Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Bewegungsarmut- intensive Nutzung der sozialen Medien und ihre Folgen

Twitter guter Indikator für Übergewicht

US-Studie zeigt: Schlafmangel und Fettleibigkeitsraten am "Twitter Social Jetlag" ablesbar

Twitter: Nutzung verrät Lebensumstände (Foto: Charles Deluvio, unsplash.com)
Twitter: Nutzung verrät Lebensumstände (Foto: Charles Deluvio, unsplash.com)

Chicago (pte002/19.11.2018/06:05) – Laut einer neuen Twitter-Studie von Forschern der University of Chicago http://uchicago.edu spiegelt die Nutzung sozialer Medien weitgehend die täglichen
Arbeitspläne und Schulkalender wider. Auch Fettleibigkeitsraten
bestimmter Regionen lassen sich alleine aus Twitter-Daten ablesen, da
sie beispielsweise den Mangel an ausreichendem Schlaf anzeigen.

Bundesstaaten verschieden

Die Forscher haben die Twitter-Aktivität von 246.000 Nutzern in den
Jahren 2012 und 2013 analysiert, um nach täglichen Nutzungsmustern zu
suchen. Die Tweets wurden mit geografischen Standortdaten aus mehr als
1.500 Landkreisen in allen US-Bundesstaaten versehen. Diese Daten
dienten den Forschern stellvertretend für Schlaf- und Wachzeiten der
Menschen. Aus dieser Aufzeichnung geht hervor, wann jemand wach ist und
immer noch Twitter nutzt.

Laut den Experten schiebt sich die nächtliche Flaute an Samstagen und
Sonntagen im Vergleich zur Wochenmitte hin zu späteren Zeiten einer
Nutzung. Die Wissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen als "Twitter
Social Jetlag". Das Ausmaß dieser Verschiebung unterschied sich dennoch
signifikant zwischen den einzelnen US-Bundesstaaten und war von den
Jahreszeiten abhängig. An der Westküste herrscht ein geringerer sozialer
Jetlag als im Rest der USA. In den meisten Bundesstaaten ist der
soziale Jetlag im Februar am höchsten und im Juni oder Juli am
niedrigsten. Allein anhand der Twitter-Aktivität lässt sich auch
feststellen, ob gerade Ferien sind oder Urlaubszeit ist.

Übergewicht vorhersehbar

Der durch digitale Medien unterstützte Mangel an ausreichendem Schlaf
und unzureichenden Schlafplänen wurde in den vergangenen Jahren bereits
mit zahlreichen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter
Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Muster der
Twitter-Aktivität wurden von den Forschern in der Studie auch mit der
Auswirkung auf den BMI der Region und somit der vorherrschenden
Fettleibigkeit verfolgt. Ergebnis: Regionen mit höherem sozialen Jetlag
korrelierten auch mit höheren Fettleibigkeitsraten. "Ich war
beeindruckt, dass man aus diesem rein öffentlichen Datensatz so viel
über Schlaf lernen konnte", sagt Studienautor Michael Rust.

Naturstoff weckt Hoffnung auf neue Krebstherapien

Wissenschaftler von HZI, MHH und LUH veröffentlichen bisher unbekannten Wirkmechanismus

Die wirksame Behandlung vieler Krebserkrankungen ist für die Medizin nach wie vor ein großes Problem. Zahlreiche Tumore sprechen auf die gängigen Chemotherapeutika nicht an oder werden gegen die Medikamente resistent. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig sowie der Medizinischen Hochschule (MHH) und der Leibniz-Universität (LUH) in Hannover haben jetzt einen Wirkmechanismus entdeckt, mit dem ein Naturstoff – das Argyrin – Krebswucherungen zerstört. Ihre Erkenntnisse veröffentlichen die Forscher heute in der renommierten Fachzeitschrift „CancerCell“.

