Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Ohne Bauchschnitt in den Dünndarm

Köln – Erkrankungen des Dünndarms können heute mit Hilfe der
Doppelballon-Enteroskopie nicht nur besser diagnostiziert, sondern
häufig auch besser behandelt werden. "Das Verfahren ersetzt in vielen
Fällen aufwendige und gefährliche Operationen, bei denen sonst ein
Bauchschnitt nötig gewesen wäre", sagt Professor Dr. med. Christian
Ell, Direktor der Klinik für Innere Medizin II der
Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden, im Vorfeld der 60.
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

Noch bis vor wenigen Jahren waren nur kleine Teile des Dünndarms der
endoskopischen Diagnostik und Therapie zugänglich. Ein Meilenstein in
der Entwicklung der modernen Dünndarmdiagnostik ist deshalb bis heute
die Einführung der Kapsel-Endoskopie im Jahr 2001. Mit diesem Verfahren
kann die gesamte Oberfläche des vier bis sechs Meter langen Dünndarms
umfassend und direkt untersucht werden. Eine weitere entscheidende
Verbesserung stellt die Entwicklung der Doppelballon-Enteroskopie dar:
Mit ihr ist es nicht nur möglich, Proben im Dünndarm zu entnehmen,
sondern auch therapeutische Maßnahmen durchzuführen. "Davon profitieren
vor allem Patienten mit chronischen Bauchschmerzen oder Durchfällen
sowie diejenigen, bei denen chronische Blutungen oder Tumore im
Dünndarm vermutet werden", so Professor Ell. Im Rahmen der 60.
Jahrestagung der DGVS, vom 14. bis 17. September in Köln, wird der
Experte auf einer Pressekonferenz über den Stand der Entwicklung in der
modernen Dünndarmdiagnostik berichten.

Armut beeinflusst Größe von Kindern

Armut beeinflusst Größe von Kindern
Sozialer Status der Eltern wirkt sich auf die Gesundheit aus
 
Professor Jörg Baten (Foto: Eberhard Karls Universität Tübingen)

Tübingen (pte007/05.01.2012/10:45) – Der soziale Status der Eltern wirkt sich auf die Gesundheit und schließlich auch auf die Körpergröße von Kindern aus, wie die Forscher Jörg Baten von der Universität Tübingen http://www.uni-tuebingen.de und Andreas Böhm vom Landesgesundheitsamt Brandenburg http://www.lasv.brandenburg.de in einem Forschungsprojekt zeigen. Dass die Körpergröße ein Indikator für die Qualität der medizinischen Versorgung und Ernährung sein kann, ist bekannt. Betrachtet man die großen Hungersnöte und Versorgungsengpässe ausgelöst durch Kriege und Naturkatastrophen in den vergangenen Jahrhunderten, so ist zu beobachten, dass die davon betroffenen Menschen deutlich kleiner sind als Menschen aus Regionen, in denen eine normale Versorgung besteht.

Breite genetische Streuung

"In den Entwicklungsländern sind die Unterschiede von Körpergröße und sozialer Stellung gravierender – dass dieses Phänomen eine wohlhabende Gesellschaft betrifft, ist jedoch neu", sagt Baten im pressetext-Gespräch. Die Forscher zeigen, dass es keiner großen Kriege bedarf, dass Menschen unterversorgt sind und damit auch weniger wachsen als andere. Dabei ist zu beachten, dass diese Körpergröße als Indikator nur für Durchschnitte einer großen Anzahl von Körpergrößen gilt. Die geringe Körpergröße eines einzelnen Menschen sagt nichts über das Wohlergehen aus, weil es eine breite genetische Streuung gibt. "Auf der individuellen Ebene sagen die Ergebnisse nicht viel aus. Eltern mit kleinen Kindern sollen nicht beunruhigt sein", betont Baten.

Untersucht wurde das Wachstum von Kindern aus dem Bundesland Brandenburg. Die Wissenschaftler ermittelten, inwiefern etwa Arbeitslosigkeit das Wachstum von Kindern in dem Zeitraum 1994 bis 2006 beeinflusst. Die Daten im Zuge der Einschulung von Erstklässlern erhoben. Dabei konnte die Körpergröße, das Alter und das Geschlecht von über 250.000 Kindern dokumentiert werden. Es wurden auch sozioökonomische Daten erfasst, wie der berufliche Status der Eltern, deren Ausbildungsniveau sowie die Anzahl der Kinder und Erwachsenen, die im Haushalt leben. Baten und Böhm konnten zeigen, dass die Arbeitslosigkeit der Eltern einen signifikant negativen Einfluss auf die Körpergröße ihrer Kinder hat.

Rolle der Abwanderungsrate

Dabei scheint ein geringeres Einkommen eine weniger bedeutende Rolle zu spielen als der psychologische Stress und die Frustration der Eltern durch ihre Arbeitslosigkeit. Diese Faktoren könnten zu einer Vernachlässigung der Kinder bezüglich ihrer Versorgung führen. Auch die Abwanderungsrate aus dem Bundesland wurde als Maß für die wirtschaftlichen Bedingungen eines bestimmten Gebiets gerechnet und steht in einem negativen Zusammenhang mit der Körpergröße der Kinder.

