Archiv der Kategorie: Klassische Medizin

Hilfe bei Herzkammerflimmern?!

Viele Defibrillatoren für wenige Wiederbelebungen

Information von den Herztagen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Berlin

Berlin (pts010/12.10.2017/10:30) – Kammerflimmern
bedeutet rasend schnelle, chaotische Kontraktionen des Herzmuskels, die
innerhalb kürzester Zeit zum plötzlichen Herztod führen – sofern nicht
rechtzeitig die elektrische Notbremse gezogen wird. Diese besteht in
einem Stromstoß mit dem Defibrillator. "Je kürzer das Zeitfenster
zwischen dem Beginn des Kammerflimmerns und der Schockabgabe ist, desto
besser sind die Chancen des Betroffenen, das Ereignis zu überleben und
dies vor allem auch ohne Folgeschäden", sagt Prof. Dr. Hans-Joachim
Trappe von der Medizinischen Klinik II der Ruhr-Universität Bochum bei
den Herztagen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in
Berlin. Studiendaten zeigen, dass bei Patienten, die innerhalb einer
Klinik Kammerflimmern entwickelten, die Überlebensrate 24 Stunden nach
dem Ereignis 55 Prozent betrug, wenn der Schock maximal zwei Minuten
nach dem Erkennen der Situation abgegeben wurde. Vergingen mehr als zwei
Minuten, waren die Chancen signifikant schlechter.

Um solche Erfolge auch dann zu ermöglichen, wenn
Personen außerhalb des Krankenhauses Kammerflimmern erleiden, wurden
automatisierte externe Defibrillatoren (AED) entwickelt, die auch von
Laien sicher eingesetzt werden können. Diese Geräte messen selbständig
das EKG und schlagen die adäquate Intervention vor: einen vom Gerät
abgegebenen Schock bei Kammerflimmern bzw. eine manuelle
Herzdruckmassage bei Asystolie, um das Fehlen jeglicher Herzaktion zu
überbrücken. Liegt der Bewusstlosigkeit des Betroffenen gar kein
Herzproblem zugrunde, so zeigt der AED dies ebenfalls an und verabreicht
keinen Schock. Prof. Trappe: "Ist in einer Erste-Hilfe-Situation ein
AED verfügbar, so sollte er auch eingesetzt werden. Bis zum Anbringen
der Elektroden sollten konventionelle Reanimationsmaßnahmen, also
Herzdruckmassage und Beatmung, durchgeführt werden."

Was öffentliche Defis bewirken

Weltweit – so auch in Deutschland – wurden in den
vergangenen Jahren zahlreiche AED-Projekte gestartet und viele
öffentliche Plätze wie U-Bahnstationen, Freibäder und Sportstadien mit
automatisierten externen Defibrillatoren ausgestattet. Prof. Trappe:
"Angesichts der bisherigen Erfahrungen lässt sich die Frage, ob die
Anschaffung einer möglichst großen Anzahl von AED ein Erfolg war, nur
schwer eindeutig beurteilen." Einerseits zeigen Daten beispielsweise aus
dem ländlichen Italien, dass die Reanimation durch Laienhelfer mit AED
zu einer deutlichen Verkürzung der Zeit bis zum Beginn von
Reanimationsmaßnahmen sowie zu einer Verbesserung der Ergebnisse geführt
hat. Andererseits zeigen Erfahrungen aus Deutschland, dass AED nur sehr
selten eingesetzt werden. So wurde etwa der Landtag von
Nordrhein-Westfalen bereits 2003 mit AED ausgestattet und mehr als 50
Angestellte im Umgang mit diesen Geräten geschult, doch kam es bis heute
unter mehr als einer Million Besuchern nicht zu einem einzigen
AED-Einsatz. Auf dem Rhein-Main-Flughafen Frankfurt sind mittlerweile
mehr als 80 Geräte verfügbar. In den Jahren 2003 bis 2015 wurden mehr
als 500 Millionen Passagiere abgefertigt. Es kam bei 25 Personen zu
Reanimationen unter AED-Einsatz. Das allerdings mit sehr gutem Erfolg:
16 der Reanimierten überlebten.

