Alle Beiträge von Birgitt Krämer

hobbythek – Darm & Po

Jean Pütz, Christine Niklas, Ellen Norten

1996

Gesunde Pflege von innen und außen

Wer kennt sie nicht, die Probleme mit der Verdauung? in den letzten 15 Jahren haben Krankheiten der Verdauungsorgane um 50% zugenommen. Aber: Ob Durchfall oder Verstopfung, ob chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Hämorrhoiden, eine vernünftige, ballaststoffreiche Ernährung und eine sanfte Darmpflege – von innen und außen – könnten viele dieser unangenehmen Beschwerden beheben.

Wie wichtig ein gesunder Darm ist, zeigen außerdem neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, die belegen, dass sich im Darm der größte Teil unseres Immunsystems befindet. Hier werden Krankheitserreger identifiziert, Abwehrzellen aktiviert und vorbeugende Informationen gespeichert.

Für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden hat das Hobbythek-Team aufgrund dieser Informationen Tipps und Rezepte für

  • eine besondere ballaststoffreiche und trotzdem schmackhafte Ernährung
  • sinnvolle kosmetische Darm und Analpflege
  • Impfungen, die über den Darm wirken

entwickelt.

Forscher bei Flug-Biosprit vor Durchbruch

19.03.2019

Berkeley – Forscher des zum US-Energieministerium gehörenden Lawrence Berkeley National Laboratory (Berkeley Lab)  experimentieren derzeit mit Treibstoffen aus Pflanzen für Flugzeuge. „Es ist eine gewaltige Herausforderung, Flugzeuge zu bauen, die ihre Energie aus Batterien oder Brennstoffzellen beziehen“, sagt Studienerstautorin Corinne Scown vom Berkeley-Lab-Joint BioEnergy Institute (JBEI) Ursache sei das hohe Gewicht der Energiespeicher. „Aus diesem Grund werden flüssige Biotreibstoffe eine bedeutende Rolle bei der Reduzierung der Klimagase spielen.“

Vorarbeit für die Industrie

Derzeit arbeiten JBEI-Forscher daran, jeden Schritt bei der Herstellung von Biosprit zu optimieren. Einige sind darauf spezialisiert, Pflanzen zu züchten, die viele Kohlenhydrate und wenig Lignin enthalten. Dieses stört bei der Umwandlung und muss vorher entfernt werden. Andere Wissenschaftler arbeiten an Methoden, aus nicht essbarer Biomasse Zucker herzustellen, der sich beispielsweise in den Treibstoff Ethanol umwandeln lässt. Bisher sind dazu meist Pflanzen nötig, die auch als Nahrungs- oder Futtermittel dienen, wie etwa Zuckerrohr oder Getreide.

Um Biomasse in Zucker zu verwandeln, müssen Bakterien manipuliert werden. In Europa und Nordamerika sind bereits solche Mikroorganismen entwickelt worden. Die Ausbeute ist den JBEI-Forschern aber noch zu gering. Wenn alle Schritte zur Herstellung von Biotreibstoffen optimiert sind, sollen die Erkenntnisse an die Industrie weitergegeben werden, damit diese den umweltverträglichen Sprit in großem Stil herstellen kann.

Bereits starke Preisreduktion

Als das JBEI angefangen hat, betrug der Preis für eine Gallone (vier Liter) 300.000 Dollar, so Nawa Baral, der zum Team gehört. Heute sind es 16 Dollar, immer noch mehr als Treibstoff aus fossilen Quellen, dessen Preis bei 2,5 Dollar liegt. In Simulationen, in denen fünf Entwicklungswege durchgespielt wurden, konnten die Forscher zeigen, dass dieser Preis auch für Biotreibstoff erreichbar ist. Ob allerdings so viel Biomasse zur Verfügung steht, um fossile Treibstoffe zu ersetzen, ist fraglich. Der weltweite Luftverkehr benötigt täglich fünf Mio. Barrel.

 

19.03.2019: Appell an die Vernunft- wie lässt sich die Umweltproblematik lösen???

Mit einer Anmerkung von Jean Pütz

Meine persönliche Bemerkung:

Diese Initiative begrüße ich sehr. Möchte auch bemerken, dass ich seit ca. 10 Jahre fast klimaneutral lebe. Trotzdem muss ich Wasser in den Wein gießen und nachfragen, ob diese Initiative in ihrer Außenwirkung auf die Bürger, insbesondere auf die Jugendlichen, falsch verstanden werden kann? Der Mainstream – was an sich positiv zu beurteilen ist – heißt Umweltschutz. Selbstverständlich brauchen wir in unserer unmittelbaren Umgebung saubere Luft, sauberes Wasser, saubere Natur mit ihrer Artenvielfalt, ökologische Landwirtschaft, wir müssen die Meere vor Unrat insbesondere vor Mikroplastik und Plasitkfolien schützen und natürlich vor radioaktiven und giftigen Abwässern.

