Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Der Mythos des rückengerechten Hebens

Der Mythos des rückengerechten Hebens
Seit Jahren wird Menschen, die schwere Lasten heben müssen, empfohlen, dies möglichst aus der tiefen Hocke heraus zu tun. Diese Hebetechnik soll die Belastung für die Wirbelsäule minimieren, die Bandscheiben so weit wie möglich schonen und Rückenschmerzen vorbeugen – so die Theorie. In der Fachzeitschrift „physiopraxis“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2011) entlarven Physiotherapeuten der Rehaklinik Bellikon in der Schweiz diese Empfehlung nun als Mythos.  

„Bisher werden Rückenschmerzen hauptsächlich auf eine übermäßige Druckbelastung der Bandscheiben zurückgeführt“, so die Autoren des Beitrags. Dies sei jedoch vermutlich auf eine Fehlinterpretation zurückzuführen: Die in Therapeutenkreisen bekannte Rückenbelastungstabelle, die der Orthopäde Alf Nachemson im Jahr 1966 publiziert hat, setzt den Druck auf die Bandscheiben in verschiedenen Körperhaltungen zueinander ins Verhältnis. Verglichen mit der Druckbelastung im Stand sind die Bandscheiben demnach in der Rückenlage nur zu einem Viertel belastet. Im Sitzen oder im vorgebeugten Stand ist der Druck laut Nachemson dagegen deutlich höher als im aufrechten Stand.  

Daher empfehlen auch heute noch viele Therapeuten und Mediziner, längeres Sitzen zu vermeiden, möglichst oft eine stehende oder liegende Position einzunehmen, sowie Lasten mit möglichst vertikalem Rücken aus der tiefen Hocke heraus zu heben. Die Kraft für den Hebevorgang sollte dabei hauptsächlich aus den Beinen kommen. „Diese Hebetechnik ist alles andere als ökonomisch“, konstatieren Adrian Mieth, Nicole Saghy Steger und Maurizio Trippolini, die sich an der Rehaklinik Bellikon auf arbeitsorientierte Rehabilitation spezialisiert haben. Mehrere Studien hätten inzwischen gezeigt, dass Probanden bei der tiefen Hocke schnell ermüden und nur langsam arbeiten können. Zudem lassen sich bei dieser Hebevariante geringere Lasten bewegen als beim Heben aus der halben Hocke.  

Und die Bandscheiben? Auch die danken es dem Hebenden nicht unbedingt, wenn er sich für die kraftraubende tiefe Hocke entscheidet. „Neuere Studien haben für die drei Hebetechniken nur geringe Unterschiede in der Druckbelastung festgestellt“, so die Schweizer Therapeuten. Entscheidend für die Rückengesundheit sei aber vermutlich ohnehin nicht der Druck, sondern die lange Zeit vernachlässigten Zug- und Scherkräfte, die auf die Wirbelsäule wirken. Für diese Kräfte sei die Bandscheibe nicht ausgelegt. Die drei Therapeuten verweisen in diesem Zusammenhang auf eine im Jahr 1999 veröffentlichte Studie, nach der die Zug- und Scherkräfte bei geradem – aber nicht notwendigerweise senkrechtem – Rücken am geringsten sind.  

Das Fazit von Adrian Mieth und seinen Kollegen lautet also: Lasten sollten mit geradem Rücken und aus der halben Hocke heraus gehoben werden. Diese im Sportbereich schon seit Jahren als Kreuzheben bekannte Technik verbindet Effizienz und Rückenschonung in optimaler Weise: Die körperliche Erschöpfung tritt ähnlich spät ein wie bei der Bücktechnik, Bandscheiben und Wirbel werden genauso gut geschützt wie bei der tiefen Hocke, und es können – im Gegensatz zur tiefen Hocke – auch größere Lasten angehoben werden, die sich nicht zwischen den Beinen platzieren lassen.  

