.278 Tonnen), Europäischer Aal (706 Tonnen) und Bachforelle (658 Tonnen). Um etwa ein Drittel zurückgegangen ist dagegen die deutsche Muschelerzeugung. Gegenüber 2011 wurden von zehn Betrieben nur noch ca. 6.900 Tonnen Muscheln geerntet. Die Muschelerzeugung hängt größtenteils vom natürlichen Brutfall der Muscheln und anderen Umweltfaktoren ab.

Plankton mit innerer Uhr, die sogar nachgestellt werden kann

Genetische Uhren in Zooplanktonarten regulieren die vermutlich größte tägliche Bewegung von Biomasse

Bremerhaven, 11. Juli 2017. Der Ruderfußkrebs Calanus finmarchicus
richtet seinen Tag nach einer genetischen Uhr aus, die unabhängig von
äußeren Reizen funktioniert. Diese Uhr beeinflusst Rhythmen des
Stoffwechsels sowie die tägliche Vertikalwanderung der Krebse. Das hat
einen enormen Einfluss auf das gesamte Nahrungsnetz im Nordatlantik,
denn Calanus finmarchicus ist dort eine zentrale Planktonart. Je
nachdem, wo sich der energiereiche Krebs gerade befindet, müssen sich
auch seine Fressfeinde aufhalten. Die Ergebnisse der Studie erscheinen
nun im Fachjournal Current Biology.

Tag für Tag findet in den Meeren der Welt eine gigantische
Vertikalwanderung statt: Bei Sonnenuntergang schwimmen unzählige
Planktonorganismen wie Ruderfußkrebse oder Krill in Richtung Oberfläche,
um sich an einzelligen Algen satt zu fressen, die nur dort gedeihen
können, wo ausreichend Licht zur Verfügung steht. Die Nacht bietet den
Tieren Schutz vor Räubern wie Fischen, die Licht zum Jagen brauchen. Am
Morgen wandern die Tiere dann in die dunkle Tiefe zurück, wo sie sich
tagsüber vor ihren Fressfeinden verstecken. Das ist die vermutlich
größte tägliche Bewegung von Biomasse auf dem ganzen Planeten. Obwohl
dieses Phänomen seit mehr als 100 Jahren bekannt ist, haben
Wissenschaftler erst in Ansätzen verstanden, welche Signale
Meereslebewesen nutzen, um zu entscheiden, wann sie nach oben und wann
sie nach unten wandern.

Licht scheint dabei eine große Rolle zu spielen – doch auch in der
Polarnacht und im Dunkel der Tiefsee, wo nur sehr wenig Licht zur
Verfügung steht, finden solche Wanderungen statt. Wissenschaftler des
Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz Zentrum für Polar- und
Meeresforschung (AWI) konnten nun nachweisen, dass der Ruderfußkrebs
Calanus finmarchicus eine innere genetische Uhr besitzt, die unabhängig
von äußeren Reizen einen 24-Stunden Rhythmus erzeugt. Licht wird dabei
nur benötigt, um die Uhr hin und wieder richtig zu „stellen“. „Diese Uhr
beeinflusst neben den Rhythmen der Stoffwechselaktivität der Tiere auch
deren tägliche Vertikalwanderung“, sagt Erstautor Sören Häfker.

Zusammen mit Kollegen der Universität Oldenburg und der Scottish
Association for Marine Science hat er eine detaillierte Untersuchung des
gesamten Uhr-Mechanismus für diese wichtige Krebsart durchgeführt und
die tägliche Wanderung mit der Rhythmik der genetischen Uhr verglichen.
„Für uns war es erstaunlich, wie präzise die genetische Uhr den
24-Stunden-Rhythmus ohne äußere Reize beibehält und dass wir diesen
Rhythmus sowohl unter kontrollierten Laborbedingungen als auch im
natürlichen Lebensraum im schottischen Loch Etive fanden“, sagt Sören
Häfker. In der freien Natur können die Tiere bei ihren täglichen
Wanderungen mehrere hundert Meter zurücklegen.

Doch auch in Laborexperimenten wiesen die Wissenschaftler dasselbe
Bewegungsmuster nach. Hier haben sie für die Tiere zuerst einen
natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus simuliert und sie danach mehrere Tage in
konstanter Dunkelheit gehalten. Unter diesen Bedingungen haben sie dann
den Sauerstoffverbrauch der Tiere als Hinweis für den Stoffwechsel, die
Vertikalwanderung sowie die Aktivität verschiedener Uhr-Gene gemessen.
In den knapp einen Meter hohen Säulen der Versuchsanordnung findet
selbst bei konstanter Dunkelheit eine rhythmische Vertikalwanderung
statt. Dieses Verhalten zeigt, dass die Wanderung von der genetischen
Uhr reguliert wird. Die Krebse können so den Tageszyklus vorausahnen und
sich zum Beispiel in tiefere Wasserschichten zurückziehen, noch bevor
es für Räuber hell genug wird, um sie zu jagen.

