Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Goldimplantation – Alternative bei Gelenkbeschwerden?

Goldimplantation – Alternative bei Gelenkbeschwerden?

Gold ist eines der ältesten Medikamente der Menschheitsgeschichte. Ärzte verwenden es heute in der Zahnheilkunde, in der Rheumatherapie und vor allem in der Homöopathie. Warum das Metall tatsächlich heilen kann, können Wissenschaftler erst seit kurzem zweifelsfrei erklären: In winzigen Dosen hat Gold einen regulierenden Einfluss auf das menschliche Immunsystem –  zu diesem Ergebnis kamen schwedische und amerikanische Forscher. Danach verhindert Gold, dass aus dem Zellkern von Immunzellen ein Protein austritt, das Entzündungsreaktionen auslöst.1

Diese entzündungshemmende Wirkung des Goldes macht sich auch eine Methode zunutze, die bei Gelenkbeschwerden eingesetzt wird: die Goldimplantation. Sie wird zunehmend bekannter und funktioniert recht einfach: Mit Hilfe einer Hohlnadel werden Goldstückchen gewebeschonend um die Gelenke herum eingebracht. Es genügt eine örtliche Betäubung, die – für ältere Menschen besonders wichtig – das Risiko einer Vollnarkose erspart. Das Bemerkenswerte an der Goldimplantation ist zudem, dass die bei Gelenkoperationen häufig auftretenden Neu- und Spätentzündungen bisher nicht beobachtet wurden. Revisionsoperationen und Antibiotika-Therapien – die angesichts der steigenden Zahl von Resistenzen besondere Probleme aufwerfen – sind ebenfalls unbekannt.

Der dänische Arzt Dr. Hans Kryger Kjerkegaard hat bisher rund 8.000 Menschen mit arthrotischen Gelenken mit Goldimplantationen behandelt. In einer dänischen Pilotstudie an der Halswirbelsäule erfuhren 2/3 der mit Goldimplantaten behandelten Patientinnen und Patienten eine deutliche Schmerzlinderung. 2 Weitere Studien sind in Vorbereitung, und inzwischen gibt es auch in Deutschland und Österreich Ärzte, die diese Methode aufgreifen.

Tierärzte berichten schon lange von herausragenden Erfolgen der Goldimplantation in der Tierheilkunde. Daher begannen 1996 dänische Humanmediziner, diese Methode auch beim Menschen anzuwenden.

Wenn sich die Goldimplantation durchsetzt, kann sie möglicherweise vielen Menschen den schweren Eingriff z. B. einer Hüft- oder Kniegelenk-Operation ersparen. Dazu sind weitere Studien erforderlich, die ihre Wirksamkeit testen. Diese Studien sind auch Voraussetzung dafür, dass die gesetzlichen Krankenkassen in der Zukunft die Kosten für Goldimplantationen übernehmen könnten.

Die Suche nach Alternativen zum Gelenkersatz und somit auch die weitere Prüfung der Goldimplantation erscheint dringlicher denn je: 40 Millionen Menschen in Deutschland leiden an verschleißten Gelenken. Immer früher und immer häufiger werden von Operateuren Gelenkprothesen eingesetzt. Allein die Zahl der Wirbelsäulen­operationen hat sich in den letzten sechs Jahren in Deutschland mehr als verdoppelt.3 Etwa 375.000 Knie- und Hüftgelenksoperationen werden pro Jahr ausgeführt, mit steigender Tendenz. Dabei bringt ein Gelenkersatz in vielen Fällen gar keinen oder nur mäßigen Erfolg, oft bleiben die Schmerzen und vielfach müssen Operationen wiederholt werden. Die Gefahr von Infektionen ist groß, Patienten bleiben lebenslang Risikopatienten .

3,5 Milliarden Euro wenden die deutschen Versicherungsträger jährlich für Endoprothetik auf. Ein Gedankenexperiment: Wenn nur 10 Prozent aller Knie- und Hüftgelenksoperationen durch kostensparende Methoden wie zum Beispiel Goldimplantation ersetzt würden, ergäbe das bei vorsichtiger Einschätzung eine Kostenersparnis von 300 Millionen Euro im Jahr.

Hinter jedem Patienten steht ein Schicksal: Viele erleben starke Schmerzen bis hin zur Bewegungseinschränkung, woraus nicht selten familiäre Probleme, Arbeitsunfähigkeit und soziale Ausgliederung resultieren. Deshalb wird es Zeit, auf breiter Basis aktiv zu werden und Behandlungsmethoden zu suchen, die vorbeugend oder alternativ zum Gelenkersatz geeignet sind und die häufigen Begleiterscheinungen des Gelenkersatzes mindern oder gar umgehen können. Goldimplantation könnte eine solche Alternative sein. Worauf also warten wir noch?

Über das Team

Das Team Ackermann hat es sich zur Aufgabe gemacht, die unkomplizierte Behandlungsmethode der Goldimplantation deutschlandweit bekannter zu machen. Es möchte Millionen Gelenkerkrankten ermöglichen, die Goldimplantation als Kassenleistung in Anspruch nehmen zu können. Diese rein private und ehrenamtlich durchgeführte Kampagne wurde 2010 aus Überzeugung ins Leben gerufen, aus eigener Erfahrung und dem Wunsch, zu helfen. Niemand aus dem Team erhält irgendwelche Zuwendungen.

