Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Urlaubsgefahr Hepatitis: Auf Reisen die Leber schützen

Urlaubsgefahr Hepatitis: Auf Reisen die Leber schützen

Berlin
– In den ersten Bundesländern haben die Sommerferien begonnen, und wer
sich vom Alltag erholen möchte, reist gerne in den Süden. Beliebte
Reiseziele wie der Mittelmeerraum, aber auch die meisten tropischen
Gebiete sowie Osteuropa zählen zu den Risikogebieten für eine Infektion
mit Hepatitis A-Viren. Hepatitis A gilt als typisches
„Reisemitbringsel“. Weiter verbreitet als lange angenommen, sind zudem
Infektionen mit dem Virus-Typ E – nicht nur auf Reisen, sondern auch in
Deutschland besteht eine Infektionsgefahr. Wer einige einfache
Hygieneregeln beachtet und sich vor dem Urlaub gegen Hepatitis A impfen
lässt, verringert sein Risiko, zu erkranken, teilt die Deutsche
Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit.

Infektionen
mit den Hepatitis-Typen A und E verursachen eine Entzündung der Leber
und rufen Übelkeit, Erbrechen und grippeähnliche Symptome hervor. Anders
als Infektionen mit Hepatitis B oder C, die durch Blut oder
Sexualkontakte übertragen werden, heilen Infektionen mit Hepatitis A
oder E meist folgenlos aus, mitunter verlaufen sie auch unbemerkt. Eine
Gefahr für ernstere Verläufe haben Patienten mit vorgeschädigter Leber,
Schwangere, Ältere sowie Menschen mit eingeschränkter Immunfunktion.
Impfstoffe stehen gegen Hepatitis A und B zu Verfügung. Gegen Hepatitis C
und E existiert kein Impfstoff.

Hepatitis
A-Viren kommen nur beim Menschen vor und werden in der Regel fäkal-oral
übertragen: Dabei gelangen Viren, die mit dem Kot ausgeschieden wurden,
durch mangelnde Hygiene ins Trinkwasser oder in die Nahrung. „Weil die
Viren recht umweltstabil sind, kann im Prinzip jedes Obst und jeder
Salat, der durch schmutzige Hände gegangen ist, infektiös sein“, sagt
Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für
Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische
Intensivmedizin am Universitätsklinikum Aachen und Vorstandsmitglied der
DGVS. Gerade auf Reisen sei es sinnvoll, Nahrungsmittel am besten zu
kochen oder zu schälen. Vor allem Muscheln und Austern gehören zu den
häufig mit Hepatitis A- oder auch Noroviren belasteten Nahrungsmitteln.
Da sie Nahrung aus dem Wasser filtern, reichern sich in ihnen auch die
im Wasser enthaltenen Kontaminationen an. Das Bundesinstitut für
Risikobewertung rät daher vom Verzehr roher und unzureichend gekochter
Muscheln und Austern unbedingt ab. Zwei Minuten kochen bei 85 bis 100
Grad tötet die Erreger jedoch zuverlässig ab.

Für
die nahe verwandten Hepatitis E-Viren gelten im Wesentlichen dieselben
Übertragungswege. Anders als Hepatitis A-Viren können sie sich jedoch –
je nach Subtyp – nicht nur im Menschen, sondern auch in Tieren wie
Schweinen, Wildschweinen, Rindern oder Kamelen vermehren. Während
Infektionen im Ausland hauptsächlich durch kontaminiertes Wasser
verursacht werden, gehen sie in Deutschland vor allem auf nicht
durchgegartes Schweine- und Wildfleisch zurück. „Die Diagnose von
Hepatitis E-Fällen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen –
wobei nicht geklärt ist, ob die Fälle tatsächlich zunehmen oder eine
erhöhte Aufmerksamkeit für die Infektionen zu mehr Diagnosen führt“,
sagt Trautwein. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts haben sich in
den vergangenen Jahren rund 320 000 Deutsche jährlich neu mit dem
Hepatitis E-Virus infiziert.

Eine
sorgfältige Hand- und Lebensmittelhygiene gehört zu den wichtigsten
Maßnahmen, um eine Infektion mit Hepatitis A oder E zu verhindern:

– Waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife.


Vermeiden Sie es, auf Reisen in den Süden nicht abgekochtes
Leitungswasser zu trinken. Achtung bei Eiswürfeln in Getränken: Diese
sind meist aus Leitungswasser hergestellt, das nicht abgekocht wurde.

– Achten Sie darauf, Fleisch, insbesondere Schweine- und Wildfleisch, durchzugaren.

– Auf Reisen in südliche Länder sollte Gemüse und Obst entweder geschält oder gekocht werden.

– Vermeiden Sie den Verzehr roher oder unzureichend durchgegarter Muscheln.

Diese
Maßnahmen schützen zugleich vor anderen Infektionen wie etwa
Durchfallerkrankungen. Der wirksamste Schutz vor Hepatitis A-Viren
besteht in einer Impfung. Gegen das Hepatitis E-Virus kann jedoch nicht
geimpft werden. Generell ist die Hepatitis A-Impfung für jeden
empfohlen, der in die eingangs genannten Risikogebiete reist. Impfstoffe
gibt es sowohl als Einzelvakzine als auch in Kombination mit einer
Hepatitis B- oder einer Typhus-Impfung. Bei der reinen Hepatitis
A-Impfung reichen zwei Impfstoffgaben im Abstand von sechs Monaten aus,
um mindestens zehnjährigen, womöglich sogar lebenslangen Schutz, zu
gewährleisten. „Schützende Antikörper sind aber schon rund zwei Wochen
nach der ersten Impfung vorhanden“, erläutert Trautwein. Das sei
deutlich kürzer als die Inkubationszeit von drei bis vier Wochen. Eine
Impfung sei deshalb auch noch kurz vor Antritt der Urlaubsreise möglich.

