Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Wissenschaftsjahr 2015 – Einladung zum Einmischen

Projekte von Wissenschaft im Dialog im Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt

Einladung zum Einmischen

Diskussionsveranstaltungen,
Ausstellungen, offene Labore: Im Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt
können Bürgerinnen und Bürger in unterschiedlichsten Wissenschaft im Dialog-Veranstaltungen
Ideen für ihre Städte entwickeln, diskutieren und erproben. Das
Ausstellungsschiff MS Wissenschaft wird von April bis September auf
Deutschlands Wasserstraßen unterwegs sein, die Mitmach-Ausstellung
ScienceStation startet ihre Tour im Mai. Ab April 2015 wird bundesweit
in 20 Städten zu aktuellen Themen der Stadtentwicklung diskutiert und in
vier Großstädten entstehen Labore, in denen Bürger und Wissenschaftler
gemeinsam nach zukunftsfähigen Lösungen suchen. Alle Informationen auch
unter: www.wissenschaft-im-dialog.de

Die Projekte im Einzelnen:


Ausstellungsschiff MS Wissenschaft

Im
Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt dreht sich an Bord des
Frachtschiffs alles um die nachhaltige Stadt: Wie funktioniert eine
Stadt? Welche Rolle spielen Städte in der Zukunft? Und was tun
Forscherinnen und Forscher dafür, um Städte zukunftsfähig und lebenswert
zu machen? Es geht um Mobilität und Vernetzung, Energie und Klima, aber
auch um Natur in der Stadt, um neue Wohnformen und soziale und
wirtschaftliche Entwicklungen. Die Besucher erfahren, warum es
ökologisch sinnvoll sein kann, mitten in der Stadt neue Hochhäuser zu
bauen und sie sehen anhand historischer Architekturpläne, wie sich
Menschen in der Vergangenheit die ideale Stadt vorgestellt haben. Auch
die Kreativität der Besucher ist gefragt: Sie können an Modellen ihr
Haus oder ihre Stadt der Zukunft selbst gestalten. An Deck des Schiffs
gibt es Workshops, Diskussionsveranstaltungen und Filmabende. Rund 40
Städte wird die MS Wissenschaft in diesem Jahr besuchen. Die Tour des
Ausstellungsschiffs startet am 15. April 2015 in Dresden.

www.ms-wissenschaft.de 

Hack your City – Citizen Science-Labs
In Berlin, Karlsruhe und im Ruhrgebiet organisiert Wissenschaft im Dialog gemeinsam mit der Open Knowledge Foundation Deutschland so genannte
Citizen Science-Labs: Das sind offene Labore, in denen
Nachwuchswissenschaftler und Entwickler, Architekten und Designer
gemeinsam mit Bürgern nach Lösungen (Hacks) für Fragen wie diese suchen:
Welche App kann helfen, den öffentlichen Nahverkehr mit dem
Fahrradverkehr in einer Stadt zu verknüpfen? Wie kann die Öffentlichkeit
aktiv in das Thema Energiewende einbezogen werden? Wie sehen die
Nachbarschaften der Zukunft aus? Langfristiges Ziel ist, lokale Citizen
Science-Communitys zu etablieren, in denen Lösungen für reale kommunale
Probleme entwickelt werden.
www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/hack-your-city

Diskussionsreihe „Wissenschaft kontrovers“

Wie
lässt sich die wachsende soziale Kluft in den Städten schließen? Wie
müssen wir unsere Städte bauen, um auf die Auswirkungen des veränderten
Klimas zu reagieren? Und wie wollen wir uns in Zukunft fortbewegen? Im
Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt sollen diese Fragen aufgegriffen
und kontrovers diskutiert werden. Hierzu organisiert Wissenschaft im Dialog in Kooperation mit lokalen Partnern in 20 Städten eine
Veranstaltungsreihe, in der Bürger mit Wissenschaftlern in Nachtcafés,
bei Fishbowl-Diskussionen und in Barcamps auf Augenhöhe diskutieren.

www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/dialoge

ScienceStation

An
deutschen Bahnhöfen macht das Warten bald wieder Spaß: Die
Mitmach-Ausstellung ScienceStation tourt ab Mai 2015 bundesweit durch
Bahnhofshallen. Zwischen Zug und S-Bahn können die Besucherinnen und
Besucher diesmal alles über die „Zukunftsstadt“ erfahren. Wie lassen
sich unsere Städte klimagerechter bauen? Wie wirkt sich die zunehmende
künstliche Beleuchtung auf die Umwelt und unsere Gesundheit aus? Und wie
lassen sich Autostaus in Städten vermeiden? Wie immer steht das
eigenständige Experimentieren im Vordergrund. Das Gemeinschaftsprojekt
mit der Deutschen Bahn und der Zeitschrift Welt der Wunder wird durch
zwölf Bahnhöfe führen. Start ist am 5. Mai 2015 in Dresden.

www.sciencestation.de

Burnout: Frühe Bindungserfahrungen bestimmen mit über das Erschöpfungsrisiko

Burnout: Frühe Bindungserfahrungen bestimmen mit über das Erschöpfungsrisiko

fzm, Stuttgart, August 2016 – Zu viel Arbeit
und wenig Freizeit bei geringer Wertschätzung der Leistung– diese Gründe
werden häufig angeführt, wenn es um das Thema Burnout geht. In der
Fachzeitschrift „PPmP·Psychotherapie·Psychosomatik·Medizinische
Psychologie“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2016) bringt ein Team von
Psychosomatikern und Psychotherapeuten einen weiteren Aspekt ins Spiel.
Ihre Forschungen legen nahe, dass Menschen, die in ihrer Kindheit keine
sichere Bindung erlebt oder Verluste erlitten und nicht verarbeitet
haben, eher ein Burnout entwickeln als Menschen mit sicheren
Bindungserfahrungen.