Seidenfäden helfen bei Regeneration

Hoffnung auf Wiederherstellung von Rückenmark und Sehnerv
 
Scan: Nervenzellen, die an Seidenfäden (rot) wachsen (Quelle: Uniklinik Leipzig)

Leipzig (pte004/17.12.2011/06:15) – Forscher der Universitätsaugenklinik Leipzig http://augenklinik.uniklinikum-leipzig.de haben mit Kollegen aus den USA und Frankreich elektrisch gesponnene Seidenfäden entwickelt, die verletzten Nerven beim Wachsen helfen könnten. Wenn der Sehnerv durchtrennt wird, erblinden die Betroffenen unabwendbar. Denn: "Anders als Nerven des peripheren Nervensystems, zu denen etwa der Ischiasnerv gehört, sind Nerven des Zentralen Nervensystems, also Gehirn, Rückenmark und Sehnerv, nicht zur Regeneration fähig", so Thomas Claudepierre von der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig gegenüber pressetext.

Biomaterial als Gerüst

Dem Wissenschaftler nach, ist die Hoffnung jedoch hoch, dass der Schaden mit Hilfe der Seide behoben werden kann. "Um einen Nerv des Zentralen Nervensystems zum regenerativen Wachstum zu bewegen, brauchen wir Biomaterialien, die für den verletzten Nerv eine Art Gerüst bilden, an dem er entlang wachsen kann. Gleichzeitig sollten sie sein Wachstum anregen", weiß Claudepierre.

Für ihre Versuche haben die Forscher Zellkulturen von Netzhautnervenzellen der Ratte verwendet. Diese wurden – um die Zerstörung des Nervs zu simulieren – in ein schädigendes Medium gesetzt. Wie sich zeigte, konnten die Zellen an den Seidenfäden auf einem Deckgläschen entlang wachsen. Indem die Seidenfäden bei der Herstellung mit Wachstumsfaktoren versetzt wurden, konnte der Effekt verstärkt werden.

Implantate als Vision

"Wachstumsfaktoren, die in die Fasern eingeschlossen sind, können ihre Funktion über einen langen Zeitraum beibehalten", erklärt Claudepierre. Der Einsatz beim Menschen sei theoretisch möglich. Wann die Wissenschaftler aber die Seidenfäden im menschlichen Nervensystem nutzen könnten, sei offen. Das nächste Ziel der Forscher ist die Entwicklung eines 3-D-Gerüsts, das an der Stelle einer Nervenschädigung implantiert wird.

Dieses Gerüst soll die Zellen dabei unterstützen, ihre Nervenfortsätze zu regenerieren. Claudepierre und sein Team wollen untersuchen, inwieweit auch die Gliazellen, die das Stützgewebe der Nervenzellen bilden, mithilfe der Seidenfasern ihre Orientierung wiedererlangen können. Dieses Modell soll zunächst im Tierversuch getestet werden. Sollten die Versuche erfolgreich verlaufen, könnte die Methode eines Tages dabei helfen, Menschen etwa vor einer Erblindung zu bewahren.

AntibiotikaResistenzen mit dem Evolutionsexperiment mindern

AntibiotikaResistenzen mit dem Evolutionsexperiment mindern

Schon nach kurzer Zeit
bilden Krankheitserreger Resistenzen selbst gegen neue
Antibiotika-Medikamente. Biologen wollen diesem Prozess auf die Spur
kommen und so herausfinden, wie sich dieser vermindern lässt.

Von Tomma Schröder

Unterschiedliche Antibiotika-Probleme: Das Herausbilden von Resistenzen ist ein weltweites Problem. (dpa / Sebastian Gollnow)

"Interessant ist: Bei den
meisten Ratschlägen, die gegeben werden von Gesundheitsorganisationen –
auch von der WHO – da fehlt der Hinweis auf Evolution. Und das muss sich
ändern. Denn im Moment werden wir eher versuchen, Wege zu begehen, die
sehr teuer sind und nie nachhaltig sein werden. Das heißt, es werden
neue Antibiotika auf den Markt gebracht. Und wir wissen eigentlich heute
schon, dass die nach wenigen Jahren schon wieder ineffektiv werden,
weil neue Resistenzen entstanden sind."

