Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Infektionen: Antibiotika können versagen

Infektionen: Antibiotika können auch bei nicht resistenten Erregern versagen

fzm, Stuttgart, Juli 2015 � Bakterien,
die sich gleich mehreren Antibiotika widersetzen, sind in den letzten
Jahren zu einem viel diskutierten Problem geworden. Ein Dossier in der
Fachzeitschrift �DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift�
(Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2015) zeigt jedoch, dass die Ärzte bei einer rechtzeitigen Diagnose und bei Auswahl der richtigen Medikamente auch gegen multiresistente
Erreger keinesfalls hilflos sind. Andererseits können auch scheinbar
�banale� Erreger, gegen die viele Antibiotika wirksam sind, zu einer
tödlichen Gefahr werden.

Neuer Ebola-Impfstoff erfolgreich getestet

Neuer Ebola-Impfstoff erfolgreich getestet

Wissenschaftler ermitteln ideale Dosis für Immunisierung

Impfstoff: Fortschritt bei Ebola-Impfstoff (Foto: pixelio.de/Johannes Schätzler)
Impfstoff: Fortschritt bei Ebola-Impfstoff (Foto: pixelio.de/Johannes Schätzler)

Halifax (pte002/20.06.2017/06:00) –

Ein neuer Ebola-Impfstoff ist nicht nur gut verträglich und weist keine
Sicherheitsbedenken auf, sondern hält auch die Menge an Antikörpern
sechs Monate nach der Immunisierung auf einem konstant hohen Niveau. Das
hat eine randomisierte Phase-I-Studie des Canadian Center for
Vaccinology http://centerforvaccinology.ca ergeben. 40 gesunde Personen zwischen 18 und 65 Jahren nahmen daran teil.

Harmlose Nebenwirkungen

Ziel war nicht nur die Überprüfung der Sicherheit des
Impfstoffs, sondern auch die Ermittlung der geringsten für eine
Immunisierung erforderlichen Dosis bei der Verabreichung von drei
Injektionen. Im Verhältnis 3:1 erhielten 30 Teilnehmer den Impfstoff und
zehn Injektionen mit einem Blindpräparat. Die Nebenwirkungen waren
leicht bis mittel. Es kam nur zu drei starken Reaktionen wie
Kopfschmerzen, Durchfall und Müdigkeit, die wieder verschwanden.

Laut Forschungsleiterin May ElSherif sind die
Forschungsergebnisse positiv und sehr vielversprechend. "Alle drei
Dosierungen des VSV-Impfstoffes wurden von den Teilnehmern gut
vertragen." Die Ergebnisse der Studie wurden im "Canadian Medical
Association Journal" veröffentlicht. Derzeit werden weltweit mehrere
Impfstoffe gegen Ebola in laufenden oder gerade beendeteten Studien der
Phase I, II und III getestet. Der VSV-Ebola-Impfstoff wurde vom Canadian
National Microbiology Laboratory der Public Health Agency of Canada
entwickelt.

Testserie mit HIV-Infizierten

Eine ähnliche Studie wurde durch das Walter Reed Army
Institute of Research durchgeführt. Wildtyp VSV infiziert vor allem
Tiere wie Rinder oder Pferde. Menschen sind selten betroffen. Die Daten
der aktuellen und anderer Studien legen nahe, dass die optimale Dosis
bei 20 Mio. PFU liegt. Sie wird bei Menschen mit geschwächten
Immunsystemen getestet, die in Regionen leben, in denen Ebola endemisch
ist. Eine bevorstehende Studie wird an zwei Orten in Afrika sowie in
Montréal und Ottawa durchgeführt. Getestet werden die Sicherheit und das
Ausmaß des Schutzes des VSV-Impfstoffes bei HIV-infizierten
Jugendlichen und Erwachsenen.

Klinische Studien in der Krebstherapie

ONKO-Internetportal / Pressemitteilung Weltkrebstag 4. Februar

Schwerpunktthema im Februar:

Klinische Studien in der Krebstherapie – Informationen für Patienten

Für
Krebspatienten ist die Teilnahme an einer Studie mit der Chance
verbunden, von neuen Therapieverfahren oder Arzneien zu profitieren, die
im normalen klinischen Alltag noch nicht zugänglich sind. Doch vor
einer Studienteilnahme stellen sich Patienten viele Fragen. Antworten
bietet das ONKO-Internetportal zum Weltkrebstag am 4. Februar mit einem
Leitfaden für Krebspatienten, die sich für eine Studienteilnahme
interessieren.


Berlin, 3. Februar 2015 – Mit enormem Aufwand wird heute an der Entwicklung neuer
Behandlungsmöglichkeiten von Krebserkrankungen gearbeitet. Bis zur
Zulassung eines neuen Medikaments vergehen oftmals zehn Jahre. Klinische
Studien stehen am Ende dieser Entwicklungsphase und sind für die
Zulassung von neuen Medikamenten unumgänglich.