"Es ist unbestritten, dass der AED ein sicheres
therapeutisches Konzept ist, ein gefährliches Kammerflimmern zu beenden.
Auch die Handhabung eines AED ist sicher, die Schockabgaben bei
Kammerflimmern adäquat und Fehlentladungen nicht möglich. Insofern
wurden die Erwartungen sicher erfüllt. Es gibt aber auch nicht erfüllte
Erwartungen, die zu einer spürbaren Zurückhaltung gegenüber der
AED-Euphorie geführt haben", gibt Prof. Trappe eine differenzierte
Einschätzung: "Die Zahl der erwarteten AED-Einsätze war sicher höher als
das im Alltag erfüllt wurde. Die Ausstattung von großen Sportstadien,
Einkaufsmärkten und ähnlichen öffentlichen Orten hat bei keinen oder
wenigen AED-Einsätzen zu Fragen der Kosten-Nutzen-Relation unter
finanziellen Aspekten geführt. Und schließlich wurde in einzelnen
Fallberichten darauf hingewiesen, dass Reanimationen nicht erfolgreich
waren, weil statt unverzüglicher konventioneller
Wiederbelebungsmaßnahmen erst ein AED gesucht wurde."

Bewusstsein für Herzdruckmassage schärfen

Dennoch habe der automatisierte externe Defibrillator
seinen Stellenwert, zumal mehrfach in Studien gezeigt wurde, dass
öffentlich zugängliche Defibrillatoren die ansonsten schlechten
Überlebenschancen von Menschen mit Kammerflimmern deutlich verbessern
können, so Prof. Trappe: "Die Bemühungen sollten deshalb darauf
abzielen, den Defibrillator in das allgemeine Bewusstsein zurückzuholen.
Zugleich muss auch das Bewusstsein für konventionelle Maßnahmen wie die
Herzdruckmassage wieder geschärft werden. Dann wird es gelingen, mehr
Menschen vor einem plötzlichen Herztod zu bewahren."

Informationen:

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie

Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)

Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030/206 444 82

Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211/600 692 43

E-Mail. presse@dgk.org

Gen-Forschung der Spitzenklasse

Gen-Forschung der Spitzenklasse – Lepra eröffnet tiefe Einblicke in menschliche DNA

Erste Fall-Kontroll-Studie
an mittelalterlichem Erbgut bietet neue Erkenntnisse über historische
Epidemien und deren mögliche Auswirkungen auf heutige
Entzündungskrankheiten

Lepra war bis ins späte
Mittelalter weit verbreitet. Im 16. Jahrhundert verschwand die
ansteckende Infektionskrankheit fast vollständig aus Europa, noch bevor
Antibiotika für die medizinische Behandlung erfunden waren. Die
genetische Ausstattung des Bakteriums Mycobacterium leprae änderte sich im Laufe der Zeit nicht wesentlich, stattdessen wird nun
vermutet, dass sich das Genom von Europäerinnen und Europäern angepasst
hat. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forschungsteam unter
Leitung von Professor Ben Krause-Kyora vom Institut für Klinische
Molekularbiologie (IKMB) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
(CAU).

Weltweit erkranken jedes
Jahr noch über 200.000 Menschen an der inzwischen heilbaren Krankheit,
vor allem in Brasilien, Indien und Indonesien. Während der Epidemie im
europäischen Mittelalter wurden Betroffene in Pflegeeinrichtungen
isoliert und auf separaten Friedhöfen begraben. Die Knochen von 85
besonders schwerwiegenden Lepra-Fällen aus dem 12. und 13. Jahrhundert
in Odense, Dänemark, dienten dem Forschungsteam als Ausgangsmaterial für
die weltweit erste auf alter DNA (aDNA) basierende
Fall-Kontroll-Studie. Ihre Proben verglichen sie mit Proben von 223
mittelalterlichen dänischen und norddeutschen Skeletten, die keine
Spuren von Lepra aufwiesen. Professorin Almut Nebel (IKMB), Professor
Jesper L. Boldsen von der Universität Süddänemark und Dr. Tobias Lenz
vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön beteiligten sich
maßgeblich an der Arbeit. Auch Wissenschaftler der Universität zu Köln
waren Teil des Teams. Gemeinsam wollten sie herausfinden, wie die
Krankheit aus Europa verschwand und wie sich diese Entwicklung genetisch
auf uns auswirkte.  

Anders als in der modernen
Genetik gibt es für die Untersuchung von aDNA keine automatisierten
Methoden. Um das Archivmaterial aus Ausgrabungen zu untersuchen, war
also „Handarbeit“ gefragt, wie Krause-Kyora berichtet. Die Forschenden
befreiten die Proben aus Odense und vom Landesmuseum Schloss Gottorf
zunächst von jeglichen Verunreinigungen. Etwa 50 bis 100 Milligramm
Material von Zähnen und Schädelknochen wurden anschließend im Labor für
Alte DNA analysiert. In den Zähnen fanden die Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen bis zu fünf Prozent menschlicher DNA, die pathogene
Lepra-DNA lag sogar nur im Promillebereich vor. „Dies ist tatsächlich
eine ordentliche Ausbeute. Wir hatten eine hohe Erfolgsquote, weil das
Material sehr gut erhalten ist“, freut sich Krause-Kyora, der als
aDNA-Experte auch Mitantragsteller beim Verbundprojekt ROOTS der
aktuellen Exzellenzstrategie der CAU ist. 