Zwei bis drei Jahre dauert
es heute etwa, bis für neu entwickelte Antibiotika die ersten
resistenten Keime gemeldet werden, erklärt Hinrich Schulenburg von der
Universität Kiel. Aus der Sicht eines Evolutionsbiologen ist das nur
logisch. Denn resistente Erreger haben einen evolutionären Vorteil in
einer Umgebung, in der immer häufiger Antibiotika zum Einsatz kommen.

Um diesen Selektionsdruck zu
mindern, wird zurecht ein bewussterer und geringerer Gebrauch von
Antibiotika in der Human- und Tiermedizin gefordert. Gleichzeitig könnte
man aber auch schauen, welche Faktoren die Ausbildung von Resistenzen
fördern oder behindern. Und das ist eine Stellschraube, an der bisher
kaum gedreht wurde.

"Das, was wir einsetzen: Wir
führen Evolutionsexperimente durch. Das heißt, wir kultivieren die
Krankheitskeime, die sich ja relativ schnell teilen und deswegen auch
schnell evolvieren können. Wir kultivieren die Krankheitskeime und
verwenden dann verschiedene Antibiotikabehandlungen und können dann in
Echtzeit beobachten, ob Resistenzen entstehen oder halt nicht. Und
können dann zusätzlich auch untersuchen, welche genetischen, genomischen
Veränderungen auftreten und welche anderen Eigenschaften sich
verändern. Denn das sind alles Informationen, die uns helfen, zu
verstehen, warum bestimmte Behandlungsweisen gut funktionieren oder
nicht."

Kombination und Reihenfolge könnte helfen

Dabei haben die
Evolutionsbiologen unter anderem herausgefunden, dass es sinnvoll sein
kein, nicht immer nur ein Antibiotikum anzuwenden.

"Wir wissen schon, dass zum
Beispiel bestimmte Kombinationen von Antibiotika oder eine bestimmte
Reihenfolge es den Krankheitskeimen sehr schwierig macht. Und diese
Reihenfolge an verschiedenen Antibiotika, die man vergibt, das ist
etwas, was in der Medizin so gut wie gar nicht eingesetzt wird."

Oft ist es aber so, dass ein
Keim, der mit einem Antibiotikum behandelt wird und Resistenzen gegen
dieses Mittel ausbildet, empfindlicher gegenüber anderen Antibiotika
wird, erklärt Schulenburg. Wenn diese beiden Antibiotika dann in
schneller Abfolge eingesetzt werden, kann es für Krankheitskeime sehr
schwer werden, sich anzupassen, weil sie durch zwei verschiedenen Gegner
gleichzeitig angegriffen werden.

Im Labor, wo zwei Mittel im
Abstand von zwölf oder 24 Stunden abwechselnd zum Einsatz kamen, hat das
bereits gut funktioniert – zum Beispiel bei Pseudomonas aeruginosa,
einem der häufigsten Krankenhauskeime, der eitrige Infektionen auslöst.

Doch die Forschung zur
Evolution von Krankheitserregern steckt noch in den Kinderschuhen. Und
eine wichtige Herausforderung ist nun, die Ideen auf die wesentlich
komplexeren Behandlungen in Krankenhäusern zu übertragen. Das wird
naturgemäß einige Zeit dauern. Der Berliner Biologe Jens Rolff dagegen
hat eine Idee, die schon recht bald in den ersten Kliniken Einzug halten
könnte

"Es gibt ja in den Kliniken
Behandlungspläne: Bei einer bestimmten Infektion wird erst Medikament A
gegeben, wenn das nicht funktioniert, Medikament B und so. Und
irgendwann müssen wir an den Giftschrank gehen und die Reserve
rausholen."

Testgerät für Antibiotikabehandlungen

Um ein solches Ausprobieren
am Patienten zu vermeiden, hat Rolff eine Art Testgerät für
Antibiotikabehandlungen entwickelt. Das Klinikpersonal könnte es mit
Krankheitserregern bestücken und daraufhin würde es verschiedene
Behandlungsweisen an den Keimen durchführen.

