Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Bis 2050 rund 135 Mio. Demenz-Patienten erwartet

Demenz: Bis 2050 rund 135 Mio. Patienten erwartet
Krankheit erstmals Thema eines G8-Gipfels – Viele Staaten unvorbereitet
 
Demenzkranke: Immer mehr Menschen im hohen Alter betroffen (Foto: SPL)

London (pte017/05.12.2013/11:05) – Die Anzahl der Menschen, die weltweit mit einer Demenz leben, wird sich bis zum Jahr 2050 laut einer neuen Analyse von Alzheimer’s Disease International http://alz.co.uk verdreifachen. Derzeit leiden rund 44 Mio. Menschen an dieser Krankheit, bis 2050 werden es geschätzte 135 Mio. Menschen sein. Die Zahlen wurden im Vorfeld des am 11. Dezember in London stattfindenden ersten G8-Gipfels zum Thema Demenz http://bit.ly/IQcUg7 veröffentlicht.

Epidemie zeichnet sich ab

In Großbritannien erhält die Demenzforschung ein Achtel der Mittel, die für Krebs ausgegeben werden. Hilfsorganisationen zufolge ist das zu wenig. Alzheimer’s Disease International erwartet, dass das Ansteigen der Lebenserwartung zu einem starken Anstieg der Erkrankungen in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen führen wird.

Besonders stark betroffen werden Südostasien und Afrika sein. Derzeit entfallen 38 Prozent der Erkrankungen auf reiche Länder. Diese Verteilung soll sich laut Voraussagen bis 2050 deutlich verändern. Dann leben 71 Prozent der Erkrankten in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen. Die aktuelle Studie geht davon aus, dass die meisten Regierungen auf diese Epidemie vollkommen unvorbereitet sind.

Forschung bleibt essenziell

Laut Marc Wortmann von Alzheimer’s Disease International handelt es sich um eine globale Epidemie, die immer schlimmer zu werden scheint. In Zukunft werde die Anzahl der älteren Menschen sehr stark zunehmen. Jeremy Hughes von der Alzheimer’s Society http://alzheimers.org.uk betont, dass Demenz sehr rasch zur größten Herausforderung in den Bereichen Gesundheit und Soziales dieser Generation wird.

"Der G8-Gipfel ist eine Chance. Nach den Gesprächen müssen auch Taten folgen", fordert Hughes. Rebecca Wood von Alzheimer’s Research UK http://www.alzheimersresearchuk.org argumentiert, dass die Anzahl der Betroffenen alarmierend ist. Forschung könne aber einen entscheidenden Einfluss haben. "Könnte das Einsetzen von Alzheimer um fünf Jahre verzögert werden, würde sich die Anzahl der Menschen, die mit dieser Krankheit sterben, halbieren und damit das Leben von Millionen Menschen verändern."

Schlaganfall: Stent oder Medikation?

Schlaganfall durch Verschluss der Wirbelsäulenarterien: Stent oder Medikation?

Berlin
– Arteriosklerotische Engstellen in den beiden kleineren Hirnarterien
rechts und links der Wirbelsäule sind bisweilen Auslöser von
Schlaganfällen in hinteren Gehirnregionen. Solche Vertebralisstenosen
können zwar von Neuroradiologen durch das Setzen von Stents behandelt
und die Arterien damit für den Blutfluss ins Gehirn offengehalten
werden. Allerdings musste jüngst eine niederländische Studie vorzeitig
abgebrochen werden, weil sich bald zeigte, dass diese interventionelle
Therapie keine Vorteile gegenüber einer optimalen konservativen Therapie
mit Medikamenten besitzt. Die Arbeit sorgt für Diskussionsstoff: Bei
näherer Betrachtung zeigen sich aber deutliche Mängel im Studiendesign.
So bleiben zahlreiche Fragen offen, die in weiteren Studien geklärt
werden müssen, erklären die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG),
die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche
Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR). Trotz des negativen Ausgangs
ist diese Form der endovaskulären Therapie nicht abgeschrieben. Experten
diskutieren, warum sie eine Behandlungsoption bleibt.

Das
Blut gelangt nicht allein über die beiden großkalibrigen
Halsschlagadern ins Gehirn. Zwei kleinere Arterien (A. vertebralis), die
beiderseits der Wirbelsäule verlaufen, versorgen wichtige hintere
Abschnitte des Gehirns wie das Kleinhirn, den Hirnstamm, das
Zwischenhirn und das zentrale Sehzentrum. Ist eine Arteria vertebralis
verengt oder blockiert, kann dies einen Schlaganfall auslösen. Seit
einigen Jahren ist es möglich, diese Engstellen durch einen Stent zu
beseitigen, der entweder von der Leiste aus oder über eine Arterie des
Arms bis in die Wirbelarterie vorgeschoben wird. Die verbesserte
Durchblutung und die Abdeckung der Arteriosklerose durch den Stent
sollen die Patienten vor einem erneuten Schlaganfall schützen.