Ihre Analysen zeigen, dass
eine bestimmte Variante des Immun-Gens HLA- DRB1 die Menschen anfälliger
für Lepra machte. Dadurch, dass die Menschen isoliert wurden und
aufgrund der Erkrankung keine Nachkommen bekommen konnten, gaben sie
diesen Risikofaktor nicht weiter. „Die Anpassung des Menschen an dieses
Bakterium über Jahrhunderte könnte dazu geführt haben, dass die
Krankheit langsam verschwand“, erklärt Krause-Kyora, „Dies spricht
dafür, dass die Lepra und auch andere Epidemien der Vergangenheit die
heutige Zusammensetzung unseres Genoms nachhaltig beeinflussten.“

Die HLA-Variante wird heute
mit dem Auftreten von Entzündungskrankheiten in Verbindung gesetzt, wie
Sarkoidose, Colitis ulcerosa, Multiple Sklerose oder auch Typ 1
Diabetes. Das HLA-Antigen führt unter anderem zur Erkennung von
Bakterien und löst eine gezielte Immunreaktion des Körpers aus.
Besonders schlecht gelingt diese Aufgabe der identifizierten
HLA-Variante beim Leprabakterium. Somit kommt es möglicherweise zu einer
weniger erfolgreichen Immunreaktion. „Neben der Genetik spielen auch
Umweltfaktoren eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Erkrankungen“,
sagt Krause-Kyora. „Dennoch ist die Erforschung von historischen
Krankheitsursachen entscheidend, um die Wechselwirkungen zwischen
Krankheitserregern und Mensch, und die daraus resultierenden
Veränderungen in unserem Genom über die Zeit, zu verstehen. Hierbei
stellt unsere Studie einen enormen Fortschritt dar“, ergänzt Lenz,
Leiter der Forschungsgruppe Evolutionäre Immungenomik am MPI für
Evolutionsbiologie in Plön. Die Untersuchung von weiteren Genen des
Menschen sei erforderlich.

Schon jetzt konnte das Team
zehn komplette Lepra-Genome sequenzieren, die belegen, dass die
Diversität des Bakteriums in Odense sehr hoch war. Das heißt, dass mit
infizierten Trägern nicht nur ein Bakterienstamm nach Dänemark gelangt
ist, sondern mehrere aus unterschiedlichen Gegenden. „Eine große
Überraschung“, wie Krause-Kyora betont, denn bisher wussten sie nur von
einem Bakterienstamm in der Region. In Zukunft möchte das Team weitere
Erkrankungen des Mittelalters in verschiedenen Bevölkerungsgruppen
erforschen und dadurch verfolgen, wie sich das Erbgut von Europäerinnen
und Europäern verändert hat.

Originalpublikation:

Ancient DNA study reveals HLA susceptibility

Malaria – Gezielte Angriffe auf den Erreger

fzm – In der Malariaforschung steht möglicherweise ein Durchbruch bevor. Seit vor fünf Jahren das Erbgut des Erregers entschlüsselt werden konnte, hat die Forschung große Fortschritte gemacht. Wir kennen jetzt seine biologischen Schwachstellen, schreibt ein Experte in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007). Mittelfristig könnten Impfstoffe oder Medikamente zur Verfügung stehen, die den Erreger gezielt bekämpfen.

Lange Zeit herrschte Pessimismus bei den Malariaforschern. Der Erreger, Einzeller von der Gattung Plasmodium, hatte sich im Verlauf der Evolution so gut an den Menschen angepasst, dass es kaum einen Ansatzpunkte für eine gezielte Therapie zu geben schien, berichtet Dr. rer. nat. Tim-Wolf Gilberger vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg: Plasmodien kennen eine Reihe von Tricks, um das menschliche Immunsystem zu umgehen. Dazu gehört auch die Vermehrung in den roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Eine "ausgesprochen kluge Wahl", wie Dr. Gilberger findet: Denn die Erythrozyten haben keine Zellkerne. Sie können deshalb keine Signalproteine herstellen, um das Immunsystem zu warnen.