Grundlage für diesen wissenschaftlichen Durchbruch war eine Beobachtung des MHH-Mediziners Prof. Nisar Malek: Er untersucht seit einiger Zeit die Rolle eines speziellen Proteins – eines so genannten Cyclin-Kinase-Hemmers – bei der Krebsentstehung. Dabei hat Malek festgestellt, dass Mäuse, bei denen er durch genetische Veränderung den Abbau des Kinase-Hemmers unterdrückt hat, ein deutlich verringertes Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken. „Ich brauchte also eine Substanz, die den Abbau des von mir untersuchten Proteins in den Krebszellen verhindert“, umreißt Nisar Malek seine Schlussfolgerung: „Dieses Molekül wäre mit großer Wahrscheinlichkeit ein gutes Krebsmedikament.“

Mit seinen Überlegungen wandte Nisar Malek sich an Dr. Ronald Frank, Chemiker am HZI. Ronald Frank hat am HZI große Sammlungen von chemischen Substanzen erstellt, die mit automatisierten Verfahren schnell auf ihre biologische Wirksamkeit gestestet werden können. Für die von Nisar Malek untersuchte Problematik verabredeten die beiden, eine spezielle Zellline zu entwickeln, in der die Menge an Kinase-Hemmer durch einfache optische Methoden gemessen werden kann. Ronald Frank: „Zunächst haben wir diese Zellkultur, in der wir Stoffe daraufhin überprüfen konnten, ob sie den Abbau des Kinase-Hemmers verhindern, an unsere Automaten angepasst. Mit diesem so genannten Assay haben wir dann zahllose Substanzen getestet.“

Myxobakterien liefern erneut potentielles Krebsmedikament

Fündig wurden Malek und Frank in einer Stoffsammlung, die ihre Tauglichkeit als Medikament bereits bewiesen hat: Sie speisten Naturstoffe in den biologischen Test ein, die im Boden lebende Mikroorganismen, die Myxobakterien, produziert hatten. Myxobakterien haben sich als wahre Fundgrube für potenzielle Medikamente erwiesen, produzieren sie doch auch Epothilon, einen Wirkstoff aus dem HZI. Dieser wurde im vergangenen Jahr in den USA als Krebsmedikament zugelassen. „Der myxobakterielle Wirkstoff für unsere Fragestellung ist das Argyrin“, so Ronald Frank.

Nach dieser Erkenntnis starteten Ronald Frank und Nisar Malek zusammen mit dem Chemiker Prof. Markus Kalesse von der LUH ein umfangreiches Forschungsprogramm, um herauszufinden, wie Argyrin chemisch hergestellt werden kann und wie es wirkt. Dabei stießen sie auf einen völlig neuen Mechanismus, der eine Veröffentlichung ihrer Ergebnisse sogar im Olymp der zellbiologischen Zeitschriften, dem Magazin „CancerCell“ ermöglicht. „Argyrin blockiert die molekulare Maschinerie der Zelle, mit der sie Proteine abbaut, die nicht mehr benötigt werden“, erklärt Malek, „und damit natürlich auch den Abbau des fraglichen Kinase-Hemmers, dessen Fehlen Krebserkrankungen auslöst.“

An Mäusen hat das Forscherteam die Wirkung des Argyrin bereits im Detail studiert: „Wenn wir krebskranke Tiere mit Argyrin behandeln“, so Nisar Malek, „stellt der Tumor das Wachstum ein, er schrumpft um bis zu 50 Prozent und sein Inneres beginnt sich aufzulösen.“ Dabei seien bisher kaum Nebenwirkungen festgestellt worden. Die in CancerCell publizierten Ergebnisse betrachten die Wissenschaftler zwar als sehr wichtiges Ergebnis, das aber trotzdem nur ein Etappenziel sei: „Die Forschung an Argyrin geht mit Hochdruck weiter“, sagt Markus Kalesse mit Enthusiasmus: „Wir Chemiker verändern bereits das Argyrin- Molekül in allen möglichen Details und schauen dann, ob sich seine Wirkung noch verbessern lässt. Solch eine optimierte Struktur wollen wir bald in die klinische Prüfung bringen.“

Originalpublikation: Irina Nickeleit, Steffen Zender, Florenz Sasse, Robert Geffers, Gudrun Brandes, Inga Sörensen, Heinrich Steinmetz, Stefan Kubicka, Teresa Carlomagno, Dirk Menche, Ines Gütgemann, Jan Buer, Achim Gossler, Michael P. Manns, Markus Kalesse, Ronald Frank, and Nisar P. Malek: Argyrin A Reveals a Critical Role for the Tumor Suppressor Protein p27kip1 in Mediating Antitumor Activities in Response to Proteasome Inhibition. Cancer Cell 2008 14: 23-35.