Der Ruderfußkrebs Calanus finmarchicus sammelt im Körper große
Fettreserven an und ist daher für viele größere Tiere eine attraktive
Nahrungsquelle. Die tägliche Wanderung hat somit eine herausragende
Bedeutung für das Ökosystem. Das ist besonders relevant, weil durch die
Klimaerwärmung viele marine Arten ihre Verbreitung in Richtung der Pole
verschieben. Dort schwankt die Tageslänge über das Jahr jedoch deutlich
stärker und es stellt sich die Frage, ob die inneren Uhren dieser Tiere
mit den extremeren Bedingungen klarkommen. „Nur wenn wir verstehen, wie
genetische Uhren funktionieren und wie sie das Leben im Meer
beeinflussen, können wir in Zukunft besser vorhersagen, wie marine Arten
auf Veränderungen der Umwelt – etwa durch den Klimawandel – reagieren
und welche Konsequenzen das für marine Ökosysteme hat“, betont Sören
Häfker.

Achtung Ambrosien

(aid) – Wildkräuter, die nach Europa eingeschleppt werden und sich wegen mangelnder Konkurrenz fast ungehindert ausbreiten können, haben unter Umständen noch andere Schattenseiten. Die Ambrosie (Ambrosia artemisifolia) beispielsweise gefährdet nicht nur die Biodiversität heimischer Ökosysteme, sie birgt außerdem ein extrem hohes Allergenpotenzial. Bei fast 80 Prozent der Menschen lösen die Pollen eine Sensibilisierung aus, etwa die Hälfte davon reagiert bei ausreichender Ambrosien-Pollenkonzentration anschließend mit einer Allergie.
Ursprünglich in Nordamerika beheimatet, breitet sie sich – unter anderem bedingt durch die Folgen des Klimawandels – immer weiter in Europa aus. Die Einschleppungswege sind vielfältig: Über verunreinigtes Vogelfutter oder andere Tierfutter, per Schiff oder in Hohlräumen von Autos und LKW sowie durch ungenügend gereinigtes landwirtschaftliches Saatgut gelangen Samen in fremde Gebiete. Ambrosien kamen schon Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa. Sie breiteten sich immer dort aus, wo wenig Konkurrenz durch andere Pflanzen herrschte – wie beispielsweise auf Bahndämmen oder Schutthalden. Jede Pflanze kann über 60.000 Samen produzieren, die mehr als 40 Jahre im Boden überdauern können. Da Ambrosien genau wie andere Neophyten, also "Neupflanzen" ein sehr dominantes genetisches Potenzial in sich tragen, können sie heimische Arten verdrängen. Im Falle von Ambrosia geht dies einher mit einer nicht zu unterschätzenden gesundheitlichen Beeinträchtigung der Menschen. Eine Konzentration von nur wenigen Samenkörnern pro Kubikmeter Luft kann zu allergischen Reaktionen wie Bindehautentzündungen oder Asthma führen. Die kritische Zeit beginnt Ende Juni und reicht bis zum ersten Frost. Deshalb ist schon frühzeitig Aufmerksamkeit geboten: Bürger sollten die Pflanzen bekämpfen, bevor sich die ersten Blüten bilden. Die korbblütige Pflanze wird bis zu zwei Meter hoch und kann an den stark verzweigten Sprossachsen erkannt werden. Allerdings ist sie im nicht-blühenden Zustand leicht mit der harmlosen Stauden-Ambrosie, dem gemeinen Beifuß oder dem weißen Gänsefuß zu verwechseln.
aid, Friederike Eversheim

Pflanzenschutzmittelrückstände und kein Ende

(aid) – Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Obst und Gemüse kommen
nicht aus den Schlagzeilen. Von Paprika aus konventionellem spanischem
Anbau muss den Verbrauchern derzeit abgeraten werden. Das Chemische-
und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart fand darin zuletzt in mehreren
Versuchsreihen das in der EU nicht zugelassene Insektizid
Isofenphos-Methyl sowie weitere nicht zugelassene Pestizide. Die
erlaubte allgemeine Höchstmenge wurde hierbei mehrfach überschritten.
Jenseits aller amtlichen Untersuchungen hatte zuletzt auch Greenpeace
in deutschem Obst und Gemüse Rückstände nicht oder für die jeweilige
Kultur nicht zugelassener Pflanzenschutzmittel gefunden.

Daraufhin erstellte die Umweltorganisation eine Art Hitparade von
Einkaufsstätten, die eine Orientierung bieten soll, wo man
"rückstandsfreieres" Obst und Gemüse kaufen könne.

Der Kölner Rewe-Konzern meldet, er verlange künftig von seinen
Lieferanten nur noch solche Produkte zu bekommen, die maximal 70
Prozent der jeweils gültigen gesetzlichen Höchstwerte an Pestiziden
erreichen. Zudem dürfe die "akute Referenzdosis" (ARfD) bei Obst und
Gemüse nicht überschritten werden. Anderenfalls drohten Sanktionen bis
zur Auslistung. Rewe folgt damit einer Praxis, die seit dem letzten
Jahr bei verschiedenen deutschen Supermärkten zu unterschiedlichen
Anforderungen an ihre Ware geführt hat.

