Angsttherapie befähigt Kinder, Bedrohungen selbst zu überwinden
Schattenbild: Kinderängste ernst nehmen! (Foto: pixelio.de/Hofschläger)
Kopenhagen/München (pte012/08.06.2012/13:30) – Kinder mit Angststörungen werden viel zu selten behandelt. Daten, die dies für Dänemark behaupten, liefern Forscher der Universität Kopenhagen http://www.ku.dk . Bei bloß 5,7 Prozent der dänischen Kinder von sieben bis 17 Jahren wurden zwischen 2004 und 2007 Trennungsängste, einfache Phobien oder soziale Phobien diagnostiziert. Schätzungen aus anderen westlichen Ländern sprechen jedoch von einer Dunkelziffer zwischen 27 und 45 Prozent. "Die Angststörung ist eine häufige Erkrankung bei Kindern", betont Studienautorin Barbara Hoff Esbjörn.
Angstgedanken überwinden
Um die Gefahr abzuwenden, dass unbehandelte Ängste in der Kindheit später zur Depression mutieren, haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB) http://www.rub.de eine Therapie von Angststörungen entwickelt. "Es ist das erste große Programm zur Behandlung von kindlichen Ängsten im Alter von sieben bis 13 Jahren in Deutschland", sagt die Bochumer Psychologin Katrin Hötzel. In Kooperation mit dem King’s College London http://www.kcl.ac.uk/index.aspx untersuchen die RUB-Forscher die genetischen Ursachen von kindlichen Ängsten.
Das Bochumer Programm basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie, bei der Gedanken und Verhaltensweisen im Mittelpunkt stehen. Auch die Eltern werden dabei mit einbezogen, lernen doch die Kinder mit ihnen, ihre Ängste Schritt für Schritt alleine zu meistern. "Wenn die Kinder ihren Ängsten nie begegnen, dann verstärken sich diese. Bei uns stellen sich die Kinder immer wieder kleinen Mutproben und verlieren so die Ängste oder lernen anders mit ihnen umzugehen", erklärt Hötzel.
Pathologisieren unsinnig
Die Medizin unterscheidet zwischen normaler und pathologischer Angst – allerdings ist der Übergang fließend, sagt Joram Ronel, Arzt und Psychotherapeut an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin in München http://www.mri.tum.de/psychosomatik, gegenüber pressetext. Dass die Zahlen der Kinder mit Angststörung in Dänemark so gering ist, kann auch ein gutes Zeichen sein. "Es ist möglich, dass die soziale Unterstützung der Kinder im dänischen System stärker ist und eine Auffälligkeit nicht gleich pathologisiert, sondern zunächst als Ausdruck einer Belastung des Kindes ernst genommen wird", sagt Ronel.