Deutlich höheres Risiko durch Stents im Vergleich zur medikamentösen Therapie

Diese
Behandlung ist für die Betroffenen nicht ohne Risiken, wie die jetzt in
der Fachzeitschrift Lancet Neurology veröffentlichte Studie Vertebral
Artery Stenting Trial (VAST) zeigt: Bei drei der insgesamt etwa 50 mit
einem Stent versorgten Patienten kam es innerhalb von 30 Tagen zu einem
Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer tödlichen Gefäßerkrankung
(Komplikationsrate: 5 Prozent). Bei zwei dieser drei Patienten handelte
es sich allerdings um intrakranielle Stenosen, also Gefäßverengung in
unmittelbarer Nähe des Gehirns, bei denen bereits aus anderen Studien
ein erhöhtes Behandlungsrisiko bekannt ist. In der Vergleichsgruppe gab
es lediglich ein einziges Ereignis (1 Prozent). Die Vergleichsgruppe
erhielt keine Gefäßstütze, aber eine optimale medikamentöse Therapie.
Das niederländische Forscherteam hatte Patienten mit einem leichten
Schlaganfall oder der Vorstufe TIA (Transitorische ischämische Attacke)
untersucht. Die Beschwerden gingen bei allen Patienten auf eine
Verengung in einer Wirbelarterie zurück.

„Ein
gewisses Risiko durch die Katheterbehandlung war bekannt“, sagt
Professor Dr. med. Joachim Röther, Chefarzt der Neurologischen Abteilung
der Asklepios Klinik Altona in Hamburg und Pressesprecher der Deutschen
Schlaganfall-Gesellschaft (DSG): „Dieses Risiko sollte jedoch durch
einen späteren Schutz vor weiteren Schlaganfällen wieder wettgemacht
werden.“ Doch hierfür liefert die Studie keine Anzeichen. In den ersten
drei Jahren nach der Stent-Behandlung erlitten sieben Patienten (12
Prozent) erneut einen Schlaganfall. In der Kontrollgruppe waren es nur
vier Patienten (7 Prozent).

Studienlage zur Schlaganfalltherapie mit Stents

Zweifel
an dem Nutzen der Stent-Behandlung kamen bereits vor vier Jahren auf,
als es in einer US-Amerikanischen Studie (SAMMPRIS) nach dem Stenting
von intrakraniellen Stenosen zu vermehrten Schlaganfällen kam und eine
Vorbeugung künftiger Schlaganfälle nicht erkennbar war. „In SAMMPRIS war
die Behandlung nicht auf die Beseitigung von Stenosen in der Arteria
vertebralis beschränkt. Die meisten Stents wurden in intrakraniellen
Ästen der Halsschlagader platziert“, erläutert Professor Hans-Christoph
Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Uniklinikum Essen und
Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Außerdem
sei ein Stent verwendet worden, der aus heutiger Sicht veraltet ist.

Die
aktuelle Studie VAST konnte wegen eines anderen Studiendesigns und der
Anwendung moderner Stents durchgeführt werden. Als es dann aber zu einem
Todesfall nach einer Stent-Behandlung kam, musste sie doch vorzeitig
abgebrochen werden. Die Reaktion der niederländischen Kollegen sei
verständlich, so Professor Diener. Das vorzeitige Ende der Studie habe
jedoch dazu geführt, dass die Frage nach einem Nutzen der Therapie nicht
abschließend geklärt werden konnte. Die Indikation für einen Stent
liegt danach nur noch bei Patienten mit distalen hochgradigen Stenosen
der Arteria vertebralis vor, bei denen trotz optimaler medikamentöser
Therapie TIAs auftreten, weil der Blutfluss zum Gehirn eingeschränkt
ist, so Professor Diener. Dies ist der Fall, wenn von Geburt an die
zweite Arteria vertebralis nicht richtig angelegt oder bereits
verschlossen ist. TIAs treten bei einer hochgradigen Einengung der
verbliebenen Arterie und Blutdruckabfall auf.

Zahlreiche mögliche Gründe für das schlechte Ergebnis – weitere Studien notwendig

