Fettleibigkeit – so kann dauerhaft Gewicht reduziert werden

fzm – In Deutschland ist etwa jeder dritte Erwachsene übergewichtig und
sollte aus medizinischen Gründen abnehmen. Konventionelle
Therapiemaßnahmen führen jedoch nur selten zu einer dauerhaften
Reduzierung des Körpergewichts. Dies gilt besonders für so genannte
morbid adipöse Patienten, deren Body-Mass-Index (BMI, bewertet das
Körpergewicht eines Menschen im Verhältnis zum Quadrat seiner Größe)
größer als 40 ist. Vielen dieser Patienten kann durch einen operativen
Eingriff geholfen werden, über einen langen Zeitraum abzunehmen. Die
aktuelle Ausgabe der "Zeitschrift für Allgemeinmedizin" (Georg Thieme
Verlag, Stuttgart. 2006) informiert über chirurgische Maßnahmen, die in
der Praxis inzwischen erfolgreich zur Therapie von Fettleibigkeit
eingesetzt werden.

Die Ziele der Adipositas-Therapie bestehen nicht nur darin, das Gewicht
der Patienten zu reduzieren um ihr äußeres Erscheinungsbild zu
verbessern. Vielmehr geht es auch darum, die mit dem Übergewicht
assoziierten Krankheiten wie beispielsweise Diabetes,
Herz-Kreislauferkrankungen oder Arthrose zu behandeln. "Insbesondere
bei Patienten mit starkem Übergewicht bleiben konservative
Therapiebemühungen im Langzeitverlauf jedoch meist erfolglos", erklärt
Dr. med. Ernst von Dobschütz von der Abteilung für Allgemein- und
Viszeralchirurgie der Uniklinik Freiburg. „Die Betroffenen finden meist
erst den Weg zu einer operativen Therapie, nachdem Folgeschäden am
Skelett eingetreten sind.“ Durch die Weiterentwicklung der operativen
Methoden können die meisten Verfahren heute mit minimal-invasiven
Techniken durchgeführt werden. Als besonders erfolgreiche Maßnahme
erwies sich in der Vergangenheit das Anlegen eines verstellbaren
Magenbands aus Silikon, das das Volumen des Magens verkleinert. Bei
diesem Verfahren wird die Aufnahmekapazität des Magens verringert,
wodurch sich bei dem Patienten ein frühes Sättigungsgefühl einstellt.
Für Patienten mit extremem Übergewicht hat sich das so genannte
Bypassverfahren bewährt, bei dem bestimmte Abschnitte des Dünndarms
ausgeschaltet werden. Damit verkürzt sich die Verweildauer der Nahrung
im Verdauungstrakt, wodurch ebenfalls Gewicht reduziert wird.

"Die Adipositaschirurgie sollte in jedem Fall nur nach einer strengen
Indikation durch mehrere Ärzte aus verschiedenen Disziplinen
durchgeführt werden", betont Dr. von Dobschütz. "Zudem sollten die
Patienten nach der Operation bis an ihr Lebensende weiter betreut
werden – im besten Fall auch durch den Hausarzt." Nur so könne
garantiert werden, dass Spätfolgen der Adipositaschirurgie, wie
beispielsweise Mangelerscheinungen, erkannt und rechtzeitig therapiert
werden.

Dr. med. Ernst von Dobschütz

Adipositaschirurgie – Von der Standardtechnik zur patientenorientierten Operation

Zeitschrift für Allgemeinmedizin 2006; 82: S. 118-123