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Strömungsforschung am Rand des Weltraums

(HZDR) – Zur Beschreibung einer wichtigen Klasse von Durchmischungseffekten, die beispielsweise bei der Strömung in einem chemischen Reaktor auftreten, werden seit Jahren verschiedenste Modelle entwickelt. Doch deren experimentelle Validierung hinkt aufgrund der Überlagerung mit Schwerkrafteffekten deutlich hinterher. Ein europäisches Forschungsteam mit Beteiligung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) und Partnern aus der Universität Szeged (Ungarn) und der Université libre de Bruxelles (Belgien) hat diese Lücke nun durch Experimente unter Schwerelosigkeit geschlossen. Ihre Resultate haben die Forschenden kürzlich im Nature Journal npj Microgravity publiziert
Sogenannte Reaktions-Diffusions-Fronten entstehen, wenn zwei chemische Stoffe miteinander reagieren und sich gleichzeitig in einem Raum ausbreiten. Wissenschaftler*innen können damit Probleme in Chemie und Physik, aber auch aus ganz anderen Bereichen wie etwa der Finanzwelt oder den Sprachwissenschaften modellieren und besser verstehen, da die zugrundeliegenden mathematischen Gleichungen dieselben Eigenschaften aufweisen. Komplexer wird es, wenn die Forschenden diese Reaktionen mit Strömungen kombinieren. Solche Prozesse sind wichtig für technologische Anwendungen rund um Verbrennungsprozesse, der Geologie, bei der Herstellung bestimmter Stoffe und der Speicherung von Kohlendioxid. Trotz der vielfältigen Anwendungen sind wesentliche Teile dieser Systeme noch nicht vollständig verstanden.
„Bisherige Experimente zur Überprüfung von Modellen solcher Prozesse sind aufgrund von Auftriebseffekten verzerrt. Ursache dafür sind Dichteunterschiede zwischen den Reaktionslösungen. Um dieses Problem zu isolieren, haben wir an Bord einer Höhenforschungsrakete Experimente in der Schwerelosigkeit durchgeführt. Parallel dazu haben unsere Partner numerische Simulationen gemacht, um die Bedeutung von zweidimensionalen Effekten zu zeigen, die in einfachen eindimensionalen Modellen nicht berücksichtigt werden können“, umreißt Dr. Karin Schwarzenberger vom HZDR-Institut für Fluiddynamik kurz die Arbeit ihres Teams.
Raketenstart am Polarkreis
Das Experiment fand bereits am 1. Oktober 2022 statt – an Bord der Höhenforschungsrakete TEXUS-57, die vom Esrange Space Center, 40 Kilometer östlich vom schwedischen Kiruna gelegen, startete. Das Kooperationsprojekt von Airbus Defense & Space, der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt beförderte unter anderem auch das Experimentiermodul des Teams um Schwarzenberger an den Rand des Weltalls. Das Modul trug drei verschieden dimensionierte Reaktoren, die aus unterschiedlich eng übereinanderliegenden Glasscheiben bestehen. Die Rakete kam auf eine Höhe von etwa 240 Kilometern. Dabei wurde für knapp sechs Minuten ein Zustand annähernder Schwerelosigkeit erreicht, in dem die Forschenden ihre Experimente automatisiert ablaufen ließen – Experimente, für deren akribische Planung mehrere Jahre notwendig waren. Mit dem Eintreten der Schwerelosigkeit wurde die Reaktion gestartet. Drei hochauflösende Kameras filmten die Reaktionsfronten, die sich zwischen zwei strömenden Flüssigkeiten ausbreiten. Diese Aufnahmen waren es, denen der ganze Aufwand des Teams galt: Mit ihrer Hilfe können die Forschenden nun einen ganz bestimmten Durchmischungseffekt von anderen Strömungsphänomenen trennen.
Strömungsphysik in der Schwerelosigkeit
Strömungen in Flüssigkeitskanälen haben durch die Wandreibung eine ungleichmäßige Geschwindigkeitsverteilung, die in der Folge den Transport von gelösten Stoffen und diffundierenden Reaktionspartnern in der Flüssigkeit beeinflusst. Dieser Diffusionseffekt ist bekannt als Taylor-Aris-Dispersion, benannt nach den beiden Forschern, die bereits in den 1950er Jahren das Fundament für ihr Verständnis legten. Um das Zusammenspiel von Taylor-Aris-Dispersion und Reaktion der Stoffe zu beschreiben, wurden in theoretischen Arbeiten in der Vergangenheit unterschiedlich komplexe Modelle vorgeschlagen.
Im Hinblick auf Anwendungen ist es jedoch wichtig abzuschätzen, unter welchen Voraussetzungen die verschiedenen Modelle angewendet werden können. Dazu wurden Experimente notwendig, die die Taylor-Aris-Dispersion von anderen Strömungsphänomenen isolieren können. Auf der Erde ist die Taylor-Aris-Dispersion vor allem von Auftriebseffekten überlagert, die durch die Schwerkraft verursacht werden. Bislang haben Wissenschaftler*innen sich damit beholfen, die Auftriebseffekte durch den Einsatz von flachen Reaktoren zu minimieren – vollständig gelang das jedoch nie. Denn es muss immer noch ein gewisser Bereich von Reaktorhöhen und Strömungsgeschwindigkeiten abgedeckt werden, um viele Anwendungsgebiete zu erfassen. Doch je größer das Strömungssystem ist, desto stärker wirkt die Schwerkraft. In der Schwerelosigkeit konnten die Forschenden diese Einschränkungen nun überwinden.
Der Vergleich mit den Referenzexperimenten am Boden zeigte, dass bei größeren Reaktorhöhen unter Schwerelosigkeit deutlich weniger Reaktionsprodukt entsteht. Noch wichtiger waren die Bilddaten der Reaktionsfronten, die nicht durch die Auftriebseffekte verzerrt wurden. So konnten die Brüsseler Partner die Entwicklung der Front mit den verschiedenen theoretischen Modellen nachbilden. Die gemeinsame Auswertung ergab, dass in sehr flachen Reaktoren mit langsamer Strömung einfache eindimensionale Modelle verwendet werden können. Bei größeren Reaktoren oder schnellerer Strömung sind aber zweidimensionale Modelle mit Taylor-Aris-Dispersion nötig. Innerhalb dieser Gültigkeitsbereiche können die entsprechenden Korrelationsbeziehungen nun zur Vorhersage der Produktbildung genutzt werden. Dies findet Anwendung bei der Auslegung von innovativen Reaktoren, der gezielten Synthese von Partikeln und dem Flüssigkeitstransport in geologischen Schichten, aber auch bei der Versorgung von Raumstationen, wo andere Gravitationsbedingungen als auf der Erde herrschen.