Die
Gründe für diese ungünstigen Ergebnisse vermutet Professor Dr. med.
Christoph Groden, Leiter der Abteilung für Neuroradiologie des
Universitätsklinikums Mannheim, in der Auswahl der Patienten: „Eine
Katheterbehandlung ist nur bei Patienten mit einem hohen
Schlaganfallrisiko sinnvoll, bei hochgradigen Stenosen und insbesondere
wenn die andere Arteria vertebralis auch betroffen ist“, erläutert der
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR). „Eine
Behandlung sollte dann erwogen werde, wenn der Stenosegrad über 70
Prozent liegt, ähnlich wie bei Stenosen der vorderen Halsschlagader. In
der Studie war aber nur eine 50-prozentige Stenose gefordert. Außerdem
sollte man zwischen einer Stenose im Anfangsabschnitt der Wirbelarterie
außerhalb des Gehirns und einer intrakraniellen Stenose – die direkt am
Gehirn liegt – unterscheiden. Diese intrakraniellen Stenosen haben beim
Stenting ein erhöhtes Komplikationsrisiko. Solche Stenosen wurden aber
in die Studie auch mit eingeschlossen und waren für zwei der drei
Komplikationen verantwortlich. Die Hälfte der Patienten hatte nur eine
TIA, aber keinen Schlaganfall erlitten. Ein Nachteil war aus Sicht von
Professor Groden auch die lange Wartezeit. Nur 28 Prozent der Patienten
wurden innerhalb von 14 Tagen nach einem zerebrovaskulären Ereignis mit
Stents behandelt.

Alle
drei Experten hoffen auf weitere Studien, in denen moderne Stents
eingesetzt werden. Im Bereich dieser endovaskulären Therapien habe es in
den letzten Jahren deutliche Fortschritte gegeben, wie in jüngerer Zeit
das Beispiel der Thrombektomie verdeutlicht hat. Daher müssen einige
neuere Methoden einer gründlichen Neubewertung unterzogen werden.

Diabetes geschlechtsspezifisch behandeln

Diabetes geschlechtsspezifisch behandeln

Berlin – Bluthochdruck, Übergewicht oder ein gestörter Fettstoffwechsel sind bekannte Risikofaktoren für die Entstehung eines Diabetes Typ 2. Weniger bekannt ist die Rolle des biologischen Geschlechts. Dabei haben Forscher herausgefunden, dass biologische wie psychosoziale Unterschiede bei Männern und Frauen die Diagnose und Therapie des Diabetes beeinflussen. Stress und schlechte Bildung erhöhen beispielsweise bei Frauen das Risiko eines Diabetes Typ 2 deutlich stärker als bei Männern. Wie Diabetologen Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 geschlechtsspezifisch behandeln, erklärt Professor Dr. med. Alexandra Kautzky-Willer von der Medizinischen Universität Wien im nächsten Experten-Chat am 29. August 2013. Fragen können der Expertin für Gendermedizin bei Diabetes und Übergewicht ab sofort unter www.diabetesde.org/experten-chat gestellt werden.

Frauen mit Diabetes leiden doppelt so häufig an Depressionen wie Männer, auch Essstörungen treten bei ihnen häufiger auf. Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen sich deutlich beim Zeitpunkt der Diagnose des Diabetes Typ 2: Männer erfahren meist früher von der Stoffwechselkrankheit, während Frauen häufig nach der Menopause ihre Diagnose erhalten. Beim insulinpflichtigen Diabetes Typ 1 ist es umgekehrt. Mädchen erkranken meist im Kindesalter, männliche Jugendliche eher in der Pubertät. Abhängig vom Geschlecht könne auch sein, wie sich ein Diabetes Typ 2 ankündigt. „Frauen weisen öfter eine gestörte Glukosetoleranz auf, Männer hingegen erhöhte Nüchtern-Blutzuckerspiegel“, so Kautzky-Willer.

Diabetologen vermuten, dass unter anderem Gene, Sexualhormone, die Fettmasse und deren Verteilung, die Gesellsch aft, Kultur oder Geschlechterrollen für diese Unterschiede verantwortlich sind. „Diese Faktoren können Ärzte auch bei der Diabetes-Diagnose helfen,“ so die diabetesDE-Chat-Expertin Kautzky-Willer. Bei Männern sei beispielsweise Übergewicht und Insulinresistenz oft mit einem niedrigen Testosteronspiegel verknüpft. Bei Frauen lohne es sich, männliche Geschlechtshormone zu untersuchen. Denn hohe Androgenspiegel haben auch ein erhöhtes Diabetesrisiko zur Folge. Die Expertin empfiehlt bei der Diagnose auch, ein Augenmerk auf den Sozialstatus und die Work-Life-Balance zu legen. „Denn schlechte Bildung und Stress begünstigen vor allem bei Frauen Übergewicht und Diabetes Typ 2.“

„In der Diabetes-Therapie stehen uns eine Reihe Substanzen zur Verfügung, die Diabetologen auch abhängig von geschlechtsspezifischen Unterschieden einsetzen soll ten,“ rät Kautzky-Willer. Erste Studien geben hierzu Anhaltspunkte. Welche Faktoren bei der Diagnose zu berücksichtigen sind und welche Therapie jungen adipösen Frauen oder etwa leicht übergewichtigen Männern mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen eher hilft, erklärt Professor Kautzky-Willer im nächsten Experten-Chat von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe am 29. August 2013. Protokolle der letzten Sprechstunden können Sie hier abrufen.