Der
Vorteil einer Studienteilnahme liegt für Patienten im frühzeitigen
Zugang zu innovativen Behandlungen oder Verfahren, die kurz vor der
Zulassung noch nicht auf normalem Weg erhältlich sind, dem Betroffenen
aber möglicherweise sehr helfen können. Neue Methoden bergen viele
Chancen, können aber auch bisher unbekannte Risiken und Nebenwirkungen
haben oder weniger wirksam sein als herkömmliche Verfahren. Dies gilt es
zu bedenken.

Doch
wie finden Patienten überhaupt eine passende Studie? Welche
Zugangs-voraussetzungen müssen erfüllt werden? Was sollten Patienten vor
einer Teilnahme unbedingt wissen? Diese und weitere Fragen werden im
Monatsthema Februar der ONKO-Internetportals unter
www.krebsgesellschaft.de/thema_februar2015 beantwortet.

Hinweis: Bei Interesse am Abdruck des Monatsthemas oder von Teilen des Artikels wenden Sie sich bitte an kirsten.herkenrath@dkg-web.de


Die
Reihe „Thema des Monats“ des ONKO-Internetportals richtet sich an
Patienten, Angehörige und interessierte Leser. Sie widmet sich 12 Mal im
Jahr aktuellen Fragestellungen in den Bereichen Krebserkrankung,
Prävention, Vorsorge und Nachsorge.

Das
ONKO-Internetportal in Kooperation mit der Deutschen Krebsgesellschaft
e.V. ist Deutschlands größtes Wissensportal zum Thema Krebs. Es wendet
sich an alle, die aktuelle, sachlich fundierte und verständliche
Auskunft zum breiten Themenspektrum Krebs suchen: Ärzte und andere
medizinische Fachkreise, Patienten und Angehörige sowie alle
Interessierte. Unterstützt wird es dabei durch ausgewählte Experten,
unter anderem aus der Deutschen Krebsgesellschaft. Die Deutsche
Krebsgesellschaft e.V. (DKG) ist das größte onkologische Netzwerk von
Experten im deutschsprachigen Raum und zählt mehr als. 7.000 Mitglieder.

Fitness im Alter kann das Leben verlängern

pte20181130017 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie

Fitness im Alter kann das Leben verlängern

Neue Erhebungen von Wissenschaftlern der Norwegian University of Science and Technology

(pte017/30.11.2018/11:30) – Sport und körperliche Aktivität sind gut
für die Gesundheit. Das gilt vor allem auch für ältere Menschen, die
bald weltweit einen immer größeren Anteil an der Bevölkerung ausmachen
werden, sagen Forscher der Norwegian University of Science and
Technology (NTNU) http://ntnu.edu . Laut Forschungsleiterin Line Skarsem Reitlo reicht dieses Wissen
allein aber nicht aus. Denn der Großteil dieser Menschen sei noch immer
nicht körperlich aktiv genug, um von diesen möglichen Vorteilen zu
profitieren.

1.500 Senioren untersucht

In zwei der in "BMC Geriatrics" veröffentlichten Studien hat die Cardiac
Exercise Research Group der NTNU jetzt jene Sportarten identifiziert,
die ältere Menschen auswählen. Dann haben die Experten ermittelt, wer am
ehesten aus dem Trainingsprogramm wieder ausscheidet. Reitlo zufolge
können diese Ergebnisse einen wichtigen Beitrag dazu leisten, älteren
Menschen einen aktiveren Lebensstil zu ermöglichen.

Bei der "Generation 100" handelt es sich um eine Übungsstudie, die
bereits seit fünf Jahren läuft. Mehr als 1.500 Teilnehmer zwischen 70
und 77 Jahren wurden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei
Übungsgruppen oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Die Personen in den
beiden Übungsgruppen trainierten zwei Mal pro Woche entweder mit
mittlerer oder hoher Intensität. Dabei waren sie meist auf sich
gestellt.

Reitlo zufolge wurden 70.000 Übungsprotokolle aus dem ersten Jahr der
Studie ausgewertet. "Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer es
großteils schafften, sich an die vorgegebene Trainingsintensität zu
halten. Das ist eine wichtige Erkenntnis, da damit belegt ist, dass
ältere Menschen keine ständige Begleitung brauchen, um mit hoher
Intensität zu trainieren."

Die Teilnehmer wurden ersucht, Protokolle auszufüllen, die
dokumentieren, wie lange sie trainierten, wie sehr sie sich dabei
anstrengten, welche Aktivitäten unternommen wurden und ob sie alleine
oder zusammen mit anderen Menschen trainierten. Der veröffentlichte
Artikel enthält die Daten der Protokolle von 618 Teilnehmern in den
beiden Übungsgruppen.

