Archiv der Kategorie: Psychologie

Wie die Kultur das Schmerzempfinden beeinflusst

Wie die Kultur das Schmerzempfinden beeinflusst

fzm, Stuttgart, April 2017 – Wie Schmerzen
empfunden werden, wie mit ihnen umgegangen wird und welche Bedeutung man
ihnen beimisst – das ist auch eine Frage der kulturellen Prägung.
Gerade in der Schmerztherapie von Migranten kommt es daher immer wieder
zu kulturbedingten Missverständnissen. Aus dieser Erfahrung heraus haben
Psychologen der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität am Klinikum
Nürnberg ein Programm zur Schmerzbewältigung entwickelt, das speziell
auf die Bedürfnisse türkischer Frauen zugeschnitten ist. In der
Fachzeitschrift „PiD Psychotherapie im Dialog“ (Georg Thieme Verlag,
Stuttgart. 2016) stellt Sandra Venkat, leitende Psychologin der
Nürnberger Schmerztagesklinik, das Konzept vor.

Chronische Schmerzen treten bei Migrantinnen deutlich
häufiger auf als bei nicht migrierten Frauen. Laut Sandra Venkat hängt
das mit den besonderen psychischen Belastungen und über Jahre
erforderlichen Anpassungsleistungen zusammen, die eine Migration mit
sich bringt. „Stressfaktoren wie Trennungs- oder Verlusterlebnisse,
beengte Wohnverhältnisse, Armut oder oftmals geleistete Akkordarbeit
können wesentlich dazu beitragen, dass Schmerzen chronisch werden“,
erklärt sie.

Der in der westlich medizinischen Welt vertretene
Zusammenhang zwischen Psyche und Schmerz ist islamischen Frauen
allerdings unvertraut. „In der Regel verstehen sie die Schmerzen als
Ausdruck körperlicher Probleme oder als Prüfung von Allah, die man
erdulden muss“, erläutert die Nürnberger Psychologin. Beide
Erklärungsmodelle führten jedoch zu einer passiven Haltung, die die
Verantwortung für eine Besserung bei Ärzten und Behandlern oder bei
Allah sieht. Das Nürnberger Behandlungsmodell greift daher neben
kulturellen Gegebenheiten die wichtige Ressource der Religion auf und
nutzt sie, um die Patientinnen zum aktiven Mitmachen anzuregen. Denn der
Koran fordert dazu auf, den eigenen Körper zu schützen.

Damit die Patientinnen ihre Genesung in die eigenen Hände
nehmen, ist es nach Venkats Erfahrung auch wichtig, den Frauen ihre
Stärken und Ressourcen bewusst zu machen. In ihrem Leben mussten sie oft
ihre Ausdauer, Flexibilität oder Kreativität unter Beweis stellen. Auch
ein großes soziales Netzwerk ist eine wertvolle Ressource. „Im Rahmen
der Therapie sollen sich die Frauen nicht nur an Belastungen und
Verluste erinnern, sondern auch an das, was sie bereits geleistet haben
und daran, welche Möglichkeiten sie hinzugewonnen haben“, sagt Venkat.
Sobald sie sich dessen bewusst werden, könnten sie sich Schritt für
Schritt aus der Opferhaltung befreien und sich selbst als stark und
tapfer wahrnehmen. Das fördert hinsichtlich der Schmerzbewältigung auch
die Selbstwirksamkeit der Frauen, das heißt, der Glaube daran, selbst
etwas bewirken zu können – auch in schwierigen Situationen.

Darüber hinaus stellt die Autorin fest, dass der Schmerz im
islamischen Kulturkreis eine stärkere emotionale und
sozial-kommunikative Komponente hat als hierzulande. So haben
Patientinnen das Bedürfnis sehr ausführlich über ihre Beschwerden zu
sprechen. Vom Gegenüber wird das hier oft als Wehleidigkeit
fehlinterpretiert. Die Würdigung des dahinter liegenden „seelischen
Schmerzes“ ist oftmals ein zentraler Wendepunkt in der Interaktion und
Behandlung. Wichtig sei es auch, den Frauen einfühlsam und mit
menschlicher Wärme zu begegnen. Sie fühlen sich dort gut aufgehoben, wo
sie freundlich und wertschätzend behandelt werden. Wissenschaftliche
Erklärungen oder moderne Diagnostik- und Therapieansätze sind für sie
zweitrangig. Oder wie eine Patientin es ausdrückte: „Die Behandlung muss
schmecken, sie muss Spaß machen, man muss mit dem Herzen dabei sein.“