< span style=’font-size:10.0pt;font-family:"Verdana","sans-serif"‘>Eine bestmögliche Versorgung, Schulung und Beratung von Menschen mit Diabetes fordert auch diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe in der Kampagne „Diabetes STOPPEN – jetzt!“. Weitere Informationen zur Kampagne unter www.diabetes-stoppen.de

Ultraschall kann Röntgen ersetzen

Knochenbruch: Ultraschall kann Röntgen ersetzen
Bei Unterarmbrüchen bietet Ultraschall ähnlich viel Einblick wie ein Röntgenbild
 
Ultraschall: Moderne Geräte ersetzen Röntgen (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)

Bonn (pte013/18.12.2012/13:15) – An Unterarmbrüchen konnten Mediziner von der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) http://www.degum.de belegen, dass Ultraschall ebenso geeignet ist wie ein Röntgenbild, wenn es um die Abbildung von Knochenbrüchen am Unterarm geht. Denn Röntgenstrahlung ist immer potentiell schädlich – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. "Die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch ionisierende Strahlung ist im Vergleich zum Erwachsenen erhöht", sagt Rainer Wunsch, Leiter der Abteilung Pädiatrische Radiologie, Sonografie und Magnetresonanztomografie an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln und stellvertretende Leiter der DEGUM-Sektion Pädiatrie, gegenüber pressetext.

Vorteil: Ultraschall erkennt Blutungen

"Um die Strahlenexposition im Kindesalter bei den häufigen vorkommenden Unterarmfrakturen so niedrig wie möglich zu halten, sollte die Indikation zum Röntgen nur dann gestellt werden, wenn keine gleich guten alternativen Untersuchungsmethoden in Frage kommen", so Wunsch. Denn die durch Röntgenstrahlen verursachten Schäden im Körper häufen sich im Laufe des Lebens an. Nur könne Ultraschall noch nicht bei allen Körperregionen die Röntgenbestrahlung ablösen, ergänzt der Mediziner. Dennoch biete die Technik ein großes Potenzial, wenn es von einem qualifizierten Ultraschallmediziner durchgeführt werde. "Bei Kleinkindern mit Kopfverletzung nutzen wir immer den Ultraschall", erklärt Wunsch. Denn ein weiterer Vorteil von Ultraschall: Man kann Blutungen erkennen – was beim Röntgen nicht möglich ist.

Bei Unterarmbrüchen könnten die Mediziner getrost Ultraschall statt Röntgen verwenden. Denn: "Unsere Untersuchung bestätigt, dass Ultraschall bei metaphysären Unterarmbrüchen, bei denen sich die Knochen nicht verschoben haben, eine geeignete und sichere Alternative zur Röntgendiagnostik darstellt", erklärt Kolja Eckert, ein Mitautor der Studie zu Ultraschallnutzung bei Unterarmbrüchen. Die Ultraschalluntersuchung bei Kindern und Jugendlichen biete gegenüber dem Röntgen zudem auch andere Vorteile: "Die Untersuchung kann direkt vom Erstuntersucher durchgeführt werden. Das Kind muss zur Diagnose nicht zu einem andern Arzt", erklärt Eckert. Das Ultraschallbild macht zudem auch Knorpel und Weichteilgewebe sichtbar.

Antibiotika der neuen Generation auf dem Weg

Marburg (pte/06.04.2005/15:50) – Forscher der Philipps-Universität
Marburg haben einen Schlüssel zur Generierung zahlreicher neuer
Peptidantibiotika gefunden. Den Biochemikern Martin Hahn und Torsten
Stachelhaus http://www.chemie.uni-marburg.de ist es gelungen, das
Zusammenspiel der Enzyme aufzuklären, die an der Antibiotikabildung in
Mikroorganismen beteiligt sind, und es sogar zu steuern. Dadurch hat
sich die Möglichkeit eröffnet, auf schnellem Wege zahlreiche neuartige
Peptidantibiotika zu erzeugen, die dann als Wirkstoffkandidaten für die
Verwendung beim Menschen untersucht werden können, berichtet die
Universität Marburg http://www.uni-marburg.de .

"Ziel ist es die Mikroorganismen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen
und ihre eigenen Maschinerien zur Erzeugung neuartiger Medikamente
auszunutzen", erklärt Hahn. Peptidantibiotika werden von vielen
Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen als Produkte des
Sekundärstoffwechsels erzeugt. Sie verfügen über ein breites
Wirkungsspektrum in der Medizin und gelten als Zukunftswaffe gegen
zahlreiche Erreger. Die Marburger Forscher waren besonders am
Entstehungsprozess dieser interessiert. Während normalerweise die
Biosynthese von Proteinen an speziellen Zellorganellen, den Ribosomen,
erfolgt, werden Peptidantibiotika dagegen an so genannten
nichtribosomalen Peptidsynthetasen gebildet.