Die
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche
Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute
vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der
Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich
wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und
Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und
Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen
der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Prothesenhaut lässt Träger Schmerzen fühlen

Prothesenhaut lässt Träger Schmerzen fühlen

Neues Gadget ermöglicht Berührungs- wie auch Schmerzempfinden

Prothesenhaut wird an den Fingerspitzen getragen (Foto: hopkinsmedicine.org)
Prothesenhaut wird an den Fingerspitzen getragen (Foto: hopkinsmedicine.org)

Baltimore (pte022/25.06.2018/12:30) –

Forscher der John Hopkins School of Medicine http://hopkinsmedicine.org/som haben eine neue Prothesenhaut entwickelt, die Schmerz und
Berührungsintensität fühlen lässt. Die E-Haut generiert elektrische
Impulse, welche die Nerven im Oberarm stimulieren. Es handelt sich bei
der Haut um eine dünne Schicht aus Gummi und Stoff, die über den
Fingerspitzen einer Prothese getragen wird. Das neue Gadget wurde
bereits an Amputierten getestet, die den Einsatz als "belebend"
beschreiben.

Schmerz ist essenziell

Die Empfindung von Schmerz ist für vollständig
funktionierende Gliedmaßen unerlässlich, um Gefahren in der Außenwelt zu
vermeiden. "Schmerz ist natürlich unerfreulich. Dennoch ist er
essenziell und fehlt bei Prothesen, die Amputierten derzeit zur
Verfügung stehen", erklärt Luke Osborn von der John Hopkins University.

Die Sensoren der Prothesenhaut sind mit einem kleinen
Computer, der am Oberarm des Trägers angebracht ist, verbunden. Wird ein
Objekt berührt, sendet die E-Haut elektrische Signale zu Elektroden,
die sich am Ende des Oberarms befinden. Dadurch werden die Nerven im Arm
– wie bei einem Menschen ohne Prothese – stimuliert.

Natürliche Empfindungen

Je nach dem Muster der Impulse, die durch das Device
abgegeben werden, handelt es sich um ein breites Spektrum an
Empfindungen von Licht bis Schmerz, die im Gehirn als Reaktion ausgelöst
werden. "Mithilfe des sensorischen Feedbacks können wir der Hand eines
Amputierten natürliche Empfindungen ermöglichen", schildert Osborn. Bei
ersten Experimenten konnten Amputierte beim Erfassen von spitzen
Gegenständen Schmerz und bei runden Gegenständen die jeweilige
Berührungsintensität fühlen.

Objektive Information zum Thema Cannabis

pts20190131012 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie

Mit Cannabinoiden gegen chronische Schmerzen: Jüngste Empfehlungen der Europäischen Schmerzgesellschaft EFIC

Pressemitteilung zu den 18. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft

Wien (pts012/31.01.2019/09:00) – Sind Cannabinoid-Medikamente
für die Schmerztherapie zweckmäßig? Könnte der medizinische Einsatz von
Cannabisblüten oder Marihuana Vorteile gegenüber den verfügbaren
Medikamenten bringen? Mit diesen aktuell viel diskutierten Fragen
beschäftigte sich zuletzt nicht nur ein auf Ersuchen des Nationalrats
vom Sozialministerium erstellter Bericht, sondern auch ein
internationales Positionspapier der Europäischen Schmerzföderation EFIC.
ÖSG-Vorstandsmitglied Univ.-Prof. DDr. Hans Georg Kress, Vorstand der
Abteilung für Spezielle Anästhesie und Schmerzmedizin, Medizinische
Universität/AKH Wien, der an beiden Expertisen maßgeblich beteiligt war,
erläutert anlässlich der 18. Schmerzwochen der Österreichischen
Schmerzgesellschaft (ÖSG) einige wichtige Aspekte.

"Insgesamt zeigt sich, dass die wissenschaftliche Evidenz für den
medizinischen Einsatz von Cannabinoiden noch lückenhaft ist und die
Anwendung daher in vielen Bereichen mehr auf klinischer Erfahrung und
weniger auf harten Studien-Daten beruht", so Prof. Kress. Am besten sind
die Cannabinoide Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC, internationaler
Freiname: Dronabinol) und Cannabidiol (CBD) untersucht. THC ist
halluzinogen, CBD nicht und daher auch kein Suchtmittel. Die möglichen
medizinischen Einsatzgebiete dieser beiden Cannabinoide unterscheiden
sich außerdem maßgeblich.

Eine der Empfehlungen des neuen EFIC-Positionspapiers zielt auf die
Kenntnisse der Behandler ab: "Eine Therapie mit Cannabinoiden sollte von
Ärztinnen und Ärzten durchgeführt werden, die über ausreichende
therapeutische Erfahrung mit diesen Substanzen verfügen", fasst Prof.
Kress die europäische Expertenempfehlung in dieser Frage zusammen.

Mit Cannabinoiden gegen chronische Nervenschmerzen

Was den Einsatz von Cannabinoiden bei chronischen Schmerzen betrifft, so
ist die Wirkung bei chronischem neuropathischem Schmerz
wissenschaftlich gut belegt. Im Rahmen einer medikamentösen Behandlung
kann Dronabinol hier als Ergänzung (Add-on-Therapie) eine nützliche
Option darstellen. Dafür sprechen Quantität und Qualität der Evidenz,
wie das aktuelle EFIC-Positionspapier festhält.