S. Venkat et al.:

Depression macht negative Emotionen unlesbar

Depression macht negative Emotionen unlesbar
Jeder Zweite schon einmal depressiv – Frühe Diagnose wichtig
 
Depressiver Mann: jeden Zweiten kann es treffen (Foto: pixelio.de, G. Altmann)

Ann Arbor/Wien (pte004/02.10.2012/06:15) – Depressive Menschen können ihre eigenen negativen Gefühle nicht unterscheiden. Das hat eine Untersuchung der Michigan Universität http://umich.edu ergeben. Damit sind sie in weiterer Folge nicht in der Lage, der Ursache dieser Emotionen auf den Grund zu gehen. Patienten mit Depression werden alltäglich mit Frustration, Trauer, Angst oder Wut konfrontiert. Mit dieser Erhebung wurde versucht zu analysieren, ob depressive Menschen Emotionen anders unterscheiden als gesunde. Die Studie umfasste über 100 Teilnehmer zwischen 18 und 40 Jahren, wobei die Hälfte dieser depressiv war.

Ekel und Frust nicht unterscheidbar

Die Teilnehmer mussten sieben negative Gefühle wie Trauer, Wut oder Scham, sowie vier positive wie Freude, Aktivität oder Begeisterung auf einer Skala von eins bis vier einstufen. Emotionen wie Ekel und Frustration bekamen dabei gleichzeitig dieselbe Bewertung, was darauf zurückzuführen ist, dass depressive Menschen diese nicht unterscheiden können. Bei positiven Emotionen konnte sich dieses Phänomen nicht bestätigen. Gesunde Menschen konnten beide Gefühlsgruppen unterscheiden.

"Es gibt eine Vielzahl von Ursachen für eine Depression, die von beruflichen oder familiären Problemen, geringem Selbstwertgefühl, bis hin zu Schwierigkeiten aus der Kindheit reichen", sagt der Wiener Psychotherapeut Richard Fellner http://psychotherapiepraxis.at im Interview mit pressetext. Depression sei jedoch auch eine Zeitgeistdiagnose, wobei verschiedene Probleme fälschlicherweise als Depression diagnostiziert werden. "Bei genauerer Untersuchung kann der Patient jedoch einem anderen Krankheitsbild zugeordnet werden", so Fellner.

Als typische Symptome einer Depression nennt der Psychotherapeut unter anderem eine längerfristige Niedergeschlagenheit, Verlust der Freude an Dingen, die früher Spaß gemacht haben, Hoffnungslosigkeit oder Weinanfälle. "Es können jedoch auch körperliche Symptome wie ein drastisch eingeschränktes Immunsystem, Infektionen, Migräne oder Verdauungsbeschwerden auftreten", erklärt der Experte.

Es kann jeden treffen

Studien weisen darauf hin, dass jeder Zweite im Laufe seines Lebens an einer Depression erkrankt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen selbst betrifft, ist im Gegensatz zu anderen psychischen Störungen hoch", führt Fellner aus. Wichtig sei, eine Depression frühestmöglich zu diagnostizieren und sie therapeutisch zu behandeln, damit sie nicht chronisiert wird. Denn bei langjähriger Nichtbehandlung können Depressionen auch zu teils schweren körperlichen Folgeerkrankungen führen. Medikamentöse Unterstützung sei speziell dann unvermeidlich, wenn die Intensität der
Depression auch den psychotherapeutischen Prozess zu gefährden droht.