Gegenüber der "normalen" ribosomalen Proteinbiosynthese steht der
nichtribosomalen Synthese ein größerer Vorrat an Bauteilen zur
Verfügung. Die Forscher vergleichen das Syntheseprinzip mit einem
Montageband, bei dem mehrere hintereinander geschaltete Montageplätze
(katalytische Enzyme) dafür sorgen, dass jeweils ein bestimmtes Bauteil
(Aminosäure) ausgewählt, bearbeitet und in das wachsende Produkt
(Peptidantibiotikum) eingebaut wird. In den meisten Mikroorganismen
erfolgt der Zusammenbau der Peptidantibiotika sogar gleich an mehreren
Montagebändern. Das bedeutet, dass also mehrere Peptidsynthetasen auf
geordnete Weise in einem so genannten Biosynthesekomplex
zusammenwirken. Den Forschern ist nun gelungen, die strukturelle Basis
dieser Interaktion zwischen verschiedenen Synthetasen innerhalb eines
Komplexes aufzuklären. Dadurch wächst die Vielfalt der Produkte,
berichten die Forscher.

Lebensstil kann Grauen Star beeinflussen

Lebensstil kann Grauen Star beeinflussen:
Diabetes, Rauchen und Übergewicht trüben die Augenlinse

München
– Fast zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden an einem Grauem
Star. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Zigarettenrauch
und starkes Übergewicht sind wichtige Risikofaktoren, die die Trübung
der Augenlinse beschleunigen bis schließlich eine Operation nötig wird.
Patienten mit einem beginnenden Grauen Star müssen über diese
Risikofaktoren aufgeklärt und bei der Umsetzung eines gesünderen
Lebensstils unterstützt werden, fordern Experten der Deutschen
Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

Nach
Schätzung der DOG müssen Augenärzte in Deutschland mindestens 800 000
Augen pro Jahr wegen eines Grauen Stars operieren. Damit ist der
Linsenaustausch der häufigste Eingriff hierzulande. Experten berechnen
die Kosten für das Gesundheitssystem mit über 600 Millionen Euro pro
Jahr (1). „Der Graue Star ist eine echte Volkskrankheit und der
häufigste Grund für Sehbehinderung weltweit“, sagt DOG-Präsident
Professor Dr. med. Thomas Kohnen. „Genetische Faktoren und
Umwelteinflüsse spielen bei der Krankheitsentstehung eine Rolle, wie wir
heute wissen“, so Kohnen weiter. Diese Zusammenhänge müssten weiter
erforscht werden.

Eine
leichte Trübung der Augenlinse ab dem 60. Lebensjahr sei eine ganz
normale Alterserscheinung, sagt Kohnen, der die Klinik für
Augenheilkunde am Universitätsklinikum Frankfurt leitet. „Erst wenn sich
die Trübung so verstärkt, dass sie das Sehen stark beeinträchtigt, muss
die getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzt werden.“ Studien
deuten darauf hin, dass der Lebensstil, zum Beispiel Ernährung und
körperliche Aktivität einen Einfluss darauf hat, wie schnell die Trübung
voranschreitet. So identifizierte eine englische Kohorten-Studie (2) im
vergangenen Sommer die Stoffwechselerkrankung Diabetes als einen
bedeutenden Risikofaktor bei Frauen nach den Wechseljahren. Bei
Studienteilnehmerinnen, die unter Diabetes mellitus litten, war das
Risiko wegen eines Grauen Stars operiert zu werden dreimal größer als
bei gesunden Probandinnen. Rauchen erhöhte dieses Risiko um 26 Prozent;
starkes Übergewicht (BMI>30) um zwölf Prozent.

„Diese
Ergebnisse zeigen einmal mehr wie wichtig es ist, dass wir als
Augenärzte Patienten darüber aufklären, wie sie selbst dazu beitragen
können, das Fortschreiten eines Grauen Stars zu vermeiden“, sagt
Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Mediensprecher der DOG. So sollte
bei Menschen mit Diabetes auch zum Schutz der Augen der Blutzucker stets
gut eingestellt sein. Der Verzicht auf Zigaretten wiederum schützt
gleichzeitig vor Erkrankungen der Lunge oder des Herz-Kreislauf-Systems.
Auch eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung
können die Augen gesund halten (3).

Fettleibigen Menschen wird Therapie oftmals vorenthalten

Viszeralmedizin 2016

Fettleibigen Menschen wird wirksame Therapie oftmals vorenthalten

Hamburg/Berlin
– Adipositas ist eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit – so
zumindest definiert sie die WHO. Anders jedoch als in europäischen
Nachbarstaaten bleibt Betroffenen in Deutschland eine Versorgung nach
medizinisch-wissenschaftlichem Standard oftmals versagt. Denn die
nachgewiesenermaßen wirksamste Form der Therapie – ein
adipositas-chirurgischer Eingriff – wird hierzulande selbst bei
leitliniengerechter Indikation nur nach Einzelfallprüfung und
unregelmäßig von den Krankenkassen übernommen. So treten bei den meisten
Betroffenen Folgeerkrankungen auf, durch die die Adipositas immer
schwieriger und komplexer zu behandeln wird. Krankhaft fettleibige
Menschen seien in Deutschland stigmatisiert und eklatant unterversorgt,
sagen Experten der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und
Viszeralchirurgie im Vorfeld des Kongresses Viszeralmedizin 2016. Sie
fordern ein Umdenken bei der Betrachtung und Behandlung der Adipositas.

