Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Der Kopf kennt über 150 Schmerzen

Magnesiummangel ist eine häufige Ursache
Ismaning (pts/27.08.2007/10:00) – Wer kennt das nicht: Stechen, Pochen oder ein dumpfer Druck: Kopfschmerzen äußern sich auf vielfältige Weise – die Wissenschaft kennt weit über 150 Arten davon. Manche Menschen reagieren zum Beispiel sensibel auf Wetterumschwünge. Anhaltender Stress oder Verspannungen in Nacken und Schulter können ebenfalls Auslöser sein.

Ursachenforschung hilft:
Wenn es im Kopf hämmert oder an den Schläfen sticht, greift man gerne sofort zu einem Medikament. Das ist jedoch nicht immer nötig, wenn die Ursachen der Kopfschmerzen bekannt sind. Neben Verspannungen gehört auch ein Magnesiummangel zu den häufigen Mitverursachern. So konnte in vielen Untersuchungen bei Kopfschmerzpatienten eine Verminderung des Magnesiumgehaltes in Serum, Speichel oder Zellen nachgewiesen werden. "Magnesiummangelzustände sind in der deutschen Bevölkerung häufig. Eine unzureichende Versorgung führt zu einer erhöhten neuromuskulären Erregbarkeit. Dadurch kommt es bereits bei normalerweise folgenlosen Muskelverspannungen zur Auslösung der Mechanismen, die letztendlich zu Kopfschmerzen führen können", so Prof. Dr. Jürgen Vormann vom Institut für Prävention & Ernährung und ehemals Präsident der Gesellschaft für Magnesium-Forschung Deutschland.

Magnesiumcitrat gegen Kopfschmerzen:
Bei der Prävention von Spannungskopfschmerzen und als Migräne-Prophylaxe ist eine ausreichende Versorgung mit dem wichtigen Mineralstoff also unabdingbar. Prof. Dr. Vormann rät zu einer täglichen Dosis von etwa 600 mg Magnesium: "Besonders ist auf den richtigen Wirkstoff Magnesiumcitrat zu achten, der sich durch eine hohe Bioverfügbarkeit auszeichnet. Das haben auch Studien belegt." Bewährt haben sich hoch dosierte Präparate aus der Apotheke wie zum Beispiel Magnesium-Diasporal 300 (Apotheke). Das Trinkgranulat löst sich klar in Saft oder Wasser und erfrischt mit seinem leckeren Orangengeschmack.

Allgemeine Information "Kopfschmerzen"
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen. Migräne oder Spannungskopfschmerzen gehören zum primären Typ und sind ein eigenständiges Krankheitsbild. Sekundäre Kopfschmerzen sind eine Begleiterscheinung anderer Erkrankungen, z.B. einer Erkältung.

Eine kostenlose Broschüre zur Magnesiumversorgung bekomen Sie unter Telefon: 089-996553-555 oder in Apotheken.

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft und der Bundesverband Deutsche Schmerzhilfe geben Tipps und Therapieempfehlungen unter http://www.kopfschmerztag.de oder http://www.dmkg.de
Magnesium-Selbsttest kostenlos unter http://www.diasporal.de

Botox gegen Migräne

Das Nervengift zaubert nicht nur Falten sondern auch Kopfschmerzen weg

Irvine, CA (pte/27.06.2005/10:57) – Botox (botulinum toxin type A) ist
möglicherweise ein effektiver Wirkstoff um chronische Kopfschmerzen zu
lindern. Das hochwirksame Nervengift konnte laut jüngsten
Forschungsergebnissen der Herstellerfirma Allergan Inc.
http://www.alergan.com bei Patienten, die unter starker Migräne und
chronischen täglichen Kopfschmerzen (CDH) leiden, den Schmerz
signifikant lindern. Dadurch konnten die Patienten die Dosis ihrer
täglichen Schmerzmedizin herabsetzten. Die Ergebnisse der klinischen
Untersuchung (Phase II) haben die Forscher am derzeit stattfindenden
Jahreskongress der American Headache Society (AHS)
http://www.ahsnet.org/ präsentiert.

