Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Volkskrankheit Osteoporose: keine reine Frauensache

Volkskrankheit Osteoporose: keine reine Frauensache

Vielversprechende neue Medikamente stehen kurz vor der Zulassung

Bonn – Etwa sechs
Millionen Frauen und Männer in Deutschland sind mit einem erhöhten
Risiko für Knochenbrüche konfrontiert, weil sie an Osteoporose leiden.
Zur Behandlung gibt es gute Medikamente. Allerdings werden viel zu
wenige Menschen mit Osteoporose medikamentös behandelt, selbst wenn sie
bereits mehrfach Brüche hatten, kritisiert die Deutsche Gesellschaft für
Endokrinologie (DGE) im Vorfeld ihres 61. Kongresses für Endokrinologie
(14. bis 16. März 2018) in Bonn. Über diese Versorgungslücke und über
neue vielversprechende Wirkstoffe, mit denen die Gefahr für
Knochenbrüche bei Risikopatienten reduziert werden kann, diskutieren
Experten der DGE auf der Kongress-Pressekonferenz am 14. März 2018.

Bei
der Osteoporose kommt es zum „Knochenschwund“, das heißt, die
Knochendichte nimmt ab und das Risiko für Knochenbrüche nimmt zu. Obwohl
80 Prozent der Osteoporose-Patienten Frauen nach den Wechseljahren
sind, ist es keine reine Frauenkrankheit. Die Folgen der Knochenbrüche
sind oft gravierend: „Die eingeschränkte Mobilität führt zum Beispiel
nach einem Oberschenkelhalsbruch häufig zu einer Einweisung ins
Pflegeheim und zwanzig Prozent der Menschen mit einem
Oberschenkelhalsbruch sterben direkt oder indirekt daran“, warnt
Professor Dr. med. Heide Siggelkow, Mitglied im Vorstand der Deutschen
Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).

Um
das eigene Risiko für eine Osteoporose zu minimieren, kann jeder etwas
tun, betont Professor Siggelkow, Fachärztin für Innere Medizin,
Endokrinologie und Diabetologie und Ärztliche Leiterin des MVZ
endokrinologikum Göttingen: Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung,
wenig Alkohol und der Verzicht auf Nikotin gehören zu einer guten
Prävention. Prinzipiell sei aber auch ein ausgeglichener Vitamin D- und
Kalziumhaushalt für die Knochengesundheit wichtig, ergänzt die
Internistin.

Andere
Risikofaktoren wie eine entsprechende genetische Veranlagung, das Alter
oder Geschlecht und bestimmte Vorerkrankungen kann man nicht
beeinflussen. „Es ist wichtig, mithilfe dieser und anderer Faktoren die
Patienten zu identifizieren, die ein deutlich erhöhtes Bruchrisiko
haben, und sie dann vorsorglich medikamentös zu behandeln“, erklärt
Siggelkow. „Leider werden in Deutschland viel zu wenige Menschen mit
Osteoporose – selbst nach mehrfachen Brüchen – medikamentös behandelt.“

Dabei
stehen zur Prophylaxe diverse Wirkstoffe zur Verfügung, die
Knochenbrüche bei stark gefährdeten Patienten drastisch reduzieren
können. Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Medikamenten: den
Knochenabbau hemmende sowie den Knochenaufbau unterstützende
Medikamente. Zur ersten Gruppe gehören beispielsweise Raloxifen,
Bisphosphonate und Denosumab.
Der
Antikörper Denosumab blockiert im Knochen das Signalprotein RANKL
(Receptor Activator of NF-kappaB Ligand), das die Bildung und Aktivität
von Osteoklasten, der „Knochenabbauer“, fördert. Professor Siggelkow
erläutert: „Das Ergebnis ist eine Hemmung des Knochenabbaus durch die
Osteoklasten und damit eine Steigerung der Knochendichte.“

Zur
zweiten Gruppe der knochenaufbauenden Medikamente zählt Teriparatid,
das mit dem menschlichen Parathormon verwandt ist. Gleichfalls anabol –
den Knochenaufbau unterstützend – wirken zwei neue, sehr
vielversprechende Wirkstoffe: das Hormon-Analogon Abaloparatid, das an
der gleichen Stelle wie Teriparatid wirkt, die Anzahl der Knochenbrüche
aber stärker senkt, sowie der Wirkstoff Remosozumab. Dabei handelt es
sich um einen Antikörper gegen Sklerostin, ein natürliches Protein, das
den Knochenaufbau hemmt. Durch den Wirkstoff fällt die Hemmung weg und
der Knochenaufbau kann verstärkt erfolgen. „Beide Präparate stehen kurz
vor der Zulassung, sind vielversprechend und erweitern unser
Therapiespektrum“, so Siggelkow.