Dass der KLimawandel von Menschen gemacht ist, kann auch nicht in Abrede gestellt werden. Ob allerdings wir in Deutschland mit einer CO2-Erzeugung von 2% weltweit und Europa mit 10% bei strikter Einhaltung der geschlossenen Grenzwerte das Klima retten können, möchte ich inständig bezweifeln.

Was Deutschland anbelangt, so sind wir auf gutem Wege. Noch nie waren jedenfalls die Gewässer, die Luft so sauber wie heute. Auch die Müllentsorgung inkl. Recycling und Müllerverbrennung kann kaum mehr gesteigert werden. Dieser Aufwand hat sich gelohnt und am Anfang brachte das auch einen großen Ertrag. Aber das Problem ist, Aufwand und Ertrag entwickeln sich nicht linear. Wie bei allen Grenzwert-Betrachtungen verhält sich das entlang einer Parabel. Am Scheitelpunkt bringt noch so viel Aufwand keine Verbesserung, der Grenzwert ist gleich Null. Danach geht es – ähnlich wie von Paracelsus beschrieben – in den Schadensbereich. Mehr hilft eben nicht mehr und schadet sogar. Auf die lokalen Umweltinitiativen bezogen bedeutet das: Wenn es nicht gelingt, einen Großteil der Staaten von der Notwendigkeit z. B. der CO2-Reduzierung zu überzeugen, wird das Problem nicht gelöst – ganz nach dem Prinzip Ursache und Wirkung. Deutschland ist stets mit positivem Beispiel vorausgegangen,  die löblichen Umweltaktivisten glaubten, das Beispiel würde Schule machen, doch leider konnte am Deutschen Wesen die Welt nicht genesen. Nicht einmal in Europa ist ein Konsens möglich.

Was die mit Steinkohle oder Öl befeuerten Kraftwerke anbelangt, so würde unser Verzicht lokal eher eine Steigerung z. B. der Stromproduktion durch diese Kraftwerke in Polen zur Folge haben. Gleiches gilt  für die Kernenergie und der im Moment im Bau und in der Planung befindlichen Tausenden von Kraftwerken in der Welt, z. B. in China, Indien und USA, die schon heute für 50% der globalen CO2-Erzeugung verantwortlich sind. Auch die Kernkraftwerke scheinen eine neue Renaissance zu erleben. Frankreich hat mit der Erzeugung keine Probleme, denn über 100 Kernkraftzentralen sorgen dort für elektrische Energie. Sie haben dazu geführt, dass sie sogar die Gebäude mit elektrischer Energie beheizen und den ganzen Wärmemarkt beherrschen. Was ein Frevel ist, denn besser wäre es, diese Wärme unmittelbar zu erzeugen, entweder in großen oder kleinen Heizkraftwerken, die gleichzeitig dann auch noch Strom erzeugen.

Deutschland hat bewiesen, dass auch mit regenerativen Energien durchaus zu rechnen ist, obwohl die Nebenwirkungen und Risiken häufig nicht offenbart werden, z. B. dass Insekten und Vögel extrem durch Windräder vernichtet werden und Photovoltaik in unseren Breiten wesentlich unergiebiger ist als in südlichen Breiten. Trotzdem wieder ein hohes Lob an Deutschland: Die technologische Kompetenz hat zumindest erreicht der Welt zu zeigen, dass regenerative Energien wirtschaftlich rentabel sind. Wenn wir allerdings auf Grund dieser Erfolge meinen, wir könnten den CO2-Ausstoß in Deutschland durch weitere extreme Maßnahmen, d. h. durch Abschalten sämtlicher Kernkraftanlage und jetzt auch noch aller Kohlekraftwerke die Welt retten zu können, dann möchte ich das entschieden in Abrede stellen. Es ist überhaupt nicht geklärt, ob in Zeiten der Wind- oder Sonnen-Flaute die notwendige elektrische Energie ausreicht, um einen Gau zu verhindern.

Elektrische Energie lässt sich leider nur unter großem Aufwand speichern, z. B. durch Pumpspeicherwerke mit Wasserkraft, aber sonst herrscht Ratlosigkeit. Doch das Wunschdenken führt dazu, dass man glaubt, es müsste irgendwie klappen. Leider gibt es auch viele Wissenschaftler, die das bejahen, aber das sind selten Energiefachleute. Diese warnen inständig vor dem Gau, denn der Hochspannungsnetzverbund ist besonders durch die vielen dezentralen Einspeisungen für Störungen sehr anfällig geworden. Ich glaube, den überzeugten Ökologen dürfte es nicht besonders angenehm sein, wenn wir dann in diesen Zeiten der Flaute Braunkohle-Energie-Strom aus anderen Ländern beziehen müssen.