Chronic Daily Headaches (CDH) und Migräne charakterisieren sich durch
ihr häufiges und heftiges Auftreten (mindestens 16 Tage pro Monate).
Patienten, die unter dieser Erkrankung leiden, werden stark in ihrem
alltäglichen Leben beeinträchtigt. Die Forscher konnten nun beweisen,
dass Botox bei gewissen Patientengruppen die Dauer und Intensität der
Kopfschmerzen stark reduzieren konnte. Die Ergebnisse der Studie sind
so viel versprechend, dass Allergan Inc. nun von der Food and Drug
Administration (FDA) http://www.fda.gov die Erlaubnis für weitere
Untersuchungen (Phase III) erteilt wurde. Dabei soll die Sicherheit und
Effizienz einer Botox-Therapie als mögliche prophylaktische
Behandlungsmethode bei Patienten mit CDH und Migräne ermittelt werden.
Der Start der Untersuchungen ist für Ende 2005 geplant.

Botox ist derzeit vor allem in der kosmetischen Chirurgie sehr populär
und wird als Mittel gegen mimisch bedingte Falten verwendet. Wird es
(in extrem geringer Menge) in einen Muskel gespritzt, so blockiert es
dort gezielt die Nervenimpulse. Dadurch kann der entsprechende Muskel
nicht mehr wie gewohnt angespannt werden.

Jet-Injektion für die Gentherapie

Forscher des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben jetzt in einer klinischen Studie erstmals eine Technik erprobt, mit der sie genetisches Material mit hohem Druck direkt in einen Tumor injizieren können. Es zeigte sich, dass die so genannte Jet-Injektion ein Gen sicher und zielgenau in das Tumorgewebe bringt, berichten PD Dr. Wolfgang Walther und Prof. Peter M. Schlag (beide MDC und Charité) im Clinical Cancer Research (Vol. 14, Nr. 22, 7545-7553)*. Bei den 17 Patienten, die in dieser Studie eingeschlossen waren, traten keine Nebenwirkungen auf.

Im Gegensatz zu Techniken, bei denen Gene mit Hilfe entschärfter Viren in zu behandelnde Zielzellen geschleust werden, wird bei der Jet-Injektion das Genkonstrukt ohne Verpackung und in geringen Mengen direkt in das Tumorgewebe eingebracht. „Im Gegensatz zu Viren, deren Anwendung noch immer mit Problemen verbunden sein kann“, so Dr. Walther, „wird der Einsatz sogenannter nackter Genkonstrukte als sicher eingestuft.“ Außerdem ist die Jet-Injektion weniger aufwändig und wäre deshalb in der Klinik breit anwendbar.

In einer nächsten Studie wollen die Wissenschaftler mit Hilfe der Jet-Injektion Gene einsetzen, die im Tumorgewebe den programmierten Zelltod auslösen sollen. Eine Kombination mit anderen Therapien, wie z.B. der Chemotherapie, könnte die Wirkung gegen den Tumor verbessern. „In Tierversuchen konnten wir bereits zeigen“, so Dr. Walther, „dass der Tumor mit Hilfe dieser Technik kleiner wird.“

*Novel jet-injection technology for nonviral intratumoral gene transfer in patients with melanoma and breast cancer

Wolfgang Walther1, Robert Siegel2, Dennis Kobelt1, Thomas Knösel3, Manfred Dietel3, Andreas Bembenek2, Jutta Aumann2, Mart in Schleef4, Ruth Baier4, Ulrike Stein1, and Peter M. Schlag2

1Max-Delbrück-Center for Molecular Medicine, Gene Therapy Group at the Dept. of Surgery and Surgical Oncology, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Robert-Rössle-Str. 10, 13092 Berlin, Germany

2Department of Surgery and Surgical Oncology, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Robert-Rössle-Tumor-Hospital, Lindenberger Weg 80, 13125 Berlin, Germany

3Institute of Pathology, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Germany

4PlasmidFactory GmbH & Co. KG, Meisenstr. 96, 33607 Bielefeld, Germany

Rheumatische Fiebersyndrome zukünftig besser behandelbar

Berlin – Fieber ist eines der häufigsten Krankheitssymptome bei Kindern. Tritt es in regelmäßigen Schüben auf, ist die Ursache oft schwer zu finden. Mögliche Auslöser sind entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Um Langzeitfolgen wie etwa schwere Nierenschäden zu vermeiden, stehen inzwischen neue Medikamente zur Verfügung. Im Rahmen des 36. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie vom 24. bis zum 27. September in Berlin werden Experten über die Fortschritte in der Diagnose und Therapie von Kindern mit Rheuma am Beispiel der Fiebersyndrome berichten.