Solarzellen neue Dimension

Erstmals hat das Solarforschungsinstitut Fraunhofer ISE eine TOPCon-Solarzelle im M10-Format hergestellt und damit 24 Prozent Wirkungsgrad erreicht. Ziel ist es, Industriepartner bei der Entwicklung von Photovoltaik-Modulen mit Solarzellen im großflächigen Format zu unterstützen.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat als erstes europäisches Forschungsinstitut den Umstieg auf großflächige M10-Silizium-Wafer vollzogen. In der Photovoltaik-Industrie geht der Trend zu immer größeren Solarzellen. Während 2018 Wafer mit 156,75 Millimetern Kantenlänge noch 80 Prozent des Marktes ausmachten, dominiert mittlerweile das Waferformat mit einer Kantenlänge von 182 Millimetern – die quadratischen Solarzellen tragen den Handelsnamen M10. Solarmodule mit großem Zellformat sind nicht nur in den Herstellungskosten überlegen, sondern auch in Leistung und Effizienz. Große Photovoltaik-Unternehmen haben daher ihre Investitionen auf großflächige Wafer ausgerichtet.

Das Fraunhofer ISE hat mit der Prozessierung von TOPCon-Solarzellen (TOPCon steht für Tunnel Oxide Passivated Contact) in seinem Technologie-Evaluationszentrum PV-TEC den Umstieg auf das neue Format vollzogen. Das Institut können jetzt Industriepartner dabei unterstützen, mit diesem großflächigen Format ihre Technologieentwicklung zu optimieren oder ganz neu in die Produktion solcher Solarzellen einzusteigen, so Sabrina Lohmüller. Die Physikerin ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Silizium- und Perowskit-Silizium Tandemsolarzellen und auch für das Qualitätsmanagement im PV-TEC verantwortlich.

Die hocheffiziente TOPCon-Zellarchitektur hat das Fraunhofer ISE entwickelt und 2013 erstmalig mit Rekordwirkungsgrad präsentiert. In den letzten beiden Jahren wurde die Produktionskapazität weltweit massiv ausgebaut. 2024 werden TOPCon-Solarzellen laut der vom VDMA publizierten International Roadmap Photovoltaics bereits knapp 50 Prozent Marktanteil erreichen.

Mittelfristiges Ziel: Siliziumbasierte Tandem-Solarzellen auf Basis der M10-Silizium-Wafer

Die beim Photovoltaik-Technologiebeiratstreffen erstmals vor Industrievertretern und Fördermittelgebern präsentierte TOPCon-Solarzelle großen Formats haben Forscher:innen des Fraunhofer ISE vollständig prozessiert. Die hocheffiziente, ungefähr 120 µm dünne Solarzelle hat man mit siebgedruckten Kontaktfingern metallisiert und im CalTeC am Institut für Solarenergieforschung in Hameln (ISFH) kalibriert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer ISE metallisieren M10-Solarzellen auch mit galvanisch abgeschiedenem Kupfer.

„Mit dem ersten Los einen Wirkungsgrad von 24,0 Prozent zu erreichen, legt nahe, dass wir mit den nächsten Optimierungsschritten 25 Prozent übertreffen werden. Darüber hinaus schaffen wir damit ein Fundament für unser mittelfristiges Ziel in Richtung großflächiger siliziumbasierten Tandem-Solarzellen, mit einem Wirkungsgradpotenzial von weit über 30 Prozent“, sagt Ralf Preu, Bereichsleiter Photovoltaik am Fraunhofer ISE.

Body Mass Index ungeeignet im Alter

(pte) – Der Body Mass Index (BMI) gilt seit jeher als Indikator für normales beziehungsweise zu hohes Körpergewicht von Menschen. Wer mehr als 30 Kilo pro Quadatmeter (kg/m²) hat, gilt als fettleibig, so die allgemeine Überzeugung. Doch Forschungsergebnisse, die kürzlich auf dem European Congress on Obesity in Venedig vorgestellt wurden, deuten darauf hin, dass der derzeitige BMI-Fettleibigkeits-Grenzwert für Erwachsene, die älter sind als 40 Jahre, möglicherweise nicht geeignet ist. Experten empfehlen daher einen niedrigeren Grenzwert von 27 kg/m².

Muskeln und Fett verändert

Der BMI ist der Quotient aus Körpergewicht und dem Quadrat der Körpergröße in Metern. Diese Anpassung könnte zu einer genaueren Gesundheitsbewertung und einem besseren Management von Adipositas-bedingten Erkrankungen in der Bevölkerung mittleren und höheren Alters führen. Adipositas ist eine chronische Krankheit, die durch übermäßige Fettablagerungen definiert ist, und ihre Identifizierung auf der Grundlage der Menge an Körperfett scheint die genaueste Methode zu sein.

In Anbetracht der Veränderungen der Körperzusammensetzung mit zunehmendem Alter, wie eine Zunahme des Körperfetts und eine Abnahme der fettfreien Masse (Muskeln, die nach dem 30. Lebensjahr um fast fünf Prozent pro Jahrzehnt abnehmen), ist die Verwendung des derzeitigen BMI-Grenzwerts als Indikator für Fettleibigkeit für alle Altersgruppen möglicherweise nicht mehr angemessen, so die Wissenschaftler.

Test bei 4800 Erwachsenen

Die neue BMI-Empfehlung basiert auf der Klassifizierung von Fettleibigkeit bei Italienern mittleren und höheren Alters. Forscher der Universitäten Rom Tor Vergata und Modena und Reggio Emilia sowie der Arabischen Universität Beirut haben 4.800 Erwachsene (61,5 Prozent Frauen im Alter von 40 bis 80 Jahren) auf ihren Körperfettanteil und den Zusammenhang mit dem individuellen BMI untersucht.

Viele Teilnehmer mit einem BMI, der auf ein gesundes Gewicht hindeutet, wurden bei Berücksichtigung des Körperfettanteils als fettleibig eingestuft. Letztlich hatten etwa 38 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen einen BMI von 30 kg/m² oder mehr nach den WHO-Kriterien, was auf Fettleibigkeit hindeutet. Bei einer Bewertung nach dem Körperfettanteil wurden jedoch etwa zwei Drittel der Männer (71 Prozent) und Frauen (64 Prozent) als fettleibig eingestuft. Die Auswertung hat ergeben, dass der ideale BMI-Grenzwert zur Erkennung von Fettleibigkeit für Männer und Frauen ab 40 Jahren bei 27 kg/m² liegt.