Die Entwicklung von Impfstoffen erschien deshalb aussichtslos. Dies hat sich geändert, sagt der Experte. Die Genforscher haben herausgefunden, dass die Eiweiße der Plasmodien sich zu 50 Prozent von denen des Menschen unterscheiden. Und jeder Unterschied biete im Prinzip einen Ansatzpunkt für eine Behandlung, die dem Erreger schadet, nicht aber dem Menschen.

Derzeit konzentriert sich die Forschung laut Dr. Gilberger auf die wenigen Sekunden, welche die Erreger benötigen, um in die Erythrozyten einzudringen. Dies geschieht in zwei Schritten. Im ersten bindet das Plasmodium an die Oberfläche des Erythrozyten. Dazu benötigt er Eiweiße, die vom Immunsystem erkannt werden können. Für Dr. Gilberger ein möglicher Ansatz für einen Impfstoff, der das Immunsystem auf diese Eiweiße aufmerksam machen könnte. Im zweiten Schritt muss der Erreger die enge Bindung zur Oberfläche des Erythrozyten wieder lösen, um in die Zelle eindringen zu können. Dazu bedient es sich spezieller Eiweiße, sogenannter Proteasen. Eine dieser Proteasen ist bekannt, schreibt Dr. Gilberger. Sie könnte durch ein Medikament gehemmt werden. Ähnlich wie bei HIV-Infektionen, wo Proteasehemmer heute zu den wirksamsten Medikamenten gehören.

Dr. Gilberger erwartet, dass es in den nächsten Jahren zur Entwicklung neuer Medikamente und wirksamer Impfstoffe kommt. Sie könnten für die Menschen in vielen Ländern der Tropen und Subtropen segensreich sein. Denn noch immer sterben jedes Jahr 1-5 Millionen Menschen an den Folgen des Wechselfiebers.
T. Spielmann, T.-W. Gilberger:
Neue Therapieansätze bei Malaria: molekulare Aspekte der Erythrozyteninvasion.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132 (45): S. 2383-2386

Arthritis: Neue Therapie setzt auf Mikrovesikel

Arthritis: Neue Therapie setzt auf Mikrovesikel

Kleine Partikel können tief in den geschädigten Knorpel eindringen

Knie: Mikrovesikel schützen Knorpel (Foto: pixelio.de, Fit-and-Fresh.com)
Knie: Mikrovesikel schützen Knorpel (Foto: pixelio.de, Fit-and-Fresh.com)

London (pte002/30.11.2015/06:05) –

Patienten mit ihren eigenen Mikrovesikeln zu behandeln, darauf setzt ein
neuer Behandlungsansatz gegen Arthritis, den Wissenschaftler des
William Harvey Research Institute http://whri.qmul.ac.uk entwickelt haben. Bei Mikrovesikeln handelt es sich um winzige mit
Flüssigkeit gefüllte Partikel mit einem Durchmesser von rund 0,5 bis
einen Mikrometer, die von den Zellen in großen Mengen freigesetzt
werden.

Gentechnisch verändertes Modell

Es ist bereits bekannt, dass Mikrovesikeln Fette und
Proteine an andere Zellarten weitergeben. Ihre Rolle bei Krankheiten ist
bisher noch kaum erforscht. Laut dem Team um Mauro Perretti neigen
Mikrovesikel, die von bestimmten weißen Blutkörperchen wie Neutrophilen
abgegeben werden, dazu, sich in den Gelenken von Patienten mit
rheumatoider Arthritis anzusammeln.

Was Mikrovesikel tun, wenn sie Gelenke erreichen, das
wollten die Forscher mithilfe eines gentechnisch veränderten
Mäusemodells der Krankheit und Gelenkknorpelzellen von Patienten
herausfinden. Bisher wird vermutet, dass Zellen und andere kleine
Partikel nicht in der Lage sind, in Knorpel einzudringen. Dadurch wird
die Behandlung von Arthritis zu einer Herausforderung. Jetzt zeigte
sich, dass Mikrovesikel, die von Neutrophilen freigesetzt werden, in die
Knorpel gelangen können. Das wäre ein neuer Ansatz für die Behandlung
von Arthritis.

Zellen werden dauerhaft gestützt

Versuchstiere wurden gentechnisch dahingehend
verändert, dass sie über eine verringerte Mikrovesikelproduktion
verfügten. Diese Mäuse wiesen in der Folge eine größere Schädigung der
Knorpel auf. Durch die Behandlung mit Mikrovesikeln wurde der Schaden
geringer. Wurden menschliche Knorpelzellen mit den entsprechenden
Mikrovesikeln behandelt, stützte dies die Zellen. Die Experten
identifizierten mit FPR2/ALX einen Rezeptor, der dabei eine Rolle
spielt.