Chirurgische
Maßnahmen zur Reduzierung des Übergewichts, etwa ein Magenbypass oder
die Bildung eines Schlauchmagens, empfehlen Ärzte nur bei extremer,
krankhafter Fettleibigkeit und nach Versagen oder nicht aussichtsreicher
konservativer multimodaler Therapie. Sie kommen nach aktuellen
Leitlinien ab einem Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 40 kg/m² in
Frage, oder ab 35 kg/m², sofern bereits schwere Folgeerkrankungen wie
Diabetes vorliegen. In Deutschland erfüllen diese Kriterien aktuell rund
zwei Millionen Menschen. Adipositaschirurgische Eingriffe wurden 2015
allerdings nur bei 9932 Betroffenen durchgeführt. In westlichen
Nachbarländern wie Frankreich, Belgien oder den Niederlanden liegen die
Eingriffszahlen im Verhältnis zur Bevölkerung deutlich höher.

„Hierzulande
fehlt bedauerlicherweise die Einsicht, dass Adipositas eine Erkrankung
ist und auch so behandelt werden muss“, sagt Professor Dr. med.
Christoph-Thomas Germer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Allgemein- und Viszeralchirurgie und Kongresspräsident der
Viszeralmedizin 2016. „Derzeit sieht die Genehmigungspraxis der
gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland so aus, dass eine Behandlung
nach medizinisch-wissenschaftlichem Standard weitgehend verhindert wird –
krankhaft Übergewichtigen wird evidenzbasierte Hochleistungsmedizin
damit vorenthalten.“

Dabei
sei der medizinische Nutzen der Eingriffe durch zahlreiche
aussagekräftige Studien belegt. „Es ist völlig unstrittig, dass die
Adipositaschirurgie beim überwiegenden Teil der Patienten zu einem
relevanten und nachhaltigen Gewichtsverlust führt, zu einer verbesserten
Lebensqualität und – was noch sehr viel wichtiger ist – zu einer
signifikanten Verbesserung von Begleiterkrankungen wie Diabetes und
Herz-Kreislauf-Leiden“, so Privatdozent Dr. med. Florian Seyfried,
Oberarzt der Chirurgischen Klinik und Poliklinik des
Universitätsklinikums Würzburg.

Gerade
bei extremer Fettleibigkeit scheiterten konservative Programme zur
Gewichtsreduktion langfristig regelhaft, so die Mediziner. „Bei einem
BMI von 40 kg/m² und mehr, wäre eine Gewichtsabnahme von mitunter 50
Kilogramm notwendig – dies ist durch Ernährungsumstellung und Bewegung
nur im Ausnahmefall zu schaffen, selbst wenn diese Maßnahmen durch Ärzte
und Ernährungstherapeuten begleitet werden“, so Seyfried. Auch deshalb,
weil der Körper evolutionär bedingt außergewöhnlich effektive
Verteidigungsstrategien auffahre, um Energiereserven zu schützen.

„Ohne
Zweifel ist die Prävention des Übergewichts und seiner Ursachen –
Bewegungsmangel und Fehlernährung – eine wichtige
gesamtgesellschaftliche Aufgabe, um Folgeerkrankungen und Folgekosten zu
verhindern“, betont Kongresspräsident Germer. „Gleichzeitig ist es
nicht akzeptabel, dass Menschen mit krankhaftem Übergewicht wirksame
Therapien vorenthalten werden.“ Die Betrachtung und Behandlung der
stigmatisierten Erkrankung Adipositas müsse sich dringend ändern,
fordert Germer.

Die Tagung Viszeralmedizin 2016 ist der gemeinsame Kongress der Deutschen Gesellschaft für
Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), deren
Sektion gastroenterologische Endoskopie und der Deutschen Gesellschaft
für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Der Kongress findet vom 21.
bis 24. September 2016 in Hamburg statt.
Weitere Informationen unter: www.viszeralmedizin.com

Allgemeine Gesundheits-Checks bringen nichts

Allgemeine Gesundheits-Checks bringen nichts
Risikogruppen gehen selbst im Verdachtsfall nicht freiwillig zum Arzt
 
Stethoskop: Allgemeinchecks nicht immer sinnvoll (Foto: pixelio.de, Andrea Damm)

Kopenhagen (pte010/18.10.2012/10:30) – Ein Arztbesuch für eine allgemeine Untersuchung führt laut dem Nordic Cochrane Centre http://www.cochrane.dk nicht dazu, dass eine zu behandelnde Krankheit diagnostiziert wird. In der Folge kommt es laut dem Team um Lasse Krogsbøll viel wahrscheinlicher zu unnötigem Stress. Die Experten haben die Daten von mehr als 180.000 Patienten ausgewertet und fordern, dass derartige allgemeine Untersuchungen gar nicht mehr angeboten werden sollten. Details der Studie wurden in der Cochrane Library http://bit.ly/Tew0zC veröffentlicht.