Antibiotikum unterscheidet Gut und Böse

(pte) – Forscher der University of Illinois Urbana-Champaign haben ein neuartiges Antibiotikum gegen Superbugs entwickelt. Das Präparat greift jedoch wichtige Bakterien im Darm für die Gesunderhaltung nicht an. „Heute eingesetzte Antibiotika töten gute Bakterien ab, während sie die Infektion behandeln“, sagt Paul Hergenrother, der das Präparat gemeinsam mit seiner ehemaligen Doktorandin Kristen Muñoz geschaffen hat. „Wir brauchen eine neue Generation von Antibiotika, die nur die pathogenen Bakterien abtöten und nicht die nützlichen.“

Kahlschlag angesagt

Antibiotikabedingte Störungen des Darmmikrobioms erhöhen die Anfälligkeit für weitere Infektionen und können zu Magen-Darm-, Nieren- und Leberproblemen führen. „Die meisten klinisch zugelassenen Antibiotika töten nur grampositive Bakterien ab oder sowohl grampositive als auch gramnegative“, ergänzt Muñoz. Grampositive und gramnegative Bakterien unterscheiden sich durch ihre Zellwände. Grampositive haben keine, sind also leichter zu bekämpfen. Gramnegative Bakterien haben dagegen eine doppelte Schutzschicht, die schwerer zu durchdringen ist.

Das Team hat sich auf eine Reihe von Medikamenten konzentriert, die das Pharmaunternehmen AstraZeneca entwickelt hat. Diese hemmen das sogenannte Lipoprotein-Transportsystem, das es nur bei gramnegativen Bakterien gibt und das sich bei pathogenen und nützlichen Mikroben genetisch unterscheidet. Da die AstraZeneca-Antibiotika in Zellkulturexperimenten zwischen nützlichen und pathogenen gramnegativen Bakterien unterscheiden können, sind sie vielversprechende Kandidaten für weitere Untersuchungen, verdeutlicht Hergenrother.

Erfolgsquote 90 Prozent

In einer Reihe von Experimenten hat Muñoz strukturelle Variationen der Präparate entwickelt und ihr Potenzial zur Bekämpfung gramnegativer und grampositiver Bakterien in Zellkulturen untersucht. Eine der neuen Verbindungen, Lolamicin, wirkte selektiv gegen einige „Laborstämme gramnegativer Krankheitserreger wie Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Enterobacter cloacae“. Lolamicin hatte keine nachweisbare Wirkung auf gram-positive nützliche Bakterien in Zellkulturen. In höheren Dosen tötete Lolamicin bis zu 90 Prozent der gefährlichen Bakterien.

Die positiven Auswirkungen zeigten sich auch in Experimenten mit Mäusen. „Das Mikrobiom der Maus ist ein gutes Werkzeug für die Modellierung menschlicher Infektionen, da die Darmmikrobiome von Mensch und Maus sehr ähnlich sind“, unterstreicht Muñoz. Das lässt darauf hoffen, dass das modifizierte Medikament in naher Zukunft an Menschen eingesetzt werden kann.

Kapitalmarkt: Blick in unsere Seele

Verehrte Besucher meiner Homepage. Die folgenden Gedanken eines klugen Journalisten möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Er spricht die Bürger an, aber er vergisst, dass leider die Politiker meistens ähnlich gepolt sind. Das Problem in unserer Demokratie besteht darin, dass es offenbar ohne extremen Populismus nicht mehr geht. Viele Politiker sind unfähig Wahrheit, Realität und Wunschdenken zu trennen.

Jean Pütz

(Pioneer) – das liebste Hobby vieler Menschen besteht darin, die Wirklichkeit in die Eindimensionalität ihrer eigenen Überzeugungen zu pressen. Man sieht, was man sehen will.

Dabei wissen wir seit Hegel, dass die wahre Wirklichkeit sich darin gefällt, widersprüchlich zu sein. These und Antithese bringen mit naturgesetzlicher Gewalt die Synthese hervor. Oder um es etwas handfester mit Martin Walser zu formulieren:

Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr.

Deshalb ist es lohnend, nicht auf die Fortschrittsmärchen der Regierungspolitiker und die Niedergangsgeschichten der Opposition zu vertrauen, sondern die Gesellschaft eigenständig in den Blick zu nehmen. Der perfekte Ort dafür ist der Kapitalmarkt.

Hier treffen sich die Zukunftserwartungen der Investoren mit den Notwendigkeiten und Wünschen echter Menschen. Das Auf und Ab von Industriezweigen, Firmen und Ländern liefert nicht nur das EKG der Gegenwartsgesellschaft, sondern berichtet auch über das Kommende. An der Börse, das hat uns André Kostolany gelehrt, wird die Zukunft gehandelt.

1 Der Krieg wird vorbereitet

Die Auftragslage der Rüstungskonzerne erzählt uns von der wieder gestiegenen Neigung, Auseinandersetzungen militärisch zu führen. Es gibt keinen Krieg ohne vorherige Aufrüstung. Es gibt keine Aufrüstung, die nicht früher oder später zum Krieg führt. Die Logik des Kalten Krieges – wenn du den Krieg vermeiden willst, bereite ihn vor – hat sich seither oft schon als wertlos erwiesen.

2 Splendid Isolation: Amerika strebt nach Autarkie

Der Wirtschaftskrieg zwischen China und den USA wird heftiger. Die Chinesen bauen ihre Dollarreserven ab, so wie die USA ihre Importsucht nach chinesischen Waren zu dämpfen versuchen.+

Die Bilanzzahlen und Aktienkurse eines Chipherstellers wie Nvidia erzählen von dem amerikanischen Streben nach technologischer Autarkie. Gerade im Bereich der hochleistungsfähigen Speicherchips, die man für Künstliche Intelligenz braucht, will Amerika nicht abhängig sein: Autarkie sichert Angriffs- und Abwehrfähigkeit.

3 Vertrauen funktioniert – auch als Geschäftsmodell

Inmitten des Neuen erweist sich das Alte als langlebig. Das gilt umso mehr im Finanzgewerbe, wo Vertrauen seit jeher die Schlüsselrolle spielt. Der deutsche Mittelstand wird deshalb trotz aller Lockangebote amerikanischer Investmentbanken nicht auf das heimische Geldgewerbe verzichten wollen.

Die Aktienkurse von Commerzbank und der Deutschen Bank haben zwar durch den Aufstieg der amerikanischen Geldindustrie und die Überregulierung nach der Finanzkrise gelitten, aber die Notwendigkeit nationaler Geldkreisläufe ist geblieben. Die Börse honoriert die Kraftanstrengungen der dortigen Vorstände. Totgesagte leben länger.

