Wiesbaden, 20. April 2009 – Jeder zehnte Patient, der eine schlaganfall-ähnliche „Transiente ischämischen Attacke“ (TIA) erlebt hat, erleidet innerhalb eines Monats danach einen Schlaganfall. TIA-Patienten sollten deshalb wie Schlaganfallpatienten unmittelbar nach dem Ereignis vorbeugend behandelt werden. Betroffene aus Hochrisikogruppen – etwa aufgrund eines hohen Blutdrucks – gehören auf eine Überwachungsstation. Dies betonen Experten auf dem 115. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), der vom 18. bis 22. April 2009 in Wiesbaden stattfindet.
In Deutschland erleiden jährlich etwa 150 000 Menschen erstmals einen Schlaganfall. Hinzu kommen etwa 15 000 Wiederholungsfälle. Etwa jeder dritte Patient verstirbt innerhalb eines Jahres. Damit ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache. Nach den Ergebnissen der „Rotterdam-Studie“ sind auch Transiente ischämische Attacken im Alter nicht selten. Etwa einer von 100 Menschen zwischen 55 und 64 Jahren erleidet demnach einen solchen „kleinen“ Schlaganfall. Bei den Hochbetagten über 85 Jahre sind es gut doppelt so viele.
Wie bei einem Schlaganfall sind typische Anzeichen für eine TIA neurologische Ausfälle, die sich zum Beispiel durch eine halbseitige Lähmung oder Sprachstörungen bemerkbar machen. Im Unterschied zum „richtigen“ Schlaganfall verschwinden die Symptome nach ein paar Minuten oder Stunden jedoch wieder. Allerdings ist der Frieden nicht von Dauer: Oft ist eine TIA Vorzeichen eines Schlaganfall. Manchmal lässt dieser nicht einmal 24 Stunden auf sich warten. „Entscheidend ist, dass die Patienten noch am Tag, an dem sie TIA oder Schlaganfall erleiden, ein Prophylaxe-Medikament bekommen“, erklärt Professor Dr. med. Roman Haberl, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Neurologische Frührehabilitation, Neurophysiologie und Stroke Unit am Münchner Klinikum Harlaching. „Die einfache Gabe von ASS 200mg am Tag 1 senkt das Risiko für einen Rückfall im ersten Monat um 80 Prozent“, so Haberl auf dem Internistenkongress in Wiesbaden.
Je nach individuellem Risiko sollten TIA-Patienten vom ersten Tag an entweder in einer speziellen Überwachungsstation, einer „stroke unit“, oder aber ambulant in spezialisierten Einrichtungen behandelt werden. Als Hochrisikopatienten gelten TIA-Patienten mit hohen Blutdruckwerten, Diabetes, Vorhofflimmern, einer hochgradigen Verengung der Halsschlagader und jene Patienten, bei denen sich die Symptome länger als eine Stunde zeigten.
Patienten mit Begleiterkrankungen sollten darüber hinaus eine intensive Schlaganfallprophylaxe betreiben, so Haberl. Etwa indem sie sich gemeinsam mit ihrem Arzt um die optimale Behandlung der jeweiligen Krankheit bemühen. Ein Vorhofflimmern müsse durch Medikamente optimal eingestellt werden. Und Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten, an Herzmuskelschwäche oder Diabetes leiden, verringern ihr Risiko auch durch eine Veränderung ihres Lebensstils: Indem sie ihr Gewicht reduzieren, regelmäßig Ausdauersport betreiben und auf das Rauchen verzichten beugen sie vor. Die Bedeutung der Sekundärprophylaxe diskutieren Experten heute auf der Pressekonferenz im Rahmen des 115. Internistenkongresses in Wiesbaden.