Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Papillomviren: Impfung auch für Jungen

Papillomviren: Frauenärztin empfiehlt Impfung auch
für Jungen

fzm, Stuttgart, Dezember 2014 – Humane Papillomviren sind auch in
Deutschland die häufigste sexuell übertragbare Virusinfektion. Neben
Krebserkrankungen des Muttermundes können sie Genitalwarzen bei Frauen und
Männern auslösen. Die seit 2007 in Deutschland empfohlene Impfung ist deshalb
auch für männliche Jugendliche interessant, argumentiert eine Expertin in der
Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag,
Stuttgart. 2014).

Infektionen mit Humanen Papillomviren (HPV) sind für sexuell aktive Frauen
kaum vermeidbar. Etwa 70 bis 80 Prozent infizieren sich, schreibt Dr. Gisela
Gille von der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung. Der eingetragene
Verein von Frauenärzten bietet Informationsveranstaltungen für junge Frauen an,
um die Hemmschwelle zum ersten Frauenarztbesuch zu senken. Bei etwa zehn Prozent
der HPV-infizierten Frauen kommt es zu einer chronischen Infektion, die zu einer
Krebserkrankung fortschreiten kann. Betroffen ist nicht nur der Muttermund,
sondern auch das äußere Genitale. Hier sind die Viren Auslöser von
Genitalwarzen. Sie verursachen in der Regel keine Beschwerden, können laut Dr.
Gille jedoch Ängste und psychosoziale Probleme auslösen. Außerdem sind
Genitalwarzen hoch infektiös. Etwa 70 Prozent stecken ihre männlichen Partner
an, die dann ebenfalls Genitalwarzen an Eichel, Penisstamm oder in der
Dammregion entwickeln.

Die meisten Genitalwarzen verschwinden von selbst. Bei Menschen mit
Abwehrschwäche, aber auch bei starken Rauchern kann sich die Abheilung
verzögern. Gelegentlich bilden sich größere Gewächse, sogenannte
Riesenkondylome. Eine Behandlung ist dann oft langwierig, warnt Dr. Gille, und
merkt an, dass sich die jährlichen Behandlungskosten in Deutschland für
Genitalwarzen etwa auf 49 Millionen Euro belaufen. In seltenen Fällen können die
Viren am äußeren Genital auch Krebs auslösen. Auf 100.000 Frauen kommen pro Jahr
ein bis zwei Krebserkrankungen, die das äußere Genitale, also die Vulva, oder
die Scheide betreffen. Vulvakarzinome haben in den letzten Jahrzehnten um den
Faktor 1,5 zugenommen, berichtet Dr. Gille. Auch jüngere Frauen seien zunehmend
betroffen. Peniskarzinome treten vor allem bei älteren Männern mit einer
Häufigkeit von eins zu 100.000 und Jahr auf.

Genitalwarzen können auch am Anus auftreten. Übertragen werden sie in erster
Linie durch den Analverkehr. Betroffen sind laut Dr. Gille nicht nur
homosexuelle Männer, sondern auch Frauen im mittleren und höheren Lebensalter.
In Deutschland kommen laut Dr. Gille auf 100.000 Personen bis zu drei
Erkrankungen bei Frauen und knapp zwei Erkrankungen bei Männern.

Auch Oralsex kann HPV übertragen. Die Folge kann ein Krebs der Schleimhaut in
Mund oder Rachen sein. Genaue Zahlen gibt es nicht. In den USA sind jedoch
bereits 60 bis 70 Prozent aller Krebserkrankungen in diesem Bereich auf HPV
zurückzuführen. In Europa betrage der Anteil 20 bis 40 Prozent, mit steigender
Tendenz.

Die meisten Krebserkrankungen durch HPV können durch eine Impfung verhindert
werden, die seit 2007 jungen Mädchen und Frauen angeboten wird. Ziel ist in
erster Linie die Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs. Erste Studienergebnisse
aus Australien, Dänemark und Deutschland belegen laut Dr. Gille, dass auch die
Zahl der Genitalwarzen rückläufig ist. Auch Männer erkrankten seltener. Da
allerdings derzeit nur etwa 40 Prozent der Mädchen geimpft werden, können sich
Jungen nicht darauf verlassen, von ihren Sexualpartnern nicht angesteckt zu
werden. Dies gelte auch für Jungen mit homosexueller Orientierung. Dr. Gille
unterstützt deshalb die Empfehlung der Impfkommission von Sachsen, die als
bisher einzige in Deutschland 2013 eine Impfempfehlung für männliche
Jugendliche ausgesprochen hat.