4 China ist gekommen, um zu bleiben

Was als verlängerter Arm der westlichen Großkonzerne begann, setzt sich in der Selbstständigkeit fort. China will nicht Diener, sondern Herr sein. Der kommunistischen Führung geht es jetzt darum, ökonomische Energie in politische Macht zu verwandeln.

Dollar weg, Gold her, ist die neue Devise im Reich der Mitte. In Peking möchte man seine lang ersehnte Souveränität nicht an die USA und den Dollar binden.

5 Nasdaq vs. Dax: Innovation schlägt Tradition

Der relative Abstieg der Bundesrepublik ist auch an der Entwicklung von Dax und Nasdaq abzulesen. Die Technologiebörse der USA vereint mit Apple, Microsoft, Nvidia und Tesla mehrere Unternehmen, die jedes für sich es mit den 40 wertvollsten deutschen Unternehmen aufnehmen können.

In Deutschland werden in aller Regel die Erfindungen der Väter weiterentwickelt. In Amerika wird neu gedacht – die Raumfahrt, das Automobil, die Kommunikation und auch das Finanzgewerbe, wo der Banker sich als Risk-Taker und nicht als Mitarbeiter einer Kreditanstalt versteht.

6 GameStop: Der Mensch ist kein Homo Oeconomicus

Unser Selbstbild vom rational handelnden Wesen wird vom Kapitalmarkt nicht bestätigt. Wider besseren Wissens setzten erneut Millionen Menschen in den vergangenen Tagen auf die Aktie einer nahezu wertlosen Firma namens GameStop. Ein Einpeitscher namens Roaring Kitty (im echten Leben der 38-jährige Keith Gill aus Massachusetts) hat sie im Internet dazu verführt.

Wobei die meisten sich gerne verführen lassen. Die Spekulanten wissen um die Wertlosigkeit der Firma. Aber der Wert ihres Investments liegt ja gerade im Spiel selbst begründet. Der Reiz des Gewinns wird stimuliert durch die Aussicht auf Totalverlust.

Fazit: An der Börse erfahren wir mehr über unsere Gegenwart als im Deutschen Bundestag. In der Anonymität der Geldströme und der Klarheit der pekuniären Motive wird die Wirklichkeit nicht fiktionalisiert und banalisiert, sondern gespiegelt. Wer genau hinschaut, erkennt in dieser Spiegelung die kollektiven Sehnsüchte und Ängste einer Gesellschaft – und immer auch sich selbst.

Süßstoff und Gesundheit – Mit einer Einführung von Jean Pütz

Das Ergebnis dieser Forschung habe ich persönlich für mich schon seit 50 Jahren vorausgesehen. Nicht umsonst habe ich einen Süßstoff entwickelt, der ohne Risiken Zucken ersetzt und gleichzeitig im Geschmack zu Zucker nicht zu unterscheiden ist. Wir haben es früher in der „Leitsüß“ genannt. Vor allen Dingen haben wir Wert darauf gelegt, dass die Tablette sich auch in kalten Flüssigkeiten auflöst. 70% dieses Süßstoffs beruhen auf sog. Acesulfam vom Darm, der nicht verdaut werden kann und als Ballaststoff den Körper wieder verlässt. Wird er ohne Zusatz verwendet, schmeckt er leicht metallisch. Da Aspartam hitzeempfindlich ist, haben wir für Marmeladen und gekochten Nachtisch ihn mit Zyklamat versetzt und damit einen unnachahmlichen Geschmack erreicht, der von Zucker nicht zu unterscheiden ist.

Ihr Jean Pütz

(pte) – Süßstoffe, die als Zuckerersatz für Geschmack sorgen, aber keine Kalorien enthalten, sollen helfen, schlank zu bleiben. Es gibt aber Studien, die besagen, dass diese Mittel ein Hungergefühl erzeugen, sodass der Schuss nach hinten losgeht. Falsch, sagen Forscher der University of Leeds. Denn Süßstoffe lösen demnach kein Hungergefühl aus und senken zudem den Blutzuckerspiegel, was für Menschen, die Typ-2-Diabetes-gefährdet sind, einen zusätzlichen Vorteil bietet. Das zeigt eine Studie der Forscher zusammen mit Kollegen des Rhône-Alpes Research Center for Human Nutrition.

Vorbeugen gegen Diabetes

Es handelt sich um die jüngste Studie des SWEET-Konsortiums, das sich aus 29 europäischen Forschungs-, Verbraucher- und Industriepartnern zusammensetzt und an der Entwicklung und Überprüfung von Erkenntnissen über die langfristigen Vorteile und potenziellen Risiken der Umstellung auf Süßstoffe arbeitet. Das Projekt wurde von Horizon Europe finanziert, einem Forschungsprogramm der Europäischen Union (EU).

„Die Verringerung des Zuckerkonsums ist zu einem der wichtigsten Ziele der öffentlichen Gesundheit im Kampf gegen die zunehmende Belastung durch fettleibigkeitsbedingte Stoffwechselkrankheiten wie Typ-2-Diabetes geworden. Einfach nur den Zucker aus Lebensmitteln zu verbannen, ohne ihn zu ersetzen, kann sich jedoch negativ auf den Geschmack auswirken oder das Verlangen nach Süßem verstärken, was es schwierig macht, eine zuckerarme Ernährung durchzuhalten“, so Expertin Catherine Gibbons.

Gewicht und Blutzucker

„Unsere Studie liefert entscheidende Beweise, die den täglichen Gebrauch von Süßstoffen und Süßkraftverstärkern zur Kontrolle von Körpergewicht und Blutzucker unterstützen“, sagt Leeds-Studienleiter Graham Finlayson. Das Team hat die Auswirkungen des Verzehrs von Keksen untersucht, die entweder Zucker oder zwei Arten von Süßungsmitteln enthielten: den natürlichen Zuckeraustauschstoff Stevia oder den künstlichen Süßstoff Neotame, auf 53 erwachsene Männer und Frauen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit. Die Teilnehmer waren zwischen 18 und 60 Jahre alt.

Die Probanden mussten dreimal zwei Wochen lang eine bestimmte Menge an Keksen essen, die eins der drei Süßungsmittel enthielten. Gemessen wurden unter anderem Glukose- und Insulinwerte. Außerdem sollten die Teilnehmer aufschreiben, wie es um ihr Hungergefühl in den Stunden nach dem Verzehr der Kekse bestellt war. Das Ergebnis: Die Süßstoffe regten den Appetit nicht stärker an als natürlicher Zucker.