Das Ganze wird noch verstärkt, wenn wir unsere Autos auf Elektromobilität umrüsten wollen. Der Mainstream scheint zwar dahin zu wirken, aber dass nur mit Akkumulatoren versehene reine Elektroauto ist noch völlig unausgegoren. Ich als Diplom Ingenieur sehe nur eine einzige Chance, und zwar ein modifizierter Hybrid-Antrieb, wobei ein mehr oder weniger kleiner aber auf optimalen Wirkungsgrad eingestellter Dieselmotor oder Turbine nur die Batterie ladet, und deswegen in der Kapazität wesentlich kleiner werden kann. Die eigentliche Genialität steckt im Elektromotor, denn der benötigt keinerlei Getriebe mehr, so dass auch das Gewicht des modifizierten Hybridautos wesentlich geringer werden kann. Auch das erspart enorme Energie, wobei beim Bremsen die Batterie wieder rückgeladen wird.

Das alles hätte den Vorteil, dass die Automobilindustrie nicht völlig entsorgt werden müsste. Das geniale an dem am wenigsten CO2-abgebenden Dieselkonzept bliebe erhalten. Dass die Abgase feinstaub- und stickoxidfrei sind, ist schon bewiesen und wurde nur durch verbrecherische Software-Manipulationen verhindert.

Durch dieses extreme Festhalten an den Grenzwerten der CO2-Reduktion schädigt Deutschland  seine vorbildliche Industrielandschaft, die nicht nur aus Großfirmen besteht, sondern aus kleinen unglaublich aktiven mittelständische Industriebetrieben. Auf diesen beruht der enorme Exporterfolg der deutschen Wirtschaft.

Zur Information: Die Industrie trägt in Deutschland zu 21% am Bruttosozialprodukt bei. Davon träumen Engländer mit nur 10% und Franzosen mit 11%. Der Grund: Deren Politik hat zu spät den notwendigen Wandel der alten Industrielandschaft in moderne Hightech-Industrien erkannt.

Nun stehen wir in großer Konkurrenz mit fernöstlichen Volkswirtschaften, die sich weitgehend nicht an gegebene Grenzwerte halten und deshalb einen enormen wirtschaftlichen Vorteil im weltweiten Handel besitzen. Da helfen uns starre Umweltideologen nicht weiter. Die sich abzeichnende Rezession – auch dadurch verursacht – wird die soziale Stabilität in Europa enorm beeinflussen.

Dieses sollten alle diese Wissenschaftler, die die begrüßenswerte Initiative der jungen Menschen unterstützen, berücksichtigen. Ich glaube, die Schulen sollten hier aktiv werden und zeigen, dass Umweltpolitik nicht nur emotional gesteuert werden kann.

Dies wollte ich einmal anmerken im Vorfeld des folgenden Artikels.

Jean Pütz

Erklärung der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative „Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit“ zu Scientists for Future und Fridays for Future

Scientists for Future: Abrüstung für Klimaschutz – Frieden und Zukunftsfähigkeit gehören zusammen

NatWiss: Seit Wochen demonstrieren und streiken weltweit hunderttausende junger Menschen für ihre Zukunft, den Klimaschutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.Dieses Anliegen der Initiative Fridays for Future unterstützen inzwischen mehr 14.000 WissenschaftlerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In der Stellungnahme von Scientists for Future erklären sie: „Nur wenn wir rasch und konsequenthandeln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerteZukunft für derzeit lebende und kommende Generationengewinnen.“

Die NaturwissenschaftlerInnen-Initiative „Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit“ schließt sich diesen berechtigten Forderungen an. Diese sind umso dringlicher, als die Zukunftsfähigkeit unseres Planeten zunehmend mit der Frage von Krieg und Frieden verbunden ist. Die Zerstörung der Umwelt und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen unseres Planeten gefährden den Frieden und werden einem Sicherheitsrisiko, besonders für Menschen in verwundbaren und fragilen Risikozonen. So sieht auch die Scientists for Future-Erklärung die Gefahr, dass durch unzureichenden Schutz der Böden, Ozeane, Süßwasserressourcenund Artenvielfalt – bei gleichzeitiger Erderwärmung als „Risikovervielfacher” – „Trinkwasser- und Nahrungsmittelknappheitin vielen Ländern soziale und militärische Konflikte auslösen oderverschärfen und zur Migration größerer Bevölkerungsgruppenbeitragen.“ Bei Überschreiten klimatischer Kipp-Punkte des Erdsystems werden sich selbst verstärkende Prozesse in Gang gesetzt, mit weltweit katastrophalen Folgen.

Solche Umweltrisiken verbinden sich auf komplexe Weise mit anderen Krisenerscheinungen, von Armut, Hunger und Flucht über Globalisierung und Technikabhängigkeit, Nationalismus und Rechtsentwicklung bis zu Gewaltkonflikten und neuer Aufrüstung. Diese Entwicklungen sind brandgefährlich und untergraben die Grundlagen für Frieden und nachhaltige Entwicklung. So wie Umweltzerstörung den Frieden gefährdet, so stehen Gewalt und Krieg einer nachhaltigen Entwicklung im Wege. Ein nuklearer Winter durch einen Atomkrieg wäre nicht nur das Ende der menschlichen Zivilisation, sondern auch eine Bedrohung für das Leben auf der Erde.