G. Gille et al.:
HPV-induzierte Kondylome, Karzinome und
Vorläuferläsionen – eine interdisziplinäre Herausforderung
DMW Deutsche
Medizinische Wochenschrift 2014; 139 (47); S.2405-2410

Diabetes Typ 1 und Zellersatz für Bauchspeicheldrüse

Wissenschaftler
haben die Signale identifiziert, die die Entwicklung unreifer
Bauchspeicheldrüsenzellen bestimmen. Die im Fachmagazin ‚Nature‘ publizierten
Ergebnisse können den Weg ebnen, um aus Stammzellen Insulin produzierende
Bauchspeicheldrüsenzellen herzustellen – ein wichtiger Ansatz zur
Zellersatztherapie bei Typ-1-Diabetes. Geleitet wurde die Studie von Prof. Dr.
Henrik Semb, der sich kürzlich dem Helmholtz Zentrum München angeschlossen hat.
Im Video erklärt er die Hintergründe der Arbeit: https://vimeo.com/303012751+++ Bitte beachten Sie das Embargo am 28.
November, 19 Uhr MEZ +++

Bei
Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die die Insulin
produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) zerstört. Aktuelle
Ansätze verfolgen das Ziel, diese mit Hilfe von Stammzellen zu ersetzen. Bisher
fußt dieses Verfahren allerdings größtenteils auf empirisch gefundenen
Substanzen, deren genaue Wirkungsweise oft unbekannt ist. „Uns ist es nun
gelungen, die grundsätzlichen Signale herauszuarbeiten, die darüber
entscheiden, ob eine Vorläuferzelle sich zu einer endokrinen – also Hormon
produzierenden – oder zu einer Gerüstzelle entwickelt“, sagt Prof. Dr. Henrik
Semb. Er ist Direktor des Instituts für Translationale Stammzellforschung am Helmholtz
Zentrum München und Professor am Novo Nordisk Foundation Center for Stem Cell
Biology (DanStem) an der Universität Kopenhagen.

“Wie
in einem Flipperautomaten bewegen sich die Zellen im Pankreas hin und her,
wodurch sich ihre Umgebung, die extrazelluläre Matrix, ständig verändert. So
wie sich im Spiel die Punktzahl durch die Kontakte innerhalb des Automaten
erhöht, verändert sich die Entwicklung der Zellen durch das Ausmaß ihrer
Kontakte mit bestimmten Komponenten der extrazellulären Matrix“, erklärt Semb.

Einzelzellanalyse
gibt entscheidenden Hinweis

Durch
ihr dynamisches Verhalten innerhalb der Bauchspeicheldrüse sind die
Vorläuferzellen jedoch schwierig zu studieren. Dieses Problem konnten die
Wissenschaftler nun umgehen, indem sie die Situation experimentell nachbauten:
Sie brachten aus Stammzellen erzeugte Vorläuferzellen einzeln auf Glasplättchen
auf. Darauf aufgedruckt befanden sich verschiedene Proteine der extrazellulären
Matrix.

„Zu
unserer Überraschung stellten wir fest, dass durch den Kontakt mit
unterschiedlichen Matrixproteinen sich die mechanischen Kräfte in den
Vorläuferzellen verändern: Kontakt mit dem Protein Laminin verringerte die
mechanische Spannung in den Vorläuferzellen und steuerte sie in Richtung
endokriner Zellen.“ Umgekehrt führte Kontakt mit dem Protein Fibronektin zu
einer höheren mechanischen Spannung und zur Bildung von Gerüstzellen, die kein
Insulin produzieren.

Durch
weitere detaillierte Untersuchungen konnte das Team um die beiden Erstautoren
Dr. Anant Mamidi und Dr. Christy Prawiro die molekularen Hintergründe dieses
Signalwegs entschlüsseln* und dessen Relevanz bereits in vivo, also während der
eigentlichen Pankreasentwicklung, überprüfen. „Wir können jetzt zahlreiche
Substanzen aus bisherigen Protokollen zur Herstellung von Pankreaszellen
beiseitelassen, bei denen nicht klar war, wie genau sie auf die Zellen wirken.
Stattdessen setzen wir nun Moleküle ein, bei denen wir genau wissen, über
welche spezifischen Komponenten des neu identifizierten Signalweges sie wirken“,
erklärt Henrik Semb. „So können wir diesen Prozess im Labor nachbauen und
versuchen, Insulin produzierende Betazellen nun kosteneffektiv und zuverlässig
aus menschlichen Stammzellen herzustellen. Langfristig möchten wir so Zellen
ersetzen, die durch Krankheiten wie Typ-1-Diabetes verloren gegangen sind.“

Weitere
Informationen

*
Konkret zeigten die Wissenschaftler, dass die Komponenten der extrazellulären
Matrix über einen Integrin-Rezeptor ein Signal in die Zelle hinein senden. Dies
wiederum führt zu Änderungen mechanischer Kräfte, die über das
Actin-Zytoskelett übertragen werden. Das yes-assoziierte Protein (YAP) nimmt
diese Kräfte wahr und schaltet entsprechend spezifische Gene an oder aus. Diese
Signalkaskade bestimmt letztendlich das Entwicklungsschicksal der
Vorläuferzelle. “Besonders spannend ist für uns, dass unsere Daten eine Frage
beantworten, die unser Forschungsfeld seit Jahrzehnten umtreibt“, so Henrik
Semb. „Wie reifen manche Vorläufer zu Gerüstzellen, während andere durch
Aktivierung des sogenannten Notch-Signalwegs zu endokrinen Zellen werden.“ Die
Wissenschaftler zeigen, dass die vermeintlich zufällige Steuerung dieses
Signalwegs in Wahrheit durch den Kontakt der Vorläuferzellen mit der
extrazellulären Matrix und den mechanosensitiven Gen-Regulator YAP vermittelt
wird.