"Wenn so ein neuer
Einsatzplan für Antibiotika für ein ganzes Krankenhaus entwickelt wird,
kann man für die wichtigsten Keime dann innerhalb von ein, zwei Wochen
testen, geht es schneller geht es langsamer mit der Resistenzevolution.
Und man kann in der Zeit sogar eine Genomsequenzierung machen und
feststellen, von denen die resistent werden: Welche Mutationen haben
die? Welche Fitness haben die? Können die wirklich besser überleben? Und
das ist sicher eine Menge zusätzlicher wichtiger Information."

Führt das im Klinikalltag
tatsächlich zu einigermaßen verlässlichen Aussagen, könnten die
Mediziner den Erregern diesen einen entscheidenden Schritt voraus sein
und ihre Gegenmittel viel genauer und effektiver einsetzen.

Computergestützte Reha hilft Sklerose-Patienten

Computergestützte Reha hilft Sklerose-Patienten
Funktionelle Magnetresonanztomographie dient als Prüfinstrument
 
Rollstuhl: neue Therapie verspricht Hilfe (Foto: pixelio.de, Albrecht E. Arnold)

Catanzaro (pte001/26.01.2013/06:00) – Mitarbeiter an dem zum Nationalen Forschungsrat CNR gehörenden Istituto di Scienze Neurologiche http://www.isn.cnr.it haben eine neuartige Methode zur Behandlung von Multipler Sklerose entwickelt. Mithilfe der computergestützten Rehabilitation können die bei den meisten Sklerose-Patienten verbreiteten Defizite an Aufmerksamkeits- und Konzentrationsvemögen gemindert werden. Einzelheiten der Untersuchung sind in der Fachzeitschrift "Neurorehabilitation and Neural Repair" veröffentlicht.

Jährlich drei Mio. Betroffene

Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eine degenerative Entzündung des Zentralen Nervensystems, die zu Störungen der Bewegungs- und Wahrnehmungsfunktionen führt. Weltweit sind davon jährlich fast drei Mio. und in Italien allein 58.500 junge Erwachsene betroffen. "Uns ging es darum, eine Methode zu finden, mit der die Verluste spezifischer neuropsychologischer Funktionen wieder wettgemacht werden", erklärt Projektleiter Antonio Cerasa gegenüber pressetext.

Statt der bisher üblichen Pharmabehandlung setzen die Forscher auf die kognitive Rehabilitation. Damit können Sinneswahrnehmungen gezielt gesteuert und geordnet werden. "Das menschliche Gehirn kann infolge seiner ausgepägten Plastizität durch Lernvorgänge sowohl Mikrostruktur als auch Funktionalität verändern", so der italienische Wissenschaftler weiter. Als Prüfinstrument gedient habe die funktionelle Magnetresonanztomographie, die eine Momentaufnahme des Gehirns mit hoher räumlicher Auflösung und in Realzeit ermöglicht.

Verfahren als Standardprotokoll

Zur Erprobung der Methode wurden zwei Testgruppen gegenübergestellt: die mit der kognitiven Rehabilitation behandelten Patienten und eine Placebo-Gruppe. Bereits nach zwei Monaten konnte bei der ersten Gruppe eine spürbare Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und im Wege der magnetischen Resonanz auch eine Zunahme der Tätigkeit bestimmter Gehirnregionen festgestellt werden. Das Verfahren könnte als Standardprotokoll für den staatlichen Gesundheitsdienst in Italien dienen, so Cerasa abschließend.

Cholesterinwerte beeinflussen Prostatatumore

Statine können Krebswachstum hemmen



Boston (pte/18.03.2005/09:15) – Wissenschafter des Children’s Hospital Boston http://www.childrenshospital.org haben nachgewiesen, dass hohe Cholesterinwerte das Wachstum von Prostatatumoren beschleunigen. Zusätzlich wurde erforscht, dass cholesterinsenkende Medikamente wie Statine das Krebswachstum hemmen können. Diese Ergebnisse liefern eine mögliche Erklärung dafür, warum Prostatakrebs in der westlichen Welt verbreiteter ist, wo die Ernährung cholesterinhältiger ist. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of Clinical Investigation http://www.jci.org veröffentlicht.