 

Durchbruch in der Tuberkuloseforschung

Durchbruch in der Tuberkuloseforschung: Erbgut des Erregers als
Schlüssel für optimale Behandlung
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungszentrums Borstel,
des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung, des Oxford Biomedical Research
Centre und des South African National Institute for Communicable Diseases haben
eine neue genetische Methode entwickelt, mit der sie nicht nur voraussagen
können, gegen welche Antibiotika Resistenzen bestehen, sondern auch welche
Präparate gegen den jeweiligen Tuberkulose (Tb-)-Erreger wirksam sind. Die
Ergebnisse werden am 24. Juni in der Onlineausgabe der internationalen
Fachzeitschrift The Lancet Infectious Diseases veröffentlicht.
Der Nachweis von Tb-Erregern und die genaue Ermittlung von
Antibiotikaresistenzen erfolgt bisher in Kulturverfahren. Diese Methode benötigt
bis zu sechs Wochen, bis ein Ergebnis vorliegt. Wertvolle Zeit, die häufig eine
effektive Behandlung verzögert. Zudem sind die Kulturverfahren relativ
fehleranfällig. Sie müssen sehr präzise sein, um verlässliche und vergleichbare
Ergebnisse zu erhalten. Solche optimalen Laborbedingungen sind jedoch
insbesondere in Ländern mit hohen Tuberkuloseraten oft nicht vorhanden. Auch die
in den letzten 20 Jahren eingesetzten molekulardiagnostischen Schnelltests
können lediglich eine Aussage über eine begrenzte Anzahl von Mutationen und die
daraus resultierenden Resistenzen treffen.
„Wir wollten einen Schritt weitergehen und therapeutische Hinweise geben,
welche Kombination von Antibiotika sich zur Behandlung eines bestimmten Erregers
eignen“, fasst Professor Stefan Niemann, Leiter der Forschungsgruppe Molekulare
Mykobakteriologie am Forschungszentrum Borstel und Mitglied des
Exzellenzclusters Entzündungsforschung, den Forschungsansatz zusammen. „Wir
bewegen uns dazu von 130 Jahren Tb-Kultivierung zu einer neuen, digitalen Ära in
der Mikrobiologie.“
Dazu untersuchte das Team mittels Gesamtgenomsequenzierung das Erbgut von
rund 3500 Tb-Stämmen. Die Forscherinnen und Forscher konzentrierten sich dabei
auf Veränderungen im Erbgut, die sie mit Antibiotikaresistenzen und
-Empfindlichkeit in Verbindung bringen können. „Wir haben eine Art Lexikon für
Mutationen im Erbgut der Tb-Erreger ermittelt“, erklärt Niemann. „Findet man
Veränderungen im genetischen Code eines Erregers, sind bestimmte Medikamente
nicht mehr wirksam und sollten daher nicht für die Therapie verwendet werden.
Das ist ein enormer Fortschritt, insbesondere für die Behandlung von
multiresistenten Erregern!“
Bis die Methode im praktischen Arbeitsalltag von Medizinerinnen und
Medizinern angewendet werden kann, dauert es aber noch etwas. Dennoch habe die
Methode großes Potential, glaubt Dr. Thomas Kohl, Zweitautor der Publikation:
„Auf längere Sicht ist die Genomanalyse erheblich einfacher durchzuführen und
kostengünstiger als konventionelle Verfahren. Vor allem im Hinblick auf die
EndTB-Strategie der WHO, die vorsieht, dass die Tuberkulose bis zum Jahr 2035
erfolgreich eliminiert werden soll, sind diese neuen diagnostischen Ansätze von
großer Bedeutung.“
Tuberkulose (Tb) ist die weltweit häufigste tödliche Infektionskrankheit.
Vermutlich ist etwa ein Drittel der Menschen weltweit mit dem Erreger infiziert.
Bei den meisten Betroffenen bricht die Tuberkulose aber nie aus. Pro Jahr
erkranken 9 Millionen Menschen an Tb – ca. 1,5 Millionen sterben an den Folgen
dieser Krankheit. Insbesondere die stark zunehmenden Antibiotikaresistenzen der
Erreger sind dabei ein immenses Problem. Diese verlängern die Behandlungsdauer
erheblich und verursachen hohe Kosten.
Originalarbeit:
Walker, TM, Kohl, TA, Omar, SV, Hedge,
J, Elias, CDO, Bradley, P, Iqbal, Z, Feuerriegel, S, Niehaus, KE, Wilson, DJ,
Clifton, DA, Kapatai, G, Ip, C, Bowden, R, Drobniewski, FA, Allix-Béguec, C,
Gaudin, C, Parkhill, J, Diel, R, Supply, P, Crook, DW, Smith, EG, Walker, AS,
Ismail, N, Niemann, S, Peto, TEA und Modernizing Medical Microbiology (MMM)
Informatics Group (2015): Whole-genome sequencing for prediction of
Mycobacterium