Den Verbraucher könnte es freuen, denn was derzeit von ihm verlangt
wird, ist ein Eiertanz, der seinesgleichen sucht. Wer nicht gleich
seinen kompletten Einkauf in den Naturkostladen oder ins Bio-Regal des
Supermarktes verlagert und Bio-Produkte kauft, soll sich im Supermarkt
detektivisch betätigen. Woher kommen die Trauben? Schade, aus Italien
…haben ganz fragwürdig im Greenpeace-Test abgeschlossen. Mmmh . die
Bohnen sehen gut aus, aber leider aus Ägypten, die sind mehrfach
schlecht aufgefallen.

Dass Obst und Gemüse trotzdem gesund sind, bestreitet eigentlich
niemand. Und die Empfehlung, möglichst vielseitig zu essen, gilt nach
all den neuen Funden mehr denn je. Zum Beispiel Bananen, Kiwis,
Broccoli, Kartoffeln und die dann am besten aus biologischem … Da
wären wir wieder bei den üblichen Empfehlungen.

aid, Britta Klein

Weitere Informationen:

www.cvuas.de

www.untersuchungsaemter-bw.de

www.greenpeace.de

www.rewe-group.de

Planet Erde beherbergt 8,7 Mio. Arten

Planet Erde beherbergt 8,7 Mio. Arten
91 Prozent aller Lebewesen sind noch unbekannt

Honolulu/Halifax (pte004/24.08.2011/06:10) – Rund 8,7 Mio. verschiedene Arten von Lebewesen bewohnen die Erde. Das berichtet ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift "PLoS Biology". Dank neuartiger Analysetechniken konnten sie die bisher sehr ungenauen Schätzungen deutlich verfeinern. "Bisher ging man von einer Zahl zwischen drei und 100 Mio. Spezies aus. Man wusste nicht einmal, in welcher Größenordnung man sich bewegt", so Studienautor Boris Worm von der kanadischen Dalhousie University http://www.dal.ca im pressetext-Interview.

Wir wissen nichts

Vor 253 Jahren schuf Carl von Linné die Grundlagen für die Taxinomie der Botanik und Zoologie. Seither wurden 1,2 Mio. Arten beschrieben und katalogisiert, davon eine Mio. Land- sowie 250.000 Meeresbewohner. "Noch immer nehmen die jährlichen Neuentdeckungen linear zu, weshalb man Schätzungen zum Gesamtbestand nicht validieren konnte", berichtet Worm. Ein Fortschritt gelang den Forschern, als sie das Verhältnis der Systematik-Einheiten wie Klasse, Ordnung und Familie zur Artenzahl berücksichtigten. Hier flacht die Neuentdeckungsrate ab und lässt den Endpunkt der Entdeckungen extrapolieren.

Die neuen Zahlen offenbaren, wie wenig der Mensch über die Natur weiß. Von geschätzten 7,8 Mio. lebenden Tierarten sind erst 953.434 bekannt, von 298.000 Pflanzen erst 216.644 und von 611.000 Pilzen sogar nur 43.271. Auch bei den Einzellern und Stramenopilen beträgt die Entdeckungsrate nur ein Viertel bzw. die Hälfte der je rund 30.000 Arten. "86 Prozent der Land- und 91 Prozent der Meeresarten müssen erst entdeckt und beschrieben werden. Der größten Aufholbedarf besteht hier in der Tiefsee, bei Korallenriffen und im Boden tropischer Wälder", so Studienleiter Camilo Mora von der University of Hawaii gegenüber pressetext.

Erforschung dauert noch 1.200 Jahre

Wichtig seien derartige Erkenntnisse für den Artenschutz. So ist etwa davon auszugehen, dass die "Rote Liste" gefährdeter Spezies mit aktuell 59.508 Arten nicht einmal ein Prozent aller Lebewesen beobachtet. "Was man nicht kennt, kann man nicht schützen. Bei neun von zehn lebenden Arten wissen nicht, ob sie vom Aussterben bedroht sind. Unbekannt sind uns jedoch bislang auch ihre Funktionen für das Leben auf Erde, von denen wir Menschen vielleicht sogar in hohem Ausmaß abhängen. Die Neuentdeckung von Arten ist deshalb viel mehr als bloß ein hobbyartiges Stillen wissenschaftlicher Neugier", betont Worm.

Geht die Entdeckung und Beschreibung weiter wie bisher, erfordert es theoretisch noch 1.200 Jahre, 300.000 Biologen und 364 Mrd. Dollar, bis alle Spezies bekannt sind. Beschleunigung könnten neue Techniken bringen wie etwa der DNA-Barcode. "DNA-Techniken sind billig und schnell. Sie taugen jedoch eher zur Identifizierung als zur Neubeschreibung", so der kanadische Forscher.