Chaos am Schreibtisch lässt einfacher denken

Chaos am Schreibtisch lässt einfacher denken
Gehirn räumt bei Unordnung der Umgebung Gedanken auf
Schreibtisch: Unordnung bringt auch Vorteile (Foto: Flickr/Pearson)
Schreibtisch: Unordnung bringt auch Vorteile (Foto: Flickr/Pearson)

Groningen (pte003/24.01.2012/06:10) – Chefs sollten ihre Strategie
überdenken, wenn sie von ihren Angestellten immer nur absolute Ordnung
am Schreibtisch verlangen. Denn eine chaotische Arbeitsumgebung kann
dabei helfen, einfacher zu denken, berichten Forscher der Universität
Groningen http://rug.nl in der Zeitschrift "Journal of Consumer
Research". "Chaos in der Umgebung spornt dazu an, einfache Lösungen zu
finden", erklärt die Studienleiterin Jia Liu im pressetext-Interview.

Revolte des Gehirns

Die Wissenschaftler ließen Versuchspersonen an unaufgeräumten Tischen
mit einer Flut mündlicher Anweisungen zurechtkommen oder schickten sie
zum Einkaufen in schlecht organisierte Geschäfte. Gleich mehrfach
zeigten die Probanden ein Verhalten, das Richtung Einfachheit drängte:
Sie kategorisierten Produkte im Durcheinander besser, mieden in ihrer
Auswahl das bunt Gemischte und waren zudem bereit, mehr Geld für ein
T-Shirt mit einfach gestaltetem Aufdruck zu bezahlen.

"Die menschliche Natur sträubt sich gegen Unordnung. In kulturell
unterschiedlichem Ausmaß versuchen wir stets, Organisation in unser
Umfeld zu bringen", betont Liu. Falls jedoch in einer Situation kein
Aufräumen möglich ist – was etwa beim unaufgeräumten Schreibtisch des
Bürokollegen zutrifft oder in einem unordentlichen Geschäft – schaltet
das Gehirn auf heuristische Kompensationsstrategien und schafft dabei
Ordnung auf anderer Ebene, vermutet die Psychologin.

Ordnungsliebe braucht Chaos

Unordnung sollte man laut Liu jedoch nicht selbst erzeugen, sondern
besser das Zurechtkommen mit ihr einüben. Schließlich profitierten
Versuchspersonen mit konservativer Einstellung, denen man ja
ordnungsliebend eher nachsagt, im Experiment mehr vom Chaos-Effekt als
liberal Denkende. "Unordnung macht die Arbeit nicht produktiver. Doch
sie kann zur Einfachheit und zur Fokussierung verhelfen."

Eine der Co-Autoren der Studie ist die Marketingforscherin Debra
Trampe. "Die Absicht und Durchführung der Studie waren seriös. Wir
wollten nicht den ig-Nobel 2012 gewinnen", so die Expertin auf
pressetext-Anfrage. Ihre Aussage kommt nicht von ungefähr: Erst im
Vorjahr wurde Trampe für ihren Nachweis, dass eine volle Harnblase
Testpersonen geduldiger macht und die Selbstkontrolle erhöht, mit dem
Spaßpreis geehrt.

Link zum Originalartikel unter http://repub.eur.nl/res/pub/25720/

Fast Food: Werbende Ketten machen Kinder gefügig

Fast Food: Werbende Ketten machen Kinder gefügig
TV-Spots in den USA fragwürdig – Richtlinien in Europa deutlich strenger
 
Fast Food: Kinder in den USA Hauptzielgruppe (Foto: pixelio.de/Thommy Weiss)

New Haven/Berlin (pte035/05.11.2013/13:55) – Kinder in Amerika sehen nach wie vor zu viel Werbung für Fast Food. Im Vergleich zu 2010 haben die Werbeeinschaltungen zwar abgenommen, die Kleinen konsumieren dafür aber mehr TV-Spots, die eigentlich an Erwachsene gerichtet sind, wie das Yale Rudd Center for Food Policy & Obesity http://yaleruddcenter.org herausgefunden hat.

Deutsche Gesetze strenger

"Man kann die Studienergebnisse nicht so leicht auf Deutschland übertragen, das Mediennutzungsverhalten und die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind in Amerika ganz anders", so Julia Busse, Rechtsanwältin und Geschäftsführerin des Deutschen Werberats http://werberat.de , gegenüber pressetext.

Es gibt ein europäisches Gesetz, dass besagt, dass in der Werbung keine Aufforderungen zum Kauf wie "hol dir das" oder "kauf dir das" vorkommen dürfen. Außerdem darf die Leichtgläubigkeit der Kinder nicht ausgenutzt werden. So ist es untersagt, dass Werbung getarnt wird oder gar irreführend wirkt.