Ähnlich wie bei rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen spielt bei periodischen Fiebersyndromen das Abwehrsystem der Betroffenen eine entscheidende Rolle. In beiden Fällen richtet sich die Immunabwehr unkontrolliert gegen den eigenen Körper. Neue Medikamente setzen etwa an den Entzündungszellen an, die ihrerseits Botenstoffe aussenden. Gentechnisch hergestellte „Zytokinblocker“ fangen diese signalgebenden Substanzen ab. Auf diese Weise unterdrücken sie die Entzündung.

Fiebersyndrome wie das familiäre Mittelmeerfieber (FMF), das Tumornekrosefaktor-Rezeptor-assoziierte Syndrom (TRAPS) oder das Muckle-Wells-Syndrom sind erblich bedingt. Welche molekulargenetischen Mechanismen die Symptome hervorrufen, haben Wissenschaftler für einige Fiebersyndrome durch intensive Forschung aufgeklärt. Professor Dr. med. Günther Dannecker aus Stuttgart, Mitglied des wissenschaftlichen Programmkomitees des 36. Kongresses der DGRh, berichtet darüber auf der Tagung in Berlin. Wegweisende Fortschritte in der Behandlung von Fiebersyndromen sind auch eines der Themen der Eröffnungs-Pressekonferenz der DGRh am 24. September 2008.

 

Medikamentenmix stoppt Arthritis

Eine monatliche Injektion könnte rheumatoide Arthritis (RA) bei der Hälfte aller Patienten zum Stillstand bringen. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der University of Leeds http://www.leeds.ac.uk/ gekommen. Das Antikörper-Medikament Tocilizumab soll in Kombination mit dem bereits in Einsatz befindlichen Methotrexat als RoActemra von Roche http://www.roche.com/ auf den Markt gebracht werden. Derzeit wartet das Pharmaunternehmen auf die Zulassung in Europa und den USA. Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden auf einer Veranstaltung des American College of Rheumatology http://www.rheumatology.org/ der Öffentlichkeit präsentiert.

Es gibt derzeit keine Möglichkeiten, die durch diese Form der Arthritis hervorgerufenen Schäden wieder rückgängig zu machen. Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass die beiden Medikamente gemeinsam eine Remission durch das Stoppen des Fortschreitens der Krankheit erzielen können. An den Tests nahmen 1.190 Patienten teil. Die Kombination der Medikamente brachte die Krankheit bei 47 Prozent zum Stehen. Wurde Methotrexat allein eingenommen, lag die Erfolgsrate bei nur acht Prozent. Röntgenbilder machten sichtbar, dass der kombinierte Behandlungsansatz die strukturelle Schädigung der Gelenke durchschnittlich um 85 Prozent verlangsamte. Bei Methotrexat allein lag dieser Wert bei 67 Prozent.

Der leitende Wissenschaftler Paul Emery betonte, dass diese Forschungsergebnisse von großer Bedeutung seien. Es sei entscheidend, die Schädigung der Gelenke so rasch wie nur möglich zum Stillstand zu bringen und den Betroffenen soviel Lebensqualität wie nur möglich zu erhalten. Derzeit stehen andere Medikamente, die so genannte Anti-TNF-Therapie zur Verfügung, die das Fortschreiten der Krankheit ebenfalls verhindern können. Ihr Einsatz unterliegt zum Beispiel in Großbritannien jedoch Einschränkungen. Eine Sprecherin der National Rheumatoid Arthritis Society http://www.rheumatoid.org.uk/ begrüßte laut BBC die neuen Forschungsergebnisse. "Dieser neue Behandlungsansatz könnte die Alternative für jene 30 Prozent der Patienten sein, die nicht auf die Anti-TNF-Therapie ansprechen." Allein in Großbritannien leiden dereit rund 400.000 Menschen an rheumatoider Arthritis.