Mehr dazu auf http://goldimplantation-fuer-menschen.de

 

Wissenschaftsforum mit internationalem Auftakt

Wissenschaftsforum mit internationalem Auftakt

Am 4. September eröffnet der Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), Professor Dr. Michael Dröscher, das Wissenschaftsforum Chemie im Bremer Congress Centrum. Bei dieser größten deutschen Chemiker-Tagung im Internationalen Jahr der Chemie 2011 wird die Auftaktveranstaltung international geprägt sein. So wird es Grußadressen von der European Association for Chemical and Molecular Sciences (EuCheMS) sowie aus den USA und aus China geben. Ausgezeichnet werden Wissenschaftler aus der Schweiz und den USA, und für die musikalische Untermalung sorgt das Orchestra Chimica aus Japan.

Für Grußadressen aus der Politik wurden Professor Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, sowie Renate Jürgens-Pieper, die Bremer Senatorin für Bildung und Wissenschaft, eingeladen. Weiteres Lokalkolorit mit deutlich internationaler Ausrichtung wird Professor Dr. Karin Lochte, Direktorin am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, mit ihrer Grußadresse einbringen.

Die erste Auszeichnung, die anlässlich des Wissenschaftsforums 2011 vergeben wird, ist die Adolf-von Baeyer-Denkmünze der GDCh, eine Goldmedaille, verbunden mit einem Preisgeld von 7.500 Euro. Professor Dr. François Diederich von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich wird damit geehrt. Diederich ist einer der prominentesten Vertreter der Organischen Chemie mit einem international herausragenden Renommee. Er hat wesentliche Akzente auf ganz unterschiedlichen Gebieten gesetzt, von der Materialwissenschaft bis zur medizinischen Chemie. Seine wissenschaftlichen Beiträge (rund 600 Publikationen) zur Aromatenchemie, zur Chemie der Fullerene, zu Wirt-Gast-Wechselwirkungen und zum „de novo“-Design von Substraten für Enzymrezeptoren gehören zu den meist zitierten Arbeiten auf diesen Gebieten.

Der gebürtige Luxemburger studierte Chemie in Heidelberg, wo er 1979 promovierte. Nach einem Postdoktoranden-Aufenthalt an der University of California at Los Angeles (UCLA) trat er 1981 eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg an. Nach seiner Habilitation 1985 wurde er an die UCLA berufen, wo er 1989 zum Full Professor of Organic and Bioorganic Chemistry ernannt wurde. Seit 1992 ist er ordentlicher Professor für Organische Chemie an der ETH Zürich. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der American Academy of the Arts and Sciences, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) sowie der Real Academia Española de Ciencias. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Otto-Bayer-Preis für Chemie, dem Humboldt-Forschungspreis, dem Burckhard-Helferich-Preis, und der August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze.

Nach der anschließenden Verleihung des Karl-Ziegler-Preises an Professor Dr. Hans-Joachim Freund, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin, über die eine separate Pressemitteilung der GDCh am 15. Juni informiert hat, wenden sich der designierte EuCheMS-Präsident, Professor Dr. Ulrich Schubert aus Wien, der bis 2010 amtierende ehemalige Präsident der American Chemical Society, Professor Dr. Joseph S. Francisco aus West Lafayette, Indiana, und der stellvertretende Präsident der Chinesischen Chemischen Gesellschaft, Professor Dr. Guibin Jiang aus Peking mit einem Grußwort an die Teilnehmer der Eröffnungsveranstaltung. Jiang wird u.a. auch auf das Joint Symposium „Chemistry and Water“ eingehen, das chinesische und deutsche Wissenschaftler am 5. September im Rahmen des Wissenschaftsforums bestreiten werden.

Als krönender Abschluss der Auftaktveranstaltung wird die US-Amerikanerin Professor Dr. Emily A. Carter von der Princeton University mit der August-Wilhelm-von-Hofmann-Vorlesung geehrt. Die 50jährige studierte Chemikerin ist jetzt Forschungsdirektorin und Professorin für Energie und Umwelt, für Maschinenbau, Luft- und Raumfahrttechnik sowie angewandte und computergestützte Mathematik. In ihrem Vortrag in Bremen befasst sie sich mit der Frage, wie die Quantenmechanik zur Lösung der weltweiten Energieprobleme beitragen kann. Bezogen auf ihre Forschungsarbeiten erläutert sie, wie Materialien optimiert werden können, die zur Verbesserung der Effizienz von Turbinen für die Stromerzeugung und für Flugzeugantriebe beitragen sollen, und wie die Verbrennung von Biokraftstoffen oder die Tritium-Aufnahme in die Wände von Fusionsreaktoren charakterisiert werden kann. Bei ihren wissenschaftlichen Fragestellungen geht es ferner um die Optimierung der mechanischen Eigenschaften von Leichtmetalllegierungen, die bei Fahrzeugen den Kraftstoffverbrauch senken sollen, um die Optimierung des Ionen- und Elektronentransports in den Kathoden von oxidischen Festkörperbrennstoffzellen sowie um Unterstützung der Materialentwicklung für die Photovoltaik und Photoelektroden, mit denen Sonnenlicht in Elektrizität umgewandelt oder zur Kraftstofferzeugung genutzt werden kann. Schnelle und präzise Methoden der Quantenmechanik machen die Materialentwicklungen berechen- und planbar.

Die gesamte Veranstaltung wird musikalisch vom Orchestra Chimica Tokio, einem Laienorchester der Japanischen Chemischen Gesellschaft, und weiteren Gastmusikern gestaltet, und zwar aus Anlass des Jubiläums zur 150jährigen Deutsch-Japanischen Zusammenarbeit und Freundschaft. Im Zeichen dieses Jubiläums steht auch ein Sondersymposium mit japanischen Wissenschaftlern, das sich am 7. September auf dem Bremer Wissenschaftsforum u.a. mit anorganischen Materialentwicklungen, aber auch mit biochemischen Fragestellungen und historischen Aspekten der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan befasst.