Dem negativen Teufelskreis muss eine positive Verbindung von Nachhaltigkeit, Entwicklung und Frieden entgegengesetzt werden. Dazu braucht es präventive und kooperative Governance-Strukturen und Institutionen zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden, die Klimarisiken vermeiden und Krisenursachen angehen, durch Verteilungsgerechtigkeit, Transformation von der fossilen zu einer nachhaltigen und kohlenstoffarmen Energieversorgung sowie eine friedliche Konfliktlösung und Abrüstung.

Um die notwendigen Veränderungen zu finanzieren und zu realisieren, muss der gefährliche und kostspielige Aufrüstungskurs beendet werden. Klimaschutz braucht Abrüstung!

lookKIT , das Magazin derHemholz Universität

Alles zum Thema künstliche Intelligenz

Im Wissenschaftsjahr 2019 dreht sich alles um das Thema Künstliche Intelligenz – in der kommenden Woche wird es offiziell in Berlin eröffnet. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird zu diesem wichtigen Zukunftsthema intensiv geforscht: „Lernende Systeme und Künstliche Intelligenz bedeuten eine Umwälzung, auf die wir uns als Gesellschaft vorbereiten müssen“, sagt der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka, der auch dem Lenkungskreis der Plattform Lernende Systeme (PLS) der Bundesregierung angehört. KI biete gewaltige Möglichkeiten, beispielsweise für die Gestaltung unserer Informationsgesellschaft sowie eine sichere und umweltfreundliche Mobilität. „Information und Mobilität sind Themenfelder, auf die sich das KIT fokussiert, sei es bei intelligenten Übersetzungs- oder Verkehrssystemen, der Entwicklung lernender Roboter für die Assistenz oder dem Einsatz in Industrie 4.0, Logistik, Gesundheitswesen sowie in menschenfeindlichen Umgebungen wie der Tiefsee oder fremden Planeten“, so Hanselka weiter. Dabei müssten indes auch die Risiken für die Cybersicherheit und den Datenschutz in den Blick genommen werden: „Am KIT arbeiten wir daran, die Chancen von KI und deren Gefahren für die IT-Sicherheit in Einklang zu bringen.“

KI-Methoden

KI-Methoden könnten zwar helfen, IT-Systeme sicherer zu machen, erwartet Jörn Müller-Quade, der Leiter der Forschungsgruppe Kryptographie und Sicherheit am KIT. „Aber es wird auch heute noch unbekannte Angriffe mit KI geben“, so der Initiator des Kompetenzzentrums für IT-Sicherheit KASTEL am KIT. Auch das Zerstörungspotenzial klassischerer Angriffswaffen von Cyberkriminellen werde sich durch KI vervielfachen, warnt der Professor, der in der PLS die Arbeitsgruppe IT-Sicherheit, Privacy, Recht und Ethik leitet: „Angriffe werden in Zukunft vermutlich erfolgreicher sein, weil Kriminelle mittels KI automatisiert aus vergangenen Angriffen lernen können.“ Eine Möglichkeit, Angriffe auf KI-Systeme einzudämmen, sieht Müller-Quade darin, diese mit klassischen Systemen zu überwachen, die eine Art Schutzreflex auslösen könnten: „Wenn man auf eine heiße Herdplatte fasst, entscheidet auch nicht die Intelligenz darüber, ob man die Hand auf der Herdplatte lässt oder wegzieht.“

Lernende Systeme

Dass lernende Systeme in der vorhersehbaren Zukunft den Menschen ersetzen, hält Alexander Waibel für unrealistisch. Zwar sei es möglich, einen Go-Computer mithilfe von Lernalgorithmen auf Weltmeisterschaftsniveau zu bringen. „Aber ein solcher kann sich heute danach nicht selbst beibringen, auch Schach zu spielen“, sagt der Professor und Leiter des Instituts für Anthropomatik und Robotik (IAR) des KIT. Dazu müsste er von Entwicklern komplett umgebaut und neu trainiert werden. Gebraucht werden also Systeme, die sich am menschlichen Lernen orientieren, mit dem Menschen interagieren, von ihm inkrementell lernen, und nicht komplett neu trainiert werden müssen, wenn sich ihre Umgebung ändert. All das spricht eher für eine Symbiose zwischen Mensch und Maschine. Hierfür entwickelt der Professor für Informatik Spracherkennungs- und Dialogsysteme, mit deren Hilfe Roboter einmal lernen können sollen. Die Sprachverarbeitung leistet dem Menschen schon jetzt wichtige Hilfe:  Der von Waibel entwickelte „Lecture Translator“ wird am KIT zur Simultanübersetzung von Vorlesungen für ausländische Studenten eingesetzt und wurde auch schon im europäischen Parlament getestet. Derzeit arbeitet das Team um Waibel daran, das System auch auf dem Smartphone nutzbar zu machen. In einem neuen BMBF Projekt soll die Technologie auch zur besseren Verständigung bei der ärztlichen Behandlung von Migranten beitragen.