Die Studie "Fast Food Facts 2013" kann dem Werbeverhalten 18 großer Fast-Food-Ketten wie McDonald’s, Burger King oder KFC jedenfalls nur wenig abgewinnen. Im vergangene Jahr hat die Fast-Food-Industrie 4,6 Mrd. Dollar für Werbung ausgegeben, deren Hauptzielgruppe nach wie vor Kinder und Jugendliche sind. Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren haben um zehn Prozent weniger Werbung für ungesundes Essen gesehen. Vor allem McDonald’s und Burger King haben sich hier mäßig bis stark eingeschränkt.

Bevölkerungsgruppen im Fokus

Ausreden dafür, dass Kinder Werbung für Erwachsene sehen, sind schnell gefunden. Wendy’s beispielsweise bewirbt seine Produkte im Cartoon Network http://cartoonnetwork.com nur in einer abendlichen Sendung für Erwachsene, so ein Sprecher. Jennifer Harris vom Yale Rudd Center weist indes darauf hin, dass man bereits weiß, dass Kinder diese Sendung häufig sehen. Werbetreibende würden das nicht als Werbung für Kinder zählen.

Hierzulande ist die Situation hingegen grundlegend anders: "In Deutschland gibt es einerseits gänzlich werbefreies Kinderfernsehen, bei anderen Kindersendungen darf es keine Werbeunterbrechungen geben", erklärt Busse. Die Erhebung hat auch aufgezeigt, dass in den verschiedenen US-Bevölkerungsgruppen unterschiedlich viel geworben wird. Afroamerikanische Kinder sehen um 60 Prozent mehr Fast-Food-Werbung als weiße Kinder. Kinder spanischer Herkunft sehen mindestens einen Spot pro Tag im spanischen TV.

Software misst Gehirnaktivität per Lichtstrahl

Software misst Gehirnaktivität per Lichtstrahl
Technologie soll Gedankensteuerung für Google Glass bringen
 
Google Glass: Anwendungen per Gedanken steuern (Foto: flickr.com/Ted Eytan)

Medford (pte014/18.12.2013/11:45) – Computerwissenschaftler der Tufts University http://www.tufts.edu im US-Bundesstaat Massachusetts sind einer innovativen Gedankenlesetechnologie auf der Spur, die über Produkte wie Google Glass künftig auch den Weg in den Consumer-Electronics-Bereich schaffen könnte. Im Kern der Erfindung, die derzeit nur als Prototyp im Labor existiert, steht eine Software, die mithilfe von Lichtstrahlen in der Lage ist, die jeweilige aktuelle Arbeitsauslastung des menschlichen Gehirns zu erkennen. Diese wird über eine Reihe von LED-Dioden und Glasfaserkabeln, die am Kopf des Users angebracht werden, gemessen. Ist die Gehirnaktivität eher gering, ist der Betroffene gerade nicht ausgelastet und kann noch zusätzliche Aufgaben erledigen. Dieser Ansatz soll in Zukunft zahlreiche neue Anwendungen für Gedankensteuerung bringen, so die Hoffnung.

"Die Software erlaubt es, das Gehirn in einem ständigen Zustand der vollen Konzentration zu lassen. Gibt es gerade zu wenig zu tun, erkennt das Programm, dass meine Aufmerksamkeit nachlässt und stellt mir automatisch neue Aufgaben", erklärt Projektleiter Dan Afergan vom Human-Computer Interaction Lab http://hci.cs.tufts.edu der Tufts University die grundsätzliche Vorgehensweise. Diese Art der Gehirnaktivitätsmessung habe vor allem im mobilen Bereich ein breites Anwendungspotenzial. "Wir prüfen zum Beispiel die Möglichkeit, diese Technologie in Google Glass zu integrieren", schildert der Forscher. "Glass sitzt direkt an der Stirn und ist daher prädestiniert für Messungen der Gehirnaktivität", betont Afergan.

