Hamburg/Davos – Mittels Ultraschall-Elastografie können Ärzte Krebs zukünftig sicherer diagnostizieren: Das hochmoderne Verfahren misst die Elastizität des Gewebes und unterscheidet auf diese Weise gesundes von krankem, verhärtetem. Beispielsweise bei Prostatakrebs ermöglicht die Ultraschall-Elastografie schon jetzt eine um ein Fünftel genauere Diagnostik. Die verschiedenen Anwendungsgebiete des Verfahrens diskutieren Experten auf dem 32. Dreiländertreffen der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Ultraschall in der Medizin (DEGUM, ÖGUM, SGUM) vom 24. bis zum 27. September 2008 im Kongresszentrum Davos.
Vom weichen Fettgewebe bis zum knochenharten Skelett: Im menschlichen Körper variiert die Elastizität der Gewebe von 0,5 bis 1000 Kilopascal – der Einheit für mechanische Spannung. Wie fest ein Gewebe ist, beurteilen Ärzte in erster Linie, indem sie es mit den Händen abtasten. „Wesentlich präziser und diagnostisch sicherer ist es, diese Strukturen mit einem Ultraschall-Elastografen zu untersuchen“, sagt Professor Dr. med. Christoph Dietrich, Internist am Caritas Krankenhaus in Bad Mergentheim. Die Druckwellen des rhythmisch vibrierenden Ultraschallkopfes erreichen auch Bereiche, die für die Hände unzugänglich sind – je weniger elastisch das Gewebe, desto schneller. Dazu zählen neben der Prostata beispielsweise die Lymphknoten zwischen den Lungenflügeln (Mediastinum), die Bauchspeicheldrüse sowie andere Organe des Magen-Darm- und Fortpflanzungstraktes.
Bei Verdacht auf Prostatakrebs entnehmen Ärzte heute mit einer Hohlnadel eine Gewebeprobe – eine Methode, die das Risiko einer Nachblutung und Entzündung der Vorsteherdrüse birgt. Ist die Probe negativ, kann es auch sein, dass der Arzt am Tumor vorbeigestochen hat, erläutert Dietrich, DEGUM-Vertreter (Honorary Secretary) der entsprechenden europäischen Fachgesellschaft (European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology; EFSUMB). Denn die genaue Lage kleiner Tumoren war bisher nicht ausreichend feststellbar. „Die Prostata sollte deshalb vor einer Biopsie elastografisch untersucht werden“, empfiehlt der Ultraschallexperte im Vorfeld des Dreiländertreffens von DEGUM, ÖGUM und SGUM. Auf diese Weise könnten Ärzte Tumorherde orten, Fehldiagnosen vermeiden und Biopsien sichern: Die Ultraschall-Elastografie erlaubt es, das fragliche Gewebe mit einer um 20 Prozent höheren Genauigkeit herauszustanzen.
Das Verfahren verbessert die Trefferquote einer Biopsie aber auch bei anderen Erkrankungen. Von Krebs befallene Milchgänge der Brust oder eine Fettleber mit Mehrverfettungszonen lassen sich damit zuverlässig von gesundem Gewebe abgrenzen. „Das Spektrum ist breit gefächert – nicht zuletzt, weil bei der Entwicklung der Elastografie immer die Anwendbarkeit in der Praxis im Mittelpunkt stand“, so Dietrich. Für Ultraschall-Untersuchungen im Körper – wie etwa Darm oder Vagina – lasse sich die Technik auch mit Spezialsonden kombinieren.