Infektionsexperten in der Klinik senken Sterblichkeit

Infektionsexperten in der Klinik senken Sterblichkeit

DGIM für stärkere Infektiologie für Deutschland

Wiesbaden/Mannheim
– Zwischen 10 000 und 15 000 Menschen sterben nach derzeitigen
Schätzungen jährlich in deutschen Kliniken an Krankenhausinfektionen.
Studien zeigen, dass die Überlebenschancen von Patienten mit Infektionen
steigen, wenn ein Spezialist für Infektionskrankheiten in die
Behandlung eingebunden ist. Dafür brauche es eine starke Infektiologie,
meint die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Die DGIM
begrüßt deshalb auch den Zehn-Punkte-Plan von Bundesgesundheitsminister
Gröhe gegen multiresistente Erreger. Warum Infektiologen zu jeder Klinik
gehören sollten, erläutern Experten auf einer Pressekonferenz im Rahmen
des 121. Kongresses der DGIM am 21. April 2015 in Mannheim.

Wenn
Menschen an Infektionen erkranken, sei es durch Viren oder Bakterien,
kann dies lebensbedrohlich sein – insbesondere wenn die Erreger sehr
widerstandsfähig sind. „Die Sterblichkeit von Patienten ist
beispielsweise erhöht, wenn Ärzte nicht sofort das richtige Antibiotikum
einsetzen und die Patienten optimal weiterbetreuen“, warnt
Privatdozentin Dr. med. Norma Jung vom Universitätsklinikum Köln. Der
weitere Verlauf der Infektion hänge dann unmittelbar  von der Expertise
des Klinikpersonals ab: Studien zeigen, dass Erkennen und Behandlung von
Infektionen bei Krankenhauspatienten besser verlaufen, wenn sich der
behandelnde Arzt mit einem Infektiologen berät. Besonders deutlich ist
dieses Ergebnis für gefährliche Blutstrominfektionen mit dem Erreger
Staphylococcus aureus. Aber auch Patienten mit einer Entzündung des
Herzens, einer Endokarditis, profitieren von einem interdisziplinären
Ärzte-Team mit einem Kardiologen, einem Herzchirurgen und einem
Infektiologen. „Dieser Konsilservice kann lebensrettend sein“, so Jung,
die den 121. Internistenkongresses mit organisiert.

Auch
bei Krankenhausinfektionen helfen diese fachübergreifenden Teams: Bei
neuartigen oder „multiresistenten“ Erregern, gegen die nur wenige
Antibiotika wirken, sollte ein Infektiologe beratend eingreifen. „Es ist
nötiger denn je, dass wir die verbliebenen wirksamen Antibiotika
effektiv einsetzen“, betont Jung. Eine infektiologische Beratung sollte
dabei häufiger zu einem gezielten Einsatz der richtigen Präparate führen
und den unkritischen Einsatz von Breitbandantibiotika mindern. Geschehe
diese nicht, gingen uns bald die wirksamen Medikamente aus, meint Jung.

Gemäß
dem aktuellen Zehn-Punkte-Plan des BMG sollen Wissenschaft und
Industrie dafür gemeinsam Lösungen erarbeiten. Dazu gehört auch,
Forschung an Krankenhausinfektionen und Antibiotika zu fördern. Die DGIM
setzt sich dafür mit ihren Korporativen Mitglieder bereits seit vielen
Jahren ein: „Vorbehalte und Barrieren zwischen diesen beiden Bereichen
dürfen nicht dazu führen, dass am Ende die Patienten darunter leider und
nicht zuletzt der Forschungsstandort Deutschland“, betont der
Vorsitzende der DGIM, Professor Dr. med. Michael Hallek aus Köln, der
den 121. Internistenkongress leitet.