Licht, Sauerstoff und Blut

Um die Funktionsweise ihrer technischen Idee besser zu veranschaulichen, hat der US-Wissenschaftler ein einfaches Computerspiel entwickelt. Hierbei muss eine Testperson auf einem Bildschirm mehrere virtuelle Drohnen durch zahlreiche Hindernisse steuern. Währenddessen misst das System über eine Kombination aus LED-Dioden und Glasfaserkabeln, die am Kopf des Probanden angebracht werden, kontinuierlich dessen Gehirnaktivität bzw. Konzentration. Ist der User gerade nicht ausgelastet, wird automatisch eine weitere Drohne ins Spiel eingefügt. Ist er überlastet, wird eine Spielfigur entfernt.

Das technologische Prinzip, das dabei zum Zug kommt, folgt im Grunde der sogenannten funktionellen Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS). Im Rahmen des beschriebenen Projekts wird zwölf Mal pro Sekunde pulsierendes Licht direkt in den präfrontalen Kortex des Users geschickt. "Je nachdem, wie viel Licht dort vom mit Sauerstoff angereicherten Hämoglobin im Blut der Testperson reflektiert wird, lassen sich Rückschlüsse über die Gehirnaktivität ziehen. Eine größere Anstrengung bedeutet mehr mit Sauerstoff angereichertes Blut und verändert die Art, wie Licht absorbiert wird", erläutert Afergan. Auf Basis der gesammelten Daten gibt die dazu passende Software dann zusätzliche Arbeitsaufträge oder reduziert diese.

Mehrere Ideen

Auch wenn der Weg vom Laborexperiment zum fertigen Produkt wohl noch lang und steinig sein wird, die Forscher sind jedenfalls vom Potenzial ihrer Entwicklung überzeugt. "Wir prüfen bereits mehrere Ideen dazu", verrät Afergan. Eine davon ist ein Navigationssystem für Google Glass, das etwa während der Fahrt selbständig auf den spezifischen Konzentrationslevel des Fahrzeuglenkers reagiert. Ist dieser gerade sehr konzentriert und ausgelastet, werden ihm nur die wichtigsten Infos auf der Karte angezeigt, um ihn nicht noch zusätzlich zu verwirren. Lässt die Aufmerksamkeit beispielsweise auf einer langen Geraden wieder deutlich nach, werden automatisch mehr Detailinformationen zur geplanten Route eingeblendet.

Angststörungen bei Kindern oft übersehen

Angsttherapie befähigt Kinder, Bedrohungen selbst zu überwinden
 
Schattenbild: Kinderängste ernst nehmen! (Foto: pixelio.de/Hofschläger)

Kopenhagen/München (pte012/08.06.2012/13:30) – Kinder mit Angststörungen werden viel zu selten behandelt. Daten, die dies für Dänemark behaupten, liefern Forscher der Universität Kopenhagen http://www.ku.dk . Bei bloß 5,7 Prozent der dänischen Kinder von sieben bis 17 Jahren wurden zwischen 2004 und 2007 Trennungsängste, einfache Phobien oder soziale Phobien diagnostiziert. Schätzungen aus anderen westlichen Ländern sprechen jedoch von einer Dunkelziffer zwischen 27 und 45 Prozent. "Die Angststörung ist eine häufige Erkrankung bei Kindern", betont Studienautorin Barbara Hoff Esbjörn.

Angstgedanken überwinden

Um die Gefahr abzuwenden, dass unbehandelte Ängste in der Kindheit später zur Depression mutieren, haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB) http://www.rub.de eine Therapie von Angststörungen entwickelt. "Es ist das erste große Programm zur Behandlung von kindlichen Ängsten im Alter von sieben bis 13 Jahren in Deutschland", sagt die Bochumer Psychologin Katrin Hötzel. In Kooperation mit dem King’s College London http://www.kcl.ac.uk/index.aspx untersuchen die RUB-Forscher die genetischen Ursachen von kindlichen Ängsten.

Das Bochumer Programm basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie, bei der Gedanken und Verhaltensweisen im Mittelpunkt stehen. Auch die Eltern werden dabei mit einbezogen, lernen doch die Kinder mit ihnen, ihre Ängste Schritt für Schritt alleine zu meistern. "Wenn die Kinder ihren Ängsten nie begegnen, dann verstärken sich diese. Bei uns stellen sich die Kinder immer wieder kleinen Mutproben und verlieren so die Ängste oder lernen anders mit ihnen umzugehen", erklärt Hötzel.