Die Anzahl der Erkrankungen an Prostatakrebs in ländlichen Regionen Chinas und Japans ist um bis zu 90 Prozent geringer als im Westen. Emigrieren diese Männer in den Westen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Dieser Umstand hat zu der Annahme geführt, dass Umweltfaktoren wie die Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Entstehung spielen. Die Wissenschafter injizierten Mäusen menschliche Prostatakrebszellen und beobachteten ihr Wachstum. Wurden die Tiere mit einer cholesterinreichen Ernährung gefüttert, sammelte sich das Cholesterin in den äußeren Membranen der Tumorzellen an. Dadurch schienen sich laut BBC die chemischen Signalmuster innerhalb der Zellen zu verändern. In der Folge ignorierten sie Signale zum Absterben und vermehrten sich unkontrolliert.


Die cholesterinreiche Ernährung führte bei den Tieren zu keinen neuen Krebserkrankungen. Sechs Wochen nach der Injektion der Tumorzellen wiesen die Mäuse mit dem cholesterinreichen Futter doppelt so viele Tumore auf. Diese Tumore waren zusätzlich auch viel größer. Wurde das Medikament Simvastatin verabreicht, erhöhte sich der Zelltod und das Tumorwachstum kam zum Stillstand. Die erneute Versorgung der Zellmembrane mit Cholesterin führte wieder zu einem unkontrollierten Zellwachstum. Der leitende Wissenschafter Michael Freeman erklärte, dass die aktuelle Studie ein neues Paradigma eröffne, wie Krebs durch die Beeinflussung des Cholesterins kontrolliert werden könne. „Unsere Daten unterstützen die Annahme, dass weit verbreitete Cholesterinsenker in der Prävention von Prostatakrebs oder als Zusatzbehandlung sinnvoll sind.“

„Lichtschalter“ löst bisheriges Problem genauer Dosierung

Jena (pte014/26.02.2014/12:05) – Kohlenmonoxid (CO) ist zwar ein giftiges Gas und verhindert – einmal eingeatmet – den Sauerstofftransport im Blut, doch könnte es dank eines neuen Polymer-Vlieses in immer mehr Bereichen der modernen Medizin zum Einsatz kommen. Denn CO ist nicht nur schädlich für den Organismus, sondern hat auch nützliche Eigenschaften, wie eine entzündungshemmende Wirkung. Zudem schützt das Gas Organe bei Organtransplantationen vor Zellschäden.

Lichtsensibles Polymer-Vlies

"Doch die sich daraus ergebenden vielversprechenden Anwendungsmöglichkeiten sind bisher in der Praxis nicht umsetzbar. Voraussetzung für einen solchen Einsatz von CO wäre es, das Gas kontrolliert und ausschließlich am gewünschten Ort zu applizieren", unterstreicht Alexander Schiller von der Universität Jena http://uni-jena.de .

Der Chemiker hat zu diesem Zweck nun ein lichtsensibles Polymer-Vlies vorgestellt, das dieses Problem beheben könnte. Denn es setzt CO kontrolliert frei und ist damit prinzipiell als Material für biomedizinische Anwendungen geeignet. Details wurden im Fachmagazin Journal of Materials Chemistry B http://pubs.rsc.org/en/journals/journalissues/tb veröffentlicht.

Metall-Carbonyl-Verbindung

Bei der Neuentwicklung handelt es sich um eine Metall-Carbonyl-Verbindung, die zusammen mit einem Polymer zu einer Faser von etwa einem Mikrometer Durchmesser gesponnen wird, aus der ein dichtes zweidimensionales Vlies entsteht. Der integrierte "Lichtschalter" ist wichtig, denn wird das Polymer mit violettem oder blauem Licht bestrahlt, setzt es CO-Gas frei.

