Helmholtz-Präsident Jürgen Mlynek gegen Zersplitterung von Zuständigkeiten für Forschung im neuen Kabinett
Bonn/Berlin, 17. Oktober 2005. Der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft
Deutscher Forschungszentren, Professor Jürgen Mlynek, fordert, dass der
Bund in allen Fragen der Forschung auch künftig mit einer Stimme im
Kabinett spricht: "Eine Zersplitterung von Zuständigkeiten würde die
Innovationsfähigkeit Deutschlands gefährden."
Der Helmholtz-Präsident reagiert damit&nbs p;auf Berichte, wonach
die Zuständigkeiten für Technologie sowie Verkehr und Weltraum künftig
nicht mehr im Forschungsministerium, sondern beim Wirtschaftsminister
angesiedelt sein sollen.
Mlynek begründet seine Position mit zwei Argumenten:
– Forschung, Wissens- und Technologietransfer sowie wirtschaftliche
Innovation bilden zusammen einen komplexen Wertschöpfungsprozess. Sie
lassen sich nicht ohne Verluste auf mehrere Ressorts verteilen.
– Die Lösung großer und drängender Fragen von Wissenschaft, Wirtschaft
und Gesellschaft erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen
und Einrichtungen. Aus engen Wechselwirkungen zwischen den&nb
sp;großen Forschungsgebieten, zum Beispiel zwischen der Fernerkundung
aus dem Weltraum und der Umweltforschung, resultieren fruchtbare
Ansätze und weltweit beachtete Lösungen wie ein Tsunami-Frühwarnsystem.
Hochschul-, Wissenschafts- und Forschungspolitik muss dem Rechnung
tragen und in einer Hand vereint sein.
Das deutsche Forschungssystem hat sich in den letzten Jahren
grundlegend weiterentwickelt. Die Wissenschaftsorganisationen haben
gemeinsam mit den Universitäten die gegenseitige Vernetzung ausgebaut –
mit dem Effekt, dass Technologietransfer aus der Wissenschaft stärker
und der Kontakt zwischen Wissenschaft und Wirtschaft en ger geworden
ist. Möglich wurde dies durch eine Balance aus klaren
forschungspolitischen Signalen einerseits und dem Vertrauen der Politik
in die wissenschaftliche Autonomie andererseits. Ein gutes Beispiel
dafür ist der Pakt für Forschung und Innovation, eine zeitgemäße
Zielvereinbarung von Politik und Wissenschaft, deren Einhaltung für die
internationale Konkurrenzfähigkeit von Deutschland in Wissenschaft und
Wirtschaft unerlässlich ist.
Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit ihren 15 Forschungszentren und einem
Jahresbudget von rund 2,2 Milliarden Euro die größte
Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Die 24 000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft erbringen wissenschaftliche
Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und
Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie,
Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und
bearbeitet große und drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft
und Wirtschaft, insbesondere durch die Erforschung von Systemen hoher
Komplexität. www.helmholtz.de