Das Ziel der KI-Forschung

„Das ultimative Ziel der KI-Forschung besteht darin, Systeme zu schaffen, die mit ihrer Umwelt interagieren und diese aktiv verändern können“, sagt Tamim Asfour, Professor für Hochperformante Humanoide Robotik Systeme am IAR. Das KIT erforscht und entwickelt humanoide Roboter, die Aufgaben im Haushalt und in industriellen Umgebungen verrichten. Dabei spielt die Frage eine zentrale Rolle, wie diese ihre Fähigkeiten aus Bildern, Sprache und Tastsinn lernen können. Der humanoide Roboter ARMAR-6 verbessert seine Fähigkeiten mithilfe von Methoden des Maschinellen Lernens, indem er Menschen bei ihren Tätigkeiten beobachtet. Er kann Hand-in-Hand mit dem Menschen bei Wartungsaufgaben in Industrieanlagen arbeiten. Mit KI-Methoden kann er beurteilen, wann ein Techniker Hilfe benötigt und bietet diese an, indem er mit ihm spricht.

Autonome Roboternetzwerke

High-Performance-Roboterteams könnten Herausforderungen bewältigen, an denen einzelne spezialisierte Maschinen scheitern. „Autonome Roboternetzwerke werden zukünftig eine Schlüsseltechnologie sein“, sagt Michael Flad, Forschungsgruppenleiter Kooperative Systeme am Institut für Regelungs- und Steuerungssysteme (IRS) des KIT. Schwimmende oder fliegende Drohnen könnten in der Tiefsee oder auf dem Mars geeignete Standorte für Ausrüstung oder Untersuchungen auskundschaften, während sich andere Einheiten dorthin bewegen und Material bringen, verladen und aufbauen. „Für solche Aufgabenstellungen brauchen wir Robotersysteme mit vielfältigen Fähigkeiten“, so Flad. Die Systeme müssen in der Lage sein, ihnen vorher unbekannte Objekte zu greifen und zu manipulieren, sich an sich ändernde Umgebungen anzupassen, und vor allem Aufgaben im Team zu verteilen und abzustimmen. „Dafür brauchen wir zuverlässige Algorithmen, die Informationen bündeln und ihre Koordination ermöglichen, aber auch Schnittstellen, durch die menschliche Bediener und das Roboterteam die Mission gemeinsam planen und koordinieren können.“ Benötigt werden all diese Fähigkeiten auch beim Autonomen Fahren sowie in Logistik und Transport.

Autonomes Fahren

„Das Ziel des Autonomen Fahrens – mehr Sicherheit, Komfort, Energieeffizienz und Zeitersparnis – lässt sich nur verwirklichen, wenn wir die autonomen Systeme so miteinander vernetzen und sie so gestalten, dass sie selbstständig und koordiniert handeln“, sagt Marius Zöllner, Leiter des Testfelds Autonomes Fahren Baden-Württemberg (TAFBW). „Dazu müssen autonome Fahrzeuge sowohl ihre Umgebung wahrnehmen, die jeweilige Situation verstehen und schließlich die richtigen Verhaltensentscheidungen treffen“, so der Professor am Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren (AIFB) des KIT weiter. Dies gelinge mithilfe von Verfahren der KI und des Maschinellen Lernens. Damit das Gesamtsystem am Ende auch zuverlässig und sicher funktioniert, „müssen wir neuronale Netze besser verstehen und ihre Entscheidungen nachvollziehen können. Dazu müssen wir die Art überdenken, wie wir solche Systeme entwickeln.“

Lernende Systeme

„Durch lernende Systeme werden sich unsere Arbeitsbedingungen schneller und öfter verändern, als wir das bislang gewohnt waren“, sagt Barbara Deml, Professorin und Leiterin des Instituts für Arbeitswissenschaft und Betriebsorganisation (ifab). „Für Unternehmen bedeutet das, dass sie flexibler und schlanker werden müssen. Für Arbeitnehmer heißt das, dass sie vielleicht gar nicht mehr fest zu einer Organisation gehören, ihre Dienstleistung auf Plattformen anbieten und zeitlich befristet für den ein oder anderen Auftraggeber tätig sind“, erwartet die Psychologin und Ingenieurin. „Das könnte auch unser Verständnis von Unternehmenskultur obsolet machen.“ Diese Punkte müssten aber nicht nur arbeitstechnisch, sondern auch gesellschaftspolitisch angegangen werden: „Wir müssen zum Beispiel vor dem Hintergrund zeitlicher und räumlicher Flexibilitätsanforderungen auch Arbeitsschutz neu denken.“

Positive Weiterentwicklung oder Kontrollverlust?