Die gebildetere Bevölkerungsschicht verlässt die Region wegen der schlechten wirtschaftlichen Bedingungen. Zurück bleiben die weniger Gebildeten. Da gerade Familien mit gebildeten Eltern in der Regel mehr Wert auf eine gesunde Ernährung und medizinische Versorgung der Kinder legen, entwickeln sich diese besser und werden größer.

Von besonderer Bedeutung scheint insbesondere das Ausbildungsniveau der Mutter zu sein. Die Autoren stellten auch fest, dass Kinder von Alleinerziehenden bezüglich ihrer Körpergröße keinen Nachteil gegenüber Kindern aus Familien mit zwei Elternteilen aufweisen. Allerdings zeigt sich ein positiver Einfluss auf die Größe der Kinder, sobald drei oder mehr Erwachsene im gleichen Haushalt leben – wenn also Großeltern vor Ort sind, die die Versorgung der Kinder mit unterstützen. Insgesamt wurde die Körpergröße von Kindern aus Brandenburg in dem Zeitraum 1994 bis 2006 negativ durch die hohe Arbeitslosigkeit der Eltern beeinflusst.

Augen-Screening mit dem Smartphone kann die Sehkraft retten

Augen-Screening mit dem Smartphone kann die Sehkraft retten
Experten halten Einsatz auch in Deutschland für denkbar

München
– Das Smartphone könnte in Zukunft augenärztliche Untersuchungen
ermöglichen. Aus einer Handykamera und bestimmten Aufsätzen haben
Wissenschaftler aus Bonn ein einfaches Untersuchungsgerät getestet, das
vor allem Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern zugutekommen
soll. Mit einer Forschungsförderung der DOG – Deutsche Ophthalmologische
Gesellschaft konnten die Forscher das Verfahren im Rahmen einer
Pilotstudie in Indien erfolgreich testen. Auch in Deutschland wäre ein
Einsatz denkbar, etwa in Pflegeheimen oder ländlichen Regionen.

Rund
250 Millionen Menschen weltweit sind blind oder sehbehindert. Viele
dieser Erblindungen wären durch regelmäßige Untersuchungen beim
Augenarzt vermeidbar. Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern
fehlt es jedoch an ausreichender augenärztlicher Versorgung. Mithilfe
einer modifizierten Handykamera könnte geschultes ärztliches Personal
zukünftig Augenuntersuchungen vornehmen. Schwere Augenerkrankungen
können so frühzeitig erkannt und behandelt werden.

„Smartphones
sind heutzutage allgegenwärtig und die Kameras vieler Geräte sind so
gut, dass sie sich prinzipiell für die medizinische Bildgebung eignen“,
sagt Dr. med. Maximilian Wintergerst, der die Methode bei einer
Pilotstudie in Bangalore, Indien getestet hat. Dort untersuchte er mit
seinem Team 200 Menschen, die an Diabetes erkrankt waren. Mithilfe eines
speziellen Adapters ist es möglich mit der Smartphone-Kamera Bilder vom
Augenhintergrund aufnehmen konnten. Bei jedem fünften Patienten
entdeckte das Team Anzeichen einer diabetischen Retinopathie – eine
Augenerkrankung, die bei Menschen mit Diabetes häufig vorkommt und
unbehandelt zur Erblindung führen kann.

„Der
große Vorteil dieser Methode sind die geringen Anschaffungskosten für
die Geräte und die hohe Mobilität“, erklärt Wintergerst. Die mobilen
Untersuchungsteams benötigen ein Smartphone mit guter Kamerafunktion und
einen Adapter für einige 100 Euro. Eine sehr preiswerte Variante dieses
Adapters entwickelten die indischen Augenärzte aus Bangalore aus einem
LED-Lämpchen, einer Batterie und einem Klebeband. Die
Smartphone-Aufnahmen reichen qualitativ zwar nicht an die
konventioneller Geräte in einer Augenarztpraxis heran, „für Menschen in
medizinisch unterversorgten Regionen bieten sie aber eine leicht
zugängliche, erschwingliche Alternative“, sagt Wintergerst. Ideal wäre
die Kombination mit Telemedizin, dass die Aufnahmen also von ärztlichem
Hilfspersonal angefertigt werden und an eine Augenklinik übermittelt
werden, wo ein Augenarzt sie ansehen und beurteilen kann. Denn das
Problem in Schwellen- und Entwicklungsländern ist, dass es meist nicht
genügend Augenärzte gibt, um all die notwendigen Untersuchungen zu
machen.

„Denkbar
wäre etwa ein mobiles Augenscreening für Menschen mit Diabetes oder von
Frühgeborenen, die häufig mit Augenproblemen zu kämpfen haben“. In
Deutschland könnte die Methode möglicherweise in Pflegeheimen oder in
ländlichen Regionen zum Einsatz kommen. Dort leiden ebenfalls viele
Menschen an Sehproblemen, der Weg zum Augenarzt stellt aber oft ein
großes Hindernis dar. „Aber auch in bestens ausgerüsteten
Universitätskliniken gibt es Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise zur
Dokumentation des Augenhintergrundes von bettlägerigen Patienten“,
meint Wintergerst.