„Leider
wird die weit verbreitete Osteoporose mit ihrem Risiko für Stürze,
Brüche und daraus möglicherweise resultierendem Mobilitätsverlust
unterschätzt. Wir sind froh, wenn uns mit den vielversprechenden neuen
Medikamenten weitere Mittel gegen diese Krankheit zur Verfügung stehen“,
so Professor Dr. med. Matthias M. Weber, Mediensprecher der DGE und
Leiter der Endokrinologie der Universitätsmedizin der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz.

Neben dem Thema Osteoporose werden Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie auf der Kongress-Pressekonferenz am 14. März 2018 zudem über psychische Effekte von Hormonen am Beispiel des
„Kuschelhormons“ Oxytocin diskutieren sowie Forschungsergebnisse zu
chronischen Entzündungsreaktionen, die mit Diabetes, Atherosklerose und
Demenz zusammenhängen, vorstellen.

Exotische Erkrankungen bei Flüchtlingen stellen an Ärzte hohe Anforderungen

Exotische Erkrankungen bei Flüchtlingen stellen an Ärzte hohe Anforderungen
fzm, Stuttgart, Juli 2016 – Sexuell übertragbare Erkrankungen wie Syphilis oder HIV treten bei Flüchtlingen genauso häufig auf wie unter der deutschen Bevölkerung. Die Ärzte diagnostizieren laut Berichten in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2016) jedoch vereinzelt Erkrankungen, die hierzulande in Vergessenheit geraten sind – zum Beispiel das Läuserückfallfieber.

Alle Flüchtlinge, die in den letzten Jahren nach Deutschland gereist sind, werden medizinisch untersucht. Ein Standardverfahren gibt es bislang nicht. Zur Aufnahmeuntersuchung gehört jedoch eine Röntgenuntersuchung der Lunge, um eine Tuberkulose zu erkennen, sowie Bluttests auf häufige Infektionen. In Norddeutschland wurde den Flüchtlingen im August 2015 auch ein Test auf Syphilis und HIV angeboten. Wie Dr. Alexandra Jablonka von der Medizinischen Hochschule Hannover in der DMW mitteilt, waren nur ein Mann mit dem Erreger der Syphilis und zwei Frauen mit HIV infiziert. Die beiden sexuell übertragbaren Erkrankungen sind damit unter Flüchtlingen nicht häufiger verbreitet als unter der einheimischen Bevölkerung. Dr. Jablonka hält deshalb ein generelles Screening aller Flüchtlinge auf HIV und Syphilis für nicht gerechtfertigt.

Dr. Andreas Wieser und Dr. Michael Seilmaier von der LMU Ludwig-Maximilians-Universität in München berichten in der DMW über das sogenannte Rückfallfieber. Dabei unterscheidet man zwischen dem Zecken- und dem Läuserückfallfieber. Das Zeckenrückfallfieber tritt vor allem bei Touristen auf. Das Läuserückfallfieber war im 1. und 2. Weltkrieg häufig verbreitet. Weltweit erkrankten damals mehrere Millionen Menschen, von denen viele starben. In Deutschland wird die Erkrankung heute nur noch selten beobachtet. Aktuell tritt es in den gebirgigen Gebieten Ostafrikas und eventuell im Sudan auf.

Aus diesen Ländern kamen mehrere Flüchtlinge, die am Krankenhaus Schwabing in München wegen eines Rückfallfiebers behandelt wurden. Einige waren so heftig erkrankt, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden mussten. Ein Patient konnte trotz Einsatz massiver intensivmedizinischer Therapie nicht gerettet werden und starb. Die Flüchtlinge hatten die Bakterien durch Körperläuse erworben, weshalb die Erkrankung auch als Läuserückfallfieber bezeichnet wird. Insgesamt wurden in Bayern bis Dezember letzten Jahres 42 Fälle diagnostiziert.

Die Infektion erfolgt durch das Zerquetschen der Läuse beim Kratzen, berichtet Dr. Wieser. Die freigesetzten Bakterien gelangen über die zerkratzte Haut ins Blut, wo sie sich rasch vermehren. Der erste Fieberschub tritt nach vier bis acht Tagen auf. Da die meisten Flüchtlinge auf ihrem Weg bis nach Deutschland länger unterwegs sind, hält es Dr. Wieser für ausgeschlossen, dass sie sich in ihrer Heimat infizierten. Wahrscheinlicher sei eine Infektion in Libyen, wo viele Flüchtlinge vor der Überfahrt über das Mittelmeer auf engem Raum zusammenleben. Um eine Ausbreitung in Deutschland zu verhindern, sollten alle Flüchtlinge mit Herkunft Horn von Afrika nach der Ankunft sofort ihre Kleidung wechseln und bei mindestens 60 Grad waschen, rät der Experte.