Original-Publikation +++ Embargo 28. November, 19 Uhr MEZ +++

Mamidi, A. & Prawiro, C. et al. (2018): Mechanosignalling via integrins directs fate decisions of
pancreatic progenitors.
Nature, DOI: 10.1038/s41586-018-0762-2

Das
Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für
Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose,
Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes
mellitus, Allergien und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es
das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz
des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum
München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der
Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und
medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten
angehören.

Ziel des Instituts für Translationale
Stammzellforschung (ITS) ist eine Zellersatztherapie bei Typ-1-Diabetes.
Konkret möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler menschliche
pluripotente Stammzellen (hPSCs) einsetzen, um daraus Insulin produzierende
Betazellen herzustellen. Kurzfristiges Etappenziel dabei ist die sachgemäße
Herstellung der Zellen nach definierten Standards der guten Herstellungspraxis.
Dabei arbeitet das ITS eng mit der Universität Kopenhagen zusammen. 

Helmholtz Zentrum München
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)

Ältere Menschen: Hautkrebs wird oft übersehen

Cambridge (pte/01.12.2010/11:00) – Bei älteren Menschen werden Anzeichen von Hautkrebs seltener untersucht, was zu einem Ansteigen der Todesfälle führt. Zu diesem Ergebnis sind Forscher der East of England Cancer Registry http://www.ecric.org.uk gekommen. Bei den über 65-Jährigen hat sich die Sterberate durch Melanome in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Bei älteren Menschen wird der Krebs eher erst diagnostiziert, wenn er sich bereits ausgebreitet hat. Gefährlichste Form von Hautkrebs Cancer Research UK http://www.cancerresearchuk.org empfiehlt, dass auch ältere Menschen Veränderungen der Haut genau beobachten und gegebenenfalls zum Arzt gehen sollten. Maligne Melanome sind die gefährlichste Form von Hautkrebs und stehen mit der Menge an Sonne in Zusammenhang, der ein Mensch Zeit seines Lebens ausgesetzt war. Das bedeutet, dass Menschen über 65 Jahren wahrscheinlich eher erkranken. Anders als bei jungen Menschen zeigen die Daten der Cancer Registry, dass die klassischen Anzeichen eines gefährlichen Muttermales genauso wie eine Reihe anderer Veränderungen übersehen werden. Werden die Veränderungen des Muttermals offensichtlich, ist der Krebs meist weiter fortgeschritten und bereits viel schwerer zu behandeln. Bewusstsein der Älteren verbessern Jem Rashbass, der Direktor der East of England Cancer Registry, erklärte, dass das generelle Bewusstsein der Bevölkerung in dieser Personengruppe verbessert werden sollte. Die Daten machten sichtbar, dass seit 1997 bei deutlich mehr älteren Menschen maligne Melanome festgestellt wurden als bei Personen unter 65 Jahren. Die Sterberate stieg bei älteren Menschen von 4,0 pro 100.000 im Jahr 1979 auf 11,4 im Jahr 2008. Die Sterbezahlen bei Menschen zwischen 15 und 65 blieben im gleichen Zeitraum stabil.

Präzisionsbestrahlung bei Prostatakrebs

Präzisionsbestrahlung bei Prostatakrebs: HYPOSTAT-Studie wird ausgeweitet

Neue Ergebnisse, neue Förderung, neue Zentren und neue Einschlusskriterien mit jüngeren Patienten

Bei jedem
zehnten Mann über 50 wird in Deutschland mittlerweile ein
Prostatakarzinom diagnostiziert. Das macht Prostatakrebs zur häufigsten
Krebserkrankung des Mannes. Kein Wunder also, dass sich aktuell mehrere
deutschlandweite Studien mit einer Einschätzung und Verbesserung
bestehender und neuer Therapiemethoden für diese Krebsart beschäftigen.
Die aktuell von den Universitätskliniken Schleswig-Holstein (UKSH),
Frankfurt (KGU), Rostock (UMR) und Greifswald (UMG) sowie den Saphir
Radiochirurgie Zentren durchgeführte HYPOSTAT-Studie beschäftigt sich
mit genau diesem Thema. Die HYPOSTAT-Studie befasst sich als erste und
bisher einzige Studie in Deutschland mit einer neuen Form der
kurzzeitigen hochdosierten Strahlenchirurgie mithilfe eines seinen
robotergestützten Linearbeschleunigers zur Radiochirurgie für die
Behandlung von Prostatakarzinomen, dem sogenannten „CyberKnife“. Im
Rahmen der HYPOSTAT-Studie wird die Prostata mit dem CyberKnife mit
besonderer Präzision bestrahlt und die Gesamtzahl der
Einzelbestrahlungen auf fünf Sitzungen innerhalb ein bis zwei Wochen
reduziert.