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung

Die
DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für
Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als
7.200 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren
und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in
der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche
Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche
Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den
wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum
Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im
Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche
Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft
Deutschlands.

Zusammenleben mit Bakterien und Pilzen – Neue Erkenntnisse zu unserem Immunsystem

Wie der Darmpilz Candida
albicans
unser Immunsystem prägt

Mitglieder des
Exzellenzclusters Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen
haben erstmals einen Mechanismus entschlüsselt, wie spezifische Mikrobiota
Entzündungsreaktionen in der Lunge verstärken.

Die Zusammensetzung der Mikroorganismen, die in und
auf unserem Körper leben – das so genannte Mikrobiom – hat enormen Einfluss auf
die menschliche Gesundheit. Noch lässt sich dieser Einfluss nicht gezielt
therapeutisch nutzen, da die zugrundeliegenden Mechanismen weitgehend unbekannt
sind. An der Aufklärung dieser Interaktionen von Mensch und Mikrobiom arbeiten
verschiedene Forschungsgruppen im Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische
Entzündungserkrankungen. Ein Team vom Institut für Immunologie und dem Institut
für Klinische Molekularbiologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
(CAU) und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) hat jetzt eine
wegweisende Entdeckung gemacht. „Wir haben einen Mechanismus entdeckt, über den
bestimmte Mikrobiota Entzündungsreaktionen in der Lunge verstärken“, erklärt
Studienleiterin Professorin Petra Bacher. „Die jetzt in der Fachzeitschrift Cell
veröffentlichten Ergebnisse bieten neue Ansatzpunkte, solche Krankheitsprozesse
besser zu erkennen und gezielt zu therapieren“, ergänzt der Leiter des
Instituts für Immunologie, Professor Alexander Scheffold.

Der Mensch lebt in enger Symbiose mit seinem
Mikrobiom, also den unzähligen Bakterien, Pilzen und Viren, die unsere
Körperoberflächen, die Haut, den Darm oder die Lunge, besiedeln. Dieses
Zusammenleben ist fein ausbalanciert und bietet viele Vorteile wie den Schutz
vor Infektionen oder die Hilfe bei der Verwertung von Nährstoffen. Ein
verändertes Mikrobiom ist mit unterschiedlichsten Krankheiten assoziiert.
Hierzu zählen unter anderem chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Allergien,
Stoffwechselkrankheiten, Autoimmunerkrankungen, Krebs oder auch psychische
Krankheiten wie Depressionen. Dadurch erregte das Mikrobiom in jüngster Zeit
viel Aufmerksamkeit. Denn prinzipiell ließen sich durch Beeinflussung des
Mikrobioms fast alle wichtigen Zivilisationskrankheiten behandeln. Theoretisch
– aber noch fehlen konkrete Ansatzpunkte. Die enorme Vielfalt des Mikrobioms
erschwert es, die wesentlichen Komponenten auszumachen und zu definieren, was
Ursache und Wirkung ist. Das behindert eine spezifische Behandlung.

Die Interaktion mit dem Mikrobiom wird maßgeblich
durch das Immunsystem gesteuert. Zellen des Immunsystems erkennen spezifische
Mikroben und sorgen für ein gesundes Gleichgewicht. Die entscheidende Frage
ist: Wie und durch welche Mikroben werden unterschiedlichen Effekte auf
Körperfunktionen vermittelt? Einem Wissenschaftlerteam der Charité-Universitätsmedizin
Berlin, der Unikliniken Köln und Bochum sowie des Leibniz-Instituts für
Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie und der Universität Jena unter der
Leitung von Petra Bacher und Alexander Scheffold von der CAU und des UKSH ist nun
ein Durchbruch gelungen. „Wir haben den eigentlich harmlosen Pilz, Candida
albicans
, der Darm, Haut und Schleimhäute besiedelt, als einen zentralen
Modulator unseres Immunsystems identifiziert“, erklärt Alexander Scheffold. „Candida
albicans
regt das Immunsystem an, spezifische Abwehrzellen, sogenannte
Th17 Zellen, zu bilden. Diese ermöglichen das friedliche Zusammenleben mit dem
Pilz.“ Für die Studie haben die Forscherinnen und Forscher ein sensitives
Verfahren entwickelt, um die Th17-Zellen aus dem Blut herauszufiltern, die sich
gegen Candida albicans richten. Ein Teil dieser Th17 Zellen erkennt
auch andere Pilze, wie beispielsweise den Schimmelpilz Aspergillus
fumigatus
, wie die weiteren Analysen ergaben. Dieses Phänomen wird als
Kreuzreaktivität bezeichnet.

Schimmelpilzsporen werden täglich über die Atemluft
aufgenommen, sind bei Gesunden aber harmlos. Bei Menschen, die an chronischen
Lungenerkrankungen wie Mukoviszidose, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung
oder Asthma leiden, kann sich der Schimmelpilz hingegen in der Lunge
ansiedeln.  Dies steht im Verdacht, das Krankheitsbild zu verschlechtern.
„Überraschenderweise fanden wir, dass bei diesem Personenkreis die Anzahl der
kreuzreaktiven Th17 Zellen im Lungengewebe erhöht ist, was mit einer Krankheitsverschlechterung
einhergeht. „Die schützende Th17 Reaktion im Darm scheint in der Lunge eher
krankmachende Immunprozesse zu verstärken“, ergänzt Erstautorin Petra Bacher.