Leuchtende Nanopartikeln entdecken Krebs

Tarnkappen-Technologie für leuchtende Nanopartikel

Einem
Forscherteam des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) ist es in
Kooperation mit Wissenschaftlern der australischen Monash University
gelungen, die Stabilität und Biokompatibilität spezieller Nanopartikel
erheblich zu steigern. Das Team hat sogenannte Upconverting
Nanoparticles – „aufwärtskonvertierende“ Partikel, die Infrarotstrahlung
in kurzwelliges Licht umwandeln – so modifiziert, dass sie
wasserlöslich werden, selbst in komplexen Körperflüssigkeiten wie
Blutserum stabil bleiben und Medikamente speichern können. Damit haben
sie ein Werkzeug geschaffen, das den Kampf gegen Krebs deutlich
effektiver machen könnte. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher
im Fachjournal „Angewandte Chemie“ (DOI: 10.1002/anie.201811003).

Nanopartikel
sind winzige Strukturen, die  bis etwa 100 Nanometer groß und damit
rund 1000 Mal kleiner sind als ein menschliches Haar im Querschnitt
misst. Die Biomedizin nimmt diese Materialien zunehmend in den Fokus:
Mit entsprechenden Eigenschaften ausgestattet, könnten sie in der
Blutbahn fast jedes Gewebe im menschlichen Körper erreichen – die
perfekten Körper-Sonden.

Seit
einigen Jahren ist bekannt, dass die Verteilung der Nanopartikel im
Körper wesentlich durch deren Größe und Oberflächeneigenschaften
bestimmt wird. Letztere hat sich Dr. Tanmaya Joshi am Institut für
Radiopharmazeutische Krebsforschung des HZDR bei den „Upconvertern“
genauer angeschaut: „Diese Nanopartikel sind sehr interessant für die
biomedizinische Bildgebung“, erläutert der Chemiker. „Sie lassen sich
mit  Infrarotstrahlung anregen und senden dann intensives blaues, grünes
oder rotes Licht aus. Falls es uns gelingt, derartige Nano-Sonden
zielgerichtet zu erkrankten Geweben zu navigieren, ist das besonders für
die Krebsdiagnose von großer Bedeutung“, fügt der Photochemiker des
Teams, Dr. Massimo Sgarzi, hinzu.

Allerdings
sind diese Lichtwandler-Partikel nur schlecht oder gar nicht in Wasser
löslich – und damit auch nicht in Gewebeflüssigkeiten. Auch ansonsten
lassen ihre Eigenschaften zu wünschen übrig, sodass an eine
diagnostische oder therapeutische Verwendung bislang nicht zu denken
war. Für das Team war dieses Hindernis ein Ansporn: „Mit einer
speziellen Mischung von Polymeren ist es uns gelungen, die Partikel
komplett zu ummanteln“, sagt Joshi, der 2017 von der Monash University
als Humboldt-Stipendiat an das HZDR kam. Die Schutzhülle macht die
Lichtwandler-Nanopartikel biokompatibel: „Die Upconverter werden dadurch
wasserlöslich, und sie besitzen eine neutrale Oberflächenladung. Unsere
Untersuchungen haben ergeben, dass sie kaum an körpereigene Substanzen
in Blutserum binden. Mit anderen Worten: Die Nanopartikel scheinen unter
einer Tarnkappe zu stecken. Wir gehen davon aus, dass sie dadurch auch
nicht von den Fresszellen des Immunsystems erkannt und eliminiert
werden“, beschreibt Biologe Dr. Kristof Zarschler

Um
die neuen Nano-Sonden auch in einer komplexen biologischen Umgebung
wochenlang stabil zu halten, vernetzen die Wissenschaftler die
Komponenten der Schutzhülle photochemisch miteinander: „Wir haben unsere
Nanopartikel ganz einfach mit UV-Licht bestrahlt. Dadurch bilden sich
zusätzliche Bindungen zwischen den Bausteinen der Hülle aus – wir haben
sozusagen die Einzelteile der Tarnkappe mithilfe von Licht miteinander
vernäht“, erklärt Doktorandin Anne Nsubuga: „Unter dieser Hülle, die nur
wenige Nanometer dünn ist, kann man womöglich sogar weitere Substanzen
verstecken, Krebsmedikamente beispielsweise. Sie könnten von den
Nanopartikeln gezielt in einem Tumor freigesetzt werden und ihn dann
zerstören.“