Für ihre Studie befragten die Wissenschaftler 50 Patienten,
die wegen eines Burnout-Syndroms stationär oder teilstationär in die
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums
Nürnberg aufgenommen worden waren. Sie gaben sowohl über ihre
Bindungserfahrungen Auskunft als auch darüber, wie sie ihr Arbeitsumfeld
erlebten – vom beruflichen Ehrgeiz, dem Distanzierungsvermögen und der
erlebten Berufskompetenz über die Zufriedenheit am Arbeitsplatz bis hin
zur sozialen und familiären Unterstützung.

"Die Burnout-Patienten wiesen eine deutlich höhere
Bindungsunsicherheit auf als die Teilnehmer der gesunden
Vergleichsgruppe", erklärt Professor Dr. med. Wolfgang Söllner, Leiter
der Nürnberger Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie und Erstautor der Studie. In der Burnout-Gruppe seien 72
Prozent der Teilnehmer als unsicher gebunden eingestuft worden gegenüber
nur 33 Prozent der Vergleichspersonen.

Zu den problematischen Bindungsmustern zählten dabei das
"unsicher-vermeidende" sowie das "unsicher-verwickelte" Muster. Das
erste zeichnet sich dadurch aus, dass der Befragte nur wenig Zugang zu
seinen Kindheitserinnerungen hat, wichtige Bezugspersonen entweder
idealisiert oder verachtet und negative Emotionen eher verdrängt.
"Unsicher-verwickelt" bedeutet hingegen, dass Kindheitserinnerungen noch
immer starke Gefühle hervorrufen. Gerade negative Emotionen im Kontext
von zwischenmenschlichen Konflikten werden hier sehr stark erlebt.

Wie die Nürnberger Studie nahelegt, wirken solche
problematischen Bindungs- und Emotionsmuster bis ins Erwachsenenalter
fort. So versuchten manche der Betroffenen, ihre nicht erfüllten
Bedürfnisse aus der Kindheit in aktuellen Beziehungen auszuleben. Dazu
zählten auch Arbeitsbeziehungen, die dadurch emotional aufgeladen
würden. Ebenso wie die Bindungsunsicherheit waren auch unverarbeitete
traumatische Bindungserfahrungen, wie etwa Verluste, mit einer
geringeren Fähigkeit zur Emotionsregulation verknüpft. Früheren Studien
zufolge macht sich das vor allem in Anforderungs- oder
Konfliktsituationen bemerkbar. Die Schwierigkeiten bei der Bewältigung
negativer Emotionen begünstigen dann vermutlich die Entstehung eines
Burnouts.

Die Erkenntnis, dass Bindungsmuster, die von frühkindlichen
Erfahrungen herrühren, bis in das spätere Arbeitsumfeld hineinwirken,
könnte direkte Auswirkungen auf die Therapie von Burnout-Patienten
haben. Söllner und seine Kollegen weisen darauf hin, dass Betroffene mit
unsicheren Bindungsmustern am meisten von einem
strukturierend-stützenden Vorgehen profitieren könnten. Klare
Zielvorgaben und die Erarbeitung konkreter Schritte zur Bewältigung
schwieriger Alltagssituationen geben den Patienten den notwendigen Halt.
In jedem Fall sollten aber Bindungsstil und Emotionsverarbeitung des
Patienten untersucht und bei der Behandlungsplanung berücksichtigt
werden.

W. Söllner et al.
Repräsentation früher Bindungsbeziehungen und Emotionsregulation bei Patienten mit Burnout-Syndrom
PPmP·Psychotherapie·Psychosomatik·Medizinische Psychologie 2016; 66 (6); S.227–234

Peptid könnte Antibiotika in der Tierhaltung ersetzen

Peptid könnte Antibiotika in der Tierhaltung ersetzen

Cap 18 laut Forschern Teil des natürlichen Immunsystems von Kaninchen

Prinzipskizze der dänischen Forscher zum Petid Cap 18 (Animation: dtu.dk)
Prinzipskizze der dänischen Forscher zum Petid Cap 18 (Animation: dtu.dk)

Lyngby (pte003/06.06.2018/06:10) –

Das natürlich vorkommende Peptid Cap 18 kann Antibiotika in der
Tierhaltung ersetzen und so zur Gesunderhaltung von Menschen beitragen,
die lieber Koteletts als gegrillte Maiskolben essen. Das haben Forscher
am Nationalen Gesundheitsinstitut der Technischen Universität von
Dänemark http://dtu.dk ermittelt. Cap 18 ist Teil des natürlichen Immunsystems von Tieren. Es
findet sich unter anderem in der Tränenflüssigkeit von Kaninchen.
Peptide bestehen aus Aminosäuren und sind Bausteine von Proteinen.

Wirksam gegen Salmonellen

Laut Forscher Egon Bech Hansen und seinem Team lässt
sich Cap 18 eingesetzen, um Bakterien in Nutztieren zu bekämpfen. Mit
Antibiotika ist das oft jedoch nicht mehr möglich, weil die Tiere
Resistenzen entwickeln, die Medikamente also wirkungslos werden. Durch
Cap 18 könne die Behandlung mit Antibiotika eingeschränkt,
möglicherweise sogar überflüssig werden.

Cap 18 wirkt gegen die drei Bakterienarten Salmonella
typhimurium, Y. ruckeri and A. salmonicida. Salmonellen sorgen allein in
Europa für die meisten Erkrankungen. Die anderen Bakterien verursachen
die gefährliche Maul- und Klauenseuche, die Rinder und Schweine befällt,
beziehungsweise Furunkel in Regenbogenforellen, die zu schweren Schäden
in Aquakulturen führen.