Ernährung hat Einfluss auf Darm

Ernährung hat sehr schnellen Einfluss auf
Bakteriengemeinschaften
im Darm
Ein grundlegendes Verständnis, warum sich die bakterielle
Zusammensetzung
des Darms über die Zeit verändert, bleibt für Biowissenschaftlerinnen
und
Biowissenschaftler eine große Herausforderung. Ein Forschungsteam der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des
Max-Planck-Institutes für
Evolutionsbiologie in Plön hat jetzt herausgefunden, dass die Ernährung
von
wildlebenden Hausmäusen ein wesentlicher Einflussfaktor für die
bakterielle
Zusammensetzung des Mäusedarms ist. Die Studie ist am 27.05.2014 in der

online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy
of
Sciences“ veröffentlicht worden. Von diesen Erkenntnissen verspricht
sich das
Forschungsteam, das Teil des Exzellenzclusters „Entzündung an
Grenzflächen“ ist,
neue Aufschlüsse über die Aktivitäten im menschlichen Darm.

„Die Maus ist ein wichtiges Studienobjekt, weil wir sie als Modell
für
chronische Entzündungskrankheiten wie beispielsweise Darmentzündungen
nutzen“,
sagt Professor John Baines, Projektleiter der aktuellen Studie. Zusammen
mit
seinen Kolleginnen und Kollegen untersuchte Baines Hausmäuse in ihrer
natürlichen Umgebung, wo diese ein vielfältiges Nahrungsangebot nutzen.
Ähnlich
wie aktuelle Studien an Menschen zeigen auch Mäuse eine individuelle
Bakterienvergesellschaftung im Darm. „Die Zusammensetzung der Darmflora,
der
sogenannte Enterotyp, variiert von Maus zu Maus – je nachdem wie sich
diese
ernährt“, erläutert Baines. So weisen Mäuse, die viel pflanzliche
Nahrung
aufnehmen ein anderes Bakterienmuster auf als solche, die weniger
pflanzliche
Nahrung aufnehmen.
Weitergeholfen hat dem Forschungsteam vor allem der Vergleich
zwischen
freilebenden Mäusen und solchen, die im Labor mit Standardfutter ernährt
wurden.
Bei den freilebenden Mäusen kamen zwei Enterotypen vor, bei den
Labormäusen
hingegen nur einer. Interessanterweise zeigte der Enterotyp der
Labormäuse eine
Ähnlichkeit zu einem vergleichbaren Enterotypen beim Menschen, der mit
einer
erhöhten Aufnahme von Kohlenhydraten in Verbindung gebracht wird. Um
diese
Hypothese weiter zu testen, nahmen die Forscherinnen und Forscher des
Exzellenzclusters Entzündungsforschung Kontakt zur Graduiertenschule
„Entwicklung menschlicher Gesellschaften in Landschaften“ auf. Hier
wurde die
Ernährung der freilebenden Mäuse mittels chemischer Analysen
rekonstruiert: „Die
freilebenden Mäuse zeigen signifikante Unterschiede in der Aufnahme von

Kohlenhydratreicher Nahrung entsprechend ihrer
Enterotyp-Klassifikation“,
berichtet Doktorand Ricardo Fernandes von der Graduiertenschule,
Co-Autor der
aktuellen Studie.

Die Forscherinnen und Forscher konnten außerdem nachweisen, dass
sich der
Enterotyp von Mäusen innerhalb von einer Woche verändert. „Aufgrund
dieser
Beobachtung müssen wir zukünftig noch intensiver untersuchen, wie sich
der
menschliche Enterotyp verändert“, fasst Projektleiter Baines die
Ergebnisse der
Studie zusammen. „Wir vermuten, dass der schnelle Stoffwechsel von
kleinen
Säugetieren wie der Maus eine Rolle spielt bei der schnellen Umstellung
ihres
Enterotypen.“
Originalpublikation:
Wang, J., Linnenbrink,
M.,
Künzel, S., Fernandes, R., Nadeau, M.-J., Rosenstiel, P. and Baines,
J.F.
(2014): Dietary history contributes to enterotype-like clustering and
functional
metagenomic content in the intestinal microbiome of wild mice.
Proceedings of
the National Academy of Sciences,