In
einem nächsten Schritt will das Team herausfinden, ob sich ihre
aktuellen Ergebnisse auch in lebenden Organismen bestätigen lassen:
„Dazu müssen wir zunächst streng reglementierte und ethisch vertretbare
Tierversuche durchführen. Wenn die Tarnkappen-Technologie auch dort
funktioniert, widmen wir uns dem medizinischen Potenzial im Detail und
fassen auch Anwendungen am Patienten ins Auge“, erläutert Gruppenleiter
Dr. Holger Stephan.

Neue Forschungsergebnisse bei Herzbeschwerden bei Gesunden und Kranken

Mutationen des Proteins Titin beeinträchtigen bei gesunden Menschen die Herzfunktion


Liegen
Mutationen im Gen für das Protein Titin vor, beeinflusst dies die
Herzfunktion gesunder Menschen. Das hat ein internationales
Forschungsteam unter Beteiligung des MDC-Forschers Prof. Norbert Hübner
herausgefunden und die Ergebnisse am 21. November 2016 in der
Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht. Zuvor glaubte man,
nur Patienten mit der dilatativen Kardiomyopathie (Herzmuskelschwäche),
eine der am häufigsten vererbten Herzkrankheiten, wären von den
Mutationen betroffen.

Es ist ein
Paradox, an dem die Wissenschaft lange rätselte: Etwa ein Prozent aller
Menschen weist Mutationen im Titin-Gen auf – scheinbar ohne Auswirkung.
Um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, führte ein internationales
Forschungsteam des Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin in der
Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), des Heart Centre Singapore, der Duke-NUS
Medical School, des Medical Research Council Clinical Sciences Centre
und des Imperial College London nun eine umfassende Studie durch.

Das Ergebnis: Menschen mit Mutationen in ihrem Titin-Gen könnten ein
vorbelastetes Herz haben, welches versagt, sobald es weiteren
genetischen oder äußeren Belastungen ausgesetzt ist. Davon könnten
weltweit 35 Millionen Menschen betroffen sein.  

Ist das Titin-Gen mutiert, kann das eine Erkrankung des Herzmuskels zur
Folge haben.  Bei dieser „dilatativen Kardiomyopathie“ genannten
Herzmuskelschwäche ist das Herz vergrößert und die Pumpleistung
vermindert. Diese Herzschwäche betrifft etwa einen von 250 Menschen
weltweit. 

Die neue Studie analysierte die
Effekte von Titin-Genmutationen bei 2.495 Patientinnen und Patienten mit
dilatativer Kardiomyopathie. Außerdem untersuchten die Forschenden
zwei eigens gezüchtete Tiermodelle der Ratte, um so den Einfluss der
Mutationen auf molekularer Ebene und auf die Herzfunktion zu verstehen.
Zusätzlich sequenzierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
das Genom von 1.409 gesunden Personen und untersuchten deren Herzen
mittels Magnetresonanztomographie (MRT). Diese lieferten hochauflösende
2D- und 3D- Informationen zur Größe und Form der Herzen. 

Diese Daten gaben dem Forschungs-Team neue, bedeutsame Einblicke in
jene genetischen Titin-Varianten, die gleichzeitig die häufigste
genetische Ursache für dilatative Kardiomyopathien sind, gleichzeitig
aber auch viele nicht an dieser Herzschwäche erkrankte Menschen
betreffen. 

Bestimmte Mutationen beeinflussen
bei diesen Menschen die Produktion des Titin-Proteins, was sich bei
jedem Individuum auf das Herz auswirkt. Obwohl das Organ zunächst gesund
zu sein scheint, reagiert es auf diesen ‚genetischen Stress’ etwa mit
Änderungen bei der Proteinherstellung und des Stoffwechsels. Das Herz
kann dies zunächst kompensieren, und die Herzfunktion bleibt einwandfrei
– bis ein weiterer Stressfaktor auftritt. Dann versagt das Herz, denn
es puffert zusätzlichen Stress schlechter ab. 