Laut Perretti könnten Mikrovesikel einen neuen
Behandlungsansatz für eine ganze Reihe von Erkrankungen wie
Osteoarthritis, rheumatoider Arthritis oder Traumata bringen. Die
Patienten mit ihren eigenen Vesikeln zu behandeln, könnte nur einen Tag
im Krankenhaus erfordern. Sie könnten zusätzlich mit anderen Wirkstoffen
wie Omega-3-Fettsäuren ausgestattet werden. Weitere Studien sind jedoch
erforderlich, um festzustellen, ob die gegenwärtigen
Forschungsergebnisse wirklich einen neuen Behandlungsansatz gegen
Arthritis darstellen.

Alzheimer durch Mangel an Dopamin bedingt

Alzheimer stark durch Mangel an Dopamin bedingt

Fehlfunktion des Hippocampus wirkt sich klar auf Stimmungslage aus

 

Gehirn im Scan: Dopamin relevant für gute Funktion (Foto: pixelio.de, Rike)

Rom (pte027/20.04.2017/12:30) – Die
gefürchtete Alterskrankheit Alzheimer steht in direktem Zusammenhang mit
einer durch Dopaminmangel hervorgerufenen Fehlfunktion des Hippocampus.
Zu diesem Schluss kommen Mitarbeiter der Universität Campus Bio-Medico http://www.unicampus.it im Zuge der Durchführung zweier Tierversuche – zum einen die Behandlung
mit L-Dopa, einem Vorprodukt des Dopamins. Zum anderen wurde die
Therapierung mit einem Pharmakon, das den Dopaminabbau verhindert,
getestet.

Auffälligkeiten im Verhalten

In beiden Fällen der Versuche stellte sich
eine rasche und vollständige Erholung der Gedächtnisfunktionen ein.
Hinzu kommt eine zweite wichtige Erkenntnis: "Dopaminmangel wirkt sich
entscheidend auf die Stimmungslage des Menschen aus", erklärt
Projektleiter Marcello D’Amello. Der volkstümlich auch als Glückshormon
bekannte Neurotransmitter ist entscheidend für die Funktionstüchtigkeit
des Hippocampus.

Wird diese Gehirnregion nicht ausreichend mit
Dopamin versorgt, führt das zum nachlassenden Interesse am Alltagsleben
bis hin zu Appetitlosigkeit und Depressionen. Diese Erscheinungen dienen
deshalb als ein erster Alarm zur Früherkennung von Alzheimer. "Noch
unbeantwortet ist damit die Frage, aus welchem Grund die
Dopaminproduktion aussetzt", so der italienische Wissenschaftler
abschließend.

Frühe Diagnose entscheidend

Zur Diagnose sollten am besten Techniken der
magnetischen Resonanz eingesetzt werden, die bestimmte, bei der
Untersuchung der Schizophrenie übliche Algorithmen verwenden.
Signifikante Stimmungsänderungen sind leicht erkennbare und deshalb
frühzeitig therapierbare Krankheitsbilder, bevor es auch zu kognitiven
Störungen und schließlich zum Gedächnisverlust kommt. Allein in Italien
sind rund 600.000 Menschen von Alzheimer betroffen.

Minimal-invasive Operationen im Bauchraum

Mehr Sicherheit für Patienten durch Qualifikation

Bochum – Minimal-invasive Eingriffe im Bauchraum sind für Patienten vor allem dann sicher und sinnvoll, wenn sie von gut ausgebildeten Chirurgen durchgeführt werden. Allerdings hinkt die Aus- und Weiterbildung minimal-invasiver Chirurgen der rasanten Entwicklung von minimal-invasiven Operationstechniken in vielen Bereichen hinterher. Welche Zusatzqualifikationen notwendig sind und wie Patienten diese erkennen können, erläutern Experten der Deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (DGVC) auf einer Pressekonferenz am 13. September in Bochum.

Minimal-invasive Operationsmethoden sind insbesondere im Bauchraum sinnvoll: Die Technik ermöglicht komplexe Eingriffe ohne großen Bauchschnitt und verringert dadurch die Anzahl von Wundheilungsstörungen. Allerdings ist diese Technik nur dann für den Patienten schonender, wenn der Eingriff komplikationslos verläuft. „Studien zeigen, dass die Lernkurve in der minimal-invasiven Chirugie, auch für erfahrene offene Bauchchirurgen sehr lang ist“, sagt Professor Dr. med. Köckerling, Präsident der DGVC, Hannover. Die Fachgesellschaft hat deshalb bereits vor einigen Jahren das Zertifikat ‚Minimal Invasiver Chirurg’ eingeführt, das die erforderliche Zusatzqualifikation des Chirurgen belegt: Die Qualifikation sieht bisher eine bestimmte Anzahl von Kursen, Hospitationen und minimal-invasiven Operationen vor. Außerdem müssen Mitschnitte zur Begutachtung eingereicht werden. Das Zertifikat wird zukünftig um einen Praxistest ergänzt: Ein erfahrener Experte beobachtet mehrere minimal-invasive Operationen eines Chirurgen, bevor dieser das Zertifikat erhält.