Biosensor erkennt spezifische Krankheitserreger

Neuer Test soll in tragbares Gerät integriert werden

New Orleans (pte/19.07.2005/09:15) – Ein neues Verfahren zur Entdeckung
gefährlicher Krankheitserreger kann eine raschere und kostengünstigere
Diagnose von Krankheiten und die Prävention von
Lebensmittelvergiftungen ermöglichen. Wissenschafter der Cornell
University http://www.cornell.edu gehen davon aus, dass ihr Biosensor
genau genug ist, dass er verschiedene Stämme von Krankheitserregern in
einer Blutprobe innerhalb von 30 Minuten identifizieren kann.
Zusätzlich soll diese Untersuchung zu einem Bruchteil der derzeitigen
Kosten möglich sein. Das Team hofft, dass das System bald für den
Einsatz außerhalb des Labors in der Dritten Welt in ein billiges
tragbares Gerät in der Größe eines Handys eingebaut werden kann. Die
Ergebnisse der Studie wurden auf dem Institute of Food Technologists
Annual Meeting and Food Expo http://www.am-fe.ift.org/cms in New
Orleans der Öffentlichkeit präsentiert.

Das neue Verfahren nutzt ein natürliches Übereinstimmungsverfahren.
Eine Probe des zu testenden Materials, zum Beispiel Blut oder ein
Lebensmittel, wird in einem Reagenzglas mit einem Enzym, das das
genetische Material der Zellen freisetzt, erhitzt. In einem nächsten
Schritt wird ein Messstab in diesem Gemisch platziert und dort für
einige Minuten belassen. Erscheint eine rote Linie, ist ein bestimmter
Krankheitserreger vorhanden. Der Test funktioniert, weil der Messstab
mit künstlichen Zellen imprägniert ist, die Sektionen komplementärer
DNA Sequenzen enthalten, die genau bestimmten RNA-Sektionen des
getesteten Krankheitserregers entsprechen. Ist die RNA vorhanden,
bindet sie sich an die DNA und die rote Farbe wird aktiviert.

Der leitende Wissenschafter Sam Nugen entwickelte eine
Computersoftware, die Sequenzen komplementärer DNA für die RNA
entsprechend auswählt. Diese Auswahl wird aus einer ganzen Reihe von
krankheitserregenden Bakterien, Viren und Pilzen getroffen. Dazu
gehören unter anderen E. coli, Streptococcus und das Virus, das für das
Denguefieber verantwortlich ist. Biotechnologieunternehmen können in
der Folge die erforderlichen DNA-Sequenzen kostengünstig produzieren.
Die Wissenschafter hoffen, dass sie bald in der Lage sein werden,
Mehrfachtests für etliche Krankheitserreger durchzuführen. Derzeit sind
sie in der Lage, vier verschiedene Stämme des Denguefiebervirus mittels
verschiedener roter Markierungen auf dem Messstab nachzuweisen. Die
Wissenschafterin Antje Baeumner erklärte gegenüber New Scientist, dass
das Team derzeit an Sequenzen arbeite, die eine größere Anzahl von
Krankheitserreger bei geringeren Konzentrationen erkennen können.

Bakterien: Zwei Seiten einer Medaille

Schädliche Bakterien machen Milchsäure zu Methan

Epsilonproteobakterien oft Verursacher von Magengeschwüren und Lebensmittelvergiftungen

Forscher mit biofilmartiger Aggregatbildung (Foto: Jan-Peter Kasper/uni-jena.de)
Forscher mit biofilmartiger Aggregatbildung (Foto: Jan-Peter Kasper/uni-jena.de)

Jena/Leipzig (pte019/21.11.2018/13:30) – Forscher der Universität Jena http://uni-jena.de haben die Fähigkeit zur Wasserstoff- und Naturstoffproduktion in einer
Gruppe von Bakterien nachgewiesen, die bis dahin eher als
Krankheitserreger bekannt waren. In Gemeinschaft mit einem
methanproduzierenden Bakterium konnten diese Bakterien Milchsäure zu
Methan umwandeln. Details wurden in den Fachzeitschriften "Nature
Communications" und "ACS Chemical Biology" publiziert.

Bakterielle Atmung zentral

Bakterien dieser Gruppe, der sogenannten Epsilonproteobakterien, werden
zum Beispiel mit der Entstehung von Magengeschwüren in Verbindung
gebracht oder sind als Auslöser von Lebensmittelvergiftungen bekannt.
Die Epsilonproteobakterien, die in Jena erforscht werden, sogenannte
Sulfurospirillen, sind hingegen harmlos und leben unter Ausschluss von
Sauerstoff in Abwässern und Flusssedimenten und können Schadstoffe in
der Umwelt umwandeln.