Zukunft der Architektur in sieben Trends … Mit einer Einführung von Jean Pütz

Schon im Jahr 1990, als die Gebäude 40% des CO2 Ausstoßes Deutschlands bewirkten, habe ich, Jean Pütz, im technologischen Flaggschiff des WDRs „Bilder aus der Wissenschaft“ zwei Sendungen zu diesem Thema moderiert und das Drehbuch erstellt. Den Energieverlust in den Gebäuden habe ich mit großen Ballons, die den CO2-Ausstoß symbolisierten demonstriert. Auch heute hat sich an der Situation wenig geändert. Immer noch sind die Gebäude für mindestens 35% CO2-Ausstoß in Deutschland verantwortlich. Hier die Links der beiden Sendungen aus Juli und August 1990:

Bilder aus der Wissenschaft Youtube Folge 1

Bilder aus der Wissenschaft Youtube Folge 2

Reaktionen der Politik gleich 0. Die Photovoltaik war damals noch so teuer, dass ich diese nicht berücksichtigte. Unter diesen Aspekten gibt es heutzutage natürlich wesentlich mehr Möglichkeiten der Energieeinsparung. Ja sogar Häuser sind erschwinglich, die mehr Energie im Jahresverlauf erzeugen als sie für Heizung, Klimaanlagen und Sonstiges benötigen. Persönlich ist es mir gelungen zwei Häuser dieser Art zu bauen. Sie sind nich teurer als herkömmliche und durch ökologisdche Wärmeisolation (Holzwolle) und einer Thermosolaranlage mit Wärmespeicher von 3000l und einer Photovoltaikanlage (20 kWp). Diese Anlagen existieren bereits seit 15 Jahren. Heutzutage ist sie mindestens um die Hälfte preiswerter zu erreichten.

Lesen Sie dazu jetzt diesen Beitrag, dem Thema habe ich übrigens bereits 1970 eine Sendung gewidmet im WDR Fernsehen unter dem Titel „Stein auf Stein“ und forderte ein Apolloprogramm für die Bauwirtschaft. Damals war schon absehbar, dass modernes Bauen dringend notwendig wurde, schon allein aus sozialen Gründen. Aber der Ruf verhalte ungehört in der Medienwüste.“

(pts)- Der Hamburger Architekt Dipl. Arch. Justus Asselmeyer unterstreicht eine internationale Studie, die sieben wichtige Trends in der Architektur aus den Aussagen von Architekten und Bauprofis in zwölf Ländern herausgefiltert hat. „Diese Trends decken sich mit meiner Vision der ‚Identitätsarchitektur'“, so Asselmeyer, der auf eine neue Generation von Architekten hofft, denen Nachhaltigkeit und identitätsstarke Gebäudearchitektur wichtig sind.

Wichtigster Trend: Nachhaltigkeit

Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels überrascht diese Priorität nicht. Aber erst in den letzten Jahren wurde die sogenannte „graue Energie“ auch zu einem wichtigen Kriterium am Bau. „Nachhaltigkeit umfasst jedoch verschiedene Aspekte, die von den verschiedenen Ländern auch unterschiedlich interpretiert werden. Die meisten Länder legen Wert auf die Null-Emissions-Bauweise als Merkmal zukünftiger Bauvorhaben. Es geht darum, Gebäude so zu gestalten, dass während des Baus so wenig CO2 wie möglich freigesetzt wird, so wenig Material wie nötig verwendet, aber auch entsorgt werden muss und die entstehenden Emissionen anderweitig kompensiert werden“, so Asselmeyer.

Trend: Geänderte urbane Mobilität

Die Zukunft der Architektur liegt auch in geänderten Mobilitätskonzepten, in denen der Fokus auf Fußgängern, Fahrrädern, dem öffentlichen Nahverkehr und der Integration erneuerbarer Energien liegt. Asselmeyer: „Zudem spielt die Wahl der Baumaterialien eine Rolle, wobei moderner Beton, Holz und andere natürliche Baustoffe, aber auch recycelte Materialien in Zukunft vermehrt zum Einsatz kommen sollen.“

Trend: Null-Emissions-Gebäude

„Ein wirklich innovativer Trend ist der Bau von Gebäuden, bei denen während des gesamten Lebenszyklus keine CO2-Emissionen entstehen. Eine große Herausforderung für die Haustechnik, aber natürlich auch für die Architekten und Baufirmen“, betont Asselmeyer. Echter Vorreiter ist hier das Prinzip 22-26, entwickelt von Baumschlager Eberle Architekten, welches über das gesamte Jahr ohne Haustechnik und nur durch das Nutzen der solaren Wärme sowie der Abwärme der Nutzer eine Temperatur von 22 bis 26°C sicherstellt.

Trend: Lebensqualität

Egal, ob Wohnen oder Arbeiten: Der Fokus liegt auf der Lebensqualität und einem menschenzentrierten Design, bei dem Gebäude so gestaltet werden, dass sie das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen verbessern.

Trend: Gebäude im Kontext mit seiner Umwelt

Die Architektur der Zukunft wird verstärkt lokale Ressourcen, Umweltbedingungen und extreme Wetterbedingungen berücksichtigen. Es geht darum, Gebäude in Einklang mit ihrer Umgebung zu entwickeln und widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Aber auch mit deutlich mehr Rücksicht auf ihre Umgebung. Umwelttechnisch und geschichtlich in Bezug auf die gewachsene Identität der Bewohner der Gegend.

Trend: Nachnutzung und Wiederverwendung

Ein wichtiger Trend ist auch die Wiederverwendung und Umnutzung von bestehenden Gebäuden, um Ressourcen zu schonen und nachhaltiges Bauen zu fördern. Zusätzlich wird verstärkt auf lokale Stadtplanung geachtet, um die Abhängigkeit vom Auto zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Trend: Nachhaltige Stadtplanung

Architekt Dipl. Arch. Justus Asselmeyer unterstützt vor allem auch den Trend einer verstärkten lokalen Stadtplanung, um die Abhängigkeit vom Auto zu verringern und auch die Nahversorgung zu gewährleisten. Hier gibt es in Amerika schon viele Gegenden, die komplett von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten sind. Das darf bei uns nicht passieren. Egal, ob Lebensmittelläden, Schulen, Freizeitanlagen, Gesundheitsdienste bis hin zu Co-Working-Spaces: Alles sollte in fußläufiger Entfernung zu den Wohnanlagen liegen.

All das ist der Mega-Zukunftstrend = Identitätsarchitektur

Asselmeyers Ansatz betont die Bedeutung von Nachhaltigkeit, Kontextualisierung und menschenzentriertem Design. Er geht davon aus, dass die Architektur der Zukunft eine ganzheitliche Sichtweise haben sollte, die die Bedürfnisse der Menschen, die Umwelt und die Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt.