Dabei ist
die extrem hypofraktionierte Strahlenchirurgie beim Prostatakrebs kein
neues Behandlungskonzept. Bereits seit über 15 Jahren wird in den USA
aktiv diese Behandlungstechnik geprüft, die auf der Annahme basiert,
dass eine hochdosierte kurzzeitige Strahlentherapie für die Prostata
biologisch vorteilhafter ist, als eine konventionelle fraktionierte
Strahlentherapie. Diese Annahmen beruhen auch auf den guten Ergebnissen
der Hochdosis-Brachytherapie aus dem UKSH, Campus Kiel, seit den
1990er-Jahren. Die Daten aus den USA werden regelmäßig publiziert und
sind ebenfalls Grundlage der HYPOSTAT-Studie, besonders die Daten von
Dr. Alan Katz aus New York, der als Berater der HYPOSTAT-Studie im
November vergangenen Jahres zu Gast in Kiel und Frankfurt war.

Jüngst
wurden nun zum ersten Mal auch direkte Vergleichsstudien zwischen
CyberKnife-Strahlenchirurgie und konventionell fraktionierter
Strahlentherapie publiziert. Die Daten aus Polen zeigten für die
Strahlenchirurgie eine deutlich geringere Grad-2-Nebenwirkungsrate von
3-12 Prozent gegenüber 18-42 Prozent für die konventionelle
Strahlentherapie. Die Auswertung der Tumorkontrolle steht noch an, aber
die biologische Strahlendosis in der Prostata war deutlich höher bei den
strahlenchirurgischen Behandlungen. Die dadurch resultierenden höheren
Tumorkontrollraten bestätigten sich bereits bei den ersten Auswertungen
von 400 behandelten Patienten am CyberKnife in Polen. Die mediane
Nachsorgezeit war mit 15 Monaten zwar noch kurz, aber die
Tumorkontrollrate lag bei 97,75 Prozent mit nur einem Prozent lokaler
Rezidiv-Rate in der Prostata. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass der
PSA Verlauf nach Strahlenchirurgie mit zusätzlicher Hormontherapie sich
nicht von dem ohne Hormontherapie unterscheidet, so dass auf eine
zusätzliche Hormontherapie nach Strahlenchirurgie verzichtet werden
kann.

„Die Daten
aus Polen bestätigen unsere Annahmen und befürworten die HYPOSTAT-Studie
umso mehr“, sagt Prof. Dr. Jürgen Dunst, Direktor der Klinik für
Strahlentherapie des UKSH und HYPOSTAT-Studienleiter. „Bislang waren
alle Patienten sehr zufrieden und die Nebenwirkungen erwartungsgemäß
gering, aber wir stehen im Vergleich zu anderen Ländern leider erst am
Anfang“, so Prof. Dunst weiter. Die Studie wurde anfänglich durch das
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und die Saphir Radiochirurgie
Zentren alleinig finanziert, jedoch konnte nun eine Förderung der Dr.
Ruranski-Stiftung dazugewonnen werden. „Wir sind besonders froh über die
Förderung, da wir dadurch mehr Möglichkeiten haben, die Studie weiter
auszubauen. Erfreulich ist auch, dass die neue S3-Leitlinie für die
Behandlung von Prostatatumoren die Erprobung der Strahlenchirurgie in
klinischen Studien ausdrücklich empfiehlt“, erklärt Prof. Dunst.

Bislang war
die HYPOSTAT-Studie nur für Patienten über 70 Jahre zugänglich, jedoch
soll nun aufgrund der neuen Daten und dem Ende der großen PREFERE-Studie
die Altersgrenze auf 60 Jahre reduziert werden. „Die Änderung der
Einschlusskriterien wurde vor kurzem vom Bundesamt für Strahlenschutz
genehmigt“, so Dr. Oliver Blanck, Studienkoordination der
HYPOSTAT-Studie. „Zudem haben wir die Studie für weitere
Radiochirurgie-Zentren in München, Berlin und Köln geöffnet, um so die
Prostata-Strahlenchirurgie in Deutschland flächendecken zu evaluieren“,
so Dr. Blanck weiter.

Junk-Food-Werbung nicht mehr für Kinder

Kommissar droht Konzernen im Fall der Beibehaltung des bisherigen Weges

Brüssel (pte, 20. Jan 2005 17:30) – Aus Brüssel kommen scharfe Töne in
Richtung Lebensmittelindustrie. Die EU-Kommission droht all jenen
Nahrungsmittelherstellern mit Gesetzesmaßnahmen, wenn diese ihre
Junk-Food-Werbung für Kinder nicht einstellen, berichtet der Media
Guardian http://media.guardian.co.uk.
Gesundheitskommissar Markos Kyprianou warnte die Industrie hinsichtlich
der zunehmenden Fettleibigkeit unter jungen Menschen. Selbstregulation
sei der schnellste und effektivste Weg, um auf das Problem aufmerksam
zu machen. Die Konzerne haben laut Kyprianou noch ein Jahr, bevor die
EU die notwendigen Schritte einleitet.

Teil des Problems sei nach wie vor die Wahrnehmung der Fettleibigkeit
als primär US-amerikanisches Problem. Kyprianou verlangt von der
Industrie künftig auch eine bessere Produktkennzeichnung. Die
Zusammenarbeit mit den Regierungen und Gesundheitsorganisationen bei
der Promotion eines gesunden Lebensziels soll zusätzlich erfolgen. Im
März sollen die ersten Gespräche über selbstregulative Standards
erfolgen und Ende des Jahres dann die ersten Ergebnisse vorliegen.