Professor Norbert Hübner, Leiter der Forschungsgruppe „Cardiovascular
and Metabolic Sciences“ am MDC und Wissenschaftler am Deutschen Zentrum
für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), ist Co-Senior-Autor der Studie. Er
sagt: „Unsere Genom-Analysen zeigten, dass die RNA des mutierten
Titin-Allels abgebaut wird. Dadurch können wir besser verstehen, wie
sich die Titin-Mutationen auswirken.“ 

Die
Studie offenbart neue mögliche Ziele für medikamentöse oder andere neue
Therapien für dilatative Kardiomyopathie sowie eine verlässliche
Diagnostik der Titin-Mutation mittels Gentests. Die Erkenntnis, dass
Titin-Mutationen das Risiko für Herzversagen bei vielen ansonsten
gesunden Menschen erhöhen, hält einige weitere drängende Fragen für die
Forschung bereit: Warum geht es manchen Menschen mit diesem
Erbgut-Fehler über lange Zeiträume gut, anderen jedoch nicht? Welche
zusätzlichen genetischen Faktoren oder Umwelteinflüsse (Alkohol,
Vireninfektionen) bedeuten für diese Menschen ein besonderes Risiko für
ein Herzversagen? Das wollen die Forscherinnen und Forscher als nächstes
herausfinden.

Nanotechnik verbessert Zahnimplantate

gefäßerweiternde Stents,
„Labs-on-Chip“ für Analysen auf kleinster Fläche, 3-D-Zellkultursysteme
für die Geweberekonstruktion: Mikrotechnik wird für die Medizintechnik
immer wichtiger. Auch in der Implantologie öffnet sie neue Potenziale.
Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben
gemeinsam mit Experten für Zahnimplantate eine nanostrukturierte
Oberfläche entwickelt, welche die Wundheilung nach der Implantation
künftig beschleunigen und besser gegen den Einfall von Bakterien
schützen kann.

„Mikrotechnik kann Zahnimplantate nachhaltig
verbessern“, sagen Professor Andreas Guber und Dr. Ralf Ahrens, die am
Institut für Mikrostrukturtechnik (IMT) des KIT die Forschungsgruppe
„Biomedizinische Mikrotechnik“ (BioMEMS) leiten. Moderne Zahnimplantate
bestehen aus einer Titan-Schraube, die als Wurzelersatz in den
Kieferknochen eingebracht wird, einem damit verbundenen „Stützpfeiler“ –
auch „Abutment“ genannt – aus Titan für den Zahnersatz und der
sichtbaren Zahnkrone. Titan ist das Material der Wahl. Es ist
biokompatibel und sorgt für ein gutes Einwachsen der Schraube in den
Knochen, die so genannte Osseointegration. Optimierungen von
Zahnimplantaten fokussierten sich bislang vor allem auf die
Titanoberfläche der Schraube, um diesen Prozess weiter zu verbessern.
Problematisch ist aber, dass Zahnimplantate sich auch nach erfolgreicher
Osseointegration entzünden können.

Haupteinfallstor für Bakterien ist das
Abutment. An diesem Implantteil wächst das Zahnfleisch häufig nicht
richtig an. Dadurch können sich Taschen bilden, über die Bakterien bis
zum Kieferknochen gelangen und dort Entzündungen hervorrufen können. In
diesem Fall bleibt in der Regel nur die Entfernung des gesamten
Implantats. Diese potentielle Problemstelle will das BioMEMS-Team
schließen. Die Forschungen basieren auf einer beim
Implantat-Spezialisten „Abutments4life“ entwickelten Optimierung: Kaum
haarbreite Rillen umlaufen das Abutment und steuern die für die
Wundheilung zuständigen Zellen gezielt in die richtige Richtung. So kann
die Wunde schneller verheilen. „An diesem System setzen wir an“,
berichtet Patrick Doll, Wissenschaftler am IMT. Bei der
Weiterentwicklung stehen zwei Dinge im Fokus. Zum einen eine präzisere
Strukturierung der Rillen für eine noch genauere Steuerung der Zellen
und zum anderen die Suche nach der optimalen Nanooberfläche, die den
Bakterien möglichst wenige Chancen zum Andocken bietet.