Mit seiner Expertise und innovativen Projekten trägt Asselmeyer dazu bei, dass die Architektur der Zukunft den globalen Trends entspricht und eine nachhaltige und lebenswerte Umgebung schafft. Durch seinen Beitrag zur Entwicklung von Identitätsarchitektur zeigt er, wie Architektur zu einer besseren Welt beitragen kann.

Innovative Immuntherapie gegen malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs)

(HZDR) – Jedes Jahr sterben in Deutschland Tausende an schwarzem Hautkrebs. Um diese Zahl zu senken, starten drei sächsische Einrichtungen ein vielversprechendes Forschungsprojekt: Mit „KI-CARs“ wollen das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI, die Universität Leipzig und das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) die Immuntherapie entscheidend weiterentwickeln. Das Ziel lautet, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz die körpereigene Immunabwehr gezielt zu aktivieren, um den Tumor wirksamer und zugleich nebenwirkungsärmer zu bekämpfen.
 
In der Bundesrepublik erkranken jährlich fast 24.000 Menschen am malignen Melanom: dem schwarzen Hautkrebs. Die Tumorart ist besonders aggressiv. Wird sie nicht frühzeitig erkannt, bildet sie Metastasen, also Tochtergeschwülste in anderen Körperteilen. Trotz moderner Therapien liegt die 10-Jahres-Überlebensrate bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf derzeit bei unter 20 Prozent. Damit bleibt die Behandlung trotz intensiver Forschung eine große Herausforderung.
Eines der heutigen Behandlungsverfahren ist die Immuntherapie. Sie soll verhindern, dass Tumorzellen die Immunantwort des Körpers unterdrücken. „Eigentlich ist unser Immunsystem in der Lage, Tumorzellen zu erkennen und zu bekämpfen“, erläutert HZDR-Forscherin Dr. Anja Feldmann. „Doch unglücklicherweise können Tumorzellen das Immunsystem so beeinflussen, dass es den Krebs nicht mehr erkennt.“ Die Immuntherapie versucht diesen Täuschmechanismus auszuhebeln: Spezielle Medikamente, sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren, blockieren Proteine, die die Krebszellen nutzen, um das Immunsystem zu unterdrücken. Dadurch können die T-Zellen – die Killerzellen des Immunsystems – die Tumorzellen besser erkennen und bekämpfen.
Künstliche Rezeptoren spüren Tumorzellen auf
Das Problem: Die Therapie kann mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen. Zudem spricht mehr als die Hälfte der Behandelten gar nicht auf die Medikamente an – zu unterschiedlich sind die vorkommenden Tumorarten. Deshalb versucht es das Team aus Leipzig und Dresden nun mit einem personalisierten Konzept, der tumorspezifischen CAR-T-Zell-Immuntherapie. Das Prinzip: Den Erkrankten wird Blut abgenommen, aus der Blutprobe werden T-Zellen isoliert. Sie werden per Gentechnik mit künstlichen Rezeptoren versehen, den chimären Antigenrezeptoren (CAR). Diese agieren wie Fühler, mit deren Hilfe die T-Zellen bestimmte Marker auf den Krebszellen erkennen können. Die Immunabwehr wird aktiviert und kann die Tumorzellen gezielt angreifen.
Bei bestimmten Blutkrebs-Arten hat die Methode bereits einigen Erfolg. Mit dem KI-CARs-Projekt wollen die Fachleute das Verfahren nun auf die Behandlung von schwarzem Hautkrebs übertragen. Die Herausforderung: „Anders als beim Blutkrebs handelt es sich beim Melanom um solide Tumoren“, beschreibt Feldmann. „Diese Tumoren können die Immunreaktion besonders gut unterdrücken, außerdem fällt es den T-Zellen schwerer, in sie einzudringen.“ Zudem drohen auch hier gravierende Nebenwirkungen: Die aktivierten T-Zellen können übers Ziel hinausschießen und neben dem Tumor auch gesunde Zellen attackieren oder im Körper eine regelrechte Entzündungs-Lawine auslösen, einen Zytokinsturm.
Schaltmolekül reduziert Nebenwirkungen
Um diese Risiken zu minimieren, nutzen Anja Feldmann und ihr Team am HZDR eine neue Variante. Statt nur eines künstlichen Rezeptors setzen die Fachleute zwei Komponenten ein. „Zwar bestücken auch wir die T-Zellen mit einem Rezeptor“, erklärt die Forscherin. „Allerdings ist dieser Rezeptor allein noch nicht in der Lage, Krebszellen aufzuspüren.“ Aktiv wird er erst, wenn ein weiteres Molekül dazukommt – das Target-Molekül, quasi der Einschalter. Dadurch gewinnt die Therapie an Sicherheit: Sollten sich während der Infusion Anzeichen von schwerwiegenden Nebenwirkungen zeigen, kann die Gabe des Schaltmoleküls sofort unterbunden werden. Dadurch werden die T-Zellen innerhalb kurzer Zeit inaktiv, die unerwünschte Nebenwirkung lässt rasch nach. „Unser Ansatz scheint im Prinzip zu funktionieren, wie erste vielversprechende Daten zeigen“, sagt Feldmann.
Vor allem geht es bei KI-CARs auch darum, möglichst brauchbare Marker auf den Krebszellen zu identifizieren, die den Immunzellen als Erkennungsmerkmal dienen. Ideal wäre es, die Marker würden hauptsächlich auf den Tumorzellen vorkommen – dann wäre die Therapie zugleich wirksam und nebenwirkungsarm. Um solche Marker aufzuspüren, werden die Leipziger Partnereinrichtungen moderne Methoden der Gensequenzierung verwenden. Dabei kommen Unmengen an komplexen Datensätzen zusammen. Um sie zu analysieren, wollen die Fachleute KI-Algorithmen einsetzen. Zudem soll Künstliche Intelligenz helfen, Target-Moleküle zu designen, um Krebszellen über einzelne oder verschiedene Marker in Kombination aufzuspüren und damit die Therapie möglichst effektiv und sicher zu gestalten. „Mit unserem Grundlagenprojekt wollen wir zeigen, dass unser Ansatz im Prinzip umsetzbar ist“, erläutert Anja Feldmann. „Doch bis zu einer Zulassung ist der Weg noch weit, dafür wird es aufwändige klinische Studien brauchen.“
Das Projekt „KI-basierte Entwicklung tumorspezifischer CAR-T-Zell-Immuntherapie beim malignen Melanom“ ist am 1. Juni 2024 gestartet und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Hauptantragsteller und Projektkoordinator ist das Fraunhofer‐Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI (Projektleiterinnen: Dr. Conny Blumert, Dr. Kristin Reiche), beteiligte Partner sind neben dem HZDR die Hautklinik und das Institut für Wirkstoffforschung des Universitätsklinikums und der Medizinischen Fakultät Leipzig (Projektleiter*in: Prof. Manfred Kunz, Jun.‐Prof. Clara T. Schoeder). Die Sächsische Aufbaubank fördert das Projekt mit einer Gesamtsumme von 780.000 Euro.
Die Maßnahme wird mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes mitfinanziert.