Wegen der präzisen Steuerung der Gasabgabe ließe sich das inzwischen patentierte System auch zur Eichung von Gassensoren nutzen. In der Folge könnte auch die bisher übliche Verwendung von CO-Gas in Druckflaschen durch das neue Verfahren ersetzt werden.

 

Stammzellen ohne Embryos

Alternative ist 200 Mal effektiver und doppelt so schnell

La Jolla (pte/19.10.2009/10:05) – Wissenschaftler des Scripps Research Institute http://www.scripps.edu haben ein neues Verfahren zur drastischen Erhöhung des Ertrags von Stammzellen aus adultem Gewebe entwickelt. Dabei handelt es sich um einen konkreten Fortschritt bei der Herstellung großer Mengen von Stammzellen ohne den Einsatz von Embryos. Mit Hilfe von drei Wirkstoffen gelang es dem Team um Sheng Ding, das Verfahren 200 Mal effektiver und doppelt so schnell zu machen. Details der Studie wurden in Nature Methods http://www.nature.com/nmeth veröffentlicht.

Die Herstellung von Stammzellen aus adulten menschlichen Hautzellen wurde erstmals 2007 von japanischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern der Öffentlichkeit präsentiert. Mit Viren wurden vier Gene in die Zellen eingebracht, die die Aktivierung und Deaktivierung von anderen Genen anregten und so dazu führten, dass diese wieder zu Stammzellen wurden. Dieses Verfahren dauerte laut BBC jedoch Wochen und die Erfolgsrate lag bei einer von 10.000 Zellen.

Chemikalien zur Optimierung

Die aktuellen Forschungen basieren auf diesem Verfahren und auf der Hinzufügung von Chemikalien zur Optimierung. Es war zuvor bereits gelungen, die Anzahl der entstandenen Zellen mit zwei Verbindungen zu erhöhen, die einen natürlichen Vorgang einleiteten, der die Zellen näher an einen den Stammzellen ähnlichen Zustand brachte. Durch die Hinzufügung von Thiazovivin erhöhte sich die Anzahl der umgewandelten Zellen um das 200-Fache. Bei Thiazovivin handelt es sich um ein kleines Molekül, das beim Überleben von Zellen eine Rolle spielt. Der endgültige Umwandlungsprozess dauerte zwei Wochen. Zuvor war dafür ein Monat erforderlich.

Laut Sheng Ding sei es gelungen, einen grundlegenden Ablauf in den Zellen zu beeinflussen. In Hinsicht auf Geschwindigkeit und Effektivität seien bedeutende Fortschritte erzielt worden. Es handle sich um die erste Beschleunigung der Umprogrammierung menschlicher Zellen. Er geht davon aus, dass dieses Verfahren rasch übernommen werden und zu entscheidenden Fortschritten beitragen wird.

Therapieresistenten Leukämiezellen auf der Spur

Neuherberg, 14.12.2016. Dr. Irmela
Jeremias vom Helmholtz Zentrum München ist es zusammen mit Kollegen
gelungen, eine kleine Population nicht aktiver Leukämiezellen zu finden,
die für einen Rückfall bei Leukämie verantwortlich ist. Nun ist der Weg
für die Erforschung neuer Therapien geebnet, die den Krankheitsrückfall
verhindern, indem sie verbliebene, sogenannte schlafende Leukämiezellen
beseitigen. Die Forschungsergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift
Cancer Cell veröffentlicht worden.

Chemotherapien scheitern bei Leukämie oft
daran, dass resistente Zellen die Behandlung überleben und einen
Krankheitsrückfall (Rezidiv) herbeiführen. Daher sind neue Therapien
nötig, die diese Zellen beseitigen. Den Wissenschaftlern um Jeremias,
Leiterin der Forschungsgruppe ‚ Apoptosis‘ in der Abteilung Genvektoren
(AGV) am Helmholtz Zentrum München ist es erstmals gelungen,
therapieresistente Zellen zu isolieren und zu charakterisieren. „Bisher
waren die verantwortlichen biologischen Prinzipien des Rückfalls bei
Leukämie nicht vollständig verstanden“, sagt Jeremias. „Mit unserem
neuen Ansatz, schlafende Zellen zu isolieren, haben wir erstmals die
Möglichkeit Therapien zu entwickeln, die diese Zellen ausschalten“.

