Lachgas aus der Landwirtschaft

Lachgas gehört
mit Kohlendioxid und Methan zu den bedeutendsten Treibhausgasen: Es ist
etwa 300-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid. In Deutschland ist
überwiegend die Landwirtschaft für die Emissionen von Lachgas
verantwortlich, vor allem bedingt durch den intensiven Einsatz von
Stickstoffdünger. Die möglichen Folgen – mit Blick auf
Nahrungsmittelproduktion und Klimawandel – wird eine neue Forschergruppe
am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Programm „Make Our
Planet Great Again – German Research Initiative“ untersuchen. Ziel des
deutsch-französischen Programms ist es, die Klimaforschung im Anschluss
an das Pariser Abkommen zu stärken.

Mit dem gemeinsamen
Förderprogramm, das auf die Initiative „Make Our Planet Great Again“ des
französischen Staatspräsidenten zurückgeht, können exzellente
Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland an einer deutschen oder
französischen Einrichtung ihrer Wahl an Projekten forschen, die die
Pariser Klimaziele unterstützen. Leiter der neuen Gruppe am KIT wird Dr.
Clemens Scheer, der von der Queensland University of Technology
Brisbane, Australien, kommt.

Distickstoffmonoxid
(N2O) – auch bekannt als Lachgas –  wirkt erderwärmend, schädigt die
Ozonschicht und wird mikrobiologisch in (überdüngten) Böden, Gewässern
oder Kläranlagen gebildet, entsteht aber auch bei Verbrennungsprozessen.
Am Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische
Troposphärenforschung des KIT (IMK-IFU) beschäftigen sich
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit langen mit der
Quantifizierung der Quellstärke von landwirtschaftlichen Systemen für
N2O. Unter anderem fanden Sie heraus, dass Emissionen reduziert werden
können, wenn Landwirte den Düngemitteleinsatz besser auf das
Pflanzenwachstum abstimmen und Zwischenfrüchte anbauen.

Diese –  bisher
regionalen –  Untersuchungen erweitert die neue Forschergruppe nun
sowohl um die globale Komponente als auch um den Aspekt der
Nahrungsmittelproduktion. „Im Mittelpunkt steht die Frage, wie mehr
Nahrungsmittel zu geringeren Umweltkosten produziert werden können, um
den wachsenden Bedarf einer zunehmenden Weltbevölkerung abzudecken“, so
Professor Klaus Butterbach-Bahl vom IMK-IFU, der unter anderem in
Steppen und Savannen zu N2O-Emissionen aus der Tierhaltung forscht.
Begleitend werde ein globales Netzwerk von Forscherinnen und Forschern
initialisiert, die an solchen Fragen arbeiten, um gemeinsam Standards
für Messungen und Modellierungen zu entwickeln.

Der
Forschungsschwerpunkt von Dr. Clemens Scheer liegt in den Auswirkungen
von Landnutzung und Landwirtschaft auf den Austausch von umweltwirksamen
Gasen zwischen Boden, Pflanzen und Atmosphäre. „Das Programm bietet
ideale Voraussetzungen, um meine Forschungsinteressen zu Landwirtschaft
und Klimawandel voranzutreiben“, erläutert Scheer. „Ich freue mich sehr
über die Möglichkeit, die nächsten vier Jahre am KIT arbeiten zu können:
Es bietet  mir modernste Technik und beste Ausstattung sowie ein
stimulierendes akademisches Umfeld.“

Eine Expertenjury des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) hat Clemens Scheer als
einen von insgesamt 13 renommierten internationalen Forscherinnen und
Forscher als Leiter für Projekte in Deutschland ausgewählt, die die
Pariser Klimaziele unterstützen. Sie sind Teil eines
deutsch-französischen Förderprogramms, das beide Regierungen nach dem
Pariser Klimaabkommen vereinbart haben. Der Deutsche Akademische
Austauschdienst (DAAD) und das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) fördern die Projekte mit insgesamt 15 Millionen Euro.
Insgesamt bewarben sich mehr als 700 Forscher aus allen fünf Kontinenten
und rund 70 Ländern.

Clemens Scheers Gruppe
am KIT erhält von DAAD und BMBF eine Förderung von 775.000 Euro, das KIT
leistet einen zusätzlichen Eigenbeitrag in gleicher Höhe, um das neue
Forschungsprojekt voraussichtlich Anfang 2019 zu realisieren.