Gehen am beliebtesten

Spazierengehen war bei beiden Übungsgruppen die beliebteste Art der
körperlichen Aktivität. Bei der weniger hart trainierenden Gruppe
entfiel mehr als die Hälfte des Trainings auf diesen Bereich. Gehen war
auch bei der intensiv trainierenden Gruppe am beliebtesten. Hier wurden
jedoch mehr andere Aktivitäten wie Radfahren oder Joggen in das Training
integriert, so Reitlo.

Alle Teilnehmer bevorzugten im Sommer, aber auch im Winter Sport im
Freien. Insgesamt wurden fast zwei Drittel der Trainingseinheiten im
Freien in der eigenen Nachbarschaft absolviert. "Das ist ein klarer
Hinweis darauf, dass es wichtig ist, gute Sportangebote für ältere
Menschen genau in diesem Bereich zu schaffen", unterstreit der
norwegische Wissenschaftler.

Geschlechterunterschiede

Viele Senioren finden unterschiedliche sportliche Aktivitäten für sich
passend und interessant. Dabei gibt es laut den Forschern auch
Unterschiede zwischen den Geschlechtern. "Daher sollten auch
verschiedene Arten von Aktivitäten angeboten werden, damit die
Bedürfnisse von so vielen Menschen wie nur möglich erfüllt werden."

Einer der Unterschiede zwischen Seniorinnen und Senioren war die
Intensität des Trainings. Männer neigten dazu, intensiver Sport zu
betreiben. Bei einem höheren Anteil der Teilnehmer waren Joggen,
Radfahren und Langlauf Teil des Trainings. Frauen wählten eher Tanz und
Spazierengehen. Es zeigte sich, dass ältere Frauen häufiger als ältere
Männer mit anderen sportlich aktiv waren. "Frauen trainierten bei fast
60 Prozent der Einheiten mit anderen. Bei Männern lag dieser Wert nur
bei 40 Prozent", sagt Reitlo.

Aussteigen als Herausforderung

Der zweite Artikel untersuchte, was die Teilnehmer unterschied, die aus
dem Programm ausschieden. Insgesamt beendeten nur 15 Prozent der mehr
als 1.500 Teilnehmer das Programm in den ersten drei Jahren. Dieser
Prozentsatz ist deutlich niedriger als bei den meisten vergleichbaren
Studien. "Das Aussteigen ist eine Herausforderung. Aber bereits zu
Beginn kann herausgefunden werden, wer am ehesten dazu neigt, nicht
weiterzumachen. Diese Personen können in der Folge intensiver und etwas
mehr motiviert werden."

Senioren mit Gedächtnisverlust und geringerer Bildung beendeten das
Programm eher vorzeitig. Entscheidend war auch die Fitness zu Beginn.
"Personen, die körperlich weniger als 30 Minuten pro Tag aktiv waren,
beendeten das Programm fast doppelt so wahrscheinlich innerhalb von drei
Jahren. Eine geringe Griffstärke und eine schlechte körperliche Fitness
waren andere Faktoren, die dazu führten, dass die Teilnehmer nicht
weitermachten."

Aspirin senkt Krebsrisiko

Oxford (pte/07.12.2010/11:00) – Eine kleine Dosis Aspirin täglich senkt das Risiko, an einer Reihe von verbreiteten Krebsarten zu sterben deutlich. Zu diesem Ergebnis sind Forscher der University of Oxford http://www.ox.ac.uk gekommen. Laut dem Team um Peter Rothwell könnte die Einnahme die Sterbezahlen um mindestens ein Fünftel senken. Es ist bereits bekannt, dass Aspirin das Risiko von Herz- und Schlaganfällen bei Menschen mit einem erhöhten Risiko verringern kann. Es wird jedoch angenommen, dass der Schutz bei kardiovaskulären Erkrankungen bei Erwachsenen zu gering ist und das Medikament das Risiko von Blutungen im Magen und Darm erhöht. Schutz gegen Krebs Die aktuelle Studie zeigt, dass beim Abwägen der Risiken und Vorteile auch der Schutz gegen Krebs berücksichtigt werden sollte. Patienten, die Aspirin einnahmen, verfügten über ein um 25 Prozent geringeres Risiko innerhalb der Laufzeit der Studie an Krebs zu sterben. Zusätzlich verringerten sich die allgemeinen Sterberaten im Vergleich mit Patienten ohne Aspirin um zehn Prozent. Die Behandlung mit Aspirin dauerte zwischen vier und acht Jahren. Die Langezeitbeobachtung von rund 12.500 Patienten ergab, dass der schützende Effekt bei Frauen und Männern und rund 20 Jahre lang anhielt. Rothwell erklärte, dass die Studienergebnisse die Reduktion der Sterbezahlen durch eine langfristige Behandlung auch unterschätzen könnten. Das Risiko, an Krebs zu sterben, verringerte sich im Verlauf von 20 Jahren um mindestens 20 Prozent. Bei Darmkrebs senkte sich das Risiko um 40 Prozent, bei Lungenkrebs um 30 Prozent, bei Prostatakrebs um zehn Prozent und bei Speiseröhrenkrebs um 60 Prozent. Die Auswirkungen bei Bauchspeicheldrüse, Magen und Gehirn waren aufgrund der geringeren Sterbezahlen schwer zu quantifizieren. Für eine Aussage über Brustkrebs oder Eierstockkrebs lagen ebenfalls keine ausreichenden Daten vor. Tägiche Dosis von 75 Milligramm Die Autoren gehen davon aus, dass für gesicherte Aussagen nicht genug Frauen an den Tests teilgenommen haben. Großangelegte Studien zur Untersuchung der Auswirkungen bei diesen Krebsarten sind in Vorbereitung. Rothwell betont, dass er gesunde Menschen mittleren Alters nicht dazu aufrufe, sofort mit der Einnahme von Aspirin zu beginnen. Es könne jedoch eine Überlegung wert sein. Laut Studie ist eine tägliche Dosis von 75 Milligramm ausreichend. Das ideale Alter, mit der Einnahme zu beginnen, liege zwischen 45 und 50 Jahren. Eingenommen werden sollte das Medikament für einen Zeitraum von rund 25 Jahren. Für die in The Lancet http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(10)62110-1/abstract veröffentlichte Studie wurden die Daten von rund 25.000 Patienten ausgewertet, die zum Großteil aus Großbritannien stammten. Experten wie Peter Elwood von der Cardiff University erklärten laut BBC, dass die Vorteile der Einnahme häufig die Risiken wie Blutungen ausglichen.