Damit konnten die Forscherinnen und Forscher
erstmals nachweisen, wie ein einzelnes Mitglied des Mikrobioms, nämlich Candida
albicans
, die spezifische Immunreaktion gegen eine große Gruppe von
anderen Mikroben prägt. Scheffold: „Kreuzreaktivität ist vermutlich ein
verbreiteter Immunmechanismus, durch den das Mikrobiom das Immunsystem manipuliert,
mit protektiven oder schädlichen Auswirkungen. Die Möglichkeit, solche
spezifischen Effekte einzelner Mikroben zu erfassen, ermöglicht uns nun,
gezielte Therapien zu entwickeln.“

Originalpublikation

Petra Bacher, … Alexander
Schefold, et al. Human anti-fungal

Siegeszug der Unvernunft??? Noch nie war es so leicht, Fakten fälschen?

Noch nie war es so leicht, Fakten zu
prüfen, Argumente abzuwägen. Trotzdem ist irrationales Denken enorm
erfolgreich, sagt der Journalist Jens Bergman in der Redezeit. Er
erklärt, warum so etwas Vernünftiges wie die "Vernunft" weltweit aus der
Mode gekommen ist.


"Vernunft ist eine schöne Sache, aber
Nachdenken ist auch anstrengend", weiß der Vize-Chefredakteur des
Wirtschaftmagazins ‚brand eins‘ Jens Bergmann. Alle Voraussetzungen sind
da, um die Kernidee der Aufklärung, wahr werden zu lassen und sich des
gesunden Menschenverstandes zu bedienen. Gemeint ist die Bereitschaft,
Kritik zuzulassen, den eigenen Standpunkt zu überdenken oder
Unterschiede in der Wahrnehmung der Welt zu erkennen.

Stattdessen triumphieren Unvernunft und
irrationales Denken. Das strikte Gegeneinander von Gefühl und Ratio, als
ob sie erbitterte Gegner wären.

Für Jens Bergmann gibt es "keine Wahrheit des
Gefühls. Gefühle können nur dann vernünftig genutzt werden, wenn der
Verstand mit ins Spiel kommt." Umgekehrt braucht die abwägend kühle
Ratio immer auch unsere Herzensbildung, wie der Psychologe es nennt.

Dazu ein Interview im WDR-Hörfunk als Podcast

https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/180/1809053/wdr5neugiergenuegtredezeit_2019-01-02_siegeszugderunvernunftjensbergman_wdr5.mp3

Vogelgrippe: Tödliche Pandemie bleibt unzähmbar

Theoretische Möglichkeit der Übertragung über die Luft nachgewiesen
 
Schutz vor Vogelgrippe: Virus via Luft übertragbar (Foto: pixelio.de, Schwarz)

Rotterdam (pte007/22.06.2012/10:15) – Das H5N1-Virus könnte sich in eine Form verändern, die rasch von einem Menschen zum anderen übertragen wird. Forscher am Erasmus Medical Centre http://erasmusmc.nl haben fünf genetische Veränderungen identifiziert, die es dem Virus erlauben könnten, eine tödliche Pandemie auszulösen. Das Team um Ron Fouchier schreibt in Science http://sciencemag.org , dass es theoretisch auch möglich wäre, dass diese Veränderungen in der Natur stattfinden. Zuvor wurde versucht, die vollständige Veröffentlichung dieser Studienergebnisse zu verhindern. Zu groß war die Angst, dass dieses Wissen von Terroristen zur Herstellung von Biowaffen eingesetzt werden könnte.

Hoffnung auf Impfstoffe

Fouchier betont in einem BBC-Bericht, dass die vollständige Veröffentlichung der wissenschaftlichen Community die beste Möglichkeit bietet, zukünftige Pandemien zu bekämpfen. "Wir wollen verstehen, welche Viren Pandemien auslösen können. Dieses Wissen könnte bei der Einführung strikter Programme zur Bekämpfung helfen." Zusätzlich besteht auch Hoffnung für neue Impfstoffe und antivirale Medikamente gegen eine tödliche Form der Vogelgrippe, die sich rasch von einem Menschen zum anderen verbreiten könnte.

Bisher sind mehrere Zehnmillionen Vögel an den Folgen der Infektion mit H5N1 gestorben. Hunderte Millionen wurden geschlachtet, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Das Virus ist auch für den Menschen tödlich. Es kann allerdings nur über den engen Kontakt mit infizierten Vögeln übertragen werden. Aus diesem Grund sind erst relativ wenige Menschen verstorben. Zahlen der WHO gehen seit 2003 von 332 Todesopfern aus. Offizielle Stellen befürchten, dass das Virus eines Tages mutiert und über Husten oder Niesen übertragen werden könnte.