Im
internationalen Vergleich liegen deutsche Kliniken mit ihrer
infektiologischen Expertise derzeit zurück. Schätzungen zufolge fehlen
allein in Krankenhäusern mindestens 1 000 qualifizierte Fachkräfte. Auch
ist die Infektiologie als eigener Fachbereich nur selten vertreten. „Es
müssten dringend mehr Weiterbildungsstellen geschaffen werden, um
ausreichend Infektiologen für ihre Arbeit zu qualifizieren“, sagt Dr.
Norma Jung, die auf dem Kongress das Thema in einer Pressekonferenz
beleuchtet. Internistische Infektiologen engagieren sich in der
Fortbildung im Bereich der rationalen Antiinfektivaverordnung – dies
spricht auch der Zehn-Punkte-Plan von Bundesgesundheitsminister Gröhe
an. Es Bedarf Fortbildungen durch klinisch erfahrene Kollegen, die
Befunde in der Zusammenschau interpretieren und daraus Entscheidungen am
Krankenbett im Sinne des Patienten fällen können.

Methode weist Papilloma-Viren enach

Neue Methode weist Papilloma-Viren effizient nach

Abstrich kostengünstig und nicht-invasiv – Erfolgsquote bei 90,4 Prozent

Virus: Wissenschaftler vereinfachen HPV-Diagnose (Foto: pixelio.de, Aka)
Virus: Wissenschaftler vereinfachen HPV-Diagnose (Foto: pixelio.de, Aka)

Rom (pte001/23.07.2014/06:00) –

Italienische Forscher haben eine neue Methode zum Nachweis des
gefürchteten Papilloma-Virus (HPV) entwickelt. Laut Mitarbeitern des
Istituto Nazionale Tumori Regina Elena http://www.ifo.it und des ebenfalls zu den Istituti Fisioterapici gehörenden Ospedale San
Gallicano hat die Lösung zwei große Vorteile: Es handelt es sich dabei
um ein kostengünstiges und um ein nicht-invasives Verfahren.

Rechtzeitige Prävention

"Mithilfe eines über die hintere Mundhöhle gestrichenen
Tampons können tumorale Risiken an Kopf und Hals auf einfache Weise
aufgespürt werden", so Projektleiterin Maria Benevolo. Die Gegenwart von
HPV in dem beim Abstrich aufgenommen Material deute auf ein fünffaches
Risko von Zellanomalien hin. In 90,4 Prozent der Fälle habe sich eine
Übereinstimmung mit den durch Biopsie gewonnenen Daten gezeigt.

"Anhand des neuartigen Verfahrens können nicht nur
rechtzeitig Vorbeugemaßnahmen getroffen, sondern auch die Einzelheiten
zur Behandlung von Epithelialtumoren an Kopf und Hals besser
programmiert werden", sagt die italienische Wissenschaftlerin. Die vor
allem beim Geschlechtsverkehr übertragenen humanen Papillomviren liegen
in der weltweiten Verbreitungsskala an sechster Stelle.

Wichtiges Diagnose-Tool

Doch die Zukunftsaussichten der innovativen
Abstrichmethode reichen noch weiter: "Falls unsere Testergebnisse durch
weitere Datenreihen bestätigt werden, könnte diese Art der zytologischen
Diagnose ein wichtiges Instrument zum Screening besonders gefährdeter
Bevölkerungskreise werden", weiß Benevolo. Einzelheiten der Studie
wurden im Magazin "Cancer" http://canceronline.wiley.com veröffentlicht.