Mit dem Elektronenstrahlschreiber hat Doll
säulenförmige Strukturen mit einem Durchmesser von 100 Nanometern und
einer Höhe von 500 Nanometern hergestellt, hieran Adhäsionsexperimente
mit typischen Testkeimen wie S. Aureus, E coli oder P. aeruginosa
durchgeführt und die Strukturen dabei immer wieder verändert. Dabei
zeigte sich: Abhängig von Abstand und Anordnung der Säulen reduziert
sich die Anhaftung der Bakterien und die Bildung eines Biofilmes
verzögert sich. Den nachwachsenden Zellen bleibt dadurch mehr Zeit, um
die Wunde zu verschließen – ein Effekt, den ansonsten nur Antibiotika
erzielen.

„Wir glauben, dass unser struktureller Ansatz
zukunftsweisend ist“, betont Doll. Die Herstellung der Nano-Strukturen
gelingt auf Silizium-Basis fehlerfrei und reproduzierbar. Verfahren für
die Übertragung auf Titan haben die Wissenschaftler im Zuge des
Projektes ebenfalls entwickelt. Nach der ersten Forschungsphase im Labor
soll in Kürze die präklinische Erprobung folgen. Anwendungspotenziale
über die Zahnmedizin hinaus sehen die Experten unter anderem bei
Knochenplatten, Hörimplantaten oder künstlichen Gelenken.

Das Projekt wurde gefördert vom
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Partner des IMT war
der Implantat-Hersteller „Abutments4Life“. Die biologischen
Untersuchungen wurden an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und
Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg durchgeführt.

Kann der Verlauf von Multipler Sklerose beeinflusst werden?

Exzellenzcluster
"Entzündungsforschung"
und Universität zu Lübeck


Kann der Verlauf von Multipler Sklerose
beeinflusst
werden?
Neu entdecktes Gen kontrolliert
Nervenleitungsgeschwindigkeit
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
des
Exzellenzclusters „Entzündungsforschung“ und der Universität zu Lübeck
haben ein
Gen identifiziert, welches die Übertragungsgeschwindigkeit von
Nervenfasern
beeinflusst. Bei der Erkrankung Multiple Sklerose (MS) ist diese
Nervenleitungsgeschwindigkeit verändert. Die neuen Erkenntnisse könnten

zukünftige Therapien dieser Erkrankung beeinflussen. Die Deutsche
Forschungsgemeinschaft finanzierte die Studie, die jetzt (Mittwoch,
13.08.) in
der internationalen Fachzeitschrift American Journal of Pathology
veröffentlicht
wurde.

Das Forschungsteam des Lübecker Instituts
für
Experimentelle Dermatologie und des Instituts für Medizinische Biometrie
und
Statistik untersuchte gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus
München,
Magdeburg, Spanien, Österreich und Schweden die genetischen Ursachen für

veränderte Nervenleitungsgeschwindigkeiten. Die genetischen
Informationen für
den Aufbau sämtlicher Körperstrukturen sind in Chromosomen gespeichert.
Bisher
war bekannt, in welchem Abschnitt des Chromosoms die Informationen für
Nervenleitungsgeschwindigkeiten liegen. Diesen Chromosomenbereich
identifizierte
Doktor Susanne Lemcke, Erstautorin der aktuellen Studie und Mitglied im

Exzellenzcluster „Inflammation at Interfaces“, im Rahmen ihrer
Promotionsarbeit.
„In einer langwierigen Feinkartierung haben wir aus mehreren Hundert
Genen die
in Frage kommenden herausgesiebt“, berichtet Lemcke. Ein
Chromosomenbereich
enthalte zu viele Gene, als das man sie alle detailliert untersuchen
könne.

Etwa zehn Gene, die für eine Steuerung der

Nervenleitungsgeschwindigkeit in Frage kamen, wurden von den
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern genauer untersucht. Das
sogenannte
Kandidatengen, welches veränderte Leitungsgeschwindigkeiten in den
Nerven
verursacht, wiesen die Forscherinnen und Forscher schließlich im
Mausmodell
nach. „Wir konnten zeigen, dass kleine Varianten im Genom, sogenannte
SNPs, die
Ausbreitung der Signale entlang der Nervenfaser beeinflussen. Es ist
faszinierend, dass solche genetischen Mutationen, die jeweils nur einen

einzelnen ‚Genbuchstaben‘ an einer bestimmten Stelle des Erbguts
verändern,
Einfluss auf die Nervenleitungsgeschwindigkeit haben“, fasst Lemcke die
neuen
Erkenntnisse zusammen.