„Bei allen positiven Folgen, die der Weiterentwicklung von KI und Digitalisierung zugeschrieben werden, machen sich viele Menschen Sorgen, weil Fragen nach dem zukünftigen Verhältnis von Mensch und Algorithmus sowie nach möglichem Kontrollverlust noch weitgehend ungeklärt sind“, sagt Armin Grunwald, der Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS). „Komplexe Software hat eine ähnliche Wirkung wie Institutionen – sie reguliert unser Handeln“, erläutert der Physiker und Philosoph, der auch das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag leitet. „In welcher Weise sie das tut, hängt von den Werten und Interessen ihrer Erzeuger ab. Wenn also Digitalisierung in ethisch reflektierter Weise gestaltet werden soll, muss erforscht werden, wie die Anforderungen an Software und ihre Realisierung aussehen müssten, um Ergebnisse im Einklang mit ethischen Standards erwarten zu lassen. Selbstfahrende Autos sind hier ein gutes Beispiel“, so der Professor weiter.„Das Besondere an der KI-Forschung des KIT ist, dass wir die verschiedensten Anwendungsszenarien von KI erforschen, vom Autonomen Fahren über Assistenzroboter für Industrie, Haushalt und Pflege bis hin zur Produktionsrobotik und der Cybersicherheit“, betont Michael Decker, der den Bereich II Informatik, Wirtschaft und Gesellschaft des KIT leitet. Denn einerseits müssten neue KI-Methoden entwickelt werden, um die unterschiedlichen Probleme zu lösen, und andererseits kann man aus gelungenen Lösungen in anderen Anwendungsbereichen lernen. „Dieses problemorientierte Vorgehen nützt unmittelbar der Technikentwicklung. Am KIT haben wir zudem großartige Expertise im Algorithm Engineering. Die strukturierte Entwicklung von Algorithmen, die auch mit gewaltigen Datenmengen umgehen können, ergänzt die KI-Forschung in optimaler Weise“, sagt der Professor für Technikfolgenabschätzung.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Bei No-Deal-Brexit: Was die Brexit-Zollsenkungen bedeuten würde.

Ein Beitrag von Marcus Theurer aus der FAZ

Großbritannien will im Falle eines No-Deal-Brexit die meisten Importgüter zumindest vorerst zollfrei ins Land lassen: Nach Handelsvolumen gerechnet würden auf 87 Prozent der Einfuhren in diesem Fall keine Zölle erhoben, teilte die Regierung am Mittwoch mit. Allerdings sind derzeit bereits 80 Prozent der eingeführten Waren zollfrei, nicht zuletzt wegen des Freihandels innerhalb der EU, welche Großbritannien verlassen wird. Die EU-Kommission wiederum stellte am Mittwoch klar, sie werde im Falle eines No-Deal-Brexit auf Importe aus Großbritannien dieselben Zölle erheben wie sie für andere Länder außerhalb der EU bereits heute gelten.

London will bestimmte Lebensmittel, Autos und andere Waren nach einem möglichen ungeordneten Brexit mit Einfuhrzöllen belegen, vor allem um heimische Hersteller vor preisgünstigerer ausländischer Konkurrenz zu schützen. Dies würde auch die deutsche Autoindustrie treffen, für die Großbritannien ein wichtiger Exportmarkt ist und die bisher zollfrei auf die Insel liefern können. Denn auf Importfahrzeuge aus der EU würde Großbritannien nach einem No-Deal-Brexit denselben Zollsatz von 10 Prozent erheben wie auf Autoimporte aus dem Rest der Welt. Volkswagen kündigte deshalb am Mittwoch bereits Preiserhöhungen im Königreich an.

In der britischen Wirtschaft sorgte die Ankündigung für Empörung. „Das ist keine Art und Weise, wie man ein Land regiert“, beschwerte sich Carolyn Fairbairn, die Generaldirektorin des größten britischen Unternehmensverband CBI, in einem BBC-Interview. „Das wirkt wie ein Vorschlaghammer auf unsere Volkswirtschaft“, sagte Fairbairn. Einerseits würde die Importkonkurrenz für britische Unternehmen durch den Wegfall von Zollhürden steigen. Andererseits würden die britischen Exporte in die EU durch neue Zölle verteuert. Denn das Königreich will beim Brexit auch die Zollunion des Staatenbundes verlassen, die einen zollfreien Warenaustausch zwischen den Mitgliedstaaten erlaubt.