Protein ERManI stoppt HI-Virus

AIDS-Forschung: Protein ERManI stoppt HI-Virus

Neuartige antiretrovirale Therapie hemmt Ausbreitung der Erreger

Forscherteam: neuer Meilenstein in AIDS-Forschung (Foto: G. L. Kohuth)
Forscherteam: neuer Meilenstein in AIDS-Forschung (Foto: G. L. Kohuth)

East Lansing (pte004/18.09.2015/06:15) –

Ein internationales Forscherteam hat einen Eiweißstoff gefunden, der das
Fortschreiten der Krankheit AIDS auf natürliche Weise verhindert. Das
Protein, das sich hinter dem Kürzel ERManI verbirgt, stört die
Verbreitung des HI-Viruses im Körper des Trägers. Yong-Hui Zheng und
sein Team von der Michigan State University http://msu.edu waren maßgeblich an der Studie beteiligt.

"Wir sehen einen Weg, diese Krankheit zu behandeln,
indem wir dem Körper helfen, sich selbst zu schützen", so Zheng.
"Deswegen versuchen wir unsere Forschung voranzutreiben, auch wenn es
manchmal nur langsam geht, weil das Auffinden eines Heilmittels Jahre
dauern wird."

Natürliche Therapie hemmt Infektion

Bei der Behandlungsmöglichkeit, die von den Forschern
getestet wurde, handelt es sich um eine antiretrovirale Therapie, die
dafür sorgt, dass die Anzahl der Viren im Körper möglichst gering
gehalten wird. Bewerkstelligt wird dies durch eine Hemmung der
Biosynthese von Glykoproteinen der HIV-1-Viruszellen. Diese
Glykoproteine befinden sich auf der Zellhülle des Virus und führen die
Viruszellen zu den Stellen, wo sie im Körper andocken und die Infektion
verbreiten können.

Das Protein verlangsamt damit die Verbreitung von HIV-1
im Körper. Zheng hofft darauf, die Forschung mit menschlichen Zellen
und in klinischen Studien weiterführen zu können – immerhin gibt es für
AIDS noch kein Heilmittel und die verfügbaren antiretroviralen Therapien
müssen ein Leben lang fortgeführt werden. Der natürliche Therapieansatz
mit dem Protein ERManI soll hier Abhilfe schaffen. Ob eine Resistenz
gegenüber HI-Viren geschaffen werden kann, indem die ERManI-Level im
Blut erhöht werden, bleibt derzeit noch offen.

Wechseljahre des Mannes gibt es nicht

Wechseljahre des Mannes gibt es nicht: Altersbedingter Testosteronmangel betrifft nur wenige

Lübeck
� Wenn ältere Männer über Antriebsschwäche, Müdigkeit oder
Libidoverlust klagen, wird häufig ein altersbedingter Testosteronmangel
vermutet. Doch tatsächlich sind in Deutschland nur drei bis fünf Prozent
der Männer über 60 von einem echten Testosteronmangel betroffen. Es
gebe keine �Wechseljahre� beim Mann, erklärt
die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Wann eine
Testosteronbehandlung angezeigt ist, erläutern Experten auf der
Pressekonferenz anlässlich des 58. Symposiums der Deutschen Gesellschaft
für Endokrinologie (DGE) am 18. März 2015 in Lübeck.

Ab
etwa dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel des Mannes jedes
Jahr um ein bis zwei Prozent, was zumeist keine spürbaren Auswirkungen
hat. Männer über 60 Jahre leiden häufiger an depressiven Verstimmungen,
Gewichtszunahme, Müdigkeit, Nervosität und Libidoverlust, seltener auch
an einer Art Hitzewallungen. �Diese Beschwerden können vielfältige
Ursachen haben, auch das Absinken des Testosteronspiegels kann mit ein
Grund sein�, erklärt Professor Dr. med. Sven Diederich, Ärztlicher
Leiter ENDOKRINOLOGIKUM Berlin am Gendarmenmarkt, Zentrum für Hormon-
und Stoffwechselerkrankungen, und Vize-Präsident der DGE. �Jedoch haben
die meisten Männer keinen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel. Ein
solcher kann etwa dann auftreten, wenn Erkrankungen des Hodens oder ein
großer Tumor der Hirnanhangdrüse, die die Testosteronproduktion
reguliert, vorliegen. �In diesem Fall behandeln wir die Patienten sehr
erfolgreich mit Testosteronpräparaten�, so Professor Diederich.