Eingelenkt hat erst kürzlich Kraft Foods und schlägt im Bereich der
Nahrungsmittelwerbung für Kinder unter zwölf Jahren in den USA eine
neue Richtung ein. Bis 2006 soll diese Linie weltweit umgesetzt sein.
Dadurch soll das Konzernimage bei Eltern und „Gesundheits-Fanatikern“
verbessert werden, die sich um die Ernährungsgewohnheiten ihrer
Sprösslinge Sorgen machen. Kraft will künftig keine TV-, Print- und
Radio-Werbung mehr für einige Produktlinien machen, die sich bis dato
direkt an die Zielgruppe der Sechs- bis Elfjährigen gerichtet haben.
Werbeeinschaltungen für Snacks bei anderen Zielgruppen sollen jedoch
bestehen bleiben.
pte berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=050114004.

Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Franz Ramerstorfer

Krebs durch Übergewicht?

Mehr Erkrankungen, Frauen häufiger betroffen
Vor allem in Nordamerika und Europa sind vermutlich mehr Krebserkrankungen auf Übergewicht oder Adipositas zurückzuführen als bisher angenommen. Im Jahr 2012 standen weltweit 481.000 neu diagnostizierte Krebsfälle mit einem zu hohen Körpergewicht in Zusammenhang, informiert die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC). Der Anteil an allen Krebserkrankungen war mit 3,6 Prozent aber
relativ gering.

Die IARC ist eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Wissenschaftler hatten Daten zu Krebserkrankungen und Sterblichkeit aus über 180 Ländern ausgewertet und mit einem zu hohen Körpergewicht in Bezug gesetzt, das mindestens für
einen Zeitraum von zehn Jahren bestand. Das Körpergewicht wurde anhand des Körpermassenindex (BMI) eingeschätzt, der sich aus dem Verhältnis von Gewicht zu Körpergröße ergibt. Bei einem Wert über 30 spricht man definitionsgemäß von Fettleibigkeit, bei einem Wert über 25 von Übergewicht. Der BMI berücksichtigt allerdings nicht, an welchen Stellen im Körper die Fettpolster sitzen. Dabei ist gerade die Verteilung des Körperfetts wichtig, um das Gesundheitsrisiko abschätzen zu können.

Nach den Studienergebnissen entwickeln Frauen offenbar häufiger eine Krebserkrankung infolge von Übergewicht – vor allem Gebärmutterkrebs und Brustkrebs. Das ist möglicherweise auf die Wirkung des Hormons Östrogen zurückzuführen. Zehn Prozent des Brustkrebses nach den Wechseljahren könnten nach Berechnungen der Wissenschaftler durch ein normales Körpergewicht verhindert werden. Generell standen 5,4 Prozent der 2012 diagnostizierten Krebsfälle bei Frauen mit einem zu hohen Körpergewicht in Zusammenhang (345.000). Bei Männern waren es nur 1,9 Prozent (136.000), und sie litten überwiegend an Darm- und Nierenkrebs.

Rund 64 Prozent der mit Übergewicht assoziierten Krebserkrankungen kamen in
Nordamerika und Europa vor, wo ein zu hohes Körpergewicht weit verbreitet ist. In Europa waren über ein Drittel der Fälle in Osteuropa zu finden (66.000). Die wenigsten Krebserkrankungen durch Übergewicht gab es in Afrika südlich der Sahara (7.300). In Deutschland waren 8,9 Prozent der neuen Krebserkrankungen bei Frauen und 3,9 Prozent bei Männern auf ein übermäßiges Körpergewicht zurückzuführen, so die IARC. Weltweit hat sich die Zahl der Übergewichtigen bei Erwachsenen seit 1980 verdoppelt. Dieser Trend könnte Krebserkrankungen in Zukunft fördern, muss aber mit gewichtigeren Risikofaktoren wie Nikotinkonsum und Infektionen in Relation gesetzt werden. (aid)

Ultraschall-Elastografie macht verhärtetes Krebsgewebe sichtbar

Hamburg/Davos – Mittels Ultraschall-Elastografie können Ärzte Krebs zukünftig sicherer diagnostizieren: Das hochmoderne Verfahren misst die Elastizität des Gewebes und unterscheidet auf diese Weise gesundes von krankem, verhärtetem. Beispielsweise bei Prostatakrebs ermöglicht die Ultraschall-Elastografie schon jetzt eine um ein Fünftel genauere Diagnostik. Die verschiedenen Anwendungsgebiete des Verfahrens diskutieren Experten auf dem 32. Dreiländertreffen der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Ultraschall in der Medizin (DEGUM, ÖGUM, SGUM) vom 24. bis zum 27. September 2008 im Kongresszentrum Davos.