Herpes-Virus endlich unter Kontrolle?!

Das humane Herpesvirus 6 ist beim
Menschen weit verbreitet. In der Regel wird es vom Körper unter
Kontrolle gehalten, bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem kann es
aber zu Krankheiten führen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am
Helmholtz Zentrum München, Mitglied im Deutschen Zentrum für
Infektionsforschung (DZIF), haben nun Virusbestandteile identifiziert,
an denen so genannte Killer-T-Zellen angreifen können – ein möglicher
Ansatz für neue Therapien, wie sie in ‚PLOS Pathogens‘ berichten.

Die
meisten Menschen erwerben das humane Herpesvirus 6, kurz HHV-6, bereits
in der frühen Kindheit. Es handelt sich dabei um einen entfernten
Verwandten des Herpes-Simplex-Virus, das die bekannten Bläschen im
Mundbereich verursacht, hat aber ganz andere Auswirkungen. Die Infektion
mit HHV-6 kann im Säuglings- oder frühen Kleinkindalter zum sogenannten
Dreitagefieber führen. Später verbleibt das Virus lebenslang im Körper.
Obwohl es im Allgemeinen die Gesundheit nicht beeinträchtigt, vermutet
man, dass HHV-6 zur Entstehung von Autoimmun­erkran­kungen und des
chronischen Erschöpfungssyndroms (englisch: chronic fatigue syndrome)
beitragen kann. Gesichert ist: Patienten mit stark geschwächtem
Immunsystem, beispielsweise nach Transplantationen, haben
Schwierigkeiten, das Virus unter Kontrolle zu halten. Das kann zu
schwersten Schädigungen verschiedener Organe führen.

Killer-T-Zellen erkennen 16 verschiedene Virusstrukturen

Um diesem Risiko entgegenzuwirken,
beschäftigen sich Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München damit,
wie das Immunsystem das Virus in Schach hält. „Wir studieren den
Werkzeugkasten des Immunsystems“, erklärt PD Dr. Andreas Moosmann, der
in der Abteilung Genvektoren die DZIF-Forschergruppe HOCOVLAR* leitet.
„Und wir haben ein paar interessante neue Werkzeuge entdeckt, die wir
bereits nachbauen konnten.“

Konkret untersuchten die Forscher, welche
Strukturen des Virus die Killer-T-Zellen bevorzugt angreifen. Sie können
infizierte Zellen zerstören und so die Vermehrung des Virus im Körper
verhindern.

Angeführt von Erstautorin Larissa Martin und
Doktorandin Alexandra Hollaus entdeckten die Forscher 16 Strukturen des
Virus, an denen HHV-6-spezifische Killerzellen andocken und angreifen
können. Dazu durchsuchten sie den Erreger zunächst digital mit Hilfe
eines Algorithmus, der knapp 300 mögliche Angriffsstellen
identifizierte**. Weitere Analysen reduzierten den Kreis auf 77
Möglichkeiten. Den Wissenschaftlern gelang es, gegen 20 davon
entsprechende T-Zellen herzustellen, von denen 16 tatsächlich ihr Ziel
binden und die infizierte Zelle zerstören konnten.