Schlimmste Gefahr für Menschen

Resistenzen sind die schlimmste Bedrohung für Menschen, so die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation http://who.int . Sie übertragen sich über das Fleisch auf die Esser. Die dänischen
Forscher arbeiten seit 20 Jahren daran, die Resistenzen zu stoppen,
indem sie Wege suchen, Bakterien in Nutztieren ohne Antibiotika zu
bekämpfen. "Es ist extrem wichtig, den Einsatz von Antibiotika bei
Tieren zu reduzieren beziehungsweise komplett zu stoppen, ohne die
Gesundheit der Tiere zu gefährden", sagt Bech Hansen.

Cap 18 lässt sich nicht aus den Kaninchentränen
gewinnen, wenn es in großem Stil eingesetzt werden soll. Es ist möglich,
das Peptid biotechnisch herzustellen, also von Mikroorganismen, die in
Fermentern gehalten werden. Berechnungen des Gesundheitsinstituts haben
ergeben, dass die Kosten tragbar wären. Die Auswirkungen von Cap 18 auf
Nutztiere müssten allerdings noch weiter erforscht werden.

App liest Wiki-Einträge von Städten bei Autofahrt

App liest Wiki-Einträge von Städten bei Autofahrt

GPS-Software "Road Trip" erzählt Wissenswertes auf langen Strecken

Reise: App erzählt Wissenswertes über die Umgebung (Foto: H.Schröder/pixelio.de)
Reise: App erzählt Wissenswertes über die Umgebung (Foto: H.Schröder/pixelio.de)

New York (pte018/10.07.2018/12:30) –

Die neue Smartphone-App "Road Trip" http://roadtrip.glitch.me lokalisiert über GPS den Standort eines Nutzers und liest dann
Informationen über passierte Städte oder Sehenswürdigkeiten aus
bestehenden Wikipedia-Einträgen laut vor. Nutzer und Mitfahrende
bekommen während einer Reise auf diese Weise viel über ihre Umgebung
mit.

Umgebung kennenlernen

Die App wurde von Malte Ubl, dem Technologieführer für
das Projekt "Accelerated Mobile Pages" von Google, entwickelt und
erkennt die geografische Position eines Nutzers. Diese wird mit
relevanten Wikipedia-Artikeln abgeglichen. Die Anwendung liest dann die
gefundenen Artikel laut vor. Somit ist Road Trip eine Art intelligenter
Passagier, der alles über die Geschichte der Stadt weiß, durch die man
fährt.

Road Trip erlaubt zudem ein manuelles Absuchen der
Umgebung, um andere nahe gelegene Schauplätze zu finden. Die App wurde
so entwickelt, dass alle Funktionen in Google Chrome, Firefox und
anderen Browsern funktionieren, die GPS und Sprachsynthese unterstützen.
"Ich habe die App eigentlich für mich selbst entwickelt, weil ich
häufig durch Orte fahre und dabei denke, dass es schön wäre, mehr über
meine Umgebung zu lernen, während ich nichts Besseres tun kann, als
hinter dem Lenkrad zu sitzen", erklärt Ubl gegenüber "The Verge".

Gleiche Namen als Problem

Ein paar Schwachstellen hat das System aber noch, denn
Namensgleichheiten können nicht berücksichtig werden. Beispielsweise
gibt es "Vienna" sowohl im US-Bundesstaat Virginia als auch als
Haupstadt Österreichs. Bei einer englischsprachigen Abfrage erscheint
als erstes Suchergebnis bei Wikipedia immer das österreichische Wien.
Wer also in Virginia durch die gleichnamige Stadt fährt, könnte
irritiert sein, sobald von Fiakern und der kaiserlichen Vergangenheit
die Rede ist. Weltweit bestehen weitere Namensgleichheiten, die das
System derzeit noch durcheinander bringen. Daran arbeiten die Entwickler
nun.

FORTSCHRITT IM KAMPF GEGEN CHIKUNGUNYA

FORTSCHRITT IM KAMPF GEGEN CHIKUNGUNYA:

ERFOLGREICHE PHASE 1 EINES CHIKUNGUNYA-IMPFSTOFFS VON THEMIS

Präsentation der Ergebnisse auf internationalen Konferenzen in Philadelphia und New Orleans

Wien,
20. November 2014 � Ein prophylaktisch wirkender Impfstoffkandidat
gegen Chikungunya-Fieber induziert neutralisierende Antikörper, ist
sicher und wird gut vertragen � das bestätigen die endgültigen
Ergebnisse einer klinischen Studie der Phase 1, die nun auf zwei
internationalen Konferenzen präsentiert wurden. Der Impfstoffkandidat
wurde im Rahmen einer F&E-Kooperation zwischen Themis Bioscience
GmbH und dem Institut Pasteur (Paris) entwickelt und beruht auf einer
Vektortechnologie für Masernimpfungen (Themaxyn®-Plattform). Im Lichte
der guten Studienergebnisse kamen beide Partner überein, ihre
Zusammenarbeit zu erweitern.

Das Wiener Biotech-Unternehmen
Themis Bioscience GmbH (Themis) erhielt heute die endgültigen Ergebnisse
einer klinischen Studie der Phase 1 ihres prophylaktischen
Impfstoffkandidaten gegen Chikungunyafieber. Die Studie wurde an 42
Probanden am Department für Klinische Pharmakologie des Allgemeinen
Krankenhauses der Stadt Wien durchgeführt und bestätigt frühere
Zwischenergebnisse: Nicht nur wurde der Impfstoffkandidat gut vertragen
und war sicher, sondern er erzielte auch die gewünschte Immunantwort in
Form von neutralisierenden Antikörpern in allen Probanden, die den
Impfstoff erhielten. Dabei war diese Immunantwort eindeutig
Dosis-abhängig und sogar die geringste Impfdosis erwies sich als
wirksam.