Denn
liegt ein wirklicher Hormonmangel vor, ist eine Testosteronbehandlung
begründet. Aber in der Altersgruppe der 60- bis 79-Ja�hrigen haben nur
drei bis fünf Prozent einen Testosteronmangel, der den Libidomangel und
andere Symptome wie erektile Dysfunktion erklärt. Dieser Gruppe, zu
denen auch stark übergewichtige Männer mit erhöhtem Blutdruck, erhöhten
Blutfetten und/oder erhöhtem Blutzucker gehören, könne durch eine
Hormontherapie geholfen werden, betont Professor Dr. med. Dr. h. c.
Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum.

Beim
Mann sinke der Testosteronspiegel sehr langsam und kontinuierlich ab.
Erst wenn der Testosteronspiegel einen bestimmten Grenzwert
unterschreite, träten Beschwerden auf � und dies auch nicht bei jedem
Mann. �Man kann nicht von einem männlichen Klimakterium sprechen�, sagt
Professor Schatz.

Nichtsdestoweniger
sind die vermeintlichen �Wechseljahre des Mannes� eine �Modeerkrankung�
und daher ein viel diskutiertes Thema in der Bevölkerung und in den
Medien. Unabhängig von den Kontroversen unter Fachleuten wird mit
Hormonprodukten Geld verdient.

Kontrovers
diskutiert und weiter erforscht wird, ob und welche Risiken, etwa
kardiovaskuläre Erkrankungen, die Testosterontherapie bei älteren
Männern hat. Die Arzneimittelbehörde in den Vereinigten Staaten (FDA),
nicht aber die in Europa (EMA), fordert von den Herstellern,
Warnhinweise in die Beipackzettel aufzunehmen.

Professor
Schatz bilanziert: �Wir warnen davor, Testosteron kritiklos zu
verschreiben, nur wenn manche Anzeichen für einen Testosteronmangel
sprechen, insbesondere ohne Bestimmung des Hormonspiegels. Jeder Fall
muss auch individuell entschieden und der Patient muss regelmäßig
kontrolliert werden.�

Ein Viertel macht Schicksal für Krebs verantwortlich

Menschen glauben nicht an Beeinflussbarkeit des Krebsrisikos

London (pte/04.01.2007/06:00) – Mehr als ein Viertel der Menschen
glaubt, dass das Schicksal bestimmt, ob sie an Krebs erkranken oder
nicht. Zu diesem Ergebnis ist eine Umfrage von Cancer Research UK
http://www.cancerresearchuk.org/ gekommen. Frauen glauben eher als
Männer daran, dass die Vorsehung ihre Chancen bestimmt. Raucher
glaubten um 50 Prozent häufiger daran. An der Befragung nahmen 4.000
Personen teil.

Gefragt wurde laut BBC unter anderem, ob die Teilnehmer glaubten, dass
sie einen Einfluss auf ihr Krebsrisiko hätten. Insgesamt waren 27
Prozent der Befragten der Meinung, dass das Schicksal über eine
Erkrankung entscheide. Bei den Teilnehmern aus den sozial am stärksten
benachteiligten Regionen stieg dieser Prozentsatz auf 43 Prozent. In
den reichsten Bezirken fiel der Prozentsatz auf nur 14 Prozent. Rauchen
und Fettsucht werden immer wieder mit einem erhöhten Krebsrisiko in
Verbindung gebracht. Die Studie ergab auch, dass 34 Prozent der Raucher
und 36 Prozent der Teilnehmer über 65 Jahren ebenfalls an die
Schicksalhaftigkeit einer Erkrankung glaubten.

Laut Lesley Walker von Cancer Research UK sei es alarmierend, dass ein
so hoher Prozentsatz der britischen Bevölkerung nicht realisiert, dass
die Hälfte aller Krebserkrankungen durch Veränderungen der
Lebensgewohnheiten verhindert werden kann. "Wir alle können unser
Krebsrisiko verringern, in dem wir nicht mehr rauchen, ein gesundes
Gewicht halten und uns ausgeglichen mit viel Obst und Gemüse ernähren
und reichlich für körperliche Bewegung sorgen." Zusätzlich helfe es
Sonnenbrände zu vermeiden.