Diese Transformation ist an die bakterielle Atmung gekoppelt, die
biochemisch ähnlich zur menschlichen Sauerstoffatmung ist. Die Forscher
haben zwei weitere besondere Stoffwechselleistungen von Sulfurospirillen
entdeckt: die Fähigkeit, sowohl Wasserstoff als auch Naturstoffe zu
produzieren. Letztere könnten eventuell als Medikamente dienen.

Umfassende Zusammenarbeit

Um tiefere Einblicke in die Maschinerie des Stoffwechselweges und der
daran beteiligten Enzyme zu erlangen, wurden Studien durchgeführt, die
die Gesamtheit der Proteine des Bakteriums in gärenden Zellen mit der in
atmenden Zellen vergleicht. Dabei bekamen die Jenaer Unterstützung von
Lorenz Adrian, Arbeitsgruppenleiter am Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung in Leipzig. Zusammen mit der Mikrobiologin Gabriele
Diekert untersuchten sie seit 2011 die Transformation halogenierter, oft
giftiger Verbindungen, zum Beispiel durch Sulfurospirillen.

"Wir haben die Sequenz einer sogenannten Hydrogenase – das sind Enzyme,
die Wasserstoff spalten oder herstellen können – im Genom von
Sulfurospirillum gefunden. Die gefundene Hydrogenase ähnelt entfernt
anderen Hydrogenasen, die Wasserstoff produzieren. Daher wollten wir die
für die Wasserstoffproduktion verantwortlichen Enzyme eindeutig
nachweisen. Wir konnten einen großen, Wasserstoff produzierenden Komplex
nachweisen", so Forschungskoordinator Tobias Goris.

Krebstherapie setzt auf Blutplättchen

pte20190211001 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie

Neue Krebstherapie setzt auf Blutplättchen

Australische Wissenschaftler entwickeln innovatives Medikament für effektivere Chemotherapie

(pte001/11.02.2019/06:00) – Eine unerwartete Entdeckung bei einer
vorklinischen Studie zu Blutplättchen könnte laut Forschern des Baker
Heart and Diabetes Institute http://baker.edu.au einen neuen Ansatz zum Zerstören schwer zu behandelnder Krebszellen
liefern. Damit liege möglicherweise ein neuer Ansatz zur gezielten
Behandlung einer Reihe von Krebserkrankungen ohne gravierende
Nebenwirkungen vor. Das Team um Karlheinz Peter hat die Entdeckung bei
der Erforschung aktivierter Blutplättchen bei Herzerkrankungen gemacht.

Neue Chemo als Ziel

Peter erforscht bereits seit vielen Jahren Blutplättchen. Dabei handelt
es sich um kleine Blutzellen, die vor allem für die Blutgerinnung
zuständig sind. Bei neuen Experimenten beobachtete der Forscher, dass
sich Blutplättchen, vor allem aktivierte Blutplättchen, in der Umgebung
einer Vielzahl von Tumoren ansammeln. Basierend auf diesen
Erkenntnissen, hat das Team jetzt für die frühe Erkennung und Behandlung
von Krebs ein neues Chemotherapeutikum entwickelt.

"Wir haben nachgewiesen, dass wir aktivierte Thrombozyten für die
Entdeckung von Tumoren mit bildgebenden Technologien darstellen können,
die wie Ultraschall oder PET/CT bereits klinisch eingesetzt werden", so
Peter. Dem Forscher nach hat dieser Ansatz großes Potenzial für die
Diagnose und Behandlung einer ganzen Reihe von Krebserkrankungen. Damit
stehe vor allem für schwierig zu behandelnde Erkrankungen, denen
spezifische Marker für eine Therapie mit einer konventionellen Chemo
fehlen, ein neuer Behandlungsweg zur Verfügung.

Brustkrebs im Fokus

Zu den von Peter erwähnten Krebserkrankungen gehört zum Beispiel
Brustkrebs. Es bestehe vor allem auch die Möglichkeit, hohe
Konzentrationen eines Medikaments gezielt zur Behandlung von Tumorzellen
einzusetzen. Dabei würden die Nebenwirkungen und auch das Tumorwachstum
verhindert. Die Forscher haben das Medikament jetzt zum Patent
angemeldet. Derzeit wird an der Finanzierung von groß angelegten
klinischen Studien gearbeitet. Die Forschungsergebnisse wurden in
"Theranostics" veröffentlicht.