Isolierte Zellen sprechen auf Medikamente an

„Wir haben eine Methode gefunden, die
schlafenden Leukämiezellen aus ihrer Umgebung herauszulösen. In dieser
sind sie nämlich nicht für Therapeutika angreifbar“, erklärt Sarah
Ebinger, Doktorandin der AGV und Erstautorin des Artikels. Mit Hilfe von
moderner Gentechnik und Farbstoffen, die Wucherungen markieren,
isolierten die Wissenschaftler Zellen und fanden dabei eine selten
auftretende Art, die in ihren Eigenschaften den Rückfall auslösenden
Zellen glichen. Sie waren inaktiv und therapieresistent. „Wir haben dann
festgestellt, dass diese Zellen, sind sie einmal aus ihrer Umgebung
herausgelöst, sehr wohl therapiesensitiv sind und auf Therapeutika gut
reagieren“, fügt Erbey Özdemir, Doktorand der AGV, hinzu. „Wir sind
damit dem Ziel, einen Krankheitsrückfall bei Leukämieerkrankten zu
verhindern, einen kleinen Schritt näher gekommen“, sagt Jeremias. „Dies
kann die Grundlage dafür sein, eine Therapieform zu finden, um
verbliebene Leukämiezellen nach einer Chemotherapie zu vernichten und so
einen Rückfall auszuschließen“.

Weitere Informationen

Original Publikation
Ebinger
S. et al. (2016): Characterization of Rare, Dormant, and
Therapy-Resistant Cells in Acute Lymphoblastic Leukemia; Cancer Cell,
DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.ccell.2016.11.002

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das
Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention
weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und
Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken
von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums
liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München
beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der
Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und
medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten
angehören. www.helmholtz-muenchen.de/

Die Abteilung Genvektoren erforscht das Epstein-Barr Virus (EBV), ein Tumorvirus des Menschen, und
dessen Beitrag zu verschiedenen Erkrankungen.  Ziel ist es
herauszufinden, wie das Immunsystem im gesunden Individuum EBV und
andere menschliche Herpesviren in Schach hält, und welche
Immunkontrollen im Patienten versagen. Die Entstehung von Tumoren des
Immunsystems – Leukämien und Lymphome – ist ein weiterer Schwerpunkt.
Mittelfristig sollen neue Medikamente, Impfstoffe gegen EBV und neue
Zelltherapien entwickelt werden, um Infektionserkrankungen, Leukämien
und Lymphome zu behandeln oder zu verhindern. http://www.helmholtz-muenchen.de/en/agv

Gensequenz von tödlichem Krankenhausbakterium entschlüsselt

Mailand (pte/28.04.2008/06:10) – Wissenschaftler des Istituto di Tecnologie Biomediche http://www.itb.cnr.it haben in Zusammenarbeit mit dem Dipartimento di Malattie Infettive am Istituto Superiore della Sanità und dem Dipartimento di Biologia an der Unversität Roma Tre die Gensequenz des Acinetobacter Baumannii entschlüsselt . Das wegen seiner Antibiotika-Resistenz besonders in Krankenhäusern gefürchtete Bakterium sorgt allein in Italien für 4.500 bis 7.000 Todesfälle im Jahr.

"Die Genom-Sequenzierung ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung effizienterer Methoden zur Identifikation und Kontrolle dieses gefährlichen Killers," bestätigt Projektleiter Gianluca De Bellis. "Sie bietet die Grundlage für eine rasche Diagnose und einen gezielten Therapieansatz. Ermöglicht hat uns dies die Verwendung eines neuen und vor kurzem nochmals verbesserten Sequenzverfahrens, das in wenigen Stunden über 100 Millionen DNA-Basen generiert . Das bedeutet einen ganz erheblichen Zeit- und Kostenvorteil gegenüber der bisher üblichen Methodik. "

Die genetische Aufschlüsselung des Acinetobacter Baumannii wird über die Web-Seite http://www.itb.cnr.it/genome-project der Öffentlichkeit zum freien Gebrauch zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe des innovativen Sequenzierungs-Verfahrens wollen die italienischen Forscher außerdem neue Stoffe zur Entwicklung von Antibiotika ermitteln. Dabei soll das Phänomen der Antibiotika-Resistenz sowohl aus der Sicht der Grundlagenforschung als auch der angewandten Forschung durchleuchtet werden.