Für die Behandlung aller anderen chronischen Schmerzzustände sind die
Experten-Empfehlungen aufgrund der Datenlage zurückhaltender. Nach
Ausschöpfung und Versagen herkömmlicher Therapien kann Dronabinol auch
bei anderen chronischen Schmerzen im Sinn eines individuellen
Therapieversuchs zusätzlich zum Einsatz kommen, so Prof. Kress: "Die
deutsche CAPRIS-Studie beschreibt sekundäre Wirksamkeitsbelege zugunsten
von Cannabinoid-Arzneimitteln in der Schmerztherapie, zum Beispiel eine
Reduktion der durchschnittlichen Schmerzintensität."

Auch bei Tumorschmerzen könne ein Therapieversuch als Zusatzmedikation
sinnvoll sein. Neben der Reduktion des Opioidverbrauchs können auch
Symptome wie Schlafstörungen, Erschöpfung, Übelkeit, Erbrechen und
Appetitlosigkeit positiv beeinflusst werden, wie zuletzt eine
Praxisempfehlung einer österreichischen Expertengruppe festhielt.
Weitere anerkannte mögliche Einsatzgebiete für THC sind spastische
Schmerzzustände, zum Beispiel bei Multipler Sklerose oder dem
Querschnittssyndrom.

Beim Einsatz von Cannabinoiden seien jedenfalls einige Rahmenbedingungen
zu beachten: Zu empfehlen ist bei entsprechenden Hinweisen vor
Therapiebeginn ein Screening auf Depression und Angststörung oder auf
Substanz-Abhängigkeit. Patienten mit einem hohen Abhängigkeitsrisiko
sollte Dronabinol nur mit engmaschiger Kontrolle verschrieben werden.
"Wichtig ist auch, vor dem Beginn der Cannabinoid-Behandlung
realistische Therapieziele zu definieren. Werden diese nicht erreicht
oder belasten Nebenwirkungen die Patienten zusätzlich, muss die
Behandlung beendet werden", so Prof. Kress.

Kein grünes Licht für Cannabisblüten- und Marihuana-Konsum für medizinische Zwecke

Auch die immer wieder diskutierte Frage, ob Cannabisblüten oder
Marihuana für medizinische Zwecke auf Rezept erhältlich sein sollen,
vaporisiert oder geraucht, diskutiert die neue europäische Empfehlung.
"Unser EFIC-Positionspapier betont, dass der Einsatz von Reinsubstanzen
und arzneimittelbehördlich zugelassenen Cannabis-basierten
standardisierten Extrakten für medizinische Zwecke schon wegen der
Dosis- und Anwendungssicherheit, wenn immer möglich, dem Konsum von
Pflanzenteilen vorzuziehen ist", so Prof. Kress. "Hier ist angesichts
der oft emotional und ideologisch geführten Debatte wohl eine wichtige
Klarstellung angebracht. Die generelle Legalisierung von Cannabis ist
eine rein gesellschaftspolitische Entscheidung, nur zwei Länder weltweit
und einige US-Bundesstaaten haben sich bisher dafür entschieden. Wer
eine solche generelle Legalisierung wünscht, soll das auch klar sagen,
und sich nicht hinter einer Diskussion des medizinischen Nutzens von
Cannabis und seiner ‚Medikalisierung‘ verstecken. Schon heute können in
Österreich und anderen Ländern Patienten von wirksamen und sicheren
Cannabinoid-Medikamenten profitieren – dafür braucht es keine
medizinische Cannabis-Legalisierung."

Nach gegenwärtigem Wissensstand gibt es keine Beweise, dass
Cannabisblüten oder Marihuana für medizinische Zwecke wirksamer und
sicherer wären als die verfügbaren Cannabinoid-Medikamente, die ihre
Wirksamkeit und arzneimitteltechnische Sicherheit in kontrollierten
Studien bewiesen haben, so der Experte. Vor diesem Hintergrund sieht
auch das österreichische Sozialministerium in seinem aktuellen Bericht
keinen gesetzlichen Änderungsbedarf.

Von manchen Seiten wird polemisiert, mächtige "Pharmalobbies" würden
versuchen, eine Liberalisierung oder Legalisierung des medizinischen
Cannabisgebrauchs zu verhindern. Hier werde bewusst ein völlig falsches
Bild gezeichnet, so der Experte. "In Wirklichkeit geht es bei der
Forderung nach medizinischer Cannabis-Freigabe um einen Milliardenmarkt
mit entsprechenden großen börsenotierten Cannabisproduzenten und deren
massivem Lobbying."

Erst kürzlich kaufte der kanadische Cannabis-Anbauer Aurora Cannabis den
Rivalen MedReleaf für umgerechnet 2,1 Milliarden Euro. Die Aktien
einschlägiger Anbau-Firmen schießen in die Höhe. Das Fachmagazin
"Marijuana Business Daily" (sic!) schätzt, dass sich das Marktvolumen
bis zum Jahr 2021 auf 23 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht. Manche
Analysten schätzen das künftige weltweite Marktpotenzial für legales
Cannabis auf mehr als 150 Milliarden Euro, und längst haben sich auch
globale Tabak- und Getränkekonzerne an großen Cannabis-Unternehmen
beteiligt. Prof. Kress: "Hier geht es also um ein richtig großes
Geschäft, für dessen Durchsetzung offenbar Schmerzpatienten
instrumentalisiert werden sollen."