Energieverschwendung in Gebäuden – Mit einer Einführung von Jean Pütz

Mein persönlicher Kommentar dazu: wenn die Politik die Vorschläge meiner im Jahr 1990 ausgestrahlten Sendung „der Sonne eine Chance“ im Rahmen von „Bilder aus der Wissenschaft“ der ARD berücksichtigt hätte, gäbe es heute keine Probleme mehr mit der extremen Energieverschwendung in Gebäuden, die eine CO2-Ausstoß von insgesamt bis zu 40% in Deutschland damals ausmachten. Heute sind es immer noch 35%. Nichtsdestotrotz hat der politische  Mainstream die privaten PKWs mit Verbrennungsmotor als Bösewicht ausgemacht, obwohl diese nur 6-8% CO2-Ausstoß in Deutschland bewirken. Die Links beider Sendungen von Juli und August 1990 finden Sie unten:

Bilder aus der Wissenschaft Youtube Folge 1

Bilder aus der Wissenschaft Youtube Folge 2

Wo bleibt die Rationalität der Politik? Warum auch heute noch das Problem weiterhin besteht und Maßnahmen ergriffen werden müssen, die enormes Geld kosten zeigt der folgende Online-Artikel aus den Plattformen von Gabor Steingart:“

Ihr Jean Pütz

(Pioneer) – Damit Deutschland bis 2045 seine selbstgesteckten Klimaziele erreichen kann, muss der Gebäudesektor massiv an Emissionen einsparen. Das könne aber nur mit erheblichen Investitionengelingen, sagt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), im Auftrag des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

Die Studie wird heute vorgestellt, unsere Kollegin Laura Blockkonnte sie vorab einsehen. Darin heißt es:

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müssten in Wohn- und Nichtwohnbauten pro Jahr zusätzlich mindestens 33 Milliarden Euro investiert werden.

Besser seien sogar 66 Milliarden Euro, heißt es in der Studie. Das Geld werde vor allem für die Sanierung von Bestandsgebäuden und die Umrüstung auf erneuerbare Energien gebraucht.

Es kommt noch dicker: Für den öffentlichen Bau, zum Beispiel für die Sanierung und Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, müssten laut Studie bis 2030 „die Investitionen jährlich um sogar 75 Milliarden Euro gesteigert werden.“

Zusammengerechnet sind das über 100 Milliarden Euro Mehrkosten für mehr Klimaschutz in Gebäuden und eine klimaneutralere Infrastruktur. Peter Hübner, Präsident Hauptverband Bauindustrie, sagt uns:

Klimaschutz ist eine gesellschaftliche Verpflichtung – aber er kostet Geld. Wer ihn bestellt, sollte in der Lage sein, ihn auch zu bezahlen.

 

Europa im Abstieg – die Ursachen – Mit einer Einführung von Jean Pütz

Ein sehr intelligenter Artikel von Gabor Steinhart, dem ich zu 100% zustimme. Seit mindestens 40 Jahren versuche ich in all meinen Sendungen und Veröffentlichungen Gegenimpulse zu setzen, weil die Schwarmintelligenz zumindest in Deutschland für Technologie und Wirtschaft von den meisten Bürgern auf den Nullpunkt zugeht. Nicht Verstand leitet die Politiker, sondern populistisch geschürte Emotionen gegen jegliche Naturgesetze und wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten. Die Katastrophe besteht auch darin, dass die alt-ehrwürdige Logik von den Politikern und den meisten Bürgern in Vergessenheit geraten ist. Selbst die Wissenschaft setzt wegen politischer Förderung auf political correctness. Der Forscher, der sich dagegen verhält, bekommt keine Mittel mehr gestellt. Armes Deutschland und im Gefolge, armes Europa. Daher lohnt es sich den folgenden Artikel im Detail zu Gemüte zu führen.

Ihr Jean Pütz

(Pioneer) – Der Vorsitzende der New Yorker Investmentfirma Rockefeller International heißt Ruchir Sharma. Er kommt in seinem sehr lesenswerten Buch „What Went Wrong With Capitalism“ zu einem schockierenden Befund:

Obwohl das Pro-Kopf-Einkommen vor ein paar Jahrzehnten ähnlich war, ist die Wirtschaft seit 2010 in den USA doppelt so schnell gewachsen wie in den vier größten Volkswirtschaften der EU – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.

Der Bestsellerautor stellt in der Financial Times vom Montag die unbequeme Frage, die noch nie eine Kabinettssitzung in Berlin oder eine EU-Kommissionssitzung in Brüssel beschäftigt hat:

Warum eigentlich fällt Europa zurück?

Die Antwort auf diese Schlüsselfrage des 21. Jahrhunderts fällt, wenn wir sie redlich geben wollten, beschämend aus. Denn Europa hat vor vielen Jahren eine regelrechte Abstiegs-Agenda in Kraft gesetzt, deren Umkehrung schon deshalb schwerfällt, weil die politischen Eliten in Frankreich, Deutschland und Brüssel den Abstieg nicht als solchen erleben.

Diese Abstiegs-Agenda besteht aus fünf Säulen, die in ihrer Addition eine für Europas Wohlstand toxische Wirkung entfalten:

Die Klimapolitik erreicht in Europa ihre ökologischen Ziele auf Kosten der Wohlstandserzeugung

Ehrgeizige Klimaziele reklamieren für Europa eine Vorreiterrolle – die umgerechnet in CO2-Emissionen auch erfüllt wird. Aber: Die grüne Regulierung beansprucht enorme volkswirtschaftliche Ressourcen und konnte dennoch das Wachstum des weltweiten CO2-Ausstoßes nicht stoppen, was vor allem an der globalen Dimension des Problems und der Reformunwilligkeit des fossil-industriellen Komplexes liegt.

Verschärfend kommt hinzu: Europa ist ein Vorbild, dem kaum einer folgt.

Selbst innerhalb der Bundesrepublik werden bisher lediglich rund 20 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gespeist. Die Zahlen von 60 Prozent alternativen Energien, die Robert Habeck kürzlich publizierte, betreffen lediglich die Stromerzeugung im ersten Halbjahr 2024 und nicht den Energieverbrauch als Ganzes.