Details der klinischen Studie wurden vor kurzem auf zwei
internationalen Konferenzen präsentiert: im Oktober auf dem "8th
Vaccine & ISV Congress" in Philadelphia, USA und im November auf dem
"ASTMH 63rd Annual Meeting" in New Orleans, USA.
Zu dem Erfolg
dieser klinischen Studie meint der CEO und Gründer von Themis, Dr. Erich
Tauber: "Wir konnten bestätigen, dass unser
Chikungunya-Impfstoffkandidat sicher ist, gut vertragen wird und die
gewünschte Immunantwort hervorruft. Die aktuell sich ausbreitende
Chikungunya-Epidemie ist nun für uns Anlass, den Impfstoff so rasch wie
möglich verfügbar zu machen. Zusätzlich werden wir unsere bereits
erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Institut Pasteur verstärken."

VIELVERSPRECHENDE PLATTFORM & VORTEILHAFTE PRODUKTION

Hinter
dem jetzt erreichten Erfolg der klinischen Studien steckt eine
Vektorplattform für Masernimpfungen. Diese wurde unter Verwendung eines
gebräuchlichen, kommerziell verfügbaren Masernimpfstoffes als Vektor am
Institut Pasteur entwickelt. Gene, die für spezielle Antigene des
Chikungunya-Viruses codieren, wurden in das Genom des Masernimpfstoffes
eingebaut, der diese Gene in die Zellen der Geimpften transportiert und
so eine Immunantwort gegen das Chikungunya-Virus erzielt.

Die
Erfolge der Phase I-Studie bestätigen nun diese grundlegende Technologie
in Hinblick auf die klinischen und regulatorischen Ansprüche sowie die
Anforderungen an eine kostengünstige Großproduktion. All dies ist ein
signifikanter Vorteil für die Entwicklung einer Impfung gegen
epidemische Infektionskrankheiten. Der vielversprechende Vektor wird
zukünftig auch die Grundlage der erweiterten Zusammenarbeit zwischen
Themis und dem Institut Pasteur sein, die eine weitere Entwicklung von
Impfstoffen gegen zahlreiche Infektionskrankheiten zum Ziel hat. Für
diese Zusammenarbeit stellt die überragende Exzellenz des weltbekannten
und geschichtsträchtigen Institut Pasteur in Forschung, Diagnose und
Bekämpfung von Infektionskrankheiten einen enorm wertvollen Beitrag dar.

Die
Entwicklungspipeline von Themis enthält bereits einen
Impfstoffkandidaten gegen Dengue-Fieber und die beiden Partner werden
die als Themaxyn® bezeichnete Plattform nun für zusätzliche
Zielstrukturen verwenden. Frédéric Tangy, Institut Pasteur, kommentiert:
"Die klinische Studie der Phase 1 hat gezeigt, dass die auf dem
Masern-Vektor beruhende Plattform zur erfolgreichen Entwicklung einer
neuen Generation prophylaktischer Impfstoffe verwendet werden kann. Das
Institut Pasteur, das diese Schlüsseltechnologie entwickelt hat, ist
sehr daran interessiert, seine Zusammenarbeit zur Entwicklung dieser
innovativen Impfung mit Themis zu vertiefen."

THEMIS‘ EXPERTISE

Dr.
Erich Tauber fügt hinzu: "Themis‘ Expertise liegt darin, verschiedene
Programme, die auf dem Masern-Vektor beruhen, erfolgreich in die
klinische Phase zu überführen. Sobald der klinische Proof of Concept
erzielt worden ist, werden die Rechte zur Lizenzierung, Herstellung und
Vermarktung an Dritte verkauft. Daher ist die Stärkung unserer
Zusammenarbeit mit dem Institut Pasteur zur Verwendung der
Themaxyn®-Plattform für neue Indikationen eine ideale Ergänzung unseres
Geschäftsmodells. Wir sind dem Institut Pasteur für das uns gezeigte
Vertrauen und die Fortführung der erfolgreichen Zusammenarbeit dankbar."

Über Themis (Stand November 2014)
Themis
Bioscience GmbH entwickelt prophylaktische Impfungen von der
präklinischen bis zur frühen klinischen Phase. Das Unternehmen
fokussiert dabei auf aufkommende tropische Infektionserkrankungen. Erste
Impfstoffkandidaten werden derzeit gegen Dengue- und Chikungunya-Fieber
entwickelt. Die unternehmenseigene, auf einem Masern-Vektor beruhende,
Themaxyn®-Technologieplattform, die vom weltweit geachteten Institut
Pasteur in Paris einlizenziert wurde, bildet die Basis aller
Impfstoffkandidaten des in Wien ansässigen Unternehmens. Diese Plattform
ist hoch-innovativ und vollständig durch Patente abgesichert. www.themisbio.com

Über das Institut Pasteur
Im
Jahr 1887 gründete Louis Pasteur das Institut Pasteur als eine private,
non-profit Stiftung, die rasch durch ihre biomedizinische Forschung
Weltruhm erlangte. Das Hauptziel des Institut Pasteur ist es, durch
wissenschaftliche Exzellenz und Forschung in den Bereichen öffentliche
Gesundheit, Ausbildung und weitere Aktivitäten, Erkrankungen in der
ganzen Welt besser zu verstehen und zu verhindern. Zusammen mit seiner
Haupttätigkeit, die dem besseren Verständnis fundamentaler
Lebensprozesse dient, widmet das Institut Pasteur einen Großteil seiner
Anstrengungen Infektions- und Erbkrankheiten, neurodegenerativen
Erkrankungen und bestimmten Krebsarten. Nahezu 2.400 Personen arbeiten
am Hauptcampus in Paris, der 32 Forschungsinstituten auf fünf
Kontinenten als Zentrale dient. Über die Jahre erhielten zehn
Wissenschafter des Institut Pasteur Nobelpreise. www.pasteur.fr