Zugang zu den bereits verfügbaren Arzneien erleichtern

Verfügbar ist in Österreich Dronabinol (THC) als Reinsubstanz für
magistrale Zubereitungen; es besteht Rezeptpflicht (Suchtmittelrezept)
und für die Kassenerstattung ist eine chefärztliche Bewilligung
erforderlich. Die Zubereitung erfolgt als ölige Lösung oder Kapseln.
Darüber hinaus sind zwei chefarztpflichtige Fertigarzneispezialitäten
zugelassen, ein Spray mit THC und CBD (Nabiximols) und das synthetische,
THC-ähnliche Nabilon. "Statt mit einer Legalisierungsdebatte wäre
betroffenen Patienten mehr geholfen, wenn in Österreich
Cannabinoid-Medikamente ohne die momentanen Erstattungs-Hürden der
Krankenkassen besser zugänglich wären", so Prof. Kress. "Wünschenswert
wäre eine deutlich vereinfachte Kostenübernahme durch die Krankenkassen
bis hin zur Aufnahme in den grünen Bereich des Erstattungs-Kodex."

Quellen: Häuser W, Kress HG et al: European Pain
Federation (EFIC) position paper on appropriate use of cannabis-based
medicines and medical cannabis for chronic pain management. European
Journal of Pain DOI:10.1002/ejp1297.2018; Zusammenfassender Bericht der
eingeholten Stellungnahmen aufgrund der Entschließung des Nationalrats
Nr. 27/E XXVI.GP betreffend Liberalisierung von Cannabis zu
medizinischen Zwecken; Deutsches Bundesministerium für Gesundheit:
Cannabis: Potential und Risiken. Eine wissenschaftliche Analyse
(CaPRis). 2017; Interdisziplinäres Meeting – "Austrian Cannabinoid
Experts", Dronabinol im Fokus: Erfahrung und Evidenz: Schmerznachrichten
1a/2019

Nano gegen Vergiftungen

Nanotech-Schwämme gegen Vergiftungen
Mäuse-Versuch zeigt, dass Entwicklung Toxine effektiv neutralisiert
 
Nanoschwamm: Konzeptdarstellung des Toxin-Köders (Foto Zhang Research Lab)

San Diego (pte015/15.04.2013/11:55) – Ingenieure an der University of California in San Diego (UCSD) http://ucsd.edu haben einen Nanoschwamm entwickelt, der im Blutkreislauf viele gefährliche Gifte effizient neutralisieren kann. Denn er zieht sogenannte porenbildende Toxine an, die Zellwände zerstören. Diese kommen beispielsweise in Bienen- und Schlangengiften vor, werden aber auch von multiresistenten Keimen freigesetzt. Die Nanotech-Schwämme funktionieren, weil sie mit der Membran roter Blutkörperchen umhüllt sind. Im Versuch an Mäusen konnten die Schwämme die Sterblichkeitsrate bei einer eigentlich tödlichen Dosis um bis zu 89 Prozent senken.

Falsche Blutkörperchen

Ein wichtiger Vorteil der aktuell in Nature Nanotechnology vorgestellten Entwicklung ist die vielseitige Einsetzbarkeit. "Statt spezielle Behandlungen für einzelne Gifte zu schaffen, entwickeln wir eine Plattform, die Toxine neutralisieren kann, welche von einem breiten Spektrum an Pathogenen stammen, darunter MRSA und andere antibiotikaresistente Bakterien", erklärt Liangfang Zhang, Nanotechniker an der UCSD Jacobs School of Engineering. Möglich machen das etwa 85 Nanometer große Schwämme aus einem biokompatiblen Polymer, die mit Stücken der Zellwand von roten Blutkörperchen überzogen werden.

Genau diese Hülle ist es, dank der die Entwicklung funktioniert. Denn einerseits vermeiden die falschen Blutkörperchen so die Aufmerksamkeit des körpereigenen Immunsystems und andererseits fungieren sie dadurch als Köder für viele porenbildende Toxine. Denn da die Nanoschwämme rund 3.000 Mal kleiner sind als echte rote Blutkörperchen, reicht schon eine relativ kleine Dosis, damit mehr Schwämme als eigentliche Blutkörperchen im Blutkreislauf sind. Toxine, die normalerweise die Zellmembran roter Blutkörperchen angreifen, schlucken also leicht den Köder und werden so unschädlich gemacht.

Effektiv bei Mäusen

Wie effektiv die Nanoschwämme Gifte binden, haben die Forscher an Mäusen getestet, die eine eigentlich tödliche Dosis des MRSA-Toxins Alpha-Hämolysin abbekommen haben. Waren die Tiere vorab mit Nanoschwämmen geimpft, haben 89 Prozent überlebt, bei Injektion der Köder erst nach der Vergiftung lag die Überlebensquote immerhin noch bei 44 Prozent. Im Experiment hat sich ferner gezeigt, dass die Leber sowohl die Nanoschwämme als auch die aufgenommen Toxine mit der Zeit harmlos abbaut.

Prinzipiell setzen die Forscher große Hoffnungen in ihre Entwicklung. Eine der ersten Anwendungen, die dem Team vorschwebt, ist eine Behandlung, um die Heftigkeit von MRSA-Infektionen zu mindern. Bis die Nanoschwämme wirklich beim Menschen zur Anwendung kommen können, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Einer der nächsten Schritte ist den Forschern zufolge, erst einmal klinische Studien zu betreiben.

Kein erhöhtes Schlaganfall-Risiko für Fußballfans

Portugiesische Studie: Kein erhöhtes Schlaganfall-Risiko für Fußballfans

Neurologiekongress: Bei Fußballspielen kommt es trotz Aufregung nicht vermehrt zu Schlaganfällen

Kopenhagen (pts010/29.05.2016/13:05) –

Aufregen, Mitfiebern, Mitleiden – das sind die großen Emotionen beim
Fußball-Schauen. Ob sie sich auch auf das Risiko auswirken, einen
Schlaganfall zu erleiden, war schon wiederholt Gegenstand
wissenschaftlicher Untersuchungen. An Spieltagen ereignen sich nicht
wesentlich mehr Schlaganfälle als an spielfreien Tagen. Zu diesem
Schluss kommt eine portugiesische Studie, die heute beim 2. Kongress der
European Academy of Neurology (EAN) in Kopenhagen vorgestellt wurde.