Sonderregel für Nordirland

Nach den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) muss Großbritannien nach dem Brexit auf EU-Importe dieselben Zollsätze erheben wie auf Einfuhren aus allen anderen Ländern. Das schreibt die sogenannte Meistbegünstigungsklausel der WTO vor. Die Regierung in London könnte nun entweder alle Importzölle streichen, wie dies manche Brexit-Anhänger gefordert haben. Dies hätte für britische Verbraucher den Vorteil, dass viele Waren günstiger würden. Andererseits könnten die billigeren Importgüter aber heimische Hersteller verdrängen und Arbeitsplätze in Großbritannien vernichten.

Im Endeffekt habe sich die Regierung für einen Kompromiss entschieden, sagt der Handelsökonom Peter Holmes von der Universität Sussex. „Wir würden eine Liberalisierung des Handels sehen, aber keine dramatische.“ Gleichwohl würde der angekündigte abrupte Wegfall von Zollmauern für manche Branchen zu einem „Schock“ führen, sagte Holmes. Zwar sind manche Importwaren aus Drittstaaten im Rahmen der gemeinsamen EU-Handelspolitik mit hohen Zöllen belegt. Doch insgesamt sind die Zollsätze in den vergangenen Jahrzehnten bereits ohnehin stark gesenkt worden. Nach Berechnung der Weltbank liegen die Einfuhrzölle der EU für Importe aus Drittländern im Schnitt bei 2,3 Prozent.Eine Sonderregel planen die Briten für Nordirland: Auf Einfuhren aus der Republik Irland ins britische Nordirland sollen keine Zölle erhoben werden. Die Regierung in London will so politisch brisante Grenzkontrollen an der irischen Landgrenze vermeiden. Davon allerdings könnten Schmuggler profitieren. Auch die EU-Kommission hat Bedenken: Die geplante Sonderregel für Nordirland gebe „Anlass zur Sorge“, sagte ein Sprecher.

Zuckerwürfel

Traue keiner industriegeförderten Forschung

Das Thema Zucker

Zuckerhaltige Getränke und Übergewicht Studien mit Interessenskonflikt gesteuert?

In Zahlen: 83,3 Prozent der systematischen Übersichtsarbeiten, die in den
Manuskripten ohne Interessenkonflikt beschrieben waren, kamen zu dem Schluss,
dass ein hoher Konsum von zuckerhaltigen Getränken direkt mit einer
Gewichtszunahme oder Übergewicht verbunden ist. Dagegen kamen ebenso 83,3
Prozent der Arbeiten, bei denen Interessenkonflikte angegeben waren, zu dem
entgegengesetzten Ergebnis. Nämlich dass die vorliegenden Daten keinen
Zusammenhang belegen.   

Die spanische Universität Navarra und das Deutsche Institut für
Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam zeigten nun erstmals in einer
Literaturanalyse, dass systematische Übersichtsarbeiten, bei denen ein
finanzieller Interessenkonflikt aufgrund industrieller Förderung angegeben war,
durchaus zu anderen Ergebnissen und Schlussfolgerungen kommen als ohne
Förderung. Bei der umfangreichen Analyse ging es um den viel diskutierten und
umstrittenen Zusammenhang zwischen dem Konsum zuckerhaltiger
Erfrischungsgetränke und einer Gewichtszunahme. Mit dem Ergebnis: Geförderte
Studien kommen fünfmal häufiger zu dem Ergebnis, dass kein Zusammenhang besteht
als Studien, bei denen kein Interessenkonflikt vorlag.   

Ein spannender Hinweis auf die Glaubwürdigkeit von Studieninterpretationen, findet auch Matthias Schulze, Co-Autor und Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE: „Obwohl unsere Untersuchung nicht darauf ausgerichtet war, zu klären, welche
Interpretation der verfügbaren Daten richtig ist, stimmen die Ergebnisse uns
doch bedenklich, da sie annehmen lassen, dass finanzielle Interessenkonflikte
die Schlussfolgerungen einer Übersichtsarbeit beeinflussen können.“ So sei
auffällig, dass industriell geförderte Studien oft über einen fehlenden
Zusammenhang zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken und
Übergewicht berichteten, obwohl dies im Widerspruch zu den Ergebnissen der
Originalarbeiten stehe, erklären die Autoren weiter.   

Das DIfE kommt zum Schluss, dass wissenschaftliche Aussagen, die auf industriell
geförderte Studien zurückgehen, möglicherweise Ungenauigkeiten beinhalten. Ein
Ausrufezeichen, bei dem man sehr genau hinschauen muss. Nicht zuletzt, weil
Studien auch die Grundlage für politische Entscheidungen darstellen – auch im
Bereich Lebensmittel und Prävention ernährungsbedingter Krankheiten. 
Harald Seitz

13.03.2019: „Entwicklungshilfe“: Neue Studie staatlich oder privat? Mit einer Stellungnahme von Jean Pütz.