Reine Zeitverschwendung

Die allgemeinen Untersuchungen haben laut den Wissenschaftlern zu keiner Verringerung der Todesfälle durch Krebs oder Herzerkrankungen geführt. In England werden derartige Untersuchungen zum Beispiel kostenfrei für Personen zwischen 40 und 74 Jahren angeboten. Ziel der 2009 gestarteten Initiative ist das Erkennen von Herzerkrankungen, Schlaganfällen und Diabetes durch die Suche nach stillen Risikofaktoren wie hohem Blutdruck und hohen Cholesterinwerten.

Experten gingen bisher davon aus, dass durch diese Untersuchungen pro Jahr bis zu 650 Leben gerettet werden können. Die Studie legt jedoch nahe, dass diese Routineuntersuchungen reine Zeitverschwendung sein könnten. Verantwortlich dafür ist laut den Fachleuten, welche Art von Menschen das Angebot einer derartigen Untersuchung überhaupt annimmt. Es sind wahrscheinlich eher jene, denen es gesundheitlich ohnehin gut geht und die auch auf sich achten.

Vor- und Nachteile abwägen

Jene, die wirklich einem hohen Risiko ausgesetzt sind, wird man eher nicht in den Arztpraxen finden, so der Schluss. Denkbar sei auch, dass wirkliche Gesundheitsprobleme zu einem ganz anderen Zeitpunkt erkannt werden. Das könnte zum Beispiel dann der Fall sein, wenn tatsächlich Symptome auftreten. Laut Krogsbøll ist das eine wahrscheinliche Erklärung dafür, dass die Ärzte bei der Prävention ohnehin gute Arbeit leisten.

"Unsere Daten legen nahe, dass allgemeine Untersuchungen eher nichts bringen. Wir sagen damit aber nicht, dass Ärzte beim Bestehen eines Krankheitsverdachtes keine Tests durchführen sollten. Ein systematisches Angebot von Routineuntersuchungen halten wir jedoch nicht für sinnvoll." Jedes dieser Screening-Programme sei sorgfältig auf die Vor- und Nachteile zu überprüfen. Dazu gehörten zum Beispiel auch Angstgefühle und ein Zuviel an Behandlung.

Was nach der Befruchtung im Zellkern passiert

ein Wissenschaftlerteam am Helmholtz
Zentrum München zeigt, wie sich die direkte Umgebung der DNA verändert,
nachdem Eizelle und Spermium miteinander verschmelzen. Die Ergebnisse
lassen erahnen, warum aus den Keimzellen alle erdenklichen Körperzellen
werden können. Nachzulesen ist die Studie in ‚Genes and Development‘.

Bevor es zum viel zitierten Wunder der Geburt
kommt, müssen bereits Monate zuvor zahlreiche Ereignisse stattfinden,
die die Wissenschaft bislang noch nicht im Detail verstanden hat. Dazu
gehört etwa die Frage, wie eine einzige Zelle den Ursprung für alle
weiteren Zellen im künftigen Organismus bilden kann. Zu ergründen, wie
das möglich ist, ist das Ziel von Prof. Dr. Maria-Elena Torres-Padilla,
Direktorin des Instituts für Epigenetik und Stammzellen (IES) am
Helmholtz Zentrum München und Professorin für Stammzellbiologie an der
Ludwig-Maximilians-Universität München.

„Uns interessiert vor allem, was passieren
muss, damit die Zellen sich so vielfach teilen und in so
unterschiedliche Strukturen wie Haut, Leber oder Herz entwickeln
können“, erklärt die Forscherin. Dazu untersuchten sie und ihr Team in
einer aktuellen Studie das sogenannte Chromatin, also die DNA und die
Proteine (Histone) um diese herum. „Wir haben uns angeschaut, wie
bestimmte Histone nach der Befruchtung verändert werden und konnten
dabei einen neuen Mechanismus aufklären.“*      

Kleine Anhängsel, große Auswirkungen

Die Autoren fanden heraus, dass das Molekül
Suv4-20h2, eine sogenannte Histon-Methyltransferase, über das Chromatin
fährt und kleine chemische Veränderungen (sogenannte Methylgruppen) an
die Histone anhängt. Solange das stattfinde, sei die Zelle nur
eingeschränkt teilungs- und entwicklungsfähig, erklärt Torres-Padilla.
Kommt es aber zur  Befruchtung, verschwinden die Anhängsel und die Zelle
kann sich zum Organismus weiterentwickeln.