Manche frühere Studien legten nahe, dass der Stress bei
entscheidenden Matches zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen bei
passionierten Fußball-Fans führen können. Nun hat eine Forschergruppe
aus Lissabon anhand von Daten zwischen 2012 und 2015 überprüft, wie hoch
das Risiko ist, vor Fußballbegeisterung buchstäblich vom Schlag
getroffen zu werden. Untersucht wurden Krankenhausstatistiken rund um
entscheidende Matches der drei besten portugiesischen Klubs.

Wie sich zeigte, passierten zwar 72 Schlaganfälle an
und nach Spieltagen und 52 während fußballfreier Vergleichszeiträume.
Studienautor Dr. Miguel Viana Baptista (Campus Hospital Egas Moniz,
Lissabon, Portugal) gibt trotzdem Entwarnung: "Die absolute Zahl der
Schlaganfälle während der Zeit der Fußballspiele war zwar höher, aber
kein überdurchschnittlicher Ausreißer. Unsere Daten liefern somit keine
signifikanten Hinweise, dass Fußballbegeisterung mit einem erhöhten
Schlaganfallsrisiko korrelieren."

Quelle: EAN 2016 Abstract Borbinha C et al: Football: passion, indifference or vascular risk?

Protein gegen Reisedurchfall

Reisedurchfall: Speichel ist wichtiger Schutz

Protein Histatin-5 erhöht Abwehrkraft gegen Bakterien

Reisen: Mittel gegen Durchfall in Sicht (Foto: Rainer Sturm, pixelio.de)
Reisen: Mittel gegen Durchfall in Sicht (Foto: Rainer Sturm, pixelio.de)

Boston (pte013/09.03.2018/10:30) –

Wissenschaftler der Boston University School of Medicine https://www.bumc.bu.edu/busm haben mit Histatin-5 ein Protein im Speichel identifiziert, das den
Körper vor Reisedurchfall schützt. Die im "Journal of Infectious
Diseases" veröffentlichten Forschungsergebnisse könnten zur Entwicklung
neuer präventive Therapien für eine Erkrankung beitragen, die gerade bei
Kindern oder anderen gefährdeten Bevölkerungsgruppen bei endemischem
Auftreten zu einer lebensgefährlichen Dehydrierung führen kann.

Gefährliche Unannehmlichkeit

Für viele Menschen ist der Reisedurchfall nicht mehr
als eine Unannehmlichkeit, doch für Kinder und andere Risikogruppen ist
er durchaus bedrohlich. Bei mehr als einer Mrd. Erkrankungen pro Jahr
können hunderttausende Tode auf diese durch das enterotoxische
Escherichia coli (ETEC) verursachte bakterielle Erkrankung zurückgeführt
werden. Das Bakterium setzt sich dabei im Dünndarm mittels armähnlicher
Strukturen sogenannter Pili fest. Die Forscher haben nun getestet,
welche Auswirkungen das Vorhandensein oder Fehlen von Histatin-5 eben
darauf hat.

Die Forscher setzten im Labor hergestellte menschliche
Dünndärme in Miniaturgröße dem Bakterium ETEC aus. Unter dem Mikroskop
wurde sichtbar, dass sich bei Vorhandensein des Proteins deutlich
weniger Bakterien im Gewebe festsetzen konnten. Laut der
korrespondierenden Autorin Esther Bullitt zeigte sich, dass Histatin-5
im Speichel zu einer Versteifung der Pili von ETEC führt und dies
verhindert, dass sich das Bakterium im Dünndarm festsetzen kann. Damit
kann es dann auch zu keiner Erkrankung kommen.

Speichel als Infektionsschutz

Vor dieser Studie war es nicht bekannt, dass der
Speichel eine so große Rolle beim Schutz des Körpers vor Infektionen des
Darms spielen könnte. Diese erste Abwehr im Mund erklärt laut dem
Forscherteam jedoch wahrscheinlich, warum eine so große Menge an diesen
Bakterien notwendig ist, um beim Menschen eine Infektion hervorzurufen.
Histatin-5 könnte als lösliches Pulver hergestellt und in Zukunft so zur
Prävention von Reisedurchfall eingesetzt werden.

Diese Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass
andere Proteine im Speichel enthalten sein könnten, die gegen eine ganze
Reihe anderer Krankheiten wie infektiöse Gastritis,
Lebensmittelvergiftung oder sogar Lungenentzündung schützen. "Wir
glauben, dass unsere Daten das erste Beispiel für ein neues Paradigma
bei der angeborenen Immunität darstellen und zwar der Beiträge von
Bestandteilen des Speichels zur Verhinderung von Infektionen."