Pathologisieren unsinnig

Die Medizin unterscheidet zwischen normaler und pathologischer Angst – allerdings ist der Übergang fließend, sagt Joram Ronel, Arzt und Psychotherapeut an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin in München http://www.mri.tum.de/psychosomatik, gegenüber pressetext. Dass die Zahlen der Kinder mit Angststörung in Dänemark so gering ist, kann auch ein gutes Zeichen sein. "Es ist möglich, dass die soziale Unterstützung der Kinder im dänischen System stärker ist und eine Auffälligkeit nicht gleich pathologisiert, sondern zunächst als Ausdruck einer Belastung des Kindes ernst genommen wird", sagt Ronel.

Hörkur zum Abnehmen

Neue Trance-CD "Entspannt schlank werden"
 
CD-Cover: "Entspannt schlank werden"
[ Foto ]

Feldafing am Starnberger See (pts005/11.06.2012/06:45) – Viele Menschen machen eine Diät nach der anderen und erleben den Jojo-Effekt. Dabei steht die Bikini-Saison vor der Tür, "jetzt oder nie" heißt die Devise. "Dick oder schlank", sagt Autor Marc A. Pletzer, "das Thema findet im Kopf der Menschen statt. Und da muss es gelöst werden." Natürlich sind ausgewogenes Essen und Bewegung gesund. Doch nur wer seine Diät konsequent mit den richtigen Gedanken würzt, bei dem purzeln die Pfunde.

Viele Menschen, die ihr Wunschgewicht wieder erreicht haben, berichten, dass sie sich gerne im Spiegel betrachten und es mögen, sich neue Kleidung zu kaufen, was sie vorher nicht genossen haben. "Nach unseren gesellschaftlichen Normen gilt schlanker als attraktiver. Aber sich wohl zu fühlen und gesund zu sein, ist noch viel wichtiger", sagt Pletzer.

Mit vielen positiven Suggestionen, die das Unterbewusstsein auf die Abnehm-Motivation trimmt, fördert Pletzer das richtige Denken für gesundes Abnehmen. Mit der Entspannungstrance lernen Menschen unter anderem zur Pizza Nein zu sagen und dafür gesunde Lebensmittel mit viel Genuss zu verspeisen.

Verfügbarkeit und Preis

Die Trance-CD ist als Audio-CD zum Preis von EURO 19,95 bzw. CHF 29,95 und im MP3-Download für EURO 18,95 bzw. CHF 19,95 erhältlich.
Die CD und der Download sind ab sofort verfügbar.
http://www.nlp-shop.de/de_de/erfolg-durch-nlp/trance-entspannt-schlank-werden.html

Über den Autor
Marc A. Pletzer hat viele Jahre als freier Journalist für zahlreiche öffentlich-rechtliche Radio- und TV-Sender gearbeitet. Sein Buch "Emotionale Intelligenz – Das Trainingsbuch" aus dem Haufe Verlag war über ein halbes Jahr lang auf der Top Ten Bestsellerliste der Financial Times Deutschland. Heute gehört er zu den rund 25 NLP Master-Trainern der Society of NLP. Gemeinsam mit der NLP Master-Trainerin Wiebke Lüth hält Pletzer Seminare an der fresh-academy GmbH http://www.fresh-academy.de . Die beiden produzieren unter anderem den kostenlosen wöchentlichen NLP-fresh-up Podcast, der weit über eine Million Downloads im Jahr hat und zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Podcasts gehört.
http://www.fresh-academy.de/nlp/nlp-news-nlp-podcast/nlp-podcast-aktuell

Bildungssystem hemmt Innovation in Deutschland

Iglu-Studie belegt fehlende Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem

Berlin/Bochum (pts/30.11.2007/13:30) – Die mangelnde Förderung hochintelligenter Kinder – vor allem aus sozial benachteiligten Familien – an deutschen Schulen schadet auch der deutschen Wirtschaft. Jutta Billhardt, Vorstand der Hochbegabtenförderung e.V., erklärt: "Hochbegabte Kinder aus sozial benachteiligten Familien haben durch die unsoziale Auslese im deutschen Bildungssystem keine Chance auf Förderung. Dadurch wird Innovation in Deutschland gehemmt." Das Ungleichgewicht im deutschen Bildungssystem belegt die aktuelle IGLU-Studie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung).