Eine weitere Forderung der DGVC und ihrer Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Minimal Invasive Chirurgie (CAMIC) ist, dass nicht nur die Chirurgen entsprechend qualifiziert sind, sondern auch die Kliniken. Diese müssen beispielsweise über eine geeignete Ausrüstung und Instrumente verfügen und an Maßnahmen zur Qualitätssicherung teilnehmen. „Patienten, die sich einem minimal-invasiven Eingriff im Bauchraum unterziehen werden, können sich ihre Klinik aussuchen. Sie sollten dabei auf die entsprechenden Qualifikationen achten“, empfiehlt Professor Köckerling.

Partnerschaftliche menschliche Gensequenzen in der Analyse

Gensequenzen beider Elternteile

 
Bei der Analyse des
menschlichen Genoms blieben Forscher bisher eine Antwort schuldig: Sie
konnten nicht sagen, wie sich die beiden von Mutter und Vater vererbten
Varianten eines Gens unterscheiden. Dabei erhöht diese Information die
Wahrscheinlichkeit, bestimmte Krankheiten erfolgreich zu behandeln. Die
so genannte dritte Generation von Sequenzierungstechnologien macht dies
nun möglich. Eines der wichtigsten Hilfsmittel für dieses komplexe
Puzzle: Eine spezielle Software, entwickelt von Wissenschaftlern am
Zentrum für Bioinformatik der Universität des Saarlandes. Die
renommierte Fachzeitschrift „Nature Communications“ berichtet daher
gleich zweimal über ihre Forschung.

 
Den Menschen
machen 46 Chromosomen aus. Sie tragen die Gene und definieren das
Erbgut, das sogenannte Genom. Damit sich die Anzahl der Chromosomen
nicht von Generation zu Generation verdoppelt, sind lediglich 23
Chromosomen in der männlichen und weiblichen Keimzelle enthalten, die zu
einer befruchteten Eizelle und damit neuem Leben verschmelzen. Diesen
halben Chromosomensatz bezeichnet man als „haploid“. „Welche
Genvarianten ich von meinem Vater oder meiner Mutter erhalte, kann
darüber entscheiden, ob ich krank werde und auch, wie ich am besten
medizinisch behandelt werden kann“, erklärt Tobias Marschall, Professor
für Bioinformatik an der Universität des Saarlandes. Dort leitet er die
Gruppe „Algorithms for Computational Genomics“ am Zentrum für
Bioinformatik.
 
Analysieren zu können, welche Genvarianten von
welchem Elternteil vererbt wurden und damit den sogenannten Haplotyp zu
bestimmen, ist der neue Quantensprung bei der Sequenzierung des
menschlichen Genoms. Zwei Entwicklungen sind hierfür entscheidend: Zum
einen liefern die sogenannten Sequenziertechnologien der dritten
Generation, etabliert von Unternehmen wie Oxford Nanopore, 10x Genomics
und Pacific Biosciences, eine andere Art von Gendaten. „Durch sie
bekommen wir nun viel längere Gen-Schnipsel und können damit nun endlich
das praktizieren, was wir in der Theorie schon lange studiert haben“,
so Marschall. An der zweiten Voraussetzung ist er aktiv beteiligt. Er
entwickelt die Rechenverfahren, die diese Gendatenberge beherrschbar
machen. Ein Teil davon ist auch in die Software eingeflossen, die
Marschall mit seinen Kollegen entwickelt und auf den Namen „WhatsHap“
getauft hat.
 
„Stellen sie sich ein äußerst schwieriges Puzzle
vor. Mit ‚WhatsHap‘ lösen wir gleich zwei davon und zwar gleichzeitig“,
umschreibt Marschall das Vorgehen der Software. Der Bioinformatiker ist
überzeugt, dass mit Hilfe solcher Programme in absehbarer Zeit die
Bestimmung des Haplotyps ebenso zu einer Routineuntersuchung in
Krankenhäusern wird, wie es die Bestimmung der Blutgruppe bereits heute
ist. Die beiden Aufsätze in der Fachzeitschrift „Nature Communications“
sind für ihn dafür der erste Meilenstein.
 