Die Untersuchung über den genetischen Aufbau des Acinetobacter Baumannii ist über das vom italienischen Investitionsfond für Grundlagenforschung FIRB unterstützte Programm "Grandi Laboratori" finanziert worden. Einzelheiten sollen in der von der American Society of Microbiology herausgegebenen Fachzeitschrift "Antimicrobial Agents and Chemotherapy" veröffentlicht werden.

Veganer haben signifikant niedrigere Knochenmasse

Washington (pte/29.03.2005/12:25) – Rohkost-Veganer haben laut neuesten
Erkenntnissen zufolge eine extrem niedrige Knochenmasse. Doch während
dieses Symptom eigentlich ein Anzeichen für Osteoporose und ein
erhöhtes Knochenbruchrisiko ist, konnten die Forscher der Washington
University School of Medicine http://www.medicine.wustl.edu
feststellen, dass die Knochen der Veganer trotzdem eine gute Qualität
aufwiesen, berichtet Medical News Today http://www.medicalnewstoday .

Das Forscherteam unter der Leitung von Luigi Fontana untersuchte 18
Personen im Alter zwischen 33 und 85 Jahren, die sich seit
durchschnittlich 3,6 Jahren strikt veganisch, also gänzlich ohne
tierische Produkte – wie beispielsweise Milch, Käse oder Fleisch –
ernährten, dafür aber eine breite Palette veganer Produkte – wie
Gemüse, Obst, Nüsse, Samen, Getreide und Olivenöl – zu sich nahmen. Die
Forscher verglichen die Ergebnisse mit einer entsprechenden
Kontrollgruppe des selben Alters und Geschlechts, die über die gleichen
sozioökonomischen Faktoren verfügte und sich ohne Einschränkungen
ernährte.

Erstaunlich waren die darauf folgenden Ergebnisse der Studie. Denn
obwohl die Veganer eine niedrigere Knochenmasse bei den wichtigen
Skelettregionen des Körpers hatten – wie der Hüfte oder der
Lendenwirbelsäule – waren Gelenke und Knochen dennoch stark. Dies ist
darauf zurückzuführen, dass die Veganer durch ihre Ernährung über
andere biologische Vorraussetzungen verfügten, wodurch die mit
Knochenschwund und Knochenbrüchen einhergehenden typischen Symptome
fehlten, so die Forscher.

Zudem hatten die Veganer stärkere Abwehrkräfte, einen niedrigeren BMI
(Body Mass Index) und einen geringeren Körperfettanteil, ein
niedrigeres Brustkrebs- und Prostatakrebsrisiko und trotz des Verzichts
auf Milch- und Fleischprodukte eine erhöhte Vitamin-D-Konzentration im
Körper.

"Eine vegane Ernährung hat Vor- und Nachteile. Die Ergebnisse der
Studie bezeugen, dass diese Ernährungsweise durchaus positive Effekte
auf den Körper hat. Insbesondere der niedrigere BMI hat eine präventive
Wirkung bei der Reduzierung von kardiovaskulären Erkrankungen und
Krebs. Dennoch rate ich von einer so extremen Ernährung ab, denn über
einen langen Zeitraum gesehen können dadurch gesundheitliche Probleme
entstehen. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung mit viel frischem
Obst und Gemüse, Milchprodukten, Fisch, Fleisch und Getreide ist immer
noch die beste Gesundheitsvorsorge", resümierte Fontana.

Die Ergebnisse der Studie erscheinen in der aktuellen Ausgabe der
Archives of Internal Medicine http://www.archinte.ama-assn.org .