Über den Chikungunya Virus
Chikungunya
ist eine moskito-übertragende Erkrankung, die Fieber, Glieder-, Muskel-
und Kopfschmerzen sowie Nasen- und Zahnfleischbluten verursacht.
Chikungunya kommt in Teilen Afrikas, Südost-Asien, Nord- und Südamerika
und dem indischen Subkontinent vor. In Europa wurde die erste
Übertragung in Nordost-Italien im August 2007 dokumentiert. Jedes Jahr
werden in mehreren europäischen Ländern durch Touristen eingeführte
Fälle bekannt. Seit Ende 2013 herrscht der erste größere Ausbruch in
Nord- und Südamerika. Über 780.000 Fälle wurden bis heute von dieser
einzigen Epidemie berichtet.

App korrigiert Alterssichtigkeit

App korrigiert Alterssichtigkeit
Training von Schärfe- und Kontrastsehen des Gehirns

Berkeley/St. Pölten (pte016/10.10.2011/13:35) – Unser Gehirn kann darauf geschult werden, die als "Alterssicht" bekannte nachlassende Elastizität der Augenlinse zumindest teilweise auszugleichen. Ein entsprechendes Training bietet die iPhone-App "GlassesOff" http://glassesoff.com , die Berkeley-Forscher kürzlich auf dem Treffen der Entertainment Software and Cognitive Neurotherapeutics Society http://escons.org präsentiert haben. Augenärzte bestätigen gegenüber pressetext die Wirksamkeit einer derartigen Methode, bremsen aber zugleich überzogene Erwartungen.

Verjüngung der Nahsicht

Ausgenutzt wird bei der Anwendung die Fähigkeit des Gehirns, verschwommene Bilder im Sehzentrum nachträglich zu schärfen, ähnlich wie dies viele Digitalkameras bereits können. Nutzer müssen dazu in wechselnden Bildern unscharfe Muster finden und reagieren, sobald diese in vorbestimmten Zonen auftreten. Je besser dies im Verlauf des Trainings gelingt, desto feinere und raschere Bestimmung verlangt die Software vom Anwender.

In Tests mit Versuchspersonen zeigte sich bei mehreren Monaten Training eine Besserung der Kontrastempfindlichkeit und Bildverarbeitung, die laut dem GlassesOff-Anbieter einer Senkung des Augenalters von 50 auf 42 Jahren entspricht. Wenn auch die Augen selbst nicht leistungsfähiger wurden, beschleunigte sich somit das Lesen von Kleingedrucktem um mehr als vier Sekunden pro Satz, wodurch die Probanden eine Seite der "New York Times" in durchschnittlich 6,7 statt zwölf Minuten schafften.

Gehirn trainierbar, Auge nicht

Dass derartiges Training im Prinzip durchaus funktionieren kann, sagt Peter Gorka, Sprecher der niedergelassenen Augenärzte der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft http://www.augen.at , im pressetext-Interview. "Jedes Auge wird ab 40, 50 Jahren weniger elastisch und mit 90 brauchen 97 Prozent eine Brille. Während der Augmuskel durch die normale Scharfstellung ohnehin trainiert ist und zusätzliche Übung die schwindende Elastizität nicht bessert, kann man die Verarbeitung im Gehirn optimieren."

Ein ähnliches Training durchläuft das Gehirn allerdings auch, wenn die Augen unscharfe Bilder bei schwachem Kontrast ohne Brille sehen. Ob die App ihren Preis – 95 Dollar für drei Monate 15-Minuten-Training dreimal die Woche – auch wert ist, muss jeder selbst entscheiden, so der St. Pöltener Augenarzt. "Zu erwarten ist bloß ein sehr beschränkter Effekt. Während man bei einer erst beginnenden Alterssicht durch derartiges Training die nötige Lesebrille durchaus um Monate bis Jahre hinausschieben kann, vermag die App sicher keine Brille nachträglich wegzuzaubern."

Brille, Laser und Kunstlinse

Mittlerweile gibt es mehrere Möglichkeiten, gegen die im Alter schwindende Nahsicht anzukämpfen. "Erste Wahl ist stets die Nah- oder Gleitsichtbrille sowie die Gleitsichtlinse für langjährige Kontaktlinsen-Träger. Laser-Operationen leisten noch keinen Brillenersatz, doch könnten neue Lasermethoden schon 2012 deutliche Besserungen bringen", erklärt Gorka. Entsprechende Ansätze haben Hannoveraner Forscher im Vorjahr präsentiert (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20100304023 ). Erste positive Erfahrungen gibt es auch für das Einpflanzen einer multifokalen Kunstlinse, die allerdings nur bei bestimmten anatomischen Merkmalen des Auges möglich ist.

Programm zur Vorhersage von Nebenwirkungen bei Medikamenten-Kombinationen

KI sagt Medikamenten-Wechselwirkungen vorher

"Decagon" könnte medizinische Versorgung künftig sicherer machen

Pillencocktail: KI ahnt unerwartete Nebenwirkungen (Foto: stevepb, pixabay.com)
Pillencocktail: KI ahnt unerwartete Nebenwirkungen (Foto: stevepb, pixabay.com)

Stanford (pte002/11.07.2018/06:05) –

Forscher der Stanford University http://stanford.edu haben mit "Decagon" ein KI-System zur Vorhersage von Nebenwirkungen bei
der gleichzeitigen Einnahme zweier Medikamente entwickelt. Denn für die
meisten Kombinationen sind die potenziell gefährlichen Wechselwirkungen
bislang schlichtweg unbekannt. Das System könnte also helfen, die
Behandlung schwerer Krankheiten letztlich sicherer zu machen.