Schmerzmittel steigern Kopfweh bei Überdosierung

Schmerzmittel steigern Kopfweh bei Überdosierung
Hohe Dunkelziffer befürchtet – Mediziner empfehlen Einnahmestopp
 
Schmerztabletten: können Kopfschmerzen verstärken (Foto: pixelio.de, J. Goetzke)

London (pte012/19.09.2012/10:35) – Bis zu eine Mio. Menschen leiden in Großbritannien unter vollständig vermeidbaren starken Kopfschmerzen, die laut Experten durch die Einnahme von zuviel Schmerzmitteln verursacht werden. Das Einnehmen von Schmerzmitteln führt in vielen Fällen zu noch stärkeren Kopfschmerzen. Diese Warnung ist Teil der ersten Richtlinien des National Institute for Health and Clinical Excellence’s (NICE) http://nice.org.uk zur Behandlung von Kopfschmerzen.

Viele Patienten im Teufelskreis

Kopfschmerzen, die durch eine zu starke Medikation verursacht werden, fühlen sich nicht anders an als andere Kopfschmerzen oder eine Migräne. Für Großbritannien gibt es keine genauen Daten wie häufig diese Art von Kopfschmerzen auftritt. Studien aus anderen Ländern legen jedoch nahe, dass davon ein bis zwei Prozent der Menschen betroffen sind. Laut der WHO http://who.int dürfte dieser Anteil eher bei fünf Prozent liegen.

Laut Martin Underwood von der Warwick Medical School http://warwick.ac.uk/fac/med , der auch Leiter des NICE-Ausschusses ist, kann die Einnahme von Schmerzmitteln zu einem Teufelskreis führen. "Die Kopfschmerzen werden schlimmer, also werden mehr Medikamente eingenommen und damit werden auch die Kopfschmerzen noch stärker. Und genau das wäre ganz einfach zu verhindern", verdeutlicht der Experte.

Verstärkende Wirkung ungeklärt

Warum Schmerzmittel diese Auswirkungen auf das Gehirn haben können, ist bisher nicht erforscht. Es wird angenommen, dass die meisten Betroffenen am Beginn täglich Kopfschmerzen hatten, unter Spannungskopfschmerzen oder Migräne litten. Bei der Behandlung zu Hause wurden sie in der Folge immer schlimmer. Laut Manjit Matharu vom National Hospital for Neurology and Neurosurgery http://bit.ly/AlIlu3 gibt es nach zehn bis 15 Tagen der Einnahme von Schmerzmitteln im Monat einen Punkt, an dem die Medikamente selbst zum Thema werden.

"Das ist ein großes Problem in der Bevölkerung. Rund einer von 50 Menschen nimmt bei Kopfschmerzen zu viele Medikamente. Das bedeutet, dass rund eine Mio. Menschen, die täglich oder fast jeden Tag, unter Kopfschmerzen leidet, durch diese Schmerzmittel erst Schmerzen hat." Die neuen Richtlinien für Ärzte in England und Wales empfehlen, die Einnahme von Schmerzmitteln in diesem Fall sofort zu stoppen. Die Folge ist ein Monat wirkliche Qual, in der die Patienten immer wieder Kopfschmerzen ohne Schmerzmittel haben werden.

Akupunktur und Prävention wichtig

Nach dieser Zeit sollte es den Betroffenen wieder besser gehen. Der Ausschuss rät auch zu anderen Möglichkeiten im Umgang mit Kopfschmerzen wie der effizienten Prävention. Bei Spannungskopfschmerzen und Migräne sei auch der Einsatz von Akupunktur zu überlegen. Zusätzlich werden die Ärzte ersucht, bei Patienten keinen Gehirn-Scan durchführen zu lassen, nur um sicher zu gehen, dass es sich nicht um einen Tumor handelt. Ein Tumor würde laut NICE auch zu anderen Symptomen wie einer Verhaltensänderung oder Epilepsie führen.

 

Verletzte Milz nicht entfernen

Kinderunfälle: verletzte Milz nicht entfernen

Immunorgan schützt lebenslang vor Infekten

Berlin
– Etwa 8000 Menschen ließen hierzulande im vergangenen Jahr ihre Milz
auf dem Operations-Tisch – meist wegen einer Verletzung, etwa einem
Milzriss. Unter den Operierten waren nur 300 Kinder und Jugendliche.
Denn gerade junge Menschen brauchen ihre Milz für die körpereigene
Abwehr. Kinderchirurgen bemühen sich deshalb, eine verletzte Milz zu
retten anstatt das Immunorgan zu entfernen.