Aktuelles vom Weltkrebskongress ASCO: Experteninterviews für Patienten und Ärzte auf dem Internetportal der DKG

 

Fleischkonsum steigert Darmkrebsrisiko

Potsdam/Lyon (pte/14.06.2005/22:00) – Menschen, die gerne Fleisch essen
sind nach jüngsten Studienergebnissen der "European Prospective
Investigation into Cancer and Nutrition" EPIC http://www.iarc.fr/epic
eher gefährdet an Darmkrebs zu erkranken, als jene, die wenig oder gar
keines zu sich nehmen. Wer häufig Fisch isst, senkt das Risiko. Frühere
Untersuchungsergebnisse hatten bereits auf diese Zusammenhänge
hingewiesen. Die Auswertung einer Studie mit rund einer halben Mio.
Teilnehmern bestätigt nun die Vermutung, berichtet das Deutsche
Krebsforschungszentrum http://www.dkfz.de .

Studienteilnehmer, die viel "rotes Fleisch" – dazu zählt Schweine-,
Rind-, Kalb- oder Lammfleisch – oder Fleischprodukte aßen, erkrankten
häufiger an Darmkrebs als Menschen, die nur wenig davon verzehrten.
Genau umgekehrt verhält es sich mit Fisch: Wer viel Fisch verzehrte,
hatte gegenüber Personen mit geringem Fischkonsum ein deutlich
niedrigeres Darmkrebsrisiko. Der Verzehr von Geflügelfleisch spielte
für die Erkrankungshäufigkeit keine Rolle. Nach Schätzungen der
Experten steigt das Darmkrebsrisiko pro 100 Gramm täglich verzehrtem
"roten Fleisch" um 49 Prozent. Wer 100 Gramm Wurst täglich zu sich
nimmt, steigert diese Rate sogar um 70 Prozent. Der Konsum von täglich
100 Gramm mehr Fisch halbiert dagegen das Erkrankungsrisiko. In den
Studienergebnissen wurden auch andere Faktoren wie etwa Geschlecht,
Körpergewicht, Alkoholkonsum, Sport oder Rauchen auf das
Erkrankungsrisiko mit berücksichtigt. Die Analyse stützt sich auf 1.329
Rektum- und Dickdarmkrebsfälle, die seit Studienbeginn bei den
Teilnehmern erstmalig diagnostiziert worden sind.

Der Grund warum der Konsum von Fleisch die Darmkrebsentstehung derart
fördert, liegt nach jüngsten Studien in dem mit dem Fleisch
aufgenommenen Eisen. Eisen kann die Bildung schädlicher
Nitroso-Verbindungen im Körper fördern. "Rotes" Fleisch oder
Fleischwaren haben im Durchschnitt einen höheren Eisengehalt als
Geflügel, weshalb dessen Verzehr das Darmkrebsrisiko in dieser Studie
nicht beeinflusst haben könnte. Ursache für die schützende Wirkung des
Fischverzehrs könnten bestimmte langkettige, mehrfach ungesättigte
Omega-3-Fettsäuren sein.

Darmkrebs: Forscher verstehen Signalweg

pte20190114009 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie

Darmkrebs: Forscher verstehen Signalweg

Weg von Colitis ulcerosa zu Krebs analysiert – Entzündungen im Körper spielen zentrale Rolle

Petrischale: Entstehung von Darmkrebs erforscht (Foto: unsplash.com, Drew Hays)
Petrischale: Entstehung von Darmkrebs erforscht (Foto: unsplash.com, Drew Hays)

Augusta
(pte009/14.01.2019/11:30) – Eine anhaltende Entzündung des Darms ist
ein bekannter Risikofaktor für Darmkrebs. Forscher des Medical College
of Georgia http://augusta.edu/mcg haben jetzt erforscht, wie das Entstehen dieser häufigen und oft
tödlichen Krebsart ermöglicht wird. Bleibt die Entzündung bestehen, kann
sie zu einer Vielzahl anderer Erkrankungen beitragen. Die Bandbreite
reicht dabei von Krebs bis zu Herz-Kreislauf-Leiden.

Genexpression im Fokus

Das Team um Kebin Liu hat nachgewiesen, dass sich ein weiterer
Schutzmechanismus gegen den Körper richtet und andere gedämpft werden.
Die Forscher beschreiben den Signalweg zum Entstehen von Krebs in
"Cell". Die chronische Entzündung bei einer Colitis ulcerosa führt zu
hohen Werten an MDSC-Zellen, die sich im Darm ansammeln. Diese Erhöhung
der Werte führt ihrerseits zur Erhöhung der Werte bei IL-10.

Dieses Zytokin unterdrückt die Entzündung. Bei derart hohen Werten
verändert sich die Funktion von IL-10 wie auch die Rahmenbedingungen im
Darm. Anstelle der normalen Funktion aktiviert das Zytokin mit STAT3 ein
Protein, das als Genregulator fungiert. Er erhöht die Expression von
zwei Genen – und zwar von DNMT1 und DNMT3b im Darm. Diese verändern die
DNA des Tumorsuppressors IRF8 und blockieren seine Funktion.