In meiner 40jährigen Arbeit als Wissenschaftsjournalist habe ich mich sehr um die „Problematik Entwicklungshilfe'“ bemüht. Schon als Student war ich in Köln Vorsitzender eines internationalen Studentenbundes ISSF, der sich mit Arbeits- und Studienaufenthalten in Afrika und Südamerika organisierte,  um junge Menschen die Praxis zu zeigen und auf die Probleme aufmerksam zu machen. Sechs Wochen arbeiteten sie in den Niederlassungen deutscher Firmen in diesen Ländern. Mit diesem Geld, das sie dort verdienten, konnten sie sechs Wochen die dortigen Universitäten besuchen oder Entwicklungsprojekte konkret anzuschauen. Heute weiß ich, dass die Entwicklungshilfe unbedingt mit der dortigen Bevölkerung und nicht nur mit deren Regierung abgestimmt werden muss. In dem Zusammenhang Privatisierung möchte ich bemerken: Das eine tun und das andere nicht lassen, aber nicht nur wegen eines kurzfristigen Profits, sondern auf langfristige  und sozialen, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit beachten.

Ihr Jean Pütz

Neue Studie kritisiert zunehmende Privatisierung der Entwicklungszusammenarbeit

Staatlicher Entwicklungszusammenarbeit mit Finanzinvestoren und Agrarkonzernen. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass der wachsende Einsatz privater Gelder nicht geeignet ist, um Hunger und Armut strukturell zu bekämpfen.
Die Autoren der Studie „Agrarkonzerne und Finanzindustrie: Die neuen Lieblinge der Entwicklungszu-sammenarbeit?“ widersprechen der Aussage, wonach nur mit Investitionen des Privatsektors die nach-haltigen Entwicklungsziele (SDGs) erreicht werden können. Sie kritisieren, dass das Entwicklungsministerium mit seinem Schwerpunkt auf Privatinvestitionen die eigentlichen Zielgruppen – marginalisierte Bevölkerungsgruppen – aus dem Blick verliere. Da es meist keine Informationen über die finalen EmpfängerInnen der Gelder gebe, seien konkrete menschenrechtliche Wirkungen in der Regel unbekannt.

Roman Herre, Agrarreferent von FIAN Deutschland und Ko-Autor der Studie: „Im Gepäck der SDGs war die Botschaft enthalten, dass zu ihrer Umsetzung gewaltige 2,5 Billionen Dollar pro Jahr fehlen – und nur privates Geld dieses Loch stopfen könne. Diese Botschaft wird nicht hinterfragt. Sie führte zur Neuausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit und hat damit möglicherweise mehr Wirkkraft entfaltet als die Entwicklungsziele selbst.“

Ein konkreter Aspekt, der von den Autoren kritisch betrachtet wird, ist die zunehmende Kooperation mit Agrarkonzernen, mit der die Landwirtschaft – vor allem auf dem afrikanischen Kontinent – zu marktför-migen und inputintensiven Systemen umstrukturiert werden soll. Diese Kooperation werde im Rahmen einer Vielzahl von Initiativen realisiert, darunter die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA) oder die Neue Allianz für Ernährungssicherung der G7-Staaten. Lena Michelsen, Agrarreferentin von der Entwicklungsorganisation INKOTA kommentiert: „Initiativen wie AGRA setzen vor allem auf den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Hybridsaatgut und dienen damit in erster Linie den Expansi-onsbestrebungen großer Konzerne wie Yara und Bayer. Kleinbauern und -bäuerinnen geraten in immer stärkere Abhängigkeiten, und auch die Umwelt leidet unter dem längst gescheiterten Modell der Grünen Revolution. Die von der Bundesregierung zugesagte Förderung in Höhe von zehn Millionen Euro ist eine völlige Fehlinvestition.“

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Intransparenz der Finanzinstitutionen. Allein die DEG, Tochter der staatlichen Entwicklungsbank KfW, hat mehr als die Hälfte ihrer 7,2 Milliarden Euro Entwicklungsgelder an Finanzinstitute vergeben. Auch haben sich Kredite und Beteiligungen der DEG an Unternehmen in Finanzoasen – darunter den Kaimaninseln oder Mauritius – innerhalb von zehn Jahren verfünffacht. Zur Legitimierung solcher Konstrukte werden oft fragwürdige Kennzahlen und indirekte Wirkungen herangezogen. So erklärt die DEG in ihrem jüngsten Jahresabschluss, dass „DEG-Kunden rund 1,5 Millionen Menschen beschäftigen“. Roman Herre kritisiert: „Aus entwicklungspolitischer und menschenrechtlicher Perspektive müsste untersucht werden, ob durch solche Finanzierungen auch Arbeitsplätze abgebaut wurden. Dies ist besonders bei Agrarfinanzierungen im globalen Süden ein bedeutender Aspekt: Die dortige kleinbäuerliche Landwirtschaft beschäftigt je nach Region 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung. Werden Menschen hieraus verdrängt – wie besonders bei großflächigen Agrarinvestitionen – dann verlieren sie oftmals ihre Lebensgrundlagen.“