Vorhersehbarkeit schwierig

Erst jetzt hat eine Studie bewiesen, dass das Auftreten eines derart tödlichen Virus theoretisch möglich ist. Fouchier wollte herausfinden, welche genetischen Veränderungen für eine Mutation von H5N1 notwendig sind. Die Wissenschaftler verglichen die genetische Struktur des Vogelgrippe-Virus mit jenen, die in der Vergangenheit für Grippeepidemien beim Menschen verantwortlich waren. Sie fanden fünf entscheidende Unterschiede, die ihrer Meinung nach jene Mutationen sein könnten, die für eine Übertragung über die Luft erforderlich sind.

Die Richtigkeit dieser Theorie wurde durch das Herbeiführen dieser Veränderungen bei H5N1 bestätigt. Der Virus konnte tatsächlich bei Frettchen durch Husten und Niesen übertragen werden. Experten der University of Cambridge http://www.cam.ac.uk untersuchten in einem nächsten Schritt die genetische Struktur von 3.000 Vogelviren und 400 Viren, die beim Menschen auftreten. Es zeigte sich, dass einige dieser Viren über zwei der entscheidenden Veränderungen verfügten, die für eine Übertragung über die Luft vonnöten sind.

Mathematische Modelle legen nahe, dass es durchaus möglich ist, dass ein Virus auch die drei noch fehlenden Veränderungen durchmachen kann, die für das Entstehen einer Pandemie erforderlich sind. Damit wurde erstmals gezeigt, dass es möglich ist, dass die Vogelgrippe auch über die Luft übertragen werden kann. Die Wissenschaftler können derzeit jedoch nicht genau sagen, wie wahrscheinlich ein derartiges Ereignis ist.

Therapie gegen Atempausen im Schlaf

Ein Schrittmacher für die Zunge – Therapie gegen Atempausen im Schlaf

Dortmund – Nächtliches Schnarchen geht oft mit Atempausen einher, die nicht nur den Schlaf, sondern auch das Herz belasten. Eine neue Therapie gegen Schnarchen hat sich jetzt in einer internationalen Studie bewährt: Ein vollständig implantierter Schrittmacher sorgt dafür, dass betroffene Schlafapnoiker gleichmäßig atmen und wieder erholsamen Schlaf finden. Die HNO-Klinik der Universitätsmedizin Mannheim hat die Operationstechnik erstmals in Deutschland eingesetzt und für die Studie wesentlich verbessert. Die Methode, die inzwischen unter bestimmten Bedingungen von den Krankenkassen erstattet wird, ist Thema auf der 85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals- Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC).

Patienten, die unter Schnarchen mit Atemaussetzern leiden, der sogenannten obstruktiven Schlafapnoe (OSA), ringen im Schlaf ständig nach Luft. In der Folge nimmt die Sauerstoffkonzentration im Blut ab, Stresshormone werden freigesetzt. Schließlich verhindert eine Weckreaktion des Körpers, dass der Schlafende erstickt. Auf den wenig erholsamen Schlaf folgen am Tag dann Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwäche, das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und hohen Blutdruck steigt. Schätzungsweise sind fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung von OSA betroffen, sie betrifft überwiegend die Altersgruppe der 40 bis 65 Jährigen.

Ursache der OSA sind funktionelle Störungen der Atemwegssteuerung: Die Muskulatur erschlafft im Schlaf, sodass die Zunge in den Rachen fällt und die Atemwege verschließt. Die bisherige Standardtherapie ist ein Beatmungssystem, Continuous Positive Airway Pressure (CPAP) genannt. Dieses ist wirksam, viele Betroffene nehmen die Atemmaske und das rauschende Gerät im Schlafzimmer aber nicht an. „Fast die Hälfte aller Patienten ist daher nicht ausreichend oder überhaupt nicht behandelt“, sagt Dr. med. Joachim T. Maurer von der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik Mannheim. Abhilfe könnte hier die sogenannte Upper Airway Stimulation (UAS) schaffen. Dabei handelt es sich um ein vollständig implantiertes Schrittmachersystem, das den Unterzungennerv milde stimuliert. So verhindert es direkt, dass die Muskulatur erschlafft, die für die Atempausen verantwortlich ist. „Der Patient atmet dadurch im Schlaf wieder gleichmäßig“, erläutert der Experte im Vorfeld der Tagung der DGHNO KHC. Die unerwünschten Nebenwirkungen des Schrittmachers können gemäß der Studie als gering eingestuft werden: „Durch die Operation entstehen keine irreversiblen Veränderungen der oberen Atemwege, Schlucken und Sprechen bleiben unbeeinträchtigt,“ sagt der Experte.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie zeigen die Wirksamkeit der neuen Therapie: Atemaussetzer verringern sich um 68 Prozent, der Sauerstoffabfall im Blut um 70 Prozent. Die mit der OSA verbundene Tageschläfrigkeit nimmt ab und die Lebensqualität verbessert sich. Über die genauen Studienergebnisse spricht Dr. Joachim T. Maurer auf der Pressekonferenz anlässlich der 85. Jahresversammlung Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V., die vom 28. Mai bis 1. Juni in Dortmund stattfindet. Dann ist auch Thema, wie Ärzte einen solchen Schrittmacher implantieren und wem sie zu dem Eingriff raten.

Viele weitere Tipps finden Sie im hobbythek-Buch "Besser Schlafen".