Doppelfunktion von IL-10

Laut Liu endet der entdeckte Signalweg mit der Dämpfung von IRF8. Jetzt
suchen die Forscher nach Möglichkeiten, die hohe Expression von IL-10 im
Darm zu unterbinden. "IL-10 verfügt über eine Doppelfunktion. Es kann
entweder eine Immunreaktion fördern oder beeinflussen. Wir konnten
nachweisen, dass IL-10 die Entstehung von Darmkrebs fördert."

Bei einem gesunden Menschen gibt es keine bekannte Interaktion zwischen
IL-10 und IRF8. Beide sollen den Körper jedoch vor Erregern schützen.
Die Wissenschaftler haben daher untersucht, ob und wie eine Verbindung
bei einem chronisch entzündeten Darm besteht. Dabei sollte auch die
Hypothese überprüft werden, ob IRF8 Darmkrebs unterdrückt. Der Nachweis
gelang bei einer Maus ohne IRF8 in den Epithelzellen, die den Darm
auskleiden.

Diese Tiere waren viel anfälliger für chronische Entzündungen, der
normale Zelltod war deutlich reduziert und sie litten häufiger an
Tumoren. Bei einer chronischen Entzündung wird IRF8 gedämpft. Bei
Krebserkrankungen beim Menschen ist IRF8 im Vergleich zu normalem
Darmgewebe herunterreguliert. In dieser veränderten Umgebung waren die
Werte von MDSC und IL-10 höher. Das galt auch für die beiden Gene, die
IRF8 schließlich dämpfen. Die gleichen Veränderungen konnten bei
Darmkrebs beim Menschen nachgewiesen werden.

Wachkoma-Patienten kontaktfähiger als vermutet

Wachkoma-Patienten kontaktfähiger als vermutet
Durch EEG und fMRT gezeigt: Menschen geben im Wachkoma Feedback
 
Komapatient und Arzt: könnten sich künftig verstehen (Foto: pixelio.de, sparkie)

Stuttgart (pte036/10.01.2012/16:15) – Ärzte schätzen die Reaktionsfähigkeit von Wachkoma-Patienten häufig falsch ein, so die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) http://dgkn.de . "Unsere Experten vermuten, dass die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten besser sein kann", sagt DGKN-Sprecherin Christina Weddig gegenüber pressetext. Die Forscher haben mit hochauflösender Elektroenzephalografie (EEG) und funktioneller Kernspintomografie (fMRT) gezeigt, dass Wachkoma-Patienten reagieren.

Bewusstseinsskalen wichtig

Das Ergebnis der Untersuchungen: Jeder Fünfte weist etwa in speziellen EEG-Verfahren Hinweise für bewusste Reaktionen auf, die Standardverfahren nicht erkennen. Die DGKN fordert daher, funktionelle Bildgebungsverfahren sowie spezielle elektrophysiologische Verfahren bei der Beurteilung von Wachkoma-Patienten häufiger einzusetzen. Wachkoma-Patienten zeigen augenscheinlich keinerlei Bewusstsein für ihre Umgebung oder sich selbst – obwohl ihre Augen offen sind.

Um die Reaktionsfähigkeit dieser Patienten zu ermitteln, sollten Ärzte Bewusstseinsskalen nutzen. Das international bewährte und standardisierte klinische Diagnoseinstrument, die sogenannte Coma Recovery Scale-Revised (CRS-R), kommt nach Schätzungen der DGKN aber bisher bei weniger als fünf Prozent der Wachkoma-Patienten zum Einsatz. Mit dem CRS-R untersuchen Ärzte systematisch akustische, visuelle, motorische und verbale Reaktionen auf Reize, sowie den Aktivierungsgrad des Nervensystems.

"Neueste Erkenntnisse zeigen jedoch, dass wir unser Verständnis vom Wachkoma grundlegend verändern müssen", so Andreas Bender, Leiter des Therapiezentrums Burgau und Spezialist für Hirnschäden. Denn Studien deuten darauf hin, dass elektrophysiologische und bildgebende Verfahren wie EEG und fMRT zusätzliche Reaktionen bei Wachkoma-Patienten messen, die Verhaltensbeobachtungen von außen nicht erkennen lassen. So weisen rund 17 Prozent der Patienten typische Aktivierungsmuster vergleichbar mit denen gesunder Probanden im fMRT auf.

Einfache Kommunikation möglich

"Teilweise war sogar eine einfache Kommunikation mithilfe des fMRT-Signals möglich", sagt Bender. Dabei konnte ein Patient während der fMRT-Untersuchung richtige Ja- oder Nein-Antworten auf autobiografische Fragen geben. Bildgebende Verfahren hätten daher in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel bei der Beurteilung von Wachkoma-Patienten hervorgerufen. Da die fMRT allerdings sehr aufwendig, teuer und störanfällig ist, bietet sich das EEG als alltagstauglichere Untersuchungsmethode zur Prüfung der Hirnfunktion der Betroffenen an.

"Auch mit dieser Methode konnten eindrucksvolle Erkenntnisse gewonnen werden: Bei verbalen Aufforderungen und Tonsignalen werden bestimmte Hirnregionen aktiv, und es kommt zu einer Veränderung des EEG-Frequenzspektrums", so Bender. In einer aktuellen Studie reagierten drei von 16 Wachkoma-Patienten auf verbale Aufforderungen, die mit der CRS-R nicht erfasst wurden.

"Unterhalb der Schwelle der klinischen Beobachtbarkeit mit Komaskalen gibt es somit bei etwa jedem fünften bis sechsten Patienten eindeutige Hinweise für bewusste Interaktionen mit der Umwelt", fasst Bender die Ergebnisse zusammen. Die Rate der Fehldiagnosen bei Wachkoma-Patienten liege daher höher als bisher vermutet, schätzen Experten der DGKN.