Der als gemeinnützig anerkannte Verein Hochbegabtenförderung e.V. bemüht sich seit 1994, den generellen Mangel an Förderung hochintelligenter Kinder an unseren Schulen durch spezielle Kurse auszugleichen. Aber finanzschwache Familien können die Kursgebühren oft nicht aufbringen. Der Verein selbst hat keine finanziellen Ressourcen, diesen Kindern ein kostenfreies Angebot zu machen. Hier hilft nur ein Sponsoring, das direkt einem Kind zugute kommt, von Firmen oder Privatpersonen in Form einer Patenschaft.

Der Verein plädiert seit Jahren für Extraklassen für hochbegabte Kinder mit anderen Unterrichtsmethoden und mit einem IQ-Test als Eingangsvoraussetzung. Dieser Test verhindert eine soziale Auslese. Dabei ist es völlig egal, an welchen Schulen diese Sonderklassen entstehen. Aber eine integrative Beschulung und die soziale Auslese verhindert Spitzenleistungen und Innovation.

Die aktuelle Studie des deutschen Instituts für Wirtschaftsförderung belegt, dass das deutsche Bildungssystem Innovation in Deutschland hemmt. Um konkurrenzfähig zu bleiben, benötigt Deutschland jetzt tausende Spitzenkräfte aus dem Ausland.

Jutta Billhardt rät allen Eltern, bei Verdacht ihre Kinder bei Fachleuten einen IQ-Test machen zu lassen. Nicht immer sind herausragende schulische Leistungen ein Indiz für Hochbegabung. Frau Billhardt warnt: "Einige Kinder entwickeln durch die permanente Unterforderung eine maßlose Faulheit und werden zu Leistungsverweigerern." Die mangelnde Ausbildung bei den Lehrkräften zu diesem Thema kann in Folge zu Fehldiagnosen (ADHS) und dadurch zu falschen Entscheidungen führen. Hochbegabung ist eine Veranlagung, die sich weder wegtherapieren lässt, noch von allein verschwindet.

In den Beratungsstellen können sich Eltern und Lehrkräfte bundesweit Hilfe holen, um geeignete Maßnahmen für die betroffenen Kinder zu finden: http://www.hbf-ev.de/

Fremdsprachen machen intelligenter

Vorteile gehen weit über den sprachlichen Bereich hinaus

 
Jyväskylä (pte/22.10.2009/06:15) – Wer mehrere Sprachen beherrscht, fördert damit sein Gehirn und dessen Funktion. Das bestätigt nun ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von David Marsh von der Universität Jyväskylä https://www.jyu.fi/en. Im Auftrag der Europäischen Kommission werteten die Wissenschaftler über 1.400 weltweite Studien zu diesem Thema aus. Dabei konnten sie sechs wesentliche Gehirnfunktionen bestimmen, die durch Mehrsprachigkeit verbessert werden.

Das Beherrschen von Fremdsprachen und die damit verbundenen Denkprozesse fördern demnach das Lernen allgemein sowie das komplexe Denken, die Kreativität und die geistige Flexibilität. Zudem erhöhen Menschen, die mehr als eine Sprache sprechen, ihre interpersonelle Kompetenz und Kommunikation und sind besser vor dem geistigen Verfall im Alter geschützt.

Motivation fürs Sprachenlernen

Widerlegt wurde die lange verbreitete Annahme, dass Verbesserungen der Denkstrukturen erst dann einsetzen, wenn Menschen eine zweite oder dritte Sprache auf hohem Niveau beherrschen. "Die elektrische Aktivität des Gehirns verändert sich bereits am Beginn des Erlernens einer ersten Fremdsprache", erklärt Marsh im pressetext-Interview. Das sei eine wichtige Motivation für jeden, der die Möglichkeit habe, eine Fremdsprache zu lernen oder im Gedächtnis zu behalten.