Unfälle
beim Reiten, Downhill-Mountainbiking oder im Straßenverkehr, aber auch
ein Sturz vom Wickeltisch verursachen in bis zu 15 Prozent schwere
Verletzungen der Bauchorgane von Kindern. In einem Drittel der Fälle ist
dabei die Milz betroffen. Ein Milzriss kann zum Schock und Tod durch
Verbluten führen. Bei Erwachsenen entfernen Ärzte deshalb meist die
verletzte Milz. Jedoch bedeutet die Entnahme des Immunorgans für
Patienten, dass sie lebenslang stärker anfällig für Infekte sind – bis
hin zur Blutvergiftung mit Todesfolge. „Dieses Risiko ist vor allem im
Kindesalter, aber auch bei Jugendlichen noch einmal deutlich erhöht“,
sagt Professor Dr. med. Bernd Tillig, Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH).

Die
Erkenntnisse über die Milz als wichtiges Organ hätten in der
Kinderchirurgie in den letzten Jahren einen Wandel bewirkt: „Wir
versuchen bei Kindern und Jugendlichen sehr gezielt, das Organ zu
erhalten und eine Entnahme zu vermeiden“, erläutert Tillig, der Chefarzt
der Kinderchirurgie am Klinikum Vivantes in Berlin ist. Auch
Fortschritte in Diagnostik und Therapie spielten bei dieser Entwicklung
eine Rolle. So ist es heute möglich, eine Verletzung im Bauch zu orten,
zu beurteilen und schonend zu behandeln. In etwa 98 Prozent der Fälle
ist eine Verletzung der Milz heute erfolgreich ohne Operation zu
behandeln. „Voraussetzung ist jedoch, dass die Blutung beherrschbar und
nicht primär lebensbedrohlich ist. Zudem müssen die Kliniken die
entsprechende kinderchirurgische Expertise, spezialisierte Ärzte und die
erforderliche technische Ausstattung besitzen“. Oft helfen moderne
interventionelle, radiologische Therapieverfahren, bei denen der Arzt
kleine Katheter über eine Punktion in die Blutgefäße einführt und die
Blutungen in der Milz durch gezielte Embolisierung stoppt.

Das
nicht operative Vorgehen sei jedoch oftmals aufwändiger als die
schnelle Entfernung der Milz. „Wir müssen unsere Patienten auf der
Intensivstation Stunden bis Tage mit modernster Technik engmaschig
überwachen. Da es bei schweren Milzverletzungen letztendlich um Leben
und Tod geht, stehen wir rund um die Uhr bereit, um bei Bedarf  die
Blutung doch noch operativ stoppen zu können“. Kinderchirurgie bedeute
mitunter eben auch, gezielt nicht zu operieren, so Tillig.

„Rein
betriebswirtschaftlich gesehen ist das jedoch ein Verlustgeschäft“,
gibt er zu Bedenken. Denn die Krankenkassen bezahlten im Rahmen ihrer
Fallpauschalen für eine Milzentfernung mehr Geld als für einen
Klinikaufenthalt, bei dem die Milz gerettet würde. Hier müsse noch
nachjustiert werden, fordert er.

Quellen:

DRG-Statistik 2013 – Vollstationäre Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern

Gene für Fettleibigkeit

Wissenschaftler entdecken Gene für Fettleibigkeit

Hoffnung für neue Therapien und Prävention gegen Stoffwechselleiden

Donuts: haben nur wenig Schuld an Fettleibigkeit (Foto: pixelio.de/Lichtkust73)
Donuts: haben nur wenig Schuld an Fettleibigkeit (Foto: pixelio.de/Lichtkust73)

Sydney (pte006/26.02.2015/06:15) –

"Fettleibigkeit ist erblich und führt bei Menschen mit solch einer
Prädisposition zu vielen anderen Krankheiten." Zu diesem Fazit kommt
Dale Nyholt von der Queensland University of Technology http://qut.edu.au , nachdem im Zuge einer weltweiten Studie die genetischen Daten von
340.000 Menschen analysiert wurden. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern
den Ausgangspunkt für neue Therapien und Präventionsmaßnahmen gegen
stoffwechselabhängige Krankheiten.

97 genetische Marker

483 Forscher in 363 Forschungszentren haben die Daten
zusammengetragen und analysierten die genetischen Unterschiede in
Abhängigkeit mit dem vieldiskutierten Body Mass Index (BMI). Zwar wusste
die Wissenschaft bereits, dass rund 40 bis 70 Prozent des Unterschiedes
im BMI in der Bevölkerung von genetischen Faktoren bestimmt werden. Die
genetische Variabilität konnte bislang aber noch nicht erklärt werden.