Das Buch ist leider vergriffen, kann jedoch – in neuwertigem Zustand –  für  9,99 €  bei www.jean-puetz-produkte.de

bestellt werden.

hobbythek – Besser Schlafen
Sanfte Wege zu einer erholsamen Nacht

von Jean Pütz, Sabine Fricke, Monika Pohl
Erscheinungsjahr: 2000
ISBN: 3-8025-6222-4

Schlaf ist Genuss und Lebenselixier zugleich. Und trotzdem tun wir
schlechten Schlaf gern als Bagatelle ab. Dabei hat Schlafmangel auf
Dauer schlimme Folgen: Unausgeschlafen und ausgelaugt laufen Körper und
Geist auf Sparflamme; die Lebensfreude sinkt, und das Immunsystem wird
schwächer. Schließlich werden wir krank. Schon bei Kindern sind
Schlafstörungen weit verbreitet und können sogar zu ernsthaften
Entwicklungsstörungen führen. Das muss nicht sein!

Das Hobbythekbuch Besser Schlafen zeigt, wie man auf sanftem Weg wieder
zu einer erholsamen Nacht kommt, wie man seinen persönlichen
Schlafrhythmus findt, eine erquickende Siesta in den Tagesablauf
integriert und mit den richtigen Leckereien am Abend, beruhigenden Tees
und Bädern sowie Entspannungsübungen problemlos ein- und tief
durchschlafen kann.

Außerdem verrät die Hobbythek, warum der Blick in die untergehende
Sonne nicht nur schön, sondern auch sinnvoll ist, und wie man Licht
generell für einen besseren Schlaf nutzen kann.

Inhaltsverzeichnis:
–    Der Schlaf – das unbekannte Wesen
–    Einschlafen im Einklang mit der Natur
–    Schlaf, Kindlein, schlaf
–    Das richtige Bett: ein Himmelreich
–    Dicke Luft im Schlafzimmer
–    Wenn die Nacht zur Qual wird – Schlafstörungen

Einfluss der Gene auf chronische Krankheiten neu erforscht

Zwillingsforschung zum Einfluss der Gene

DGRh: Erbanlagen und Lebensstil beeinflussen Rheuma

Berlin
– Mit Ausnahme eineiiger Zwillinge nach ihrer Geburt haben wohl keine
zwei Menschen auf der Welt das gleiche Immunsystem. Entsprechend
unterschiedlich fällt die Reaktion auf Impfstoffe oder Krankheitserreger
aus, ebenso die Neigung zu Allergien oder Autoimmunerkrankungen.
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen gehen auf eine Fehlfunktion des
Immunsystems zurück – und auch hier entscheidet die erblich festgelegte
Immunausstattung mit darüber, ob eine Rheumaerkrankung ausbricht oder
nicht – und wie stark sie ausfällt. Wie groß ist jedoch der genetische
Einfluss und welche anderen Faktoren spielen dabei eine Rolle? Darüber
sprachen Experten auf dem 46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für
Rheumatologie (DGRh), der vor kurzem in Mannheim stattfand.

Entscheidend
für die Funktion oder Fehlfunktion des Immunsystems ist eine Gruppe von
zwölf Genen, die für die so genannten HLA-Antigene auf der Oberfläche
von Immunzellen codieren. Sie bestimmen wesentlich darüber, worauf das
Immunsystem reagiert und wie heftig die Reaktion ausfällt. Die HLA-Gene
kommen in einer Vielzahl unterschiedlicher Ausprägungen vor und werden
jeweils zur Hälfte vom Vater und von der Mutter vererbt. „Die
Kombination dieser Gene ist entscheidend für die Infektabwehr und die
Entstehung von überschießenden Immunantworten, wie wir sie bei
Autoimmunerkrankungen sehen“, sagt Professor Dr. med. Hanns-Martin
Lorenz, Leiter der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum
Heidelberg und Präsident der DGRh.

In
den letzten Jahren sind Zusammenhänge zwischen dem individuellen
HLA-Profil und so unterschiedlichen Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes,
Zöliakie oder eben entzündlich-rheumatischen Erkrankungen aufgedeckt
worden. Als Beispiel nennt Lorenz den Morbus Bechterew, bei dem der
rheumatische Entzündungsprozess unter anderem die Gelenke der
Wirbelsäule angreift und dazu führt, dass diese versteifen. „95 Prozent
der Morbus-Bechterew-Patienten besitzen die Genvariante HLA-B27“,
erläutert Lorenz. In der hiesigen Gesamtbevölkerung komme diese Variante
aber nur zu zehn bis fünfzehn Prozent vor.

So
deutlich dieser Zusammenhang ist – die Morbus-Bechterew-Forschung
belegt auch, dass das Vorhandensein von HLA-B27 alleine nicht ausreicht,
um die Krankheit entstehen zu lassen. Denn nur jeder zehnte Genträger
erkrankt tatsächlich an Morbus Bechterew. „Offensichtlich sind
zusätzliche Faktoren notwendig, damit die Krankheit zum Ausbruch kommt“,
sagt DGRh Präsident Lorenz. Als Auslöser kämen zum Beispiel Infektionen
mit bestimmten Viren oder Bakterien infrage, die das Immunsystem
zusätzlich aktivierten und so die Krankheit provozierten.