„Es können offenbar sehr unterschiedliche
Virusproteine als Zielstruktur für das Immunsystem dienen“, so Andreas
Moosmann. „Zudem beobachten wir bei gesunden Personen regelmäßig
T-Zellen gegen diese Strukturen genauso wie bei
Transplantationspatienten, die das Virus in Schach halten können.“ "Wir
sind nun dabei, dies bei einer größeren Zahl von Patienten zu
überprüfen", fügt PD Dr. Johanna Tischer hinzu – sie ist
Transplantationsmedizinerin am Klinikum Großhadern***. Langfristig
wollen Andreas Moosmann und sein Team die Erkenntnisse für neue
Therapien nutzbar machen: „Ein Ausbruch des Virus könnte möglicherweise
verhindert werden, indem man Patienten HHV-6-spezifische Killer T-Zellen
verabreicht. Bis dahin haben wir aber noch ein gutes Stück Arbeit vor
uns.“

Weitere Informationen

*
HOCOVLAR steht für Host Control of Viral Latency and Reactivation
(sinngemäß: Unterdrückung der Virus-Latenz und Virus-Reaktivierung durch
den Virusträger). Die Forscher beschäftigen sich mit der T-Zell-Antwort
auf weit verbreitete menschliche Viren wie das Epstein-Barr-Virus, das
Cytomegalievirus  oder eben HHV-6. Langfristiges Ziel ist es,
T-Zell-basierte Therapien zu entwickeln, um Krankheiten zu verhindern
und zu heilen, die durch diese Viren verursacht werden. Weitere
Informationen unter www.helmholtz-muenchen.de/hocovlar

** Bei diesen Strukturen handelt es sich um
Peptide, also Bruchstücke von Proteinen des Virus – auch Viren bestehen
zum guten Teil aus Proteinen. Die Peptide entstehen, wenn Proteine des
Virus im Inneren der infizierten Zelle abgebaut werden. Diese Peptide
werden dann, immer noch im Zellinneren, an menschliche Proteine
gebunden, die HLA-Moleküle genannt werden. Die Verbindung aus
Virus-Peptid und HLA-Molekül wird dann an die Oberfläche der Zelle
transportiert und dort präsentiert. Wenn dazu passende T-Zellen eine
solche Verbindung auf der Oberfläche einer Zelle vorfinden, dann
erkennen sie daran die infizierte Zelle, werden gegen sie aktiv und
leiten ihre Abtötung ein.

*** PD Dr. Johanna Tischer ist Oberärztin und
leitet die Abteilung für hämatopoetische Stammzelltransplantation der
Medizinischen Klinik III des Klinikums der Universität München.

Hintergrund:
T-Zellen
vermitteln die zelluläre Immunabwehr. Werden im Organismus Antigene
erkannt, also körperfremde Strukturen wie z.B. Bestandteile von
Erregern, beginnt ein Differenzierungsprozess der T-Zellen, um die
verschiedenen Abwehrfunktionen auszuführen. Ein wichtiger Typ von
T-Zellen sind die CD8+ T-Zellen. Diese sind zytotoxischen
Effektor-Zellen, die infizierte bzw. veränderte Zellen im Körper
abtöten. Nach Abklingen der Infektion können Effektor-Zellen sich zu
Memory-Zellen entwickeln, die als immunologisches Gedächtnis dienen.

Allergien: Darmbakterien als neuer Therapieansatz

pte20140826012 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie

Allergien:
Darmbakterien als neuer Therapieansatz

Clostridien
haben bei Mäusen Überreaktion durch Erdnüsse verhindert

(pte012/26.08.2014/10:30) – Bakterien, die
natürlich im menschlichen Verdauungssystem vorkommen, können laut einer Studie
der University of Chicago http://uchicago.edu helfen, Allergien zu verhindern. Das Team
um Cathryn Nagler hat nachgewiesen, dass Clostridien bei Mäusen eine Allergie
gegen Erdnüsse blockieren können. Das könnte eines Tages auch einen neuen
Behandlungsansatz ermöglichen. Angedacht ist, die Bakterien entweder in
Tablettenform zu verabreichen oder ihre Wirkung mit einem Medikament zu
erzielen.

Bakterien umgeben den Körper

Auf jede Zelle im menschlichen Körper
entfallen rund zehn Bakterien, die entweder in oder auf uns leben. Es gibt
immer mehr Hinweise darauf, dass dieses Mikrobiom eine Rolle beim weltweiten
Ansteigen der Allergien spielt. Die Wissenschaftler führten ihre Experimente an
Mäusen durch, die in einer absolut sterilen Umgebung aufgewachsen waren und
über keine Bakterien im Darm verfügten.

Die ausgewählten Tiere hatten eine starke
Immunreaktion auf Erdnüsse. Eine Allergie kann bei manchen Menschen sogar zum
Tod führen. Das Team untersuchte, ob das Hinzufügen verschiedener Bakterien im
Verdauungstrakt der Mäuse Auswirkungen mit sich brachte. Nur Clostridien, dazu
gehören auch krankheitserregende Bakterien wie C. difficle, konnten jedoch eine
allergische Reaktion verhindern.