Die aktuelle Untersuchung hat zum ersten Mal die
wahrscheinlichen Gene und ihre Wirkungspfade, die für Fettleibigkeit
verantwortlich sind, identifiziert. Nachdem die Experten mehr als 2,5
Mio. Variationen von Nukleotiden analysierten, entdeckten sie 97
genetische Marker, die mit der Beeinflussung des BMI eindeutig
assoziiert werden konnten. 56 davon waren komplett neu, heißt es in der
Untersuchung.

Beeinflussung des Gehirns

Die identifizierten Gene beinhalten Neurotransmitter,
die auf Änderungen im Essverhalten reagieren. Diese Stoffe könnten neue
Ziele in der Therapie von Fettleibigkeit darstellen, meint Nyholt. Die
genetischen Marker, die nun für die unterschiedlichen BMIs
verantwortlich gemacht werden, überlappen sich mit Genen, die auch die
Gehirnentwicklung beeinflussen.

In der Folge spielen diese Gene eine Rolle im zentralen
Nervensystem, indem sie wiederum den BMI regulieren. "Wenn wir den
Mechanismus besser verstehen, könnten wir erklären, warum nicht alle
fettleibigen Menschen Stoffwechselerkrankungen entwickeln und daher
mögliche Mechanismen für fettleibige Menschen vorschlagen, um
Stoffwechselerkrankungen vorzubeugen", so Nyholt abschließend.

Stress-Gen macht anfälliger für Herzinfarkte

Stress-Gen macht anfälliger für Herzinfarkte
DNA-Baustein erhöht Risiko um 38 Prozent – Früherkennung möglich
 
DNA: Gene spielen wichtige Rolle für das Herz (Foto: pixelio.de, G. Schoenemann)

Durham (pte010/19.12.2013/10:55) – Ein Stress-Gen haben Wissenschaftler der Duke University School of Medicine http://medschool.duke.edu mit einem höheren Risiko in Zusammenhang gebracht, an einem Herzanfall oder einer Herzerkrankung zu sterben. Herzpatienten mit dieser genetischen Veränderung verfügten über ein um 38 Prozent höheres Risiko eines Herzanfalls oder Todes.

Signifikante Anfälligkeit

Die Forscher schreiben in PLOS ONE http://plosone.org , dass eine personalisierte Medizin zu einer besseren psychologischen oder medizinischen Versorgung bei Personen mit einem hohen Risiko führen könnte. Laut Jeremy Pearson von der British Heart Foundation http://bhf.org.uk liefert diese Studie weitere Belege dafür, dass Stress das Herzrisiko direkt erhöhen kann.

Die Wissenschaftler untersuchten eine einzelne Veränderung eines DNA-Bausteins, eines sogenannten "Buchstabens", der mit einer erhöhten Anfälligkeit für die Auswirkungen von Stress in Zusammenhang gebracht worden war. Es zeigte sich, dass Patienten mit dieser genetischen Veränderung innerhalb eines Beobachtungszeitsraums von sieben Jahren über ein signifikant erhöhtes Herzanfall-Risiko verfügten.

Identifizierung von Genvarianten

Der Zusammenhang blieb laut den Experten auch dann bestehen, als Faktoren wie Alter, Fettsucht oder Rauchen berücksichtigt worden waren. Damit liegt laut den Forschern nahe, dass Methoden zur Stressbewältigung und Medikamente die Todesfälle und Arbeitsunfähigkeit nach einem Herzanfall verringern könnten.

Laut Redford Williams, Direktor des Behavioural Medicine Research Center an der Duke University School of Medicine http://bit.ly/18TcITl , ist diese Studie der erste Schritt zur Identifizierung genetischer Varianten, die zu einem erhöhten Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung führen. Damit sei ein Schritt in die Richtung gelungen, dass Menschen mit einem erhöhten Risiko bereits durch ihr Erbgut ermittelt werden können.

Das Identifizieren von Menschen mit dieser genetischen Veränderung könnte frühe Interventionen bei Herzpatienten ermöglichen, die über ein besonders hohes Risiko verfügen. Rund einer von zehn Männern und drei Prozent der Frauen der 6.000 an der Studie teilnehmenden Herzpatienten verfügten über eine genetische Veränderung, die mit einem erschwerten Umgang mit emotionalem Stress in Zusammenhang stand.