Früher Beginn der Vorsorge-Darmspiegelung

Darmkrebs: Anzahl der Betroffenen unter 55 Jahren nicht rückläufig

DGVS empfiehlt früheren Beginn der Vorsorge-Darmspiegelung

Berlin
– Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) plädiert dafür, die Darmspiegelung zur
Vorsorge von Darmkrebs bereits ab dem Alter von 50 Jahren durchzuführen,
da die Häufigkeit des kolorektalen Karzinoms ab diesem Alter deutlich
ansteigt. Während die Erkrankungsfälle bei Menschen über 55 Jahren
rückläufig sind, ist bei Jüngeren kein Rückgang zu verzeichnen. Derzeit
haben gesetzlich Versicherte ab dem Alter von 55 Jahren Anspruch auf die
Vorsorge-Darmspiegelung. Die aktuellen Empfehlungen zum
Darmkrebs-Screening finden sich auch in der kürzlich aktualisierten
S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom.

Noch
immer ist Darmkrebs die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland.
Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser sind die
Heilungschancen. Die Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt, ist die
zuverlässigste Methode zur Früherkennung von Darmkrebs. Der Arzt kann im
Rahmen dieser Untersuchung nicht nur Vorstufen entdecken, sondern diese
auch entfernen, noch bevor sie sich zu einem Krebsleiden
weiterentwickeln. Deshalb gibt es seit 2002 in Deutschland ein
gesetzliches Früherkennungsprogramm für das kolorektale Karzinom.
Derzeit wird die Darmspiegelung von den gesetzlichen Kassen regelhaft ab
dem Alter von 55 Jahren erstattet. „Seit Einführung der
Darmkrebsvorsorge in Deutschland erkranken und sterben weniger Menschen
an Darmkrebs. Eine Studie aus Deutschland hat gezeigt, dass durch die
Vorsorge-Koloskopie etwa 180 000 Darmkrebserkrankungen verhindert
wurden“, so Professor Dr. med. Wolff Schmiegel, Direktor der
Medizinischen Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus,
Ruhr-Universität Bochum und Koordinator der DGVS-Leitlinie Kolorektales
Karzinom. „Dies gilt aber nur für Menschen ab 55 Jahren, das Alter, in
dem die Vorsorge-Koloskopie beginnt. Bei Personen unter 55 Jahren lässt
sich kein Rückgang feststellen“. Generell steigt die Häufigkeit des
kolorektalen Karzinoms ab einem Alter von 50 – und nicht erst ab 55
Jahren – deutlich an.

„Männer
haben in jedem Alter ein deutlich höheres Risiko für die Entwicklung
von Darmkrebstumoren als Frauen“, erklärt Privatdozent Dr. med.
Christian Pox, Chefarzt der Medizinischen Klinik und Leiter des
Darmkrebszentrums im Krankenhaus St. Joseph-Stift in Bremen und
ebenfalls Koordinator der S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. „Dies gilt
auch für die Altersspanne von 50 bis 54 Jahren. In einer prospektiven
Studie aus den Jahren 2014/2015, in der bei 1396 Versicherten zwischen
50 und 54 Jahren eine Koloskopie durchgeführt wurde, wurden bei 8,6
Prozent der untersuchten Männer und bei 4,5 Prozent der untersuchten
Frauen fortgeschrittene gut- oder bösartige Tumore (Neoplasien)
entdeckt.“

Die
DGVS-Experten fordern daher, dass entsprechend der Empfehlung der
aktuellen S3-Leitlinie Versicherte ab einem Alter von 50 Jahren Anspruch
auf die zuverlässigste Methode – mit der höchsten Sensitivität und
Spezifität – zur Darmkrebs-Früherkennung und -Vorsorge, die
Darmspiegelung, haben sollten.

2017
schlugen internationale Experten auf dem Kongress der Vereinigten
Europäischen Gastroenterologie (United European Gastroenterology, UEG)
ein Screening bereits ab 45 Jahren vor. Aufgrund der für Deutschland
aktuell noch unzureichenden Datenlage bezüglich Darmkrebserkrankungen
bei jüngeren Menschen empfiehlt die DGVS ein generelles Screening ab 45
Jahren derzeit nicht. Die DGVS plädiert jedoch für ein Pilotprojekt zum
möglichen Nutzen des Screenings für Männer ab 45 Jahren.

Derzeit
sieht das gesetzliche Darmkrebs-Früherkennungsprogramm ab dem Alter von
50 Jahren einen immunologischen Stuhltest zur Früherkennung vor. Ab dem
Alter von 55 Jahren haben gesetzlich Versicherte dann Anspruch auf die
Vorsorge-Darmspiegelung. Bei negativem Ergebnis kann die Darmspiegelung
einmalig nach zehn Jahren wiederholt werden.

Personen
mit einem erhöhten familiären Risiko für Darmkrebs sind aktuell im
gesetzlichen Darmkrebs-Früherkennungsprogramm nicht gesondert
berücksichtigt. Zu dieser Gruppe gehören etwa Angehörige von
Darmkrebs-Betroffenen. In Deutschland trägt jeder Bürger ein
durchschnittliches Risiko von etwa sechs Prozent, im Laufe seines Lebens
an Darmkrebs zu erkranken. Mit jedem Blutsverwandten, der an Darmkrebs
erkrankt ist oder war, verdoppelt sich jeweils das Erkrankungsrisiko. In
seltenen Fällen wird Darmkrebs durch vererbbare Genveränderungen
verursacht. Anlageträger haben ebenfalls ein sehr hohes
Erkrankungsrisiko. Bei diesen beiden Risikogruppen sollte die
Darmkrebsfrüherkennung deshalb früher beginnen. Eine Beurteilung des
individuellen Risikos ist über einen standardisierten kurzen Fragebogen
möglich. Eine sinnvolle Vorgehensweise könnte darin bestehen,
Versicherten ab dem 30. Lebensjahr einmalig einen Fragebogen zur
Erfassung des familiären Risikos zukommen zu lassen, um eine mögliche
Risikosituation frühzeitig erkennen und Betroffenen rechtzeitig
medizinisch helfen zu können.