Auch
Studien mit eineiigen Zwillingen – den einzigen Menschen, die dieselben
HLA-Gene besitzen – belegen die Grenzen des genetischen Einflusses:
Zwillingsgeschwister von an Rheuma erkrankten Menschen haben zwar ein
deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko. Tatsächlich erkrankt der zweite
Zwilling bei den klassischen Autoimmunerkrankungen aber in weniger als
der Hälfte der Fälle. Neben Infektionen spielt hier auch der Lebensstil
eine Rolle. So haben Raucher zum Beispiel ein höheres Rheumarisiko als
Nichtraucher. „Die Bedeutung des Lebensstils – und damit auch der
Eigenverantwortung der Patienten – wird immer deutlicher“ sagt Lorenz.
Epigenetik ist ein recht neues Forschungsfeld, das die Regulation der
Genaktivierung erforscht. Auch hier zeigen sich immer mehr interessante
Korrelationen zu entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, erläutert der
Experte. „Das nährt die Hoffnung, dass das Verständnis der Entstehung
wächst und sich daraus vielleicht auch Therapiemöglichkeiten ergeben“.

Engpass in der Antibiotika-Versorgung – kaum zu glauben, aber lösbar

Engpass in der Antibiotika-Versorgung – kaum zu glauben, aber lösbar

Im Oktober 2016 kam es bei
einem ostchinesischen Arzneimittelhersteller zu einer folgenschweren
Explosion. Danach fehlte weltweit ein Grundstoff, der für die
Herstellung von Piperacillin/Tazobactam benötigt wird, einem vor allem
bei schweren Infektionen unverzichtbaren Antibiotikum. Lieferengpässe
waren die Folge.

Zu den Betroffenen gehörte
auch das Universitätsklinikum Frankfurt. An der Klinik mit 1300 Betten
wurde das Medikament monatlich etwa 5400 Mal eingesetzt. Als der
Hersteller mitteilte, dass er die Lieferungen um ein Drittel
einschränken müsse, informierte die Klinikapotheke das Antibiotic
Stewardship (ABS)-Team, das seit 2016 Ärzte beim Antibiotika-Einsatz in
der Klinik berät. Es erstellte daraufhin einen Notfallplan.

Piperacillin/Tazobactam war
fortan für die Klinikärzte nur noch auf Sonderrezept erhältlich. Der
Einsatz des Antibiotikums wurde auf bestimmte Infektionen beschränkt,
bei denen es kaum Alternativen gab. Dies waren schwere
Lungenentzündungen und komplizierte Infektionen. Darüber hinaus
erhielten Kinder im Rahmen einer empirischen Antibiotikatherapie bei
einer Chemotherapie-bedingten Abwehrschwäche den Wirkstoff weiterhin.
Auch bei Nachweis bestimmter Problemerreger konnten die Ärzte weiterhin
auf Piperacillin/Tazobactam zurückgreifen.

Der Notfallplan ging auf –
sogar besser als erwartet. Wie das ABS-Team um Professor Christoph
Stephan in der DMW berichtet, wurde der Einsatz von
Piperacillin/Tazobactam schon in der ersten Woche um 71 Prozent gesenkt.
Der Einspareffekt blieb in den folgenden Wochen erhalten, sodass das
ABS-Team die Restriktionen lockern konnte.

Nachteile für die Patienten
haben sich im Rahmen der Maßnahmen nicht ergeben. So blieb laut
Professor Stephan der befürchtete Anstieg von Darminfektionen mit
Clostridium difficile aus. Dazu hätte es kommen können, weil viele
Patienten statt mit Piperacillin/Tazobactam mit sogenannten
Breitband-Antibiotika behandelt wurden. Diese können bei der
Wirkstoffaufnahme über den Darm die dort befindlichen Darmbakterien
zerstören und eine anschließende Vermehrung von Clostridium difficile
begünstigen. Dieser Keim kann durch Bildung von Toxinen
lebensgefährliche Komplikationen auslösen. Das Ausbleiben solcher
Darminfektionen könnte laut Professor Stephan auf den insgesamt
überlegten und maßvollen Einsatz der Antibiotika zurückzuführen sein.

Auch die Zahl
lebensbedrohlicher Blutinfektionen ist laut Professor Stephan nicht
angestiegen. Bei einigen Infektionen kam es durch den überlegteren
Einsatz von Antibiotika sogar zu einem leichten Rückgang.

Darüber hinaus wirkten sich
die Maßnahmen des ABS-Teams finanziell positiv aus: Obwohl die Preise
für Piperacillin/Tazobactam durch den Mangel um 67 Prozent gestiegen
waren, konnte die Klinik ihre Antibiotika-Ausgaben insgesamt um 13
Prozent senken. Dies war laut Stephan zum einen dem Rückgang des
Antibiotika-Einsatzes um fast sechs Prozent zu verdanken. Zum anderen
lagen die Preise einiger alternativer Antibiotika unter dem von
Piperacillin/Tazobactam. Das positive Fazit: Trotz der leicht
angestiegenen Personalkosten hat die Klinik unter dem Strich
Einsparungen erzielt.