Initiative Künstliche Intelligenz und algorithmisches Denken

I. Befund
Digitalisierung und Datafizierung revolutionieren die Infrastruktur unserer Gesellschaft. Sie erneuern und verändern die technologischen Grundlagen unserer Kommunikations- und Arbeitswelt. Entsprechend tiefgreifend wandeln sich auch unser Wirtschafts-, Gesundheits- und Bildungssystem – und damit unsere Vorstellungen von Entwicklung, Fortschritt, Wohlstand und Sicherheit.
Treiber dieser Transformation ist die KI-basierte Automatisierung und Robotisierung vieler Arbeitsabläufe. Ein neuer Typus maschineller Handlungsfähigkeit („machine agency“) erweitert das Spektrum kognitiver und praktischer Handlungsmöglichkeiten des Menschen um posthumane maschinelle Formen. Zahlreicher werden auch die Felder von Mensch-Computer-Interaktion sowie die Hybrid-Formen von technisch ergänzten menschlichen Lebensformen (Human Enhancement, Cyborgs).
Denkt man die Grundlinien dieses Clusters von Entwicklungen konsequent weiter, ergeben sich eine ökonomische Prognose, eine ethische Herausforderung und ein gesellschaftlicher Entscheidungsbedarf.
• Die ökonomische Prognose lautet: Wer über die leistungsfähigste künstliche Intelligenz verfügt, gewinnt die Märkte
der Zukunft und bestimmt deren makrosoziale Dynamik.
• Die Herausforderung an die Ethik unter den Bedingungen der Digitalisierung ergibt sich aus der These: Wir haben nicht, brauchen aber eine möglichst breit konsentierte Strategie zur demokratischen Gestaltung einer pluralistischen vernetzten Gesellschaft. Wir müssen klären, wie wir auf der Basis unserer gemeinsamen Werte unseren Lebensstil und -standard, sowie unseren sozialen Zusammenhalt (Solidarität) im digitalen Zeitalter kompetent, innovationsoffen und nachhaltig
sichern können.
• Der damit skizzierte gesellschaftliche Entscheidungsbedarf betrifft die grundlegenden Weichenstellungen, die in der öffentlichen Debatte sowie in Politik und Recht nötig sind, um den Wandel zur Digitalen Gesellschaft im Interesse des Gemeinwohls zu steuern. Soll dieser Wandel glücken, müssen vier Leitziele erreicht werden: Chancennutzung, Risikominimierung, Menschenrechtsschutz und Nachhaltigkeit bei der Weiterentwicklung Algorithmen- bzw. KI-basierter Systeme.
Der Standort Deutschland muss fit werden für diese Herausforderungen. Diese Aufgabe geht alle an. Sie betrifft die ganze deutsche Demokratie. Alle gesellschaftlichen Akteure stehen in der Verantwortung und sind um ihren Beitrag gebeten. Wir brauchen ein breit konsens-fähiges neues Zielbild für die Gesellschaft im Digitalen Wandel.
Über den besten Weg in die gemeinsame Digitale Zukunft müssen wir uns jetzt verständigen. Die Fortschreibung demokratischer Selbstbestimmung der Bürger*innen im Digital Age gelingt nur mit der Kreativität einer aktiven, gut informierten und klug vernetzten bürgerlichen Öffentlichkeit. Nur was man gemeinsam versteht, kann man gemeinsam diskutieren, verantworten und gestalten.
Zuvörderst brauchen wir dazu gesellschaftsweit wissenschaftlich fundierte Klarheit über wirkliche Chancen, reale Risiken und effiziente Steuerungsmöglichkeiten der digitalen Transformation. Wir müssen die Menschen befähigen, die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung selbständig zu erkennen und zum Fortschritt der Humanität zu meistern. Diese „Aufklärung“ zur Mündigkeit („Enablement“) der smart vernetzten digitalen Gesellschaft („Gesellschaft 5.0“1) kann man kurz „Aufklärung 5.0“ nennen: eine demokratische Offensive für rationale Wissens- und Lerngrundlagen im Umgang mit KI, auf denen zukunftsgestaltende Entscheidungen verantwortlich getroffen und fortlaufend optimiert werden können.
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Als Beitrag zu dieser gesellschaftlichen Aufklärungs- und Orientierungsaufgabe legt die Charta digitale Vernetzung e. V. dieses Impulspapier vor.
Es bietet hierfür eine umsichtige Navigationshilfe, zeigt nicht alternative (oder gar konträre) Ziele an, sondern bringt Transparenz in das komplexe Netzwerk der wichtigen
Ideen und Dynamiken im digitalen Wandel. Mit diesem Kompass kommen die Koordinaten in den Blick, die den Erfolgskurs zwischen Risiken und Chancen des Ausbaus der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft bestimmen. Der Kompass ersetzt nicht, sondern fordert, stimuliert und orientiert den gesellschaftlichen Willen zur verantwortlichen Selbststeuerung im Umgang mit KI. Ohne solche informierte Willensbildung und ohne smarten Kompass in der Mitte der Gesellschaft gibt es keine genügend starke demokratische Option zur Governance des Digitalen Wandels. Vielmehr bliebe das Entscheidungsfeld auf problematische Weise dem zufälligen Kräftespiel konkurrierender Interessen und Werte überlassen.
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Bluthochdruck im Alter behandeln verlängert Leben

Wiesbaden – Auch im hohen Alter gefährdet Bluthochdruck Gesundheit und Leben der Betroffenen. Eine Behandlung kann selbst bei über 80-Jährigen Schlaganfall oder Herzerkrankung vorbeugen. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) fordert deshalb, diese wachsende Gruppe von Menschen nicht von der medikamentösen Therapie auszunehmen. Über die angemessene Behandlung einer Hypertonie bei alten Menschen diskutieren Experten im Rahmen des 115. Internistenkongresses vom 18. bis 22. April 2009 in Wiesbaden.