Impfen: Die beste Apotheke der Welt,

Impfen: Die beste Apotheke der Welt, unsere körpereigene aktivieren

 

Gemeinschaftsschutz“:  Warum  wir  mit  Impfungen  nicht  nur  uns  selbst, sondern  auch  andere  schützen   

 Wer  sich  impfen  lässt,  schützt  nicht 
nur  sich  selbst  –  schließlich kann  man  eine  Infektion,  die  man 
sich  selbst  gar  nicht  erst  zuzieht,  auch  nicht  auf andere 
übertragen.  Oft  sind  es  Säuglinge,  die  auf  diesen 
Gemeinschaftsschutz angewiesen  sind,  bevor  sie  selbst  geimpft 
werden  können.  Aber  auch  Erwachsene profitieren  von  dem  Effekt, 
der  auch  als  Herdenimmunität  bezeichnet  wird.  Über  die
wechselseitigen  Schutzbeziehungen,  die  Impfungen  mit  sich 
bringen,  werden Experten  auf  der  heutigen  Pressekonferenz 
anlässlich  des  Kongresses  für Infektionskrankheiten  und 
Tropenmedizin  (KIT  2018)  in  Köln  diskutieren. Mit 
den  Impfempfehlungen,  die  die  Ständige  Impfkommission  des 
Robert-Koch-Instituts  für Deutschland  formuliert,  werden  eine 
ganze  Reihe  unterschiedlicher  Ziele  verfolgt.  „Neben dem 
Individualschutz  vor  Infektionskrankheiten  und  deren  möglichen 
Folgen  spielen  auch gesellschaftlich  relevante  Ziele  wie  die 
Unterbrechung  von  Infektionsketten  oder  die Ausrottung  von 
Erregern  eine  Rolle“,  sagt  Professor  Dr.  med.  Markus  Knuf, 
Direktor  der Klinik  für  Kinder  und  Jugendliche  der  Helios  Dr. 
Horst  Schmidt  Kliniken  Wiesbaden  und
Kongress-Präsident  von  Seiten  der  Deutschen  Gesellschaft  für 
Pädiatrische  Infektiologie (DGPI).  Auch  der  Aufbau  einer 
Herdenimmunität  falle  in  diese  zweite  Kategorie  –  denn  nur
durch  sie  können  Menschen,  die  selbst  nicht  geimpft  werden 
können,  vor  den  betreffenden Infektionen  und  möglichen 
Komplikationen  geschützt  werden. Auch  wenn  Säuglinge  und 
Kleinkinder  diesen  Schutz  besonders  benötigen,  tragen  sie
umgekehrt  wesentlich  zur  Herdenimmunität  bei,  wie  Knuf  am 
Beispiel  der  Pneumokokken und  der  von  ihnen  hervorgerufenen 
Erkrankungen  zeigt:  Weil  das  Erkrankungsrisiko  bei Kindern  unter 
fünf  Jahren  besonders  groß  ist,  sieht  der  Impfkalender  bereits 
im  Säuglings- und  Kleinkindalter  eine  Impfung  gegen  häufige 
Pneumokokken-Varianten  vor.  „Genau  diese Varianten  treten  seitdem 
auch  bei  Senioren  deutlich  seltener  auf“,  sagt  Knuf.  Auch  diese
Gruppe  sei  durch  Pneumokokken-Infektionen  und  deren 
Komplikationen  besonders gefährdet.   Ob  der  Aufbau  einer 
Herdenimmunität  als  Argument  ausreicht,  um auch die jährliche
Grippeimpfung für alle Kinder zu empfehlen, ist unter Experten
umstritten. Bisher sieht das RKI  die  Impfung  nur  für  Kinder  vor, 
die  selbst  ein  erhöhtes  Risiko  für  Komplikationen  haben. Für 
Markus  Knuf  gibt  es  dennoch  gute  Gründe,  auch  gesunde  Kinder 
gegen  die  Influenza  zu impfen.  „Zwar  verläuft  die  Grippe  bei 
ihnen  meist  unkompliziert,  doch  kommt  es  auch  hier immer  wieder 
zu  schweren  Verläufen“,  erklärt  er.  Zudem  seien  Kinder  der 
Dreh-  und Angelpunkt  der  Influenza  in  der  Gesellschaft.  Kinder 
im  Vorschulalter  scheiden  über  einen langen  Zeitraum  hinweg  eine 
große  Anzahl  von  Viren  aus,  haben  eine  hohe  Kontaktrate  und
wissen  noch  nichts  von  Hygiene.  Viele  Erwachsene  stecken  sich 
daher  gerade  bei Kleinkindern  mit  der  Grippe  an. Meist  sind  es 
jedoch  die  Jüngsten,  die  den  Herdenschutz  benötigen.  Als 
Beispiel  dafür,  wie geimpfte  Erwachsene  zum  Schutz  von 
Säuglingen  beitragen,  nennt  Knuf  die  Impfung  gegen Keuchhusten 
(Pertussis).  Diese  für  Säuglinge  gefährliche  Krankheit  wird 
meist  über Jugendliche  oder  Erwachsene  übertragen,  bei  denen  der 
Impfschutz  bereits  nachlässt.  „Es ist  daher  sinnvoll,  den 
Schutz  gegen  Pertussis  im  Jugend-  oder  Erwachsenenalter
aufzufrischen“,  sagt  der  DGPI-Experte.  Auch  die  sogenannte 
maternale  Immunisierung,  also die  Impfung  einer  werdenden  Mutter 
im  letzten  Schwangerschaftsdrittel  kann  ein  Konzept sein,  das 
Neugeborene  zu  schützen.

