fzm – Bei dem Wort Demenz denkt man in erster Linie an den Typ Alzheimer. Aber es gibt eine Vielzahl anderer Arten. Eine davon wird verursacht durch eine Degeneration des Stirnhirns oder des Schläfenlappens. Aber auch hier gibt es drei Untergruppen. Eine frühzeitige Differentialdiagnose ist äußerst wichtig, weil sich daraus nicht nur therapeutische Konsequenzen ergeben, sondern Patienten und Angehörige je nach Diagnose eine unterschiedlich geartete Beratung und Betreuung erfordern. Man geht davon aus, dass diese drei Untergruppen im Frühstadium häufig gar nicht erkannt oder mit dem normalen Alterungsprozess verwechselt werden. Ein Aufsatz in der Zeitschrift "Fortschritte der Neurologie, Psychiatrie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007) beschreibt, welche Veränderungen von den Angehörigen der Patienten zu Beginn dieser Erkrankung wahrgenommen werden, wobei sich eine jeweils typische diagnostische Latenz ergibt, also der Zeitraum zwischen Auftreten der ersten Sym¬ptome und der Diagnosestellung.
Bei einem Großteil der Patienten mit dem Typ FTD (frontotemporale Demenz) fiel den Angehörigen als erstes Symptom eine Persönlichkeitsveränderung auf, in erster Linie Rückzug und Desinteresse, aber auch Aggressivität, Reizbarkeit und Enthemmung. Bei den meisten der Patienten der Untergruppe SD (semantische Demenz) begann die Erkrankung nach Angaben der Bezugsperson hingegen mit Wortfindungsstörungen. Es kommt zu einem Verlust des Wissens um die Bedeutung von Wörtern. Meist umschreiben die Patienten die fehlenden Wörter, so dass manchmal allenfalls ein weitschweifiger Sprachstil auffällt. Fast alle Patienten mit PA (progressive Aphasie = zentral bedingte Sprachstörung) litten von Anfang an unter sehr viel auffallenderen nicht-flüssigen Wortfindungsstörungen mit Veränderungen von Phonologie und Syntax. Die richtige Diagnose wurde bei der PA am raschesten gestellt, nämlich drei Jahre nach Auftreten der ersten Symptome. Bei den anderen beiden Typen wurde für die Diagnose rund ein Jahr länger benötigt.
J. Diehl-Schmid:
Frühsymptome, Überlebenszeit und Todesursachen – Beobachtungen an 115 Patienten mit Demenz auf der Grundlage frontotemporaler lobärer Degenerationen.
Fortschritte der Neurologie Psychiatrie 2007; 75 (12); S. 708-713