Vom weichen Fettgewebe bis zum knochenharten Skelett: Im menschlichen Körper variiert die Elastizität der Gewebe von 0,5 bis 1000 Kilopascal – der Einheit für mechanische Spannung. Wie fest ein Gewebe ist, beurteilen Ärzte in erster Linie, indem sie es mit den Händen abtasten. „Wesentlich präziser und diagnostisch sicherer ist es, diese Strukturen mit einem Ultraschall-Elastografen zu untersuchen“, sagt Professor Dr. med. Christoph Dietrich, Internist am Caritas Krankenhaus in Bad Mergentheim. Die Druckwellen des rhythmisch vibrierenden Ultraschallkopfes erreichen auch Bereiche, die für die Hände unzugänglich sind – je weniger elastisch das Gewebe, desto schneller. Dazu zählen neben der Prostata beispielsweise die Lymphknoten zwischen den Lungenflügeln (Mediastinum), die Bauchspeicheldrüse sowie andere Organe des Magen-Darm- und Fortpflanzungstraktes.

Bei Verdacht auf Prostatakrebs entnehmen Ärzte heute mit einer Hohlnadel eine Gewebeprobe – eine Methode, die das Risiko einer Nachblutung und Entzündung der Vorsteherdrüse birgt. Ist die Probe negativ, kann es auch sein, dass der Arzt am Tumor vorbeigestochen hat, erläutert Dietrich, DEGUM-Vertreter (Honorary Secretary) der entsprechenden europäischen Fachgesellschaft (European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology; EFSUMB). Denn die genaue Lage kleiner Tumoren war bisher nicht ausreichend feststellbar. „Die Prostata sollte deshalb vor einer Biopsie elastografisch untersucht werden“, empfiehlt der Ultraschallexperte im Vorfeld des Dreiländertreffens von DEGUM, ÖGUM und SGUM. Auf diese Weise könnten Ärzte Tumorherde orten, Fehldiagnosen vermeiden und Biopsien sichern: Die Ultraschall-Elastografie erlaubt es, das fragliche Gewebe mit einer um 20 Prozent höheren Genauigkeit herauszustanzen.

Das Verfahren verbessert die Trefferquote einer Biopsie aber auch bei anderen Erkrankungen. Von Krebs befallene Milchgänge der Brust oder eine Fettleber mit Mehrverfettungszonen lassen sich damit zuverlässig von gesundem Gewebe abgrenzen. „Das Spektrum ist breit gefächert – nicht zuletzt, weil bei der Entwicklung der Elastografie immer die Anwendbarkeit in der Praxis im Mittelpunkt stand“, so Dietrich. Für Ultraschall-Untersuchungen im Körper – wie etwa Darm oder Vagina – lasse sich die Technik auch mit Spezialsonden kombinieren.

Gute Blutzuckereinstellung schützt am besten vor Impotenz

Diabetes-Folgeschäden

Gute Blutzuckereinstellung schützt am besten vor Impotenz

Berlin
– Diabetes mellitus ist die häufigste Ursache für Potenzstörungen –
jeder zweite männliche Diabetespatient leidet unter Erektionsproblemen.
Die beste Therapie, die Potenz zu erhalten und eine beginnende
Erektionsstörung zu stoppen, ist eine gute Blutzuckereinstellung. Darauf
weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hin. Wer erste Anzeichen
bemerkt, sollte daher seinen Lebensstil überprüfen und erwägen, eine
psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen.

Ein
überhöhter Blutzuckerspiegel schädigt mit der Zeit die Blutgefäße. Die
Folgen davon sind Durchblutungsstörungen. Sie machen sich oft zuerst an
den Füßen bemerkbar, die sich taub anfühlen und unempfindlich gegenüber
Berührungen werden. „Danach stellen sich bei Männern häufig auch
Erektionsprobleme ein“, erläutert Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel,
Präsident der DDG. Bleibt eine ausreichende Erektion in rund 70 Prozent
der Versuche aus und halten die Probleme mindestens sechs Monate an,
sprechen Ärzte von einer „erektilen Dysfunktion“.

Doch
so lange sollten Diabetespatienten keinesfalls warten, bis sie ihren
Arzt aufsuchen. „Denn die beste Therapie, die Potenz zu erhalten oder
eine beginnende Erektionsstörung nicht schlimmer werden zu lassen, ist
eine gute Blutzuckereinstellung“, sagt Siegel. Experten gehen heute
davon aus, dass eine schlechte Einstellung auch vorübergehend
Erektionsprobleme hervorrufen kann – Patienten können damit selbst aktiv
zur Therapie beitragen.

Wie
die Blutzuckereinstellung verbessert werden kann, besprechen die
Patienten mit dem Diabetologen. Die DDG rät, zunächst den Lebensstil zu
überprüfen: Rauchen ist sehr abträglich, übermäßiger Alkoholkonsum
ebenfalls. Positiv auf den Blutzuckerspiegel wirken sich hingegen
Bewegung, gesunde Ernährung und Gewichtsreduktion aus. „Sehr effektiv
kann auch eine Beratung sein, wie der Patient die Blutzuckerkontrolle
besser in den Griff kriegt“, fügt Siegel hinzu. Darüber hinaus kann ein
Therapiewechsel helfen, die Werte zu normalisieren.

Bessern
sich die Potenzprobleme dennoch nicht, stehen weitere Maßnahmen zur
Verfügung. Mit Abstand beliebtestes Hilfsmittel sind Tabletten, die
Phosphodiesterase-Hemmer. Sie entspannen die Penismuskulatur, so dass
sich die Blutgefäße besser weiten und die Schwellkörper mit Blut füllen
können. Die gängigen Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil
unterscheiden sich dabei vor allem hinsichtlich Wirkungseintritt und
Wirkdauer. „Ihre Einnahme ist häufig trotz Herzerkrankung möglich“,
erläutert Siegel.