Die Relevanz dieser
Arbeiten bekräftigte auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG),
indem sie vergangene Woche die finanzielle Förderung von gleich zwei
Projekten bekannt gab, die mit „WhatsHap“ zusammenhängen. Im ersten
Projekt wird Professor Marschall gemeinsam mit Professor Gunnar Klau von
der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf an noch leistungsfähigeren
Rechenverfahren zur Haplotypisierung arbeiten. Im zweiten Projekt
fördert die DFG im Rahmen der Initiative „Nachhaltigkeit von
Forschungssoftware“ die dauerhafte Pflege der WhatsHap-Software und
ebnet so den Weg in den klinischen Alltag. Insgesamt stehen für diese
Projekte 800.000 Euro zur Verfügung, von denen 550.000 Euro an die
Saar-Uni fließen, um dort neue Stellen für Forscher und Entwickler zu
schaffen.
 
Hintergrund: Saarland Informatics Campus (SIC)
Den Kern des Saarland Informatics Campus bildet die Fachrichtung
Informatik an der Universität des Saarlandes. In unmittelbarer Nähe
forschen auf dem Campus sieben weitere, weltweit renommierte
Forschungsinstitute. Neben den beiden Max-Planck-Instituten für
Informatik und Softwaresysteme sind dies das Deutsche Forschungszentrum
für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Zentrum für Bioinformatik, das
Intel Visual Computing Institute, das CISPA Helmholtz-Zentrum i.G. und
der Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“, kurz MMCI.

Solariumverbot für Jugendliche

Jährlich sterben 132.000 Menschen an Hautkrebs


Genf (pte/17.03.2005/14:15) – Geht es nach den führenden Gesundheitsexperten der WHO http://www.who.int/en/, so soll Jugendlichen bis 18 Jahren der Besuch im Solarium verboten werden. Denn die Bestrahlung durch UV-Licht führt bei Jugendlichen, anders als bei Erwachsenen, zu einem erhöhten Risiko einer Hauterkrebserkrankung, berichtet die BBC. “ Als Konsequenz der Besuche im Sonnenstudio konnten wir eine signifikant höhere Zahl an Hautkrebserkrankungen feststellen“, erklärte Kerstin Leitner von der WHO.


Die aktuelle Studie der WHO stellt einen direkten Zusammenhang zwischen der Benutzung von Solarien und dem Anstieg der Hautkrebserkrankungen fest. Schuld daran ist die starke Emission von UV-Licht durch das Gerät, welches die Strahlenmenge des Sonnenlichts an einem normalen Sommertag um das Mehrfache übersteigt. Darunter leide besonders die empfindliche Haut der Jugendlichen, erklären die Experten. Hinter der Beliebtheit der Solarien vermuten die Forscher soziale Gründe. Da in vielen Kulturen ein brauner Teint als modisch und trendig gilt, werden Solarien vor allem jetzt im Frühjahr genutzt um sich für den Sommer vorzubräunen. „In den vergangenen Jahren konnten wir einen steigenden Trend in Bezug auf die Benutzung von Solarien registrieren. Besonders Jugendliche sind zu einer exzessiven Nutzung von Sonnenbänken übergegangen um voll im Trend zu liegen“, erklärte Leitner.


Weltweit registriert die WHO jährlich 132.000 Todesfälle durch bösartige Formen von Hautkrebs. Allein 66.000 Menschen sterben jährlich an der gefährlichsten Form des Hautkrebs, dem so genannten malignem Melanom. Die höchsten Hautkrebsraten finden sich dabei in besonders hellhäutigen Nationen wie Neuseeland, Australien, Nord-Amerika und Nord-Europa. Die WHO fordert nun die Einführung strenger Maßnahmen bei der Benutzung von Solarien, denn bisher haben nur Frankreich und Kalifornien diesbezüglich ein Verbot für Jugendliche verhängt.

Hat der Eid des Hippokrates heute noch eine Bedeutung?

Hat der Eid des Hippokrates heute noch eine Bedeutung?

ENDOKRINOLOGISCHES DISKUSSIONSFORUM

Bochum, 28. November 2016

In vielen unserer Arztpraxen in Deutschland, auch in der des
Referenten, hängt der Eid des Hippokrates aus. Von Patienten wird man
oft darauf angesprochen.  Schon als Medizinstudent wird man mit ihm
bekannt, zumindest in der Vorlesung aus Geschichte der Medizin.