Mikrobiom für vieles
verantwortlich

Laut Nagler ist es für ein Allergen
entscheidend, in den Blutkreislauf zu gelangen – genau das verhindern aber
diese Bakterien. Die Experten hoffen nun, dass der Einsatz dieser Bakterien
auch bei der Desensibilisierung helfen kann. Dabei werden regelmäßig winzige
Mengen der Substanzen verabreicht, die eine Allergie auslösen. Dieser Vorgang
wird so lange fortgesetzt, bis das Immunsystem sich daran gewöhnt hat.

Frühere Studien haben bereits darauf hingewiesen,
dass das Mikrobiom bei zahlreichen Erkrankungen von Fettleibigkeit bis hin zu
Autismus eine Rolle spielen könnte. Nagler kann sich das durchaus vorstellen:
"Wir haben uns gemeinsam mit unseren Mikrobiota entwickelt, und sie haben
einen enormen Einfluss auf unsere Gesundheit."

Ultraschall erkennt Blinddarmentzündung & Co. zuverlässig

Bauchschmerzen bei Kindern schonend untersuchen
Ultraschall erkennt Blinddarmentzündung & Co. zuverlässig

Berlin
– Wenn Kinder über Bauchweh klagen, kann sich dahinter eine ernsthafte
Erkrankung wie eine Blinddarmentzündung verbergen. Die Deutsche
Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) empfiehlt gerade
eine medizinische Ultraschalluntersuchung, um den Schmerzen auf den
Grund zu gehen. Die Sonografie erkennt mögliche Erkrankungen
treffsicher, ohne die jungen Patienten mit Schmerzen oder Strahlen zu
belasten. Entscheidend ist dabei die Qualifikation des untersuchenden
Kinderarztes. Warum gerade bei Kindern Ultraschall die erste Wahl sein
sollte, erläutern Experten auf einer Pressekonferenz der DEGUM am 14.
April 2015 in Berlin.

Wird
eine Blinddarmentzündung nicht rechtzeitig operiert, kann dies
lebensbedrohliche Folgen haben. „Es besteht Gefahr, dass der
Wurmfortsatz, ein Anhängsel des Blinddarms, platzt, so dass Darminhalt
und Bakterien in die Bauchhöhle gelangen“, sagt Professor Dr. med.
Michael Melter, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und
Jugendmedizin am Universitätsklinikum Regensburg. „Bei einer akuten
Blinddarmentzündung ist es deshalb so wichtig, dass wir schnell zur
richtigen Diagnose gelangen.“ Dafür setzt der Kindergastroenterologe auf
Ultraschall.

Mit
modernen Ultraschallgeräten können Experten bei mindestens 9 von 10
Kindern mit 95-prozentiger Sicherheit feststellen, ob eine
Blinddarmentzündung vorliegt. „Eine so hohe Erfolgsrate gelingt
allerdings nur in Kliniken, in denen der Ultraschall durch qualifizierte
Kinderspezialisten durchgeführt wird“, betont Melter im Vorfeld der
DEGUM-Pressekonferenz. Was passiert, wenn der Untersucher nicht
ausreichend qualifiziert ist, zeige sich am Beispiel der USA: Dort
würden so viele Blinddarmentzündungen falsch positiv diagnostiziert,
dass bis zu 40 Prozent der Blinddarmoperationen unnötigerweise
durchgeführt werden. Umgekehrt würden 30 Prozent der drohenden
Blinddarmdurchbrüche nicht rechtzeitig erkannt. „Damit wir in
Deutschland flächendeckend hochwertige Ultraschalluntersuchungen
anbieten können, empfehlen wir insbesondere auch Kinderärzten, sich in
der Ultraschallmedizin zu qualifizieren.“ Die DEGUM arbeitet dafür mit
einem Stufenkonzept.

Oft
haben Bauchschmerzen bei Kindern aber auch eine harmlose Ursache, die
nicht einmal im Bauch liegen muss. „Gerade Kleinkinder projizieren viele
Arten von Schmerz auf den Bauchraum, auch wenn sie eine Lungen- oder
Mittelohrentzündung haben“, erklärt der DEGUM-Kursleiter. Ultraschall
bietet eine einfache und schonende Möglichkeit alle Organe von der Leber
bis zum Blinddarm abzubilden und kommt dabei ohne belastende Strahlen
aus. Neben der Blinddarmentzündung zeigen die Schallwellen zum Beispiel
auch, ob eine Durchfallerkrankung, eine Lungenentzündung oder eine
lebensbedrohliche Darmeinstülpung vorliegt. „Was Bauchschmerzen
betrifft, hat das Ultraschallgerät für den Kinderarzt den gleichen
Stellenwert wie das Stethoskop für den Kardiologen“, so Melter. Weitere
Einsatzmöglichkeiten für den Ultraschall erklären DEGUM-Experten auf
einer Pressekonferenz am 14. April 2015 in Berlin.