Sind
Tabletten für einen Patienten nicht geeignet, kommen die
Schwellkörperinjektionstherapie (SKAT) oder eine Vakuumpumpe in Frage.
Bei der SKAT gibt sich der Mann vor dem Sex eine erektionsfördernde
Spritze ins Glied, die Vakuumpumpe saugt zusätzliches Blut in den Penis.
Diese Methoden sind heute aber weniger populär, weil sie oft als
unpraktisch empfunden werden. Die Implantation einer Penis-Prothese
sollte nur als letzte Maßnahme erwogen werden.

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):

Die
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit über 8.900 Mitgliedern
eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in
Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich
in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und
entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und
Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen
Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie
auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Neuheit gegen Betrug in der Medizin – ein Magazin

Neues Medizin-Magazin „MedWatch“ deckt betrügerische Therapien auf

Hamburg, 28. Juni 2018.
Das Online-Magazin MedWatch will irreführende und gefährliche
Medizin-Angebote im Internet aufdecken. Am heutigen Donnerstag startet auf www.medwatch.de ein Crowdfunding.
Die Gründer Nicola Kuhrt und Hinnerk Feldwisch-Drentrup, zwei erfahrene
Medizinjournalisten, wollen verlässliche Gesundheitsnews für alle
bieten: Fakten und Informationen statt Quacksalberei,
Verschwörungstheorien und Fakemeldungen. „Wir recherchieren in der
Grauzone des Internets nach betrügerischen und unseriösen
Heilsversprechen“, sagt Feldwisch-Drentrup. „Dabei konfrontieren wir
Behörden mit den Fällen – und verfolgen, inwiefern sie eingreifen.“

„Kokosöl heilt
Krebs“, „Chlorbleiche hilft bei Autismus“ oder „Die Wunderfrucht
Garcinia Cambogia lässt die Pfunde purzeln“: Derartig haltlose Aussagen
finden sich häufig im Netz, gleichzeitig können sie
gesundheitsschädliche oder sogar lebensbedrohliche Folgen haben. Dabei
nutzen immer mehr Menschen „Dr. Google“ bei Gesundheitsfragen.
Doch laut einer Untersuchung der Uni Mainz fühlen rund 45 Prozent der
Befragten sich teils „verwirrter“, als sie es vorher waren. Nach einer
Studie der Central Versicherung schnitten im Jahr 2015 nur knapp 10
Prozent der bewerteten Webseiten mit „sehr gut“ oder „gut“ ab – jede dritte war mangelhaft oder ungenügend.
„Wir sind immer wieder erschrocken, wie schlecht auch viele
professionell gestaltete Gesundheits-Seiten sind“, sagt Kuhrt. „Und wie
dreist viele Geschäftemacher vorgehen.“

Transparenz gegen die ungesunden Seiten des Netzes

Das als gemeinnützig
anerkannte Projekt MedWatch will Reportagen, Interviews und Nachrichten
zu aktuellen Entwicklungen im Gesundheitssystem bieten. Unterstützt
werden die Gründer durch die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche und einen Beirat ausgewiesener
Experten: Hierzu gehören der Pharmakologe Gerd Glaeske, der Mediziner
und Autor Eckart von Hirschhausen oder Gerd Antes, Direktor des
Deutschen Cochrane Zentrums.

In einem Blog hat das
Team erste Recherchen veröffentlicht. In gemeinsamer Kooperation mit dem
ARD-Magazin „Kontraste“ und dem „Stern“ hat es etwa recherchiert, wie der Staat beim Schutz vor gefährlichen Wundermitteln versagt.

Das
Crowdfunding soll MedWatch zukünftig erlauben, das Online-Magazin
aufzubauen und dank der Unterstützung von Lesern unabhängig zu
betreiben. Als Teil der Community von MedWatch können sie auch ihre
eigenen Erfahrungen und Ideen mit einbringen.

Hörverlust im Alter nicht harmlos – Mit einer Stellungnahme von Jean Pütz

Meine persönliche Stellungnahme:

Am Anfang meiner
journalistischen Tätigkeit bei WDR habe ich eine Sendereihe zum Thema
„Die Welt des Schalls“ als Autor, Moderator und Redakteur produziert.
Unter dem Titel „Die Generation der ‚Tauben‘ sprach ich nicht diese
intelligenten Vögel an, sondern den Hörverlust, der sich schon damals –
1973 – abzeichnete. Ursache dafür war, dass die Tonverstärker, die
vordem noch mit Röhren und viel Strom-Energie gespeist wurden, auf
Halbleiter umgestellt wurden. Die Entwicklung der Chip-Technologie, das
heißt auf einem kleinem Silizium-Plättchen konnten tausende von
Transistor-Funktionen untergebracht werden, begünstigte extrem diese
Technologie. Schon damals war absehbar, dass der Mensch keine Grenzen
kennt, wenn Technik es möglich macht. Das gilt besonders für die
Tonverstärker und Verstärker-Boxen. Sie erst machten große Live-Konzerte
der Popmusiker möglich. Schon in den 70er Jahren wurden diese zu
Favoriten der Jugend, wobei die Lautstärke extreme Ausmaße annahm. Hinzu
kam ein Phänomen, welches ich persönlich als „Disk-Jockey-Syndrom“ bezeichnen möchte, weil nicht nur Musiker, vor allen Dingen die
Disk-Jockeys in den Clubs davon betroffen waren. Die extreme Lautstärke
vermindert auch heute noch ihr Hörvermögen, denn der gesetzliche
Schallschutz wurde weitgehend verdrängt.