Riskante Cocktails

Immer mehr Menschen nehmen immer mehr Medikamente ein.
Gerade ältere Patienten bekommen oft jeden Tag einen ganzen
Pillen-Cocktail. Bei tausenden zugelassenen Medikamenten ist es aber
praktisch unmöglich, die Wechselwirkungen jeder möglichen Kombination
auszutesten. Besonders neue Kombinationen sind also riskant. "Wir wissen
wirklich nicht, was passieren wird", meint Marinka Zitnik,
Informatik-Postdoc in Stanford. Eben das wollen sie und ihre Kollegen
mithilfe von Decagon ändern.

Das Team hat modelliert, wie die mehr als 19.000
Proteine im Körper interagieren und wie sich Medikamente darauf
auswirken. Anhand von vier Mio. bekannten Zusammenhängen von Arznei und
Nebenwirkung haben sie eine Methode entwickelt, um Muster zu erkennen,
wie Nebenwirkungen durch das Wirken von Medikamenten auf Proteine
entstehen. Dazu hat das Team auf Tiefenlernen gesetzt. Das System ist
darauf ausgelegt, zunächst für Kombinationen von zwei Medikamenten aus
der gleichzeitigen Einnahme resultierende Nebenwirkungen vorherzusagen.

Unerwartetes vorhersehen

Für eine Reihe von Nebenwirkungen, die Decagon
vorhergesagt hat, die aber im ursprünglichen Datensatz nicht
aufschienen, hat das Team überprüft, ob sie mittlerweile in der
medizinischen Literatur berücksichtigt werden. Dabei haben die Forscher
festgestellt, dass das KI-System zurecht vor eigentlich unerwarteten,
gefährlichen Muskelentzündungen bei gleichzeitiger Einnahme des
Blutdrucksenkers Amlodipin und des Cholesterinsenkers Atorvastatin
gewarnt hat. Auch bei fünf von zehn weiteren Decagon-Vorhersagen hat
sich gezeigt, dass die Nebenwirkungen mittlerweile praktisch
nachgewiesen wurden.

Das legt nahe, dass der KI-Ansatz tatsächlich geeignet
ist, mögliche Medikamenten-Wechselwirkungen relativ zuverlässig
vorherzusagen. Die Forscher hoffen daher, das System auch auf
Kombinationen von drei oder mehr Medikamenten auszuweiten. Zudem wollen
sie ein nutzerfreundliches Tool entwickeln, das Ärzte heranziehen
können. Das zufällige Entdecken von möglicherweise schweren
Nebenwirkungen an Patienten könnte dann ein Ende haben. "Unser Zugang
hat das Potenzial, eine effektivere und sicherere Gesundheitsversorgung
zu ermöglichen", meint Stanford-Informatikprofessor Jure Leskovec.

Erhöhter Blutzucker schrumpft das Gehirn

Erhöhter Blutzucker schrumpft das Gehirn
Reduktion bei Gedächtnis- und Kognitionsregionen
 
Blutzucker: Stoffwechsel-Schäden betreffen auch das Gehirn (Foto: Flickr/Levine)

Canberra/München (pte004/06.09.2012/06:15) – Nicht bloß Typ-2-Diabetes kann zum Abbau der Gehirnzellen beitragen, sondern womöglich auch ein bloß erhöhter Blutzuckerspiegel noch im oberen Bereich der Normalwerte. Darauf weisen australische Forscher in der Fachzeitschrift "Neurology" http://bit.ly/RElC1p . Zwar besteht weiterer Klärungsbedarf, doch könnten die Ergebnisse der Studie dazu führen, dass künftig die Definition von Normalzucker und Diabetes neu überdacht wird, sagen die Autoren.

Beeinträchtigte Neuronen

"Bisher ist bekannt, dass sich Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes auf die Gefäße und in Folge auch auf die Nervenzellen und das Gehirn auswirken. Erforscht ist dieser Umstand aber erst wenig", erklärt Günter Stalla, Leiter der endokrinologischen Ambulanz am Max-Planck-Institut für Psychiatrie http://mpipsykl.mpg.de , im pressetext-Interview. Unklar ist etwa, ob neben diesen sekundären Veränderungen auch hohe Blutzuckerspitzen ähnlich wirken.

Verdacht auch bei Nicht-Diabetikern

Die Studienautoren um Nicolas Cherbuin von der Australian National University http://www.anu.edu.au untersuchten 249 Menschen zwischen 60 und 64 Jahren mit "normalem" Blutzucker. Darunter fallen laut WHO Werte unter 110 mg/dl bei Nüchternheit. Ab diesem Punkt beginnt die abnorme oder gestörte Glukosetoleranz, für die bereits ein Diabetes-Verdacht gilt, ehe man ab 126 mg/dl Zuckergehalt im Blut von Diabetes mellitus spricht.

Zu Studienbeginn sowie vier Jahre später scannten die Forscher die Gehirne der Probanden. Jene, deren Zuckerwert im oberen Teil des noch als "normal" bezeichneten Bereiches lag, hatten weit eher an Gehirnvolumen in den Gebieten des Hippocampus und der Amygdala verloren als andere mit niedrigen Zuckerwerten. Die betroffenen Gehirnregionen sind für das Gedächtnis und kognitive Fähigkeiten zuständig. "Scheinbar beeinflusst auch bei Menschen, die nicht Diabetes haben, erhöhter Blutzucker die Gehirngesundheit", sagt Cherbuin.