Bei einer zusätzlichen Studie, die gesunde
und an
MS erkrankte Personen verglich, konnte ein Zusammenhang zwischen dem
Vorkommen
der neu entdeckten Genvariante und dem Auftreten von MS nachgewiesen
werden.
„Unsere Ergebnisse könnten zu neuen Ansatzmöglichkeiten für die
Prävention und
Behandlung von MS führen“, erklärt Studienleiter und Clustermitglied
Professor
Saleh Ibrahim. „In unserem nächsten Schritt wollen wir erforschen, wie
stark
Veränderungen im Genom mit dem Schweregrad der MS Erkrankung assoziiert
sind.“
Originalpublikation:

Lemcke,
S., Müller, S., Möller, S., Schillert, A., Ziegler, A., Cepok-Kauffeld,
S.,
Comabella, M., Montalban, X., Rülicke, T., Kutty, S. N., Hemmer, B.,
Holmdahl,
R., Pahnke, J., and Ibrahim, S.M. (2014): Nerve Conduction Velocity Is
Regulated
by the Inositol-Polyphosphate-4-Phosphatase II Gene, American Journal of

Pathology, 185 (3),

Vitamin B12 und Folsäure halten Demenz nicht auf

Vitamin B12 und Folsäure halten Demenz nicht auf

Unterschiede zu gering: Neue Analyse widerlegt bisherige Annahmen

Alte Hände: Nahrungsergänzungsmittel bringen nichts (Foto: pixelio.de, Fotobox)
Alte Hände: Nahrungsergänzungsmittel bringen nichts (Foto: pixelio.de, Fotobox)

Wageningen (pte009/14.11.2014/10:30) –

Vitamin B12 und Folsäure verringern das Demenzrisiko doch nicht, wie Forscher der Wageningen University http://wageningenur.nl ermittelt haben. Damit widerspricht das Team um Rosalie
Dhonukshe-Rutten früheren Annahmen. Eine der bisher größten Studien in
diesem Bereich konnte keine Unterschiede bei den Ergebnissen von
Gedächtnistests feststellen. Verglichen wurden die Leistungen von
Personen, die die Präparate zwei Jahre lang eingenommen hatten, mit
jenen, die ein Blindpräparat erhielten.

Keine schützende Wirkung

B-Vitamine werden seit einigen Jahren mit Alzheimer in
Zusammenhang gebracht. Es ist bekannt, dass höhere Homocysteinwerte das
Risiko eines Schlaganfalls und das einer Demenz steigern können. Vitamin
B12 und Folsäure senken die Werte dieser Aminosäure. Das hat gemeinsam
mit Studien, die eine geringe Aufnahme von Vitamin B12 und Folsäure mit
einem schlechten Gedächtnis in Verbindung gebracht haben, zur Annahme
geführt, dass diese Präparate das Demenzrisiko senken könnten.

Die aktuelle Studie konnte jedoch keinen Beweis für
eine schützende Wirkung erbringen. An der Erhebung nahmen fast 3.000
Personen mit einem Durchschnittsalter von 74 Jahren teil. Sie erhielten
täglich entweder 400 Mikrogramm Folsäure und 500 Mikrogramm Vitamin B 12
oder ein Blindpräparat. Alle Teilnehmer verfügten über hohe
Homocysteinwerte. Sie sanken bei den Teilnehmern, die kein Blindpräparat
einnahmen.

Keine positiven Auswirkungen

Bei vier verschiedenen Tests zu Gedächtnis und
Denkfähigkeit am Beginn und am Ende der Studie konnten keine positiven
Auswirkungen der eingenommenen Präparate auf die Leistung festgestellt
werden. Die Wissenschaftler merken zwar an, dass die Präparate den
geistigen Verfall etwas verlangsamen könnten. Der geringe festgestellte
Unterschied könne jedoch auch auf einen Zufall zurückzuführen sein. Die
Ergebnisse zur Untersuchung wurden im Fachmagazin "Neurology" http://neurology.org veröffentlicht.