Im Alter steigt bei vielen Menschen der obere Wert des Blutdrucks – der „systolische“. Der untere, „diastolische“ Blutdruckwert bleibt dagegen konstant oder sinkt sogar. Ursache ist die im Alter abnehmende Elastizität der Hauptschlagader. Sie kann die nach jedem Herzschlag auftretenden Druckspitzen nicht mehr abfangen. „Bis Anfang der 90er Jahre galt dies als eine unvermeidbare Alterserscheinung“, erläutert Kongressvorsitzender Professor Dr. med. Rainer Kolloch, Bielefeld, „ein systolischer Blutdruck von 100 plus Lebensalter galt als normal.“ Heute wisse man, so der Vorsitzende der DGIM, dass diese „isolierte systolische Hypertonie“ eine Gefahr für Gesundheit und Leben älterer Menschen ist.

Mehrere klinische Studien haben belegt, dass eine medikamentöse Behandlung von Vorteil ist: Die Zahl der Schlaganfälle geht um bis zu 30 Prozent zurück, die der Herzinfarkte und verwandter Erkrankungen um 23 Prozent. Auch die Sterblichkeit sinkt. „Die Behandlung der isolierten systolischen Hypertonie kann das Leben der Senioren verlängern“, sagt Professor Dr. med. Rainer Düsing von der Universität Bonn im Vorfeld des Internistenkongresses. Die Leitlinien raten dazu deshalb ab einem oberen Wert von 140 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).

Leider sei es bei älteren Menschen nicht immer leicht, den oberen Blutdruckwert ausreichend zu senken, ohne dass der untere Wert ebenfalls abfällt. Ein diastolischer Druck von 70 mmHg sollte jedoch zumindest bei Patienten mit vorbestehenden Durchblutungsstörungen des Herzens nicht unterschritten werden, warnt Professor Düsing. Denn dies könne die Durchblutung des Herzens weiter verschlechtern und führe schlimmstenfalls zum Herzinfarkt.

Eine im Jahr 2008 veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass auch im Alter von mehr als 80 Jahren jeder zweite Patient die Zielwerte erreicht und dadurch tödliche Folgen der Hochdruckkrankheit vermeidet. Das „Hypertension in the Very Elderly Trial“ wurde sogar vorzeitig abgebrochen, weil die Zahl tödlicher Schlaganfälle und der Herzerkrankungen deutlich sank. „Die Studie hat die Bedenken bezüglich der Behandlungsrisiken bei hochbetagten Patienten ausgeräumt“, sagt Professor Düsing. Die Notwendigkeit der Therapie einer Hypertonie bei alten und anderen speziellen Patienten ist Thema des 115. Internistenkongresses in Wiesbaden.

Fehlende Körperzellen für Glatze verantwortlich

Fehlende Körperzellen für Glatze verantwortlich

Versuche mit Mäusen durchgeführt – Letztliche Regeneration als Ziel

Maushaut mit Haaren und Tregs (rot) (Bild: universityofcalifornia.edu)
Maushaut mit Haaren und Tregs (rot) (Bild: universityofcalifornia.edu)

San Francisco (pte014/07.06.2017/10:30) –

Menschen, denen sogenannte regulatorische T-Zellen (Tregs) in der Haut
fehlen, verlieren schneller Haare, wie Forscher der University of
California http://universityofcalifornia.edu ermittelt haben. Bei Versuchen mit Mäusen konnten sie herausfinden,
dass dieser spezielle Zelltyp ein gesundes Haarwachstum anregt. Ohne
diese Immunzellen können die Stammzellen nicht für eine Regeneration der
Haarfollikel sorgen, die sich am oberen Ende der Haarwurzel befinden.
Es kommt zur unterwünschten Glatzenbildung.

Ohne Tregs keine Haare

"Unsere Haarfollikel werden ständig recycelt", sagt
Michael Rosenblum, Dermatologe und Assistenzprofessor in San Francisco.
"Wenn ein Haar ausfällt, sorgt dessen Follikel dafür, dass eins
nachwächst." Bisher habe man gedacht, das sei ein rein interner Prozess,
an dem nur die Stammzellen beteiligt sind. "Doch wenn die Tregs fehlen,
findet kein Haarwachstum mehr statt."

Laut der Studie ist der Mangel an Tregs aber nicht nur
für Alopecia Areata (eine Autoimmunerkrankung, bei der große Mengen an
Haaren ausfallen und nicht mehr nachwachsen) verantwortlich, sondern
auch für andere Erkrankungen, die zur Glatzenbildung führen. Weil die
Stammzellen, die für das Haarwachstum zuständig sind, auch bei der
Wundheilung eine wichtige Rolle spielen, geht Rosenblum davon aus, das
sie ebenfalls von Tregs gesteuert werden.

Allergien auf dem Prüfstand

Tregs sind im Normalfall "Friedensstifter und
Diplomaten", so die poetische Umschreibung für die Eigenschaften dieser
Zellen. Sie informieren das übrige Immunsystem des Körpers darüber, wer
ein Freund ist und wer ein Feind, der bekämpft werden muss. Wenn sie
nicht richtig funktionieren, können Allergien gegen harmlose Stoffe wie
Erdnüsse oder Schuppen aus der Katzenhaut entstehen. Im schlimmsten Fall
zerstört das Immunsystem, derart verunsichert, den Körper, den es
eigentlich schützen soll.

Die meisten Tregs kommen in den Lymphknoten vor. Es
gibt aber auch welche im Gewebe, beispielsweise in der Haut. Sie wirken
wie Katalysatoren bei einer chemischen Reaktion als Assistenten bei
lokalen Stoffwechselvorgängen. Um ihren Verdacht, dass es ohne Tregs
kein Haarwachstum gibt, zu erhärten, entfernten sie diese Zellart aus
der Haut von Mäusen. Dann entfernten sie an einigen Stellen Haare – es
entstanden nackte Flecken.