 

Experten-Erklärung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie

Berlin,
August 2017 – Frauen mit Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen,
Schlafstörungen, Depressionen oder Harnwegsinfekten sollten viel
häufiger eine effektive, maßgeschneiderte Hormontherapie erhalten.
Experten räumen nach 15 Jahren ein, dass eine Hormontherapie das
Brustkrebsrisiko nicht generell erhöht. Lebensalter, Dauer und Dosierung
der Hormontherapie, körperliche Aktivität, Gewicht und genetische
Faktoren spielen eine wichtigere Rolle. Studienerkenntnisse, die das
nahelegten, sind neu interpretiert worden. Lange hatten Frauen deshalb
Angst vor einer Hormontherapie. Ärzte verordneten stattdessen
Antidepressiva, Schlafmittel oder „alternative Substanzen“, deren
Wirksamkeit nicht durch Studien gesichert ist. Dies erklären Experten
der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologen (DGE) im Vorfeld der
Pressekonferenz am Mittwoch, den 13. September anlässlich des
2. Deutschen Hormontages in Berlin.

Die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, sind
nach der Pubertät die zweite hormonbewegte Phase im Leben einer Frau.
„Häufig berichten Frauen von Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und
Schlafstörungen. Noch viel gravierender sind jedoch Depressionen,
wiederkehrende Harnwegsinfekte, Muskel- und Gelenkschmerzen und eine
insgesamt nachlassende Leistungsfähigkeit“, erklärt Dr. med. Cornelia
Jaursch-Hancke, leitende Ärztin des Fachbereichs
Endokrinologie/Diabetologie an der DKD HELIOS Klinik Wiesbaden. Diese
Symptome ließen sich oft sehr gut mit einer Hormontherapie behandeln, so
die Expertin. Bei Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen würden
häufig Psychopharmaka verschrieben. „Anstatt die Ursache, also den
Östrogenmangel, auszugleichen, bleibt die Behandlung auf der
Symptomebene“, so Jaursch-Hancke.

Bei
vielen Frauen gibt es Ängste bezüglich der Hormontherapie.
Zurückzuführen sind diese auf Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2002
der Women’s Health Initiative (WHI). Untersucht wurde damals, welche
gesundheitlichen Auswirkungen eine Hormontherapie auf die Gesundheit der
Frauen habe. Es nahmen insgesamt 16000 Frauen teil. Eine Hälfte erhielt
eine Hormontherapie, die andere nicht. Nach fünf Jahren wurde die
Studie abgebrochen wegen einer erhöhten Rate an Brustkrebs, Thrombosen,
Schlaganfall und Herzinfarkten in der Studiengruppe, die Hormone
erhalten hatte. „Nicht bedacht wurde bei der Interpretation der Daten,
dass das Durchschnittsalter der Frauen in dieser Studie mit 63 Jahren
sehr viel höher lag, als bei Frauen im üblichen menopausalen Alter, also
um die 50. Zudem waren die Teilnehmerinnen im Durchschnitt fettleibig
und hatten Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes,
Fettstoffwechselstörungen und erhöhten Blutdruck: Sie waren nicht
gesund“, betont Jaursch-Hancke. Die bereits früh geäußerte Kritik am
Studiendesign und den Ergebnissen ging allerdings unter. Medienberichte
griffen die Daten auf und verbreiteten die Botschaft: Hormontherapie in
den Wechseljahren sei gefährlich.

Die
Verordnung von Hormonen ging nach Publikation der Studie um 80 Prozent
zurück. „Dafür schnellte der Verbrauch von Antidepressiva, Schlafmitteln
sowie einer Fülle nicht zugelassener alternativer Substanzen in die
Höhe. Millionen von Frauen wurden eine sinnvolle und höchst effektive
Behandlung von menopausalen Beschwerden vorenthalten“, bedauert
Jaursch-Hancke.

Neuere
Studiendaten aus Dänemark und eine Re-Evaluation der jüngeren Frauen
der WHI-Studie im Alter von 50 bis 60 Jahren zeigten nun, dass eine
frühe Hormontherapie in der Menopause die Symptome nicht nur effektiv
behandelt, sondern sich sogar günstig auf das Herz-Kreislauf-System und
die Todesrate auswirkt. Daneben scheint eine alleinige Östrogentherapie,
die in der Regel aber nur Frauen erhalten, die keine Gebärmutter mehr
haben, das Brustkrebsrisiko zu senken.

Bei Wechseljahresbeschwerden können manche Frauen auch von alternativen Methoden wie

Qigong,
Yoga oder Tai-Chi profitieren. Wenn der Leidensdruck jedoch hoch ist
und die Lebensqualität in Mitleidenschaft gerät, sollten Frauen mit
ihrem behandelnden Arzt über eine Hormontherapie sprechen, empfiehlt Jaursch-Hancke.