Professor Stephan rechnet
damit, dass in Zukunft ähnliche Maßnahmen notwendig werden. Die Zahl der
Lieferengpässe bei Arzneimitteln habe in den letzten Jahren weltweit
zugenommen. Die Ursachen sieht der Infektiologe in der zunehmenden
Verlagerung der Produktion in Niedriglohnländer. Zudem werde die
Herstellung wichtiger Medikamente immer häufiger auf wenige Standorte
konzentriert, sodass bei plötzlichen Produktionsschwierigkeiten
alternative Anbieter fehlen könnten.

  1. Kessel, B. Dolff, T. Wichelhaus, N. Keiner, M. Hogardt, C.
    Reinheimer, I. Wieters, S. Harder, V. A. J. Kempf, C. Stephan, für das
    Antibiotic-Stewardship-Team (UKF):
    Piperacillin/Tazobactam-Lieferengpass: Zentrale Restriktion und
    Alternativempfehlungen als effektive Antibiotic-Stewardship-Maßnahme an
    einem Klinikum der Maximalversorgung. DMW Deutsche Medizinische
    Wochenschrift 2018; 143 (8); e59-e67

Unfallrisiko bei geringem Schlafentzug verdoppelt

Unfallrisiko bei geringem Schlafentzug verdoppelt

Fünf Stunden Ruhe reichen nicht aus – Folge ist betrunkener Fahrstil

Unfall: Fünf Stunden Schlaf gefährden Verkehr (Foto: Erich Kasten/pixelio.de)
Unfall: Fünf Stunden Schlaf gefährden Verkehr (Foto: Erich Kasten/pixelio.de)

Washington/Wien (pte002/07.12.2016/06:05) –

Schon ein bis zwei Stunden Schlafmangel pro Nacht reichen aus, um das
Risiko für einen Verkehrsunfall am Folgetag zu verdoppeln. Zu diesem
Ergebnis kommt eine aktuelle Erhebung der US-amerikanischen AAA
Foundation for Traffic Safety http://aaafoundation.org .

Aufopfern von Schlaf

"Man kann Schlaf nicht einfach auslassen und dann noch
erwarten, dass man hinter dem Steuer sicher funktioniert", erklärt David
Yang von der AAA Foundation. "Unsere neue Studie zeigt, dass ein
Fahrer, der unter fünf Stunden geschlafen hat, ein ähnliches
Unfallrisiko wie ein Betrunkener aufweist." Demnach reichen wenige
Stunden Schlafentzug bereits aus, um zu einem Verkehrsrisiko zu werden.

"Eine Veränderung der Schlafzeiten wird es vermutlich
aufgrund der andauernden Erreichbarkeit durch unsere
Kommunikationsmittel geben. Möglicherweise kommt es zunehmend zu einer
Stückelung der Schlafzeiten, sodass man sich nicht auf einmal rund acht
Stunden gönnt, sondern diese Zeit aufteilt. Vermutlich sind junge Leute
eher bereit Schlafzeit zu opfern, um "nichts zu versäumen", weil sie
vielleicht rasch informiert sein möchten und gleich antworten wollen.
Auf Dauer geht dies jedoch zu Lasten ihrer Leistungsfähigkeit, auch wenn
sie denken, vieles noch kompensieren zu können", erklärt
ÖAMTC-Verkehrspychologin Marion Seidenberger http://oeamtc.at gegenüber pressetext.

Obwohl rund 97 Prozent der in einer weiteren Kategorie
der Erhebung befragten Fahrer angaben, es unverantwortlich finden,
übermüdet zu fahren, gaben drei Prozent zu, mindestens einmal im
vergangenen Monat im schläfrigen Zustand ein Auto bewegt zu haben. "Eine
gesundes Gleichgewicht von Arbeit und Leben zu organisieren, ist
schwierig und viel zu oft opfern wir unseren Schlaf dafür", so Jake
Nelson von der AAA Foundation.

Eindeutige Symptome

Hinweise für eine Übermüdung sind unter anderem
Probleme beim Offenhalten der Augen, das Nichteinhalten der Fahrspur und
Schwierigkeiten beim Erinnern an die letzten Fahrminuten. Die AAA
Foundation gibt deshalb den Tipp, vor langen Fahrten schweres Essen zu
vermeiden, sich mit dem Partner beim Fahren abzuwechseln, alle zwei
Stunden eine kurze Pause einzulegen und auf gewisse Medikamente zu
verzichten.

"Die Methode, mit der die Bewegungen des Augenlids
mithilfe von Infrarotlicht aufgezeichnet werden, galt lange Zeit als
sehr vielversprechend, denn die Blinzel-Frequenz steigt mit zunehmender
Müdigkeit. Nachteil: Diese Sensorik ist störanfällig. Hauptproblem: Die
Systeme verwirren den Fahrer, indem sie ihm antrainieren, das eigene
Müdigkeitsgefühl zu ignorieren. Und: Viele Fahrer lassen sich nicht die
Pausen von einem Computersystem anordnen", erläutert Klaus Robatsch vom
Kuratorium für Verkehrssicherheit http://kfv.at im pressetext-Gespräch.