Lüften schützt nicht vorm Passivrauchen

Boston/Düsseldorf (pte/04.10.2006/13:50) – Dass Passivrauch vor allem
für Kinder gefährlich ist, ist weitgehend bekannt. Wie gefährlich
Passivrauch in geschlossenen Räumen wirklich ist, haben nun
Wissenschaftler von der Harvard University untersucht: Die Ergebnisse
bestätigen die bisherigen Vermutungen und geben neuen Zündstoff für die
weitere Raucher-Diskussion, berichtete gestern, Dienstag, das
Internetmagazin Eurekalert http://www.eurekalert.org.

"Vor dieser Studie wussten wir nicht, wie hoch das Passivrauch-Niveau
in Autos ist. Wir wussten auch keinen Weg, diese Forschung mit anderen
ähnlichen Passivrauch-Studien zu Vergleichen", erklärt Voughan Rees vom
Forschungsverband von der Harvard School für Öffentliche Gesundheit
http://www.hsph.harvard.edu/ . Gemessen wurde die Passivrauch-Belastung
mit PM 2.5, einem Messgerät für Luftqualität, auf dem Rücksitz eines
Autos. Von besonderem Interesse war neben dem entstehenden
Passiv-Rauchniveau im geschlossenen Wagen, auch die Rauch-Entwicklung
bei geöffneten Fenstern.

Ausgehend von dem U.S. Environmental Agency’s Air Quality Index, ist
eine 24-Stunden Feinstaubbelastung von mehr als 40 Mikrogramm pro
Kubikmeter für sensible Personen wie Kinder oder ältere Menschen
schädlich. Ein Wert von mehr als 250 Mikrogramm ist für jedermann
gesundheitsschädigend. Wie die Studie nun zeigte, beträgt das
Passivrauch-Niveau bei leicht geöffnetem Fahrerfenster durchschnittlich
272 Mikrogramm. Wenn das Fahrerfenster weit geöffnet ist, liegt der
Wert bei 51 Mikrogramm. Grundsätzlich ist das Passivrauch-Niveau bei
Fahrtwind und ganz geöffneten Fenstern am geringsten, doch konnte auch
gezeigt werden, dass immer ein Rest-Rauch im Wagen zurückbleibt. Wie
Rees anmerkt, könne die Luftzirkulation den Rauch innerhalb des Autos
nicht gänzlich bezwingen und der Restrauch würde sich vor die Gesichter
der Kinder in den Kindersitzen hängen, welche bei einer andauernden
Belastung einem erhörtem Asthma-Risiko ausgesetzt seien.

In Deutschland ist seit längerem eine heftige Diskussion bezüglich
Passivrauchen in öffentlichen Räumen entflammt. "Es wurde eine
Arbeitsgruppe aus Fachleuten von beiden Koalitionspartnern gegründet,
die derzeit ein Konzept für ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen wie
Bars oder Restaurants ausarbeiten", erklärt Martina Pötschke-Langer vom
Deutschen Krebsforschungszentrum http://www.dkfz.de im Gespräch mit
pressetext. Ein Ende dieser Diskussion sei aber noch nicht abzusehen.

"Jeder Mensch hat das Recht sich selbst zu schädigen und das tun
Raucher schließlich auch. Doch niemand hat das Recht andere zu
schädigen. Deshalb kämpfen wir auch für eine rauchfreie Gastronomie.
Wie Umfragen gezeigt haben, sind auch zwei Drittel der Deutschen für
ein Rauchverbot in der Gastronomie", so Pötschke-Langer gegenüber
pressetext. An Rauchverbote in privaten Autos, wie in den beiden
amerikanischen Staaten Arkansas und Louisiana, ist in Deutschland
jedoch noch nicht zu denken. "Bei der Gastronomie handelt es sich um
öffentliche Räume. Autos fallen in das Privatrecht. Sicherlich wäre ein
Gesetz in diese Richtung wünschenswert, aber was jeder in seinem Auto
macht, ist Privatsache, auch wenn er dabei andere schädigt", erläutert
Pötschke-Langer.

Genomchirurgie beim Menschen?