Darmblutung durch verschluckte Hühnerknochen

fzm – Versehentlich verschluckte Knochen werden weder von der
Magensäure aufgelöst, noch im Darm verdaut. Wenn man Glück hat, finden
sie sich nach einigen Tagen im Stuhlgang wieder. Sie können auf ihrer
Passage durch den Magen-Darm-Trakt aber auch irgendwo stecken bleiben
und dann eine schwere Darmblutung auslösen, worauf Dr. Gudrun Voßkamp
vom Evangelischen Krankenhaus Köln-Kalk in der DMW Deutschen
Medizinischen Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2005)
aufmerksam macht.

Ein unüberwindliches Hindernis für Fremdkörper sei häufig der Übergang
vom Krummdarm (Ileum, ein Teil des Dünndarms) in den Blinddarm (Coecum,
der erste Abschnitt des Dickdarms). Diese Ileocoecal-Klappe ist nur ein
bis zwei cm weit. Scharfkantige Gegenstände können sich hier schnell
verhaken und dann in die Darmwand eindringen, so Dr. Voßkamp. Die Folge
können dauerhafte Sickerblutungen in den Darm sein. Dies sei
keinesfalls selten, betont die Ärztin: "Komplikationen durch in die
Darmwand eindringende Knochenstücke treten in etwa ein Prozent der
verschluckten Knochen auf." Die Folgen sind gravierend. Häufig müssten
die Patienten operiert und große Teile des Dickdarms entfernt werden.

G. Voßkamp et al.:

Mysteriöse Darmblutung bei Divertikelkrankheit

Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (34/35): 1948-1950

Graphen-Beigabe macht Kondome elastischer

Graphen-Beigabe macht Kondome elastischer

Vielseitiges Kohlenstoff-Material sorgt auch für mehr Stabilität

Gummi-Ringe: Halten mit Graphen mehr aus (Foto: manchester.ac.uk)
Gummi-Ringe: Halten mit Graphen mehr aus (Foto: manchester.ac.uk)

Manchester (pte004/23.05.2016/06:10) –

Die Beigabe kleiner Mengen Graphen macht Gummi bis zu 50 Prozent elastischer. Das haben Forscher der University of Manchester http://manchester.ac.uk herausgefunden. Das äußerst robuste Kohlenstoff-Material sorgt zudem
für einen Stabilitätsgewinn in gleichem Ausmaß. Das entstandene
Komposit-Material könnte somit von Nutzen für diverse Produkte von
Handschuhen bis hin zu Kondomen sein. Eben letzteres war sogar der
ursprüngliche Grund für die Entwicklung.

50 Prozent robuster

Die Bill & Melinda Gates Foundation http://gatesfoundation.org hat 2013 zur Entwicklung besserer Kondome aufgerufen. Eben daran hat
sich das Team um den Nanomaterial-Spezialisten Aravind Vijayaraghavan
versucht. "Wir dachten, dass man Kondome noch dünner machen könnte, wenn
der Gummi fester und elastischer wäre", erklärt dieser. Eben das
scheint mithilfe von Graphen tatsächlich möglich. Denn eine Beigabe von
nur einem Promille Graphen macht Gummi um 50 Prozent robuster, wie die
Forscher in Tests zeigen konnten.

"Wir haben ein Komposit-Material aus Gummi und Graphen
gemacht, das weich und elastisch, aber brüchig ist. Das resultierende
Material ist sowohl fester als auch elastischer", so der Forscher. Vom
Prinzip her sei das ähnlich den Kohlefaser-verstärkten Kompositen
beispielsweise in Sportwagen. Die Wissenschaftler hatten mit dem
Beimengen von Graphen sowohl bei einem Naturgummi als auch beim gängigen
gummiartigen Kunststoff Polyurethan Erfolg. Somit orten sie breites
Anwendungspotenzial.

Fühlt sich gleich besser an

Für Kondome ist Graphen-Gummi interessant, weil er
letztendlich dünnere Präservative erlauben sollte. "Die würden sich
besser anfühlen, ohne zu reißen", meint Vijayaraghavan. "Ähnliche
Argumente könnte man für die Nutzung des Materials in Handschuhen,
Sportbekleidung, medizinischen Geräten und mehr vorbringen." Das
Interesse aus der Industrie sei groß. "Wir hoffen, dass sich mehr
Unternehmen an den kommerziellen Chancen beteiligen wollen, die diese
Arbeit eröffnen könnte", hofft der Materialwissenschaftler.