Weltweit, sagt ifo-Chef Clemens Fuest, ist der Aufwärtstrend bei den Treibhausgasemissionen ungebrochen. Der EU-Rechnungshof hat die Kommission erst kürzlich gewarnt, es daher mit ihren Klimazielen nicht auf die Spitze zu treiben. Europa dürfe bei seinem Ehrgeiz in Sachen Klimaschutz nicht die industrielle Souveränität aufs Spiel setzen. Genau das passiert derzeit.

Deindustrialisierung wird als Teil der Transformation in Kauf genommen

Der soeben abgetretene BASF-Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller sagt mit Blick auf die hierzulande hohen Energiepreise:

Wir machen überall in der Welt Gewinne, außer in Deutschland. Der Standort Ludwigshafen macht 1,6 Milliarden Verlust.

Die BASF ist kein Ausnahmefall, sondern nur der Vorbote einer schleichenden Deindustrialisierung. Prof. Hans-Werner Sinnerklärt gegenüber The Pioneer, Deutschland habe einen Weg gewählt, der mit „Doppelstrukturen“ einhergeht:

Die Regierung kann im Grunde kein einziges Kraftwerk abstellen, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Diese Anlagen und ihre Belegschaften müssen Gewehr bei Fuß stehen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Das macht den deutschen Weg sehr, sehr teuer.

Hinzu kommt: Durch die deutsche Energiewende wird ein alter Kapitalstock ersetzt, aber der Produktionsausstoß nicht erhöht. „Der Wohlstand steigt dadurch nicht“, sagt Prof. Fuest.

Mittlerweile beträgt der Anteil der industriellen Produktion an der Wohlstandserzeugung in Deutschland nur noch rund 25 Prozent. In den siebziger Jahren waren es noch mehr als 40 Prozent. Europa insgesamt ist im Wettbewerb mit Nordamerika und Asien heute der wachstumsschwächste Kontinent. Auch, weil die alte industrielle Wertschöpfung – anders als in den USA – nicht durch moderne Internetgiganten ersetzt wurde.

Private Wertschöpfung wird durch staatliche Aktivität ersetzt

Eine stagnierende volkswirtschaftliche Gesamtleistung geht einher mit einer Expansion der Staatlichkeit. Die Personalausgaben des Bundes beispielsweise werden sich 2024 auf 45 Milliarden Euro belaufen, ein Plus von 59 Prozent gegenüber 2010, wie der Steuerzahlerbund errechnet hat.

Parallel dazu haben sich die Verwaltungsausgaben zwischen 2015 und 2024 von 12,9 Milliarden auf 24,3 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Die Staatsquote, also der Anteil des Staates an der wirtschaftlichen Aktivität, steigt und steigt.

Wenn der Staat mehr konsumiert, entzieht er die Mittel dem privaten Sektor. Der Investor und Buchautor Ruchir Sharma schreibt:

Die Belastungen durch einen überdimensionierten Staat haben das Produktivitätswachstum, das der Schlüssel zu steigendem Wohlstand ist, erdrückt. Von den Spitzenwerten der Nachkriegszeit in den 1960er-Jahren ist das Produktivitätswachstum nach meinen Berechnungen in den ‚Big 4‘ der EU von fast sieben Prozent auf weniger als null eingebrochen.

Regierungen versuchen, den Konjunkturzyklus mit Steuergeld zu glätten

Die Regierungen in Kontinentaleuropa glauben, ihren Bürgern die wechselnden Konjunkturzyklen nicht mehr zumuten zu können. Nicht nur mit den Mitteln der Notenbank, sondern vor allem mit den Instrumenten der Sozial- und der Arbeitsmarktpolitik versucht man, den Konjunkturzyklus zu glätten.

Die Staatlichkeit in Gestalt der EZB kaufte in der Finanzkrise – Stichwort „whatever it takes“ – Staats- und Firmenanleihen. Noch immer hält sie enorme private Vermögenswerte in ihrer Bilanz. Der Unterschied zu den USA ist hier allerdings eher marginal. Auch die Fed hat kräftig interveniert.

Aber: Im Unterschied zu den USA kommt in Europa ein Sozialstaat hinzu, der deutlich schneller wächst als die Gesamtwirtschaft. Insbesondere die größte europäische Volkswirtschaft, also die deutsche, versucht mit Kurzarbeitsregelungen, Aufstockerlöhnen, Mietzuschüssen und einem weltweit einmaligen Angebot an Lohnersatzleistungen die Bürger gegen das Auf und Ab des Wirtschaftszyklus zu immunisieren.

Die soziale Sicherheit führt – gewolltermaßen, muss man sagen – zu einer nur noch gering ausgeprägten Konkurrenzwirtschaft im unteren Drittel der Arbeitsgesellschaft. Das DGB-Motto des diesjährigen 1. Mai war so gesehen keine Forderung, sondern eine Zustandsbeschreibung:

Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit.

Hohe Steuern und Staatsschulden engen den privaten Spielraum ein

Die Reagan-Thatcher-„Revolution“ der Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts hat zu einem Wechsel der Staatsfinanzierung geführt, schreibt Sharma. Die Angebotspolitik hatte ihre große Stunde: Steuern seien durch Kreditaufnahme ersetzt worden.

Das stimmt nur für die USA und das Vereinigte Königreich, wo die Steuersenkung zum beherrschenden Instrument der Wirtschaftspolitik und die Ausgabe von Staatsanleihen zum dominanten Instrument der Finanzpolitik wurde.

Mit dem Ergebnis, dass der US-Staatshaushalt in 2023 erstmals mehr als eine Billion US-Dollar für die Tilgung von Kreditzinsen aufbringen muss. Die Reagan-Revolution dürfte, wenn es in diesem Tempo weitergeht, früher oder später eine Dollar-Implosion auslösen.

Oder anders gesagt: Das Wachstum der USA ist das beste Wachstum, das man für Geld kaufen kann.

In Europa, auch in Deutschland, insbesondere aber in Frankreich und Italien, hat man sich entschlossen, beide Wege zu gehen. Hohe Steuern werden kombiniert mit relativ hohen staatlichen Defiziten. Die im Vergleich zu den USA deutlich erhöhte Staatsquote bei deutlich niedrigeren Wachstumsraten reflektiert diesen Sachverhalt.

Fazit: Diese europäische Politik führt nicht zufällig, sondern sehr bewusst zu kontinuierlichen Rückgängen bei Kaufkraft, Gewinnen, Arbeitszeit, Produktivität und industrieller Fertigungstiefe. Die kurze Antwort auf die von Ruchir Sharma gestellte Frage lautet also: Europa fällt zurück, weil es sich zurückfallen lässt. Der Druckabfall unseres Kontinents ist nicht von Gott gewollt, sondern von Menschen gemacht.