Genomchirurgie beim Menschen?
Die IAG Gentechnologiebericht veröffentlicht Analyse
Berlin, 20. Juli 2015. Neue, passgenaue Verfahren der Gentechnik zur Veränderung von
Genomen in lebenden Zellen revolutionieren derzeit die biomedizinische Forschung.
Unter dem Oberbegriff „Genomchirurgie“ werden sie aktuell intensiv diskutiert. Die
Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht (IAG), ein Monitoring-Projekt
der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), fordert in ihrer
jüngsten Publikation ein Moratorium für Keimbahn-Experimente am Menschen.
In ihrer Analyse „Genomchirurgie beim Menschen – Zur verantwortlichen Bewertung einer neuen
Technologie“ befürwortet sie zwar prinzipiell die Erforschung dieser vielversprechenden neuen
Methoden für den medizinischen Bereich. Sie spricht sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber
eindeutig gegen genchirurgische Experimente an der menschlichen Keimbahn aus, die mit diesen
Methoden ebenfalls möglich werden könnten.
In diesem Zusammenhang stellt sich etwa die Frage, ob eine durch die Keimbahntherapie
vorweggenommene Verletzung des Rechts auf körperliche Selbstbestimmung und Unversehrtheit
des fraglichen Individuums vorliegt oder ob mit einem Keimbahneingriff gar eine Würdeverletzung
durch Instrumentalisierung des zukünftigen Individuums verbunden sein könnte. Zur Debatte steht
auch die Befürchtung, dass der Einstieg in medizinisch indizierte individuelle Keimbahneingriffe die
Tür für Anwendungen jenseits der Medizin in breiterem Rahmen (zum Beispiel für eugenische
Zwecke) öffnet, was zu unberechenbaren Folgen im gesellschaftlichen Bereich führen könnte.
Die IAG unterstützt daher die bereits in Wissenschaft und Öffentlichkeit viel diskutierte Forderung
nach einem Moratorium für Keimbahn‐Experimente. Die Zeit des Moratoriums soll genutzt werden,
um experimentelle, ethische und rechtliche Fragen der Keimbahntherapie offen, transparent und
kritisch zu diskutieren, um die Chancen und Risiken der Technologie klarer zu definieren und
Empfehlungen für zukünftige Regelungen zu erarbeiten.
Genomchirurgie beim Menschen – Zur verantwortlichen Bewertung einer neuen Technologie. Eine
Analyse der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht. Hrsg. Berlin‐
Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 2015, 27 Seiten, ISBN: 978‐3‐939818‐57‐1.
Download unter: http://www.gentechnologiebericht.de

Nach Schlaganfall vorbeugen

Wiesbaden, 20. April 2009 – Jeder zehnte Patient, der eine schlaganfall-ähnliche „Transiente ischämischen Attacke“ (TIA) erlebt hat, erleidet innerhalb eines Monats danach einen Schlaganfall. TIA-Patienten sollten deshalb wie Schlaganfallpatienten unmittelbar nach dem Ereignis vorbeugend behandelt werden. Betroffene aus Hochrisikogruppen – etwa aufgrund eines hohen Blutdrucks – gehören auf eine Überwachungsstation. Dies betonen Experten auf dem 115. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), der vom 18. bis 22. April 2009 in Wiesbaden stattfindet.

In Deutschland erleiden jährlich etwa 150 000 Menschen erstmals einen Schlaganfall. Hinzu kommen etwa 15 000 Wiederholungsfälle. Etwa jeder dritte Patient verstirbt innerhalb eines Jahres. Damit ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache. Nach den Ergebnissen der „Rotterdam-Studie“ sind auch Transiente ischämische Attacken im Alter nicht selten. Etwa einer von 100 Menschen zwischen 55 und 64 Jahren erleidet demnach einen solchen „kleinen“ Schlaganfall. Bei den Hochbetagten über 85 Jahre sind es gut doppelt so viele.

Wie bei einem Schlaganfall sind typische Anzeichen für eine TIA neurologische Ausfälle, die sich zum Beispiel durch eine halbseitige Lähmung oder Sprachstörungen bemerkbar machen. Im Unterschied zum „richtigen“ Schlaganfall verschwinden die Symptome nach ein paar Minuten oder Stunden jedoch wieder. Allerdings ist der Frieden nicht von Dauer: Oft ist eine TIA Vorzeichen eines Schlaganfall. Manchmal lässt dieser nicht einmal 24 Stunden auf sich warten. „Entscheidend ist, dass die Patienten noch am Tag, an dem sie TIA oder Schlaganfall erleiden, ein Prophylaxe-Medikament bekommen“, erklärt Professor Dr. med. Roman Haberl, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Neurologische Frührehabilitation, Neurophysiologie und Stroke Unit am Münchner Klinikum Harlaching. „Die einfache Gabe von ASS 200mg am Tag 1 senkt das Risiko für einen Rückfall im ersten Monat um 80 Prozent“, so Haberl auf dem Internistenkongress in Wiesbaden.

Je nach individuellem Risiko sollten TIA-Patienten vom ersten Tag an entweder in einer speziellen Überwachungsstation, einer „stroke unit“, oder aber ambulant in spezialisierten Einrichtungen behandelt werden. Als Hochrisikopatienten gelten TIA-Patienten mit hohen Blutdruckwerten, Diabetes, Vorhofflimmern, einer hochgradigen Verengung der Halsschlagader und jene Patienten, bei denen sich die Symptome länger als eine Stunde zeigten.

Patienten mit Begleiterkrankungen sollten darüber hinaus eine intensive Schlaganfallprophylaxe betreiben, so Haberl. Etwa indem sie sich gemeinsam mit ihrem Arzt um die optimale Behandlung der jeweiligen Krankheit bemühen. Ein Vorhofflimmern müsse durch Medikamente optimal eingestellt werden. Und Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten, an Herzmuskelschwäche oder Diabetes leiden, verringern ihr Risiko auch durch eine Veränderung ihres Lebensstils: Indem sie ihr Gewicht reduzieren, regelmäßig Ausdauersport betreiben und auf das Rauchen verzichten beugen sie vor. Die Bedeutung der Sekundärprophylaxe diskutieren Experten heute auf der Pressekonferenz im Rahmen des 115. Internistenkongresses in Wiesbaden.