Die
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein
Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch
auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint mehr als 9
000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten,
Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das
am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin.
Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende
Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM
zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: www.degum.de

Blutspender leben gesünder

Blutspender leben gesünder

Regelmäßiges Blutspenden senkt Blutdruck

Köln,
Oktober 2017 – Bluttransfusionen retten Leben bei schweren Verletzungen
und Infektionen, sind essentieller Bestandteil hochkomplexer
Operationen und helfen zeitnah Patienten mit chronischem Blutverlust.
Voraussetzung dafür ist eine ausreichende Anzahl an Blutspenden, aus
denen die benötigten Blutprodukte gewonnen werden können. Die Anzahl der
Blutspenden in Deutschland geht jedoch seit Jahren zurück. Während im
Jahr 2010 noch 4,9 Millionen Vollblutspenden eingereicht wurden, waren
es im Jahr 2016 laut dem Paul-Ehrlich-Institut nur noch vier Millionen.
Dabei können auch Spender, insbesondere wenn ihr Blutdruck erhöht ist,
von einer Blutspende profitieren. Welchen positiven Einfluss das Spenden
von Blut auf den Blutdruck von Hypertonie-Patienten hat und wie
regelmäßiges Blutspenden das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen
vermindern kann, diskutieren Experten auf der 50. Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie vom
24. bis 27. Oktober 2017 in Köln. 

Weltweit
leiden etwa eine Milliarde Menschen an Bluthochdruck – eine der
wichtigsten Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Menschen, die
regelmäßig zur Blutspende gehen, kennen nicht nur ihren Blutdruck, der
im Rahmen der ärztlichen Untersuchung bei jedem Termin gemessen wird,
sondern erkranken auch seltener an Herzinfarkten als Menschen, die kein
Blut spenden“, sagt Professor Dr. med. Birgit S. Gathof,
Tagungspräsidentin und Leiterin der Abteilung Transfusionsmedizin am
Universitätsklinikum Köln. Das geht aus mehreren Studien hervor, in
denen die gesundheitsfördernden Aspekte des Blutspendens untersucht
wurden.

Professor
Dr. med. Andreas Michalsen, Stiftungsprofessor für klinische
Naturheilkunde am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und
Gesundheitsökonomie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und
Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin
konnte gemeinsam mit anderen Forschern belegen, dass ein direkter
Zusammenhang zwischen Blutverlust durch Aderlass oder Blutspende und
einer Senkung des Blutdrucks besteht. Im Rahmen einer ersten
randomisierten klinischen Studie aus dem Jahr 2012 wurden 60 Patienten
mit metabolischem Syndrom in zwei gleichgroße Gruppen eingeteilt. Der
Testgruppe wurde zu Beginn der Studie sowie vier Wochen später Blut
entnommen; der Kontrollgruppe wurde kein Blut entnommen. Während die
Kontrollgruppe keine relevante Blutdrucksenkung zeigte, verminderte sich
der systolische Blutdruck bei den Patienten der Testgruppe infolge des
Aderlasses erheblich.

Um
zu prüfen, ob sich eine ähnliche Blutdruckminderung auch bei
regelmäßigen Blutspendern einstellt, wurde an der Charité –
Universitätsmedizin Berlin eine Beobachtungsstudie initiiert. 150
Blutspender mit normalem Blutdruck (normotensiv) sowie 150 Blutspender
mit erhöhtem Blutdruck (hypertensiv) wurden über einen Zeitraum von bis
zu vier regulären Blutspenden beobachtet. „Bei den hypertensiven
Probanden konnte sowohl eine Minderung des systolischen als auch des
diastolischen Blutdrucks direkt nach der Blutspende gemessen werden“,
erklärt Michalsen. Bei Blutspendern mit einem mittelschweren
Bluthochdruck (Hypertonie Grad II) konnte nach vier Spenden, also nach
etwa neun bis zwölf Monaten, sogar eine Minderung um 17,1 mmHg
systolisch und 11,7 mmHg diastolisch dokumentiert werden. „Während der
Blutdruck bei den Teilnehmern mit Bluthochdruck sinkt, blieb er bei den
Teilnehmern mit normalem Blutdruck weitestgehend konstant“, beschreibt
Michalsen. Es bestehe für Blutspender mit normalem Blutdruck also nicht
die Gefahr, dass der Blutdruck zu stark absinkt. Durch die
blutdrucksenkenden Effekte profitieren dagegen die Blutspender mit
erhöhtem Blutdruck: „Selbst kleinste Minderungen des Blutdrucks um zwei
bis drei mmHg schützen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in manchen
Fällen sogar zum Tode führen können“, betont Michalsen. „Eine Senkung
des Blutdrucks von zehn mmHg systolisch oder fünf mmHg diastolisch
vermindert das Risiko eines Schlaganfalls und ischämischer
Herzerkrankungen um bis zu 40 Prozent.“

Ein
weiteres Ergebnis der Studie: Die Blutdruckminderung der
Hypertonie-Probanden war umso deutlicher, je häufiger Blut gespendet
wurde. „Anhand von Blutdrucktagebüchern, die uns im Rahmen der Studie
von 65 Blutspendern zur Verfügung gestellt wurden, konnten wir zudem
feststellen, dass die Blutdruckminderung zumeist sechs Wochen anhält,
bis sich eine langsame Reduktion einstellt“, sagt Michalsen. Das
bestätige, dass es sich bei der Verminderung des Blutdrucks als Folge
der Blutspende um einen länger anhaltenden Effekt handelt. „Regelmäßiges
Blutspenden könnte somit zum erfolgreichen Management einer Hypertonie
beitragen“, ergänzt Michalsen.