Vor einigen Tagen erschien nun im US-amerikanischen Nachrichtendienst Medscape / Endocrinology and Diabetes eine Befragung von Ärzten (1) zur heutigen Bedeutung des Eides von
Hippokrates, entstanden von bald zweieinhalb Jahrtausenden. Damals gab
es noch keine Krankenversicherungen, keine Gesundheitsindustrie, keine
Krankenhausbetreiber oder  Pharmaindustrie. Der Arzt sollte moralisch
und ethisch in erster Linie, wenn nicht ausschliesslich dem kranken
Menschen verpflichtet sein. Hat dieses Postulat auch heute noch
Gültigkeit? Mitarbeiter des Referenten wurden vor einigen Jahren
angehalten, vor Übernahme einer Chefarztstelle „Zielvereinbarungen“
unterschreiben, der Gemeinsamer Bundesausschuss (GBA) und das AMNOG
greifen in die „Therapiefreiheit“ ein. Welche Bedeutung – wenn überhaupt
– kommt also dem hippokratischen Eid  heute noch zu ? In den USA, im
Unterschied zu Deutschland müssen Mediziner beim Abschluss ihres
Studiums nach meinen Informationen an vielen, wenn nicht den meisten
Universitäten nach wie vor einen Eid in der einen oder anderen Version
des hippokratischen Eides oder angelehnt an diesen leisten.

Unten finden Sie den Original-Fragebogen von U.S. Medscape. Bitte
geben Sie im Anschluss Ihre frei formulierte Meinung ab, ob der Eid des
Hippokrates heute noch zeitgemäss ist oder ein medizinhistorisches
Relikt anzusehen ist.

Danke!

Helmut Schatz

Herzschrittmacher: Gefahr im Kernspintomografen

fzm – Eine Untersuchung im Kernspintomografen kann für Patienten mit Herzschrittmacher oder "Defis" lebensgefährlich sein. Die starken elektromagnetischen Felder können die Software der Geräte stören oder die Batterien schädigen, wie Experimente in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) zeigen. Die Mediziner warnen: Auch neuere Geräte sind nicht sicher.

Kernspintomografen erzeugen starke und schnell wechselnde Magnetfelder, was metallische Gegenstände erwärmt und in Bewegung versetzt. Berichte über Herzschrittmacher, die während der Untersuchung dem Körper einen Stoß versetzen, sind zwar übertrieben, so Dr. Peter Nordbeck von der Universität Würzburg. Eine starke Erwärmung sei jedoch möglich. In den Experimenten, die Nordbeck an menschlichen Phantomen aus Plexiglas durchführte, meldeten vier von acht Herzschrittmachern nach der Untersuchung einen Schaden in der Batterie. Die Geräte forderten einen Austausch, was beim Patienten mit einer Operation verbunden gewesen wäre. Bei drei Geräten kam es darüber hinaus zu einer Störung der Software. Die Geräte forderten einen Neustart ("Reset"). Beim Patienten könnte dies zu einem Ausfall oder auch zu einer Fehlprogrammierung führen, die Gesundheit und Leben der Patienten durchaus gefährden könnten, warnt Nordbeck.

Die Forscher testeten auch fünf "Defis", wie die implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) genannt werden. Sie versetzen dem Herzen im Notfall einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung (Kammerflimmern) einen stärkeren Stromschlag. Erfolgt dieser zum falschen Zeitpunkt, kann ein "Defi" durchaus die Situation verschlimmern. Bei Nordbecks Experimenten traten bei keinem der fünf getesteten ICDs Fehler auf. Dies sei jedoch keine Garantie, dass die ICDs, wie überhaupt neuere Geräte, sicherer seien als ältere Herzschrittmacher, warnt der Mediziner. Es lägen Berichte von ICD-Störungen nach kernspintomografischen Aufnahmen vor. Bei Herzschrittmachern sei es sogar zu Todesfällen gekommen. Auch eine Umprogrammierungen auf den Wartungszustand ("V00-Modus") biete keine Sicherheit, glaubt Dr. Nordbeck. Es existiere derzeit kein nachweislich sicheres Schrittmacher- oder ICD-System, betont der Mediziner. Deshalb sollten die Träger auch nicht im Kernspintomografen untersucht werden. Ausnahmen sieht Nordbeck nur bei Patienten, bei denen eine Untersuchung unverzichtbar ist. Doch sollten auf jeden Fall Maßnahmen für den Notfall getroffen werden.
P. Nordbeck, W. R. Bauer:
Sicherheit von Herzschrittmachern und implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren im Magnetresonanztomographen.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (13): S. 624-628