Als "besonders vielversprechend" bezeichnet der Studienleiter die durch Mehrsprachigkeit verbesserte Fähigkeit des Lernens an sich. Fremdsprachen erleichtern es demnach, sich auch andere Wissensgebiete anzueignen. "Durch das Speichern ähnlicher Inhalte entwickelt sich das Arbeitsgedächtnis weiter. Es gelingt mehrsprachigen Menschen daher eher, länger über ein Problem nachzudenken", so der Bildungsforscher. Höhere Schnelligkeit zeigte sich bei der Problemlösung und beim Aussortieren irrelevanter Informationen, zudem treffen mehrsprachige Kinder in Computerspiel-Experimenten schneller Entscheidungen als einsprachige.

Sprachen als Wirtschaftsmotor

Der Sprachenunterricht vermittelt für Marsh Fähigkeiten, die weit über die verbesserte Kommunikation hinausgehen. "In vielen Ländern Europas erhielten die Kinder der Elite früher Latein- und Griechischunterricht. Schon damals geschah das nicht bloß als Maßnahme zum besseren Verständnis der eigenen Sprache, sondern um damit auch andere Fähigkeiten und Werte zu erwerben."

Angesichts den Anforderungen der heutigen Wissensgesellschaft solle das Sprachenlernen nicht mehr als Belästigung, sondern als Multiplikator für wirtschaftliches Wachstum und sozialen Zusammenhalt anerkannt werden, so das Resümee der Studienautoren.

Download des Berichts unter http://eacea.ec.europa.eu/llp/studies/documents/study_on_the_contribution_of_multilingualism_to_creativity/compendium_part_1_en.pdf

Frühdiagnostik von Demenzen

fzm – Bei dem Wort Demenz denkt man in erster Linie an den Typ Alzheimer. Aber es gibt eine Vielzahl anderer Arten. Eine davon wird verursacht durch eine Degeneration des Stirnhirns oder des Schläfenlappens. Aber auch hier gibt es drei Untergruppen. Eine frühzeitige Differentialdiagnose ist äußerst wichtig, weil sich daraus nicht nur therapeutische Konsequenzen ergeben, sondern Patienten und Angehörige je nach Diagnose eine unterschiedlich geartete Beratung und Betreuung erfordern. Man geht davon aus, dass diese drei Untergruppen im Frühstadium häufig gar nicht erkannt oder mit dem normalen Alterungsprozess verwechselt werden. Ein Aufsatz in der Zeitschrift "Fortschritte der Neurologie, Psychiatrie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007) beschreibt, welche Veränderungen von den Angehörigen der Patienten zu Beginn dieser Erkrankung wahrgenommen werden, wobei sich eine jeweils typische diagnostische Latenz ergibt, also der Zeitraum zwischen Auftreten der ersten Sym¬ptome und der Diagnosestellung.

Bei einem Großteil der Patienten mit dem Typ FTD (frontotemporale Demenz) fiel den Angehörigen als erstes Symptom eine Persönlichkeitsveränderung auf, in erster Linie Rückzug und Desinteresse, aber auch Aggressivität, Reizbarkeit und Enthemmung. Bei den meisten der Patienten der Untergruppe SD (semantische Demenz) begann die Erkrankung nach Angaben der Bezugsperson hingegen mit Wortfindungsstörungen. Es kommt zu einem Verlust des Wissens um die Bedeutung von Wörtern. Meist umschreiben die Patienten die fehlenden Wörter, so dass manchmal allenfalls ein weitschweifiger Sprachstil auffällt. Fast alle Patienten mit PA (progressive Aphasie = zentral bedingte Sprachstörung) litten von Anfang an unter sehr viel auffallenderen nicht-flüssigen Wortfindungsstörungen mit Veränderungen von Phonologie und Syntax. Die richtige Diagnose wurde bei der PA am raschesten gestellt, nämlich drei Jahre nach Auftreten der ersten Symptome. Bei den anderen beiden Typen wurde für die Diagnose rund ein Jahr länger benötigt.
J. Diehl-Schmid:
Frühsymptome, Überlebenszeit und Todesursachen – Beobachtungen an 115 Patienten mit Demenz auf der Grundlage frontotemporaler lobärer Degenerationen.
Fortschritte der Neurologie Psychiatrie 2007; 75 (12); S. 708-713