Aus
einer ergänzenden Befragung aller Studienteilnehmer geht hervor, dass
die gesundheitsbezogene Lebensqualität sich durch regelmäßige
Blutspenden insgesamt steigert. Die Teilnehmer geben an, sich
leistungsfähiger zu fühlen. „Zudem konnten wir eine Verbesserung der
antioxidativen Kapazität – dem Vermögen, freie Radikale zu
neutralisieren – beobachten. Dies könnte implizieren, dass regelmäßige
Blutspender im Vergleich zu ‚Nicht-Blutspendern‘ seltener an Erkältungen
erkranken und eine gesteigerte Immunabwehr aufweisen“, so Michalsen.
„Der Schluss liegt also nahe, dass regelmäßiges Blutspenden positive
Effekte auf das Wohlbefinden im Allgemeinen und die Gesundheit von
Hypertonikern im Besonderen hat.“

Fettleibigkeit – so kann dauerhaft Gewicht reduziert werden

fzm – In Deutschland ist etwa jeder dritte Erwachsene übergewichtig und
sollte aus medizinischen Gründen abnehmen. Konventionelle
Therapiemaßnahmen führen jedoch nur selten zu einer dauerhaften
Reduzierung des Körpergewichts. Dies gilt besonders für so genannte
morbid adipöse Patienten, deren Body-Mass-Index (BMI, bewertet das
Körpergewicht eines Menschen im Verhältnis zum Quadrat seiner Größe)
größer als 40 ist. Vielen dieser Patienten kann durch einen operativen
Eingriff geholfen werden, über einen langen Zeitraum abzunehmen. Die
aktuelle Ausgabe der "Zeitschrift für Allgemeinmedizin" (Georg Thieme
Verlag, Stuttgart. 2006) informiert über chirurgische Maßnahmen, die in
der Praxis inzwischen erfolgreich zur Therapie von Fettleibigkeit
eingesetzt werden.

Die Ziele der Adipositas-Therapie bestehen nicht nur darin, das Gewicht
der Patienten zu reduzieren um ihr äußeres Erscheinungsbild zu
verbessern. Vielmehr geht es auch darum, die mit dem Übergewicht
assoziierten Krankheiten wie beispielsweise Diabetes,
Herz-Kreislauferkrankungen oder Arthrose zu behandeln. "Insbesondere
bei Patienten mit starkem Übergewicht bleiben konservative
Therapiebemühungen im Langzeitverlauf jedoch meist erfolglos", erklärt
Dr. med. Ernst von Dobschütz von der Abteilung für Allgemein- und
Viszeralchirurgie der Uniklinik Freiburg. „Die Betroffenen finden meist
erst den Weg zu einer operativen Therapie, nachdem Folgeschäden am
Skelett eingetreten sind.“ Durch die Weiterentwicklung der operativen
Methoden können die meisten Verfahren heute mit minimal-invasiven
Techniken durchgeführt werden. Als besonders erfolgreiche Maßnahme
erwies sich in der Vergangenheit das Anlegen eines verstellbaren
Magenbands aus Silikon, das das Volumen des Magens verkleinert. Bei
diesem Verfahren wird die Aufnahmekapazität des Magens verringert,
wodurch sich bei dem Patienten ein frühes Sättigungsgefühl einstellt.
Für Patienten mit extremem Übergewicht hat sich das so genannte
Bypassverfahren bewährt, bei dem bestimmte Abschnitte des Dünndarms
ausgeschaltet werden. Damit verkürzt sich die Verweildauer der Nahrung
im Verdauungstrakt, wodurch ebenfalls Gewicht reduziert wird.

"Die Adipositaschirurgie sollte in jedem Fall nur nach einer strengen
Indikation durch mehrere Ärzte aus verschiedenen Disziplinen
durchgeführt werden", betont Dr. von Dobschütz. "Zudem sollten die
Patienten nach der Operation bis an ihr Lebensende weiter betreut
werden – im besten Fall auch durch den Hausarzt." Nur so könne
garantiert werden, dass Spätfolgen der Adipositaschirurgie, wie
beispielsweise Mangelerscheinungen, erkannt und rechtzeitig therapiert
werden.

Dr. med. Ernst von Dobschütz

Adipositaschirurgie – Von der Standardtechnik zur patientenorientierten Operation

Zeitschrift für Allgemeinmedizin 2006; 82: S. 118-123