Das menschliche Ohr, in
seiner Kompliziertheit ein echtes Wunder der Natur, reagiert bei
Lautstärken über 100 dB in einer Art Selbstschutz auf die Dauer mit
hohem Hörverlust. Diesen gleichen die Disk-Jockeys da durchaus, dass sie
trotz ihres geschädigten Hörempfinden die Lautstärke so einstellen, wie
sie diese vor dem Hörverlust empfanden.  Das schaukelt sich mit der
Zeit auf, die Leidtragenden sind die Konzert- oder Diskotheken-Besucher.
So passiert es, dass immer mehr Jugendliche schon im frühen Alter
Probleme mit dem Hören haben. Das verstärkt sich im hohen Alter fort,
deshalb nannte ich diese Sendung „Die Generation der Tauben“. Leider hat
sich nicht viel gebessert und das wird bei den nächsten Generationen
nicht besser. Ich selbst habe aus dieser Erkenntnis schon sehr früh
meine Lehren gezogen, so dass ich heute mit über 80 Jahren noch kein
Hörgerät benötige. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb ich immer
noch meine fünf Sinne zusammen habe.

Die Moral von der Geschicht: Vernunft kann gesund sein. Bitte lesen Sie den folgenden Artikel auch unter diesen Aspekt

pte20190130001 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie

Hörverlust wirkt sich auf die Kognition aus

Längsschnittstudie mit 10.107 Männern über 62 Jahren liefert Nachweis für erhöhtes Risiko

Ohr: Gehörverlust beeinflusst Kognition massiv (Foto: pixelio.de, sparkie)
Ohr: Gehörverlust beeinflusst Kognition massiv (Foto: pixelio.de, sparkie)

Boston
(pte001/30.01.2019/06:00) – Ein Hörverlust steht mit einem erhöhten
Risiko des Abbaus der kognitiven Fähigkeiten in Zusammenhang. Zu dem
Schluss kommt eine Studie unter der Leitung des Brigham and Women’s
Hospital http://brighamandwomens.org . Ein Hörverlust könnte aber auch helfen, jene Personen zu
identifizieren, bei denen ein höheres Risiko besteht, so die Forscher.

Fähigkeiten lassen nach

Zusätzlich erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse für ein
früheres Eingreifen und eine bessere Prävention. Von einem Hörverlust
sind mehrere zehn Mio. US-Amerikaner betroffen. Weltweit soll die Zahl
der Betroffenen weiter steigen, da auch das Alter der Bevölkerung
zunimmt. Die Forscher haben für ihre Erhebung acht Jahre lang eine
Längsschnittstudie bei 10.107 Männern über 62 Jahren durchgeführt, die
an der "Health Professionals Follow-up Study" http://sites.sph.harvard.edu/hpfs teilnahmen.

Beurteilt wurden die Ergebnisse bei der "Subjective Cognitive Function",
basierend auf Antworten auf einem Fragebogen mit sechs Bereichen, der
2008, 2012 und 2016 beantwortet wurde. Ein Rückgang der subjektiven
kognitiven Funktion wurde als neuer Bericht in zumindest einem Bereich
definiert. Es zeigte sich, dass ein Hörverlust mit einem höheren Risiko
einer subjektiven kognitiven Fähigkeiten in Zusammenhang steht.

Hörgeräte äußerst ratsam

Im Vergleich mit Männern ohne Hörverlust war das relative Risiko eines
kognitiven Abbaus bei Teilnehmern mit einem leichten Hörverlust um 30
Prozent höher. Bei stärker betroffenen Männern war das Risiko um 42
Prozent höher. Bei einem schweren Hörverlust ohne den Einsatz von
Hörgeräten erhöhte sich das Risiko auf 54 Prozent. Die Forscher haben
auch untersucht, ob Hörgeräte einen Einfluss auf das Risiko haben.

Obwohl sich zeigte, dass bei Männern mit schwerem Hörverlust, die
Hörgeräte nutzten, das Risiko bei 37 Prozent lag, konnte kein
statistisch signifikanter Unterschied zu Teilnehmern dieser Gruppe
festgestellt werden, die keine Hörgeräte verwendeten. Eine genaue
Erklärung dafür haben die Forscher derzeit nicht. Sie merken auch an,
dass die Studie auf vorwiegend weiße ältere medizinische Fachkräfte
beschränkt war. Weitere Untersuchungen mit größeren Patientengruppen
seien daher sinnvoll. Zusätzlich beruhten die in "Alzheimer’s &
Dementia" veröffentlichten Ergebnisse auf den Angaben der
Studienteilnehmer.