"Wir konnten schnell sehen, dass an diesen Stellen kein
Haar nachwuchs", so Rosenblum. In weiteren Versuchen stellten die
Forscher fest, dass Tregs sich auf den Weg zu Follikeln machen, deren
Lebensdauer sich dem Ende zuneigen, wobei das zugehörige Haar also kurz
davor ist, auszufallen. Jetzt gilt es laut den Forschern herauszufinden,
wie sie fehlende Tregs ersetzen können, um krankhaften Haarausfall zu
stoppen oder gar rückgängig zu machen.

Sichelzellkrankheit früh erkennen

Sichelzellkrankheit früh erkennen

Neugeborenen-Screening auf Blutkrankheit verhindert Todesfälle

Wiesbaden
– Jährlich sterben weltweit etwa eine viertel Million Kleinkinder an
der Sichelzellkrankheit – in Deutschland leiden rund 3000 Menschen an
der seltenen angeborenen Blutkrankheit. Auch hierzulande beeinträchtigt
die Sichelzellkrankheit Betroffene gesundheitlich schwer und endet meist
sogar tödlich. In drei Modell-Projekten in Berlin, Hamburg und
Heidelberg haben Mediziner ein Screening von Neugeborenen nun
erfolgreich angewendet. Ziel ist es, von Sichelzellkrankheit betroffene
Kinder früh zu erkennen und bestmöglich zu behandeln. In anderen Ländern
wie den USA, den Niederlanden und Frankreich ist eine solch frühzeitige
Untersuchung bereits üblich. Das Projekt stellen Experten bei einer
Pressekonferenz über seltene Erkrankungen vor. Diese findet am 14.
Oktober 2015 anlässlich des Herbstsymposiums der Deutschen Gesellschaft
für Innere Medizin e.V. (DGIM) mit ihren Korporativen Mitgliedern in
Wiesbaden statt.

Die
Sichelzellkrankheit ist Folge einer erblich bedingten Veränderung des
roten Blutfarbstoffs Hämoglobin in den roten Blutzellen. Dessen
wichtigste Aufgabe ist der Sauerstofftransport. Bei Menschen mit
Sichelzellkrankheit verklumpt das Hämoglobin. So schädigt es die roten
Blutkörperchen, die dadurch die Form einer Sichel annehmen. Folge sind
Durchblutungsstörungen und Blutarmut. Jeder neunte Patient erleidet noch
vor dem 18. Lebensjahr einen Schlaganfall, insgesamt reduziert die
Krankheit die Lebenserwartung auf rund 50 Jahre. Patienten, bei denen
die Krankheit unerkannt bleibt, sterben häufig noch im Kindes- und
Jugendalter. „Dabei können schon sehr einfache Maßnahmen die schweren
gesundheitlichen Folgen der Krankheit und die frühe Sterblichkeit
drastisch reduzieren“, sagt Dr. med. Stephan Lobitz von der Klinik für
Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité in
Berlin. „Durch die Schulung der Eltern, eine akute Blutarmut zu erkennen
und bei Fieber des Kindes sofort einen Arzt aufzusuchen, sowie durch
eine Prophylaxe mit Penicillin und Impfungen lassen sich fast alle
Todesfälle im Kindes- und Jugendalter verhindern.“

Voraussetzung
sei jedoch, dass den Eltern die Blutkrankheit bekannt sei. Deshalb
wären Reihenuntersuchungen von Neugeborenen wichtig, meint Lobitz. In
Deutschland gibt es ein solches Screening jedoch nicht, weil die
Krankheit hier mit schätzungsweise 3000 Patienten selten ist. Doch bei
Untersuchungen mit der international etablierten Methode des Screenings
waren in Deutschland von 51 000 Neugeborenen 22 Kinder betroffen. Damit
war es die Sichelzellkrankheit, die Mediziner beim
Neugeborenen-Screening am zweithäufigsten nachwiesen. Deshalb startete
Lobitz ein Projekt, in dem er prüft, ob eine Untersuchung auf die
Sichelzellkrankheit im Rahmen der bei uns üblichen Untersuchungsmethoden
einfach möglich wäre. In Ländern wie den USA, England, Frankreich und
den Niederlanden sind Neugeborenen-Screenings auf die Blutkrankheit
bereits üblich. „International werden dafür Geräte verwendet, mit denen
deutsche Labore in der Regel nicht ausgestattet sind“, sagt Lobitz. Doch
auch mit der in Deutschland im Rahmen des Screenings üblichen
Tandem-Massenspektrometrie können Mediziner die Sichelzellkrankheit
diagnostizieren. Ziel des aktuellen Projekts ist es deshalb,
festzustellen, ob sich diese Methode für die reguläre Diagnose eignet.
„Dabei muss sichergestellt werden, dass rasch zuverlässige Befunde
vorliegen und dass betroffene Neugeborene schnell von einer
Spezialabteilung für Bluterkrankungen versorgt werden“, sagt Lobitz.

„Wichtiges
Anliegen der DGIM und ihrer Korporativen Mitglieder ist es, auch bei
Erkrankungen, von denen nur sehr wenige Menschen betroffen sind,
Lösungsansätze für eine optimale Diagnose und Behandlung zu finden“,
sagt Professor Dr. med. Dr. h.c. Ulrich Fölsch, Generalsekretär der DGIM
aus Kiel. Daher begrüße die DGIM den Vorstoß der Forschergruppe. Lobitz
stellt das Projekt auf der Pressekonferenz zum diesjährigen
Herbstsymposium der DGIM detailliert vor. Bei dem Symposium diskutieren
Experten aus der Arzt- und Patientenperspektive über Fallanalysen und
moderne Therapieansätze, wie die Behandlungsqualität bei seltenen
Erkrankungen verbessert werden und was die Medizin von ihnen lernen
kann.