„Grundsätzlich hat eine
Hormontherapie in der Menopause auch gut belegte positive Effekte auf
den Knochen. Ob eine Frau aber von einer im 6. Lebensjahrzehnt
durchgeführten Hormontherapie hinsichtlich der Erkrankung Osteoporose
profitiert, die meist erst im Alter über 70 Bedeutung beginnt, ist nicht
belegt und eher fraglich. Deshalb sollte man trotz all dieser gut
belegten neuen Daten diese Therapie nicht wieder generell jeder Frau
anbieten und beachten, dass viele Frauen auch ohne eine Hormontherapie
gut und zufrieden diese Lebensphase erleben dürfen. Ca. 20 – 30 Prozent
der Frauen haben aber tatsächlich stark den Tagesablauf
beeinträchtigende Beschwerden. Diesen Frauen können wir jetzt wieder mit
gutem Gewissen mit einer Hormontherapie helfen“, ergänzt Professor Dr.
med. Sven Diederich, Ärztlicher Leiter Medicover Deutschland und
Vizepräsident der DGE aus Berlin. Risiken der Hormontherapie sollten
nicht ignoriert werden, so gebe es beispielsweise ein gering erhöhtes
Thromboserisiko unter der Hormontherapie, die sich durch eine geeignete
Applikationsform zum Beispiel über die Haut minimieren lasse. Wichtig
sei es, mit dem Arzt über die Dauer der Therapie zu sprechen. „Fünf
Jahre Hormontherapie ist mit Blick auf mögliche Risiken die richtige
Zeitspanne. Wichtig ist auch, dass man diese Therapie dann ausschleicht
und die Patientin begleitet. Sonst sind die unangenehmen Beschwerden
gleich wieder da, was dann zu einer dauerhaften Fortführung motivieren
kann, was wir aber aufgrund der negativeren Datenlage bei längerer
Therapie und über 60-jährigen Frauen vermeiden sollten “, erklärt
Diederich. Das Risiko für Brustkrebs habe neben einer erblichen
Veranlagung sehr viel mit Übergewicht und Bewegungsmangel zu tun. Darauf
sollten Frauen achten und zudem die regelmäßigen
Brustkrebsfrüherkennungs-Untersuchungen wahrnehmen.

Werbung: Kinder reagieren intensiv und werden fett

Werbung steigert Kalorienaufnahme bei Kindern

Studien: Kinder essen mehr, wenn sie Snack-Spots gesehen haben. Ampelkennzeichnung fördert gesünderen Konsum.

Berlin Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) begrüßt die
Forderung der Verbraucherschutzministerkonferenz, gegen an Kinder
gerichtete Werbung für energiereiche Lebensmittel vorzugehen. Eine
aktuelle Studie aus Australien zeigt, dass Kinder schon durch eine kurze
Werbeeinwirkung messbar mehr Kalorien pro Tag zu sich nehmen. „Die
Politik muss endlich Kinder vor dieser gesundheitsschädlichen
Beeinflussung schützen“, sagt DANK-Sprecherin Barbara Bitzer.

Jedes
siebte Kind in Deutschland ist laut KiGGS-Studie zu dick: Über 15,4%
der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren sind
übergewichtig, rund 5,9% sogar adipös (Schienkiewitz et al 2018). In dem
Experiment der Universitäten Sydney, Liverpool und Wollongong wurden
160 Kinder eines Feriencamps zufällig in vier Gruppen eingeteilt (Norman
et al 2018). Gruppe 1 sah täglich einen 10-minütigen Film mit
Werbeunterbrechungen für ungesunde Produkte wie Frühstücksflocken, ein
Burger-Menü oder Schokoladencreme. Gruppe 2 spielte zusätzlich noch ein
kurzes Computerspiel mit ähnlicher Werbung. Gruppe 3 und 4 erhielten
dieselbe Intervention, sahen aber Werbung für andere Produkte
(Non-Food). Gemessen wurde dann, wie viel die Kinder bei Frühstück und
Mittag sowie in einer Snackpause direkt nach dem Film/Spiel essen.

Ergebnis:
Kinder, die in TV und Computerspiel Werbung für ungesunde Produkte
sahen, aßen am Tag durchschnittlich 46 kcal mehr als die Kinder der
beiden Kontrollgruppen. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei bereits
übergewichtigen Kindern – sie aßen 95 kcal mehr. Dabei wurden nicht
einmal die beworbenen Produkte angeboten: Die Werbung verführte die
Kinder offenbar generell dazu, mehr zu essen. Bietet man den Kindern
genau den beworbenen Snack an, fällt der Effekt noch dramatischer aus –
das zeigt eine Studie aus den USA mit 60 Vorschulkindern (Jennifer et al
2016). Sie konsumierten mit Snack-Werbung 30% mehr Kalorien als ohne.

Die
Studien bestätigen die Befunde vieler anderer Untersuchungen mit
Kindern, die ebenfalls einen erhöhten Nahrungsmittelkonsum nach Werbung
feststellen (Boyland und Whalen 2015). „Wissenschaftlich ist hinreichend
erwiesen, wie schädlich Snack-Werbung für Kinder ist“, sagt Prof. Dr.
med. Hans Hauner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung,
„es ist deshalb nicht zu erklären, dass wir das als Gesellschaft immer
noch zulassen.“ Die DANK fordert die Bundesregierung auf, Werbung für
ungesunde Produkte für Kinder generell zu verbieten.

Umgekehrt,
auch das zeigen Studien, kann der Lebensmittelkonsum durch
verständlichere Nährwertinformationen auch positiv beeinflusst werden.
Die Experten begrüßen daher die Ankündigung des Herstellers Danone, ab
2019 das fünfstufige Ampelsystem „Nutri-Score“ auch in Deutschland
einzuführen. Mehrere Studien in Online- und realen Supermärkten haben
gezeigt, dass sich dadurch die Nährwertqualität des eingekauften
Warenkorbs um 6 bis 9% verbessert (Chantal und Hercberg 2017) – auch bei
Personen mit geringem Einkommen. „Die Ergebnisse zeigen, dass die
derzeitige Kennzeichnung in Deutschland, kleingedruckt und auf der
Rückseite der Verpackung, nicht ausreicht“, sagt Bitzer, die auch
Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft ist: „Verbraucher
haben das Recht auf verständlichere Informationen – dann treffen sie
auch gesündere Kaufentscheidungen.“ Die DANK fordert ein verpflichtendes
Ampelsystem in Deutschland. Dies wird, ebenso wie ein Verbot von an
Kinder gerichtetes Marketing für dickmachende Produkte, auch von der
Weltgesundheitsorganisation empfohlen.