Um diese Ergebnisse zu überprüfen, testeten
die Forscher im Versuchsmodell, wie es sich auswirkt, wenn man Suv4-20h2
auch in der befruchteten Eizelle aktiv hält. „Wir konnten zeigen, dass
in diesem Fall die Methylgruppen an den Histonen bestehen blieben“, so
Erstautor Andre Eid, Doktorand am IES. „Dadurch geriet die Entwicklung
ins Stocken und die Zellen kamen über die erste Teilung nicht hinaus.“

In weiteren Experimenten konnte das Team
zeigen, dass dieser Mechanismus vermutlich darauf beruht, dass die
Methylgruppen an den Histonen zu einem Fehler bei der Verdopplung des
Erbmaterials führen und der Zellzyklus zum Erliegen kommt.

„Unsere Ergebnisse geben uns einen Einblick in
die komplexen Zusammenhänge zwischen dem Chromatin und der Fähigkeit
von Zellen, sich in andere Zelltypen zu entwickeln – die sogenannte
Totipotenz“, ordnet Torres-Padilla die Ergebnisse ein. Dies sei sowohl
ein wichtiger Schritt für die menschliche Embryologie, als auch für das
Verständnis von bestimmten Krebskrankheiten, bei denen die Zellen ganz
ähnliche Mechanismen zeigen, die sich auf ihr Wachstum auswirken. 

Weitere Informationen

* Konkret zeigten die Forscher, dass Suv4-20h2
für H4K20me3-Methylierungen verantwortlich ist. Anders als bei
somatischen Zellen inhibieren diese in den Keimzellen die Zellteilung
und die Pluripotenz.

Hintergrund:
Die Studie
ist das Ergebnis eine Kooperation des Helmholtz Zentrums München mit dem
Institut de Génétique et de Biologie Moléculaire et Cellulaire (IGBMC)
in Straßburg, von wo aus Torres-Padilla an die Isar gewechselt war. 

Heiterkeit im Alter

Sydney (pte/16.06.2006/11:15) – Ältere Menschen könnten besser darin
sein Glück wahrzunehmen und schlechter darin Angst zu empfinden. Zu
diesem Ergebnis ist eine Studie des Westmead Hospital
http://www.brain-dynamics.net gekommen. Diese Ergebnisse unterstützen
die Annahme, dass Menschen mit zunehmendem Alter heiterer werden.
Frühere Verhaltesstudien hatten gezeigt, dass die ältere Generation
emotional stabiler ist als junge Menschen. Das Team um Leanne Williams
untersuchte jene biologischen Einflüsse, die diese Veränderung erklären
können. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin The Journal
of Neuroscience http://www.jneurosci.org veröffentlicht.

Das Team ersuchte 242 Freiwillige zwischen 12 und 79 Jahren sich eine
Serie von Fotos mit verschiedenen Gesichtsausdrücken anzusehen. Die
Teilnehmer sollten eine Unterscheidung von Bildern, die Angst und Glück
zeigten, von jenen, die Wut, Ekel und Trauer zeigten, vornehmen.
Während des Betrachtens der Bilder wurde ihre Gehirnaktivität mittels
funktioneller Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRI) sichtbar gemacht. Die
Ergebnisse deuteten darauf hin, dass ältere Menschen glückliche
Gesichtsausdrücke besser erkennen können. Teenager hingegen deuten
angstvolle Gesichtszüge rascher. Die Aufzeichnungen zeigten ebenfalls,
dass eine Gehirnregion, die mit der Kontrolle der Gefühle in
Zusammenhang steht, der mittlere präfrontale Cortex, bei älteren
Menschen beim Betrachten von angstvollen Gesichtern aktiver war. Diese
Region ist dafür bekannt, dass sie Amygdala blockiert, die Angstgefühle
auslösen kann.

Die genaue Ursache für diesen Unterschied zwischen jungen und alten
Gehirnen bleibt laut New Scientist weiter unklar. Experimente mit
Nagetieren haben jedoch gezeigt, dass chronisch hohe Werte bei
Stresshormonen, den so genannten Glucocorticoiden, die Aktivität des
mittleren präfrontalen Cortex verringern kann. Jason Radley vom Salk
Institute for Biological Studies http://www.salk.edu geht davon aus,
dass alle diese strukturellen Veränderungen im menschlichen Gehirn auf
den Einfluss dieser Hormone zurückzuführen sind. Die Anthropologin
Helen Fisher von der http://www.rutgers.edu argumentiert, dass die
Heiterkeit des Alters sogar einen evolutionären Vorteil haben könnte:
So dürften unsere frühen Vorfahren von der Anwesenheit glücklicherer
älterer Menschen bei der Klärung von Konflikten profitiert haben.